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MaWiOr
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Halle

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Insgesamt 3573 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2022
Klimt Inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse

Klimt Inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse


ausgezeichnet

Der österreichische Künstler Gustav Klimt (1862-1918) ist einer der bedeutendsten Maler des Jugendstils. Um die Jahrhundertwende vereinte er die verschiedenen Richtungen des internationalen Jugendstils und schuf eine Synthese aus Figuren und Ornamenten. In flächigem Stil gemalt, vermittelten die Gemälde beim Betrachter einen besonders sinnlichen und prunkvollen Eindruck.

Das Museum Belvedere Wien (3.Febr. bis 29. Mai 2023) geht in Zusammenarbeit mit dem Van Gogh Museum Amsterdam (7. Okt. 2022 bis 8. Jan. 2023) mit der bemerkenswerten Ausstellung „Klimt Inspired by van Gogh, Rodin, Matisse“ der Frage nach, wie die westeuropäische Kunst Klimt inmitten einer Lebens- und Sinnkrise neue künstlerische Wege wies. Die Ausstellung zeigt interessante Gegenüberstellungen der Werke Klimts und der Arbeiten, die ihn während des Schaffensprozesses inspirierten. Das ermöglicht dem Besucher eine völlig neue Sichtweise auf das Werk des Malers. Die Schau zeigt neben den Werken der im Titel besonders hervorgehobenen van Gogh, Rodin und Matisse auch bedeutende Arbeiten von Monet, Manet, Munch, Whistler, Toulouse-Lautrec u.a.

Im Hirmer Verlag ist der reich illustrierte Katalog zu dieser Ausstellung erschienen. Im Essayteil wird zunächst eine Übersicht zu „Klimt und seine Zeit“ gegeben, ehe dann renommierte Kunsthistoriker*innen Klimts Schaffen (vom Früh- bis zum Spätwerk) unter dem Aspekt der Inspiration näher beleuchten. Der Kurator Markus Fellinger widmet sich dann auch ausführlich Klimts Rezeption der internationalen Moderne. Für ihn ließ sich Klimt viel offener als die meisten großen Künstler*innen seiner Zeit von anderen Kunstschaffenden inspirieren.

Die historischen Abbildungen und zahlreichen Gemäldereproduktionen (von Klimt und den anderen Künstler*innen) sind in die Texte integriert, wobei die wichtigsten Werke im ganzseitigen Format abgebildet sind. Fazit: eine wegweisende Publikation zu einer eindrucksvollen Ausstellung.

Bewertung vom 31.10.2022
Grashalme
Whitman, Walt

Grashalme


ausgezeichnet

Im Jahr 1855 veröffentlichte der amerikanische Schriftsteller Walt Whitman (1819-1892) einen dünnen Lyrikband unter dem Titel „Leaves of Grass“ (dt. „Grashalme“) im Eigenverlag. Mit den weiteren Auflagen nahm er weitere Gedichte oder Gedichtzyklen auf. Schließlich war innerhalb von 36 Jahren aus dem anfänglichen Lyrikbändchen eine monumentale Gedichtsammlung aus fast 400 Gedichten geworden.

Whitmans Gedichte unterschieden sich fundamental von den bisherigen Lyrikschöpfungen. Er löste sich von Verstraditionen und verwendete freie Rhythmen, die aber einem musikalischen Rhythmus folgten. Eine hymnische und zugleich bahnbrechende Lyrik. Weitere Kennzeichen waren die starke Expressivität und Bildlichkeit der Sprache. Mit seiner kraftvollen und lebensbejahenden Lyrik, einer Mischung aus Fortschrittsglaube und Naturhuldigung, wurde Whitman damit nicht nur zum Neuerer der amerikanischen Poesie sondern auch zum Vorreiter der modernen Lyrik des 20. Jahrhunderts. Wortgewaltig und mit einer bildhaften Sprache feierte er den Menschen und die Schönheit des menschlichen Körpers

Die vorliegende Reclam-Ausgabe bringt eine Auswahl der Gedichte in der bewährten Übersetzung von Johannes Schlaf (1862-1941) aus dem Jahre 1919; ergänzt durch ein Nachwort des deutsch-amerikanischen Schriftstellers Johannes Urzidil (1896-1970).

Bewertung vom 31.10.2022
À la carte
Jägersberg, Otto

À la carte


ausgezeichnet

Mit „Pianobar“ veröffentlichte der Diogenes Verlag einen Sammelband mit Beobachtungen, Anekdoten, Gedankenblitzen und Erinnerungen des deutschen Schriftstellers und Filmemachers Otto Jägersberg. Nun folgt mit „A la carte“ gewissermaßen eine Fortsetzung.

Wieder serviert Jägersberg zahlreiche Denkanstöße, Aphorismen und Kürzestgeschichten. Ob Autobahnraststätte, Kafkas Uhren, Rindswurst am Frankfurter Römer, das Ausfüllen eines Totoscheines oder der Bierkonsum von Goethe … alles (meist kuriose) Themen, über die es sich aber lohnt, Gedanken zu machen. Die meisten Texte sind nur eine halbe Seite lang, manchmal auch nur drei, vier Zeilen. Eben spontane Einfälle, die keinerlei großer Erklärungen bedürfen.. Dieses Mal sind es knapp zweihundert Texte, die zum eigenen Nachdenken anregen. Eine willkommene Ergänzung zu der Lyrik und Prosa von Otto Jägersberg, die ebenfalls im Diogenes Verlag erscheint.

Bewertung vom 31.10.2022
Bei Dämmerung zu lesen
Dickens, Charles

Bei Dämmerung zu lesen


ausgezeichnet

Der Engländer Charles Dickens (1812-1870) war einer der bedeutendsten und produktivsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts – denken wir nur an seine großen Romane „Oliver Twist“, „Nicholas Nickleby“ oder „David Copperfield“. Da seine Erzählungen und Romane stets vor der Buchform in monatlichen Romanheften erschienen, fieberten die Leser*innen regelrecht jeder neuen Fortsetzung entgegen. Daneben war Dickens auch journalistisch tätig. In Zeitungen konnte er erste Prosaskizzen, Parlamentsreportagen oder Kommentare zum Zeitgeschehen unterbringen. Fast im Monatstakt lieferte er Skizzen, Reisebeschreibungen, Satiren, Glossen oder literarische Genrebilder, in denen er die Alltagswelt der Londoner um 1850 beschrieb. Mitunter entstanden die Texte in Zusammenarbeit mit Co-Autoren.

Die Neuerscheinung des Morio Verlages versammelt die besten bei uns unbekannt gebliebenen Dickens-Beiträge, zahlreiche davon erscheinen erstmals auf Deutsch. In dem Text „Sonntag“ beschrieb Dickens z.B. die Freuden des Spazierengehens und Ausflügemachens. Hier ging er auch auf die soziale Kluft zwischen Arm und Reich ein. In der Reportage „Mitten im Herzen Londons“ kritisierte er vor dem Hintergrund der Verlegung eines Londoner Viehmarktes auch die Quälerei von Tieren. Die titelgebende Erzählung „Bei Dämmerung zu lesen“ rührt an reale unerklärliche Phänomene, die bis heute nicht aufgeklärt sind. Das Nachwort „Vehemenz und Sprachwitz“ des Autors und Übersetzer Michael Klein ergänzt die interessante Neuerscheinung.

Bewertung vom 29.10.2022
Gröschner, Annett

"Die Spazier-Gaenge von Berlin"


ausgezeichnet

Anna Louise Karsch (1722-1791) war die erste Frau in Deutschland, die sich ihren Lebensunterhalt mit Schreiben verdienen konnte, und zu ihrer Zeit wohl die berühmteste Dichterin war. Die Wirtstochter Anna Dürbach, geboren in dem schlesischen Flecken Hammer, hatte sich trotz häuslicher Armut beständig weitergebildet. Ihre Gelegenheitsgedichte adressierte sie an viele Empfängerinnen und Empfängern, von einfachen Leuten hin zu bedeutenden Persönlichkeiten.

1761 kam „die Karschin“, wie sie meist genannt wurde, mit ihrer zehnjährigen Tochter Caroline Luise nach Berlin, wo man ihr poetisches Naturtalent und ihre Improvisationsgabe bewunderte. Dank ihrer Förderer wie Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn, Johann Gottfried Herder oder Daniel Chodowiecki gelang ihr hier der endgültige literarische Durchbruch.

In der Neuerscheinung (Heft 71) der Frankfurter Buntbücher beleuchtet die Schriftstellerin und Journalistin Annett Gröschner die bewegenden Jahre der Karsch in Berlin. Hier wurde sie vom „schlesischen Cowgirl zur Liedermacherin Preußens“. Kurz nach ihrer Ankunft in Berlin unternahm sie Spaziergänge, die sie in Gedichten in dem Zyklus „Die Spazier-Gaenge von Berlin“ literarisch festhielt. Der Zyklus machte sie so berühmt, dass selbst der Dichterfürst Goethe sie in Berlin besuchte. Die „Karschin“ mit ihren poetischen Regelverstößen fand er weitaus interessanter als die Ergüsse von „Verspedanten“. Trotz ihrer Berühmtheit musste Karsch lange um ein eigenes Haus in Berlin kämpfen. Erst 1787 bekam sie ein Haus am Hackeschen Markt mit „drey Stokwerk in der Höhe“ von Friedrich Wilhelm II. geschenkt. Annett Gröschner beschreibt detailliert diesen Kampf und was aus dem schwer erkämpften Haus wurde.

Ergänzt werden die interessanten Informationen zur „Karschin“ und zur Berliner Geschich-te des 18. Jahrhunderts durch zahlreiche historische Abbildungen. Fazit: das neue Heft der Frankfurter Buntbücher versucht, das in Vergessenheit Geratene wieder gegenwärtig zu machen.

Bewertung vom 29.10.2022
Die Gartenparty
Mansfield, Katherine

Die Gartenparty


ausgezeichnet

Die neuseeländisch-britische Schriftstellerin Katherine Mansfield (1888-1923), die bereits mit 34 Jahren an Tuberkulose starb, gilt neben dem russischen Novellisten Anton Tschechow als die Begründerin der modernen Kurzgeschichte. Ihre modernen „Short Storys“ sind der Tradition im angloamerikanischen Sprachraum begründeten. Ihr Werk gehört längst zum Kanon der Weltliteratur.

Im Manesse Verlag ist mit „Die Gartenparty“ eine exklusive Auswahl ihrer kleinen Meis-terwerke erschienen. Ihre Erzählungen konzentrieren sich dabei meist auf die detaillierte Beschreibung des Augenblicks. Ihr gelingt es, den entscheidenden Moment einzufangen, in dem sich die ganze Wahrheit offenbart.

Die Auftaktgeschichte „Die Frau im Laden“ aus dem Jahr 1912 ist eine düstere Geschichte über Einsamkeit, Gewalt und Armut und Unwissenheit in der neuseeländischen Wildnis. In der titelgebenden Geschichte „Die Gartenparty“, ihre letzte Geschichte aus dem Jahr 1922 schildert Mansfield die ausgelassene Stimmung eines Gartenfestes, das mit dem Tod eines jungen Mannes endet. Die Geschichte „Wonne“ erzählt von der dreißigjährigen Bertha, die mit ihrem Ehemann Harry eine Dinnerparty in ihrem Haus veranstaltet. Alles verläuft glücklich; doch am Ende erfährt ihre Gefühlswelt einen herben Schlag.

In den 27 Geschichten, die meist in den Jahren 1920 und 1921 entstanden, stehen häufig Frauen im Mittelpunkt, die zwischen der traditionellen Rolle und der Sehnsucht nach Eigenständigkeit leben. Jede Geschichte ist ein wunderbares Kleinod, daher sollte man zu dieser Neuerscheinung (eine Neuübersetzung von Irma Wehrli) greifen, die zudem mit einigen Anmerkungen und einem Nachwort der Schriftstellerin und Übersetzerin Julia Schoch ergänzt wird.

Bewertung vom 28.10.2022
Picasso. Frauen seines Lebens
McCully, Marilyn;Müller, Markus

Picasso. Frauen seines Lebens


ausgezeichnet

Der spanische Maler, Grafiker und Bildhauer Pablo Picasso (1881-1973) war einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Er trieb viele Kunstrichtungen voran. Verschiedene Perioden und Phasen kennzeichneten sein vielseitiges künstlerisches Schaffen. So hinterließ er ein äußerst umfangreiches Werk von zehntausenden Gemälden, Keramiken, Druckgrafiken, Zeichnungen und Skulpturen.

Fast ebenso so umfangreich waren seine Beziehungen zu Frauen. Er hatte zahllose Ge-liebte, Affären und auch zwei Ehefrauen. Die Hirmer-Neuerscheinung skizziert das Leben von zehn Frauen, die Picasso selbst prägten. Heute, da sich die Aufmerksamkeit nicht nur auf die berühmten Persönlichkeiten richtet, erlangt das Interesse am Leben dieser Frauen mehr an Bedeutung. In der reich illustrierten Neuerscheinung werden u.a. Picassos Mutter Maria und seine Schwester Lola vorgestellt. Das Porträt der amerikanischen Schriftstellerin Gertrude Stein aus dem Jahr 1906 markierte eine bedeutende Richtungsänderung in der Porträtmalerei.

Fernande Olivier (1881-1966) war Picassos erste Lebensgefährtin und Muse in den Jahren 1905 bis 1912. Er bildete sie in zahlreichen Werken seiner kubistischen Periode ab. Eva Gouel (1885-1915) war Picassos zweite Lebensgefährtin; mit ihr teilte er eine kurze, aber intensive Zeit seines Lebens. Seine beiden Ehefrauen, die russische Tänzerin Olga Chochlowa und sein meist dargestelltes Modell Jacqueline Roque, spielten nicht nur in seinem Leben sondern auch in seinem Schaffen eine wichtige Rolle. Weitere Musen waren die blutjunge Marie-Thérèse Walter, Dora Maar oder die Malerin Francoise Gilot, die zwei Kinder von ihm hatte. Sie war aber die einzige Frau, die Pablo Picasso je verlassen hat.

Die Frauenpersönlichkeiten werden in Kurzporträts vorgestellt, mit Texten der amerikanischen Kunsthistorikerin Marilyn McCully und des Kurators Markus Müller. Der Schauspieler Olivier Widmaier Picasso, der Enkel des Künstlers, hat außerdem ein Vorwort beigesteuert. Ergänzt wird die interessante Neuerscheinung durch zahlreiche ganzseitige Gemälde- und Graphikreproduktionen von Pablo Picassos Werken.

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Bewertung vom 28.10.2022
Berlin Schlesischer Bahnhof
Berstl, Julius

Berlin Schlesischer Bahnhof


ausgezeichnet

Der Schriftsteller Julius Berstl (1883-1975) trat zunächst in den 1920er Jahren als Dramatiker an verschiedenen Berliner Bühnenauf. Daneben kümmerte er sich besonders um junge Autoren. Aufgrund seines jüdischen Familienhintergrundes wurde gegen ihn nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ein Schreibverbot verhängt. 1936 emigrierte er mit seiner Familie nach England, wo er als Übersetzer und Scriptwriter bei der BBC tätig war. 1951 ging die Familie schließlich nach New York. Die letzten Lebensjahre nach dem Tod seiner Frau verbrachte Berstl in Kalifornien, wo er 1975 starb.

Den Roman „Berlin Schlesischer Bahnhof“ schrieb Berstl bereits zu Beginn der 1930er-Jahre, allerdings konnte er erst 1964 erscheinen. Nun hat der Quintus Verlag eine Neuausgabe des Berlin-Romans herausgebracht. Berstl war sicher von der Montagetechnik in Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ beeindruckt und setzte dieses Stilmittel in seinem Roman ein. Als Handlungsort wählte er den Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahnhof). Dieser war damals Treffpunkt und Zufluchtsstätte für Arbeits- und Obdachlose, Prostituierte und zwielichtige Gestalten. vor allem im Wartesaal 3. Klasse verkehrte die „halbwüchsige Unterwelt“. Unter ihnen fünf Jugendliche: Kurt Heinersdorf, ein von zu Hause getürmter Gymnasiast, der fünfzehnjährige Tanzpalast-Page Paul Mielenz, der seine Anstellung verloren hat, da der Tanzpalast pleite gegangen war, oder der Tischlerlehrling Alfred Schütte, der doch so vertrauenswürdig und nachdenklich ist. Die Suche nach etwas Essbaren, nach einer Schlafstelle oder nach irgendeiner geringfügigen Arbeit bestimmt den Alltag der Halbwüchsigen. Dazu die ständigen Polizeirazzien und die Angst aufgegriffen zu werden.

Schonungslos und unsentimental beschreibt Berstl ihren zehrenden Alltag und ihr Schicksal; sie sind Getriebene der Großstadt und der Zeitumstände. Die Dialoge sind meist im Berliner Jargon gehalten, was die Schilderungen noch realistischer macht. Ergänzt wird die Neuerscheinung zudem durch ein Nachwort des Literaturhistorikers Klaus Völker.

Bewertung vom 27.10.2022
Also sprach Zarathustra
Nietzsche, Friedrich

Also sprach Zarathustra


ausgezeichnet

„Also sprach Zarathustra“ ist das wohl bekannteste Werk des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900). Nietzsche lässt den Einsiedler Zarathustra (benannt nach einem persischen Religionsstifter und Propheten) nach zehnjährigem Einsiedlertum von seinem Berg zu den Menschen eines Dorfes herabsteigen, denen er seine Lehren verkündet. Doch mit der Aufforderung: glaube nicht einfach und folge mir nicht nach, sondern denke selbst und finde deinen eigenen Weg. Im Zentrum der philosophischen Schrift steht die Idee des Übermenschen, an der sich jeder orientieren kann, um über sich selbst hinauszuwachsen, um neue Werte, vielleicht sogar eine neue Welt zu schaffen. Doch Zarathustra wird von den Dorfbewohnern verhöhnt, sodass er beschließt, nicht mehr zum Volke, nur noch zu herausragenden Einzelnen (Jünger) zu sprechen, und er setzt seine Reise fort. Nachdem seine Jünger die Lehre vom Übermenschen verbreiten, zieht sich der alternde Prophet in seine Höhle zurück.

Das Werk besteht überwiegend aus Predigten, Gesängen und (Selbst)gesprächen, die den Leser*innen Zarathustras Lehren anschaulich und kraftvoll vermitteln. In „Also sprach Zarathustra“ stellt sich Nietzsche eine Welt vor, in der der Übermensch die Lehren des toten Christentums überwinden kann, um zu einer größeren ewigen Wiederkunft zu gelangen. Nach vielen Missverständnissen in der Vergangenheit ist das Werk heute Ausdruck unseres Verlangens nach einem sinnerfüllten, lustvollen Leben und offenbart ein neues Selbstverständnis jenseits von Religion und Dogma.

Dieses vitalste Buch der Geistesgeschichte ist jetzt in der kultigen und preiswerten Penguin Edition erschienen – ergänzt mit einem Nachwort der Philosophin und Schriftstellerin Annemarie Pieper. Fazit: Zeitlose philosophische Dichtung, heute aktueller denn je.

Bewertung vom 26.10.2022
Herz der Finsternis
Conrad, Joseph

Herz der Finsternis


ausgezeichnet

Der polnisch-englische Schriftsteller Joseph Conrad (1857-1924) gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er unternahm zahlreiche Reisen durch das britische Kolonialsystem und verarbeitete die Erlebnisse und Erfahrungen in zahlreichen Romanen und Erzählungen. 1890 war Conrad in den Kongo gereist, ein knappes Jahrzehnt später entstand der Roman „Herz der Finsternis“ in knapp zwei Monaten, einem wahren Schreibrausch.

Der Roman ist der Bericht des Erzählers Marlow, der das Kommando auf dem schäbigen Flussdampfer einer belgischen Handelsgesellschaft hat. Er schildert seine Fahrt auf dem Kongo ins Herz Afrikas und ins Herz der Finsternis. Denn es ist auch eine Reise an die finstersten Orte der menschlichen Seele. Hier erlebt er gnadenlose, unverhohlen kommerziell motivierte Ausbeutung der Eingeborenen. Der weiße Eroberer und grausame Despot Kurtz regiert gottgleich und mit einer Brutalität, die Marlow erschreckend findet.

Joseph Conrad prangert in seinem Roman die Gier und Grausamkeit der Kolonialisten an. Jetzt ist das düstere Meisterwerk als preiswertes Taschenbuch in der kultigen Penguin Edition erschienen.