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herzchen.65

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2020
Die Weihnachtsgeschwister
Hennig von Lange, Alexa

Die Weihnachtsgeschwister


gut

Eine nette Geschichte rund um ein spannungsgeladenes Weihnachtsfest

"Die Weihnachtsgeschwister" von Alexa Hennig von Lange ist wie der Titel es bereits vermuten lässt, eine Geschichte rund ums Weihnachtsfest. Wie jedes Jahr fahren die drei Geschwister Elisabeth, Tamara und Ingmar mit ihren Familien zu ihren Eltern um dort gemeinsam das Weihnachtsfest zu feiern. Doch das ist jedes Jahr eine große Anstrengung für alle Beteiligten und es endet wie so häufig im Streit. Die Geschwister haben sich in verschiedene Richtungen entwickelt, haben verschiedene Ansichten und ziehen einander ständig auf. Wieso können sie einander kaum noch ausstehen oder steckt hinter der ganzen Streiterei vielleicht noch ein ganz anderer Grund? Ihre Eltern wollen es nicht länger mit ansehen und ausgerechnet so kurz vor der Bescherung sind sie spurlos verschwunden und eröffnen ihren Kindern damit einen Blick in die Vergangenheit.
Alexa Hennig von Lange erzählt von einem sehr spannungsgeladenen Weihnachtsfest und ich habe mich in ihren Zeilen und der Situation sehr wiedergefunden. Verschiedene Ansichten prallen aufeinander und bauschen einander auf. Man kann sich in alle Charaktere gut hineinversetzen, doch sie sind dann Großteils eher unsympathisch. Sprachlich fand ich es sehr locker und leicht, allerdings hatte ich am Ende so das Gefühl, dass es nur eine halbe Geschichte ist. Für ein tolles Buch fehlen mir weitere Erklärungen und ein richtiger Abschluss. So habe ich es zwar gerne gelesen, aber es ist nun kein Buch, dass ich noch einmal lesen würde. Daher gebe ich ihm auch nur drei Sterne.

Bewertung vom 22.10.2019
Wann wird diese Hölle enden?
Berg, Mary

Wann wird diese Hölle enden?


ausgezeichnet

Das Leben im Warschauer Ghetto

Das Tagebuch der Mary Berg oder "Wann wird diese Hölle enden?" hat mich sehr mitgenommen und zutiefst bewegt und erschüttert. Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das das Warschauer Ghetto überlebt und mit ihren Aufzeichnungen den Nazi-Terror in der Zeit von 1939 bis 1944 schildert. Jeder kennt die Geschichte von Anne Frank, doch hier geht es um eine andere Sichtweise, die polnischen Seite, die Unruhen, das Zusammendrängen der Juden in einzelnen Ghettos in Polen und ihr Leben dort. Ihr Alltag ist geprägt von Terror, Unterdrückung, Hunger und einer erschreckenden Klassenordnung. Marry Berg hatte Glück im Unglück, da ihre Mutter eine Amerikanerin ist, aber Hunderttausende andere starben an Hunger, Elend, wurden wahllos erschossen oder in Internierungslager gesteckt. Dieser Bericht umfasst gerade einmal 5 Jahre und dennoch ist er so gewaltig bedrückend, voller Hoffnung, Angst und einfach nur furchtbar. Ich habe mich häufig gefragt, warum man in der Schulzeit zwar viele unwesentliche Daten und Fakten auswendig lernen muss und solch beeindruckenden Berichte über die Grausamkeiten der damaligen Zeit keine Pflichtlektüre darstellen. Für mich war es eine sehr bereichernde Lektüre und kann ich diese einfach jedem wärmstens ans Herz legen.

Bewertung vom 02.09.2019
Die Leben der Elena Silber
Osang, Alexander

Die Leben der Elena Silber


gut

"Die Leben der Elena Silber" ist ein Buch, das von der eigenen Familiengeschichte Alexander Osangs inspiriert wurde. Kürzlich erschien es auf der Longlist für den deutschen Buchpreis, wahrscheinlich zurecht und doch hat es mir nur bedingt gefallen.
Die Geschichte beginnt mit einem recht aufwühlenden Ereignis. Viktor, Jelenas Vater wird im Februar 1905 in Garbatow, einer kleinen Provinzstadt östlich von Moskau, als Revolutionär auf der Straße hingerichtet und die Familie muss fliehen. Einige Jahre später kehren sie zurück. Jelena verliebt sich in den Berliner Textilingenieur Robert Silber. 1936 folgt sie ihm zunächst nach Berlin, dann nach Schlesien, wo sie dann auch den zweiten Weltkieg überleben. Doch irgendwann verschwindet Robert, Lena und ihre vier Töchter bleiben zurück.

Währenddessen begibt sich 2017 Jelenas Enkelsohn, Konstantin Stein, auf Spurensuche seiner Geschichte. Sein Vater ist dement und erinnert sich nur noch fragmentartig und seine Mutter scheint ihre ganz eigene Version der Geschichte zu haben. Durch Gespräche mit seiner Tante erfährt er weiteres und dennoch bleibt ihm am Ende nur der Weg zurück nach Russland, um der Familiengeschichte auf den Grund zu gehen und um die Wirrungen seines Lebens zu verstehen.
Das 20. Jahrhundert ist gerade für diese Geschichte sehr spannend. Neben Jelana und ihrer Familie geht es um die letzten Ausläufer des russischen Zarenreichs und die Entstehung der Sowjetunion, den zweiten Weltkrieg in Deutschland, die DDR, Flucht, Krieg, konfuse Wirrungen. Osang springt dabei abwechselnd zwischen damals und heute, wobei mich anfangs diese Sprünge ins Altersheim zu Konstantins Vater sehr verwundert haben. Diese großen Sprünge sind leider manchmal eher nervig und verwirrend. Und dann tauchen da neben dem wirklich interessanten Teil der Geschichte ständig Wiederholungen auf. Im Grunde nicht dramatisch und dennoch, konnte ich irgendwann von der Hinrichtung oder dem fehlenden Thema für Konstantins Film nichts mehr hören. Alles zog sich etwas in die Länge und ich habe zwischenzeitlich häufiger die Lust verloren und das Buch zur Seite gepackt. Es ist ein interessanter Generationenroman, aber ich habe schon bessere gelesen.

Bewertung vom 11.06.2019
Der Zopf meiner Großmutter
Bronsky, Alina

Der Zopf meiner Großmutter


gut

Eine eher fragliche Geschichte

"Der Zopf meiner Großmutter" von Alina Bronsky ist die Geschichte einer russischen Patchworkfamilie in Deutschland. Margo versucht mit ihrem Mann Tschingis in Deutschland Fuß zu fassen. Früher war sie groß gefeierte Tänzerin, heute fragt kaum noch jemand nach ihr. Mit im Schlepptau, ihr Enkel Max, den sie vor einfach allem beschützen, bewachen und vor jedem fernhalten möchte. Max ist ihr ein und alles und doch so ein zerbrechliches Kind, das scheinbar nach jedem kleinsten Fehler kaputt gehen könnte. Max ist ihre Aufgabe und so dreht sich alles um ihn, das komische deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten, die noch fraglicheren Menschen, vor denen man sich stets in acht nehmen sollte. Und im ganzen Kuddelmuddel verliebt sich dann auch noch ihr Mann in eine andere Frau. Doch Margo ist so in ihrem Element aus Nörgelei, Wut, Angst, Wahnsinn, dass ihr es erst dämmert, als ihr Mann erneut Vater wird.

Es ist die Geschichte einer Frau, die einst gefeiert nun Angst davor hat, aufs Abstellgleis geschoben zu werden. Der Erzähler und Protagonist Max versucht seinen Weg zu finden und lernt nach und nach die echte Welt kennen, die Margo ihm ständig madig macht. So isst er dann auch Verbotenes, wartet auf den Tod und überlebt. Eigentlich ist er auch weder gebrechlich, noch krank, aber seine Großmutter ist felsenfest davon überzeugt, ihn vor allem schützen zu müssen. Bronskys Roman liest sich recht locker und leicht. Ich fühlte mich bis zur Hälfte auch sehr gut unterhalten, aber dann nimmt der ganze Wahnsinn seinen Lauf und wird mir viel zu abstrus. So kann ich dann am Ende leider auch nicht mehr sagen, dass ich dieses Buch toll finde. Die nörgelige, egozentrische alte Dame habe ich total lieb gewonnen, aber mit dem Kind ihres Mannes, der neuen Familie, dem ständigen Hin und Her, dem plötzlichen neuen Liebhaber und der Depression der anderen Frau, den zahlreichen Lügen usw. wurde mir alles einfach zu viel. Und so kann ich dann leider auch keine wirkliche Empfehlung aussprechen.

Bewertung vom 19.09.2018
Der Blumensammler
Whitehouse, David

Der Blumensammler


ausgezeichnet

"Der Blumensammler" von David Whitehouse war für mich sehr überraschend. Zunächst erwartete ich hier eine Geschichte über ein spannendes Abenteuer bei dem es um die Suche nach bestimmten Blumen ging. Doch am Ende war es dann viel mehr als das. Erinnerungen, Liebe, Freundschaft, Feindschaft, Leben und Seltenheiten sind die Themen die er für mich innerhalb einer wirklich schönen Geschichte vereint.
Es gibt dabei drei Handlungsstränge, aus denen sich am Ende eins ergibt. Nicht sonderlich überraschend und sehr vorhersehbar, aber das war für mich dann auch nicht wirklich schlimm. Peter ist Entrümpler und findet dabei in einem Haus eine seltene Blume hinter dem Spülkasten. Dies ist der Ursprung für seine wachsende Begeisterung für Blumen und er versucht in der Bibliothek entsprechende Informationen und Bücher zu finden. Doch hier erwartet ihn viel mehr, denn in einem Buch ist ein alter Liebesbrief versteckt, der eine Liste von 6 in der Welt recht verstreuten, seltenen Blumenarten enthält.
Er schließt sich einem Blumenfreunde-ZeichenKlub an und lernt dort unter anderem Hein kennen, der ihn in der Suche nach diesen bestärkt. Und natürlich lauern hier die ein oder anderen Gefahren auf die beiden.

Jahrzehnte später sieht Dove immer wieder Erinnerungsfetzen, die vor seinem geistigen Auge die Geschichte des Blumensammlers Peter Manyweathers erzählen. Doch warum? Auch hier entwickelt sich eine spannende Geschichte über Zugehörigkeiten und Erinnerungen.

Was nun die von Professor Cole gefundene Blackbox mit dem Ganzen zutun hat und wie sich das Leben aller wandeln wird, gilt es herauszufinden. Ich hatte jedenfalls sehr viel Freude daran.

Bewertung vom 28.07.2018
Der emotionale Rucksack
Dittmar, Vivian

Der emotionale Rucksack


ausgezeichnet

"Der emotionale Rucksack" von Vivian Dittmar ist eine Anleitung oder besser gesagt ein Arbeitsbuch mit dem man lernen kann mit seinen Gefühlen besser umzugehen oder verdrängte Gefühle besser zu verstehen.
Diesen Ratgeber mag ich sehr gerne und empfehle ihn auch hin und wieder. Es ist eben nicht nur die klassische Auseinandersetzung mit Gefühlen und warum Menschen eben solche Rücksäcke voller Erinnerungen und plötzlich überrollender Gefühlsregungen mit sich tragen. Vivian Dittmar erklärt genau den Ursprung und versucht gemeinsam mit uns an ihm zu arbeiten und den Inhalt unseres persönlichen Rucksacks zu entdecken. Es geht in dem Buch um Fragen wie Mitleid und Selbstmitleid, Kraft, Ursachen und Lenkungen...
Dass dies nicht einfach ist, war von vornherein klar, denn dafür schleppt man ja schon sehr viel täglichen Ballast mit sich rum, doch man lernt damit umzugehen. Man lernt auch zu verstehen, insbesondere dass es manchmal ganz sinnvoll ist wenn uns plötzliche Ereignisse in tiefste Trauer und Freude versetzen. Diese Aufarbeitung ging bei mir nur Schritt für Schritt und mit einigen Pausen zwischen dem Lesen und 'Üben', doch ich greife immer wieder gern auf dieses Buch zurück um an mir selbst weiter zu arbeiten, mich und meine Regungen besser zu verstehen und vielleicht auch anderen anders begegnen zu können.
Die Übungen können manchmal allerdings etwas überrollen, daher sollte man hier etwas vorsichtig sein oder diese gemeinsam mit einem lieben Menschen erarbeiten.

Bewertung vom 24.02.2018
Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


gut

"Frau Einstein will die Geschichte einer hochintelligenten Frau erzählen, deren Licht im überlebensgroßen Schatten von Albert Einstein unsichtbar wurde - die Geschichte von Mileva Marić." Doch nicht nur dies macht Marie Benedicts Roman so besonders, sondern sie zeigt auf sehr eindringliche Art und Weise ein Bild über die damaligen Vehältnisse und der Rolle bzw. Unterordnung der Frau in der Gesellschaft. Mileva Marić, eine einzigartig Frau, die ihren großen Traum einer Karriere im naturwissenschaftlichen Bereich anstrebt doch sich aufgrund ihrer Liebe zu ihrem Mitstudenten Albert Einstein zur Unterordnung und zu einem Leben als Hausfrau und Mutter zwingt. Wer hier einen reinen wissenschaftlichen Roman erwartet, ist hier falsch. Es ist eine Mischung aus Liebes- und Lebensgeschichte. Die Grundlage dieses Romans ist großartig. Zwischenzeitlich finde selbst ich das ständige "mein Doxerl" und "Jonzerl" zwischen Albert und Mileva eher nervig und es nimmt mir etwas die Freude am Ganzen. Auch Milevas Unterwürfigkeit ist nach einiger Weile sehr anstrengend. Zwar spiegelt es wohlmöglich die frühere Situation wieder, aber da es sich um eine fiktive Geschichte, gemischt mit realen Fakten handelt, wünscht man sich doch einen etwas anderen Augenmerk. Man erhofft einzig bis zum Ende, dass sie es schafft sich aus ihrer Naivität und den Fesseln der Unterdrückung zu befreien, ihren eigenen Weg geht und das Ansehen, das ihr zusteht, erlangt. Die Geschichte der Frau hinter Einstein, ihre Liebe, ihre Qualen und Zugeständnisse. Als Filmgrundlage könnte ich mir diesen Roman super vorstellen, aber so lässt mich dieser Roman mit sehr gemischten Gefühlen zurück.