Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Büchermaulwurf
Wohnort: 
Dreieich

Bewertungen

Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 19.01.2023
Dark Clouds
Falk, Thilo

Dark Clouds


sehr gut

Erschreckend realistischer Klima-Thriller
Thilo Falk ist das Pseudonym eines Journalisten und Autors, der sich selbst seit langem für den Umweltschutz einsetzt und schon einiges zu diesem Thema veröffentlicht hat. Aufgrund dieses Backgrounds sind die Schilderungen in seinem Thriller extrem realistisch und manches ist inzwischen in der Realität bereits eingetreten.

Die Handlung spielt in Deutschland in verschiedenen Regionen, die von extremen Wetterereignissen wie Dauerregen und Überschwemmungen heimgesucht werden, die Menschen in den Tod reißen oder aus ihrer Heimat vertreiben. Während die sensible Infrastruktur bereits Schaden nimmt, sehen die zuständigen Behörden und Politiker keinen Handlungsbedarf. Die Wolkenkundlerin Fjella Lange, der IT-Spezialist Arian Fischer und der Schadensgutachter Philip Graf beschäftigen sich auf verschiedene Art mit den katastrophalen Wetterereignissen. Gemeinsam kommen sie zu dem Schluss, dass mehr als der Klimawandel dahinter steckt und in einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit versuchen sie eine noch viel größerer Katastrophe aufzuhalten.

Ich fand das Buch durch die wechselnden Perspektiven sehr spannend und verständlich geschrieben. Die kurzen Kapitel sind jeweils mit einer Uhrzeit und Ortsangabe sowie einem Wetter- Emoji überschrieben, was ich gut fand. Manchen IT-Analysen von Graf oder Fischer konnte ich allerdings nicht immer folgen. Da fehlt mir wohl das Vorwissen. Gut hat mir auch gefallen, dass die Wetterextreme aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurden. So folgen wir auch einer Feuerwehrfrau bei ihren Einsätzen und müssen erleben, zu was Menschen fähig sind, wenn ihre Existenz bedroht ist und einem Familienvater, der sein Haus aufgrund des Dauerregens verlassen muss und mit der kleinen Tochter als Klimaflüchtling durch Deutschland irrt.

Ich fand den Klima-Thriller spannend, interessant und zugleich erschreckend realistisch. Manches, was im Buch als Fiktion beschrieben wurde, ist tatsächlich schon eingetreten, wie die Hochwasserkatastrophe 2021 im Ahrtal. Der Klimawandel schreitet immer schneller voran, das zeigt auch dieser Winter, der bisher viel zu warm war.
Ich kann den Thriller nur wärmstens empfehlen, denn hier wird das brandaktuelle Thema Klimawandel sehr packend thematisiert, wobei es dem Autor gelingt, Fakten und Fiktion perfekt zu verbinden. Es ist ein Buch das nachdenklich macht und mich noch einige Zeit gedanklich beschäftigt hat.

Bewertung vom 13.12.2022
Todesspiel. Die Nordseite des Herzens
Redondo, Dolores

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens


ausgezeichnet

Thriller-Highlight
Die spanische Autorin Dolores Redondo hat mit diesem Buch einen außergewöhnlichen und unglaublich fesselnden Thriller vorgelegt. Ich kannte bisher nur die Verfilmung ihrer Baztan-Trilogie, deren Vorgeschichte sie nebenbei in Rückblicken erzählt. Es ist jedoch kein Muss, die Trilogie vorher gelesen zu haben.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge spanische Kommissarin Amaia Salazar, die gerade ein Austauschprogramm beim FBI absolviert. Sie ist überaus intelligent und besitzt eine außergewöhnliche Beobachtungs- und Kombinationsgabe sowie die Fähigkeit sich sehr gut in Täter hineinversetzen zu können, weswegen Agent Dupree sie zu den Ermittlungen in einer außergewöhnlichen Mordserie hinzuzieht. Ein Serienmörder, der immer nach einer Naturkatastrophe zuschlägt und ganze Familien tötet. Amaia folgt mit ihren amerikanischen Kollegen der Spur des „Komponisten“, die sie bis nach New Orleans führt, das sich dem schlimmsten Hurrikan seiner Geschichte gegenübersieht. Im Chaos von Katrina versuchen sie den „Komponisten“ endlich zu stellen, nicht ohne dabei in die Abgründe der eigenen Vergangenheit zu schauen.

Der flüssige Schreibstil der Autorin war eingängig und es gelang ihr eine düstere und unheilvolle Atmosphäre zu erzeugen, die in New Orleans mit der wachsenden Bedrohung immer beklemmender wird. Die Geschichte entwickelte einen regelrechten Sog, so dass ich das Buch kaum zur Seite legen mochte. Die ungewöhnliche Idee eines Serienmörders, der Naturkatastrophen nutzt, um im anschließenden Chaos danach seine Taten zu verschleiern konnte mich überzeugen.
Die außergewöhnliche und packend inszenierte Handlung mit der scharfsinnigen und zugleich verletzlichen Ermittlerin machten den Thriller für mich zu einem absoluten Lesehighlight dieses Jahres. Ich werde auf jeden Fall auch noch die Baztan-Trilogie lesen.

Bewertung vom 24.11.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Auftakt für Hanna Ahlander
Mit „Kalt und still“ startet Viveca Sten in ihre neue Polarkreis-Reihe um die Polizistin Hanna Ahlander.

Hannas Welt zerbricht gerade in tausend Scherben. Ihre Dienststelle in Stockholm legt ihr eine Versetzung nahe und ihr Freund hat sie wegen einer anderen verlassen und wirft sie aus der gemeinsamen Wohnung. Glücklicherweise hat ihre Schwester ein Ferienhaus in Åre, das sie Hanna als Zuflucht anbietet. Doch hoch im Norden ist es alles andere als ruhig. Nach einer Party verschwindet die 18–jährige Amanda spurlos und bei Temperaturen von -20 Grad zählt jede Stunde. Hanna hilft mit bei der groß angelegten Suchaktion und stößt schon bald auf Hinweise. Sie bietet der örtlichen Polizei ihre Unterstützung an, die Kriminalkommissar Daniel Lindskog gerne annimmt. Zusammen stürzen sich die beiden in die eisigen Ermittlungen, die für Hanna schon sehr bald brenzlig werden.

Nach der beliebten Schärengarten-Reihe hat Viveca Sten sich nun den Wintersportort Åre als neues Setting ausgesucht. Der Ort am Polarkreis ist perfekt gewählt für diese neue Reihe, deren Auftakt mir sehr gut gefallen hat. Die Charaktere der beiden Ermittler Hanna und Daniel waren mir sofort sympathisch. Viveca Sten thematisiert das Privatleben der beiden gerade soviel, dass ihre Figuren die nötige Tiefe erhalten und es nicht vom eigentlichen Fall ablenkt. Die Figuren sind authentisch und ihre Handlungen gut nachvollziehbar. Anhand ihrer Schilderungen hat man den Ort sehr gut vor Augen und kann sich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen.
Die Handlung wird aus wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Hanna, Daniel und Amandas Familie erzählt. In kleinen Einschüben erfährt man auch von Amandas Schicksal. Die wechselnden Perspektiven und kurzen Kapitel beschleunigen das Lesetempo und sorgen für permanente Spannung. Gleichzeitig hat die Autorin, wie in skandinavischen Krimis üblich, ein gesellschaftskritisches Thema (hier Menschenhandel) aufgegriffen und perfekt mit der Handlung verwoben.

Die Handlung hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Die Verzweiflung von Amandas Eltern war schmerzlich zu spüren und die kurzen Abschnitte, die Amandas Schicksal zeigen, machten betroffen. Durch den Prolog ahnt man schon, wie die Suche nach ihr ausgeht. Ich mochte es, den Ermittlern über die Schulter zu sehen und die Höhen und Tiefen mitzuerleben. Die Auflösung am Ende war überraschend und hat mich überzeugt. Das neue Setting am Polarkreis hat mir richtig gut gefallen.
Das stimmungsvolle Cover mit der einsamen Berghütte und der passende Titel „Kalt und Still“ runden für mich den Krimi sehr gut ab.

Insgesamt war das für mich ein sehr gut gelungener, virtuoser Auftakt der neuen Polarkreis-Reihe mit einer neuen klugen Ermittlerin, die hoffentlich noch viele Fälle in dieser schönen, einsamen Landschaft am Polarkreis lösen wird. Ich bin jetzt schon ein Fan der Reihe.

Bewertung vom 29.09.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Überzeugende und fesselnde Fortsetzung
Im zweiten Band der brillanten Forensik-Thrillerreihe ermittelt die Sektionsassistentin Cassie Raven diesmal in eigener Sache. Als ihre Großmutter Weronika ihr gesteht, sie über den Tod ihrer Eltern belogen zu haben, gerät ihre Welt aus den Fugen. Ihre Mutter kam damals nicht zusammen mit ihrem Vater bei einem Unfall ums Leben. Sie wurde von ihrem Vater ermordet, der dafür sehr lange im Gefängnis saß. Nun taucht dieser bei ihr auf und beteuert seine Unschuld. Cassie will unbedingt herausfinden, was damals wirklich geschah und stösst bei ihren Recherchen auf viele Ungereimtheiten und Lügen. Hilfe erhält sie von ihrem alten Freund Kieran und auch die unterkühlte und über korrekte DS Phyllida Flyte wird von ihr wieder eingespannt. Doch ihre Ermittlungen bleiben nicht ohne Folgen.

Nach „Tote schweigen nie“ ist dies bereits der zweite Band von A.K. Turner um die ungewöhnliche und bemerkenswerte Protagonistin Cassie Raven, die ich bereits seit dem ersten Band ins Herz geschlossen habe. Sie ist Sektionsassistentin in der Londoner Rechtsmedizin und mit ihren schwarz gefärbten Haaren, Piercings und Tattoos eine ungewöhnliche Erscheinung. Ungewöhnlich ist auch ihr Umgang mit den ihr anvertrauten Toten, die sie als „Gäste“ bezeichnet. Sie behandelt diese mit sehr viel Respekt und Feingefühl und kümmert sich mit viel Empathie um die trauernden Angehörigen. Dies hat mich schon im ersten Band berührt. Sie ist schon jetzt eine der besten ihres Fachs, was mit ihrer besonderen Gabe, „die Toten sprechen zu hören“ zusammenhängt. Für mich nichts Übernatürliches, sondern eine besondere Zuwendung und Empathie, die sie den ihr anvertrauten Toten entgegenbringt, und die sie Dinge erkennen lässt, die andere Pathologen übersehen.
Neben Cassie treffen wir auch wieder liebgewonnene Charaktere, wie ihre polnische Großmutter Weronika, ihren Freund Kieran und natürlich DS Flyte, die ihr schon im ersten Band zur Seite stand. Cassie und Flyte sind beide sehr gegensätzlich aber gerade deswegen ein reizvolles Ermittlerteam. Phyllida trägt selbst ein schweres Päckchen mit sich, denn sie hat den Tod ihres Babys noch nicht verarbeitet und braucht diesmal selbst Cassies Hilfe.

Mich hatte der Auftakt der Reihe bereits begeistert und ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen mit Cassie. Ich wurde nicht enttäuscht, denn diese war für mich sehr gelungen und fesselnd. Der Autorin ist es wieder gelungen, spannendes Insiderwissen aus der Rechtsmedizin mit einer außergewöhnlichen Protagonistin und einem spannenden Fall zu verbinden.
Neben Cassies persönlichen Recherchen zum Mord an ihrer Mutter gibt es auch wieder spannende Fälle aus ihrem Alltag in der Rechtsmedizin, in denen sie durch ihre Beobachtungsgabe die richtige Todesursache ermitteln kann. Die Sektionen werden sehr realistisch und sachlich geschildert und man spürt die genaue Recherche und das Hintergrundwissen der Autorin. Ihr gelang es, mich immer wieder auf falsche Fährten zu locken und sehr lange im Unklaren über den wahren Täter zu lassen.

Insgesamt war es für mich eine mehr als gelungene Fortsetzung der Forensik-Reihe, mit einer außergewöhnlichen und sympathischen Protagonistin. Ich hoffe es wird für sie und DS Flyte, die ein wirklich ungewöhnliches Ermittlerpaar abgeben, noch viele Fälle geben.

Auch das Cover ist wieder ein optischer und haptischer Leckerbissen, der perfekt zum ersten Band passt (nur leider nicht das Format).

Allen Forensik-Fans kann ich diese Reihe nur wärmstens empfehlen, rate allerdings mit dem ersten Band zu beginnen.

Bewertung vom 16.08.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


sehr gut

Spannender Klimathriller
Mit „ Schmelzpunkt“ legt der Bestsellerautor Wolf Harlander seinen dritten Klima-Polit-Thriller vor, in dem die beiden BND-Agenten Nelson Carius und Diana Winkels nach „Systemfehler“ ihren zweiten Auftritt haben. Diesmal bildet die Arktis die atemberaubende Kulisse für seinen rasanten und erschreckend realistischen Thriller.

In der Arktis herrschen ungewöhnlich sommerliche Temperaturen, als der junge Inuk Nanoq Egede bei seiner Touristenführung tausende tote Fische in einer Bucht findet. Zudem schmilzt das Eis der Gletscher rasant und viel schneller als erwartet. Die deutsche Polarforscherin Dr. Hanna Jordan wird hinzugezogen und findet heraus, dass die Fische nicht auf natürliche Weise gestorben sind. Doch ihre Entdeckung ruft Gegner auf den Plan, die bis zum äußersten gehen, um ihre Taten zu vertuschen.
Gleichzeitig ermitteln Nelson Carius und Diana Winkels verdeckt für den BND. Sie sollen die deutschen Interessen in der Arktis wahren und Sabotageakte gegen deutsche Firmen aufklären. Dabei bringen sie sich mehrfach in höchste Gefahr. Denn in der Arktis tobt ein erbitterter Kampf der Anrainerstaaten um Rohstoffe und polare Seewege, der zu eskalieren droht.

Harlander schildert sehr realistisch die dramatischen Folgen der Erderwärmung auf das empfindliche Ökosystem der Arktis und mir lief mehr als einmal ein Schauer über den Rücken. Erzählt aus wechselnden Perspektiven, kommt sehr schnell Spannung auf und ich war gefesselt bis zum Schluss. Die Handlung ist actionreich und die Protagonisten müssen einiges einstecken. Das (nicht immer professionelle) Verhalten von Nelson und Diana konnte mich leider nicht immer überzeugen. Die Landschaftsbeschreibungen der Arktis waren sehr lebendig und ich konnte förmlich das Eis knacken hören. Ich fand es sehr interessant nebenbei einiges über das Leben und die Kultur der Inuit zu erfahren.

Dem Autor ist erneut ein packender Klimathriller gelungen, der auch nach dem Umblättern der letzten Seite nachhallt und zum Nachdenken anregt. Ein Buch , dass ich gerne weiterempfehle.