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seffe64

Bewertungen

Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2022
Der Erinnerungsfälscher
Khider, Abbas

Der Erinnerungsfälscher


sehr gut

Für das Buch "Der Erinnerungsfälscher" von Abba Khider habe ich mich gleich interessiert. Einerseits habe ich die anderen Bücher von ihm gelesen und die gefielen mir wirklich gut, andererseits ist das Thema interessant und auch wichtig. Wir haben selbst in Sichtweite eine Unterkunft für Asylanten und es ist schwierig in Kontakt zu kommen und so weiß man selten, was die Leute antrieb, Furcht oder wirtschaftliche Gründe.
Bei diesem Buch wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der aus Bagdad flüchtet und in München eine neue Heimat inklusive Familie und einem deutschen Pass findet. Ganz angekommen ist er aber nie, er scheint in einer Zwischenwelt zu leben und vermischt oft Erfahrungen mit seinen Gedanken.
Als er zurück in die alte Heimat reist, um seiner sterbenden Mutter beizustehen, werden die alten Bilder von seiner Flucht wieder zur Realität für ihn. Man merkt, dass er seine alte Heimat verloren, eine neue aber nicht wirklich gefunden hat.
Meiner Meinung nach hätte das Buch gerne etwas länger sein dürfen. Ich kann mich auch nicht wirklich in ihn hineinversetzen, manchmal scheinen mir die Emotionen etwas zu kurz zu kommen. Da hatte ich mir von Abbas Khider mehr erhofft.

Bewertung vom 12.12.2021
Karma
Sadhguru

Karma


ausgezeichnet

Das Buch "Karma" von Sadhguru soll uns lehren, wie wir unser eigenes Schicksal beeinflussen können. Im Klappentest heiß ves "Er klärt auf, wie wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen können und ein fruchtbares und freudvolles Leben führen können. Ein inspirierender Lebensratgeber für eine nachhaltige Persönlichkeitsentwicklung und mehr Souveränität im Leben." Also durchaus ein Buch, das man sich gerne mal näher anguckt. leider war ich dann ziemlich enttäuscht. Ich finde, dass da durchaus etliche Passagen drin waren, die man bestimmt am sonntäglichen Yoga-Stammtisch zu hören bekommt. Nach dem Motto: Du musst nur positiver denken, dann wird sich alles zum Guten wenden und derlei Sachen mehr.....das hilft mir nicht wirklich weiter. Dann gibt es wieder Passagen, bei denen ich nicht wirklich verstehe, was er eigentlich sagen will. Hat mich nicht wirklich gepackt...schade.

Bewertung vom 05.10.2021
Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin
Schoenfeld, Bruce

Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin


sehr gut

Ich muss ehrlich zugeben, dass mir Althea Gibson kein Begriff war, obwohl ich selbst dem weißen Sport fröne. Als ich den Klappentext gelesen hatte, war ich schon sehr gespannt. Besonders auch die Lebensgeschichte von ihr in Verbindung mit Angela Buxton, Engländerin und Enkelin russischer Juden, hat mich sehr interessiert.
Zunächst aber kamen mir Zweifel, weil sich der Anfang des Buches ziemlich zog und erst spät Fahrt aufnahm. Dann aber war es faszinierend zu sehen, wie die beiden gegen alle Widerstände kämpften und schlussendlich auch zusammen einen bedeutenden Sieg errangen...wobei ich ehrlich sagen muss, dass man Angela Buxton ruhig noch etwas mehr Raum hätte geben können/sollen. Ich glaube, dass Althea Gibson auch deswegen in Vergessenheit geriet, weil sie für ihren Sport gelebt hat und sie nicht, wie man fälschlicherweise annehmen könnte, als Kämpferin gegen Rassismus unterwegs war, das war nicht ihr Ding, sie wollte nur Tennis spielen. Es bleibt aber ein gutes Buch für Tennisfans, die viele interessante Details aus der damaligen Zeit erfahren.

Bewertung vom 04.10.2021
Das Glashotel
Mandel, Emily St. John

Das Glashotel


gut

Ich hatte mich auf ein sehr interessantes und spannendes Werk gefreut, der Klappentext hatte Appetit gemacht. Jetzt muss ich sagen, dass ich das Buch recht kompliziert fand. Das liegt vor allem am Schreibstil, der wild ( meiner Meinung nach zu wild ) hin und her springt und der Vielzahl der handelnden Personen. Dabei gäben Vincent, ihr Halbbruder Paul und der zwielichtige Jonathan genug Potenzial für einen Roman ab.
Vincent, die ein sehr unruhiges und wenig schönes Leben hat, flüchtet sich in die scheinbare Sicherheit zu Jonathan. Als dessen Betrügereien auffliegen und er für den Rest des Lebens im Knast verschwindet, ist der nächste Traum von Vincent geplatzt. So wie das Leben auf der Insel komplett anders als die Zeit in der Glitzer-, Glamour- und Finanzwelt ist, so fühlte ich mich beim Lesen auch oft hin- und hergeschubst.
ich habe den Verdacht, dass da zu viele Ambitionen im Spiel waren, eine Nummer einfacher gestrickt, hätte dem Buch und dem Lesefluss sicher gut getan.

Bewertung vom 03.09.2021
Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1
Schier, Petra

Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1


ausgezeichnet

An diesem Buch konnte ich lange suchen, bis es was zu meckern gab...und hab doch nix gefunden. manchmal sind Kritiken, die nur gut sind, etwas seltsam, hier passt es aber haargenau. Mir scheint, als hätte die Autorin mit diesen Mittelalterromanen genau das gefunden, was sie richtig gut kann. Zuerst erschrickt man natürlich, wenn man die Liste der handelnden Personen liest, ich halte mich damit aber gar nicht so lange auf, man lernt die Menschen schon während des Lesens recht schnell kennen und kann das ganz gut einordnen. Dieses Genre gefällt mir eh sehr gut und in diesem Buch finde ich alles, was ich finden möchte. Verschiedene Handlungsstränge, die sehr spannend sind und immer wieder geschickt miteinander verknüpft werden. Tolle Beschreibungen der handelnden Personen, der Städte und Landschaften, eine klug konstruierte Geschichte, einen perfekten Einblick in das Leben zur damaligen Zeit und jede Menge Details, die gewiss ganz viel Recherche erforderlich gemacht hatten. Ich bin auf jeden Fall restlos begeistert!

Bewertung vom 15.08.2021
Shuggie Bain
Stuart, Douglas

Shuggie Bain


ausgezeichnet

Dieses Buch würde ich nicht unbedingt jemandem geben, der sich einen vergnügten Nachmittag am Strand machen will.
Shuggie Bain ist ein Junge, der mit seiner Mutter Agnes in den 80er Jahren im Arbeiterviertel Glasgows aufwächst. Keine leichte Zeit, keinen einfache Gegend. Zum Überleben und zum anerkannt werden, braucht es Durchsetzungsvermögen und eine gehörige Portion Robustheit. Shuggie ist aber ganz anders gestrickt, er ist ein sensibler Junge, der lediglich bei Agnes auf Verständnis trifft. Leider hat Agnes außer Shuggie noch einen anderen Mittelpunkt im Leben: Alkohol. Immer mehr wird er zum Tröster in einer Welt, in der sie außer Schönheit nichts der Tristesse, Armut und Hoffnungslosigkeit entgegen zu setzen hat. Anders als seine Geschwister, die es schaffen sich abzugrenzen, wird Shuggie in den Strudel hinab gezogen. Je mehr er versucht seiner Mutter zu helfen, umso dramatischer wird alles.
Ein schrecklich gutes Buch, das man manchmal auch zur Seite legen muss. Kein Kind sollte aufwachsen wie Shuggie, aber tief im Inneren weiß man, dass es wahrscheinlich viel mehr solche Schicksale gibt, als man denkt. Toll geschriebenes, beklemmendes Buch.

Bewertung vom 13.08.2021
Julius oder die Schönheit des Spiels
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


ausgezeichnet

Die Anlehnung an das Leben des Tennis-Barons war für mich, als begeisterter Tennisspieler, schon alleine Grund genug dieses Buch zu lesen....und es hat sich wirklich gelohnt. Man darf natürlich nie vergessen, in welcher Zeit diese Tragödie spielt. Es gab damals keine Preisgelder, man musste schon gut bei Kasse sein, um sein Leben dem weißen Sport widmen zu können.
Julius, der tragische Held dieses Buches, tat dies mit ganzem Herzen. Für ihn verkörperte Tennis das Leben, wie es sein sollte: ehrlich, offen, fair. Nicht erst seit heute wissen die Meisten, dass das Leben so nicht ist, er aber blendete das komplett aus. Auch die Politik interessiert ihn nicht wirklich. Erst als sein Opa im Zuge von politischen Auseinandersetzungen sein Augenlicht verliert, muss er sich damit auseinandersetzen. Ansonsten dreht sich sein Leben nur um Tennis. Bemerkenswert dabei ist, dass er im Gegenspieler nie einen Gegner, Feind oder etwas in der Art sieht, er sieht in ihm einen Mitspieler, ohne den er die Kunst des Spiels nie ausüben könnte.
Durch die Machtergreifung der verhassten Nazis verschwinden viele Menschen aus seinem direkten Umfeld und wandern aus, dass er seinem Freund dabei hilft, kommt ihn teuer zu stehen. Nachdem er sich im wichtigsten Spiel seines Lebens für sein Gewissen entscheidet, läuft er den Nazis ins offene Messer...mehr wird nicht verraten...;-).....Tolles Buch über einen wahren Gentleman-Sportlers, dem Ehre wichtiger als alles war.

Bewertung vom 16.05.2021
Dein ist das Reich
Döbler, Katharina

Dein ist das Reich


gut

Das Buch "Dein ist das Reich" von Katharina Döbler hat mich sehr interessiert. Auch meine Familie verbrachte, wenn auch aus anderen Gründen, viele Jahre im fernen Ausland und über viele Dinge wurde nicht gesprochen oder man wechselte in eine andere Sprache und wir Kinder bekamen nichts mit. Hinterher stellte sich dann heraus, dass da nichts Weltbewegendes passiert war, also alle Aufregung umsonst.
In diesem Buch ist es auch so, dass die Enkelin zuhört, aber es gibt oft nichts wirklich Interessantes zu hören. Die Großeltern Linette, Johann, Heiner und Marie führten ein, vor allem für die damalige Zeit, schon sehr außergewöhnliches Leben. So zieht sich das Buch auch über 2 Weltkriege und mehrere Länder, von Neuendettelsau bis nach Papua-Neuguinea und leider zieht sich auch das Buch dann doch sehr in die Länge. Vieles bleibt im Dunkeln, oft wird berichtet, was die Brüder und Schwestern berichtet haben, aber nix Genaues erfährt man nicht. Auch die emotionale Seite kommt bissi kurz. Man tat halt, was man als Missionar so tun sollte und fertig. Richtig erschüttert hat mich eigentlich nur die Einstellung der Missionare, die keinerlei Interesse an der Kultur der "Wilden" hatten und ihnen einfach das Leben als Christ überstülpen wollten und auch noch dachten, sie täten was Gutes.....schrecklich.
Insgesamt eine sehr interessante Geschichte, mit der Umsetzung aber habe ich so meine Schwierigkeiten....schade

Bewertung vom 01.05.2021
Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern
O'Connor, Nuala

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern


ausgezeichnet

Vorneweg muss ich eines sagen: nach dem Titel erwartete ich die spannende Geschichte einer Frau, die unter schwierigsten Bedingungen mit ihrem Mann lebte und die ein ausgesprochenes Faible für die Literatur hatte. Das mit ihrem mann trifft zu 100 Prozent zu. Nur von der Liebe zu Büchern kann ich nix feststellen. Kurze Zusammenfassung: das Zimmermädchen Nora verliebt sich in James Joyce und verlässt mit ihm ihre heimat, obwohl er sich weigert sie zu heiraten. Die nächsten jahre sind ziemlich desaströs. James ist dem Suff verfallen und interessiert sich nur für Alkohol und sein literrisches Werk. Entsprechend katatsrophal sieht es auch mit den Finanzen aus und man möchte nicht wirklich mit Nora tauschen und fragt sich schnell, wie sie das alles erträgt. Für mich ist das Buch eine herbe Enttäuschung, lauter unsympathische Menschen, die nix auf die Reihe kriegen udn bei denen anscheinend nur der häufig beschriebene Sex wirklich funktioniert. Kein Buch über eine starke Frau.

Bewertung vom 29.04.2021
Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2
Kellerhoff, Lutz W.;Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2


ausgezeichnet

Wenn 3 Autoren zusammen ein Buch schreiben, dann verdient das vorneweg schon mal Respekt. Viele Köche.....hier ist der Brei aber sehr gut gelungen.

Nachdem die radikale Linke Morddrohungen gegen einen jüdischen Richter ausgestoßen hat, wird Kommissar Wolf Heller zur Überwachung abgestellt und es kommt natürlich so, wie zu erwarten ist. Kaum kümmert er sich kurz um einen vermeintlichen Fall von Kindesmisshandlung/-vernachlässigung, schon schlägt der Mörder zu und erwürgt die Frau des Richters. Was auf den ersten Blick relativ klar erscheint, ist in Wahrheit sehr viel komplexer. Eine spannende Geschichte beginnt und am Ende.....spoiler ich dann doch nicht.

Das Faszinierende daran ist, dass es noch gar nicht soooo lange her ist, aber Viele nur ein sehr unvollkommenes Bild dieser Etappe der deutschen Geschichte haben. Auch mir war gar nicht mehr so bewusst, wie verhasst die Juden bei Teilen der Bevölkerung war. Und das gar nicht so lange nach dem Krieg, ironischerweise war es damals der linke Rand der Gesellschaft. Viel Vergessenes wird hier wieder hervorgekramt, das macht echt Spaß. Birgt aber auch Gefahren, denn die meisten LeserInnen werden mit vielen Details nix anfangen können. Vielleicht noch mit Teufel, Ströbele, Schily, evtl auch Cohn-Bendit. Aber wenn da von Rainer und Uschi gesprochen wird und der K1, sehe ich viele Fragezeichen in den Augen blinken.
Spannender Krimi, bei dem es ein bissi zu sehr darauf angelegt wird zu zeigen, dass man gut recherchiert hat udn deswegen zu viele namen bringt, mit denen Viele nix anfangen können.