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seffe64

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2022
Isidor (eBook, ePUB)
Kupferberg, Shelly

Isidor (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Als der Autorin auf dem Speicher des Opas verschiedene Dokumente und Erinnerungsstücke in die Hände fallen, möchte sie mehr über die Vergangenheit des Opas erfahren und stößt dabei auch auf das bewegte Leben des Großonkels Isidor. Nach gründlicher Recherche kann sie dieses ziemlich gut nachvollziehen. Aus ärmsten Verhältnissen in Galizien schafft er es in Wien zu einer der angesehensten und wohlhabendsten Persönlichkeiten zu werden. Kunst, Kultur, Einfluss und Geld, das sind die Eckpfeiler seines Lebens. Ehrgeizig treibt er die Assimilation voran, der Name Israel wird in Isidor geändert, auch der Rest der Familie, der bis auf den Vater auch nach Wien zieht, streift den alten Teil des Lebens ab und ändert die Namen. Mit großem Geschick erobert sich Isidor einen Platz an der Sonne und wähnt sich in Sicherheit. Bis zum Schluss ist es unbegreiflich, wie ein so gewiefter Geschäftsmann sich so täuschen konnte und den Nazi-Schergen zum Opfer wird.
Viele Teile dieses Buches haben mich sehr berührt, so zum Beispiel der befreundete Schneider, der auf Knien das Pflaster reinigen muss und bemerkt, dass selbst seine Kunden dabei stehen und seiner Demütigung voller Freude zusehen. Dieses Buch zeigt sehr gut, wie dünn der Firnis der Zivilisation bei vielen ist und wie schnell der Mensch zum Tier werden kann.

Bewertung vom 04.08.2022
Zehn Jahre du und ich
Hughes, Pernille

Zehn Jahre du und ich


sehr gut

In diesem Buch geht es um 2 Menschen, die sich auf den Tod nicht ausstehen können. Becca und Charlie können es kaum ertragen im gleichen Raum zu sein und ertragen sich nur, weil sie eine gemeinsame Liebe haben: Ally ist Beccas beste Freundin seit Kindheitstagen und Charlie ist Allys Mann der Träume. Als Ally viel zu früh stirbt, bricht für beide eine Welt zusammen. Das einzig Positive, wenn man mal sarkastisch sein will, ist die Tatsache, dass sie sich nie mehr begegnen müssen...denken sie zumindest. Ally hat aber eine Aufgabenliste erstellt, mit Dingen, die sie nicht mehr erleben oder erledigen konnte. Dies müssen nun die beiden zusammen erledigen. Dabei geht es schon makaber los, als beide zeitgleich eine Mail erhalten, mit Ally als Absender und sofort den anderen verdächtigen geschmacklose Scherze zu treiben.
Natürlich ist klar, dass die beiden nach langen Jahren irgendwann die Liebe zueinander entdecken. Ich finde aber, dass das Buch es schafft, ohne Kitsch auszukommen. Ganz besonders gelungen finde ich gleich den Anfang, der so einfühlsam geschrieben ist, dass man förmlich die Schmerzen und den tragischen Verlust mitempfindet. Gefällt mir gut!

Bewertung vom 17.07.2022
Beifang
Simons, Martin

Beifang


gut

Dieses Buch hat es mir nicht ganz leicht gemacht. Die Leseprobe hatte mir viel Spaß gemacht, nach der Lektüre des ganzen Buches bin ich relativ ernüchtert. Der Erzähler befindet sich in einer Situation, in der er mit seinem Vatersein nicht wirklich klarkommt. Wie man später sieht, kommt er mit ganz vielen anderen Dingen auch nicht klar. Da er mit seinem eigenen Vater kein Gespräch führen kann und sie sich anschweigen, außer es geht um Belanglosigkeiten, begibt er sich auf die Suche nach dem Leben seines Großvaters. Auffallend für mich, dass er sich auf den Großvater fixiert, dessen Frau bleibt außen vor. Außen vor bleibt in der Familie Vieles. Je mehr Onkeln und Tanten er befragt, umso klarer wird, dass sie eigentlich nicht über ihre Kindheit reden wollen. Die Zimmermanns mit insgesamt 12 Kindern waren Außenseiter, die Eltern konnten die Kinder kaum ernähren, setzten aber munter weitere Nachkommen in die Welt. Begebenheiten, die Freude machten, gab es wohl selten und wenn es was zu lachen gab, dann war das schon sehr skurril, der Gipfel des Humors war wohl erreicht, wenn der Vater des Erzählers und sein Bruder dafür sorgten, wenn fremde Kinder Ärger bekamen. Insgesamt bekommt man nicht unbedingt den Wunsch, diese Menschen kennenzulernen. Am Ende des Buches fragt man sich schon, was hat das jetzt gebracht, es wird wohl aufgeklärt, dass die Legenden um den Opa nicht alle stimmen, ansonsten bleibt alles grau und berührt nicht wirklich. Da hatte ich mir mehr erhofft.

Bewertung vom 02.04.2022
Liquid
Genzmer, Herbert

Liquid


schlecht

Ich muss leider sagen, dass das Buch sehr enttäuschend für mich war. Vor allem, wenn ich bedenke, dass der gute Mann schon 34 Bücher geschrieben hat und wie sehr ich mich auf das Buch gefreut hatte.
Die Idee hinter dem Buch ist beklemmend und leider nicht so weit weg von der Realität. Wenn man sich dann noch die Aussagen der Herren Juncker und Kissinger anguckt, wird noch deutlicher, dass das Ganze nicht so unwahrscheinlich ist.
Das Bargeld soll abgeschafft werden und durch einen neuen, liquiden Chip ersetzt werden. Der ist aber nicht nur für die Bezahlung zuständig, sondern.....naja, spoilern soll man ja nicht. Eine Wissenschaftlerin, die ohne ihr Wissen an der Entwicklung beteiligt war, will die Einführung der Chips verhindern.
Danach wird es etwas seltsam. Ein Drogenbaron taucht auf, der teilweise grausam, teilweise fürsorglich ist, sie verliebt sich in jemanden, der gegen die Abschaffung des Bargelds agitiert und sie ackert sich durch eine Naturkatastrophe wie Indiana Jones.
Das hätte eigentlich gut werden können, aber meiner Meinung nach sind die Personen alle irgendwie komplett irreal beschrieben. Die Art und Weise, wie sie miteinander umgehen irritiert komplett, mal ist man eng vertraut, dann ist man beleidigt, dann...irgendwie hat man das Gefühl, als würde dem Autor jegliche Empathie abgehen. Und fast noch schlimmer sind die Fehler im Text. Rechtschreibfehler gingen noch, aber was der Autor für Probleme mit der direkten Rede hat, da ist schon sehr erschreckend. Die direkte Rede fängt an und mittendrin wird sie beendet, dann weiter fortgeführt, obwohl eigentlich alles zusammengehört. Oder Nebensätze, die gar nicht reingehören, werden in die direkte Rede reingeschmuggelt.....liest sich das denn keiner mehr durch? Ich musste manchmal 2-3 mal lesen, bis ich kapiert habe, was das eigentlich heißen sollte. Idee sehr gut, Umsetzung fürchterlich missraten.

Bewertung vom 15.03.2022
Die dritte Hälfte eines Lebens
Herzig, Anna

Die dritte Hälfte eines Lebens


ausgezeichnet

Das Dorf Krimmwing ist so gewöhnlich, dass es schon wieder außergewöhnlich ist. Wobei es mir an manchen Stellen doch ein wenig arg vollgepackt war mit den Klischees? Oder sind es doch eher genaue Beobachtungen und Beschreibungen? Auf jeden Fall kann man, wenn man selbst in einem Dorf aufgewachsen ist, viele Kleinigkeiten wieder erkennen, die zusammen genommen dann doch etwas Monströses haben. In jedem Dorf gab (und gibt) es diese Außenseiter, die einfach nur anders sind...weder besser, noch schlechter. So gut der Zusammenhalt ist, so böse ist das Leben für den, der nicht dazu gehört. Und wer dazu gehört, das bestimmt der Organismus "Dorf" alleine. Wie tief das sitzt, erkennt man beispielsweise an der Stelle, wo eine Frau, die es sich erlaubt hat, ein dunkelhäutiges Kind zu bekommen, den guten Rat bekommt, sie solle sich beim Dorf entschuldigen.....da ist man schon perplex. Ich finde, dass das Buch recht gut ist, allerdings wurde da in ein kleines Buch ziemlich viel Stoff reingepackt. Und den Schreibstil muss man mögen, sonst ist es schwer.

Bewertung vom 04.02.2022
Der Erinnerungsfälscher
Khider, Abbas

Der Erinnerungsfälscher


sehr gut

Für das Buch "Der Erinnerungsfälscher" von Abba Khider habe ich mich gleich interessiert. Einerseits habe ich die anderen Bücher von ihm gelesen und die gefielen mir wirklich gut, andererseits ist das Thema interessant und auch wichtig. Wir haben selbst in Sichtweite eine Unterkunft für Asylanten und es ist schwierig in Kontakt zu kommen und so weiß man selten, was die Leute antrieb, Furcht oder wirtschaftliche Gründe.
Bei diesem Buch wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der aus Bagdad flüchtet und in München eine neue Heimat inklusive Familie und einem deutschen Pass findet. Ganz angekommen ist er aber nie, er scheint in einer Zwischenwelt zu leben und vermischt oft Erfahrungen mit seinen Gedanken.
Als er zurück in die alte Heimat reist, um seiner sterbenden Mutter beizustehen, werden die alten Bilder von seiner Flucht wieder zur Realität für ihn. Man merkt, dass er seine alte Heimat verloren, eine neue aber nicht wirklich gefunden hat.
Meiner Meinung nach hätte das Buch gerne etwas länger sein dürfen. Ich kann mich auch nicht wirklich in ihn hineinversetzen, manchmal scheinen mir die Emotionen etwas zu kurz zu kommen. Da hatte ich mir von Abbas Khider mehr erhofft.

Bewertung vom 12.12.2021
Karma
Sadhguru

Karma


ausgezeichnet

Das Buch "Karma" von Sadhguru soll uns lehren, wie wir unser eigenes Schicksal beeinflussen können. Im Klappentest heiß ves "Er klärt auf, wie wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen können und ein fruchtbares und freudvolles Leben führen können. Ein inspirierender Lebensratgeber für eine nachhaltige Persönlichkeitsentwicklung und mehr Souveränität im Leben." Also durchaus ein Buch, das man sich gerne mal näher anguckt. leider war ich dann ziemlich enttäuscht. Ich finde, dass da durchaus etliche Passagen drin waren, die man bestimmt am sonntäglichen Yoga-Stammtisch zu hören bekommt. Nach dem Motto: Du musst nur positiver denken, dann wird sich alles zum Guten wenden und derlei Sachen mehr.....das hilft mir nicht wirklich weiter. Dann gibt es wieder Passagen, bei denen ich nicht wirklich verstehe, was er eigentlich sagen will. Hat mich nicht wirklich gepackt...schade.

Bewertung vom 05.10.2021
Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin
Schoenfeld, Bruce

Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin


sehr gut

Ich muss ehrlich zugeben, dass mir Althea Gibson kein Begriff war, obwohl ich selbst dem weißen Sport fröne. Als ich den Klappentext gelesen hatte, war ich schon sehr gespannt. Besonders auch die Lebensgeschichte von ihr in Verbindung mit Angela Buxton, Engländerin und Enkelin russischer Juden, hat mich sehr interessiert.
Zunächst aber kamen mir Zweifel, weil sich der Anfang des Buches ziemlich zog und erst spät Fahrt aufnahm. Dann aber war es faszinierend zu sehen, wie die beiden gegen alle Widerstände kämpften und schlussendlich auch zusammen einen bedeutenden Sieg errangen...wobei ich ehrlich sagen muss, dass man Angela Buxton ruhig noch etwas mehr Raum hätte geben können/sollen. Ich glaube, dass Althea Gibson auch deswegen in Vergessenheit geriet, weil sie für ihren Sport gelebt hat und sie nicht, wie man fälschlicherweise annehmen könnte, als Kämpferin gegen Rassismus unterwegs war, das war nicht ihr Ding, sie wollte nur Tennis spielen. Es bleibt aber ein gutes Buch für Tennisfans, die viele interessante Details aus der damaligen Zeit erfahren.

Bewertung vom 04.10.2021
Das Glashotel
Mandel, Emily St. John

Das Glashotel


gut

Ich hatte mich auf ein sehr interessantes und spannendes Werk gefreut, der Klappentext hatte Appetit gemacht. Jetzt muss ich sagen, dass ich das Buch recht kompliziert fand. Das liegt vor allem am Schreibstil, der wild ( meiner Meinung nach zu wild ) hin und her springt und der Vielzahl der handelnden Personen. Dabei gäben Vincent, ihr Halbbruder Paul und der zwielichtige Jonathan genug Potenzial für einen Roman ab.
Vincent, die ein sehr unruhiges und wenig schönes Leben hat, flüchtet sich in die scheinbare Sicherheit zu Jonathan. Als dessen Betrügereien auffliegen und er für den Rest des Lebens im Knast verschwindet, ist der nächste Traum von Vincent geplatzt. So wie das Leben auf der Insel komplett anders als die Zeit in der Glitzer-, Glamour- und Finanzwelt ist, so fühlte ich mich beim Lesen auch oft hin- und hergeschubst.
ich habe den Verdacht, dass da zu viele Ambitionen im Spiel waren, eine Nummer einfacher gestrickt, hätte dem Buch und dem Lesefluss sicher gut getan.

Bewertung vom 03.09.2021
Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1
Schier, Petra

Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1


ausgezeichnet

An diesem Buch konnte ich lange suchen, bis es was zu meckern gab...und hab doch nix gefunden. manchmal sind Kritiken, die nur gut sind, etwas seltsam, hier passt es aber haargenau. Mir scheint, als hätte die Autorin mit diesen Mittelalterromanen genau das gefunden, was sie richtig gut kann. Zuerst erschrickt man natürlich, wenn man die Liste der handelnden Personen liest, ich halte mich damit aber gar nicht so lange auf, man lernt die Menschen schon während des Lesens recht schnell kennen und kann das ganz gut einordnen. Dieses Genre gefällt mir eh sehr gut und in diesem Buch finde ich alles, was ich finden möchte. Verschiedene Handlungsstränge, die sehr spannend sind und immer wieder geschickt miteinander verknüpft werden. Tolle Beschreibungen der handelnden Personen, der Städte und Landschaften, eine klug konstruierte Geschichte, einen perfekten Einblick in das Leben zur damaligen Zeit und jede Menge Details, die gewiss ganz viel Recherche erforderlich gemacht hatten. Ich bin auf jeden Fall restlos begeistert!