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Piecewartenoch

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Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2023
Script of Love - Mit jedem deiner Blicke / Shape of Love Bd.2
Neumeier, Marina

Script of Love - Mit jedem deiner Blicke / Shape of Love Bd.2


gut

Eigentlich möchte Sofia nie wieder auf ihren Ex-Freund Orlando, der sie vor fünf Jahren ohne ein Wort verlassen hat, treffen. Doch jetzt ist er aus Los Angeles zurück in Venedig, um einen Film zu drehen und wieder Kontakt mit seiner Familie aufzunehmen. Wutentbrannt versucht Sofia ihm aus dem Weg zu gehen, doch dann bekommt sie das Angebot, an Orlandos Seite die weibliche Hauptrolle zu spielen. Kann Sofia die Vergangenheit, die sie zurückhält, überwinden oder nicht?
Die Autorin Marina Neumeier verfolge ich schon seit einer Weile. Sowohl ihre Zeitreise-Trilogie als auch „Shape of Love“ konnten mir die Schuhe ausziehen und mich völlig überzeugen. Daher war ich mir so sicher, dass die Autorin mein Safe Space für Bücher, die meinem Geschmack entsprechen, ist. Nur leider wurde ich von „Script of Love“ sehr enttäuscht.
Das Buch bekommt noch drei Sterne, weil: das Setting fantastisch ist und die Figuren auch bezaubernd sind. Ich liebe die ganze Truppe aus Cleo, Alessandro, Sofia, Orlando, Livia und Luca. Mich konnte in diesem Buch vor allem Orlandos Geschichte von Anfang an mitreißen. Und den Schreibstil möchte ich natürlich nicht unerwähnt lassen, denn wenn Marina Neumeier ein was kann, dann ist das phänomenal gut schreiben. Ihre Art zu schreiben ist kreativ, witzig, nicht zu pathetisch und kommt auch nicht pseudo-poetisch rüber. Zudem waren die letz-ten hundert Seiten extrem spannend bis zum Schluss.
Aber leider konnte mich die Handlung gar nicht überzeugen, denn der Klappentext suggerier-te mir, dass die Liebesgeschichte WÄHREND eines Filmdrehs stattfindet und nicht DAVOR. Ich habe mir schon ausgemalt, wie Sofia und Orlando professionell sein und ein verliebtes Paar spielen müssen, während eine romantische Szene z.B. bei Sonnenuntergang auf dem Markusplatz gedreht wird und sie während des Schauspielerns merken, dass da immer noch ein Funke zwischen den beiden ist bzw. sie sich fragen, ob hinter der Fassade der Rolle auch noch wahre Gefühl beim jeweils anderen schlummern. Wie man vielleicht merkt, habe ich mich extrem auf den Filmdreh-Teil gefreut, ich war mir zu hundert und fünfzig Prozent sicher, dass dieser im Buch auftaucht. Ich kann gar nicht sagen, wie enttäuscht ich war, als ich gecheckt habe, dass der nie Teil des Plans war. In meinen Augen wäre der Filmdreh der perfekte Rahmen für die Geschichte gewesen, man hätte so viel erzählen können, und auch wenn die Probleme der Figuren interessant und wichtig sind, fühlt sich dieses Buch irgendwie leer an. Ich habe das Gefühl, dass es sich in netten, aber irrelevanten Dialogen, Szenen und wiederkehrenden inneren Monologen verliert. Es war sehr viel Potenzial da, aber leider scheitert es an der Umsetzung. Und bitte glaubt mir, ich wollte dieses Buch lieben und dass ich es nicht tue, schmerzt niemanden mehr als mich selbst.
Trotz dessen freue ich mich exorbitant auf den dritten Band der Reihe! Ich kann es kaum erwarten, ihn zu lesen und hoffe, dieser überzeugt mich wieder.

Bewertung vom 26.11.2022
Die Lady und der Lord Magier / True Crown Bd.1
Atwater, Olivia

Die Lady und der Lord Magier / True Crown Bd.1


sehr gut

Dora wird in jungen Jahren von einem Elfen die Hälfte ihrer Seele gestohlen. Seitdem empfindet sie weder Angst und Furcht noch Freude und eckt damit in der hohen Gesellschaft Anfang des 19. Jahrhunderts in England immer wieder an. Ihre einzige Chance auf Heilung scheint der Lord Magier zu sein, der aber selbst einen äußerst schlechten Ruf genießt und nichts Gutes bedeutet.

„True Crown – Die Lady und der Lord Magier“ ist der erste Band der neuen Historical-Romantasy-Trilogie von Olivia Atwater. Als kleine Vorwarnung: Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Es wird demnach keinen Cliffhanger geben, sondern mit neuen Protagonisten eine neue Geschichte im nächsten Band erzählt.
Als allererstes möchte ich den fabelhaften Genremix zur Sprache bringen: Dank Bridgerton gibt es zurzeit sowieso ein Revival des Historical Romance-Genre, was ich absolut unterstütze und feiere. Aber natürlich ist auch Historical Fantasy ein immer stärker aufkommendes Genre. Und nun beides in Kombination kann nur gut werden.
Und was soll ich sagen: „True Crown“ ist fantastisch. Für mich hat das Buch einen extrem hohen Unterhaltungsfaktor, was vor allem durch die vorzüglichen Charaktere kommt. Dora ist zunächst nicht die typische Protagonistin und ich muss zugeben, dass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, aber mit der Zeit konnte ich mich besser in Dora hineinfühlen. Und spätestens als Albert und Elias auftauchten, war mein Herz vergeben. Die Wortgeplänkel zwischen den Figuren sind herrlich zu lesen und machen richtig Spaß. Auf diese Weise kommen einem die Charaktere auch näher und fühlen sich natürlich und sympathisch an. Die Chemie dieses Dreiergespanns war für mich definitiv ein Highlight. Ebenfalls gelungen ist die Liebesgeschichte zwischen Dora und Elias, dem Lord Magier. Besonders positiv kristallisierte sich in meinen Augen der Schreibstil der Autorin heraus: Sie findet eine erstaunlich gute Balance zwischen einer flüssigen und lockeren sowie gleichzeitig stilistisch zu der Zeit des 19. Jahrhunderts passenden Sprache. So schlägt Olivia Atwater zwei Fliegen mit einer Klappe: Man fließt nicht nur förmlich durch die Seiten, sondern es kommt auch eine authentische Atmosphäre auf.
Leider habe ich aber auch ein wenig zu kritteln: Zum einen hat mir persönlich das World Building etwas gefehlt, es gibt einfach zu wenige Beschreibungen von (Stadt-)Landschaft, Architektur, Kleidung etc., geschweige denn der Elfenwelt. Mir reicht es dann doch nicht, nur zu lesen, dass Dora ein weißes Kleid trägt, Elias ein graues Hemd und der Ballsaal groß ist. Außerdem empfand ich den Epilog als einen fürchterlichen Ausklang: Für mich wurden viel zu schnell viel zu viele Dinge noch husch husch erzählt, damit die Geschichte auch bloß vollständig rund wird, ohne dass das nötig wäre. Stattdessen hat mich der Epilog, der zum Ende hin immer vager wird, letztendlich nur noch verwirrt, sodass ein kleiner, seltsamer Nachgeschmack bei mir entstand.
Trotz der Kritik überwiegt für mich aber der Spaß beim Lesen. Ich habe trotz kleiner Mängel eine wundervolle, unterhaltsame Zeit mit Dora, Albert und Elias verbracht und bin unheimlich gespannt auf die nächste Fantasy-Regence-Romance-Geschichte, die uns Olivia Atwater erzählen möchte.

Bewertung vom 07.11.2022
Der letzte Bär
Gold, Hannah

Der letzte Bär


sehr gut

April und ihr Vater reisen auf die Bäreninsel im nördlichen Polarkreis, damit der Wetterwis-senschaftler dort seine Forschungen fortsetzen kann. Doch völlig vertieft in seine Arbeiten muss das elfjährige Mädchen die menschenverlassene, verschneite Insel alleine erkunden – bis sie auf den letzten Eisbären trifft, der aufgrund des schmelzenden Eises auf der Insel gefan-gen ist. April steht nun ein Sommer voller tierischer Abenteuer bevor.
Die Geschichte, die Hannah Gold in ihrem Buch „Der letzte Bär“ erzählt, ist trotz der eisigen Temperaturen auf der Bäreninsel voller Wärme und fühlt sich wie eine kuschlige, bärenstarke Umarmung an. Dabei setzt die Autorin auf Einfachheit, statt ganz viel zu erzählen, beschränkt sie die Geschichte auf zwei Konflikte, erzählt diese aber gekonnt aus, so dass beim Leser viele Gefühle und Emotionen aufgewirbelt werden. Zum einen merken wir, dass die Beziehung zwischen Vater und Tochter definitiv Verbesserungsbedarf hat, zum anderen braucht Bär dringend Hilfe, genauso wie die einsame April. Auch gibt es nur wenige Schauplätze und Fi-guren, doch genau diese simple Struktur gibt der Geschichte Raum sich zu entfalten und et-was zu erzählen, was im Kopf bleibt. Ebenso wundervoll sind die Illustrationen von Levi Pin-fold, die sehr zu der Atmosphäre der Insel beitragen. Das Buch eignet sich super, um Kinder an Themen wie die Klimakrise und die Probleme, die damit vor allem für die Tierwelt einher-gehen, heranzuführen. Besonders gefallen haben mir die zusätzlichen Informationen im An-hang.
„Der letzte Bär“ ist ein tolles Kinderbuch fürs Vorlesen, aber auch Selbstlesen sowohl für Klein als auch Groß. Eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 30.10.2022
They Who Guard The Night / Night Shadow Bd.1
Cardea, Laura

They Who Guard The Night / Night Shadow Bd.1


gut

Odette streift Nacht für Nacht durch die Gassen Paris‘, um für ihre siebenköpfige Familie sorgen zu können. Doch ihr Leben ändert sich, als sie auf den charmanten, gutaussehenden Großunternehmerssohn Eugène trifft und sich in ihr eine Kraft Bahn schlägt, die die Nacht zum Leuchten bringt oder sie in Dunkelheit hüllt. Daraufhin erfährt sie von Eugène, dass es die Bruderschaft der Nachtschwärmer gibt, in der jeder Schattenkräfte besitzt, und der be-drohliche Orden der Nyx sie vernichten will. Nun muss Odette kämpfen, für ihre Familie, für sich und für ihre Liebe.
Auf „They Who Guard The Night” habe ich mich schon seit Anfang des Jahres gefreut, da ich „Splitter aus Silber und Eis“ von Laura Cardea fantastisch fand und das Setting Paris zur Jahrhundertwende genau meinen Geschmack trifft.
Wenn Laura Cardea etwas schafft, dann ist es dieses Setting auf eine magische, einzigartige Art und Weise in den Köpfen der Leser auferstehen zu lassen. Paris im Jahr 1900 kommt un-heimlich gut zur Geltung. Es kommt sehr authentisch daher, sodass ich mich aufgehoben fühl-te, weil man merkt, dass die Autorin intensiv recherchiert hat. So kommt die richtige Atmo-sphäre schnell auf. Dazu trägt natürlich ein oft sehr schöner, fast schon poetischer Schreibstil bei, der ganz wundervolle Bilder im Kopf entstehen lässt. Doch leider ist der Schreibstil in meinen Augen ein zwei schneidiges Schwert, denn so schön, so repetitiv ist er auch. Beson-ders zum Ende hin hat mich massiv gestört, dass ein Gedanke in drei Sätzen ausgedrückt wurde, die alle dasselbe aussagten, aber einer völlig gereicht hätte. Ebenso wiederholend sind Odettes Gedankengänge, wodurch sie mir zunehmend unsympathischer wurde. Statt einer Entwicklung fällt Odette immer wieder in alte Muster zurück, in dem sie an sich selber und ihrem Handeln zweifelt, statt für sich und ihre Entscheidungen einzustehen. Genauso repetitiv ist auch die Handlung im letzten Drittel, ein ewiges Konfrontation-mit-dem-Gegner und Flie-hen. Ungelogen passiert viermal hintereinander vom Prinzip her dasselbe. Das war letztlich sehr ermüdend, unter anderem auch weil keine wirkliche Spannung aufkommt. Mich konnte aber auch die Liebesgeschichte nicht überzeugen: Ich habe nichts gegen Slow Burn, im Ge-genteil, ich liebe es, aber im Falle von Odette und Eugène lässt uns Laura Cardea viel, viel, viel zu lange am Harken hängen. Das ist noch ganz nett am Anfang, aber nach 470 (!) Seiten ist mir das, was wir bekommen, einfach zu wenig. Die Essenz dieser Liebesgeschichte besteht nur aus Misskommunikation und jungen Erwachsenen, die sich nicht getrauen, sich ihre Liebe einzugestehen bzw. darüber zu reden. Und wenn die beiden doch mal kurz davorstehen, sich zu überwinden, lässt die Autorin sie nicht in Ruhe, sondern schickt jemanden vorbei, der sie stört – und das wiederholt. Trotz dessen gibt es durchaus einige süße Szenen, die mein Herz erwärmt haben. Die Charaktere sind aber auch eher ein Hit or Miss: Bei Odette hatte ich das Gefühl, dass wir sie nicht wirklich kennengelernt haben. Bis auf ihre Liebe zu ihrer Familie fällt mir kein weiterer Charakterzug ein. Ich liebe meine Familie auch, aber das reicht mir lei-der nicht, um mich mit ihr identifizieren zu können. Auch Odettes Familie ist mir nicht wirk-lich ans Herz gewachsen, dafür haben wir einfach zu wenig Zeit mit ihnen verbracht. Jedoch gibt es zwei Charaktere, die einen großen Pluspunkt für das Buch erkämpfen: Louise und Eugène. Beide fühlen sich facettenreich und sympathisch an und stehlen der Protagonistin definitiv die Show. Die beiden Figuren habe ich sehr ins Herz geschlossen.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass mir die erste Hälfte der Geschichte extrem gut gefallen hat. Ich war mit Herz und Seele bei der Sache, habe mit den Figuren mitgefiebert und mich von dem faszinierenden Setting bezaubern lassen. Ich musste ganz viele Zitate und Szenen markieren, die ich sehr mochte. Ich war so begeistert, dass ich sogar eine Pinnwand auf Pinte-rest erstellt habe. Nur schwächelt die Geschichte im zweiten Teil deutlich durch die unter-schiedlichen Wiederholungen in Text und Handlung. Hätte man das Buch auf vierhundert Seiten eingekürzt, hätte es vielleicht besser funktioniert. Leider war das Leseerlebnis für mich eher ernüchternd und auch etwas enttäuschend, da ich mich unglaublich auf dieses Buch ge-freut hatte.
Aber Geschmäcker sind verschieden und vielleicht gefällt es euch besser.

Bewertung vom 22.10.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


sehr gut

Emily ist zwar in eine Nekromantenfamilie geboren wurden, aber leider als Normalsterbliche ohne Fähigkeiten, was sie aber nicht von Totenbeschwörungsritualen oder Familienfehden entschuldigt. Vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm, denn der sympathisch wirkende und gutaussehende Ashton Goodwin besucht die Seymours, um Frieden zwischen den beiden Fa-milien auszuhandeln. Nur leider – hoppla – killt Emily den Jungen aus Versehen bei einem Totenritual. Nun ist guter Rat teuer. Da kommt dieses super gefährliche und super verbotene Wiederbelebungsritual sehr gelegen.
„Emily Seymour – Totenbeschwörung für Anfänger“ ist mein erstes Buch von Jennifer Alice Jager, daher war ich besonders gespannt auf ihren Schreibstil und ihre Art zu erzählen. Und was soll ich sagen, es hätte nach hinten los gehen können, aber ganz im Gegenteil: Mir hat das Buch erstaunlich gut gefallen. Der Schreibstil passt super zu der jugendlichen Zielgruppe mit seiner lockeren und flüssigen Art. Herausstach für mich aber der Humor: Besonders die Kapi-telüberschriften konnten mir immer wieder ein lautes Lachen entlocken, sodass ich mich jedes Mal auf das nächste Kapitel freute. Die wortgewandte, kreative Art und Weise des Schreib-stils sorgt dafür, dass Seite um Seite an einem vorbeizieht, ohne dass man es merkt. Aber auch die Erzählweise der Autorin konnte mich oft überzeugen. Insbesondere das Ende ist äußerst gelungen, da es mit einem unerwarteten Cliffhanger aufhört, den ich nicht vorhersehen konn-te, der aber Lust auf die Fortsetzung macht. Die Charaktere sind sehr sympathisch. Es fällt leicht, sich mit der etwas schussligen Emily, die sich unverstanden von ihrer Familie fühlt, zu identifizieren und sich in sie hineinzuversetzen. Aber auch Ashton ist mehr als sein gutes Aus-sehen. Besonders mochte ich aber, wie die Beziehung zwischen den beiden gestaltet ist. Denn die ist doch anders als man vermutet: Durch gewisse Ereignisse tut sich zwischen den Haupt-figuren eine Kluft auf und nun gilt es erst einmal diese zu überwinden. Daher kam in Band 1 zunächst nicht allzu viel Romance vor – was ich aber sehr mag, denn Liebe und Harmonie auf den ersten Blick wäre recht langweilig, oder? Auf diese Wiese wird der Verbindung zwischen Emily und Ashton mehr Zeit und Spannung gegeben, was sie wiederum nachvollziehbarer und interessanter macht. Die Autorin hat es definitiv geschafft, mich in diese Welt zu ziehen und eintauchen zu lassen. Ich konnte die Emotionen und Gefühle der Figuren mitfühlen, was lei-der nicht immer selbstverständlich ist. Das World building ist stimmig, gut nachvollziehbar und im Kontext des Jugendbuchgenres auch ausreichend. Durch die Raumfalten, die in die Zwischenwelt führen, die auch je nach Falte ihre eigene Zeitlinie besitzt, bleibt die Handlung immer spannend und wird zusätzlich dynamischer.
Aber ein paar wenige kritische Worte habe ich auch noch zu verlieren: Zum einen hätte man bei den Nebenfiguren noch etwas mehr ins Detail gehen können. Zum Beispiel über die ge-meine Cousine Mandy oder Emilys beste Freundin und Hexe Santana hätte man mehr erzäh-len können. Ich hätte liebend gerne von einigen tollen Figuren mehr erfahren, aber vielleicht wird sich das für den nächsten Band aufgespart. Ebenfalls ein wenig zu kritteln habe ich an der Handlung, genauer gesagt bei dem Umschwung des Fokus von der ersten Hälfte des Bu-ches rund um das verbotene Ritual hin zur zweiten Hälfte, dem wahren Grund, warum Ashton zu den Seymour geht. Dann dieser Stelle bin ich nicht ganz hinterhergekommen, das wurde mir etwas zu schnell und zu unklar erzählt. Zum Glück hat sich das im weiteren Verlauf wie-dereingerenkt. Auch waren manche Wendungen etwas vorhersehbar, aber meistens trotzdem gelungen.
Letztendlich hatte ich aber wundervolle Lesestunden voller Spaß. Die Charaktere sind mir in der Zeit richtig ans Herz gewachsen und ich bin Feuer und Flamme für Band 2 und kann es kaum erwarten, weiterlesen zu können. Definitiv eine Empfehlung für alle, die Lust haben ein wenig in die Nekromantie eingeführt zu werden und eine unterhaltsame Zeit zu verbringen.

Bewertung vom 05.10.2022
Die Sprache der Freundschaft
Mills, Claudia

Die Sprache der Freundschaft


sehr gut

Betsy und Lizard sind beste Freundinnen seit vielen Jahren. Als Betsy vorschlägt eine alte Sprache vor dem Aussterben zu retten, ist Lizard unerwarteterweise sofort Feuer und Flamme. Doch nicht alles läuft so wie es sollte. Und vor allem scheint Lizard etwas über Betsys Mama zu wissen, dass keiner sonst weiß, aber droht alles zu verändern.
„Die Sprache der Freundschaft“ von Claudia Mills ist eine herzerwärmende Geschichte über Freundschaft und Familie. In der Welt der beiden Protagonistinnen Betsy und Lizard ist nicht alles perfekt: Zum einen ist die Freundschaft zwischen den beiden unausgewogener und fragi-ler als sie zugeben würden. Und zum anderen gibt es einige familiäre Probleme auf beiden Seiten. Doch auf diese Weise können wir die beiden Mädchen bei ihrer Entwicklung beglei-ten, denn es ist schön, den beiden dabei zuzusehen, wie sie sich als Figuren verändern und wachsen. So bespricht das Buch auch ernstere Themen auf eine einfühlsame, für jüngere Lese-ratten verständliche und nachvollziehbare Weise. Diese Themen verleihen der Geschichte aber auch mehr Tiefgang und einen eindeutigen Mehrwert, denn es zeigt, dass miteinander reden und ehrlich zueinander sein, der beste Weg ist, um gesunde, verständnisvolle Beziehungen aufzubauen. Die Autorin bringt dabei die zwei Themen Freundschaft und Familie gelungen unter einen Hut ohne eines davon zu vernachlässigen. Besonders schön ist die Einflechtung des recht speziellen Themas der aussterbenden Sprachen, das zum Nachdenken anregt. Schließlich ist jeder damit konfrontiert, denkt man zum Beispiel an das Pflegen oder eben Nichtpflegen von Dialekten, die sicher ebenso in diese Gruppe fallen, da sie von immer weni-ger Menschen gesprochen werden. Dieses Thema einzubauen, erachte ich als einen gelungenen Schachzug, um Interesse und Aufmerksam darauf zu lenken, aber auch der Geschichte einen individuellen Anstrich zu verleihen. Doch auch die Gestaltung der Figuren und wie sie erzählt werden, lassen die Geschichte herausstechen. So werden Lizard und interessanterweise auch Betsys Mutter (zwei Figuren, die sich gegenseitig nicht so gut verstehen) zu Beginn nicht be-sonders sympathisch gezeichnet, doch Stück für Stück lernt man sie besser kennen, kann sich besser in sie hineinversetzten und nachvollziehen, warum sie handeln wie sie handeln. Noch ein dritter Punkt macht dieses Buch so besonders, und unerwarteterweise ist es der Text selbst: Dieser ist nämlich in Form eines Gedichts formatiert – sehr außergewöhnlich. Doch keine Angst, es gibt keine Reime und schon gar keine gestelzte Sprache. Im Gegenteil, die Geschichte ist flüssig geschrieben und leicht lesbar, also perfekt für Kinder und jüngere Ju-gendliche.
Ich hatte viel Spaß mit Betsy und Lizard, konnte mit ihnen mitfühlen und mitfiebern. Das Buch bietet viel Gefühl, definitiv Mehrwert und fühlt sich am Ende wie eine warme Umar-mung an. Eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 26.09.2022
Mehr als wahrscheinlich
Watson, Sarah

Mehr als wahrscheinlich


ausgezeichnet

CJ, Martha, Ava und Jordan sind alle total verschieden, aber zwei Dinge vereint sie: Zum einen eine riesengroße Freundschaft zueinander, zum anderen sind sie mutig und willensstark, um ihre Ziele zu erreichen. So sehr, dass eine von ihnen die erste US-Präsidentin wird, aber welche?

„Mehr als wahrscheinlich“ von Sarah Watson ist ein Buch, bei dem ich mich zunächst fragte, warum gibt es diesen großen Aufhänger mit dem Präsidentenamt? Ist das nicht irgendwie too much? Doch im Laufe der Geschichte habe ich es, glaube ich zumindest, verstanden, denn dieses Buch zeigt keine Personen mit unmenschlich wirkenden Fähigkeiten, die man bei denjenigen, die diese mächtige Position innehalten, vermutet, sondern normale Mädchen, die genauso wie du und ich mit ihren eigenen Problemen und ihrer Umwelt kämpfen und sich den Herausforderungen stellen – ob nun erfolgreich oder scheiternd. Ich glaube, dieses Buch möchte insbesondere junge Mädchen motivieren, sich nicht unterkriegen zu lassen und höher zu zielen, wenn das ihr Wunsch ist.

Sarah Watson erschafft dafür vier wunderbare, ganz individuelle Protagonistinnen, die ihre eigenen kleinen Geschichten bekommen, sowie sehr sympathische Nebencharaktere, in die man sich einfach verlieben muss – sowie vielleicht die ein oder andere Hauptfigur ;) Auch vor ernsteren Themen schreckt das Buch glücklicherweise nicht zurück. Neben vielen Feel-good-Momenten gibt es auch genug Kloß-im-Hals-Situationen, die einen mitfühlen lassen und durch den sorg- und einfühlsamen Umgang mit den Themen der Geschichte mehr Tiefe verleihen. Mir persönlich ist es wichtig, dass ich den Autor:innen die Handlung und Figuren abkaufe, erst dann kann mich ein Buch wirklich begeistern. Und in dem Fall ist es der Autorin zu hundertfünfzig Prozent gelungen. Der Schreibstil trägt natürlich dazu bei: Er sticht zwar nicht heraus, erzählt aber auf eine flüssige, angenehme Art die Geschichte, sodass das Lesen so leichtfällt wie das Zerteilen von warmer Butter.

Ich kann dieses Buch absolut empfehlen, wenn ihr eine kurzweilige, bewegende Geschichte mit Fokus auf den Figuren genießen möchtet, die einen motiviert, etwas zu bewirken, ob im Kleinen oder im Großen.

Bewertung vom 31.08.2022
Liebe machen
Fröhlich, Susanne;Kleis, Constanze

Liebe machen


ausgezeichnet

Vom Richtigen über Online-Dating hinzu den Verflossenen, ob Fragen zum perfekten Zeit-punkt für DIE drei Worte, zur etwas intimeren Haarzone oder Dating-Etikette – Susanne Fröhlich und Constanze Kleis stürzen sich in ihrem neuen Buch, das sie als Co-Autorinnen geschrieben haben, Liebe machen auf dieses riesige Themagebiet und versuchen in kurzen Ka-piteln den vielen Fragen, die sich einem eröffnen, wenn man sich dem Thema stellt, auf den Grund zugehen und Antworten zu finden.
Abwechselnd stellen sich die Autorinnen den heiklen Fragen, die jeden mal im Leben bewe-gen. Besonders schön ist es, dass dabei bereits im vorherigen Kapitel ein Übergang zum nächs-ten geschaffen wird, wodurch sich der Inhalt des Buches trotz kontrastierender Themen anei-nander anschmiegt und den Lesern den Einstieg in das neue Thema erleichtert wird. Die klei-nen Zitate, mal ernst, mal ganz locker, zu Beginn der Kapitel unterstützen das ebenso.
Als ich gesehen habe, dass meine Lieblingsautorin ein neues Buch veröffentlicht, musste ich mich gleich förmlich darauf stürzen. Dass es sich dabei um ein Sachbuch handelt, hat mich nicht davon abgebracht. Und wie gewohnt ist Susanne Fröhlich herrlich witzig und spielt charmant mit den Worten, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Aber auch Constanze Kleis hat es im Handumdrehen geschafft, mich zu überzeugen. Der Einblick, den die Autorinnen in ihr Privatleben geben, verleiht dem Buch mehr Substanz.
Zusammengefasst ist das Buch eine Empfehlung für jeden, der eine humorvolle, mit spannen-den Fragen erfüllte Zeit verbringen möchte. Ein gelungenes Buch zum Schmunzeln und Sich darin wiederfinden.

Bewertung vom 20.03.2022
Octavia, Tochter Roms - Gefahr in Germanien (Octavia, Tochter Roms 1)
Goldfarb, Tobias

Octavia, Tochter Roms - Gefahr in Germanien (Octavia, Tochter Roms 1)


ausgezeichnet

In „Octavia – Tochter Roms: Gefahr in Germanien“ geht es um die titelgebende elfjährige Protagonistin Octavia. Zusammen mit ihrem Vater und drei römischen Legionen kommt sie in Germanien an, da Kaiser Augustus verlangt, dass sich die Völker östlich des Rheins beugen. Doch Octavia lernt einen germanischen Jungen namens Odo kennen, der sehr geheimniskrämerisch tut, und plötzlich läuft alles schief und Octavias Leben stellt sich völlig auf den Kopf.

Das Buch ist der Auftakt einer neuen Kinderbuchreihe, geschrieben von Tobias Goldfarb, das ich persönlich ab 9 oder 10 Jahren empfehlen würde, super zum Selbstlesen. Das Setting eines waldreichen Germaniens mit dem Römischen Reich vor der Tür fühlt sich sehr authentisch geschrieben an und schnell merkt man, dass es sich um eine Zeit handelt, die weit von unserer entfernt ist. Denn es werden auch ernstere Themen behandelt. Diese Ernsthaftigkeit fand ich sehr beeindruckend und passend. Aber keine Sorge, die Geschichte wird immer wieder mit viel Humor und Witz aufgelockert. Ein gelungener Mix aus spaßigen, erholsamen Momenten und rasanten, spannenden Situationen. Allgemein ist dieses Buch sehr spannungsgeladen, es gibt keine langweilige Minute, man fliegt förmlich durch die Seiten. Herausstechen tun vor allem aber die Charaktere, die ganz wundervoll dargestellt sind und teils große Charakterentwicklungen durchmachen, die aber authentisch und glaubwürdig erfolgen. Octavia ist eine sympathische Protagonistin, die klug und mutig handelt. Sie folgt ihrem eigenen Willen und lässt sich nicht unterkriegen. Sie zu begleiten, macht einfach nur Spaß. Aber mein persönlicher Lieblingscharakter ist Amandus, der noch ein recht junger Legionär und total in Octavia vernarrt ist. Doch insgesamt fiebert man mit allen Charakteren mit. Der Schreibstil an sich ist sehr gelungen und beschreibt gut die Handlungsorte.

Beim Lesen stand ich teilweise im Bett, wenn eine spannende, unerwartete, aber geniale Wendung nach der anderen passierte. Das zeigt, dass es sich hier um ein fantastisches, spannungsreiches Kinderbuch, das durchaus auch für Erwachsene ein Erlebnis sein kann. Es gibt mehrere Handlungsstränge, die bereits früh eingeführt werden, sodass es sich besonders organisch anfühlt, wenn man zum Ende des Buches kommt und schon erahnt, wie es im nächsten Band weitergeht. Die Geschichte wächst sehr natürlich und fühlt sich nicht konstruiert an.

Für mich ist „Octavia“ auf jeden Fall ein Jahreshighlight. Ich hatte unheimlich viel Spaß und kann kaum den nächsten Teil erwarten – bereits jetzt schon bin ich am Rätseln, was noch alles passieren wird. Eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 09.03.2022
Heimvorteil
Fröhlich, Susanne

Heimvorteil


gut

Wir begleiten Jutta bei ihrem Kampf gegen ihre Kinder, die sie aus ihrem Eigenheim vertreiben wollen. Um dem zu entfliehen, begibt sie sich auf eine Reise ins Ungewisse.
„Heimvorteil“ ist Susanne Fröhlichs jüngster Roman, den man unabhängig von ihrer grandiosen Andrea-Schnidt-Reihe lesen kann. Leider kommt er dabei aber nicht an die Reihe heran, wirkt aber wie aus dem Alltag gegriffen, so authentisch sind die Szenen geschrieben. Man fühlt mit Jutta mit, auch wenn man selbst noch nicht im besten Alter ist. Die Wahl der Erzählperspektive finde ich etwas zu speziell, 3. Person Präsens, da ich mich anfänglich nicht ganz darauf einlassen konnte und mich erst daran gewöhnen musste. Ansonsten schreibt Fröhlich humorvoll wie immer auf ihre ganz eigene Art und Weise und spielt dabei wundervoll mit der Sprache. Die Figuren fühlen sich wie aus dem Leben gegriffen an, genauso wie die Situationen, in die die Autorin sie immer wieder hineinstolpern lässt. Das gibt Anlass über das eigene Leben nachzudenken und zu reflektieren.
Doch auch wenn ich mich gut unterhalten gefühlt habe, ist der Funke letztendlich nicht vollkommen übergesprungen. Für Fröhlich-Fans eine Empfehlung und vielleicht auch ein Must-Read, aber mit etwas Vorbehalt. Fröhlich kann das eindeutig besser.