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Miro76
Wohnort: 
Österreich

Bewertungen

Insgesamt 125 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2023
Die Unbändigen
Hart, Emilia

Die Unbändigen


sehr gut

Es scheint ein Fluch auf den Weyward-Frauen zu liegen, sodass sie immer wieder an Männer geraten, die ihnen nicht wohlgesonnen sind.

Da ist Altha im Jahre 1619, die in einer kleinen feuchten Zelle auf ihren Hexenprozess wartet. Ihre Mutter war bereits eine Heilerin und begann sich zu verstecken, vor der Wut eines Mannes, dessen Frau sie nicht heilen konnte, weil die Krankheit schon zu weit fortgeschritten war.

Jahre später (1942) lernen wir Violet kennen, die von ihrem Vater auf dem Gut festgehalten wird. Sie darf das Dorf nicht besuchen und hatte noch nie Kontakt zu gleichaltrigen, als die Familie Besuch vom unseligen Cousin Frederick bekommt. Dieser ist auf Fronturlaub und von der 16jährgen Violet ganz angetan.

Ihre Geschichte geht fast nahtlos über in Kate's Geschichte, die sich in einer erniedrigenden und gewaltsamen Beziehung befindet, der sie schließlich entfliehen kann, weil sie von Großtante Violet das Weyward-Cottage erbt. Erst dort beginnt sie aufzuatmen und ihre innere Stärke zu finden. Jahrelang wurde sie klein gehalten, jetzt besinnt sie sich auf ihr Erbe und beginnt Nachforschungen anzustellen.

Emilie Hart hat diesen Roman recht einfach strukturiert. In kurzen Kapiteln lesen wir in der immer gleichen Reihenfolge von Altha, Violet und Kate bis sich das ganze in eine lineare Geschichte fügt. Die kurzen Kapitel erhöhen den Lesefluss und halten die Leser*innen bei jedem Erzählstrang am Ball. Die Geschichte ist spannend, berührend und emotional. Ein bisschen magischer Realismus fließt mit ein, denn die Frauen haben alle eine besondere Gabe, der sie schlussendlich ihre Unabhängigkeit verdanken.

Ungerechtigkeit, Schuld und Selbstjustiz sind ebenfalls Themen, die diese Geschichte behandelt und diesbezüglich stimme ich nicht ganz mit der Autorin überein. Die Auflösung des Ganzen konnte mich nicht überzeugen, obwohl ich das Buch sehr gerne gelesen habe. Es hat mich gut unterhalten und ich empfehle es auch gerne weiter als spannenden Sommeroman ohne großen Mehrwert.

Da gute Unterhaltung in ansprechendem Stil geboten werden, vergebe ich gerne 4 Sterne!

Bewertung vom 23.07.2023
Hotel Silence
Ólafsdóttir, Auður Ava

Hotel Silence


sehr gut

Jonas hat entschieden, seinem Leben ein Ende zu setzen. Nur das Wann und Wie sind noch nicht geklärt. Im Mai soll es passieren und eine 5 sollte auch beim Tag vorkommen, der 5. oder 15. wären gut. Doch dann wird ihm klar, dass ihn wahrscheinlich seine Tochter findet, wenn er sich zuhause umbringt. Besser fremden Menschen seine Leiche zumuten!

Kurzerhand beschließt er eine Reise zu machen. Mit wenig Gepäck und seinem Werkzeugkoffer reist er in ein kriegsgebeuteltes Land. Die Kämpfe sind vorüber, aber das Land ist noch voller Minen und der Tod lauert abseits der gängigen Wege.

Im Hotel Silence bezieht er ein Zimmer und merkt schnell, dass hier vieles einer Reparatur bedarf. Nachdem er in seinem Zimmer Dusche und Schrank gerichtet hat, bittet ihn die Hotelbesitzerin gegen Kost und Logis für ihn zu arbeiten. Sie hat das Hotel von ihrer Tante übernommen und will es gemeinsam mit ihrem Bruder wieder auf Vordermann bringen.

So kommt es, dass Jonas alle möglichen handwerklichen Tätigkeiten übernimmt und sich ganz nebenbei das Vertrauen der Stadtbewohner erarbeitet. Er kommt den Menschen näher und beginnt sich mit den Wunden und Narben auseinanderzusetzen. In diesem Land voller Leid und Tod kommen ihm seine eigenen Sorgen plötzlich wesentlich weniger tragend vor. Er setzt sich mit persönlichen und kollektiven Narben auseinander und beginnt langsam wieder einen Sinn im Leben zu finden, um sich am Ende wieder für andere öffnen zu können.

Stilistisch ist das Buch sehr ansprechend. Vieles wird nur kurz angerissen in sehr aussagekräftigen kurzen Sätzen oder starken Bildern. Nur der erste Teil des Buches hat mir nicht so gut gefallen. Jonas dreht sich in seinen Gedanken mehrmals im Kreis und die Autorin bleibt sehr wage, was seine Selbstmordabsichten betrifft. Dadurch kann man als Leser*in kaum nachvollziehen, warum er zu diesem Schluss gekommen ist.

Jonas Reise wiederum hat mich vollends überzeugt. Von welchem Land hier die Rede ist, verrät die Autorin nicht. Dadurch bekommt die Geschichte einen Hauch von Allgemeingültigkeit. Alle Kriege sind schrecklich und alle Menschen leiden darunter, egal welche Hautfarbe sie haben oder welcher Religion sie angehören. Das persönliche Leid verschwindet nicht, angesichts des kollektiven Leids, aber die Gewichtung verschiebt sich. Das hat die Autorin wunderbar eingefangen und hätte es nicht so lange Anlaufzeit gebraucht, bis mich das Buch fesseln konnte, wäre es ein Highlight geworden. So muss ich leider einen Stern abziehen.

Bewertung vom 20.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


ausgezeichnet

Bei Will und Rosie funkt es eigentlich auf den ersten Blick. Am Lagerfeuer haben sie sich lange unterhalten und Will merkt zum ersten Mal, dass er vielleicht mehr von einem Mädchen möchte, als nur mit ihr ins Bett. Auch Rosie fühlt sich zu diesem Freund ihres Zwillingsbruders Josh hingezogen. Doch je näher sich die beiden kommen, umso mehr zieht sich Josh zurück und wird immer abweisender. So kommt es zur ersten Trennung von Will und Rosie, bevor alles richtig beginnt.

Die Zwei scheinen füreinander bestimmt, doch die Umstände wollen es nicht. Erst trennt sie ein kleines Unglück, dann ein ganz großes, das ihre weiteren Leben überschattet. Immer wieder treffen die beiden aufeinander, immer wieder stehen sie sich sofort sehr nahe und immer wieder steht ihnen etwas im Weg. Und immer sind diese Gründe nachvollziehbar.

Die Autorin spielt hier ein bisschen mit dem Schicksal und manchmal verhalten sich die beiden nicht unbedingt klug, doch sie sind anfangs Teenager, später Studenten und erst am Ende richtig erwachsen. Dazwischen liegt ein Weg voller Trauer, Aufarbeitung und Selbstfindung.

Die Figuren sind charakterstark gezeichnet und es ist schön, ihnen bei ihrer Entwicklung zu folgen. Auch in die Nebenfiguren hat die Autorin Herzblut gesteckt. Wir begegnen tollen Menschen, die die beiden immer wieder ein Stück weiter bringen. Beide haben ihre Päckchen zu tragen und müssen einen Weg finden, trotz ihrer Verlusten ein erfülltes Leben zu führen.

Ich habe diese Geschichte regelrecht verschlungen. Es ist eine ganz große Liebesgeschichte mit viel Drama, aber auch ein Entwicklungsroman mit tiefgründigen Gedanken und anspruchsvollen Themen. Und die Autorin kommt ganz ohne Kitsch aus!

Bewertung vom 19.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


sehr gut

Sanne ist die älteste von drei Schwestern. Sie war immer eine Macherin. Voller Tatendrang hat sie ihr Leben in Angriff genommen und ist immer den geraden Weg gegangen. Erst heiraten, dann Hausbau und Kinder. Immer im Heimatort.

Petra ist ein typisches mittleres Kind. Zuhause unverstanden und immer irgendwie übersehen hat sie das Dorf früh gegen die Stadt eingetauscht. Sie lebt ein aufregendes Leben. Gutes Einkommen, tolle Wohnung, keine festen Bindungen.

Und Gitti ist das Küken. Sie durfte immer ein bisschen mehr als die beiden Großen. Die Eltern waren nicht mehr so streng und Gitti ist zwar bodenständig, aber auch ein bisschen flatterhaft.

Als die Mutter erkrankt, kümmert sich Sanne aufopferungsvoll um die Eltern und merkt, dass sie schön langsam immer mehr Hilfe brauchen. Haus und Garten beginnen ihnen über den Kopf zu wachsen und so beschließt Sanne eine altersgerechte Wohnung für die Eltern zu suchen.

Leider vergisst sie dabei, dass sie nicht das einzige Kind ist. Beide Schwestern stehen vor vollendeten Tatsachen und müssen sich mit dem Verlust des Elternhauses auseinandersetzen. Sanne fühlt sich maßlos überfordert mit der Verantwortung und kommt schlecht mit dem Auszug der Kinder zurecht. Außerdem läuft die Ehe nicht mehr richtig rund. Sie kommuniziert nicht. Weder mit den Schwestern, noch mit ihrem Mann.

Die Geschwisterkonstellation fand ich sehr gut dargestellt. Ich bin selbst mit zwei Schwestern aufgewachsen und kann mich hier gut identifizieren. Auch die Problematik mit den alternden Eltern und dem Elternhaus, das viel Arbeit bedeutet ist mir bestens bekannt. Spannend fand ich auch, dass sie alle im Elternhaus in ihre angestammten Rollen zurückfallen.

Nur die Wortlosigkeit zwischen den Geschwistern kam mir etwas überzeichnet vor und passt eher zur Elterngeneration. Die Kriegsgeneration hat häufig nicht viel über Befindlichkeiten gesprochen. Vielleicht ist es realistisch, dass das so weitergetragen wird. Mich hat es bei der Lektüre manchmal richtig geärgert und Sanne hätte sich einigen Ärger ersparen können.

Trotzdem gibt es interessante Entwicklungen bei den Eltern und den Schwestern und auch wenn am Ende nicht alles geklärt ist, ist doch ein Weg nach dem Umbruch erkennbar. Rollenmuster wurden aufgebrochen und neue Wege werden plötzlich gangbar. Das Ende mit diesen Wendungen hat mich schließlich wieder versöhnt mit der Geschichte. Deshalb vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 09.07.2023
Flüchtige Freunde
Caritj, Anna

Flüchtige Freunde


sehr gut

Leda hat in ihrem Verbindungsschwestern, den Psi-Deltas, eine Art Ersatzfamilie gefunden. Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt und ihre Mutter ist vor einigen Jahren einer Krankheit erlegen. Diesen Verlust hat sie nie aufgearbeitet. Sie trägt den Schmerz in sich, fest verkapselt und weigert sich, darüber zu sprechen.

Manchmal ertränkt sie ihren Kummer in Alkohol und vertreibt ihre Einsamkeit mit schnellem Sex auf ausgelassenen Partys. Auch an Halloween lässt sie nichts anbrennen. Vor allem, weil der beliebte Mädchenschwarm Ian an ihr interessiert scheint. Ziemlich angetrunken legt sie eine kurze Frischluftpause im Vorgarten ein und lernt dort ein Mädchen im Schwanenkostüm kennen. Dieses Mädchen, Charlotte, steigt zu einem Jungen in den Wagen und das nächste, was Leda bewusst wahrnimmt, ist ihr verkatertes Aufwachen am Vormittag. Ihre Lippe ist blutig, ihr Kleid zerrissen. Totaler Filmriss.

Doch Sorgen macht sie sich erst, als sie erfährt, dass Charlotte vermisst wird. Sie beginnt zu überlegen, ob sie Sex hatte, ob dieser einvernehmlich war, mit wem sie die Nacht verbracht hat und wie sie schlussendlich nach Hause gekommen ist.

Während am Campus "Findet Charlotte" Aktionen starten, verstrickt sich Leda immer mehr in ihrem Filmriss. Sie jagt Erinnerungen nach und verbindet Charlottes Verschwinden mit ihren eigenen Erlebnissen. Akribisch versucht sie zu recherchieren, wie Charlottes letzte Tage verlaufen sind, denn sie verspricht sich selbst Heilung, wenn sie Charlotte findet.

Dieses Gedankenkonstrukt zieht uns Leser*innen in seinen Bann und dadurch denkt man fast automatisch an ein Verbrechen und es kommt auch die Frage auf, ob nicht vielleicht sogar Leda darin verwickelt ist. War sie die letzte, die mit der Vermissten gesprochen hat?

Dieser Roman startet wie ein typischer Collegeroman mit den kleinen und größeren Nöten der Student*innen, ausgelassenen Partys, Liebesgeschichten und Freundschaftsbelange. Mit den Ereignissen wird das Ganze zu einem Spannungsroman mit Rästelraten was wie wann und mit wem passiert sein könnte. Dieser Mittelteil ist der Autorin aber nicht so optimal gelungen. Leda verstrickt sich in ihre eigenen Sorgen und Nöten und dreht sich dabei mehrmals im Kreis. Fast hatte ich das Gefühl, der Roman ist zum Stillstand gekommen. Streckenweise habe ich ziemlich ungeduldig weitergelesen und gehofft, dass sich endlich wieder was tut. Und dann wird die Geschichte zu einem Entwicklungsroman. Leda beginnt tatsächlich ihr Trauma aufzuarbeiten und geht geläutert aus diesem Drama hervor. Das Ganze ging dann doch ziemlich schnell.

Trotz dieser Kritikpunkte ist der Autorin ein spannendes Debüt gelungen. Das Buch hat mich die meiste Zeit gut unterhalten. Auch wenn alles anderes gekommen ist, als erwartet, fand ich Figuren gut gezeichnet und die Story ansprechend. Den nächsten Roman von Anna Caritj werde ich bestimmt auch wieder lesen!

Bewertung vom 24.06.2023
Salzberggöttin
Leskovar, Jutta

Salzberggöttin


ausgezeichnet

Mit diesem Roman entführt uns die Autorin ganz weit zurück in der Zeit. Wir reisen in die Hallstattzeit, ca. 600 v. Chr und lernen dort eine Welt im Einklang mit der Natur kennen. Das erste Salz wird abgebaut und an die umliegenden Menschen verteilt.

Bergherrin Sina wacht über ihr Volk und ihr Mann sorgt als Priester für den Schutz der Berggöttin. Ihre Tochter Renis tritt in seine Fußstapfen und ihr Sohn Tolan war weit in den Süden gereist und kommt rechtzeitig vor dem Bergfest zurück.

Doch das Wiedersehen ist überschattet von den revolutionären Gedanken des Sohnes. Er will mehr Salz brechen und findet die Rituale und Regeln der Göttin unnötig. Er glaubt nicht mehr an diese Naturgottheit.

Diese Thematik fand ich sehr spannend umgesetzt in diesem Buch. Der Konflikt zwischen den Generationen überdauert alle Zeiten. Die Alten halten an den Traditionen fest, die Jungen wollen Neuerungen und fallen vom Glauben ab. Die Wissenschaft nimmt dem Glauben die Grundlage. Doch so weit sind wir in dieser Zeit noch nicht. Was den jungen Tolan antreibt ist wohl eher ein Streben nach Macht und Wohlstand.

Jutta Leskovar hat Geschichte und Frühgeschichte studiert und dieser Roman ist ein Versuch, die Hallstattzeit aufleben zu lassen. Es gibt naturgemäß keine Aufzeichnungen aus dieser Zeit, doch anhand von Artefakten und Grabbeigaben wird versucht, das Leben der Menschen damals nachzuzeichnen. Diese Geschichte wirkt möglich! Der Autorin ist es gut gelungen, uns ein Bild dieser frühen Gesellschaft zu vermitteln. Der Roman ist spannend bis zur letzten Seite. Es gibt eine Liebesgeschichte, Konflikte, ein Unglück und einen Ausblick in die Zukunft.

Mich konnte Jutta Leskovar mit ihrem Roman überzeugen und ich bin froh diese Reise angetreten zu sein in eine Zeit, von der ich relativ wenig wußte. Das Salz hat die Menschen aus Hallstatt lange Zeit ernährt und tut das noch, denn die Stadt ist Weltkulturerbe und weltberühmt. Ich fand es schön, von den Anfängen des Salzabbaus zu lesen und hoffe, der Autorin bald wieder auf eine Reise in die Frühgeschichte folgen zu können!

Bewertung vom 18.06.2023
Unsere Stimmen bei Nacht
Fischer, Franziska

Unsere Stimmen bei Nacht


ausgezeichnet

Lou ist wieder einmal bei ihrer Freundin Mel gestrandet und wird morgens viel zu früh von deren Kindern in Beschlag genommen. Eine Dauerlösung kann das also nicht sein. Zuversichtlich macht sie sich auf den Weg, ein WG-Zimmer zu besichtigen und ist überrascht, dass sie eine Villa durch ein Antiquariat betritt.

Was etwas schrullig beginnt, wird zu einem interessanten Wohnprojekt. Denn Gloria und Herbert können sich ihr großes Haus nicht mehr so einfach leisten, seit Herbert viel zu früh seinen Job an den Nagel gehängt hat und in den vorderen Räumen der Villa seinen Traum eines eigenen Antiquariats verwirklicht hat. Außerdem stehen zu viele Zimmer leer, weil die Kinder alle ausgezogen sind.

Lou ist die letzte, die in die Villa einzieht und endlich ist die WG vollzählig. Es scheint ein bisschen so, als hätte alle auf diese letzte Mitbewohnerin gewartet, um sich nun wirklich in dem alten Haus einleben zu können. Wie ein Wirbelwind fegt Lou über diese Gruppe introvertierter Menschen und sie alle beginnen sich stückchenweise zu öffnen. Die 16jährige Alissa hat es nicht leicht mit der Teilung ihrer Familie. Doch Lou schafft es sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Alissa's Vater ist ein typischer zerstreuter Professor, der nur seine Forschung im Kopf hat. Doch auch er erkennt, dass es schön ist, manchmal etwas für die Gemeinschaft zu tun.

Jay ist nicht glücklich mit seinem Studium und unsicher, ob es nicht doch lieber Musik machen sollte und hat außerdem noch ein ganz anderes Talent. Er schafft es, dass auch Herbert, dem diese WG überhaupt nicht zuzusagen scheint, die Vorzüge diverser Neuerungen erkennen lernt und so auch für seine Frau etwa offener Augen bekommt.

Und Gloria, die Hausherrin ist sowieso ein Unikat. Sie arbeitet wirklich unglaublich viel und steckt sehr viel Energie in ihr Wohnprojekt, nur um ein Geheimnis zu kaschieren, dass sich doch immer wieder in den Vordergrund ihrer Gedanken schleicht.

Franziska Fischer hat mit diesem Buch eine wahre Ode an generationsübergreifendes Wohnen geschrieben. Diese Gemeinschaft ist unglaublich liebenswert. Am Liebsten würde ich sofort bei ihnen einziehen! Alle Charaktere sind ganz fein gezeichnet. Sie alle haben ihre Ecken und Kanten und an ihrer Vita zu tragen. Doch sie alle geben ihr Bestes um ihre Leben besser, freundlicher und schöner zu gestalten. Und es gelingt!

Mir hat das Buch hervorragend gefallen. Es hat mich gut unterhalten, ist nicht zu komplex geschrieben, ohne dabei oberflächlich zu werden. Es finden sich eine Menge wunderschöner Formulierungen und genauso viele Lebensweisheiten darin. Kurzzeitig hatte ich befürchtet, es könnte etwas kitschig werden, doch in diese Falle ist die Autorin nicht getappt. Somit war dieses Buch ein einziges Vergnügen und ich empfehle es gerne uneingeschränkt weiter, denn es ist ein Buch für alle Altersgruppen!

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Bewertung vom 06.06.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


sehr gut

Akari hat ihr Idol gefunden und sieht in Masaki, einem J-Pop-Star ihre Mitte, ihre Wirbelsäule, ihren Halt und einen Teil ihrer Seele. Sie ist überzeugt, dass nur er sie wirklich verstehen könnte.

Sie steckt viel Zeit und Energie in ihren Fanblog und hat eine Menge Follower. Außerdem steckt sie Unmengen an Geld ins Masaki's Merchandising. CD's kauft sie in rauen Mengen, um die Beliebtheit ihres Idols steigern zu können, alle Bücher in 3-facher Ausführung und alle Bilder braucht sie sowieso.

Kein Wunder, dass da keine Zeit mehr für die Schule bleibt. Hier scheitert sie kläglich.

Als nach einem Vorfall ein Shitstorm über ihr Idol hereinbricht, steigert Akari ihre Aktivitäten in den sozialen Netzwerken noch, um ihrem Idol den Rücken zu stärken. Ob an den Anschuldigungen was dran ist, hinterfragt sie nicht, denn ein Leben ohne Idol ist kein Leben. Sie nimmt kaum wahr, dass sie im realen Leben komplett den Halt verliert, bis auch ihr Idol aus dem Showgeschäft aussteigt, um als Mensch zu leben. Nun dringt das Chaos in Akaris Welt auch in ihr Bewusstsein durch.

Rin Usami lässt uns in diesem Buch ein Jahr mit ihrer Hauptfigur erleben. Wir lernen diese obsessive Fankultur kennen und die Autorin zeigt hier auch ganz klar die Schattenseiten dieser Welt auf. Obwohl wir mit der Protagonistin tief in der Welt der Idole stecken, bleibt mir die Fankultur trotzdem fremd. Für mich ist es gänzlich unvorstellbar, dass jemand sein ganzen Leben nach einer fremden Person ausrichtet. Dennoch fand ich es interessant, einen Blick in diese Kultur zu werfen.

Als Leser*in erkennt man früh, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen kann. Mit Akari steuern wir langsam aber sicher dem Abgrund zu und der Sturz in die große Leere nach dem Idol ist unvermeidbar. Das Drama hat die Autorin gut eingefangen. Ich hätte es aber schön gefunden, wenn auch der Weg raus aus der Misere etwas ausführlicher beschrieben worden wäre. Der Schluss weist zwar die Richtung, aber das Buch ist kurz, ein paar Seiten mehr hätten den Roman etwas runder werden lassen.

Bewertung vom 28.05.2023
Keine gute Geschichte
Roy, Lisa

Keine gute Geschichte


ausgezeichnet

Arielle erhält einen überraschenden Anruf und wird aufgefordert ihre Großmutter zu besuchen. Diese sei gestürzt und nicht mehr ganz selbständig. Sie hatte sie seit Jahren nicht besucht, denn obwohl sie bei ihr aufgewachsen sind, war ihr Verhältnis mehr als unterkühlt.

Da sie nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie derzeit nicht arbeitet, reist sie auf unbestimmte Zeit in ihre frühere Heimat und in ihr Kinderzimmer, dass immer noch so aussieht, wie sie es zurückgelassen hatte.

Es sind keine guten Erinnerungen, die Arielle überkommen. Zurück in einem lieblosen Zuhause und wieder konfrontiert mit dem Verlust ihrer Mutter, die verschwunden war, als Arielle noch sehr klein war.

Jetzt sind zwei Mädchen verschwunden. Überall hängen Plakate und in der Nachbarschaft gibt es Suchtrupps, denen sie sich anschließt. Sie fragt sich, ob ihre Mutter damals auch gesucht wurde, ob die Polizei allen Spuren gefolgt war und warum ihre Großmutter nicht so gelitten hatte, wie die Mütter, die jetzt ihre Kinder suchen.

Vieles bricht auf in Arielle, die an ihrer harten Schale fast erstickt wäre. Sie hatte ihren Verlust unter Arbeit und einem mondänen Lifestyle begraben und wirklich nie jemanden an sich herangelassen. Das Wühlen in der Vergangenheit macht sie verwundbar, ihre Depression zwingt sie tagelang ins Bett, doch alte und neue Freunde lassen nicht locker.

So erfährt sie Neues über ihre Mutter, kann weiter Puzzleteile in das Mysterium einfügen und schafft ganz langsam einen Abschluss.

Arielle ist keine sympathische Protagonistin, ihre Verhalten ist streckenweise mehr als zweifelhaft, aber Lisa Roy zeigt uns auch, warum sie so handelt und denkt. Mit viel Verständnis für diesen schwierigen Charakter zeigt uns die Autorin, was eine lieblose Kindheit anrichten kann und wie viel schwieriger es ist mit Ungewissheit zu leben, als sich mit einem Tod abzufinden.

Arielles Geschichte ist wahrlich keine gute Geschichte. Sie ist zwar erfolgreich ihren Weg gegangen, hat es raus aus dem Prekariat geschafft, aber sie hat viele Opfer dafür gebracht. Indem sie jetzt ihre Wurzeln sucht, macht sie sich auf ihre wahre Identität zu finden, um am Ende festzustellen, dass sie doch nicht so allein ist, wie sie sich immer gefühlt hat.

Lisa Roy ist hier ein beeindruckendes Debüt gelungen. Der Roman fesselt ab der ersten Seite, die Protagonistin polarisiert stark, aber ihre Entwicklung spricht für sie. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich schon jetzt auf die weiteren Werke der Autorin!

Bewertung vom 24.05.2023
Schlaflose Ferien / Pferdeflüsterer-Mädchen Bd.6
Mayer, Gina

Schlaflose Ferien / Pferdeflüsterer-Mädchen Bd.6


ausgezeichnet

Endlich dürfen wir wieder mal auf die Ocean Ranch und mit Ruby ein Pferdeabenteuer erleben. Meine Tochter wartet immer schon sehnsüchtig auf den nächsten Band der Reihe. Sie ist mittlerweile 12 Jahre alt und die Reihe ist immer noch passend für sie. Auch Ruby und ihre Freunde werden älter.

Diesmal sind die Kids plötzlich alleine verantwortlich für die Ranch, denn Patrice und Kelly machen Urlaub in Kanada und Miyu, die sich eigentlich um die Ranch kümmern sollte, musste akut abreisen zu ihrem sterbenskranken Vater.

Die Clique macht sich eigentlich keine Sorgen, denn sie kennen alle Tiere auf der Ranch gut und sind die Arbeit gewöhnt. Sie helfen ja fast täglich mit um den Betrieb am Laufen zu halten und dafür reiten zu können. Doch schon am zweiten Tag wird ihnen ein schwer verstörtes und misshandeltes Pferd gebracht, dass unter mysteriösen Umständen einem bekannten Tierschützer übergeben wurden. Als dann auch noch bei diesem eingebrochen wird, beginnen die Kids einen Kriminalfall zu ahnen und versuchen mehr über die Herkunft des Tieres herauszufinden. Außerdem sind ihre Pferdeflüsterer-Fähigkeiten gefragt. Die Kids haben schon viel von Patrice gelernt und können ihr Wissen praktisch anwenden.

Meine Tochter fand diesen Band unglaublich spannend und war wie immer begeistert, wie Ruby und ihre Freunde ihre Aufgaben meistern.

Mir hat sehr gut gefallen, dass die Kids selbständig agieren, aber auch wissen, wann sie sich Hilfe von Erwachsenen suchen müssen.

Und wie in jedem Band gibt es am Ende ein kleines Gimmick. Diesmal sind es Rezepte für Pferdeleckerlis, die wir bestimmt ausprobieren werden, denn meine Tochter hat seit kurzem eine Reitbeteiligung.