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Bewertungen
Insgesamt 195 BewertungenBewertung vom 17.01.2024 | ||
„Spur und Abweg“ heißt dieses autobiografische Buch des Autors Kurt Tallert, dessen Vater als Halbjude von den Nazis verfolgt wurde. Es berührt vor allem dadurch, wie stark das Unfassbare der Vernichtungsarbeit der NS-Zeit auf die nachfolgenden Generationen sich auswirkt. Das erlittene Leid, das den Vater zeitlebens begleitet hat, wirkt sich weiter auf dessen eigene Nachfahren aus. Sehr feinfühlig und tiefsinnig nimmt der Autor die Leser auf eine gedankliche Reise in die Vergangenheit. Immer wieder sucht er ehemalige KZs und Gedenkstätten wie Theresienstadt auf, um sich ausgelöschten Personen aus seiner Verwandtschaft näher verbunden zu fühlen und etwas über sie herauszufinden. Ein Thema, das berührt und das immer wieder neu angegangen werden muss, damit sich Ereignisse wie die Shoa nie wieder ereignen. Ein Buch gegen das Vergessen, das den Verstorbenen ein Gesicht und eine Stimme wiedergibt. |
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Bewertung vom 31.12.2023 | ||
„Das Philosophenschiff“ heißt dieser bewegende Roman, der vielmehr eine Autobiografie ist. Er schildert die Ereignisse der Vergangenheit im Rückblick aus der Sicht der hundertjährigen Protagonistin, die den Terror, die russische Revolution, die Hungerjahre und die Ausweisung auf dem sogenannten Philosophenschiff als vierzehnjähriges Mädchen erlebt hat. |
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Bewertung vom 17.12.2023 | ||
Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen? „Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?“ lautet der Titel dieses Sachbuches. Inhaltlich geht s um Lebensstrategien, wie man sich angesichts der Überfülle an negativen Eindrücken und Informationen über Brandherde in der Welt wie der Klimakrise, den Kriegen in der Ukraine oder in Israel verhalten soll. Was hilft, was ist bloßer Aktionismus? Verhalten wir uns nicht alle widersprüchlich? Wie positioniere ich mich selbst zu Klimaklebern? Kann ich sie noch aufgrund ihres Einsatzes für eine dringende Bewusstseinsänderung gut finden, wenn ich selbst wegen ihrer Klebeaktion im Stau stehe? Das Buch wirft viele Fragen auf und liefert einige interessante und nachdenkenswerte Impulse. Allerdings fehlt mir ein konkreterer Blick auf Handlungsmöglichkeiten. Zu sehr kreist der Autor um seine persönlichen Ängste und Fragen. |
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Bewertung vom 30.11.2023 | ||
„Eine halbe Ewigkeit“ heißt dieser Roman, der als Fortsetzung zum Roman „Mondscheintarif“ zu lesen ist, der auch immer wieder in Tagebuchform aufgegriffen wird. Die Protagonistin tut sich schwer zu akzeptieren, dass ihre Kinder nicht mehr auf sie angewiesen sind und dabei sind, ihr eigenes Leben zu leben. Als ihr sechzehnjähriger Son sich für ein Auslandsjahr nach England begibt, wohin er von seinem Vater begleitet wird, steht für die Ich-Erzählerin der Punkt an, sich zu fragen, wohin ihre Reise weiter gehen soll. Plötzlich scheinen ihr die letzten Jahrzehnte als eine Zeit absoluter Fremdbestimmung und sie fragt sich, ob ihr damaliger Freund Daniel, der sie verlassen hatte, nicht die bessere Lebensoption für sie gewesen wäre. Doch dann kommt sie überraschend zu einem Job, lernt viele verrückte neue Leute kennen, und kann plötzlich wieder klar sehen. |
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Bewertung vom 25.10.2023 | ||
„f*uck the universe“ heißt dieses Sachbuch, das verschiedene Methoden der Manifestationen anbietet und zum Meditieren einlädt. Mich konnte das Buch nicht sehr überzeugen, was nicht nur an der esoterischen Ausrichtung liegt, sondern vor allem auch am sehr saloppen Sprachgebaren mit den zahllosen Entgleisungen in die Vulgärsprache. Bereits der Titel und das Titelbild geben darauf einen Vorgeschmack. Auch fiel es mir im voranschreitenden Leseprozess immer schwerer, den zum Teil sehr merkwürdigen Ausführungen zu folgen. |
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Bewertung vom 22.10.2023 | ||
„Welt in Aufruhr“ heißt der Titel dieses Sachbuches, das die geopolitische Lage der Welt seit solch beängstigenden Erscheinungen wie dem Ukrainekrieg beleuchtet. Es ist offensichtlich geworden, dass der Weg des Friedens ohne Waffen, der seit Beendung des Kalten Krieges eingeschlagen wurde, nicht der richtige war. Russlands Machtdemonstration zwingt die westliche Welt dazu, zu reagieren und ebenfalls wieder zu den Waffen zu greifen. |
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Bewertung vom 15.10.2023 | ||
„Mutterkuchen“ heißt diese autobiografische Erzählung einer Frau, die aus prekären Familienverhältnissen kommt, schon in frühen Jahren diverse Missbrauchserfahrungen erlebt hat und sich ihren Weg durchs Leben erkämpft. Dieser ist von Rebellion gegen das Establishment geprägt, als sie als Jugendliche in die Punk-Szene gerät. Weiter bestimmen viele vor allem sexuelle Beziehungen sowie Drogeneinnahme und übermäßiger Alkoholkonsum die weiteren Jahre. Mit viel Mühe findet sie schließlich ihre Begabungen, schlägt verschiedene Ausbildungsgänge ein, die sie überwiegend auch erfolgreich meistert. Aber immer wieder gerät sie in Beziehungen, die toxisch sind und in denen sie ausgenutzt und gedemütigt wird. |
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Bewertung vom 27.09.2023 | ||
„Baustellen der Nation“ heißt dieses sehr gut recherchierte Sachbuch, das den Finger in die Wunden der Nation legt. Sehr klar bringen die Autoren die Ursachen für die politischen „Großbaustellen“ auf den Punkt. Gesellschaftspolitische Problemlagen werden in der Politik meist zu kurzfristig und oberflächlich angegangen. Wer Wählerstimmen gewinnen will, sucht sich Themen, die eine breite Zustimmung und schnelle Erfolge versprechen. So lassen sich viele Probleme im Bereich der Infrastruktur mit maroden Brücken, unpünktlichen Zügen etc., aber auch Probleme der flächendeckenden E-Mobilität oder der Misere im Bildungssektor und viele weitere erklären. |
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Bewertung vom 09.09.2023 | ||
Ich erkenne eure Autorität nicht länger an „Ich erkenne eure Autorität nicht länger an“ heißt dieses sprachgewaltige Werk, das aus der Enttäuschung, psychischen Verletzung und jahrelangen Kämpfen um Akzeptanz eines homosexuellen Mannes entstanden ist. Die Zeit für ein Buch wie dieses ist auf jeden Fall reif. Der Leser hört durch die nachdenklichen, besinnlichen, erzählenden und großenteils aphoristischen Passagen den Leidensdruck und die tief sitzende Wut eines Menschen, der um seinen Platz in der Welt kämpft. Der Leser bekommt einen sehr persönlichen Blick auf das Leben und die Wahrnehmung eines homosexuellen Mannes. Es eröffnet einem viele Perspektiven auf die alltäglichen Schwierigkeiten, mit denen Homosexuelle klar kommen müssen, über die viele vermutlich noch nie nachgedacht haben. Besonders gut gefällt mir der ausgefallene Sprachstil, der nicht nur trotzig, sondern sehr poetisch und philosophisch daherkommt. |
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Bewertung vom 27.08.2023 | ||
„Aenne und ihre Brüder“ heißt dieses bewegende autobiografische Buch, in dem der bekannte Moderator Reinhold Beckmann die traurige Familiengeschichte seiner Mutter erzählt, deren vier Brüder alle ihr Leben im zweiten Weltkrieg ließen. Die Auszüge aus den Feldbriefen der Brüder an Beckmanns Mutter Aenne lassen oft nur die grausamen Erlebnisse an der Front erahnen. Denn ganz offen durfte man natürlich nicht berichten, geschweige denn den Erfolg des Krieges in Frage stellen, da einem sonst die Anklage der Wehrkraftzersetzung mit entsprechenden Folgen drohte. Auch wollte man die Lieben daheim nicht zu sehr beunruhigen. Sehr gut werden diese Auszüge mit anderen Zeugnissen aus Chroniken, erzählten Berichten und Dokumenten wie der Dorfchronik von Wellingholzhausen ergänzt. Der Leser bekommt auch einen sehr guten Eindruck davon, was es für die meist sehr jungen Soldaten an der Front bedeutete, wenn sie Post von ihrer Familie und ihren Liebsten bekamen. Das war ihr Hoffnungsschimmer während ihrer oft trostlosen und zermürbenden Kriegserlebnisse. Gut gelungen seind vor allem viele lokalbezogene Ausführungen und die vielen Photos. Vor allem im ersten Teil des Buches ließen sich jedoch einige Passagen mit allgemein bekannten geschichtlich-politischen Zusammenhängen gut kürzen oder ganz weglassen. |
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