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meggie3

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


sehr gut

Gut geschrieben, aber mit Längen

Der Roman Wellenkinder erzählt die Geschichte dreier Protagonist:innen auf unterschiedlichen Zeitebenen. Da ist zum einen Jan, dessen Geschichte in der Gegenwart spielt. Er ist Vater eines Jungen im Kindergartenalter und wird gegen seinen Willen mit seiner Kindheit und Jugend auf Rügen konfrontiert. Außerdem wird Margits Geschichte erzählt, die Ende des zweiten Weltkriegs beginnt, sowie Odas Geschichte, die mit ihrer gescheiterten Flucht über die Ostsee aus der DDR in die BRD ihren Anfang nimmt.

Die drei Zeitebenen wechseln sich kapitelweise ab, die Länge der Kapitel hat mir gut gefallen. Längere Pausen sollten beim Lesen vielleicht besser vermieden werden, da doch relativ viele Charaktere vorkommen und der Überblick verloren gehen könnte. Die Charaktere habe ich als recht vorstellbar empfunden. Die Protagonist:innen waren mit nicht alle sympathisch, wobei ich das auch nicht schlimm finde. Manchmal konnte ich ihre Reaktionen aber einfach nicht nachvollziehen.

Leider hat sich der Roman für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge gezogen, insbesondere die absehbare Zusammenführung der drei Zeitebenen bzw. Geschichten der Protagonist:innen hat sich etwas gezogen. So ganz überraschend war diese dann leider auch nicht mehr für mich.

Gut gelungen ist meiner Meinung nach aber der Transport des Hauptmotivs oder -gefühls dieses Romans: die große Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Auch habe ich die historischen Hintergründe als vorstellbar und gut in die Geschichte eingeflochten empfunden.

Insgesamt ist Wellenkinder für mich ein Roman mit kleinen Schwächen und Längen, der aber durchaus gut zu lesen ist und mich zum Nachdenken angeregt hat.

Bewertung vom 06.10.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


ausgezeichnet

Über die nicht immer einfache Beziehung zwischen Enkel und Großeltern

Max ist mit seinen Großeltern als Kind jedes Jahr im Sommer nach Sylt zum Campen gefahren. Jetzt ist er längst erwachsen und seine Großeltern fahren noch ein letztes Mal nach Sylt. Zwar nicht auf den Campingplatz, aber in die gleiche Gegend. Max besucht sie dort drei Tage. Aus seiner Sicht wird in drei Kapiteln, jeweils eines pro Tag, beschrieben, was passiert. In die aktuellen Geschehnisse werden Erinnerungen an die Urlaube in der Kindheit oder auch Geschehnisse in der Jugend seines Vaters eingeflochten.

Die Kapitel sind sehr unterschiedlich lang, insbesondere das erste Kapitel umfasst die Hälfte des Romans. Hier fand ich es etwas schwierig, zu unterbrechen. Auch ist es zum Teil etwas schwierig herauszufinden, ob gerade die Gegenwart oder Episoden aus der Vergangenheit beschrieben werden. Für mich hat das aber durchaus auch den Reiz des Romans ausgemacht.
Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen, die Sprache hat mir sehr gefallen. Einige Sätze habe ich bewusst mehrmals gelesen, weil sie für mich so eindrücklich waren. Einige Szenen waren sehr emotional, wirkten auf mich aber gleichzeitig authentisch und realistisch.
Die Protagonist:innen sind nicht immer sympathisch, aber als Leserin erfährt man im Laufe des Romans, weshalb die Figuren so handeln könnten, wie sie handeln. Letztlich haben die Charaktere alle Ecken und Kanten, was sie umso interessanter macht.

„Sylter Welle“ ist für mich ein Roman, der die ungeschönten familiären Verbindungen zwischen Generationen herausarbeitet, mit all ihren positiven, aber auch negativen Seiten. Mir hat der Roman sehr gefallen und ich kann ihn allen weiterempfehlen, die sich auf einen schön geschriebenen, leisen Roman einlassen möchten.

Bewertung vom 11.09.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Berührender Roman

Nachdem mich der erste Roman von Alena Schröder schlicht umgehauen hat, bin ich mit großen Erwartungen in den zweiten Roman um Familie Borowski gegangen.

Silvia Borowski fährt im Jahr 1989 mit ihrer Babytochter Hannah von Berlin zurück in ihre Heimat ins baden-württembergische Ildingen zu ihrer Mutter Evelyn. Evelyn und Silvia haben, seit Silvia nach Berlin gegangen ist, keinen bis maximal sporadischen Kontakt. Trotzdem hat Silvia das Bedürfnis, aus Berlin rauszukommen und zu ihrer Mutter zu fahren. Dies ist die eine Zeitebene, während sich die zweite Ebene mit Silvias Aufwachsen in Ildingen befasst. Sie beginnt noch vor Silvias Geburt mit dem Kennenlernen von Evelyn und ihrem zukünftigen Ehemann Karl und begleitet Silvias Aufwachsen. Auch wird im Laufe des Romans klarer, was zu Silvias überstürzter Flucht nach Berlin im Teenageralter geführt hat.

Auch „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ habe ich sehr gerne gelesen. So umgehauen wie der erste Roman um Familie Borowski hat mich der zweite Teil nicht, das kann aber auch daran liegen, dass ich zu hohe Erwartungen hatte.

Der Schreibstil von Alena Schröder ist leicht und gut zu lesen und ihr gelingt es, die zum Teil beklemmende Atmosphäre im Ort Ildingen und im Haus Borowski über die Jahrzehnte greifbar und vorstellbar zu machen. Auch die immer komplizierte und distanzierte Beziehung zwischen Evelyn und Silvia ist realistisch beschrieben, weder zu dramatisch oder übertrieben ins Gegenteil verkehrt. Nicht nur die Personen Silvia und Evelyn sind mehrdimensional und plastisch beschrieben, auch die anderen Charaktere haben Raum bekommen und wirken authentisch. Dadurch entwickelt sich eine ganz eigene Spannung.

Alles in allem würde ich „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ als ein Plädoyer für Kommunikation und offene Gespräche bezeichnen. Der Roman ist gut geschrieben und schildert die Entwicklung der Beziehung zwischen Mutter und Tochter über mehrere Jahrzehnte anschaulich. Ich kann den Roman weiterempfehlen.

Bewertung vom 11.09.2023
Vatermal
Öziri, Necati

Vatermal


ausgezeichnet

Klare Leseempfehlung!

Arda liegt mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung im Krankenhaus und muss hoffen, dass die Ärzt*innen mit den unterschiedlichen Therapieansätzen Erfolg haben. Seine Mutter und Schwester Aylin besuchen ihn abwechselnd und erzählen jeweils ihre Geschichte. Geschichten, die Arda helfen, zu verstehen. Gemeinsam besuchen sie ihn nie – zu tief sind die Verletzungen und Gräben, die Arda und die Leser*innen mehr und mehr nachvollziehen können. Andere Passagen sind Ardas Erinnerungen an sein Aufwachsen, seine Kindheit und Jugend, den Dönerladen, seine Freunde und das Gymnasium, das Warten auf Amtsfluren und die große Schwester, die alles für ihren kleinen Bruder gibt. Seine Vaterlosigkeit und die Frage nach dem wieso ist allgegenwärtig, auch dadurch, dass er seinen Vater zum Teil direkt anspricht.

Obwohl der Roman vor dem Hintergrund der lebensbedrohlichen Situation von Arda spielt, habe ich die Atmosphäre als überhaupt nicht bedrückend empfunden. Necati Öziri beschreibt das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Welten so unaufgeregt, dass ich ihm und seiner Sprache einfach gerne gefolgt bin. Wenn er erschütternde Erlebnisse und Ungerechtigkeiten beschreibt, tut er dies nicht anklagend, sondern als Tatsachenbericht, jedoch nicht ohne den Leser*innen ins Gedächtnis zu rufen, dass es um „echte“ Menschen mit Gefühlen geht. Gerade das hat den Roman für mich so berührend gemacht. Der Roman wirft Fragen auf, lässt einen zum Teil fassungslos zurück. Die Sprache lässt sich sehr gut lesen, ich habe Necati Öziris Schreibstil als sehr passend und oft einfach schön empfunden. Gleichzeitig habe ich als Leserin einiges über die soziale und politische Situation in der Türkei und in Deutschland erfahren, was mir so nicht klar war bzw. was ich mir kaum vorstellen konnte.

Wer sich auf diesen schönen, berührenden und gleichzeitig erschütternden Roman einlassen mag, dem wird „Vatermal“ hoffentlich genauso gut gefallen wie mir.

Bewertung vom 23.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Einfach schön

Das Fotostudio von Herrn Hirasaka ist ein besonderer Ort. Hier kommen die Menschen an, die verstorben sind, bevor sie „ganz hinüber“ gehen. Ein Bote liefert Fotos der verstorbenen Personen und diese haben die Aufgabe, für jedes ihrer Lebensjahre eines auszuwählen. Herr Hirasaka stellt diese dann zusammen, sodass die Verstorbenen sich ihren Lebensfilm ansehen, bevor sie gehen. Sie haben die Möglichkeit gemeinsam mit Herrn Hirasaka zu einem Tag in ihrem Leben zurückzureisen und ein neues Foto aufzunehmen, wenn z.B. das ursprüngliche Foto kaputt ist. Sie können an diesem Tag zwar nichts verändern, aber ihn von außen noch einmal erleben.

„Die Erinnerungsfotografen“ besteht aus drei Geschichten, die theoretisch auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Trotzdem würde ich empfehlen, die letzte der drei auch zuletzt zu lesen. In den Geschichten geht es jeweils um einen Verstorbenen, der oder die bei Herrn Hirasaka ankommt und von ihm begleitet wird. So erfährt man als Leser:in vom Übergang der Personen sowie deren Leben, Träumen und Wünschen.

Mir hat jede der Geschichten unwahrscheinlich gut gefallen und mich fast beseelt zurückgelassen. Ich hätte gerne noch weitere Geschichten gelesen und Menschen auf diese Weise kennengelernt. Obwohl ich generell keine Kurzgeschichten lese, hat es die Autorin geschafft, dass ich mich unverzüglich tief in den Geschichten wiedergefunden habe. Ich konnte mir die Orte, die Personen, Gerüche und Geräusche fast so vorstellen, als wenn ich selbst dort gewesen wäre. Die Schreibweise hat mir außerordentlich gut gefallen.

Auch die Aufmachung des doch recht schmalen Buches ist sehr geschmackvoll und hat mit zu einem ganz besonderen, berührenden Leseerlebnis beigetragen.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für alle, die nicht immer Action brauchen und Lust haben, zu genießen.

Bewertung vom 17.07.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


ausgezeichnet

Extrem spannend!

Julia Malmros soll den neuen Band der Millenium-Reihe schreiben. Dafür trifft sie zu Recherchezwecken den Hacker Kim Ribbing. Sie üben aufeinander eine merkwürdige Anziehungskraft aus und verbringen gemeinsam Zeit in Julias Haus am Meer. Als auf einer Nachbarinsel in der Mittsommernacht Schüsse fallen, sind die beiden schnell vor Ort. Mehrere Menschen wurden erschossen, einzig die Teenager-Tochter der Gastgeber überlebt.
Julias Ex-Mann leitet die Ermittlungen, während Julia und Kim eigene Nachforschungen anstellen. Auf teils unorthodoxe Weise stechen sie in ein Wespennest…

Ich fand den Thriller wirklich extrem spannend und mochte ihn kaum aus der Hand legen. Der Autor schreibt sehr dicht und die Spannung ist von Seite eins an vorhanden. Die Protagonist*innen sind jede*r für sich eine eigene Geschichte wert und obwohl sie mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen haben, sind sie für mich nicht überfrachtet.
Auch inhaltlich ist das Buch immer wieder für eine Überraschung gut, die Ermittlungen beschränken sich bei Weitem nicht auf den Standort Schweden und auch nicht nur auf das engere Umfeld der Ermordeten.
„Refugium“ ist ein Thriller, der sowohl auf Grund der großen Spannung als auch wegen der starken Charakterzeichnungen überzeugt.

Ich freue mich schon auf die weiteren Teile um Julia Malmros und Kim Ribbing und kann den ersten Teil allen empfehlen, die sich auf eine etwas komplexere Handlung einlassen mögen.

Bewertung vom 05.07.2023
Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1
Martin, Tina N.

Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Spannendes Debüt

Boden in Schweden: Eine Lehrerin wird erhängt in ihrem Haus gefunden. Zunächst gibt es keinerlei Anhaltspunkte, wer die Frau warum getötet haben könnte. Idun Lind und ihr Partner Calle Brandt beginnen zu ermitteln. Die beiden Ermittler*innen sind sehr unterschiedlich und gehen den Fall auch unterschiedlich an. Neben den Ermittlungen in der Jetzt-Zeit gibt es einen zweiten Strang, der in den Siebzigern beginnt. Im Laufe des Krimis laufen die Stränge langsam zusammen, sodass sich ein Gesamtbild ergibt. Durch weitere Verbrechen ergibt sich ab Mitte des Krimis noch eine zusätzliche Dramatik.

Mir hat „Apfelmädchen“ gut gefallen. Der Krimi lässt sich sehr gut lesen und baut zügig Sog auf. Ich habe gerne weitergelesen und ihn relativ schnell zu Ende gelesen. Irgendwann war zwar klar, auf was der Plot hinausläuft, trotzdem fand ich die Story weiterhin interessant und spannend. Ich mochte die Beschreibungen der vorkommenden Personen, insbesondere auch von Personen, die nicht unbedingt eine große Rolle in der Geschichte spielen (z.B. die Nachbarin der ermordeten Lehrerin). Aber auch die Hauptfigur Idun konnte ich mir durch die authentische Beschreibung sehr gut vorstellen und bietet durchaus Potential für weitere Bände.
An insbesondere einer Stelle im Krimi musste ich mich sehr zusammenreißen, da die Beschreibungen sehr brutal und vorstellbar sind. Ansonsten habe ich den Krimi nicht als unnötig blutig empfunden. Die Schilderungen des zweiten, in der Vergangenheit spielenden, Zeitstrangs habe ich wirklich spannend gefunden, wenn auch zum Teil sehr traurig.

Insgesamt hat mir der Thriller gut gefallen, ich habe ihn als sehr spannend empfunden. Einen zweiten Teil würde ich gerne lesen.

Bewertung vom 25.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Sehr spannend

Der Sommer 1994 in Schweden ist ungewöhnlich heiß und geprägt durch die Aufregung um die Fußballweltmeisterschaft in den USA. Allerdings passieren in diesem Sommer auch furchtbare Verbrechen, die aufgeklärt werden müssen.
Das Geschehen wird abwechselnd aus Sicht der Journalistin Vera und des Polizisten Tomas geschildert. Beide haben etliche private Probleme, aber auch einen guten Riecher, was Zusammenhänge angeht. Unabhängig voneinander beginnen sie zunächst als Einzelkämpfer*in zu ermitteln, als eine tote Frau aufgefunden wird.

Der Krimi ist gut geschrieben und hat bei mir einen starken Sog erzeugt, sodass ich ihn kaum aus der Hand legen mochte. Ich habe ihn von vorne bis hinten als sehr spannend empfunden, trotz oder vielleicht gerade auch weil die privaten Entwicklungen beider Protagonst*innen einigen Raum eingenommen haben. Trotz des größeren Anteils an privatem Drama hatte ich zu jeder Zeit das Gefühl, dass es hauptsächlich schon um die Lösung des Falles geht und es sich insofern um einen Krimi und kein Drama handelt. Ich kann nicht genau sagen, ob mir Vera und Tomas wirklich sympathisch geworden sind, so oder so habe ich jedoch mitgefiebert sowohl auf den Plot bezogen als auch auf ihr Privatleben.
Wirklich ekelhaft und schwer auszuhalten waren für mich jedoch die rassistischen und menschenverachtenden Aussagen in den Passagen zur Neonaziszene, die mich einige Male erschüttert haben.

Insgesamt halte ich „Sommersonnenwende“ für einen gut geschriebenen und sehr spannenden Krimi, der mir einen überzeugenden Einblick ins Schweden 1994 gegeben hat. Gesellschaftlich und politisch, aber auch in Bezug auf die im Vergleich zu heute doch recht eingeschränkten technischen Möglichkeiten. Ich kann den Krimi allen empfehlen, die Lust auf einen sehr spannenden Krimi haben, der viel Raum für das sehr komplizierte Privatleben der beiden Ermittler*innen lässt.

Bewertung vom 13.06.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Atmosphärisch düster

Jakobsleiter ist eine abgeschiedene Siedlung in den Bergen, die ohne Internet, Arzt und Einkaufsmöglichkeit auskommt. In das Dorf den Berg abwärts geht man nur, wenn es sein muss, ansonsten gibt es so wenig Kontakt wie möglich zu den Dorfbewohnern. Nur die Jugendlichen Jesse und Rebekka wandern täglich hinab zur Schule. Sie kennen nur das zurückgezogene Leben in Jakobsleiter, auch wenn Rebekka die Siedlung verlassen möchte. Als Rebekka verschwindet und die Journalistin Smilla, die in ihrer Kindheit ihre beste Freundin in den Wäldern verloren hat, einen Zusammenhang sieht, gerät Jakobsleiter in den Fokus. Denn nicht nur Smillas Freundin und Rebekka sind in den letzten Jahren verschwunden…

Mir hat “Wolfskinder” gut gefallen. Vera Buck hat einen Schreibstil, der sich leicht lesen lässt und einen dazu animiert, dabeizubleiben. Ich fand den Thriller auch zu jeder Zeit spannend. Die Thematik der Aussteiger in Jakobsleiter ist interessant und die Entwicklung der Siedler trägt maßgeblich zur erzeugten Spannung bei. Auch die Protagonist*innen bekommen Raum und entwickeln sich. Besonders Jesse und dessen Zerrissenheit zwischen dem Glauben an Jakobsleiter und seinen Vater und den stärker werdenden Zweifeln an der Richtigkeit dessen, was in Jakobsleiter passiert, sind sehr vorstell- und nachvollziehbar beschrieben. Auch atmosphärisch hat mich der Thriller abgeholt, die Beschreibungen der Natur und der Stille sowie des gegenseitigen Misstrauens zwischen Dorfbewohnern und den Bewohnern von Jakobsleiter sind sehr intensiv.
Leider war mir schon relativ früh klar, was hinter dem Verschwinden der Mädchen und Frauen steckt und wer der Täter sein muss. Das fand ich etwas schade, auch wenn ich trotzdem gerne weitergelesen habe. Deshalb aber „nur“ 4 Sterne von mir.

„Wolfskinder“ ist ein gut geschriebener Thriller, der spannend ist und die betroffenen Menschen nicht aus dem Blick verliert.

Bewertung vom 11.06.2023
Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

Blue Skies (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Wenn Florida unter Wasser steht und in Kalifornien die Wälder brennen

In dem Roman geht es um eine Familie, bestehend aus den Eltern Frank und Ottilie und den beiden erwachsenen Kindern Cat und Cooper. Cat lebt mit ihrem Mann in einem Strandhaus in Florida, träumt von einer Karriere als Social-Media-Berühmtheit und schafft sich eigens dafür einen Tigerpython an. Cooper ist Wissenschaftler und befasst sich beruflich mit Insekten und den Auswirkungen des Klimawandels auf die Tiere und ihren Lebensraum. Unabhängig von der Klimakatastrophe gerät die Welt der Familie auch durch Schicksalsschläge durcheinander.

In den Kapiteln wechseln sich die Sichtweisen und Erlebnisse von Cooper, Cat und Ottilie ab und es wird deutlich, wie unterschiedlich sie mit der Bedrohung durch die Klimakatastrophe umgehen. Während Cats Strandhaus und die Wege zu ihrem Haus regelmäßig überflutet sind und es dauerregnet, ist die Hitze in Kalifornien für Ottilie kaum auszuhalten. Auch die Waldbrände mehren sich in Kalifornien und rücken immer näher an Ottilies und Franks Haus.

Bei diesem Roman handelt es sich um eine Mischung aus Familiengeschichte und Dystopie. Wie auch in anderen Romanen von T.C. Boyle habe ich als Leserin wieder viel Wissenschaftliches erfahren, insbesondere über Insekten, Schlangen und den Zusammenhang zwischen Erderwärmung und Lebensraum für Mensch und Tier.

T.C. Boyles Schreibstil lässt sich wie gewohnt gut lesen, auch wenn ich etwas Zeit brauchte, um richtig in die Geschichte reinzukommen. Zwischenzeitlich wusste ich nicht so genau, wo der Roman hinmöchte. Dieses Gefühl hat sich aber schnell gegeben, sodass ich nach den ersten 80 Seiten einen toll geschriebenen Roman genießen durfte, der allerdings kein Gute-Laune-Roman ist.

Der neue Roman von T.C. Boyle hat mich mit einem unguten Gefühl zurückgelassen, zu deutlich und eindrücklich sind die Folgen der Klimakatastrophe geschildert worden. Das sich etwas ändern muss, hat mir dieses Buch erneut deutlich vor Augen geführt.