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Benutzername: 
Claudia
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 111 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


sehr gut

Zwischen Erinnerung und Wirklichkeit

Wie trauert man um jemanden, mit den man auch Schmerz verbindet? Darum geht es in „Die Wahrheiten meiner Mutter“.
Die Protagonistin Johanna hat sich von ihren norwegischen Elternhaus losgesagt und lebt als Künstlerin in den USA. Ihre Mutter erhebt schwere Vorwürfe- unter anderem, dass sie nicht zur Beerdigung ihres Vaters kam. Doch auch Johanna klagt an…
Ich finde den Roman interessant. Johanna gelingt es, zwischen erinner und Wirklichkeit ein Gesamtbild zu erstellen und auch auf ihre eigenen Ängste und Fehler einzugehen. Spannend finde ich auch die Erzählung über den Abnablungsprozess. Johanna gelingt es, ihre Sorgen zu schildern und sprachlich gut darzustellen. Schade ist allerdings, dass es zwischendurch monoton und langatmig geschildert wird. Dadurch bleibt die Spannung, welche durchaus da ist, auf der Strecke. Insgesamt vergebe ich vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2023
Ingenium
Trussoni, Danielle

Ingenium


sehr gut

Rätselhafte Gemälde

Was haben die Botschaften in den Gemälden der potenziellen Mörderin auf sich? Darum geht es in Ingenium.
In ihren Gemälden setzt die wegen Mordes verurteilten Jess Price Rätsel in Szene, die eine kryptische Bedeutung haben. Mike Brink, der auf mythische Rätsel fokussiert ist, begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Ich habe selber ein Faible für Rätsel und Logicals, auch wenn mein Wissen weit von Mikes entfernt ist. Zudem liebe ich Krimis und spannende Bücher. Entsprechend motiviert habe ich mich ans Lesen gemacht. Bezüglich der Rätsel bin ich begeistert. Viele kleine Hinweise fügen sich immer mehr zusammen und ergeben ein Gesamtbild. Allerdings bleibe ich an manchen Stellen leicht verwirrt zurück. Wie kommt es zu den teilweise extremen Sprüngen mitten in der Story, nachdem sich die Spannung langsam aufgebaut hat? Dadurch wird mein Lesefluss unterbrochen und die anfängliche Spannung geht zwischendurch verloren, ehe sie am Ende , nach der Auflösung für die Sprünge, rasant aufgebaut wird. Ich finde das Buch gelungen und vergebe daher vier Sterne.

Bewertung vom 25.08.2023
Mein schrecklich schönes Leben
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


ausgezeichnet

Und täglich grüßt das Murmeltier
„Wir brauchen viele Jahre bis wir verstehen, wie kostbar Augenblicke sein können.“ Diese Zitat von Ernst Ferstl drückt aus, wie gerne man eine kleinen Augenblick, eine rasche Entscheidung manchmal Jahre später ändern möchte. Aber was können die Folgen sein? Darum geht es in „Mein schrecklich schönes Leben“.
In Cassandras Leben läuft einiges schief. Ihr Freund verlässt sie und dann wird ihr auch noch gekündigt. Doch als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist alles wie vorher. Ihr noch (oder wieder) Freund ist kurz vorm Schluss machen und ihr Chef genervt. Mit der Zeit versteht Cassie, was vor sich geht…
Ich habe mich von Anfang an gut unterhalten gefühlt. Die Idee mit der Veränderung der Zeit hat mich sehr an Harry Potter oder auch die Mitternachtsbibliothek erinnert. Doch während in den genannten Werken viel Trägheit und wiederkehrender Trott vorprogrammiert war, scheint Cassandra quasi von einer Situation in die nächste zu fahren (oder eben nicht aus der U-Bahn zu steigen). Das Konzept der neuen Entscheidungen wurde hier jedenfalls gut umgesetzt. Bis zum Ende ist die Spannung auch dadurch gegeben, dass ich als Leserin nicht genau weiß, was mich erwartet. Und dann kommt es zur großen Überraschung, die ebenso plötzlich wie unvorhersehbar kam.
Untermauert wird die Geschichte von Holy Smales authentischer Sprache. Nicht nur geschickt gewählte Metaphern oder Running Gags, auch die typischen Vorurteile (Fish und Chips, die am nächsten Tag stinken) sind immer wieder zu finden. Daher fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Der einzige Wermutstropfen ist das Wirrwarr, was zwischendurch entstehen kann. Dies ist beim Thema Zeitreise und Parallele Erzählungen allerdings vorprogrammiert und ich kann darüber hinweg sehen. Insgesamt vergebe ich fünf Sterne.

Bewertung vom 25.08.2023
Diese paar Minuten
Habringer, Rudolf

Diese paar Minuten


sehr gut

Erzählungen

Mittlerweile belegen wissenschaftliche Studien, dass jeder Mensch Situationen unterschiedlich wahrnimmt. Wie subjektiv das geschehen kann, wird in „Diese paar Minuten“ gezeigt.
Das Buch beschreibt Momente, die das Leben der Protagonisten stets verändern. Manchmal geht es um Unfälle, manchmal um Affären, oder um Geschäfte, die nicht ganz glatt laufen. Durch die Beschreibungen von Orten und Charakteren entstehen Verbindungen zwischen den Geschichten und es entwickelt sich zu einem Mosaik.
Ich persönlich mochte das Buch gerne. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Wahrnehmung immer eine andere war und doch alles verbunden war. So entstand für mich ein Gesamtbild, dass sehr facettenreich war. Und wenn eine Erzählung weniger gefällt, so konnte ich bei der nächsten fortsetzen, ohne Probleme zu bekommen. Da es jedoch anstrengend sein kann, in diese Erzählform hineinzufinden und es zwischendurch sehr langweilig wirken kann, gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 17.08.2023
Wo die Liebe dich findet
Turner, Katy

Wo die Liebe dich findet


ausgezeichnet

Romanze in Schottland

Wie lebt es sich als Tierärztin im schottischen Hochland? Darum geht es in „Wo die Liebe dich findet.“

Holy hätte eigentlich in die Stadt gehen sollen. Stattdessen schickt Koordinatorin Judith die junge Tierärztin in die Highlands. Und dort warten nicht nur Rinder und Robben, sondern auch ein griesgrämiger Farmer und ein Finanzexperte, der sich nicht in die Karten schauen lässt.

Ich muss zugeben, dass ich für dieses Werk prädestiniert war. Ich hatte einen längeren Aufenthalt in Schottland, an den ich heute noch gerne zurückdenke. Entsprechend motiviert habe ich mich Hollys Geschichte gewidmet und mitgefiebert, wie sich alles entwickelt. Der Roman ist sehr leicht geschrieben, aber dennoch gespickt mit Spannung und den nötigen Drama. Auch wenn ich manche Handlung übertrieben fand, war das Gesamtpaket stimmig. Besonders mochte ich den Kater, der regelmäßig auftauchte, und die Robbe. Für mich ein Wohlfühlroman, aber ohne hohe Ansprüche an den Leser. Fünf Sterne.

Bewertung vom 22.07.2023
Leichenblass im Fass / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.2
Jensen, Joost

Leichenblass im Fass / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.2


sehr gut

Unterhaltsame Suche nach der Wahrheit

Wie kommt eine Leiche in ein Bierfass der Brauerei? Damit beschäftigt sich Kommissarin Wiebke in „Leichenblass im Fass“.
Nachdem Wiebkes Mutter Gesine mit ihrem Bier „Tüdelbräu“ einen Brauwettbewerb gewonnen hat, geht es drunter und drüber. Touristen strömen in den Kroog, Social Media Fanatiker wollen mit Gesine sprechen und dann landet auch noch eine Leiche im Bierfass. Die Hauptverdächtige ist Gesine, überführt durch ein Video. Doch wie lief es wirklich ab?
Mich hat die Story gut abgeholt. Ich finde es spannend, wie knapp der Wettbewerb ausging. Es war unterhaltsam, die Suche nach der Wahrheit zu verfolgen und wie einige sich die schwarzen Peter einander zuschoben. Besonders gelungen finde ich, dass Videos und deren Bearbeitung eine bedeutende Rolle bekommen. Allerdings bleibt die Handlung zwischendurch auf der Stelle. Ich persönlich finde es weniger schlimm, gebe insgesamt vier Sterne.

Bewertung vom 03.07.2023
April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1
Payne, Lyla

April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1


ausgezeichnet

Viktorianisch
Die viktorianische Zeit mit ihren gesellschaftlichen Partys und Bällen ist immer wieder Thema in Literatur und Fernsehen. Eines dieser Bücher ist „Secrets of the Campbell sisters: Der Skandal“.
Die Geschwister Campbell haben vor kurzem ihre Mutter verloren. Zudem überschattet ein Skandal das Leben der Familie. Nun brechen April und May, die ältesten, zur Ballsaison nach London auf. Dort wird April von den Schatten ihrer Vergangenheit eingeholt.
Ich habe das Buch sehr genossen. Durch mein Faible für viktorianische Romane war es ein leichtes für mich, in die Geschichte einzufinden und den Verlauf zu folgen. Durch einige kleine Twists blieb es spannend und auch die Romantik blieb nicht aus. Ebenso wenig haben die typischen Themen Betrug, Geld, Neid und Manipulation gefehlt. Das einzige, was ich schade fand, war, dass ich nicht erfuhr wie es mit April und May weitergeht. Daher hoffe ich, in der Fortsetzung mehr darüber zu erfahren. Jeden Fan von viktorianischer Literatur und Kultur kann ich das Buch nahelegen. Fünf Sterne.

Bewertung vom 19.06.2023
Eine Lady hat die Wahl
Irwin, Sophie

Eine Lady hat die Wahl


ausgezeichnet

Zwischen damals und heute

Wie das Leben einer Witwe im England des 19. Jahrhunderts aussehen kann, wird in „Eine Lady hat die Wahl“ geschildert.

Es geht um Lady Eliza Sommerset, deren deutlich älterer Mann verstorben ist. Nach außen gibt sie die trauernde Witwe, in Wahrheit aber hat sie ihr Herz vergeben. Und dann kommen Geheimnisse ans Tageslicht.

Ich habe bereits zu Schul- und Studienzeiten ein riesiges Interesse an viktorianischer Literatur entwickelt. Austen, Brontë, Dickens, Woolf und Co waren schon damals meine Welt, da sie mit kritischen Blick gesellschaftliche Situationen geschildert haben. Daher war meine Freude groß, dass Sophie Irwin eine moderne Version herausbrachte. Und ich wurde nicht enttäuscht- Anstand, gesellschaftlicher Status, Soirées und einiges andere kommt hier zum Ausdruck.
Mir gefällt besonders, wie Eliza teilweise unter den gesellschaftlichen Zwängen leidet und dies kommuniziert. Anders als bei den zeitgenössischen Autoren lässt Irwin Eliza rebellieren und sich weiterentwickeln, was damals undenkbar gewesen wäre. Wer sich wenig mit der Gesellschaft von damals auskennt, wird enttäuscht sein, Ich jedoch freue mich über Irwins Werk. Fünf Sterne.

Bewertung vom 19.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Ehrlich

Ich muss hier weg. Ich muss raus aus diesem Auto. Sofort. Sonst sterbe ich.“ (Seite 20)
„Er war zu kaputt, um zu heilen, und er liebte sie zu sehr, um sie von seiner Dunkelheit einhüllen zu lassen.“ (Seite 570)
Diese beiden Zitate, bezogen auf Kriminalkommissar Tomas Wolf, zeigen, wie schwierig es sein kann, mit posttraumatischen Belastungsstörungen umzugehen. Doch wie hängt ein Kriegstrauma mit der aktuellen Mordserie in Stockholm zusammen? Damit beschäftigt sich Sommersonnenwende.
Ein Trauma kann in verschiedenen Formen auftreten. Ein Entführungsopfer wie Natascha Kampusch ist traumatisiert, Zeugen eines Verbrechens sind es, Missbrauchsopfer genauso wie Soldaten. In unserer Gesellschaft erleben wir besonders durch Kriege und geflüchtete Menschen traumatisierte Opfer.
Auch Tomas in den schwedischen Kriminalroman ist durch den Krieg traumatisiert. Er hat Leichen entdeckt, Kinder, die alles mitbekommen haben und hatte selber den Tot vor Augen. Nun soll sich der traumatisierte Kommissar um eine Reihe an Morden kümmern. Immer wieder stößt er dabei an seine Grenzen, zum Beispiel, als sein Bruder verdächtigt wird. Der ist als Teil einer fremdenfeindlichen Organisation und gierig nach Macht. Damit komme ich zu einen anderen wichtigen Thema im Krimi: Macht.

Während Tomas die Macht über seine Handlungen zeitweise aufgrund seines Traumas verliert, strebt sein Bruder nach Macht. Er möchte Geflüchtete vergewaltigen, im Krieg kämpfen um die schwachen zu foltern oder seine Macht generell ausüben. Dazu passt, dass er sich in rechtsradikalen Kreisen befindet und dort seine Fantasien mit anderen teilt. Ich finde es schwierig, mich mit Tomas Bruder und seinen Freunden zu identifizieren, auch wenn ich den Wunsch nach Kontrolle durchaus nachvollziehen kann. Das Autorenduo stellt die Situationen sehr authentisch da, sodass ich vieles nachvollziehen und begreifen kann.

Das letzte wichtige Thema ist Feminismus. Die Journalistin Vera ereifert sich darüber, dass ihr männlicher Kollege nicht anzüglich gegenüber Informanten se muss, während sie sich aufreizend kleiden muss, um Informationen zu erlangen. Diese Benachteiligung finde ich unverschämt, allerdings kann ich nachvollziehen, dass Männer untereinander locker ins Gespräch kommen. Das ist bei Frauen nicht zwingend gegeben.

Insgesamt fand ich den Krimi gut und sehr ehrlich geschrieben. Allerdings sind es sehr harte und stritt the, um die es geht. Ich gebe, da ich die nötige Distanz habe, fünf Sterne.

Bewertung vom 24.05.2023
Für jede Liebe ein Problem
Kelly, Anita

Für jede Liebe ein Problem


ausgezeichnet

Kochshow mit gewissen Etwas

Wie es ist, als non- binäre Person im Rampenlicht zu stehen, wird in „Für jede Liebe ein Problem“ beschrieben.
Überall gibt es massenhaft Kochsendungen. Manchmal geht es um Lokale, manchmal wird gebacken oder Hobbyköche treten gegeneinander an. Ich persönlich meine, mich an eine Woche „Das perfekte Promi Dinner“ mit Drag Queens erinnern zu können, die vor Jahren lief. Das ist in diesem Roman die Besonderheit: London ist weder Frau noch Mann, sondern nicht binär.
Der Roman wird aus der Sicht von Dahlia und London geschildert. Dahlia weiß eigentlich, dass sie Frauen liebt, und war dennoch mit einem Mann verheiratet. Nun trifft sie bei „Chef‘s Special“ auf London, die sich mit dem bzw. dey identifiziert (vom englischen them bzw. they). Die beiden beginnen, sich zu Treff, bleiben aber vorerst auf Abstand. Bis eine/r von beiden es nicht mehr aushält…
Ich fand die Lektüre sehr angenehm. Dahlia und London passieren beide Missgeschicke und sie führen vor lauter Schahm ein vorsichtiges Anschleichen vor. Das ist gleichermaßen witzig und zum Haare raufen. Ich habe mit Spannung verfolgt, wie sich beide mehr und mehr aus den Normen lösen und ihren Weg finden. Da ich persönlich nichts vermisst habe und das Thema als sehr wichtig empfinde, gebe ich fünf Sterne.