Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Anne

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Feinsinniges Wunderwerk

Der neue Roman von Martin Suter nimmt uns mit auf die Suche nach der schönen Melody. Der Protagonist Tom, ein junger Jurist, bewirbt sich auf eine erstmal unscheinbare Stelle. Er soll den Nachlass des reichen, aber kranken Dr. Stotz sortieren und nach dessen Tod verwalten. Für die Ausübung seiner Stelle wohnt Tom zusammen mit Dr. Stotz in dessen Villa und beim täglichen Dinnieren erzählt Dr. Stotz von seinem Leben und seiner großen Liebe und Lebensaufgabe Melody.

Martin Suter steht für literarisch qualitative Werke, also ging ich mit entsprechenden Erwartungen an die Lektüre. Diese konnten aber definitiv erfüllt werden. Melody ist ein tiefsinniger aber extrem kurzweiliger Roman, den ich nicht aus der Hand legen konnte. Sowohl sprachlich als auch von der inhaltlichen Konstruktion konnte mich dieses Buch voll überzeugen. Ich kann hier nur eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 27.03.2023
30 Tage Dunkelheit
Madsen, Jenny Lund

30 Tage Dunkelheit


ausgezeichnet

Literarische Ermittlungen

"30 Tage Dunkelheit" ist zunächst kein Krimi, sondern ein Roman über eine Autorin für tiefsinnige Literatur. Mainstream-Literatur und der 5000. ähnlich aufgebaute Krimi sind ihr zuwider. Mit ihrer vorlauten und leicht überheblichen Art stolpert sie in die Aufgabe hinein, selbst einen Krimi in einem Monat zu verfassen und reist dafür nach Island. Kaum ist sie dort angekommen, geschehen unheimliche Ereignisse, die sie selbst in gefährliche Situationen bringen. Sie muss herausfinden, wer hinter diesen Ereignissen steckt, bevor es zu spät ist. Perfekter Krimistoff sozusagen.

Was mir an dem Buch besonders gefallen hat, ist, wie geschickt die Autorin die Spannung aufbaut. Außerdem sind schöne Wortwitze eingebaut.Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und die Protagonistin ist eine starke und mutige Frau, die zwar zunächst unsympathisch wirkt, dem Leser aber dann schnell ans Herz wächst.

Die Beschreibung der Landschaft und der Umgebung ist ebenfalls sehr gelungen. Die raue und unberührte Natur Islands wird gut eingefangen und verstärkt das Gefühl der Isolation und Bedrohung.

Insgesamt ist "30 Tage Dunkelheit" ein packender Krimi gepaart mit einer Menge Humor, der den Leser in seinen Bann zieht. Die Mischung aus Spannung, Atmosphäre und Leichtigkeit macht das Buch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis. Ich kann es jedem empfehlen, der gerne (Cozy-)Krimis liest und sich von der mystischen Schönheit Islands verzaubern lassen möchte.

Bewertung vom 11.03.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


gut

Männer sterben bei uns nicht

In "Männer sterben bei uns nicht" wird die Geschichte von Frauen aus drei aufeinanderfolgenden Generationen beschrieben, die auf einem prächtigen Anwesen am Wannsee wohnen. Männer glänzen in dieser Familie vor allem durch Abwesenheit.
Besonders die allgegenwärtige Macht der Großmutter steht in diesem Werk im Vordergrund. Auch die Charaktere und die Beziehung der Frauen zueinander werden durch wechselnde Passagen aus Vergangenheit und Gegenwart intelligent herausgearbeitet. Jetzt kommt jedoch das Aber: Die Handlung des Buches ist aus meiner Sicht etwas verwirrend und durcheinander, mir fehlt der rote Faden. Dadurch hat mich das Buch etwas unbefriedigt und mit einigen offenen Fragen zurückgelassen.
Trotzdem ist das Buch ein solides Werk, das einen Blick wert ist. Insbesondere der eingängige und intelligente Schreibstil kann hier punkten. Die Themen wie Familie, Liebe und Verlust werden auf eine einfühlsame Art und Weise erzählt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2023
Der Ruf des Eisvogels
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

Wunderbarer Roman

"Der Ruf des Eisvogels" ist ein bewegender Roman über die mutige und starke Frau Olga mit einem großen Herz.
Besonders hervorzuheben ist der einzigartige Schreibstil der Autorin Anne Prettin, der mich sofort in den Bann gezogen hat. Mit einer gekonnten Mischung aus Beschreibungen, Dialogen und Handlungen schafft sie eine wunderbare Atmosphäre. Die präzisen und detaillierten Beschreibungen der Natur, der Tiere und der Menschen machen das Buch zu einem wahren Erlebnis für die Sinne.
Besonders beeindruckt hat mich jedoch die Protagonistin Olga. Sie ist eine unglaublich starke und inspirierende Frau, die ihre Ängste und Zweifel überwindet, um ihr Ziel zu erreichen. Durch ihre authentische Art fühlt der Leser direkt mit ihr mit und erlebt ihre Emotionen hautnah mit.
Insgesamt ist "Der Ruf des Eisvogels" ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte. Es ist eine wunderschöne Geschichte über Mut, Abenteuer und die Schönheit der Natur. Ich kann es nur jedem empfehlen, der gerne in bewegte Lebensgeschichten eintaucht.

Bewertung vom 01.03.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1 (eBook, ePUB)
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Krimi mit Island-Feeling

Die Kommissarin Elma kehrt Reykjavik den Rücken zu und lässt sich in ihren Heimatort Akranes versetzen, wo es eigentlich eher beschaulich zugeht. Allerdings wird kurz nach Elmas erstem Arbeitstag eine Leiche gefunden.
Mir hat neben dem wunderschönen Setting und den Beschreibungen von Island vor allem gefallen, dass dieser Krimi eher subtile Spannung mitbringt und den Fokus eher auf die Charaktere legt. Dabei empfand ich die Protagonisten als sympathisch und authentisch. Wer aber lieber Kommissare mit etlichen Ecken und Kanten sucht, wird bei dieser Reihe wohl eher nicht fündig. Trotzdem war das Lesevergnügen kurzweilig und ohne Längen. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und flüssig.

Fazit: Wer Lust auf einen unaufgeregten Krimi mit interessanten Kommissaren hat, dem kann ich "Verschwiegen" wärmstens empfehlen. Die Beschreibungen zu Islands Natur sind dabei noch ein zusätzliches Highlight.

Bewertung vom 01.03.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

(k)ein Neuanfang

Julia verliert ihre Arbeit als Krankenschwester und wird dann auch noch krank. Wie soll es denn jetzt weitergehen? Geknickt kehrt sie in ihr Elternhaus zurück auf das Dorf. Die Krise lässt Julia vieles im Leben hinterfragen, wie soll es weitergehen, mit wem und kann man sich gegen die Erwartungen seiner Angehörigen stellen?

Das Buch ist recht dünn und hat nicht viele Seiten, aber dennoch fehlt es an nichts. Die Erzählweise der Autorin ist ungewöhnlich, platonisch ist vielleicht ein gutes Wort dafür. Irgendwie sachlich und unprätentiös, aber dennoch steckt in den Sätzen viel Gefühl. Die besprochenen Themen sind intelligent umgesetzt und für mich als Mittdreißigerin wichtig und haben auch mich zum Denken angeregt.
Fazit: Ungewöhnliche Geschichte, in der zwar nicht soviel passiert, die aber gleichzeitig soviel erzählt. Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.02.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


sehr gut

eindringlich und intensiv

Im Roman "Macht" von Heidi Furre begleiten wir Liv, eine junge Familienmutter und Pflegerin. Obwohl sie von außen betrachtet ihr Leben komplett im Griff hat, ist sie im Inneren ständig mit der Bewältigung bzw. Verarbeitung ihres Traumas beschäftigt, denn Liv wurde als junge Studentin vergewaltigt.

Hier spielen so viele intensive Gefühle mit, Scham, Trauer und Angst sind sicher nur ein Paar davon. Die Autorin stellt dieses sensible und wichtige Thema der Gewalt gegen Frauen hier unglaublich eindringlich da. Als Leserin konnte ich den Schmerz und die Verzweiflung der Protagonistin durchweg spüren. Durch die kurzen Leseabschnitte und den gelungen Schreibstil wird dies noch unterstrichen. Da ich selbst emotional relativ sensibel war, empfand ich das Buch teilweise als bedrückend und brauchte immer wieder Lesepausen. Das ist allerdings der Thematik geschuldet.

Fazit: Ein unglaublich wichtiges Buch, welches sich gut liest. Wer allerdings zart besaitet ist, könnte für das Verarbeiten des Gelesenen durchaus seine Zeit brauchen.

Bewertung vom 28.02.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


sehr gut

Segeltörn zum Näherkommen

In dem Buch "In blaukalter Tiefe" begegnen wir dem erfolgreichen und selbstbewussten Ehepaar Andreas und Caroline. Auf einem Segeltörn will Andreas gleich zwei Schnippchen schlagen: Zum einen will er seiner Ehefrau wieder Näherkommen, zum Anderen lädt er seinen Anwaltsprotegé Daniel mitsamt seiner Freundin Tanja ein, um diesen vor seiner Beförderung noch einmal auf den Zahn zu fühlen.

Kristina Hauff stellt in diesem Buch ihr literarisches Können unter Beweis. Ihr gelingt es, eine spannungsgeladene Atmosphäre zu schaffen. So taucht der Leser nicht nur in die tolle Landschaft auf den Weg zu den schwedischen Schären ein. Besonders kehrt die Autorin auch die sich zuspitzende Dramatik innerhalb der ungleichen Gruppe heraus.
Die vier Protagonisten sind mir dabei nicht sympathisch, teilweise sogar richtig unsympathisch, aber das hat in dem Fall dem Lesespaß keinen Abbruch getan.
Fazit: Toll geschrieben, die Spannung hält bis zum Schluss und legt scheibenweise die Schattenseiten der Figuren frei.

Bewertung vom 29.01.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


ausgezeichnet

Bewegende Familiengeschichte ohne Kitsch

In diesem Familienroman arbeitet der etwa 40-jährige Protagonist Jakob Auber nach dem recht plötzlichen Tod seines Vaters seine eigene Familiengeschichte auf. Da wären zum Einen der Aufstieg seines Großvaters, der es mit der Erfindung eines Waschmittels zu Nachkriegszeiten zunächst Wohlstand und Berühmtheit erlangt hat. Aber auch den frühen Verlust seiner Mutter und das eher distanzierte Verhältnis zu seinem Vater beleuchtet Jakob hier mit Tiefe und Intelligenz.
Die beschriebenen Figuren und auch die Geschichte der Aubers wirken durchaus authentisch und echt. Der Schreibstil kommt leise und vertraut daher und passt hier wunderbar zur Handlung.

Fazit: Dieser Roman ist wirklich gut gelungen und hat mir insbesondere wegen seiner Tiefe und jegliche kitschige Momente sehr gut gefallen. Ich spreche daher eine unbedingte Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 02.01.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


sehr gut

Ein Dorf in der Eifel

Mit "Ginsterhöhe" ist Anna-Maria Caspari ein tiefsinniger, historischer Roman gelungen. Der junge Mann Albert Lintermann kehrt, versehrt mit starken Verletzungen im Gesicht durch eine Granate und ohne seinen besten Freund, aus dem ersten Weltkrieg in sein Heimatdorf Wollseifen zurück. Obwohl sich seine Frau Berta nur schwer an seinen Anblick gewöhnen kann und sich gar vor seinem Anblick ekelt, raufen die beiden sich doch für zusammen.
Neben Albert können wir weitere Dorfbewohner bis zu der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg begleiten. Die Figuren werden authentisch und lebensnah dargestellt, die verschiedenen Charaktere gut herausgearbeitet. Besonders der Gegensatz vom durch Traditionen geprägtem Dorfleben und der politisch aufgewühlten "Außenwelt", die immer mehr in das Dorf eindringt, wird hier sehr deutlich.
Fazit: Wer einen tiefgründigen Roman ohne allzu viel Schnickschnack und Spannungsmomenten aber mit authentischen Protagonisten bevorzugt, der kommt beim Lesen von "Ginsterhöhe" auf seine Kosten.