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Birkatpet
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Wesseling

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2019
Levi
Buttjer, Carmen

Levi


sehr gut

Levi hat mit seinen 11 Jahren schon sehr vieles erlebt, vor allem viel Unbeständigkeit. Geboren ist er in Paris, danach hat er mit seinen Eltern in London und Brüssel gelebt, bis sie nun neu in Berlin sind. Eine Stadt viel zu groß für Levi. Nun geschieht etwas, was seine Welt völlig aus dem Ruder laufen lässt. Seine Mutter stirbt. Sie war Pathologin und als eine Leiche aus der Pathologie gestohlen wird, fällt sie den Dieben zum Opfer. Das Buch beginnt mit der Beerdigung, vielmehr mit der geplanten Beerdigung, denn den Weg in die Erde findet Levi’s Mutter nicht. Levi, der in der Trauerhalle neben seinem Vater sitzt, der ihm fremd ist und immer fremder wird, je mehr Zeit er mit ihm verbringt, steht plötzlich auf, schnappt sich die Urne mit der Asche seiner Mutter und beginnt zu laufen, rennt weg, weg von den Trauergästen, weg von seinem Vater, weg von alldem, was gerade in seinem Leben geschieht. Aber wohin mit 11 Jahren, einer Urne und einem zur Flucht geklauten Fahrrad? Levi fährt erstmal in Richtung „zuhause“ und macht am Kiosk gegenüber des Wohnhauses eine kurze Pause. Der Kiosk gehört Kolja, um die 60, ehemaliger Kriegsfotograf, der seine Erinnerungen versucht in Whiskey zu ertränken und für Levi immer wieder kleine Arbeiten im Kiosk hat, wodurch sie sich schließlich auch vertraut wurden. Doch das ist natürlich nicht der Platz um dort sein Versteck aufzuschlagen. Er geht also in die Wohnung und findet im Schrank ein Zelt, Seile und eine Luftmatratze, diese Dinge und etwas Geschirr, das größte Küchenmesser, falls er sich mal verteidigen muss, packt er in einen Karton, verlässt die Wohnung und steigt hinauf auf das Dach des Wohnhauses. Dabei begegnet er Vincent, ein geheimnisvoller und freundlicher Mann, ca 30 Jahre alt, der in der obersten Etage wohnt und nach kurzer Unterhaltung Levi etwas zu Essen zubereitet und so werden nicht nur Kolja, sondern auch Vincent für Levi Vertraute und Verbündete in dieser schweren Zeit, in der er haltlos, ziellos, alleine in dem Zelt auf dem Dach lebt, mit der Urne, in einem Dschungel mit vielen Tigern.

Levi ist eine sehr besondere Geschichte, was dem Protagonisten geschieht, die Umstände des Todes seiner Mutter und die Beziehung zum Vater sind schwere Themen, aber die Autorin schafft es die Schwere zu nehmen und leichtfüssig, teils poetisch Levi’s Geschichte zu erzählen. Levi hat eine blühende Fantasie und natürlich viele Ängste, seine kindliche Sichtweise, seine fantasiereiche Gedankenwelt und seine Entscheidungen, Handlungen, werden sehr deutlich und tragen seine Geschichte und doch ist es kein Jugendbuch, sondern ein Buch für Erwachsene, die leider oft vergessen, wie kindlich ein fast Pubertierender in seinem Herzen noch ist und wie groß die Welt und wie lang die Zeit erscheint.

Ich habe Levi gerne gelesen und das Trio, Levi, Kolja und Vincent sind jeder auf seine Art gezeichnet vom Leben und finden in dem Wunsch die jeweils eigene Vergangenheit zu verarbeiten zusammen und das auf teils sehr amüsante Weise.

Bewertung vom 06.12.2019
Schecks Kanon
Scheck, Denis

Schecks Kanon


ausgezeichnet

Denis Scheck ist wohl jedem Literaturfan bekannt, er in den bunten Socken als Moderator der Literatursendungen Lesenswert (SWR) und Druckfrisch (ARD).
Literatur begleitet ihn schon seit der Kindheit und bereits mit 13 Jahren gründete er seine eigene literarische Agentur.
Nun hat er seinen eigenen Kanon veröffentlicht und welche Werke es unter seine 100 besten Werke der Weltliteratur geschafft haben mussten den Fragen nach Relevanz und Repräsentativität standhalten, also einerseits ihre Größe ästhetisch betrachtet, andererseits eine Antwort darauf, wofür sie stehen, was sie ausmacht.
In Schecks Kanon findet man nur Bücher, die seiner Meinung nach die Weltanschauung verändern, etwas in einem nachhaltig bewegen, nachdem man sie gelesen hat. Hierbei sind Genre, Erscheinungsdatum, Originalsprache, ob Autor oder Autorin völlig egal.
Man trifft hier auf Herrn Karlsson vom Dach, Hobbits, Madame Bovary, Tim und Struppi, den Grafen von Monte Christo, und noch auf ganz viele mehr. Seine Besprechungen sind toll, die Erklärungen und Begründungen, warum es eben jenes Buch in den Kanon geschafft hat, wo sein Geheimnis ist und wieso man die Welt anschließend anders und mehr wahrnimmt. Der einzige klitzekleine Haken ist, dass ich nun plötzlich weitere viele Bücher brauche.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2019
Rate, wer zum Essen bleibt
Tingler, Philipp

Rate, wer zum Essen bleibt


ausgezeichnet

Felix und Franziska leben ein angenehmes, strukturiertes und geordnetes Leben.
Er ist Autor und Literaturkritiker mit eigener Büchersendung und sie ist Soziologin und für ihre Begriffe schon viel zu lange nur Assistenzprofessorin, weswegen sie den Dekan samt Gattin zum Abendessen eingeladen hat um ihrer Karriere etwas auf die Sprünge zu helfen. Der Plan steht und der Abend ist perfekt geplant, durchstrukturiert und wichtige Fragen, ob Amarena-Kirschen oder Maraschino-Kirschen das Dessert und den Abend somit vollkommen machen, sind geklärt.
Wie so oft im Leben kommt es oft anders, als man denkt und so auch hier, in der perfekten Welt von Felix und Franzika.

Als es klingelt und beide natürlich mit Dekan Kühn samt Gattin rechnen, steht eine ganz andere Dame vor der Türe und zwar Cornelia Gold, eine ehemalige Studienfreundin von Felix. Conni ist gerade auf der Durchreise und hat sich gedacht, dass ein spontaner, überfallartiger Besuch nach ca 20 Jahren des Nichtsehens bestimmt von großer Freude ist, im Gepäck hat sie massig Zündstoff für gewaltige Detonationen.
Conni steht nicht nur einfach vor der Türe, sondern sitzt kurz darauf auch mit den eigentlichen Gästen am Tisch und Drama, Chaos und Verwüstung nehmen ihren Lauf.
Conni ist alles, aber nicht gerade das, was man sich an solch einem Abend oder an jedem anderen Abend am eigenen Tisch wünscht, ich vermute manch einer würde lieber Feldfieber erleiden und dessen Symptome ertragen, als auch nur eine Stunde mit Conni im gleichen Raum verbringen müssen.
Conni ist schonungslos, gnadenlos, taktlos, bissig, süffisant, nazistisch, haut ungefiltert ihre Gedanken und Meinungen zu allem raus und redet ausnahmslos jeden gegen die Wand oder fährt einem einfach über den Mund. Was sie da von sich gibt ist jedoch nicht dumm und den Nagel trifft sie das ein oder andere Mal auch millimetergenau auf den Kopf und hält manchen Spiegel vor die Gesichter. Fremd- und Selbstbild laufen manchmal halt nur kurz winkend aneinander vorbei.
Aus diesem Abend werden aus diversen Gründen 5 Tage mit Conni und was Conni in der Zeit schafft, vielmehr anrichtet, gleicht einer Naturkatastrophe.

Ich habe Tränen gelacht, ich hatte Bauchschmerzen vor Lachen, ich habe mich königlich amüsiert und sah alles vor Augen, so bildhaft ist dieser Roman.
Rasant fliegt es sich durch die Seiten und vieles ist danach nicht mehr wie es vorher war, nicht nur für die Protagonisten des Romans, sondern sicher auch für den ein oder anderen Leser.

Grandios fantastische Unterhaltung, wie ich sie in diesem Jahr noch nicht hatte und das auf hohem Niveau.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.12.2019
Laufen
Bogdan, Isabel

Laufen


ausgezeichnet

Hamburg. Die Elbe. Der Stadtpark. Eine Frau um die 40. Ein traumatisches Ereignis.

Die Protagonistin dieses Romans hat einen schrecklichen Verlust erlitten, dieses traumatische Erlebnis liegt zu Beginn des Buches ein halbes Jahr zurück und voller Trauer, Wut, Ohnmacht, Bodenlosigkeit und orientierungslos in ihrem eigenen Leben, folgt sie dem Rat ihrer besten Freundin und beginnt zu Laufen. Zunächst nur kleine Runden, sie will den Gefühlen davon laufen, der Realität für einige Zeit entkommen, den Kopf frei bekommen, doch verfolgen ihre Gefühle und Gedanken sie auf ihren täglichen Runden, lassen sich nicht ausschalten so sehr sie es sich auch wünscht und so führt ihr Laufen, welches als Davonlaufen begann durch Auseinandersetzung mit sich selber und der Erlebnisse dazu, dass sie wieder Stück für Stück Fuß fasst in ihrem neuen, anderen Leben, dem Leben danach.

Als Leser/Leserin begleiten wir sie und ihre atemlosen Wege, ihre Gefühle und inneren Monologe, die Verarbeitung und den Umgang mit dem Erlebten, die seit langem ungewohnte körperliche Anstrengung, die sie an den Rand der absoluten Erschöpfung bringen, da sie den körperlichen Schmerz angenehmer empfindet als den inneren und ihre Muskelschmerzen ablenken von ihrem Herzschmerz. Sie ist atemlos, glaubt oft nicht mehr zu können, zusammenzubrechen beim Laufen, aber auch in ihrer Welt der Trauer und Bewältigung. Mit jedem Schritt mehr sieht sie, dass sie zu viel mehr in der Lage ist, als sie selber von sich denkt und langsam kommen wieder ein paar Sonnenstrahlen in ihr Leben, wandeln den Regen in einen Regenbogen und es gibt Hoffnung, Leben, Freude.

Trotz der Traurigkeit und Schwere des Themas ist dieses Buches nicht schwer und düster, im Gegenteil, die Protagonistin begegnet ihrem Leben und sich selber mit viel Humor und Zuversicht, denn ihr Wunsch und ihr Ziel ist klar,sie möchte wieder Boden unter ihren Füßen spüren. Mit wunderbaren Freunden und viel Halt kämpft sie um und für sich.

Ein wundervolles und wichtiges Buch, welches zeigt, dass es sich lohnt einmal mehr aufzustehen, als man fällt und dass kämpfen sich lohnt, denn ansonsten hat und ist man schon verloren. Die Sprache ist toll, klar und durch sehr lange Sätze und die Wiederholungen „ich kann nicht mehr“ bin ich durch den Roman geflogen, atemlos mit ihr gelaufen, mit Tränen in den Augen und las nicht nur die Monologe der Protagonistin, ich spürte sie, all ihre Gefühle und Empfindungen. Es war schmerzhaft, erschütternd, lustig und voller Hoffnung, Zuversicht und vor allem bunt und lebhaft.

Ein absolutes Highlight und Feuerwerk der Gefühle für mein literarisches Herz!

Bewertung vom 28.11.2019
Glaubst du, daß es Liebe war?
Capus, Alex

Glaubst du, daß es Liebe war?


ausgezeichnet

Harry Widmer junior lebt ein für sich sehr bequemes Leben, denn in seiner Welt geht es zunächst einmal nur um ihn und seine Bedürfnisse.

Harry ist Fahrradmechaniker und übernimmt in jungen Jahren den Fahrradladen seines Vaters und aus dem alten Laden wird sodann „Harry’s Crazy Bike-Corner“. Verantwortung, Respekt, Pflichtbewusstsein und Anstand zählen nicht zu Harry’s Kernkompetenzen. Er ist ein Raubein, der größte Casanova der Kleinstadt, ein Wüstling, Blender, Betrüger und ein „Prachtkerl von einem Schweinehund“.

Doch es heißt ja, dass es nie zu spät ist sich selber und sein Leben in die Hand zu nehmen, Mustern zu entkommen und neue Wege zu gehen…, auch wenn es wie hier halt bedeutet, vor Finanzbehörden und seiner schwangeren Geliebten nach Mexiko zu fliehen. Vor seiner Vergangenheit zu fliehen ist jedoch unmöglich.

Der kurze Roman hat mir einen tollen, unterhaltsamen Leseabend geschenkt. Leicht und flüssig zu lesen, aber nicht ohne Anspruch. Ein tolles Ende, eine tolle Wendung.

Bewertung vom 26.11.2019
Revanche
Beyer, Claire

Revanche


sehr gut

"Lerne deine Vergangenheit zu trösten."

Tobias Ristow ist in den 50 und lebt in einer schönen Wohnung mit grosser Terrasse direkt am Ufer des Neckar.
Beruflich ist er in der Firma seines Vaters tätig und hat dort eine gut dotierte, wenn auch nebengeordnete Stelle.
Die komfortable Wohnung war ein Geschenk seines Vaters zum Abitur und vor lauter Glück über diese Unabhängig seine eigenen vier Wände zu haben, dachte Tobias nicht weiter darüber nach im Gegenzug der Bitte des Vaters nachzukommen und unter einige Unterlagen seine Unterschrift, zum Wohle der Firma, zu setzen und das hat Jahre später weitreichende Folgen.

Tobias ist ein Einzelgänger, jedoch gibt es immer wieder für einige Zeit Frauen in seinem Leben, keine blieb lange, aber von Pech oder schlechtem Karma geht er nicht aus, vielmehr glaubt er die Ursache darin, dass man ihn ständig psychologisieren will.
Im Argen ist tatsächlich einiges. Die Mutter verstarb früh unter dubiosen Umständen, außerdem verschwand mehr oder weniger zeitgleich auch sein geliebter Onkel Fritz ohne jegliche Spur.
Eines Tages lernt er beim Handykauf Lea kennen, jünger als er, alleinerziehend, hübsch, reserviert und Tobias fühlt sich von ihr magisch angezogen.
Dieses Zusammentreffen wird zu einem Wendepunkt und Tobias macht sich auf die Suche nach seinen Wurzeln und gräbt tief, sehr tief in seiner Vergangenheit.

Als Leser findet man sich mitten in einer Familiensaga über drei Generationen wieder und das auf nicht mal 200 Seiten ist beeindruckend.
Die Charaktere fand ich alle sehr fein gezeichnet, den Spannungsaufbau stufenweise und an Emotionen mangelt es dem Roman auch nicht.
Geschickt und mit viel Feingefühl werden hier Geschichte und Emotionen, Einzelschicksale miteinander versponnen.

Eine rundum interessante und gute Lesezeit.

Bewertung vom 23.11.2019
Kuss
Meier, Simone

Kuss


sehr gut

"'Beziehung' hatte sie gesagt, 'ist wie eine Bibliothek voller Romane. Die einen sind Meisterwerke, die anderen nicht, die einen sind leichter, die anderen schwerer. Das sammelt und stapelt sich mit den Jahren, bei manchen hast du Lust, noch einmal darin zu blättern, und andere schmeißt du weg, weil du sie viel zu gut kennst und nicht mehr lesen magst'"

Als Leser landet man hier in einer Stadtrandsiedlung, damals in den 1930ern ein Arbeiterviertel und heute alles sehr renovierungsbedürftig. Jedoch benötigen nicht nur die Häuser etwas neuen Glanz, auch so manches Ego scheint sich auch aufpolieren zu müssen.

Im Mittelpunkt des Romans stehen das Paar Gerda und Yann, sowie deren Nachbarin Valerie. Was sich hinter den Fassaden dieser beiden Häuser verbirgt, wird schonungslos erzählt und ist das, was wohl häufig Realität ist, sich viele vorstellen, aber worüber natürlich kaum einer sprechen mag. Schein und Sein.

Gerda und Yann sind schon einige Zeit zusammen, in den 30 und führen ein gemütliches, sehr ritualisiertes und ruhiges Leben. Gerda ist arbeitslos, „macht gar keinen unbezahlten Urlaub, wie sie behauptet“ und ist somit Hausfrau, beschäftigt sich ausschließlich mit dem Haus, der Renovierung, Gestaltung und Einrichtung, ihr einziges Projekt…bis dem „Biest in ihr“ etwas neues in den Sinn kommt, eine imaginäre Affäre. Yann, „master of monogamy“, hat einen guten Job, liebt Gerda sehr und ist zufrieden, trifft jedoch auf einer Geschäftsreise eine junge Frau, die ihn mit einer Bitte etwas aus seiner Ruhe bringt und von seinen Prinzipien abbringt. Und Valeria, die bissige Journalistin um die 50 hat einen One-Night-Stand und ist nicht ganz sicher, was und wie sie ihr Leben gestalten will, ob sie nochmal neu beginnen möchte.

Eine rasante Geschichte über Irrungen und Wirrungen in Kopf und Herz. Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht und die Gedanken fuhren Achterbahn. Sehr humorvoll, ironisch, knisternd, mitreißend, rasant, leicht und doch tiefsinnig. Weder Liebesroman, noch Satire, eine gelungene Mischung.

Bewertung vom 19.11.2019
Kintsugi
Kühmel, Miku Sophie

Kintsugi


weniger gut

Max, Reik, Toni und Pega glauben sich zu kennen, doch oft ist ein Unterschied zwischen Schein und Sein, also nicht überraschend, dass es hier ähnlich ist.

Max und Reik sind seit 20 Jahren ein Paar und strahlen nach aussen völlige Harmonie, Glück und Liebe aus.
Toni ist seit über 20 Jahren mit Reik sehr eng befreundet und Pega ist seine Tochter, von Pega's Geburt an war Toni alleinerziehend und Vater zu sein seine Erfüllung.
Sie sind das, was als Wahlverwandtschaft bezeichnet wird.
Diese 4 Menschen treffen sich im Haus am See in der Uckermark um ein schönes Wochenende zu verbringen, der Roman erzählt dem Leser 24 Stunden aus dem Leben der vier.

Nachheinander erzählen sie ihre Geschichte, die persönliche, aber auch von ihrer Rolle in der selbstgewählten "Familie", sehr sehr tiefe Einblicke in die Seelen, die Gedanken, Gefühle. Zwischen den einzelnen Personen sind kurze Unterhaltungen eingefügt in Form von Theaterpassagen.

Die Form hat mir sehr gefallen, die Story auch, die 4 Charaktere sich so nah und doch so fern und unterschiedlich, alles sehr bildhaft und greifbar.
Für mich persönlich war es etwas zu gewollt, teilweise mit nicht wirklich passenden Adjektiven überladen beschrieben, sodass es auf mich unharmonisch wirkte. Was ich sehr schade fand, war, dass die einzelnen Charaktere sich wirklich nur minimal in ihrer Art und Weise der Erzählungen von sich unterschieden.

Den Titel finde ich perfekt, denn Kintsugi ist eine japanische Methode und Kust zerbrochene Dinge mit Gold wieder zu reparieren und in diesem Roman geht so einiges kaputt.

Fazit: Manchmal ist weniger mehr und für mich ist hier ein Zuviel von vielem gewesen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2019
Fuchs 8
Saunders, George

Fuchs 8


ausgezeichnet

Fuchs 8 kommt mit 56 Seiten daher, mit zauberhaften Illustrationen und ist ein unmissverständlicher Appell an uns Menschen zu mehr Menschlichkeit, Nächstenliebe, Achtsamkeit, Authentizität, Ehrlichkeit, Rücksicht und Respekt.
Es hat mich zu Tränen gerührt und mein Herz erobert.

Fuchs8 macht sich die Arbeit uns mit diesem Büchlein einen Brief zukommen zu lassen, er hat nächtelang unter den Fenstern bei den Menschen gesessen und den "Musikwörtern" gelauscht, so bezeichnet er unsere Sprache und hat durch zuhören und zuschauen, wenn ein großer Mensch seinen Jungen Guten-Nacht-Geschichten vorlas, unsere Sprache gelernt...er schreibt wie er hört und das ist anfangs etwas holprig zu lesen.
Der Fuchs erzählt uns, dass er die Menschen ganz toll findet, aber es passieren komische, schlimme Dinge, sein Rudel und sein Zuhause müssen einem riesigen Einkaufscenter weichen und da sieht er plötzlich andere Seiten der Menschen, grausames, schreckliches Verhalten und das erschüttert ihn. Sein fröhliches, mutiges und lebensfrohes Gemüt geraten ins Wanken durch große Enttäuschung. Doch der Glaube an uns bleibt und deshalb bekommen wir seinen Brief.

Seid einfach etwas netter zueinander!!!!!
Und, dieses Buch gehört gelesen!!!!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2019
Blackbird
Brandt, Matthias

Blackbird


sehr gut

Morten, alias Motte nimmt uns mit in die Zeit Anfang der 70er Jahre in Westdeutschland.
Motte ist 15 Jahre alt, besucht die 10. Klasse eines Gymnasiums und hat ausser mit der Pubertät und der damit verbundenen turbulenten Achterbahn der Gefühle mit Dingen und Ereignissen zu kämpfen, die sein Inneres nur noch mehr aus einem gewünschten Gleichgewicht bringen.
Seine Eltern haben ihm eröffnet, dass sie sich trennen, sein Vater hat eine Neue und er muss mit der Mutter umziehen, sein bester Freund, Bogi, erkrankt an Krebs, die erste große Liebe kommt vorbeigeradelt, der erste Liebeskummer erschüttert ihn, Zigaretten, Alkohol und Joints werden getestet.
Motte und Bogi sind unzertrennlich, seit wann sie sich kennen, weiß Motte gar nicht mehr, Bogi war plötzlich in seinem Leben und er in Bogi's.
Bogi erkrankt am Non-Hodgkin-Lymphom, von heute auf morgen ist Bogi weg, im Krankenhaus und nichts ist im Alltag mehr, wie es war für Motte.
In den nächsten Monaten trifft Motte seine erste große Liebe, während Bogi, vom Krebs gezeichnet in der Klinik vor sich hin vegetiert. Motte wird zunehmend hilfloser, ohnmächtiger und flüchtet vor Besuchen bei seinem Freund. Versucht sich mit den spannenden Dingen abzulenken, fast immer dabei seine Freunde Jan und Walki, die Liebe, die ersten Zigaretten, der erste Alkohol, der erste Joint, auf einer Bank im Park.
Jedoch huscht Bogi immer wieder in seine Gedanken, denn er hat viel von ihm gelernt, Eiche heißt auf englisch oak, Amsel heißt blackbird und deshalb logischerweise der Amselfelder, den sie vor Bogi's Erkrankung für die Abschlussfahrt gekauft haben Blackbirdfielder.
#blackbird taucht immer wieder im Buch auf, als Amsel im Baum, als Liedtitel (#beatles, Weiße Album), uvm.
Es ist nicht alles grau-schwarz, auch viel buntes schleicht in Motte's Leben parallel. Freud und Leid.
Eine Reise in die Jugend, in die eigene, aber auch insbesondere durch den lockeren, lässigen, teils schnoddrigen Ton der Jugend in die meines Pubertiers.
Mir hat das Buch eine unterhaltsame, humorvolle, doch ernste und emotionale Lesezeit geschenkt und es hat mich stellenweise sehr berührt, es gab für mich kaum Längen und die, die es gab waren überschaubar, weil mich die Geschichte einfach eingenommen hat, manchmal auch kurz kitschig, aber so ist die Pubertät halt.

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