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YukBook
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München

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Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2023
Gehirn-Power Wechseljahre
Brizendine, Louann

Gehirn-Power Wechseljahre


sehr gut

Bei dem Wort Wechseljahre denke ich an allerlei unangenehme Symptome wie Hitzewallungen oder Gelenkschmerzen, aber nicht unbedingt daran, dass sich in dieser Phase das weibliche Gehirn zum Besseren verändern kann. Davon ist Dr. Louann Brizendine überzeugt und erklärt, was man dafür tun muss.

Dass sie ein großes Potenzial sieht, nach der Hormonumstellung das Leben aktiv anzugehen und neue Chancen zu ergreifen statt den Verlust der Fruchtbarkeit zu betrauern, zeigt sich schon in ihrer Wortwahl. Statt von der Menopause spricht die Neurowissenschaftlerin und Psychiaterin vom Upgrade, das jede Frau nach ihren eigenen speziellen Bedürfnissen bestmöglich vorbereiten und gestalten könne.

Der Exkurs in die Welt der Hormone und die Erläuterung verschiedener Hormontherapien haben mich zunächst etwas überfordert. Andererseits könnte es für betroffene Frauen hilfreich sein, die vielfältigen Möglichkeiten zu kennen und Vor- und Nachteile abzuwägen. Ob man sich von den schmerzvollen Erfahrungen, über die die Frauen berichten, abschrecken und einschüchtern lässt, oder sich umgekehrt auf die erfolgreichen Gegenmaßnahmen und positiven Veränderungen fokussiert, ist eine Entscheidung, die jede selbst treffen muss. Louann Brizendine gibt jedenfalls einen interessanten Einblick in das Zusammenspiel von Emotionen, Hormonen, Biologie und Gehirn. Ihre Ratschläge zu Bewegung, Schlaf, sozialen Bindungen und Ernährung gelten für mich ganz allgemein, doch ihren Appell, die neu gewonnene Freiheit nach den Wechseljahren zu genießen und unsere Authentizität auszuleben, fand ich ermutigend.

Bewertung vom 19.11.2023
Karl, Michaela

"Ich brauche einen Liebhaber, der mich am Denken hindert"


ausgezeichnet

Obwohl ich bisher noch nichts von Katherine Mansfield gelesen habe, interessierte mich diese neuseeländisch-britische Schriftstellerin, die als Wegbereiterin der modernen englischen Short Story gilt – erst recht, nachdem ich den Prolog dieser Biografie gelesen habe. Die Person, die dort beschrieben wird, klingt eher nach einer frei erfundenen Figur als einem realen Menschen, doch im Laufe des Buches verfestigte sich das Bild dieser rebellischen, unkonventionellen Frau immer mehr.

Michaela Karl geht sehr ausführlich auf die familiäre Herkunft von Katherine Mansfield Beauchamp ein. Diese spielt eine wichtige Rolle, denn zum einen leidet die Neuseeländerin, immer wieder darunter, dass sie in London als Fremde und als minderwertig angesehen wird, zum anderen fühlt sie sich zeitlebens zwischen ihrer Heimat und England hin- und hergerissen und projiziert ihre Sehnsucht immer dorthin, wo sie sich gerade nicht aufhält.

Die Autorin hat sehr akribisch recherchiert und zitiert aus zahlreichen Briefen und Kurzgeschichten, um zu zeigen, in welchem Umfang Katherine persönliche Erlebnisse schriftstellerisch verarbeitet hat. Oft fragte ich mich, wie ihre ergebene Freundin Ida Baker, ihr Ehemann John Middleton Murry oder ihre engen Bekannten D. H. Lawrence und Frieda von Richthofen es bloß mit hier aushielten, so eingebildet, herablassend, launisch und verletzend sie war. Die Ermunterungsbriefe, die sie an sich selbst schrieb, fand ich dagegen amüsant und ihren hohen Anspruch, formvollendete Texte zu schreiben und auch nach ihrer schweren Erkrankung selbstbestimmt zu leben, eindrucksvoll. Sie hatte in der Tat sehr viele Gesichter, die Michaela Karl in dieser detaillierten Biografie mit viel Einfühlungsvermögen nach und nach zum Vorschein bringt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2023
Zauber der Stille
Illies, Florian

Zauber der Stille


ausgezeichnet

Um mehr über Caspar David Friedrich zu erfahren, hätte ich eine ausführliche Biografie lesen können. Viel lieber habe ich ihn aber in einer Form kennengelernt, die dem Schriftsteller Florian Illies ganz eigen ist. Er bringt uns den Maler der deutschen Romantik nicht chronologisch näher, sondern fragmentarisch und gegliedert nach den Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft, was sich thematisch ideal eignet.

Warum malte Friedrich seine Protagonisten immer von hinten? Warum strahlen seine Bilder so viel Melancholie und düstere Schwermut aus? Illies gibt mögliche Erklärungen und versorgt uns elegant, pointiert und humorvoll mit Momentaufnahmen aus Friedrichs Leben, Deutungsversuchen seiner Werke und historischen Exkursen. Mit großer Neugier las ich, wie "Der Mönch am Meer” entstand, durch welche Hände es wanderte und wie es dem einen Trost spendete, den anderen zum Selbstmord anstiftete. Obwohl er bereits zu Lebzeiten vergessen wurde, ist es doch erstaunlich, wo man überall Spuren von Friedrichs typischen Landschaftsbildern erkennen kann, zum Beispiel in dem Trickfilm Bambi.

Es kam mir so vor, als würde mich der Autor durch eine Ausstellung führen, mal hier, mal dort vor einem Gemälde stehen bleiben und mir berührende und kuriose Anekdoten erzählen. Und davon gibt es reichlich in diesem Buch wie zum Beispiel ein Kunstraub im Jahr 1994, der sich wie ein komödiantischer Krimi liest. Nun habe ich eine Vorstellung, welche Erlebnisse den Maler prägten und was in ihm vorging, als er so berühmte Bilder wie "Der Wanderer über dem Nebelmeer" oder "Kreidefelsen auf Rügen" malte.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2023
Vorwärts
Meijer, Eva

Vorwärts


ausgezeichnet

Ein Leben im Einklang mit der Natur ist in Eva Meijers Romanen ein wiederkehrendes Thema. In „Das Vogelhaus“ erzählte sie die Lebensgeschichte von Len Howard, die in einem abgelegenen Haus in Südengland Vögel erforschte. Diesmal geht es um zwei Kommunen, die eine alternative Lebensform ausprobieren: 1924 zieht eine Gruppe von jungen Parisern auf einen abgeschiedenen Bauernhof in Frankreich, um naturnah und autark zu leben; 100 Jahre später wagen Aussteiger in Holland das gleiche Experiment.

Mit ihren Wertvorstellungen und ihrem Lebensstil mögen sie sich von der Gesellschaft unterscheiden, doch man merkt gleich, dass die Gruppendynamik überall gleich ist: Es gibt ein Alphatier wie Louis, der den Ton angibt. Andere versuchen, ihren Platz in der Gemeinschaft zu finden wie die Ich-Erzählerin Sophie und ihr Freund Georges und erkennen schnell die Grenzen von freier Liebe und Toleranz.

Nach den Idealen eines harmonischen Kollektivs zu leben ist eine Sache – eine andere, mit zwischenmenschlichen Konflikten und nicht kontrollierbaren Gefühlen umzugehen. Wie schwer es ist, beides unter einen Hut zu bringen und woran Kollektive früher wie heute häufig scheitern, beschreibt die Autorin sehr überzeugend. Die seelischen Nöte der Figuren, die sinnliche, poetische Sprache und klugen Gedanken über Lebensentwürfe haben mich stark angesprochen.

Bewertung vom 13.10.2023
Das verborgene Leben der Farben
Imai Messina, Laura

Das verborgene Leben der Farben


sehr gut

Laura Imai Messina bleibt den Themen aus ihrem vorhergehenden Roman "Die Telefonzelle am Ende der Welt" und ihrem Erzählstil treu. Es geht wieder um Verstorbene – diesmal um die Abschiednahme von ihnen –, um japanische Bräuche und zwei Menschen, die sich zaghaft näher kommen.

Für Mio spielen Farben eine zentrale Rolle, um die Welt zu entschlüsseln und sich in ihr zurechtzufinden. Sogar Menschen nimmt sie als individuelle Farbnuance wahr. Eine besondere Sensibilität zeichnet auch die zweite Hauptfigur Aoi aus. Er begleitet Beerdigungszeremonien und hat die Gabe, sich in seine Kunden hineinzufühlen und ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen.

Der Roman strahlt durch und durch den Geist und die Kultur Japans aus. Wer sich für das Land interessiert, wird viel Freude daran haben, in welch zarter Prosa die Autorin die Arbeit im Atelier für Hochzeitskimonos oder ein Beerdigungsritual beschreibt. Mios panische Angst, zu intensive Gefühle zuzulassen, ist ebenso nachvollziehbar wie der Wunsch, die Magie des Kindseins, die im so krassen Gegensatz zum schulischen und beruflichen Leistungsdruck steht, zu bewahren.

Es geht um Details, Nuancen und kleine, aber bedeutungsvolle Gesten, die unser Leben ausmachen. Mich hat der Roman dazu angeregt, im Alltag hin und wieder innezuhalten, genauer hinzusehen und so manchen Zufall als Fügung zu begreifen.

Bewertung vom 04.10.2023
Das Geheimnis der Sprakkar
Reid, Eliza

Das Geheimnis der Sprakkar


ausgezeichnet

Es gehört viel Mut dazu, als 27-Jährige von Kanada nach Island zu ziehen. Eliza Reid wagte diesen Schritt der Liebe wegen und ist seit 2016 First Lady von Island. In ihrem Buch hat man nicht den Eindruck, dass sie diesen Schritt je bereut hätte. Im Gegenteil: Für sie ist ihre Wahlheimat einer der beste Orte der Welt für Frauen.

Dies begründet sie anhand ihrer persönlichen Erfahrungen als freie Autorin, Journalistin und Mutter von vier Kindern und Beispielen von Frauen aus verschiedensten Altersgruppen, Schichten und Regionen, die sie für dieses Buch interviewt hat. So konnte ich dieses mir noch fremde Land mal mit den Augen einer Unternehmerin, mal einer Landwirtin, Kapitänin oder Bürgermeisterin näher kennenlernen. Die Autorin stellt Bereiche vor, in denen durch Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit bereits viel erreicht wurde wie großzügige Elternzeitprogramme oder die Literaturszene und wo noch viel Luft nach oben ist wie bei der finanziellen Förderung von Unternehmensgründerinnen.

Manche Themen wie die Geschlechterdiversität haben mich weniger interessiert. Spannend fand ich dagegen, wie Eliza Reid die Medienberichterstattung kritisch analysiert und ihre Rolle als First Lady auf ihre ganz eigene Art und Weise nutzt, um die Gleichstellung von Frauen und Männern weiter voranzutreiben. Im Ganzen fand ich das Gesellschaftsporträt Islands durchmischt mit vielen persönlichen Einblicken sehr informativ und inspirierend.

Bewertung vom 22.09.2023
Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2
Simon, Teresa

Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2


ausgezeichnet

Im ersten Teil der Dilogie hatte sich die Protagonistin Malou ihre Stelle als Gesellschaftskolumnistin bei einer Münchner Zeitung hart erkämpft. In dieser Fortsetzung steht ihr Privatleben etwas stärker im Fokus.

Als Malou die Wahrheit über ihren Vater erfährt und obendrein eine Tochter zur Welt bringt, zieht das eine Menge praktischer und emotionaler Komplikationen mit sich. Aber auch als berufstätige Mutter, die ihr „Frauennetzwerk“ nutzt, um weiterhin schreiben zu können, bleibt die Figur für mich sehr authentisch. Besonders gern habe ich die Passagen gelesen, in denen sie Stars wie die Rolling Stones, Roy Black oder Zarah Leander interviewt und sie mit klugen Fragen und Geschick zum Reden bringt.

Doch man erfährt nicht nur Interessantes über die Promis, sondern auch über die kulturellen und politischen Entwicklungen und die Aufbruchsstimmung im München der 1960er Jahre. Die Autorin greift historische Ereignisse wie die Olympischen Sommerspiele 1972 oder die erste Mondlandung auf und rollt frisch und lebendig ein spannendes Stück Zeitgeschichte auf.

Bewertung vom 11.09.2023
Muna oder Die Hälfte des Lebens
Mora, Terézia

Muna oder Die Hälfte des Lebens


ausgezeichnet

Dieses Buch möchte man nach der Lektüre zuklappen und sich erleichtert sagen „Zum Glück ist alles nur erfunden.“ Doch ich fürchte, das, was der Ich-Erzählerin widerfährt, kommt in der Realität häufiger vor, als man wahrhaben will.

Muna wächst in einer ostdeutschen Kleinstadt auf und verliebt sich mit achtzehn in den deutlich älteren Lehrer und Fotografen Magnus. Fortan ist sie ihm mit Haut und Haaren verfallen. Muna studiert Literatur, wohnt in Berlin, London und Wien und sammelt berufliche Erfahrungen im geisteswissenschaftlichen Umfeld. Sinn macht das Leben für sie jedoch nur, wenn sie mit Magnus zusammen ist.

Es schmerzt, mitanzusehen, wie eine intelligente und gebildete Frau jegliche Selbstachtung verliert, wenn sie emotional abhängig wird und sich in einer toxischen Beziehung verfängt. Eine Amour fou zwischen einer impulsiven, sinnlichen Frau und einem sich geheimnisvoll gebenden, arroganten Intellektuellen mag eine klischeehafte Konstellation sein, doch was Terézia Mora daraus macht, ist weit davon entfernt. Sie arbeitet mit Stilmitteln, die die Beklemmung nur noch steigern. Abrupte Perspektivwechsel und durchgestrichene Wörter und Sätze wie in einem Tagebuch lassen tief in das Innenleben der Protagonistin blicken. Ähnlich wie die Erzählungen der Autorin „Die Liebe unter Aliens“ wird auch dieser Roman bei mir noch lange nachhallen.

Bewertung vom 23.08.2023
Der Schwimmer
Norton, Graham

Der Schwimmer


ausgezeichnet

Dass Graham Norton ein feines Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen hat, bewies er schon in seinem Roman „Heimweh“. Diesmal geht es um die pensionierte Lehrerin Helen, die in einem kleinen Haus an der irischen Küste lebt. Ihrer fiesen Schwester Margaret, die sich zu ihrem Leidwesen bei ihr eingenistet hat, geht sie am liebsten aus dem Weg und genießt den Meerblick auf ihrer Terrasse.

Eines Tages beobachtet sie, wie ein rothaariger Mann ins Meer hinausschwimmt und nicht mehr wiederkehrt. Das mysteriöse Verschwinden bildet die Rahmenhandlung und den Spannungsbogen der Geschichte. Mit viel Charme erzählt der Autor, wie Helen auf eigene Faust der Sache nachgeht und verschiedene Spuren verfolgt. Es ist ein wahres Kunststück, wie er auf nur 100 Seiten Helens Wesen charakterisiert – zum Beispiel durch ihre Haltung zu ihrer Schwester, ihre Zuneigung zu einem jungen Barkeeper oder ihr Verhalten gegenüber der Polizei. Es ist eine kleine, feine Perle inmitten der weiten Krimilandschaft.

Bewertung vom 01.08.2023
Di Bernardo
Korsakova, Natasha

Di Bernardo


ausgezeichnet

Endlich wartet eine neue Aufgabe auf den Commissario Di Bernardo, den ich schon bei seinen ersten zwei Fällen in die Musikszene begleiten durfte. Diesmal wird er gleich mit zwei Morden neben der Basilica San Giovanni in Laterano konfrontiert, die er nur schwer miteinander in Verbindung bringen kann.

Sofort fühlte ich mich in vertrauter Gesellschaft: Der Commissario, der schnell die Geduld verliert, wenn er in eine Sackgasse gerät und sich darüber ärgert, etwas Wichtiges zu übersehen; sein Partner Del Pino, der immer nach etwas Essbarem Ausschau hält, aber auch fachlich einen guten Riecher beweist, wenn es darauf ankommt.

Natasha Korsakova würzt die flotten Dialoge mit italienischen Ausdrücken und lässt uns während der Ermittlungen die Plätze und Straßen Roms wie bei einer Kamerafahrt erleben. Es war ein großes Vergnügen, bei dem komplizierten Fall mitzutüfteln, nebenbei Interessantes über die Kunst des Bogenbaus zu erfahren und den von ihr gespielten Musikstücken zu lauschen, die man per QR-Code abrufen kann. Manchmal fragte ich mich, von welchen realen Personen und persönlichen Erlebnissen sich die Violinistin wohl inspirieren ließ. Fest steht, dass sie als engagierte Umweltschützerin ihren persönlichen Bezug zum brasilianischen Regenwald raffiniert verarbeitet hat.