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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 653 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2024
Das Lied des Propheten
Lynch, Paul

Das Lied des Propheten


ausgezeichnet

Eine Gesellschaft gleitet in die Diktatur und das geht ganz schnell

Ein Irland, zum Glück nicht real von heute, aber der Weg dahin, in eine Gesellschaft, von denen ganz oben als demokratische Mitglieder ihres Landes entmachtet, der ist nicht weit und in einigen vielen Ländern ist es die alltägliche Realität.
In diesem Irland, der Heimat auch des Autors Paul Lynch selbst, lebt Eilish Stack, eine Wissenschaftlerin, mit ihrem Ehemann, dem stellvertretenden Vorsteher der Lehrergewerkschaft und ihren vier Kindern. Es ist ein normales, auch gutes Leben, mit der Sorge um den dementen Vater und dem zunehmenden Unwohlsein um die Entwicklung ihres einst demokratischen Landes, deren Vorgaben die freie Meinungsfreiheit inzwischen, auch mit dem Faktor Angst arbeitend, sehr einschränken.
Und dann klingelt es eines Abends an der Tür und die neu gegründete Geheimpolizei will Eilishs Mann Fragen stellen. Dies ist der Anfang eines Umbruchs. Wenig später ist ihr Mann verschwunden, Gesetze werden durch Notverordnungen ausgehebelt und ein unvorstellbarer neuer Lebensabschnitt beginnt. All das kann nicht sein, doch es passiert, bis hin zu bürgerkriegsartigen Auswüchsen, denn soweit ist es gekommen. Die Bürger haben keine andere Wahl und die neue Machtordnung zeigt, was sie kann. Und wir als Leser sind dabei, ganz nah dran am Leben dieser Frau und ihrer Familie, die sie schützen will um jeden Preis und dann doch einsehen muss, dass nur noch ein einziger Weg Aussicht auf Rettung hat, für sie auch irgendwie eine Kapitulation.
Ein grandioses packendes Buch, in einer Sprache, gewöhnungsbedürftig sicherlich, aber so richtig gewählt, fokussiert auf das Drama, das hier passiert, unaufhaltsam, ohne Verschnörkelungen, ohne Lamenti und es tut weh. Die Angst greift auch nach einem selbst, denn nichts davon fühlt sich nach einer Utopie an, sondern nach der Realität von einem Morgen, das auch vor unserer Haustür stehen und einfach anklopfen kann.
Dieses Werk, es zeigt uns dies auf. Und natürlich soll es ein Aufruf sein, der Aufruf, schon viel früher aufzustehen und als Einzelner mit dafür zu sorgen, das dies hier niemals passieren kann..

Bewertung vom 12.07.2024
Das große Buch der Infografiken. Wissen für Kinder ab 8 Jahren - Schauen, staunen, Neues lernen
Pettie, Andrew;Quilty-Harper, Conrad

Das große Buch der Infografiken. Wissen für Kinder ab 8 Jahren - Schauen, staunen, Neues lernen


ausgezeichnet

Bunt, vielfältig und ein riesiges visuelles Wissensvergnügen

Dieses Buch strahlt einen regelrecht an, wenn man es das erste Mal in den Händen hält und es lädt ein, hereinspaziert in unsere Welt. Denn hier hat einfach alles ein Plätzchen gefunden, all das, was es so gibt auf unserem Erdball und darüber hinaus. Wir Menschen werden beleuchtet, von innen und von außen, die Tiere, die Natur, Land, Wasser,Luft, all das Lebendige, was darin steckt und auf die ein oder andere Weise ein wichtiges Fünkchen darstellt, dafür, dass das große Ganze funktioniert, das ist hier zu finden, wobei, was in unserer Zeit dem entgegenwirkt, in die falsche sorgenreiche Richtung geht, auch das bleibt an den entsprechenden Stellen nicht außen vor.
Hört sich doch gut an, ist aber in Wirklichkeit noch viel besser. Denn wir müssen dafür nicht Seite um Seite lange Texte lesen, nein, man schaut einfach hin. Die Zeichnungen und Bilder sagen einem alles, was man erfahren will und das mit einer Kreativität und Originalität, sehr besonders, sehr kunstvoll gemacht. Und zum Staunen kommt auch das ein oder andere lustige Element hinzu, denn wer kommt z:B. auf die Idee, den Schleim, den der Mensch produziert, in der Anzahl an Badewannen auszudrücken, 209 übrigens, in einem Leben.
Ganz viel starkes echtes Wissen, das wir auch unbedingt kennen wollen, eine Menge Überraschungen, 'wer denkt denn schon an so was' und dazu Spannung und Spaß, absolut garantiert für die ganze Familie, mehr geht einfach nicht.
Und genau deshalb, hereinspaziert.

Bewertung vom 05.07.2024
Warte auf mich am Meer
Neff, Amy

Warte auf mich am Meer


gut

60 Jahre Ehe und wenn es zu Ende geht

An die 60 Jahre sind Evelyn und Joseph verheiratet. Sie haben gemeinsam das Oyster Shell Inn betrieben, drei Kinder bekommen und gelebt, direkt am Meer, an einem herrlichen Ort. Das Leben hatte Höhen und Tiefen, genau wie ihre Ehe selbst, aber sie haben es zusammen hinbekommen. Doch nun hat Evelyn eine Diagnose bekommen, die zur Folge hat, dass sich die beiden Eheleute Gedanken machen müssen, was sie tun, mit der Zeit, die ihnen noch bleibt, der Zeit, in der die Einschränkungen noch nicht so groß sind. Sie beschließen, ein Jahr noch wollen sie intensiv gemeinsam erleben, sich Träume erfüllen. Dazu sollen auch ihre Kinder gehören. Und so versammeln sie ihre Familie um sich und erzählen ihnen davon. Ihre Kinder sind erst einmal schockiert, schon auch wegen der Krankheit selbst, aber vor allem wegen dem, was ihre Eltern beschlossen haben, letztendlich zu tun, nämlich gemeinsam in den Tod zu gehen.
Diese Geschichte, auch für die Leser ist diese Ankündigung ein Schock, ein schweres Thema dazu und die Entscheidung zu akzeptieren, dazu nimmt uns die Autorin mit auf diesen langen Weg einer Ehe, getragen von seinen Menschen und den Widrigkeiten, die nun mal dazugehören, zum Leben. Man erwartet nun vielleicht ein berührendes Dabeisein, an dieser einzigartigen Zweisamkeit. Doch die Realität, dass man sie nicht beschönigt, ist ja an sich etwas Positives, sieht doch ganz anders aus. Da ist Joseph, der Mann, der alles anstrahlt, vor allem seine Frau und schon fast das konträre Gegenstück dazu,Evelyn, kein allzu sympathischer Mensch, mit ihrer eher negativen Sicht auf die Dinge, oft unzufrieden und frustriert, ob der Chance auf etwas besseres, die sich ihr nicht wirklich geboten hat. Und das kreidet sie auch durchaus ihrem Mann an. Die Kinder sind auch nicht die uneingeschränkte Erfüllung und deren eigenes Beitragen hat auch wenig positive Elemente. Ergibt sich daraus tatsächlich die Entscheidung, die Welt gemeinsam zu verlassen, weil man ohne den Anderen nicht mehr will. Es muss wohl so sein und wer hat schon das Recht, so Persönliches von außen werten zu wollen.
Als Anstoß, sich selbst zu erlauben oder vielleicht auch eher sich zu zwingen, über Krankheit und das Sterben in dieser Form nachzudenken, bietet dieses Buch sicherlich so einiges, über das man sich Gedanken machen wird. Schließlich betrifft es nun einmal jeden. Aber die Geschichte an sich stellt sich ein wenig zu oberflächlich dar und gerade das ist hier ja auf alle Fälle angebracht, Tiefgang. So bleibt man am Ende doch mit leicht unguten Gefühlen zurück, zumindest mir geht es so.
Aber jeder erlebt diesen Roman sicher anders und so soll es ja auch sein.

Bewertung vom 04.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


sehr gut

Das Hollywood der 1930er Jahre und eine Frau, die die Oberhand behält

Die junge Eve, besonders, schön und umgeben von einer Aura, die die Mächtigen reizt, sie zu 'erforschen', macht sich auf den Weg nach LA. Es sind die 1930er Jahre und Olivia de Hallivard ist dabei, einen der großen Filme dieser Zeit zu drehen 'Vom Winde verweht. Eve hat Glück und lernt die richtigen Menschen kennen. Für Olivia wird sie zu mehr wie nur einer Begleiterin. Eine Erpressung wird für den neuen Star am Filmhimmel zu einer schweren Belastung und Eve und der pensionierte Polizist Charlie nehmen sich der Sache an. Dabei öffnet sich dem Leser so manche eigentlich verschlossene Tür, die es zeigt, das wahre Hollywood zu dieser Zeit, mit Blendwerk und Glamour im strahlenden Licht der Kameras und abseits, den Intrigen, dem Machtgeschacher, dem Ehrgeiz nach Erfolg um fast jeden Preis. Dies so angenehm und gut erzählt zu bekommen, mit einer passenden feinen Note Ironie, ist sehr unterhaltsam und macht Spaß. Insgesamt bestätigt die Geschichte zwar so ziemlich alle Klischees, die man über die damalige goldene Zeit der Filmbranche in dessen Mekka Hollywood selbst so angesammelt hat, aber das tut dem Genuss dieses Buches keinen Abbruch. Und die geheimnisvolle Eve zeigt eine sehr angenehme Facette des damals gewünschten Typs Frau, denn letztendlich ist sie es, die mit den Anderen spielt.
Ein gelungener Besuch in 'The Golden Age', der Hollywood-Ära der großen Filmstudios.

Bewertung vom 03.07.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Leben, eine tiefe berührende Freundschaft und ein Highlight von Buch

Eine Kleinstadt in den USA, Patch, der Junge mit nur einem Auge und ein super Pirat und Saint, mit dicker Brille und Bienenzüchterin dazu, die beiden Kinder sind Außenseiter und haben sich gefunden. Eine Freundschaft, die ihre Tage erfüllt und genauso ewig währen soll. Doch dann wird Patch, sozusagen versehentlich, entführt. 307 Tage dauert diese im Dunkeln verbrachte Zeit und nur durch Grace, die sein Schicksal mit ihm teilt, verliert er die Hoffnung nicht, zu überleben. Patch wird gerettet, doch er ist nun ein anderer. Saint ist traurig darüber, aber trotzdem hat ihre Verbundenheit Bestand und sie beweist ihrem Freund dies über ein fast ganzes Leben. Dieser kennt nur noch ein Ziel, Grace, das Mädchen von einst, das ihm das Leben gerettet hat, wiederzufinden. Und obwohl beide Protagonisten irgendwann ihre eigenen Leben haben, unterstützt Saint Patch dabei, kompromisslos, uneingeschränkt, auch wenn sich manchmal die Frage ergibt, ob es dieses Mädchen denn überhaupt wirklich gibt.
Ein Buch, so intensiv, packend und berührend in seiner allumfassenden Art, Leben nachzuzeichnen, darin, den Lesern die Menschen so nah zu bringen, so liebevoll echt und wahr und Chris Whitaker erzählt seine Geschichte mit all seiner schriftstellerischen Kraft, seinem Können, all der Nuancen von Spannung, Schicksalhaftigkeit, Zärtlichkeit und Freude, aber auch Trauer und Hoffnungslosigkeit und von eben dieser tiefen ganz eigenen Freundschaft, verbunden zu einen großen Ganzen, einem Werk der absoluten Extraklasse.
Ein Roman, der begeistert und ein Leseerlebnis par excellence.

Bewertung vom 27.06.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

Familie, die Zeit geht voran und die Begleitung einer neuen Hauptfigur

Man kann schon einiges wissen, muss es aber nicht, über diese Familie, die einst in Stellata sesshaft wurde und ihr Zuhause fand. Es gibt einen sehr erfolgreichen ersten Roman über sie und hier geht nun die Reise des Lebens weiter. Es ist Norma, die wir jetzt, 1947 geboren, begleiten. Das Heute, das ist 2015 und Norma ist zurückgekehrt in ihr Heimatdorf und damit auch zu vielen Erinnerungen. Sie hatte eine belastete Kindheit, denn ihre Mutter, für die sie sich aufgrund deren schwerer Krankheit jetzt zu dieser Rückkehr entschlossen hat, um sie dort zu pflegen, sie hat ihr wenig Liebe entgegen gebracht. Aber es gab ja ihre Cousine Donata, die diese Jahre trotzdem zu einer guten Zeit gemacht haben. Doch dann war diese nicht mehr und der Einzige, der Norma damals stützte, wurde ihr Mann. Es gab Höhen und Tiefen in ihrem Leben, der Ehe, der Liebe. Gereist ist sie, hat viel gesehen, ihr Leben gelebt, sich den gesellschaftlichen Vorgaben gebeugt und manchmal eben auch nicht. Es sind die Menschen, die die Zeit zu einem Leben machen und Norma hatte viel davon, in der Familie und darüber hinaus.
Man kann sich vorstellen, dieses Buch, es bietet viel, ganz viel Emotion, Freude und Traurigkeit. Und natürlich geht es um die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrer Tochter, denn irgendwann endet alles und Zeit ist kostbar. Und im Hintergrund kommt auch die Geschichte Italiens, über an die 70 Jahre, nicht zu kurz.
Dies ist ein Buch zum sich Hineinfallen lassen und sicher hält es für jeden Momente bereit, die in einem etwas anklingen lassen, etwas von sich selbst und die eigenen Erinnerungen sind nicht weit.

Bewertung vom 19.06.2024
Columbusstraße
Dahmen, Tobi

Columbusstraße


ausgezeichnet

Ein Graphic Novel über eine schlimme Zeit, 1935-1945

Dies ist die Geschichte der Familie Dahmen in den Jahren 1935-1945. Es sind tiefe Einblicke, die uns gewährt werden, in die Zeit des Nationalsozialismus, in die Jahre des zweiten Weltkriegs, anhand einer Familie, der Familie des Autors und Illustrators dieser Geschichte, Tobi Dahmen selbst. Er hat sich anhand von Briefen und Erinnerungsstücken und den Erzählungen seines Vaters, der 1932 geboren, diese Zeit als Kind erlebte, hineingegraben in das, was seine Familie, ausgehend von seinen Großeltern und deren engem und weiterem Umfeld, ihr Leben nennen musste. Schon 1935 begann es, dass die Dinge sich veränderten und als Pessimismus abgetane Befürchtungen sich nur wenige Jahre später in extrem gravierender Weise als Realität darstellten. Wir als Leser erleben diese Zeit, das Zusteuern auf den Krieg, das Kriegserleben selbst, sowohl an der Front wie im Zuhause der Familie in Düsseldorf, in ihrem zivilen Wirken, so nahe und intensiv, mit all der Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Geschehen und der von oben festgesetzten Propagandafassade, wie es bestellt ist um das Land. Und dazu kommen die Bilder, diese Schwarzweiß-Zeichnungen, die alles so gut einfangen, den Wandel, der sich in den Gesichtern der Menschen widerspiegelt, aus Ernst wird Erschütterung, Verzweiflung, Resignation. Und am Ende schauen sie uns vergrämt und abgemagert entgegen.
Mich hat dieses Buch, seine auf so besondere Weise erzählte Geschichte, absolut überzeugt. Das Persönliche macht es aus. Diese Nähe zu erfahren, zwingt uns geradezu hinein in diese Zeit und gibt uns erneut die Möglichkeit, die Reflexion des Geschehenen mitzunehmen für unser Hier und Jetzt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.06.2024
Die Sache mit Rachel
O'Donoghue, Caroline

Die Sache mit Rachel


ausgezeichnet

Ein Stückchen Leben und die Freundschaft bleibt

Ein kurzes Hier und Jetzt, in dem die inzwischen in ihrem Leben angekommene schon ziemlich erwachsene Rachel davon erfährt, dass ihr ehemaliger Professor, in den sie als Studentin einmal verliebt war, im Koma liegt und dann geht es zurück in die Zeit, als 2009, im irischen Cork, so vieles begann, sich änderte, neue Wege ihren Anfang nahmen. Die damalige Anglistikstudentin lernt James kennen. In einer Buchhandlung, in der sie beide jobben, begegnet sie ihm das erste Mal und es ist Freundschaft auf den ersten Blick. Bald ziehen sie zusammen und erleben ihr Leben, aufregende, komische, ernste, gravierende Zeiten, die sie erwachsen werden lassen und wenn es mal ein Plan ist, dem sie folgen, kommt es meistens doch ganz anders wie man denkt.
Ein sehr authentisches erfrischendes lustvoll gezeichnetes Stück Leben, schon auch eine Art Coming of Age, aber irgendwie noch so viel mehr, dieses Buch nimmt einen mit auf diese Reise, die unterhaltsam und getragen vom echten Leben, zu eben dieser Zeit daherkommt. Die Zeit der Wirtschaftsregression nach dem Boom, die Abtreibungsdebatte, ihre Vorgaben in diesen Jahren, auch das schwingt mit und so verläuft diese Geschichte wie in einem Fluss, ohne je oberflächlich zu sein. Und das zurückgenommene Tempo und die Art der Sprache, das Direkte und auch etwas Derbe, anfangs sicher ein wenig gewöhnungsbedürftig, es passt einfach genau hinein und so gibt die Autorin ihrem Roman auf diese Weise genau das Flair, das noch ein wenig mehr daraus macht.
Ein Buch, das zu lesen einem richtig gute Unterhaltung schenkt und eben auch ein bisschen mehr.

Bewertung vom 07.06.2024
Tyger
Said, S. F.

Tyger


ausgezeichnet

Eine Fantasiegeschichte, real und magisch zugleich, faszinierend und wunderschön

In einem London der Zukunft leben die Menschen, nicht futuristisch, durch Technik in neue Sphären getragen, sondern in einem grauen Dunst, der die Sonne verdeckt. Für die meisten ist auch das Leben grau, mühselig, von Armut bestimmt. Die Gruppe der Mächtigen, sie lebt separiert, reich und über allem stehend. Doch auch die Masse der unterdrückten Bevölkerung grenzt sich untereinander ab. Alles Negative an Gefühlen und auch die Verzweiflung ihres Lebens lädt man bei den Menschen ab, die ihrem Erscheinungsbild nach Ausländer sind, hier nicht dazugehören, obwohl dies so nicht stimmt. Auch Adam und seine Familie müssen dies erfahren, obwohl sie schon seit so vielen Jahren hier leben, Londoner sind und ein redliches arbeitssames Leben führen. Eines Tages entdeckt Adam auf einem Botengang in einer Ruine ein magisches Wesen. Tyger heißt sie und sie ist schwer verletzt, eine Unsterbliche, die sich durch die Welten bewegt und versucht, den Untergang, auf den die Menschen in diesem Hier zusteuern, abzuwenden. Doch genau deshalb soll sie sterben. Tyger braucht Hilfe. Und Adam will das für sie tun, unbedingt. Doch dafür muss er mutig sein, sein angstvolles Wesen abstreifen, sich und die innere Flamme der anderen Hoffnungslosen zum Leuchten bringen und den Kampf aufnehmen, denn sonst geht ihre Welt unter.
Eine magische Geschichte ist dies hier, in ihrer Intensität, ihrer Präsenz. Sie rüttelt auf und reißt einen mit, von Anfang an. Mit ihren wunderbar gestalteten kunstvollen Schwarz-weiß Illustrationen, die diese besondere Atmosphäre noch um ein Vielfaches verstärken, lassen wir uns mitnehmen in einen Lesefluss voller Faszination, obwohl alles so real und bitter ist. Aber der Strahl, der den Himmel irgendwann erleuchtet und den Geist und die Herzen der Menschen erkennen lässt, dass letztendlich vor allem sie es sind, die Veränderung schaffen können, das ist schon ganz großes Kino.
Dies ist ein ganz besonderes Buch, das man unbedingt lesen sollte.

Bewertung vom 06.06.2024
Wie man ein Monster zum Leben erweckt / Prometheus Highschool Bd.1
Wilson, Stuart

Wie man ein Monster zum Leben erweckt / Prometheus Highschool Bd.1


ausgezeichnet

Sehr heftig anders, aber kreativ, schwungvoll, spannend und einfach eine tolle Geschichte

Diese Geschichte ist einfach krass, krass anders, ziemlich heftig und schon auch mal etwas drüber. Hört sich nicht gut an, ist es aber und zwar so richtig. Denn hier wird experimentiert, wissenschaftlich und weil es sonst nicht funktioniert, eben auch mit Magie. Und es geht unter anderem auch darum, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Genau das lernt man an der Prometheus Highschool und weil hier einfach alles nicht so ganz normal ist, ist diese Schule auch erstmal kein Gebäude, sondern ein fahrender alter Luxusdampfer. Und der Neuzugang an Bord, das ist Athena. Sie ist die Heldin dieses schrägen Buchs und jetzt hier dabei, weil sie eine Katze ins Leben zurückgebracht hat, mit dem kleinen Nebeneffekt, dass auch ihr Zuhause dabei fast in Flammen aufgegangen wäre. Hätte totsicher Ärger gegeben, ja, wenn sie daraufhin nicht eingeladen worden wäre, an dieser besonderen Schule ihre Talente zum Einsatz zu bringen und zu perfektionieren. Was sie dann dort vorfindet, ist Vielfalt, ihr werdet schon sehen und ein Mord. Das alles zu packen, da ist das mit dem Einzelkämpfertum, ganz Athena, ehr schwierig. Und so können wir, neben Unterrichtsstunden, die ein wenig an Frankenstein erinnern, auch der Erkenntnis beiwohnen, dass Freunde doch etwas ziemlich Gutes sind. Und dann klappt es auch mit einer Lösung.
Und wenn man sich am Ende letztendlich noch nicht so richtig voll im Bild fühlt und da noch ein paar Fragen offenbleiben, kein Problem, denn ich verrate euch Lesern ein Geheimnis. Das war erst der Anfang. Die Fortsetzung ist schon auf dem Weg.