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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
melanie82
Wohnort: 
Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 97 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2022
Wenn ich das kann, kannst du das auch!
Zervakis, Linda;Patrikiou, Elissavet

Wenn ich das kann, kannst du das auch!


sehr gut

Ein etwas anderes Kochbuch

Ich finde Linda Zervakis sehr sympathisch und war daher sehr gespannt auf „Wenn ich das kann, kannst du das auch!“. Der Untertitel „Meine persönliche Rezeptsammlung“ ist allerdings nicht ganz zutreffend - ja, natürlich ist es das auch, aber eigentlich handelt es sich nicht nur um Rezepte, sondern vor allem auch um eine persönliche Story, die mit Rezepten „zur Verdeutlichung“ untermalt ist. So interessant und nett das teilweise auch ist, ist es für mich persönlich an einigen Stellen doch etwas viel und es entsteht ein Ungleichgewicht zu den Rezepten. Die Rezepte selbst sind bis auf wenige Ausnahmen eher einfach, was aber natürlich zum Titel des Buchs passt. Es klingt alles lecker und was ich probiert habe, war es auch, gleichzeitig aber hätte ich mir einerseits insgesamt mehr Rezepte gewünscht, aber auch mehr „andere“ Rezepte, die man nicht schon relativ oft gesehen hat. So fand ich das Buch nett, aber es bleibt leider etwas hinter dem Potential zurück.

Bewertung vom 31.10.2022
Ein Kind namens Hoffnung
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


sehr gut

Selbstloser Einsatz

Elly Berger arbeitet als Köchin bei der jüdischen Familie Sternberg und sie nimmt sich dem Sohn Leon an, als seine Eltern von den Nazis verhaftet werden. Elly flieht mit Leon und gibt ihn als ihren eigenen Sohn aus. Sie stellt fortan ihre eigenen Bedürfnisse hintenan und richtet ihr Leben am Wohlergehen des Jungen aus, trifft Entscheidungen, die das bestmöglich unterstützen sollen - immer mit der Hoffnung im Hinterkopf, dass sie Leon bald wieder mit seinen Eltern vereinen kann. Mir als Leserin blieb Elly durch das ganze Buch hinweg ein wenig fremd, was sicher auch daran liegt, dass die Schreibweise eher sachlich und distanziert ist. Das passt aber wiederum gut zu Elly, die zielstrebig ihren Weg, Leon zu schützen, verfolgt und dabei eigene Bedürfnisse und Emotionen unterdrückt. Die anderen Charaktere sind vielfältig und spiegeln eine große Bandbreite der Gesellschaft während des Nazi-Regimes gut wieder. Dadurch, dass die Protagonistin ihre Emotionen nicht zeigt, war es für mich als Leserin etwas schwieriger als sonst, mich in sie einzufühlen. Wie bereits erwähnt, passt das aber zur Geschichte und nichtsdestotrotz eine Leseempfehlung für alle, die historische Romane mögen.

Bewertung vom 10.10.2022
Die Selbstliebe-Illusion
Schache, Ruediger

Die Selbstliebe-Illusion


sehr gut

Der Weg zur Selbstliebe
Der Begriff der Selbstliebe ist allgegenwärtig und doch oder gerade deshalb ertappt man sich dennoch immer wieder, dass das nicht immer ganz leicht ist. Ich fand den Ratgeber von Rüdiger Schache daher sehr interessant - auch durch seinen Ansatz, dass es nicht nur darum geht, immer mehr auszuprobieren und zu optimieren, sondern dadurch, auch mal einen Gang herunterzuschalten und versuchen, so den Druck rauszunehmen. Das Ziel ist damit Selbstakzeptanz statt dem großen Begriff der Selbstliebe. Diese Herangehensweise empfand ich als erfrischend anders und entspannt - und als sehr viel realistischer als so manch anderer Ratgeber. Die Schreibweise fand ich sehr gut, die kurzen Abschnitte übersichtlich und dadurch sehr gut zu lesen. Die Fragen an sich selbst und die Übungen haben einen guten Transfer auf die eigene Lebenswirklichkeit hergestellt und zum Nachdenken angeregt. Ich fand das Buch interessant und in vielerlei Hinsicht hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


ausgezeichnet

Falsche Verdächtigungen?
Von den Büchern von Arno Strobel war ich bisher selten enttäuscht und „Fake“ bildet hier auch keine Ausnahme - ganz im Gegenteil. Ab der ersten Seite wird Spannung aufgebaut und man fiebert mit Patrick Dostert mit, der plötzlich verdächtigt wird, eine Frau misshandelt und entführt zu werden. Sein Alibi lässt sich nicht beweisen und schließlich taucht auch noch ein Video auf, das gegen ihn spricht. „Fake“ spielt gekonnt mit rechtsstaatlichen Prinzipien und man gerät als Leser öfters in die Situation, dass man sich fragt, wie leicht es doch sein kann, unschuldig in etwas verwickelt zu werden. Patrick landet schließlich in Untersuchungshaft und die Beweise sprechen immer mehr gegen ihn, selbst seine eigene Frau hegt Zweifel. Die Charaktere sind sehr gut und differenziert beschrieben, vor allem mit Patrick habe ich richtig mitgefiebert. Die Erzählung wird teils „von außen“, teils aber auch als Innensicht aus der Untersuchungshaft geführt, was sich sehr gut ergänzt. Die Schreibweise zieht den Leser in einen Sog, ich konnte das Buch kaum weglegen. Während des Lesens hatte ich einen Verdacht, wer der Täter sein könnte - das tatsächliche Ende habe ich aber nicht kommen sehen. Ein absoluter Volltreffer und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.10.2022
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


sehr gut

365 Tage im Leben eines Antihelden
Der Antiheld Toni plant, seinem Leben in 365 Tagen ein Ende zu setzen. „Die Mauersegler“ begleitet dieses Jahr in 365 Kapiteln, eines für jeden Tag, und lässt den Leser so Einblick gewinnen in Tonis Gedanken, seine Beobachtungen und Erlebnisse. Dabei ist Toni ein klarer Antiheld und niemand, der ein großer Sympathieträger ist. Seine negative Art macht es vor allem zu Beginn schwierig, ihn zu mögen oder eine Verbindung zu ihm aufzubauen, jedoch schafft es Fernando Aramburu dennoch durch seine besondere Schreibweise, dass man, wenn man sich auf die Geschichte einlässt, die Besonderheit eben dieser zu erkennen. Die Schreibweise hat mich sehr berührt und wirkt bei mir auch nach dem Lesen noch nach. Aramburu schafft es, Tonis Charakter glaubwürdig entwicklen zu lassen und vor allem schafft er eine besondere Atmosphäre, die das Buch zu einem ganz besonderen werden lässt. Für mich ein toller, ungewöhnlicher Roman, den es zu lesen lohnt.

Bewertung vom 27.09.2022
Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1
Etzold, Veit

Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1


sehr gut

Ein etwas anderer Thriller

Ich mag die Bücher von Veit Etzold sehr gerne und der Klappentext klang spannend - angesiedelt im Finanzbereich, das ist ja mal etwas anderes. Ich war also sehr gespannt auf „Die Filiale“. Leider begann das Buch etwas langsam und ging für meinen Geschmack zu detailliert auf Hintergründe des Banken- und vor allem Wertpapiergeschäfts ein. Dadurch kam es in der ersten Hälfte nicht so richtig in Fahrt. Ohne Zweifel sind die Informationen aber wichtig für den späteren Verlauf des Buchs, vor allem für Personen, die sich mit der Thematik bisher noch nicht so richtig auseinander gesetzt haben. Nachdem das Ausmaß der Verstrickungen von einzelnen Personen etwas klarer wird, nimmt auch die Spannung zu und mündet in einem Show Down, der allerdings fast etwas zu schnell aufgelöst wird. Der Spannungsbogen ist für mich daher nicht ganz rund. Die Protogonistin Laura wird gut greifbar, ihr Mann Timo bleibt etwas blass, jedoch ist er natürlich auch nur eine Randfigur. Die Schreibweise an sich ist gewohnt gut und das Buch lässt sich schnell und angenehm lesen. Alles in allem ein gutes Buch mit Spannungselementen, für mich jedoch kein klassischer Thriller.

Bewertung vom 03.09.2022
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


ausgezeichnet

Eine jüdische Familiengeschichte

Ich mag die Bücher von Diogenes sehr gerne und bin dabei schon auf einige sehr besondere Werke gestoßen. „Isidor“ ist definitiv auch ein solches. In ihrem Buchdebüt schildert Shelly Kupferberg die Lebensgeschichte ihres Urgroßunkels Dr. Isidor Geller, der einen unglaublichen Aufstieg in die Wiener Oberschicht geschafft hat, bis die Nazis an die Macht kommen. Zunächst ist er davon überzeugt, dass ihm keiner etwas anhaben kann, aber die Geschichte zeigt auf, dass er sich hier geirrt hat. Die Autorin schafft es, die Familiengeschichte lebhaft und transparent darzustellen und hat bei mir als Leserin an vielen Stellen eine bedrückende Atmosphäre erzeugt. Auch wenn die geschichtlichen Hintergründe an sich natürlich bekannt sind, sind es doch immer wieder die Einzelschicksale, anhand derer sich dennoch eine besondere Betroffenheit widerspiegelt. Große Empfehlung!

Bewertung vom 03.09.2022
Warum Ziele Quatsch sind - und wie wir sie trotzdem erreichen
Frädrich, Stefan

Warum Ziele Quatsch sind - und wie wir sie trotzdem erreichen


sehr gut

Die Sache mit den Zielen
Ich fand den Titel des Buches mit dem darin direkt angesprochenen Widerspruch sofort interessant und war gespannt, welche neuen Ansichten und Vorgehensweisen aufgezeigt werden, da ich durchaus öfters sowohl selbst die Erfahrung mache, aber auch bei anderen beobachte, dass man vor lauter Zielen vom Weg abkommt und sich darin verfängt. Der Autor stellt den Dreiklang aus Ziel, Sinn und Weg ins Zentrum. Leider rutscht es für meinen Geschmack teils etwas in Plattitüden ab und man merkt deutlich, dass er sehr aktiv als Speaker und Coach ist - wenn man das live hört, entfalten viele Thesen natürlich eine ganz andere Wirkung als beim ruhigen Lesen, wobei man ja auch viel kritischer hinterfragt. Vieles hat man natürlich auch an anderer Stelle bereits gehört. Nichts desto trotz konnte mir das Buch einige neue Impulse zum Nachdenken geben.

Bewertung vom 24.08.2022
Der schönste Zufall meines Lebens
Williams, Laura Jane

Der schönste Zufall meines Lebens


sehr gut

Eigentlich ein toller Roman, der aber stellenweise etwas zu viel will

Das Cover und der Klappentext haben für mich einen unterhaltsamen, leicht seichten Urlaubsroman erwarten lassen, den man mal eben nebenher liest. Das ist auch in vielerlei Hinsicht der Fall - das Buch ist locker geschrieben, man kann es schnell und einfach lesen. Nicht erwartet habe ich aber die zusätzliche Ebene und wie ich finde teils erzwungene Ebene, die über den Plot mit der Dreiecks- bzw. Vierecksgeschichte steckt und die teils etwas viel ist und zu konstruiert wirkt. Penny hat eine Krebserkrankung überstanden, in Bezug auf Männer ist sie unsicher, auch da sie während ihrer Krankheit von ihrem damaligen Partner verlassen wurde und sie das Muster aus ihrer Kindheit kennt - das scheint aber irgendwie teils auch als Rechtfertigung zu dienen, wie sie sich in ihrem entstehenden Gefühlschaos gegenüber den beteiligten Männern verhält. Für mich hat das den Charakter unnötigerweise etwas unsympathisch gemacht und man hätte das sicher anders lösen können. Ihr Gefühlschaos fand ich am bzw. kurz vor dem Ende auch nicht ganz logisch aufgelöst. Alles in allem will der Roman leider teils etwas viel und die Häufung der Themen kippt etwas. Nichtsdestotrotz hat mich das Buch aber in jedem Fall unterhalten.