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Bewertungen
Insgesamt 59 BewertungenBewertung vom 04.02.2023 | ||
Der erste Eindruck, dass es sich um eine Horrorgeschichte handelt, hat nicht zugetroffen. Jedenfalls nicht im langläufigen Sinn. Für unsere Protagonistin hat sich der Horror schon vor langer Zeit vollzogen. Sie wurde vergewaltigt. Obwohl nie genau auf dieses Ereignis eingegangen wird, bleibt für den Leser das Gefühl, ein solches Erlebnis kann nie ganz verarbeitet werden. Gleichgültig ob psychologische Betreuung erfolgt oder nicht. Unser Opfer ist Mitte dreißig, Altenpflegerin, scheinbar recht hübsch, sehr auf ihr Erscheinungsbild bedacht und Mutter zweier Kinder. Ihr Mann erfährt erst im Laufe der Handlung von dem schrecklichen Erlebnis, das Liv in ihrer Jugend hatte. Sie versucht ständig, das Erlebte zu verdrängen. Analysiert den Ablauf jedoch immerzu von verschiedenen Seiten. Kämpft mit sich, ob sie ihrem Vergewaltiger offen gegenübertreten soll, um ihn zu brüskieren, verwirft diese Möglichkeit immer wieder. Die Erniedrigung, in dieser Nacht jede Macht über sich verloren und die Gestaltung ihres weiteren Lebens verloren zu haben, macht Liv angreifbar. Sie gibt sich selbst die Schuld, gibt dem Mann die Schuld und kann sich so nicht befreien. Ständig wird sie durch irgendwelche Banalitäten im Alltag an dieses Erlebnis erinnert. Sie kämpft. Am Ende unternimmt sie mit einer Freundin eine Reise nach Italien. Dort scheint sie für kurze Zeit zu entspannen. Ob diese Zeit reicht? Der Roman ist definitiv keine leichte Literatur. Der Leser muss sich einfühlen, kann nur so die Tragweite des Erlebnisses einer Vergewaltigung nachvollziehen. Wie viele Leben von Frauen auf diese Weise wohl vergiftet sind. Ich wage gar nicht darüber nachzudenken. Das Buch kommt als kleines Werk mit nur 173 Seiten daher. Das Cover in unaufdringlicher Farbe mit dem Titel „MACHT“ und Scherben eines Lebens (was erst nach Ende des Lesens klar wird) ist absolut treffend. Der Stil ist teilweise etwas verwirrend und kompliziert. Die Seiten am Anfang und Ende der Handlung mit der jungen Frau, der Schusswaffe und dem chaotischen Umfeld, zeigen genau den seelischen Zustand von Liv. Ganz tolle Darstellung! |
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Bewertung vom 22.01.2023 | ||
Das Büchlein hat es in sich. „Der Inselmann“ ist eine Lektüre, die nicht einfach einzuordnen ist. Ich lese gerne Romane, die viele, viele Seiten haben. In diesen kann ich mich immer gut in die Charaktere einfühlen. „Der Inselmann“ hat gerade einmal 171 Seiten. Jede dieser Seiten hat es in sich. Ich habe noch nie eine Geschichte gelesen, die mit so viel Einfühlungsvermögen in die Gefühlswelt eines kleinen Jungen, verfasst wurde. Der kleine Hans ist ein sehr sensibles Kind. Er wird durch andere Kinder gehänselt, ja sogar geschlagen. Er hat nur einen Freund, ist oft allein und sieht die Welt mit ganz anderen Augen als Kinder in seinem Alter. Was er dabei für Gedanken hat, ist unglaublich! Seine Eltern scheinen charakterlich ihrem Sohn ähnlich zu sein, verstehen ihn trotzdem nicht. Sie lieben ihn, können es aber nicht zeigen. Dann kommt der Umzug auf die einsame Insel. Unser kleiner Hans freut sich. Hier ist er ganz für sich. Er liebt die Einsamkeit und sein neues Reich. Doch gesellschaftliche Normen reißen ihn aus seiner geliebten Umgebung. Er wächst heran, stumpft ab und bleibt trotzdem der tiefsinnige, verschlossene und trotzdem für den Leser liebenswerte Junge. Ich werde nicht weiter auf den Inhalt eingehen, muss aber noch etwas zum Stil des Autors sagen. In einfachen Worten, mit aneinandergereihten Wortgruppen werden Gefühle und Einblicke für den Leser geweckt, wie ich sie mir nicht vorstellen konnte. So viel Mitgefühl, so viel Verständnis und das Können mit unserer deutschen Sprache umzugehen ist genial. Ich finde das toll. Das Ende hat mich dann noch einmal vor eine mentale Hürde gestellt. Bin ich traurig, bin ich hoffnungsvoll? Ich weiß es, auch einige Tage nachdem ich das Buch ausgelesen habe, nicht. Nur eines weiß ich, ich musste einige Tränen hinunterschlucken. Das Cover hätte mich nicht dazu animiert, das Buch in die Hand zu nehmen. |
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Bewertung vom 10.12.2022 | ||
Die tausend Verbrechen des Ming Tsu Ming Tsu ist ein schwieriger Charakter, der von Tom Lin mit viel Aufwand ausgearbeitet ist. Die Handlung ist in vielen Passagen fast als phantastisch zu bezeichnen. Ausgeprägte Landschaftsbeschreibungen nehemn einen Großteil des Thrillers ein. Nachdem ich mich eingelesen hatte, war der Schreibstil angenehm. Ich glaube nicht, dass viel Realität verarbeitet wurde. Das finde ich schade. |
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Bewertung vom 03.12.2022 | ||
Mein Eindruck aus der Leseprobe hat sich voll und ganz bestätigt. Der Thriller ist mitreißend. Endlich habe ich einmal einen deutschen Schriftsteller gefunden, der erstklassige Thriller schreibt. Martin Krüger hält, bis auf wenige Passagen eine sagenhafte Spannung in der Handlung aufrecht. Eigentlich sehe ich vor meinem inneren Auge für dieses Genre sowie für Krimis immer so eine Art Spannungskurve vor mir. Diese steigt, sinkt wieder etwas ab, springt zu einem Höhepunkt, fällt ab usw. Herr Krüger hat das nicht geschafft. Er bleibt zu 85 Prozent auf hohem Level. Einfach toll! Der Großteil der Charaktere ist gut vorstellbar dargestellt. Allerdings ist Ravelli eine Frau, die ich mir im normalen Leben einfach nicht vorstellen kann. Sie bewegt sich in total anderem Umfeld. Ravelli ist eben eine Powerfrau. Sie ist total abgebrüht, beherrscht und kann eiskalt reagieren. Trotzdem zeigt sie ab und zu doch auch einen Funken Mitgefühl und ein ganz klein wenig Nerven. Abschließend doch noch eine klitzekleine Kritik. Den Schluss fand ich unspektakulär. Das ist aber im Verhältnis zum Gesamtwerk total nebensächlich. |
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Bewertung vom 27.10.2022 | ||
Die Meerjungfrau von Black Conch Ich las und dachte. Ich las und dachte um. Textstellen stellten mich vor ein Problem. Was ist hier gedruckt? Sind das alles einfache Druckfehler. Nein, das kann nicht sein. Weiterlesen! Dann stehen da Fragmente von Sätzen. Gar nicht so einfach! Hätte ich nur gleich die Nachbemerkung der Übersetzerin gelesen. Denn ab da war alles klar. Tiefes Einfühlen in die Mentalität der Inselbewohner und deren Sprache ist die Ursache. Spätestens ab jetzt ist der Roman eine angenehme Herausforderung. Die Handlung balanciert zwischen Märchen, Phantasie, Sagen und realen zwischenmenschlichen Beziehungen. So brutal im ersten Drittel Sportangler auftreten, so liebevoll und vorsichtig nehmen sich Inselbewohner der doch eher schwierigen Meerjungfrau an. Alles läuft auf einen märchenhaften Ausgang hin. Doch nein, weit gefehlt! Jetzt wurde ich nochmals gefordert. In mir bekämpften sich Traurigkeit und Erleichterung. Ganz am Ende dann der kleine Lichtblick: Die große Liebe zwischen der Meerfrau und ihrem menschlichen Retter hat in jedem Jahr einmal eine kleine Chance. Die Geschichte ist schön, phantastisch, sehr emotional. Sie reißt aber auch die geschichtlichen Probleme der karibischen Inselwelt an und geht auf die Narben ein, die sich in den Menschen tief eingegraben haben. Da ist noch kein Verzeihen zu bemerken. Eher wird die Vergangenheit von unvernünftigen Mitmenschen immer wieder aufgewühlt. Dies bringt Unzufriedenheit, Abkapselung, ja sogar Hass zum Ausbruch. Jeder Leser, der nicht nur leichte Literatur mag, hat sich mit dem Kauf dieses Romans einen großen Gefallen getan. Das Cover gefällt mir nicht so gut. Der einfach schwarze Buchdeckel wirkt elegant. |
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Bewertung vom 20.10.2022 | ||
Das Buch hat mich fasziniert. Ich wusste so gut wie nichts über die Samen,geschweige denn über ihre existenziellen Probleme. Hier wird aufgeklärt. Liebe zu ihren Tieren, der Natur und nicht zuletzt der Zusammenhalt zwischen den Familiengruppen werden sehr gefühlvoll und nachvollziehbar aufgezeigt. Ich bin begeistert. |
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Bewertung vom 08.10.2022 | ||
Unsterblich sind nur die anderen Ganz anders als die Leseprobe vermuten ließ, hat sich der Roman entwickelt - jedoch nicht zu seinem Nachteil. Nachdem die beiden Frauen aufgebrochen sind, um drei Freunde zu suchen, wird die Handlung plötzlich, ja wie soll ich sagen, wunderlich. Die drei Männer sind an Bord einer Fähre. Sie erscheinen genau wie immer, aber auch total verändert. Ruhiger, ausgeglichener und total zufrieden mit ihrem jetzigen Leben auf der Fähre. Genau auf diesem Schiff ereignen sich immer mehr mysteriöse Vorkommnisse. Die Crew ist freundlich, höflich und entspannt. Die Fahrtstrecke verläuft genau nach Plan, kein Sturm bringt die angenehme Atmosphäre auf dem Schiff ins Wanken. Die beiden Freundinnen unternehmen Landgänge. Ihre drei männlichen Bekannten weigern sich jedoch strikt, das Schiff zu verlassen. Nun wird es noch unerklärlicher. Zum Inhalt möchte ich jedoch nicht mehr sagen, die Spannung soll ja nicht genommen werden. Achtgeben muss der Leser um den Anschluss innerhalb der Zeitsprünge nicht zu verpassen. Zu Beginn habe ich wirklich zurück geblättert und nochmal nachgelesen. Wirklich nur zum Beginn. Dann hatte ich die Gedankengänge der Autorin verstanden. Zwischendurch und zum Ende hin häufiger treten eigenartige Dialoge auf, die mir zuerst Kopf zerbrechen bereiteten. Sie fordern Aufmerksamkeit, tragen bei späterem Überdenken sehr zum Verständnis der Handlung bei. Insgesamt gesehen ist der Roman nicht einfach zu lesen. Sprunghaftes Umdenken ist über die gesamte Handlung erforderlich. Alle Register der Schriftstellerei scheinen hier gezogen zu sein – will sagen: moderne Probleme, vergangene Erlebnisse von sehr verängstigen Menschen, Liebesbeziehung, mythische Wesen und deren Einfluss auf gestresste Menschen und um dem allen die Krone aufzusetzen, ein glücklicher Ausgang, welcher traurig macht. Die Logik in dieser Rezension ist erst erkennbar, wenn das Buch gelesen wurde. Echt! Der Schreibstil ist nicht einfach aber anregend. Das Cover ist treffend. |
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Bewertung vom 12.09.2022 | ||
Wolfgang Böhm hat es in seinem Roman ausgezeichnet verstanden, zwei charakterlich vollkommen unterschiedliche Brüder in ihren Verhaltensweisen und Lebensauffassungen zu skizzieren. Skizzieren ist dabei nicht die richtige Wertung. Die Beiden sind tiefgründig analysiert. Zum Teil liebevoll, zum Teil kritisch stehen sich Hans, der sprunghafte, unberechenbare, künstlerisch veranlagte jüngere Bruder, und Viktor, der verlässliche, ruhige, stets planende und vorsorgende Lehrer als liebende Brüder gegenüber. Trotz aller Unterschiede helfen sie sich in Notlagen. Sie gründen beide Familien. Wobei Viktor sich hier der Verantwortung stellt und sich als guter Vater auszeichnet. Hans hingegen ist zeitweise Feuer und Flamme, total euphorisch, großzügig, schmiedet Zukunftspläne usw. Doch schon nach kurzer Zeit, beginnt es in seiner Ehe zu kriseln. So wie Hans veranlagt ist, verschwindet er kurzerhand spurlos. Der Roman ist einfach sehr gut bearbeitet und auch stilistisch sehr gut ausgearbeitet. Ich habe mit Freude jeden Abend gelesen und genossen. Das Cover bringt die Stimmung der Handlung und auch den Ort der Handlung gut zur Geltung. |
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Bewertung vom 12.09.2022 | ||
Das Thema dieses Romans hat mich sofort neugierig gemacht. Ich lese absolut gerne Literatur, die nicht nur kurzweilig sondern auch ein wenig lehrreich ist. Es macht dabei Laune, neben nicht unbedingt authentischen Schicksalen, geschichtliche Abrisse aus verschiedenen Sichtweisen zu erfahren und zu vergleichen. Das ist hier möglich. Im Vordergrund steht allerdings die schwierige Liebe zwischen der jungen Marlene Lilienthal und dem „Winterschwimmer“ Bernhard. Sie lebt in Westdeutschland, er in der DDR. Marlene erlebt das Wirtschaftswunder. Bernhard hat mit der schweren Zeit des Aufbaus nach Kriegsende zu kämpfen. Unterschiedlicher könnten die Beiden bezogen auf die Lebensumstände nicht sein. Jedoch die Liebe siegt. Wie das fast unmögliche Zusammenfinden doch noch zu einem glücklichen Ende führt ist spektakulär. Fast ein wenig zu viel waren mir allerdings die ständigen Zweifel Marlenes an Bernhards Treue. Die schwierigen Verhältnisse zwischen DDR und Westdeutschland wurden wieder einmal beschrieben. Das Cover zum Roman ist einsame Spitze – ganz toll! Auch der Schreibstil spricht mich total an. |
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Bewertung vom 01.08.2022 | ||
Das letzte Grab / Carla Winter Bd.1 Ganz langsam entwickelt sich diese Handlung. Die erfolgreiche Frau in den mittleren Jahren steht im Mittelpunkt. Sie muss nach all der stressigen Arbeit einmal kurz ausspannen. Einen ihr sympathischen jungen Mann nimmt sie für eine Nacht mit in ihre Wohnung. Und nun der Knaller! Dieser junge Mann wird umgebracht und in ihrem Schrank versteckt. Schreck! Wie gedacht wird die Handlung jetzt aufregend und verliert über den gesamten Lesestoff nicht an Spannung. Hier tun sich Abgründe auf, die insbesondere den Handel mit unglaublich wertvollen historischen Artefakten betreffen. Was auf diesem Sektor los ist, kann sich der „Normalo“ gar nicht vorstellen. Ist unsere Welt wirklich so korrupt? So langsam zweifelt man an der Spezies Mensch. Soweit zur Handlung. Nun zu Carla Winter. Sie ist eine selbstsichere, mutige und kluge Frau. Trotzdem kann ich mir schwer vorstellen, dass eine Frau derartig kuragiert und abgebrüht handeln kann. Hut ab vor so viel Selbstbewusstsein. Überraschend präsentiert sich der Schluss. Das Lesen war sehr kurzweilig. Was ich noch anmerken möchte: Die Gliederung in kleine Abschnitte hat mich dazu animiert, einfach immer noch ein Kapitel und noch eins und noch eins zu lesen. Das ist gut gemacht. Soweit alles sehr gut. Das Cover – na ja! |
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