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Rezensentin aus BW

Bewertungen

Insgesamt 217 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2021
Fiesta - Das Mexiko-Kochbuch
Dusy, Tanja

Fiesta - Das Mexiko-Kochbuch


ausgezeichnet

Dieses Kochbuch ist eine Augenweide.
Bereits das Cover mit seinen bunten Blumen macht gute Laune.
Beim ersten Durchblättern kommen dann noch Appetit, Neugierde und Lust aufs Nachkochen dazu.

Von den Fotos, auf denen nicht nur die reizvollen Gerichte abgebildet sind, strahlt uns Lebensfreude entgegen.
Egal, ob lachende Menschen, der Blick auf einen Umzug, eine bunte Häuserfassade, einen Marktstand oder in eine Einkaufsstraße … dieses Buch versetzt einen in unbeschwerte, ausgelassene und sehnsüchtige Urlaubsstimmung.

Nach der Inhaltsangabe, die das Buch in „Getränke und Snacks“, „Vorspeisen, Suppen und Salate“, „Tortillas, Tacos, Tostadas und Mehr“, „Fleisch- und Fischgerichte“, „Gemüse, Mais und Bohnen“, sowie „Süßes und Gebäck“ gliedert, erfahren wir etwas über die Entstehungsgeschichte des Buches, über Fiestas, in denen lustvoll über die Stränge geschlagen wird und über die mexikanische Küche, die bunt, üppig, aroma- und zutatenreich ist.

Es machte Spaß, etwas über Kultur und Geschichte des Landes, das sechsmal so groß wie Deutschland ist, zu erfahren.

Nach dieser Einstimmung geht es dann los mit den Rezepten.

Ich habe inzwischen einige ausprobiert und möchte hier nur eine kleine Auswahl unserer bisherigen Favoriten nennen:

Der Sangria war süffig und hatte es in sich. Er mundete prima zu den selbst gebackenen Tortillas mit Salsa Roja (rote Tomatensalsa) und Guacamole (Avocadosalsa).
Die dünnen Fladen aus Maismehl selbst zu backen ist gar nicht so aufwändig und wenn man mal keine Zeit hat, sie aus Mehl, Wasser und Salz zu fabrizieren, dann kann man sich auch mit abgepackten Tortillas aus dem Supermarkt behelfen ;-)

Sehr lecker sind auch die sogenannten Sopes. Ich habe noch nie von ihnen gehört, bevor ich in diesem Kochbuch darauf gestoßen bin. Sopes sind eine Art Canapées, Crostini oder dicke Tortillas mit Rand. Ein bisschen erinnern sie auch an Pizza, weil man sie mit den unterschiedlichsten Zutaten belegt. Uns haben die Sopes mit Bohnenmus, Salat und Hähnchenfleisch äußerst lecker geschmeckt.

Mit Abstand das Genialste, das ich seit Langem genossen habe, waren die „Tacos Carnitas“ mit zartem Schweinefleisch, Knoblauch, Zwiebel, Oregano, Kreuzkümmel, Chili und Koriandergrün. Es ist ein unfassbar aromatisches, wohlschmeckendes und buntes Gericht, das wir nach einem Tipp von Tanja Dusy noch mit Feta- und Avocadowürfeln garniert haben.

Um nicht auszuufern, beschränke ich mich jetzt darauf, nur noch eine Süßspeise zu nennen.
Denn auch da gab es eine, die uns besonders gut geschmeckt hat: Flan de Naranja. Dieses köstliche Dessert aus Sahne, Orangen, Orangenlikör usw. ist wahrlich ein krönender Abschluss.

Ich empfehle dieses farbenfroh und originell gestaltete Kochbuch mit seinen leckeren Rezepten und interessanten Hintergrundinformationen, sowie mit seinen appetitanregenden Fotos, auf denen die Speisen und Gerichte gleichermaßen kunstvoll wie natürlich arrangiert sind, sehr gerne weiter.

Bewertung vom 18.06.2021
Nelkenblatt
Yesilöz, Yusuf

Nelkenblatt


sehr gut

Die betagte Elsa, eine ehemalige Lehrerin, kann sich nach der Entlassung aus einer Klinik nicht mehr selbst versorgen.
Sie hatte eine Herzoperation und es ist unklar, wie lange die alte Dame noch zu leben hat.
Um das Pflegeheim zu umgehen, hat sich ihre Tochter Luzia um eine 24-Stunden- Betreuung gekümmert.
…und jetzt ist die Migrantin Pina da. Pina, die ihr Studium pausieren muss, um Geld zu verdienen.

Die drei Frauen sitzen am Esstisch in Elsas Wohnung und Pina hat gerade die „Aufnahmeprüfung“ bei der eleganten, willensstarken und kritischen, aber freundlichen Elsa bestanden.

Elsa interessiert sich für Pina und die beiden kommen ins Gespräch. Sie lernen sich kennen.
Es entspinnt sich in den folgenden Wochen eine zarte und leise Verbindung, von der der Autor ganz unaufgeregt und ruhig erzählt.

Pina wuchs in dem kleinen, vermutlich kurdischen, Dorf Samhirada, das fast 4000 km entfernt ist, auf.
Aus politischen Gründen musste sie aus ihrer Heimat fliehen.

Elsa war Lehrerin. Sie zog ihre beiden Kinder nahezu alleine auf, weil ihr Mann berufsbedingt so gut wie nie zuhause war.

Es macht Spaß, zu verfolgen, wie die betagte Elsa und die junge Pina sich einander annähern und es ist interessant, in ihre Lebensgeschichten einzutauchen.

Yusuf Yesilöz greift in seiner Geschichte fast nebenbei und unaufdringlich, aber trotzdem unmissverständlich auf, wie bedeutsam es ist, den pflege- und hilfsbedürftigen Senioren die höchstmögliche Selbstbestimmung zuzugestehen, nachsichtig, interessiert und zugewandt zu sein… auch wenn der oder die zu Pflegende bisweilen eigenwillige und gebieterische Seiten zeigt ;-)

Dass die Angehörigen der Senioren für die Pflegekraft dabei manchmal eine ganz besondere Herausforderung darstellen, wird genauso deutlich, wie die emotionale Belastung, der die Pflegekraft ausgesetzt ist.

„Nelkenblatt“ ist ein berührendes, zartes und leises Buch über die letzte Phase des Lebens. Gleichzeitig entführt es uns in die sehr unterschiedlichen Biografien zweier Frauen aus verschiedenen Welten.

Der Autor streift viele Themen, ohne sie gänzlich auszubuchstabieren. Er liefert Denkanstöße, statt detailliert in die Tiefe zu gehen.
Mich störte das nicht besonders, obwohl es sicher interessant gewesen wäre und es mir gefallen hätte, mehr über die Gepflogenheiten in Pinas Heimat zu erfahren.

Mir gefiel die z. T. poetische Sprache und immer wieder stolperte ich über schöne und bildhafte Formulierungen, wie z. B. „Genießen Sie Ihre Jugend und Gesundheit, solange die noch da sind. Sie rutschen einem irgendwann aus der Hand wie eine nasse Seife.“ (S. 27)

„Nelkenblatt“ ist ein lesenswerter Roman, der ganz nebenbei Lust auf Reis mit Mandeln, Pinien und Rosinen sowie Joghurtsuppe mit Minze macht ;-)

Bewertung vom 09.06.2021
Der Junge, der das Universum verschlang
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


sehr gut

Wir lernen in dem Roman, der in Brisbane, Australien, spielt, den elfjährigen Eli und seine ganz besondere Familie kennen.
Besondere Familie?
Ja, denn es ist nicht alltäglich, dass Mutter und Stiefvater Lyle heroinabhängig sind und dealen, der große Bruder Gus verstummt ist, der leibliche alkoholkranke und arbeitslose Vater durch Abwesenheit glänzt und der Babysitter Slim im Gefängnis war.

Trotz dieser ungewöhnlichen Rahmenbedingungen und trotz dieses Elends aus Armut, Alkoholismus, Gewalt, Drogen und Kriminalität, lernt Eli Freundschaft und Liebe kennen.
Es ist ein Leben in einer instabilen Stabilität und in einer brüchigen Sicherheit.
Richtig brenzlig, instabil und schlimm wird die Sache erst, als der Cartellboss Tytus Broz die Bühne betritt.
Eli wird älter. Er erlebt so Einiges, aber er gerät nicht auf die schiefe Bahn.

Ich empfehle dieses berührende, aufregende, aufwühlende und fesselnde Werk, das gleichzeitig Familien- Liebes- und Kriminalgeschichte ist, sehr gerne weiter.

Etwas gestört haben mich hin und wieder ein paar Längen und ab und zu die etwas abgedrehten und zugespitzten Detail- und Milieuschilderugen.
Aber das ist eigentlich schon Jammern auf hohem Niveau, denn das Positive dieses lebendig, bildreich und oft in derber Sprache geschriebenen Buches überwiegt klar.

Bewertung vom 05.06.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

Was für ein unterhaltsamer, humorvoller, berührender und spritziger Roman!
Was für ein packendes Zeitzeugnis!
Was für eine fesselnde Familiengeschichte!
Was für eine außergewöhnliche und unerschrockenere Frau!

Wir lernen die 86-jährige Emmy Seidlitz kennen, die auf ein turbulentes, aber unterm Strich, gutes Leben zurückblickt.
Sie wurde 1907 auf einer kleinen kargen Nordseeinsel zwischen Dänemark und Preußen (heute Schleswig Holstein) geboren, erlebte eine arbeitsame Kindheit mit mehreren Schwestern und überlebte zwei Weltkriege.
Verwaist und entwurzelt arbeitete sie als Dienstmagd in Berlin und eine böse Schwiegermutter wurde ihr auch nicht erspart.

Nun macht das Herz Probleme. Ein Herzschrittmacher könnte helfen. Zwei der drei erwachsenen Kinder hoffen auf ein überraschendes Erbe, aber Emmy sollte man nicht unterschätzen.

Es macht Spaß, sowohl Emmy als auch ihre Kinder kennenzulernen und auf zwei Zeitebenen in eine glaubwürdig und empathisch erzählte Familiengeschichte einzutauchen, die fast ein ganzes Jahrhundert umfasst, interessant ist und fesselt.

Bewertung vom 02.06.2021
Die vierte Schwester / Jackson Brodie Bd.1 (eBook, ePUB)
Atkinson, Kate

Die vierte Schwester / Jackson Brodie Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

„Die vierte Schwester“ ist kein klassischer Krimi. Es ist eher ein Mix zwischen Krimi und Familienroman, in dem Verlust, Schuldgefühle, Verzweiflung, Eifersucht und Liebe eine große Rolle spielen und dessen Ton zwischen melancholisch, traurig, zart, fein ironisch, boshaft-ironisch und zynisch changiert.

Während ich die ersten beiden Drittel als gelungen bezeichnen würde, hatte das letzte Drittel Schwächen, so dass ich leider von der vollen Punktzahl abrücken muss.
Das Ende wirkte auf mich mit seinem „Ende gut, alles gut-Ansinnen“ überkonstruiert und passte meines Erachtens nicht zum Stil des Vorherigen.

Aber nun noch kurz zum Inhalt:
1970 verschwindet die dreijährige Olivia. Sie durfte mit einer ihrer drei Schwestern im Garten zelten und war am nächsten Morgen nicht mehr da.
Dieser Verlust überschattet die Familie und lässt zerbrechen, was schon vorher Risse hatte.
Nach ca. 35 Jahren finden die drei Schwestern das Kuscheltier ihrer vermissten jüngeren Schwester und beauftragen den Privatermittler Jackson Brodie, einen Ex-Polizist, mit der Suche nach ihr.
Noch jemand wendet sich an Jackson Brodie: der Rechtsanwalt Theo Wyre. Seine geliebte Tochter Laura wurde in seiner Kanzlei von einem Unbekannten erstochen.

Mit der Zeit tauchen noch viele weitere Personen auf und viele weitere Szenarien und Geschichten eröffnen sich.
Um am Ball zu bleiben muss man aufmerksam lesen... aber wer macht das nicht? ;-)

Ich fühlte mich gut unterhalten, aber ein Highlight war der Roman nicht.

Bewertung vom 31.05.2021
Seeland Schneeland
Bonné, Mirko

Seeland Schneeland


ausgezeichnet

Der Roman spielt vor einhundert Jahren, im Februar 1921, im kleinen Ort Newport an der walisischen Küste und auf einem Auswandererschiff.

Wir lernen zunächst den 24-jährigen Merce Blackboro kennen, der trotz seines jungen Alters bereits auf Shackletons Endurance-Expedition dabei war...einer gescheiterten Südpol-Expedition, durch die Merce dem ersten Weltkrieg entkommen konnte.

Bevor er auf dieser Expedition einprägsame Erfahrungen gemacht hat, war Merce ein vitaler junger Mann, der mit Frohsinn, Wissensdurst und Lebenshunger gesegnet war. Jetzt, nach seiner Rückkehr ist er verändert. Eine gewisse Antriebs- und Interesselosigkeit haben sich breit gemacht.
Ein Interesse lebt aber nach wie vor in ihm: sein Interesse an Ennid Muldoon, die im selben Ort wohnt. Leider werden dieses Interesse bzw. diese Leidenschaft und diese Liebe nicht von der lebensfrohen und freigeistigen Ennid erwidert.
Eines Tages beschließt sie, ihr Glück in Amerika zu suchen. Der kleine walisische Ort, der wirtschaftlich unter den Nachwehen des ersten Weltkriegs zu leiden hat, ist ihr zu eng und zu viele traurige Erinnerungen hängen an ihm.
Auf dem Überseedampfer „Orion“, der sie in ihre neue Heimat bringen soll, lernt sie den reichen und gelangweilten Diver Robey kennen, der trotz Langeweile einen Traum hat, der ihn antreibt: eine Flugverbindung zwischen Amerika und Europa.

Die Überfahrt wird alles andere als behaglich, unbeschwert oder erholsam.
Kälte, eisige Winde und Stürme, ständiger Schneefall.
Die wilde See.
Alles ist grau und trüb.
Eine dramatische Situation resultiert.

Merce, Ennid und Diver Robey sind präzise und prägnant ausgearbeitete Charaktere. Sie werden in all ihrer Vielschichtigkeit und Individualität gezeichnet und es macht Spaß, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Der 1965 geborene Mirko Bonné hat mit „Seeland Schneeland“ eine unterhaltsame, gefühlvolle und atmosphärische Auswanderer-, Abenteuer- und Liebesgeschichte mit fesselndem und stimmigem Plot geschrieben.

Erst jetzt, nach der Lektüre, erfuhr ich, dass es eine Art Vorgängerroman gibt: „Der eiskalte Himmel“ von 2006.
Dort ging es wohl um die Trans-Antarktik-Expedition des Briten Sir Ernest Shackleton von 1914 bis 1916. Bereits damals spielte Merce Blackboro wohl eine bedeutende Rolle, weil er sich als 17-jähriger blinder Passagier an Bord geschlichen hatte.
Dass ich dieses Buch auch lesen muss, steht fest, denn mir hat „Seeland, Schneeland“ prima gefallen.

Es ist eine absolute Leseempfehlung für alle, die abenteuerliche, poetische und intensive Romane mögen, in denen Liebe, Träume und Sehnsüchte eine große Rolle spielen.

Bewertung vom 29.05.2021
Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Wir haben es hier mit einem unbedingt lesenswerten Roman zu tun, der auf zwei Zeitebenen spielt:
Das Hier und Jetzt (2015/2016).
Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegsjahre (1939-1953).

Die 84-jährige Greta wird zunehmend dement, weshalb ihr Sohn Tom sich mehr um sie kümmern muss.
Tom ist ein bekannter und erfolgreicher Nachrichtensprecher und lebt sorgenfrei und luxuriös als Single in Köln. Seine Freiheit genießt er in vollen Zügen.
Durch den vermehrten Kontakt zu seiner Mutter erfährt er bisher Unbekanntes aus ihrem Leben, beginnend mit ihrer Kindheit im ostpreußischen Eylau, über ihre Flucht vor den Russen im zweiten Weltkrieg und ihrer Ankunft in der amerikanischen Besatzungszone Heidelberg, wo sie sich in einen schwarzen amerikanischen GI verliebt.
Tom sichtet alte Fotos und liest Briefe.
Dann entdeckt er ein Foto, auf dem ein dunkelhäutiges Mädchen abgebildet ist.
Greta schweigt.
Tom ist neugierig und steht vor einem Rätsel: Was hat seine Mutter Greta mit diesem Mädchen zu tun?
Nach und nach erblicken lange verschüttete Geheimnisse das Tageslicht.

Susanne Abel bringt uns bildgewaltig und einfühlsam ein Frauenschicksal näher und sie erzählt Zeitgeschichte glaubwürdig und packend.
Sie verwebt Gretas fiktive Lebensgeschichte mit historischen Fakten und konstruiert daraus einen mitreißenden und gefühlvollen, aber zu keinem Zeitpunkt kitschigen oder gefühlsduseligen Roman.

Die Protagonisten werden dabei in all ihrer Vielschichtigkeit und Unterschiedlichkeit dargestellt: Greta, die viel Schmerz in sich trägt, zunehmend in eine andere Welt abdriftet, aber immer wieder klare Momente hat.
Tom, der erstmal keine sonderlich große Lust hat, in seiner Freiheit eingeschränkt zu werden, weil er sich mehr um seine Mutter kümmern muss, der aber in diese neue Lebenssituation hineinwächst, sich seiner Mutter zunehmend fürsorglich und liebevoll annimmt und letztlich auch in Kontakt mit seinen Veränderungs- und Verlustängsten kommt.

Ich empfehle diesen spannenden und berührenden Debütroman, der viele Themen (Demenz, Krieg, Vertreibung und Flucht, Rassismus) aufgreift und dabei auch ein wichtiges Thema („brown babies“) aus der Vergessenheit hervorholt, sehr gerne weiter.

Bewertung vom 28.05.2021
Asien vegetarisch
Sodha, Meera

Asien vegetarisch


ausgezeichnet

Bereits die ersten Eindrücke dieses farbenfrohen vegetarisch-veganen Kochbuchs machen Lust darauf, in dem Buch zu blättern und zu stöbern.
Die zweifache Gliederung nach Zutaten bzw. Anlässen finde ich schon mal ziemlich praktisch.
Egal, ob man Rezepte für Hülsenfrüchte bzw. Currys oder Ideen fürs Frühstück, fürs Picknick oder für den Frühling sucht, man wird ruckzuck fündig.
Was mir auch gut gefällt, das sind sowohl die einleitenden Worte der britisch-indischen Autorin Meera Sodha, als auch ihre Kommentare am Anfang jedes neuen Abschnitts und ihre Anmerkungen und Hinweise über jedem einzelnen Gericht.
Dadurch bekommt man einen guten Eindruck von der sympathischen Autorin, liest man, warum und wie diese Rezeptsammlung entstanden ist und kann man seinen Horizont erweitern, weil man Hintergründe und Wissenswertes erfährt.

Wenn man dann mit dem Durchblättern beginnt, begibt man sich auf eine kulinarische Reise nach Thailand, Vietnam, Myanmar, Indien, China und Japan.
Es ist dabei durchaus ratsam, ein Briefchen post it’s bereitzulegen.

Von den markierten Rezepten habe ich schon einige ausprobiert und war von keinem enttäuscht.
Die „Nudeln Ben Ben“ „musste“ ich als erstes ausprobieren, weil ich sowohl Nudeln als auch Shiitakepilze liebe. Das Ergebnis war äußerst schmackhaft!
Das „Panir Kofta mit Tomaten-Cashew-Sauce“ ist einfach nur köstlich... von diesen würzigen Kartoffel-Panir-Küchlein kann man Unmengen vertilgen, weil sie so lecker sind.
Weil gerade Spargelsaison ist, habe ich den „Frühlingspilaw mit Spargel, Fenchel und Erbsen“ nachgekocht und das hat sich absolut gelohnt.
Und ein neues und feines Dessert habe ich auch entdeckt: „Misobrownies mit Meersalz“.
Klingt befremdlich? Ja, fand ich auch, aber mundet hervorragend.

Meera Sodha hat eine inspirierende Sammlung kreativer und aromatischer Köstlichkeiten zusammengestellt, die allesamt fleischlos sind. Die Gerichte sind abwechslungsreich und vielseitig und ich freue mich schon darauf, mich weiter durch das Buch hindurchzukochen.

Die Gerichte, die ich bisher nachgekocht habe, waren äußerst lecker und alltagstauglich, da unkompliziert und schnell zubereitet. Die benötigten Zutaten konnte ich problemlos und recht günstig im Asialaden ums Eck besorgen bzw. online bestellen.

Ich empfehle dieses Kochbuch, das letztlich ein vegetarisch-veganer Streifzug durch Asien ist, sehr gerne weiter.

Bewertung vom 21.05.2021
Der große Sommer
Arenz, Ewald

Der große Sommer


ausgezeichnet

Wir lernen den Ich-Erzähler Friedrich kennen, der von einem ganz besonderen und letztlich einmaligen Sommer in seiner Jugend erzählt.

Und genau dieser Sommer, der so herausragend werden sollte, beginnt alles andere als vielversprechend, denn Nachprüfungen stehen bevor und es ist noch sehr unklar, ob der sechzehnjährige Frieder seinen Schulabschluss bekommen wird.

Mit Familienurlaub wird’s nun nichts. Er soll, so entscheidet seine Mutter, bei den Großeltern bleiben und für die entscheidenden Prüfungen büffeln.
Und zwar mit dem distanzierten, kühlen, unnahbaren und strengen Großvater.

Aber wie das Leben so spielt, lernt Frieder schon bald ganz andere Seiten dieses Mannes kennen, den er vor einigen Jahren noch siezen musste.
Und nicht nur das!

Er lernt außerdem noch die attraktive und fröhliche Beate und mit ihr die Liebe kennen.
Sein Leben wird auf den Kopf gestellt und er wird emotional durchgezwirbelt.

Der Autor erzählt uns eine klassische Coming-of-Age-Geschichte in einer erfrischenden, lebendigen und literarisch höchst ansprechenden Sprache, die die Bilder zum Leben erweckt und das Gefühl heraufbeschwört, mittendrin und dabei zu sein.
Mir gefiel der Schreibstil von Ewald Arenz, dessen Ton von humorvoll bis ernst viele Schattierungen einnahm.

Ich mochte den sensiblen, verletzlichen und liebenswerten Frieder, der die emotionale Karussellfahrt der Jugend erlebte: Selbstzweifel, Unbeholfenheit, selbstkritische Gedanken, Stimmungsschwankungen... die ganze Palette erlebte Frieder in diesem Sommer, der die Schwelle zum Erwachsensein darstellte.

Ich empfehle diesen hervorragenden, mitreißenden und lebendig-flotten Coming-of-Age Roman sehr gerne weiter. Er ist feinfühlig geschrieben, driftet aber zu keinem Zeitpunkt ins Kitschige oder Schwülstige ab.

Bewertung vom 19.05.2021
Tanjas Kochbuch
Grandits, Tanja

Tanjas Kochbuch


ausgezeichnet

Das ist nun das zweite Kochbuch von Tanja Grandits, das ich unter die Lupe genommen habe.
Von „Tanja vegetarisch“ war ich ja bereits ganz angetan und auch an diesem Werk kann ich nichts bemängeln.

Schon beim Durchblättern läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Als ich beschloss, das erste Rezept in Angriff zu nehmen, wurde ich mit der Qual der Wahl konfrontiert, denn egal ob unter der der Rubrik „Salate“, „Suppen“, „Vegetarisch“, „Fisch und Fleisch“ oder „Aus dem Ofen“, etwas Ansprechendes für ein Mittagessen zu finden, ist im Nu möglich.
Ich entschied mich dann für die „Spinatknödel mit Bergkäse und Basilikum“ und ... tja, was soll ich sagen? „Schmackhaft“ klingt viel zu nüchtern. „Oberlecker“ trifft’s schon eher.
Nach diesem gelungenen ersten Versuch folgten noch weitere Highlights wie z. B. „Erbsen-Curry mit Basilikum und Kürbiskernöl“, „Grüner Spargel mit Kabeljau-Béarnaise“, und „Lammhackbällchen mit Datteln und Sesam-Spinat“.

Begriffe wie „peppig“, „originell“, „lecker“ und „köstlich“ könnte ich auf alle Rezepte anwenden, die ich bisher nachgekocht habe.

Ach ja! Nicht vergessen darf ich die „Pancakes“, die mein Mann heute mit Ahornsirup zum Frühstück kredenzt hat. Zum reinlegen!

Sagenhaft sind im Übrigen die „Karamellisierten Pekannüsse mit Zimt und Chili“. Wenn man damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören!

Und dann muss ich noch „Das perfekte Butterbrot“ erwähnen. Der Name zeugt von Selbstbewusstsein. Ein Selbstbewusstsein, das Frau Grandits, nicht nur auf dieses Brot bezogen, zu Recht hat. Dieses Brot, das sie eigentlich zum Frühstück vorschlägt, schmeckt nicht nur mit Butter und Honig, sondern auch mit Käse und zum Vesper hervorragend. Außen knusprig, innen saftig und würzig. Toll!

„Tanjas Kochbuch“ ist eine wunderbare Sammlung der Lieblingsrezepte der Schweizer Sterneköchin. Sie hat eine abwechslungsreiche, aromatische und originelle Auswahl an Gerichten zusammengestellt, die sich sehen lassen kann.
Sie spricht von „einfachem Essen“, meint damit aber keineswegs schlichte oder einfallslose Speisen, sondern durch Gewürze, Kräuter und Ideen aufgepeppte Mahlzeiten, deren Zutaten überwiegend kostengünstig und im Supermarkt ums Eck zu kaufen sind.

Besonders interessant finde ich den „magischen Vorrat“ am Ende des Kochbuchs. In diesem Kapitel verrät die Köchin uns Geheimnisse. Na ja, so geheim sind sie natürlich nicht, aber wenn man sich einiges aus diesem Vorrat zulegt, indem man mal etwas Arbeit investiert, wenn man z. B. Urlaub hat, kann man im Arbeitsalltag mit wenig Aufwand Gerichte abrunden und aufpeppen. Besonders interessant finde ich das Erdnuss-Sesam-Pesto, den Basilikumsenf und die Nussbutter.

Äußerst ansprechende, appetitanregende und stilvolle Fotos bereichern diese empfehlenswerte Rezeptsammlung und erhöhen die Lust aufs Nachkochen.

Ich empfehle dieses hochwertig gestaltete, moderne, alltagstaugliche und besondere Kochbuch, in dem Tanja Grandits uns zu Beginn jeden Kapitels persönliche Gedanken verrät und in dem ihre Tochter Emma ein äußerst sympathisches Vorwort verfasst hat, sehr gerne!