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cara_lea

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2022
Die Welt kippt
Tschischwitz, Heiko von

Die Welt kippt


gut

Der Umweltthriller von Heiko von Tschischwitz fällt durch das knallrote Buchcover schon von Weitem auf und hat eine Signalwirkung. Die Geschichte ist vielschichtig, am Anfang fällt es schwer, in den Lesefluss hineinzufinden, da öfter die Perspektive wechselt. Mit der Zeit hatte ich mich jedoch daran gewöhnt und fand die Einblicke in die verschiedenen Sichtweisen von Klimaaktivisten, Länderchefs und der Tech-Industrie durchaus spannend und lesenswert. Der Schreibstil war angenehm zu lesen. Zu Beginn wurde durch den Mord an zwei Wissenschaftlern Spannung aufgebaut, die jedoch nicht ganz zielgerichtet war und sich nicht dauerhaft halten konnte. Erst zum Ende der Geschichte hin wurde es wieder spannend, weshalb ich beim Lesen gemischte Gefühle hatte.
Die Protagonisten bleiben bis zum Schluss blass, und ich konnte keine richtige Verbindungen zu ihnen herstellen. An manchen Stellen wirkte es leider zu konstruiert, um wirkliche Sympathien auslösen zu können.
Von dem Autor, der selbst seit 25 Jahren als Unternehmer im Bereich Klimaschutz aktiv ist, hätte ich mir mehr konkreterer Informationen zum Klimawandel erhofft. Dies erfolgt erst zum Ende hin, allerdings gab es Denkansätze zur Lösungsfindung des Klimawandels, was mir gut gefallen hat.

Insgesamt ein Buch mit einer wichtigen und leider aktuellen Thematik, mit der wir uns alle beschäftigen können. Die Umsetzung in dem Thriller von Heiko von Tschischwitz konnte mich jedoch nur teilweise überzeugen.

Bewertung vom 05.09.2022
Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12 (eBook, ePUB)
Carter, Chris

Blutige Stufen / Detective Robert Hunter Bd.12 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit »Blutige Stufen« ist bereits der zwölfte Band der Robert Hunter Reihe erschienen. Es ist selten, dass eine so lange Reihe durchgängig starke Bücher hat, ohne das die Spannung verloren geht. Wie auch immer der Autor es schafft, aber die Bücher sind jedes Mal wieder überzeugend. Dieses Mal sind die Vorkommnisse besonders brutal und detailliert beschrieben. Die Spannungskurve ist wie gewohnt vorhanden und lässt dem Leser kaum einen Moment zum Durchatmen. Durch die kurzen Kapitel und die Cliffhanger am Ende fliegt man quasi durch die Seiten und möchte unbedingt wissen, wie die Story endet.
Hin und wieder ist auffällig, dass der Autor ganze Passagen einfach wiederholt, aber das hat den Lesefluss nicht gestört.

Die Thematik ist definitiv keine leichte Kost, und auch die Beschreibungen sind äußerst detailliert und blutig. Ich habe mehrmals schnell weiterlesen und das Buch kurzzeitig auch aus der Hand legen müssen, um einmal durchzuatmen. Man benötigt beim Lesen definitiv ein starkes Nervenkostüm.
Wie es in den Privatleben des sympathischen Ermittlerduos weitergeht, wird kaum angesprochen und wird in diesem Band nicht weiter thematisiert.

Insgesamt war das Buch ein sehr starker Band der Robert Hunter Reihe, und Chris Carter hat sich an einigen Stellen wieder selbst übertroffen. Spannend, blutig, detailliert beschrieben, aber ein absoluter Pageturner und bietet die gewohnte Unterhaltung, die man von dieser Reihe gewohnt ist.

Bewertung vom 29.08.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


gut

Der Auftakt der neuen Reihe von Andreas Storm hat einen ungewöhnlichen Protagonisten, den Kunstexperten Lennard Lomberg. Genauso gewöhnungsbedürftig wie den Namen empfand ich den Schreibstil des Autors. Sehr gestelzt und unnatürlich steif zogen sich die ersten Kapitel dahin. Mich hat gewundert, dass die unnatürlich wirkenden Dialoge ausgerechnet in der Perspektive der Gegenwart vorkamen. Die Kapitel in der Vergangenheit ließen sich in meinen Augen deutlich flüssiger und angenehmer lesen. Mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, trotzdem ist es mir während dem Lesen immer wieder unangenehm aufgefallen. Durch die ständig springenden Szenen konnte keine wirklich Spannung aufgebaut werden. Auch der Kriminalfall läuft eher nebenbei.

Die Figuren in dem Roman wirkten blass, und besonders zu Lennard Lomberg habe ich keinen wirklichen Bezug aufbauen können. Insgesamt würde ich das Buch auch nicht dem klassischen Kriminalroman zuordnen, sondern eher einen Roman mit historischen Rückblicken in die Zeit um 1943.

Es ist definitiv ein Buch, das es mir beim Lesen nicht einfach gemacht hat. Doch die Thematik um NS-Beutekunst war äußerst interessant und lesenswert. Alles wirkte gut recherchiert und wurde ausführlich beschrieben. Es hat sich gelohnt, die Geschichte um »Das neunte Gemälde« zu lesen und herauszufinden, welche Beziehung Lombergs Vater zu dem verschwundenen Gemälde hatte. Trotzdem werde ich die Reihe nicht weiterverfolgen. Leider ist die Sympathie einfach nicht übergesprungen, dafür hatte ich zu viele Punkte, die mich gestört haben, aber es war nichtsdestotrotz eine interessante und gut recherchierte Lektüre, für die man sich Zeit nehmen und aufmerksam lesen muss.

Bewertung vom 26.06.2022
Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1
Martin, Stefanie H.

Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1


ausgezeichnet

Ich war sehr gespannt auf den biographisch-historischen Roman von Stefanie H. Martin über die Person Virginia Woolf, der (wenn auch anders als eigentlich erwartet) mich absolut begeistern konnte. Meine ursprüngliche Erwartungshaltung entstand durch die meiner Meinung nach ein wenig irreführende Vermarktung des Verlags. Durch Cover und Buchtitel so wie den Klappentext bekommt man das Gefühl vermittelt, in dem Roman ginge es hauptsächlich um Virginia Woolf, ihr Leben und ihre Werke. Doch das ist nicht der Fall.

Das Leben von Virginia und ihre Schwester Vanessa sind untrennbar miteinander verwoben, und das hat die Autorin in diesem Roman gut zur Geltung gebracht. Es geht um das Leben der Schwestern, ihre Unabhängigkeit und das Streben danach, sich in der Literatur und Kunst zu verwirklichen. Die Herausforderungen, sich gegen die Erwartungshaltung der viktorianischen Elternhäuser zu behaupten und ihren eigenen Weg zu gehen, beeinflusst ihr Denken und Handeln.
In ihrem neuen Heim in Bloomsbury versammeln sie einen Kreis von brillanten Männern um sich herum und kämpfen gegen die einengenden Konventionen der Gesellschaft.

Die Geschichte hat von der ersten Seite einen Sog entwickelt, der mich gepackt und immer tiefer in die Geschehnisse hineingezogen hat. Ab ca. Seite 100 hat sich die Handlung etwas gezogen, aber diese Länge war schnell überstanden. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und war fasziniert von der Art und Weise, mit der die Autorin die Persönlichkeiten zum Leben erweckt hat. Man muss dazu sagen, dass über dem ganzen Buch eine fast schon melancholische Stimmung hängt, die teilweise etwas deprimierend sein kann, aber gerade das hat es für mich so real gemacht, denn Virginia Woolf war psychisch labil, und alles andere hätte sich vermutlich falsch angefühlt.

Auf jeder Seite wird einem die hervorragende Recherchearbeit bewusst, die in dieses Buch hineingeflossen ist. Es war spürbar, dass die Autorin Virginia Woolf und ihre Werke bewundert, aber sie hat sich nicht dazu hinreißen lassen, die Person Virginia zu verklären, sondern sie echt und fehlerbehaftet zu lassen, und dafür war ich sehr dankbar!

Insgesamt ein Buch, das mich durchgängig begeistert hat. Nachdem ich meine Irritation durch die etwas ungünstige Vermarktung überwunden hatte, konnte ich mich voll und ganz auf die Geschichte einlassen. Die Autorin hat es geschafft, mir Virginia Woolf, Vanessa Bell und die Gruppe der Bloomsberries näher zu bringen. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band und werde bis dahin das ein oder andere Werk von Virginia Woolf lesen.

Bewertung vom 27.05.2022
Flug 416
Newman, T. J.

Flug 416


gut

Ein toll gestaltetes Buchcover, das sofort die Blicke auf sich zieht und vermittelt, worum es in der Geschichte geht. Die Aufmachung hat mir bereits sehr gut gefallen.
Das erste Kapitel beginnt anders als erwartet. Blutig, verstörend und detailliert beschrieben wird man sofort in die Geschehnisse hineingeworfen, um nach wenigen Seiten zu erfahren, dass es sich dabei um einen Albtraum von Bill dem Protagonisten gehandelt hat. Der Einstieg hat mir nicht gefallen, da ich einen Spannungsthriller mit psychologischem Nervenkitzel und Drama erwartet hatte.

Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt, jedenfalls war der Schreibstil der Autorin an manchen Stellen holprig, und hin und wieder hat mich die Wortwahl verwirrt. Es war nicht schlimm, hat mich jedoch öfter aus dem Lesefluss hinausgeworfen. Ebenso die häufigen Rückblenden, um Bills Verhältnis zu seiner Familie darzustellen. Dieses Stilmittel ist vermutlich Geschmacksache, für mich war es nicht das richtige.

Die Geschichte bedient sich einiger Klischees, und an mancher Stelle war es mir zu überzogen dargestellt, hatte einige konstruierte Stellen und wurde immer wieder unrealistisch. Sehr gut gefallen hat mir dagegen der Einblick in das Pilotenleben und den Ablauf sowie die Vorbereitungen eines Fluges. Hier wird deutlich, dass die Autorin selbst jahrelang als Flugbegleiterin gearbeitet hat und ihr erlebtes Wissen einsetzen konnte.

Das Buch klang sehr vielversprechend, und ich hatte mich sehr auf das Lesen gefreut. Die Umsetzung hat mir leider weniger gut gefallen. Es war eine spannende Lektüre mit einigen Schwächen und Enttäuschungen. Mit einer anderen Herangehensweise und mehr Fokus auf den psychologischen Nervenkitzel hätte mir die Geschichte deutlich besser gefallen.

Bewertung vom 17.05.2022
Queergestreift
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

Das Buch hat mich vom ersten Blick an begeistert. Die Aufmachung ist bunt und farbenfroh. Nicht nur das Cover, sondern auch der Buchschnitt sind in regenbogenfarben gestaltet. Beim ersten durchblättern war ich sofort von der liebevollen und abwechslungsreichen Gestaltung fasziniert. Jede einzelne der knapp 300 Seiten ist bunt illustriert und jede Seite für sich besonders.

Es ist ein kompaktes Nachschlagewerk, das einen guten Überblick vermittelt. Man kann das Buch immer mal wieder zur Hand nehmen und einzelne Kapitel/Abschnitte lesen oder direkt am Stück, wie ich es gemacht habe. Es sind viele Informationen, aber man wird zu keinem Zeitpunkt überfordert. Einiges war mir bereits bekannt, doch ich habe auch viele neue Einsichten und Informationen erhalten. Eine wichtige Thematik und ein Buch, das man wirklich jedem ans Herz legen kann.

Abwechslungsreich gibt es in jedem Kapitel (unterteilt in die Buchstaben von LGBTIQA+) eine Einführung, Erklärung, Porträts und Interviews. Es gibt informative Hintergründe, Organisationen werden vorgestellt und es wird von persönlichen Erfahrungen berichtet. Das Buch will aufklären und zeigt, dass hinter jeder Geschichte und hinter jedem Erlebnis ein Mensch mit Gefühlen steht.
Mit einfacher Sprache ist alles leicht verständlich geschrieben und richtet sich in erster Linie an Jugendliche und deren Eltern. Doch auch als Einstiegswerk für Menschen, die sich weiterbilden möchten oder einen Einblick erhalten wollen, um ein besseres Verständnis zu entwickeln, ist das Buch sehr gut geeignet.

Mich hat das Buch beeindruckt und ein großes Kompliment für die Gestaltung und die Mühe, die in dieses Buch gesteckt wurden. Mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt geschrieben und herausgegeben! Kleiner Nachteil ist für mich das Material vom Umschlag. Durch die weiche Pappe ist das Buch bereits beschädigt, bei mir eingetroffen und hatte nach dem Lesen schon einige Gebrauchsspuren. Sehr schade, dass das liebevoll gestaltete Buch darunter leidet, aber Pluspunkt dafür, dass auf eine Folie verzichtet wurde.

Ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.05.2022
Die Knochenleser
Ross, Jacob

Die Knochenleser


sehr gut

Ich habe mich sehr auf »Die Knochenleser« gefreut. Das Cover hat mich sofort angesprochen. Die Gestaltung ist schlicht und düster - der Palmenzweig passt perfekt und gibt einen ersten Hinweis auf den Handlungsort der Karibikinsel Camaho.
Der Schreibstil und die Erzählweise der Geschichte sind am Anfang gewöhnungsbedürftig. Es hat ein paar Kapitel gebraucht, bis ich mich eingefunden hatte, doch dann hat es mich nicht mehr gestört. Im Gegenteil war es ein interessanter und andersartiger Kriminalroman. Camaho war der Handlungsplatz der Geschichte und hat einen guten Kontrast zu den vielen England- und USA Kriminalromanen geboten. Der Leser hat vom Autor, der gebürtig aus Grenada stammt, einen guten Einblick in die Kultur und die Lebensart der Menschen auf Camaho vermittelt bekommen.
Die Ermittlungsmethoden waren ungewohnt und ziemlich rückständig. Auch das Verhalten der Männer gegenüber Frauen, die sie als Besitztümer betrachten und die meisten Zeit schlecht behandeln, hat mich ziemlich abgestoßen.

Bis zum Ende wusste ich nicht, was ich von den Charakteren halten sollte, doch im Verlauf der Seiten sind sie mir irgendwie sympathisch geworden, sodass ich mich auf die Fortsetzung freue. Die Geschichte ist teilweise ziemlich verworren, und ich habe lange Zeit keinen roten Faden gesehen, doch am Ende hat sich der Fall gut aufgelöst, und es wurden alle Fragen beantwortet. Allerdings sollte man sich vom Titel nicht täuschen lassen. Wer einen Forensikthriller im Stil von Simon Beckett erwartet, wird enttäuscht werden.

Eine neue und spannende Kulisse auf der Karibikinsel Camaho. Das Buch holt einen aus der Komfortzone und verspricht einige interessante Lesestunden. Mir hat die Andersartigkeit der Geschichte sehr gut gefallen!

Bewertung vom 23.04.2022
Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1
Thaler, Anna

Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1


gut

Das wunderschön gestaltete Cover hat mich neugierig gemacht und sofort angesprochen. "Das Land, von dem wir träumen", ist der Auftakt zu Anna Thalers Südtirol-Saga.
Es geht um die Familie Bruggmoser, die in einem kleinen Dorf in Südtirol lebt. Die Zeit kurz nach dem 1. Weltkrieg ist keine einfache und die Familie muss mit vielen Schwierigkeiten zurechtkommen. Die Familienmitglieder sind interessant beschrieben und ich habe mir sofort das Leben der Familie auf dem Bauernhof vorstellen können. Die Tochter der Familie, Franziska ist Lehrerin, darf jedoch ihren Beruf nicht mehr ausüben. Direkt am Anfang der Geschichte setzt sie sich dagegen zur Wehr und gründet eine Schule für die Kinder des Ortes, in der sie heimlich Deutsch unterrichtet.

Mit Franziska als Protagonistin konnte ich nicht richtig warm werden. Sie war mir als Charakter nicht besonders sympathisch, und ich konnte ihre Handlungen und Gedankengänge oftmals nicht nachvollziehen.
Die geschichtlichen Ereignisse von Südtirol haben mich sehr interessiert. Für meinen Geschmack wurde auf die Katakombenschule und den heimlichen Deutschunterricht zu wenig eingegangen. Ich hätte mir noch deutlich mehr Informationen gewünscht. Oft hatte ich das Gefühl, dass alles etwas oberflächlich bleibt, doch vielleicht war das auch so beabsichtigt.

Die bildhaften Beschreibungen haben mir außerordentlich gut gefallen. Ich hatte das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein und konnte mir die Gegebenheiten bildlich vorstellen.

Insgesamt war es eine nette Familiengeschichte mit einem interessanten Thema und Südtirol als besonderer Handlungsort. Der Schreibstil von Anna Thaler hat mir gut gefallen. Sehr flüssig und leicht lesbar hatte ich keine Probleme in die Geschichte hineinzufinden, und das Buch hat sich schnell lesen lassen. Trotz einiger Schwächen werde ich auch den zweiten Band lesen, um zu erfahren, wie es weitergeht.

Bewertung vom 20.04.2022
Auf der Zunge
Clement, Jennifer

Auf der Zunge


gut

Jennifer Clement hat mit »Auf der Zunge« ein ungewöhnliches Buch geschrieben. Kurze, knappe Sätze, die schonungslos direkt und zugleich verwirrend sind. Manchmal melancholisch abdriftend, dann wieder poetisch und nachdenklich.
Ich habe sehr gut in das Buch hineingefunden. Gleich die ersten Seiten haben mich in den Bann gezogen und schnell weiterlesen lassen. Zwischen den Absätzen wurde viel Platz gelassen, sodass die bereits geringe Seitenanzahl von 140 Seiten noch geringer wird.

Das erste Drittel des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonistin streift alleine durch Manhattan. Sie ist unglücklich in ihrer Ehe und ist voller Sehnsucht. Ihre Bekanntschaften mit diversen Männern werden in Kapitel unterteilt, deren Berufe als Kapitelüberschriften genannt werden. Am Anfang konnte ich es noch nachvollziehen, doch dann wurde es immer abstruser und die Dialoge, Beschreibungen etc. waren wirr und seltsam. Teilweise war mir nicht mehr klar, ob die Protagonist unter Wahnvorstellungen leidet, alles ihrer Fantasie entsprungen ist, ob überhaupt irgendetwas davon tatsächlich stattgefunden hat oder ob sie dies alles in ihren Romanen gelesen hat. Immer wieder wird betont, dass die Frau von Beruf Bibliothekarin ist, weswegen mir der Gedanke während dem Lesen häufiger kam.

Insgesamt ein sehr guter Einstieg mit teilweise interessanten und beinahe schmerzlich schönen Sätzen, die jedoch im weiteren Verlauf der Geschichte immer abstruser und verwirrender wurden. Am Ende wusste ich nicht mehr, was ich von dem Buch und den Ereignissen halten soll. Was davon war echt? Was wollte die Autorin damit bezwecken? Zum Schluss blieben viele Fragen übrig. Ein interessantes Leseerlebnis, das mich jedoch etwas ratlos und verwirrt zurücklässt.

Bewertung vom 06.04.2022
Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
Matthiessen, Susanne

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn


weniger gut

Ich war sehr gespannt auf das Buch von Susanne Matthiessen und habe mich auf die persönlichen Einblicke in das Inselleben gefreut. Es war mein erstes Buch der Autorin, und ich war neugierig auf ihre Geschichte. Die ersten zwei Kapitel beschäftigen sich mit Sylt in Pandemiezeiten und wie die Bewohner der Insel den Lockdown wahrgenommen haben. Der sachliche, beinahe emotionslose Schreibstil hat eine bedrückende Stimmung ausgelöst, die man als Leser sehr gut nachempfinden konnte.

Es ist leicht, den Erzählungen der Autorin zu folgen. Ich war schnell im Geschehen drin und habe mich gut abgeholt gefühlt. Die ungeschönten Beschreibungen und Darstellung ihrer langjährigen Freundin »Pfuschi« haben bei mir ein leicht ungutes Gefühl ausgelöst, das ich nicht gleich einordnen konnte. Als es schließlich dazu kommt, dass die Autorin ihrem Vater vorwirft, ihr in der Vergangenheit kein Reetdachhaus für eine Millionen Mark gekauft zu haben, das heute 30 Millionen Euro wert wäre und sich darüber beklagt, dass sie heute keinen Tesla fährt oder ein Haus mit Strandzugang besitzt, habe ich das Buch erst mal weglegen müssen. Es war beinahe schon unangenehm persönlich, diese Zeilen zu lesen, in denen eine große Verbitterung mitschwang.

Im Verlauf werden einige Themen behandelt, die sehr interessant waren. Das Dorfleben und die Gemeinschaft auf Sylt, das Leben auf einer Insel, die gewaltige Kraft der Nordsee, Pelzhandel, die große Sturmflut von 1981 etc. Viele spannende und wissenswerte Einblicke, die ich zu schätzen gewusst habe. Trotzdem hätte bei dem ein oder anderen Thema ein Warnhinweis nicht geschadet, man wurde allzu oft unbedarft hineingeworfen.

Für das 260 Seiten umfassende Buch habe ich ungewöhnlich lange benötigt, da ich es immer wieder zur Seite legen musste. Spätestens als ich gelesen habe, wie ein Hund aus Aberglaube lebendig in einem Deich begraben wird, um die Sturmflut zu verhindern, brauchte ich eine Pause zum Durchatmen. An diesem Punkt wurde der kalte, emotionslose Schreibstil der Autorin sehr unangenehm. Vermutlich sind die Bräuche und Sitten der Inselbewohner von jemandem, der nie auf Sylt gelebt hat, nicht nachvollziehbar, das bedeutet aber nicht, dass sie moralisch vertretbar sind.

Insgesamt ein Buch, das mich beim Lesen herausgefordert hat. Es war interessant zu lesen und hat einen Einblick in das Leben auf Sylt vermittelt. Der Schreibstil lässt sich gut lesen, doch die kalte und unsentimentale Art über moralisch fragwürdige und schlimme Ereignisse zu schreiben, hat mich immer wieder innehalten lassen und mich stellenweise wütend gemacht hat. Ich werde in Zukunft besser keine Bücher der Autorin mehr lesen. Es war eine Erfahrung, aber für mich nicht das Richtige.