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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 02.12.2022
Feldpost
Borrmann, Mechtild

Feldpost


ausgezeichnet

MEINUNG:

Seit Trümmerkind bin ich begeisterter Fan von Mechtild Borrmann Romane und habe schon einiges von ihr gelesen, wie z.B. Glück hat einen langsam Takt . Ich liebe ihre sachliche, nüchterne Art, die aber gleichzeitig so viel Emotionen überträgt. Die Geschichten spielen immer auf zwei Zeitebenen und beinhalten immer auch ein spannenden Teil, so auch Feldpost.

Alles beginnt damit, dass Cara eine Fremde in einem Café trifft, die ihr eine Tasche mit Unterlagen hinterlässt und dann spurlos verschwindet. Cara weiß nur, dass sie auf der Suche nach einer gewissen Adele Kuhn war. Cara lässt die Geschichte nicht in Ruhe und sie beginnt Nachforschungen anzustellen. In der Tasche sind u.a. Feldpost-Briefe aus dem 2. Weltkrieg enthalten, die auf eine große Liebesgeschichte hin deuten. Außerdem stößt Cara auf eine Villa in Kassel, die auch Teil der ganzen Geschichte ist. 

Der Schreibstil von Mechtild Borrmann ist wie gewohnt schnörkellos und auf den Punkt gebracht ohne dabei aber total nüchtern zu sein. Ganz im Gegenteil hat diesen Geschichte wieder viele Emotionen in mir wach gerufen. Es ist die Geschichte zweier Liebenden, aber gleichzeitig auch die Geschichte zweier Familie. Familie Kuhn, die aus Adele, ihrer Bruder Albert und deren Eltern besteht, steht allerdings im Mittelpunkt des Geschehens. Als Leser verfolgen wir die Familie beginnend mit dem Ende der 1930er Jahre im Vergangenheitsteil und Cara und weitere Personen in der Gegenwart, die erfahren wollen, was mit Familie Kuhn, insbesondere Adele passiert ist. Beide Handlungsstränge laufen dann am Ende zusammen.

Es fiel mir mit zunehmenden Verlauf der Geschichte schwer das Buch aus der Hand zu legen, denn irgendwann wird die Frage immer drängender, was nun wirklich passiert ist. Es gibt wieder einige spannende Wendungen, die Geschichte eine ganze andere Richtung geben. Die Liebesgeschichte hat mich sehr berührt und auch das viele Dinge in dieser Zeit einfach unter den Teppich gekehrt worden sind. So müssen einige Protagonisten mit lebenslanger Schuld leben und einige andere erfahren spät Wahrheiten, die alles verändern. Am Ende war ich einfach wütend, dass die zweier Leute, die sich alles bedeutend haben und die vieles ertragen haben, in der Hoffnung sich eines Tages wiedersehen zu können, einfach an den falschen Entscheidungen aus egoistischen Gründen anderer Leute zerbrochen ist. Es spricht für die Autorin, dass sie mich hier so mitreißen konnte. 

FAZIT:

Feldpost ist ein großes Familiendrama und ein typischer historischer Roman mit Spannungselementen von Mechtild Borrmann, den ich wieder sehr genossen habe und kaum aus der Hand legen konnte, auch wenn mich das Ende wirklich emotional etwas wütend gemacht hat - wütend über so viel Ungerechtigkeit und Tragik auf Grund von menschlichen Entscheidungen, aber das ist das Leben. Jetzt heißt es wieder warten.

Bewertung vom 25.11.2022
Miss Kim weiß Bescheid (eBook, ePUB)
Nam-Joo, Cho

Miss Kim weiß Bescheid (eBook, ePUB)


sehr gut

MEINUNG:

Letztes Jahr war ich sehr begeistert von Cho Nam-Joos Roman Kim Jiyoung, geboren 1982. Ich lese gerne Roman aus die asiatischen Kulturraum. Es führt einem immer vor Augen, dass zwischen meiner westeuropäischen Weltansicht und dieser Kultur einfach Welten liegen. Gleichzeitig schärft es das Verständnis dafür, dass nicht alle Kulturen gleich funktionieren und jedes Verhalten auch nicht aus meiner Sicht bewertet werden kann. Ihr erster Roman hat eine große Palette an Gefühlen in mir wach gerufen und so ging es mir nun auch wieder mit den acht Geschichten aus Miss Kim, weiß Bescheid.

Hierbei handelt es sich um ein Buch, welches die Geschichten von acht koreanischen Frauen im Alter zwischen 10 und 80 Jahren versammelt. Die Autorin greift wieder eine Vielzahl gesellschaftskritischer Themen, die auch sehr modern und aktuell sind wie z.B. Cybermobbing, Gaslighting, aber auch klassische Themen wie häusliche Gewalt,  Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz und weibliche Identität im Alter. 

Die Autorin nimmt sich selbst auch mit in diesen Geschichten rein, denn ihr erfolgreiches Debüt hat in Süd-Korea zu einem regelrechten gesellschaftlichen Aufschrei geführt. Es verschaffte ihr eine Menge  Aufmerksamkeit und Berühmtheit, aber sie musste auch eine Menge Hass, vor allem im Netz und in Social Media ertragen. So etwas ging nicht spurlos an ihr vorbei, zu mal solche Nachrichten auch sehr realen Bedrohung werden können.

Sehr mitgenommen hat mich auch die Geschichte einer jungen Frau, die einen Brief an ihren Ex-Freund schreibt, in dem sie erklärt, warum sie ihn nicht heiraten wird. In dem Brief wird klar, wie sehr sie von manipuliert und unterdrückt worden ist. Ich war froh, dass sie erkannt hat. In Erinnerung bleibt mir aber auch die Geschichte einer ca. 60-jährigen Frau, die endlich einmal die Polarlichter sehen möchte. Sie hat eine erwachsene Tochter, die ein Kind hat und erwartet, dass sich ihre Mutter, wie in Korea üblich, darum kümmert. Doch die Mutter weigert sich und bleibt dort hartnäckig, obwohl sie auch von der Betreuung durch die Großeltern profitiert hat. Es ist die längste und in meinen Augen auch die beste Geschichte.

FAZIT:

Miss Kim weiß Bescheid enthält acht Geschichten, von denen mir sicher ein paar in Erinnerungen bleiben werden, aber einige auch nicht. Ich würde empfehlen erst Kim Jiyoung, geboren 1982  zu lesen und dann die Geschichten als Ergänzung. Dafür sind sie ideale Lektüre und natürlich für alle, die Kurzgeschichten mögen und sich für die koreanische weibliche Kultur interessieren.

Bewertung vom 29.10.2022
Stille blutet
Poznanski, Ursula

Stille blutet


sehr gut

MEINUNG:

Still blutet ist der erste Teil der neuen Krimi-Reihe Mordgruppe 1 von der österreichischen Autorin Ursula Poznanski. Ich schätze die Autorin schon viele Jahre, besonders auch für ihren wirklich lesenswerten Jugendbücher, wie Erebos oder Layers, aber auch die Vanitas-Reihe.

Die Wiener Nachrichtensprecherin Nadine Just kündigt vor laufender Kamera ihre eigene Ermordung an. Zwei Stunden später ist sie wirklich tot. Wenig später stirbt der Blogger Gunther Marzik auf die gleiche Weise. Die Wiener "Mordgruppe" um die junge Ermittlerin Fina Plank steht vor einem großen Rätsel, denn es finden sich bald viele Nachahmer und der #inkürzetot geht viral. Es fällt schwer, da den Überblick zu behalten und dem Täter auf die Spur zu kommen. Relativ schnell rückt Nadines Ex-Freund Tibor Glaser ins den Fokus der Ermittlungen, denn die Indizien gegen ihn verdichten sich.

Die Geschichte hat ein guter Spannungslevel, welches konstant gehalten wird und am Ende noch zu nimmt. Es wird immer abwechselnd berichtet aus der Sicht der ermittelnden Personen, Tibor Glaser und es gibt noch kursive Texte eines anonymen Schreibers, die man noch nicht so genau einordnen kann. Tibor Glaser wird schnell zum Hauptverdächtigen. Anfangs kann er noch nachweisen, dass er mit dem Tod von Nadine nichts zu tun hat, aber dann finde die Polizei bei ihrem weitere Hinweise. Er ist ein selbstständiger Werbefachmann, dem es nicht an Frauengeschichten gefehlt hat. Diese versucht er aufzuarbeiten, nachdem klar wird, dass Nadine Kontakt zu seinen Ex-Freundinnen gesucht hat. An ihm sieht man, wie schnell man in die Schusslinie geraten kann und wie schnell das auch durch die Medien geht. Dies führt sofort zu Problemen in seiner Firma, denn die Kunden wollen sich distanzieren. Daran sieht man, dass vermeintliche Wahrheiten das Leben und die Existenz von Menschen zerstören können.

Das Ermittlungsteam ist bis auf einen Kollegen von Fina, der sie ziemlich drangsaliert, ziemlich sympathisch. Fina ist noch neu, aber ich fand einige Äußerungen von dem Kollegen wirklich unangenehm. Es war bewundernswert, dass sie das durchgehalten hat. Auch darüber hinaus hat die Autorin eine ganze Reihe von Charakteren ins Feld geführt, die man erst einmal auseinander halten muss. Die Auflösung des Falls war für mich nicht wirklich vorhersehbar und gut konstruiert, auch wenn ich finde, dass ein paar Fragen offen geblieben sind. Möglicherweise werde die dann im nächsten Teil beantwortet.

FAZIT:

Stille blutet war für mich ein gut konstruierter, moderner Krimi, der einen aktuellen Bezug zur Social Media Welt hat. Die Ermittlerin Fina Plank ist sympathisch und ich bin gespannt, wie es hier im nächsten Teil weiter gehen wird. Ein paar Fragen blieben noch offen und lassen vermuten, dass es hier im nächsten Teil noch weiter gehen wird.

Bewertung vom 24.10.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

MEINUNG:

Lügen über meine Mutter ist mir schon bevor das Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2023 erschienen ist, aufgefallen, aber ich hatte ein paar Hemmungen das Buch zu beginnen. Ich hatte große Befürchtungen, dass es eine Geschichte wird, die wirklich weh tun wird beim Lesen. Schlussendlich hat aber die Neugier gesiegt und habe zu dem Buch gegriffen.

Daniela Dröschers Roman ist die Erzählung einer Kindheit in den 1980er Jahren, welche im Hunsrück stattfand. Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie, der Familie der Autorin, vor allem ist die Geschichte einer Ehe mit besonderem Fokus auf die Mutter. Diese muss einiges ertragen, in einer Ehe, die sie zu einem Zeitpunkt in der Geschichte sicher nicht eingegangen wäre. Sie ist ständig, den Anfeindungen des eigenen Ehemanns ausgesetzt, der ihr wegen ihrem Gewicht die Schuld an allem gibt, was in seinem Leben schief läuft. Über Jahr muss die Demütigungen und Beleidigungen ertragen.

Ich denke, es ist klar, dass Daniela Dröscher hier zu großen Teilen ihre eigene Familiengeschichte erzählt, auch es keine Biographie ist. Ich denke, dass man es als autofiktionalen Roman beschreiben kann. Oft kritisiere ich bei solchen Romanen, dass die Reflexion dieser Lebensgeschichten fehlt und eine Einordnung, wie man es vielleicht später als Erwachsener sieht. Das ist hier richtig gut gelungen, denn zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder kursive Kapitel, in denen die Autorin genau das tut und zwar in einer Art Gespräch mit ihrer Mutter. Sie stellt ihr auch Fragen, an die sie damals nie gedacht hätte, um das ganze Geschehen zu verstehen und so kann der Leser vieles auch nachvollziehen. Bei dieser Geschichte darf man nie vergessen, dass sie aus der Sicht von Daniela Dröscher als Kind oder Jugendliche. Sie beleuchtet ihre Kindheit und die Ehe der Eltern aus heutiger Perspektive.

Ich bin wirklich froh gewesen, dass sich die Mutter immer wieder anfängt zur Wehr zu setzen, auch wenn sie sich erst sehr spät aus der Ehe befreien kann. Das Schlimmste ist, dass sie niemanden hat, der zu ihr steht. Ganz im Gegensatz muss sie sich auch von der Schwiegermutter und der dörflichen Enge für weitere Dinge anfeinden lassen, u.a. weil sie nicht aus dem Dorf kommt und ihre Eltern aus Gebieten aus dem heutigen Polen nach Deutschland gekommen sind. Die unfassbare Einsamkeit und Hilflosigkeit war manchmal schwer zu ertragen. Der Vater ist für mich durch und durch ein schwacher Mensch gewesen, der seine Frau versucht ständig klein zu halten, obwohl diese wesentlich mehr Schneit als er hat. Ihr Gewicht ist ein ständiger Aufhänger, für alles, was er im Leben nicht hinbekommt. Er gibt ihr das Gefühl, dass sie nichts wert ist, wenn sie nicht schlank und vorzeigbar ist. Das zu lesen, war wirklich manchmal hart zu ertragen. Schlimm wird es, als es auf Daniela überschwappt, die es in ihrem kindlichen Leichtsinn wiederholt vom Vater.

FAZIT:

Lügen über meine Mutter habe ich in einem Rutsch gelesen. Der Sog des Erzählten war so groß, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Es ist das Kammerspiel einer Ehe in den 1980er Jahren in Westdeutschland. Natürlich ist es eine Geschichte, die aufrüttelt, die schockiert und die mich auch ganz häufig an die Ehe meiner Eltern auf andere Weise erinnert hat, aber es ist ein absolut lesenswertes, wichtiges Buch und eine absolute Empfehlung von mir.

Bewertung vom 16.10.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


sehr gut

MEINUNG:

Romy Fölck gehört zu einer meiner liebsten Krimi-Autorinnen. Ich bin großer Fan ihrer Elbmarsch-Krimi-Reihe, z.B. Totenweg ist herausragend gut. Die Rückkehr der Kraniche ist nun ihr erste Familienroman, den einfach lese musste und den ich mit Spannung erwartet habe.

Alles beginnt damit, dass Wilhelmine, die Mutter von Grete und Freya, stürzt und nur schwer wieder auf die Beine kommt. Grete wohnt noch bei ihrer Mutter im Haus und muss auf Grund von Wilhelmines fortgeschrittenen Alters immer mehr Aufgaben auf dem Familienhof übernehmen. Ihre eigentliche Leidenschaft gilt allerdings den Vögeln. Sie arbeitet als Vogelwartin in der Marsch. Zur Unterstützung reist ihre jüngere Schwester Freya an, zu der das Verhältnis ebenfalls angespannt ist. Doch dieser kommt die Flucht in Marschland gerade Recht, denn sie wurde von ihrem Lebensgefährten verlassen und sieht ihre Kinderwunsch als unerfüllt bleiben. Dann ist da noch Anne, die Tochter von Grete, die ihre Oma über alles liebt. Doch auch hier kommt es zu Konflikten, da Grete beharrlich darüber schweigt, wer Annes Vater ist.

Es ist die Geschichte von vier Frauen über drei Generationen verteilt. Wir lesen abwechselnd aus der Sicht aller vier Frauen und können uns so ein Bild von ihnen und ihrem Gefühlsleben machen. Die Geschichte der Hansen-Frauen spielt wieder in der Elbmarsch, wie auch die Krimis von der Autorin. Ich fand es ein wenig wie nach Hause kommen. Der Erzählton von Romy Fölck ist unverkennbar. Gleich zu Beginn ist allerdings auch klar, dass zwischen allen vier Frauen, außer zwischen Anne und Wilhelmine alte Konflikte schwelen und vieles einfach unausgesprochen geblieben ist. Wilhelmine musst Grete und Freya nach dem frühen Tod ihres Mannes komplett allein groß ziehen. Das Leben der beiden Schwestern war sehr entbehrungsreich, auch was Zuneigung und Liebe von Wilhelmine anging. Doch dafür war wenig Zeit, denn Wilhelmine kannte es vielleicht selbst nicht anders und musste auch noch den Hof allein bewirtschaften und die beiden Mädchen großziehen. Doch diese Erziehung hat Spuren hinterlassen. Ich empfand aber dennoch, dass die Familie intakt ist und man keinen Groll gegeneinander hegt.

Es gibt zwei große Geheimnisse in der Familie, von denen klar ist, dass sie gelüftet werden. Ab einem gewissen Punkte konnte ich beide Geheimnisse bzw. deren Auflösung vorhersehen. Natürlich ist hier kein Krimi. Der Erzählton ist deutlich ruhiger, dennoch fand ich, dass sich die Auflösung der beiden Geheimnisse am Ende ein bisschen unnötig hinzog und auf den letzten Seiten abgehandelt wurde. Ich mochte vor allem Grete, die im Lauf der Geschichte ihren 50. Geburtstag feiert und die auf Grund ihrer frühen Schwangerschaft mit Anne viel aufgeben hat, in dem sie bei ihrer Mutter wohnen geblieben ist und auf dem Hof unterstützt hat. Doch die Geschichte zeigt, dass es für Grete keineswegs zu spät ist und es tun sich für sie lohnenswerte Chancen auf, die ich ihr von Herzen gegönnt habe. Grete ist im Gegensatz zu Anne und Freya ziemlich selbstlos. Freya konnte ich auch noch teilweise verstehen. Sie wollte raus aus dem beengten Dorfleben. Anne empfand ich dagegen als ziemlich anstrengend. Die fast 30-jährige hat häufiger wie ein Teenager aufgeführt. Ständig geriet sie in Konflikt mit Grete und brachte sich auch sonst häufiger in eine missliche Lage durch kopflose Übersprungshandlungen, wenn sie ihre Emotionen nicht in den Griff bekam. Die Unwissenheit um die Identität des Vaters und Gretes Weigerung über ihn zu sprechen, sind natürlich ein Stück weit nachvollziehbar.

FAZIT:

Die Rückkehr der Kraniche ist eine Familiengeschichte von vier Frauen die in der Elbmarsch spielt. Zwischen allen Frauen gibt es ungeklärte Konflikte, die bereits seit ein paar Jahren schwelen. Mit dem herannahenden Tod von Wilhelmine müssen alle vier wieder zusammenrücken. Ein unverwechselbares Romy-Fölck-Buch, welches den gleichen Ton wie ihrer Krimis trifft.

Bewertung vom 12.08.2022
Die magische Gondel / Zeitenzauber Bd.1
Völler, Eva

Die magische Gondel / Zeitenzauber Bd.1


sehr gut

MEINUNG:

Zeitenzauber - Die magische Gondel ist der erste Teil der Zeitenzauber-Trilogie von Eva Völler, der jetzt bei Bastei Lübbe nochmals im neuen "Gewand" erscheint. Ich habe bereits die Time School Folgereihe Ewig mein, Ewig, dein und Ewig uns gelesen und wollte jetzt nochmal die Kennenlerngeschichte von Anna und Sebastiano nachholen.

Anna verbringt die Ferien mit ihren Eltern in Venedig. Beide sind Wissenschaftler und arbeiten dort. Als sie die Stadt erkunden erweckt eine rote Gondel (in Venedig sind die Gondeln sonst schwarz) ihre Aufmerksamkeit bei einer historischen Regatta. Anna wird während eines Gedränges bei der Parade ins Wasser gestoßen. Ein junger Italiener zieht sie in die rote Gondel. Als Anna wieder aufwacht befindet sie sich im Venedig von 1499...

Anna mochte ich bereits in der Time School Reihe sehr. Sie ist natürlich ihrem Alter entsprechend ein bisschen naiv, aber sie ist auch humorvoll. clever und mutig. Ihr fällt es natürlich schwer in der Zeit zu leben, wo ihr technische Geräte und eine heiße Dusche fehlen. Dennoch findet sie sich sehr schnell zurecht und passt sich der Situation an. Sebastiano lernt man in diesem Teil noch nicht so richtig kennen, da er häufig abwesend ist. Ich denke, dass wird noch in nächsten Bänden folgen. Die Liebesgeschichte der beiden war vorhersehbar, aber auch sehr süß und gar nicht mal so unschuldig, was mir aber absolut authentisch erschien.

Der Schreibstil ist flüssig, was an dem enormen Anteil an Dialogen liegt, was ich an sich nicht so mag und scheinbar vor allem in Jugendbüchern häufig vorkommt, wozu ich diese Reihe zählen würde. Durch die vielen Dialogen fliegt man förmlich durch die Seiten. Die Story ist ausgeklügelt und stimmig, allerdings hatte ich ein paar Probleme mit den männlichen Protagonisten diese auseinander zu halten. Man erfährt bereit ein paar Informationen, wie hier Zeitreisen funktioniert, aber das große Ganze hat sich mir noch nicht gänzlich erschlossen. Ich denke, es folgt in den nächsten Bänden. Interessant ist die Sperre und der intergalaktische Übersetzer. Die Sperre sorgt dafür, dass man keine Dinge aus der Zukunft ausplaudern kann. Der intergalaktische Übersetz macht es möglich, dass man sich in jeder Sprache unterhalten kann.

FAZIT:

Zeitenzauber - Die magische Gondel ist der erste Band der Zeitenzauber Trilogie. In diesem ersten Band lernen wir Anna und Sebastiano kennen, wie sie gemeinsam auf ihr erstes Zeitreiseabenteuer gehen. Ich bin gespannt auf den nächsten Band!

Bewertung vom 29.07.2022
Das Lied der Wölfe
Fischer, Rena

Das Lied der Wölfe


gut

MEINUNG:

Das Lied der Wölfe war im letzten Jahr eines meiner absoluter Lieblingsbücher, ach es ist für ein All-time Favorit. Es war für mich ganz klar, dass ich Das Leuchten vergangener Sterne unbedingt lesen muss!

Nina Winter ist Unternehmensberaterin in München und sucht für ihren Hamburger Kunden ein Projekt, in welches er investieren kann und welches gleichzeitig auch etwas für sein soziales Image tut. Dabei stößt auf die Ausgrabungsstätte in der Nähe von Sevilla, in der sich ein phönizischer Goldschatz verbergen könnte, die dafür in Frage kommen könnte. Ausgrabungsleiter ist der deutsche Dr. Taran Sternberg, zu dem Nina sich auf dem Weg macht, um sich selbst von der Ausgrabung ein Bild zu machen. An ihrer Seite ist der Spanier Orlando Torres, der für sie das Gutachten für ihren Kunden erstellen soll.

Was mir wirklich gut gefallen hat am Anfang, dass man augenblicklich in Sevilla bzw. Andalusien ist. Die Autorin beschreibt die Gegend so plastisch als wäre man selbst auf der Reise dabei. Ich habe ganz viel nebenbei gegoogelt (nicht nur Flüge von Hamburg nach Sevilla), um mir die Orte richtig vorstellen zu können. Archäologie und sehr frühe Geschichte sind eigentlich nicht so mein Favorit, aber auch das hat Rena Fischer einfach exzellent recherchiert und bringt sehr viele Fakten unter. Vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas zu viel, so dass der Lesefluss manchmal ins Stocken geriet. Einige Passagen habe ich dann nochmal gelesen, um alles richtig zu verstehen.  Nina ist auch zu Ostern da und da gibt es mit den Prozessionen viele spannende Bräuche, die ich so nicht aus Deutschland kenne. Wenn man selbst nicht in den Urlaub kann, dann ist dieses Buch wirklich genau das Richtige.

Nicht so wirklich überzeugend und gelungen fand ich leider die Charaktere und deren vermeintliche Entwicklung. Nina ist für mich ein ganz typischer Frauencharakter, wie man ihn in vielen Roman findet. Nina ist eine sehr hübsche, blonde Frau laut den Buchbeschreibungen, der sowohl Taran als Orlando sofort zu Füßen liegen. Nina ist sehr ehrgeizig und zielstrebig in ihrem Job. Für das Privatleben und soziale Kontakte bleibt wenig Zeit. Die private Nina lernt man erst später kennen. Für mich war sie zu keiner Zeit verbissen oder gefühlskalt, sondern sie hat ihren Fokus im Leben einfach mehr auf der Arbeit gehabt. Auch die Ausgangslage ist ähnlich. Im Job gab es bei Nina eine Missverständnis mit einem Kollegen und sie nimmt erstmal Reißaus. Am Ende des Romans ist Nina für mich kein komplett anderer Mensch geworden, anders als Taran Sternberg. Der hat keine leichte Familiengeschichte und viele Themen sitzen noch tief, z.B. hat er keinen Kontakt zur Schwester und seiner Mutter. Taran bedeutet die Ausgrabung sehr viel und er geht sofort auf Angriff, wenn jemand das in Frage stellt, auch gegenüber Nina. Das tut er aus später nachvollziehbaren Gründen, aber genauso schnell wirft er auch alles über Bord und denkt und handelt plötzlich ganz anders. Das fand ich einfach unglaubwürdig.

Leider hat mich auch die Liebesgeschichte zwischen Nina und Taran nicht wirklich emotional erreicht. In meinen Augen kannten sich die beiden kaum, um dann schon von der großen Liebe zu sprechen. Orlando Torres ist für mich eigentlich der interessanteste Charakter gewesen, auch wenn der den typischen Klischees eines Bad Boys entspricht. Dafür sprechen auch seine zwielichtigen Geschäfte, was ich allerdings Recht schnell durchschaut habe. Orlando ist allerdings auch loyal und kümmert sich um die Menschen, die ihm wichtig sind. Die Rivalität zwischen den beiden Männern war gut dargestellt. Diese ging nicht nur um Nina, sondern natürlich betraf diese auch die Ausgrabung.

FAZIT:

Das Leuchten vergangener Sterne hat für mich gut angefangen. Ich mochte die detaillierten Beschreibungen von Land und Leuten. Es ist wie ein Reise zwischen Buchdeckeln. Die Charaktere konnte mich nicht komplett überzeugen. An mein liebstes Das Lied der Wölfe kommt dieses Buch leider nich

Bewertung vom 13.07.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


ausgezeichnet

MEINUNG:

Ich muss ehrlich sagen, dass mir das Buch als Überraschung zu gesendet worden ist und ich vermutlich nicht so wirklich dazu gegriffen hätte. Es sah für mich aus wie eine Liebesgeschichte, wie es sie zu vielen auf dem Markt gibt.

Dannie will erfolgreiche Prozessanwältin in einer bekannten New Yorker Kanzlei werden. Am Tag ihres Bewerbungsgesprächs, am 15. Dezember, macht ihr Freund David ihr einen Heiratsantrag, den sie bereits erwartet hat. Als sie am gleichen Abend einschläft und mitten in der Nacht aufwacht, befindet sie sich in einer ihre Fremden Wohnung mit einem fremden Mann. Es ist auf den Tag genau fünf Jahre später. Als sie erneut aufwacht, ist sie wieder in ihrem alten Leben. Sie kann allerdings den Traum nicht vergessen, schon gar nicht als sie dem Mann dann viereinhalb Jahre später begegnet...

Einen großen Pluspunkt gibt es als erstes dafür, dass die Geschichte in New York spielt und sie spielt auch wirklich dort. Die Autorin nennt viele Orte, Straßen, Bars und Restaurants, die es auch wirklich gibt. Falls man schon mal New York war, kann sich vermutlich an einiges bildhaft erinnert. Ich mag New York sehr und war froh wieder "zurück" in der Stadt zu sein. 

Der Klappentext verrät hier genauso so viel, wie man benötigt. Allerdings ist die Geschichte wirklich unerwartet. Ich fand es allerdings wirklich bemerkenswert, wie karrierefixiert Dannie und auch ihr Freund sind. Feierabend gibt es praktisch in ihren Jobs nicht. Sie kommen nur zum Schlafen nach Hause. Ein Privatleben gibt es praktisch nicht. Man kann beide gut und gerne als Workaholics bezeichnen. Sie haben ihr Leben auch sehr strikt durchgeplant. Zunächst bringt man Opfer, wohnt nur zur Miete, aber dann klettert man die Karriereleiter hoch und kann sich dann die Wohnung kaufen. Dann stehen natürlich Verlobung und eine Hochzeit auf dem Plan. Anfangs war mir das ziemlich unsympathisch, aber mit der Zeit merkt man, dass man das Leben natürlich nicht planen kann, was Dannie leider auch bitter erfahren muss. 

Dannie empfand ich als sehr strukturiert, ehrgeizig und kontrolliert, ganz im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Bella, die Künstlerin ist. Für Dannie zählen auch häufig nur Fakten.  Damit versucht sie natürlich die Kontrolle über allem zu haben. Sie gibt ihren Gefühlen häufig nicht genug Raum für meinen Geschmack und genau das wird auch sehr schwer für sie. Die Freundschaft der beiden ungleichen Freundinnen ist trotzdem der Anker der beiden, denn sie kennen sich schon seit der Kindheit. Ihr Unterschiedlichkeit führt auch zu Konflikten, was ich sehr authentisch dargestellt fand. Die Freundschaft hat in der Geschichte ein zentrale Rolle, genauso wie die Beziehung zu David, der eigentlich perfekt ist und perfekt passt. Mehr kann und will ich nicht verraten. ;)

FAZIT:

In fünf Jahren ist für mich wirklich eine absolute Überraschung. Ich bin froh, dass mir diese Geschichte "zugeflogen" ist. Es handelt sich hier wirklich um eine Liebesgeschichte der anderen Art. Sie hat mich einfach mitgerissen und für sich eigenommen. Viele kleine Klöße waren im Hals als ich beendet habe. Eine unbedingte Leseempfehlung! :)

Bewertung vom 07.07.2022
I Kissed Shara Wheeler
McQuiston, Casey

I Kissed Shara Wheeler


sehr gut

MEINUNG:

Die Autorin Casey McQuiston konnte mich mit Royal Blue vor einiger Zeit richtig überzeugen. Ihr zweites Buch, One Last Stop, liegt noch bei mir, aber bei I kissed Shara Wheeler konnte ich nicht widerstehen sofort zu zugreifen.

Alles beginnt mit einem Kuss von Shara Wheeler an Chloe Green. Doch danach ist Shara plötzlich spurlos verschwunden. Shara Wheeler ist die absolute Königin der Schule und die perfekte Tochter des Schuldirektors. Shara hinterlässt kryptische Nachrichten, die Chloe auf die Spur schickt Shara zu finden. Dabei lernt sie nicht Shara, sondern auch sich selbst und ihre Stadt besser kennen.

Alles beginnt mit dem Kuss. Schnell kommt raus, dass nicht nur Chloe geküsst worden ist, sondern auch noch jemand anderes. Zusammen mit Sharas Freund macht sich diese Bedarfsgemeinschaft auf die Suche nach Shara. Das Ganze ist wie eine Schnitzeljagd angelegt und fand diese Idee sehr amüsant und vor allem gut umgesetzt, denn neben dem Fließtext, gibt es auch immer wieder die rosanen Umschlägen, die man auch auf dem Cover sieht. Die Autorin beweist hier ein großes Einfallsreichtum. Neben dieser Suche lernen wir Shara ein bisschen besser kennen und schnell wird klar, dass sie vieles mit Hintergedanken macht und dass sie gar nicht so perfekt ist. Wie immer in Casey McQuistons Geschichten spielen auch Freundschaften eine große Rolle. Chloe selbst hat ihre feste Clique, aber sie gewinnt durch die Suche nach Shara noch zwei weitere dazu.

Diese Buch ist im wahrsten Sinne des Wortes eine durch und durch queere Geschichte. Zu Chloes Clique gehört auch eine nichtbinäre Person . Zum ersten mal habe ich gelesen, dass man hier das Neopronomen "sier " verwendet wird, wo im Englischen "they" Anwendung findet. Ich hielt es zunächst für einen Druckfehler, aber hinten gibt es dazu eine Erläuterung. Chloe ist selbst queer und ist eigentlich von lauter queeren Personen umgeben. Das sind vor allem ihre beiden Mütter zu nennen. Trotzdem vermisst Chloe Los Angeles, wo sie vorher gewohnt haben und vergleicht dieses ständig mit dem kleinen, engstirnigen Ort in Alabama namens False Beach, wo sie alle auf eine katholische Schule gehen.  Es ist zu spüren, dass Chloe nicht richtig ankommt und dem Ort auch keine so richtig Chance geben will. Im Laufe der Geschichte muss sie aber lernen, dass sehr wohl viel mehr gibt und dass für viele Freunde ihre Heimat ist. Der Schreibstil der Autorin ist für anfangs immer ein bisschen gewöhnungsbedürftig und brauche etwas um reinzukommen, aber dann lässt sich gut lesen.

FAZIT:

I kissed Shara Wheeler ist eine bunter, queere Highschool Geschichte, die alles bietet, was für mich solche Romane enthalten sollten: Freundschaft, Liebe, Schulalltag und der Weg zu sich selbst zu finden. Die Bücher von Casey McQuiston sind für jeden etwas, der amerikanische und vor allem zeitgemäße Geschichten mag.

Bewertung vom 29.06.2022
Morgen kann kommen
Kürthy, Ildikó von

Morgen kann kommen


gut

MEINUNG:

Ich war von Es wird Zeit richtig begeistert. In meiner Jugend habe ich auch viele andere von ihren Büchern gelesen, wie Mondscheintarif etc. Die Autorin ist älter geworden und das merkt man auch den Büchern an. Auf Morgen kann kommen habe ich mich dementsprechend sehr gefreut.

Ruth findet etwas über ihren Ehemann Karl Westphal, einen berühmten Schauspieler heraus und sie flieht zu von München zur ihrer Schwester Gloria nach Hamburg. Beide Schwestern sprechen schon lange nicht mehr miteinander, nach einem schicksalhaften Ereignis. Im Haus ihrer Schwester lernt sich auch noch Rudi kennen, den alle immer nur den Sozi nennen, kennen. Ich finde, der Klappentext greift hier ein bisschen zu viel auf. Sein anstehenden Tod habe ich erst noch erahnen müssen, da ich den Klappentext vorher nicht gelesen habe. Außerdem treffen wir wieder auf Erdal, der in der Nähe von Hamburg eine Kur macht. Dieser wiederum lädt noch seine Cousine deren pubertierende Tochter ein zu Gloria.

Für mich stand eigentlich die Beziehung zwischen Ruth und Gloria im Mittelpunkt. Ich wollte erfahren, warum sich beide entzweit haben und wie sie wieder zueinander finden. Warum sie sich entzweit haben, wird relativ schnell klar. Scheinbar liegt es an Ruths berühmten Mann Karl Westphal, der wirklich ein absolutes Scheusal von Mann, was scheinbar alle außer Ruth gesehen haben. Die Autorin lässt es an Karl kein gutes Haar, was ich teilweise absolut überzogen fand, aber vermutlich muss man dieses Buch eher mit einem Augenzwinkern lesen, denn nicht nur Karl ist sehr stereotypisiert. Natürlich betrügt er sie auch. Das ist auch der Grund, weswegen Ruth zu Gloria flieht. Am Ende kommt auch raus, wer seine Affäre ist und das waren mir ein paar zu viele Zufälle. Zwischen dem ganzen springt Paradiesvogel Erdal, der liebevolle Deutsch-Türke, den man schon aus anderen Büchern kennt. Dieses Mal war es mir mit seinen ganzen Neurosen ein wenig zu anstrengenden und er hat sich für meinen Geschmack zu sehr in den Vordergrund gedrängt. Zwischen den ganzen Personen, nicht zu vergessen der anstehende Tod des Sozis, verliert sich die Geschichte der beiden Schwestern etwas, was ich schade fand. Ich hätte mir hier mehr Tiefe gewünscht. Gefallen hat mir wieder die Aufmachung mit den schönen Aquarellzeichnungen, passend zu jedem Kapitel.

FAZIT:

Morgen kann kommen hat mich leider enttäuscht zurück gelassen. Die Geschichte um die beiden Schwestern empfand ich als zu wenig ausgestaltet. Mir haben hier die Aussprachen gefehlt, anstatt dessen wurde einfach die Geschichten von anderen Protagonisten erzählt, die wenig zur Entwicklung der Geschichte beigetragen haben. Die Story wirkte daher sehr konstruiert und wollte auf Krampf lustig sein, wo sie es nicht war. Das rettet auch Liebling Erdal nicht, der mich hier leider auch eher genervt hat.