BenutzerTop-Rezensenten Übersicht
Bewertungen
Insgesamt 37 BewertungenBewertung vom 01.02.2022 | ||
Viele Menschen haben eine mehr oder weniger realistische Einschätzung von sich selbst. So auch Zach Wells, Paläontologe, Professor, Ehemann, Vater. Besonders in seiner Rolle als Vater geht er auf, seine 12-jährige Tochter ist sein ein und alles. Er weiß selbst, dass sie seine beste Seite zum Vorschein bringt. Als Tochter Sarah jedoch eine Diagnose bekommt, die darauf hindeutet, dass sie in absehbarer Zukunft sterben muss, muss auch Vater Zach sich eingestehen, dass damit das Beste in ihm verloren gehen wird. Von dieser Angst getrieben, sucht er händeringend etwas, das seinem Leben Sinn gibt. Er setzt sich für eine Kollegin ein, die keine Festanstellung an der Universität bekommen wird. Er forscht einer Hilfsbotschaft nach, die in einer auf ebay erworbenen Jacke aufgetaucht ist. Dabei reflektiert er sich selbst oft sarkastisch, der Humor Percival Everetts ist unverkennbar. Immer wieder musste ich beim Lesen auflachen, obwohl mir auf Grund der bedrückenden Gesamtsituation zum Heulen zu Mute war. Ein wahrlich beeindruckender Roman über Trauer, Hoffnung und der Umgang mit dem eigenen Verhalten. |
||
Bewertung vom 20.10.2021 | ||
Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin Althea Gibson ist eine faszinierende Person. Daran besteht kein Zweifel. Die US-Amerikanerin aus Harlem, die in den 1950er Jahren mit Ende 20 eine der besten Tennis-Spielerinnen der Welt war, trat bereits zu Jugend-Zeiten mit dem Selbstbewusstsein einer Wimbledon-Siegerin auf. Auch wenn es noch Jahre dauern sollte, bis ihr dieser Triumph gelang. |
||
Bewertung vom 08.10.2021 | ||
Sechs Frauen in einer Arrest-Zelle. Es ist jedoch nicht irgend eine Arrest-Zelle, sondern eine in Russland. Anja, die Protagonistin des Romans, muss zehn Tage im Arrest verbringen, weil sie eine Anti-Korruptions-Demo mit veranstaltet haben soll. Zunächst eingeschüchtert von ihren Zellen Genossinnen, lernt sie die anderen Frauen in den ersten Tagen immer besser kennen. Die meisten sind ohne Führerschein Auto gefahren, mit Politik hat von den anderen niemand etwas am Hut. |
||
Bewertung vom 25.09.2021 | ||
Das Glashotel ist anders. Hauptperson Vincent ist anders. Sie verliert früh ihre Mutter, versucht ihren Weg im Leben zu finden. Dabei lernt sie sich immer besser selbst kennen. Emily St. John Mandel begegnet all ihren Figuren mit Abstand. Auch Vincent lernt der/die Lesende zunächst nicht direkt kennen. Das erste Kapitel, das eine Geschichte erzählt beschäftigt sich zunächst mit Vincents Halbbruder. Durch den dichten Schleier von Pauls eigenen Problemen, stellt St. John Mandel Vincent vor. Auf diese Art und Weise erzählt sie den gesamten Roman: Durch den Blick ganz vieler Charaktere und einen nicht linearen Umgang mit Zeit ergibt Das Glashotel am Ende ein Panorama der Geschehnisse, dessen Fokus von Lesendem zu Lesender unterschiedlich sein kann. Durch diese verschiedenen Perspektiven verwischt St. John Mandel außerdem die Grenzen zwischen Realistischem und Unrealistischem. Ein Roman, der vor Augen führt, wie unterschiedlich Menschen ein und das selbe Ereignis erleben. |
||
Bewertung vom 24.08.2021 | ||
'Der Mauersegler' ist Jasmin Schreibers zweiter Roman. Und ein zweites Mal gelingt ihr, woran so viele zuvor gescheitert sind: Sie beschäftigt sich auf einfühlsame, ehrliche und gerade deshalb sehr interessante Art mit dem Thema Tod. Doch dieses Mal kommt ein zweiter Aspekt hinzu: die Schuld. Wie umgehen, mit dem Gedanken, am Tod eines geliebten Menschen schuldig und wenn nicht schuldig, dann doch mitverantwortlich zu sein? Wie umgehen mit den Blicken der anderen und noch schlimmer, den eigenen Gedanken? |
||
Bewertung vom 04.05.2021 | ||
Der Junge, der das Universum verschlang Trent Dalton ist der Meister des Details. Mit seinem Debütroman erschafft er eine ganz eigene Welt, in dessen Mittelpunkt ein Junge steht, der einem von Anfang an sympathisch ist. Während sein Bruder August nicht spricht und stattdessen Wörter in die Luft malt, ist Eli der vorlautere der beiden. Doch so unterschiedlich sie sind: Die Brüder halten zusammen. Gegen das Drogen-Dealende Umfeld, eine heruntergekommene Wohngegend und Menschen, die ihnen das Leben schwer machen möchten. Im Rahmen dieser Handlung öffnet Dalton ein Panorama aus kleinen Geschichten, oft Geschichten in der Geschichte, er geht vom Kleinen ins Kleinste. Und doch: Egal was passiert, welche Entscheidungen getroffen und wessen Vergangenheit hervorgeholt wird, Dalton erzählt unterhaltsam, packend, lebendig. Das Buch zur Seite legen - ein absurder Gedanke. |
||
Bewertung vom 26.04.2021 | ||
Igor Levit passt nicht eins zu eins in den Klassik Betrieb. Ihm ist das klar. Dem Publikum ist das klar. Und feiert den Pianisten gerade deshalb. Aber warum eigentlich? Was macht ihn zu etwas Besonderem? "Hauskonzert" ist nun der Versuch, einer breiten Leserschaft Einblick in das Phänomen Levit zu geben - ein Versuch, der überzeugt. |
||