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buchverrückt

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2020
Geteilt durch zwei
Kunrath, Barbara

Geteilt durch zwei


sehr gut

Der Roman handelt von zwei, mittlerweile erwachsenen Frauen, die Zwillinge sind und von unterschiedlichen Familien adoptiert wurden. Nun begeben sie sich gemeinsam auf die Spuren ihrer Vergangenheit. Schon nach wenigen Seiten fällt dem Leser der sachliche, fast schon emotionslose Schreibstil auf. Erst ist das sehr irritierend, aber ich habe sehr schnell Gefallen daran gefunden. Man fragt sich unweigerlich wie es ist adoptiert zu sein, welchen Einfluss es auf das Leben, die Beziehung und die Psyche hat - bewusst oder unbewusst. Man fiebert richtig mit, es ist aufregend zu lesen, das etwas nach dem man sein ganzes Leben gesucht hat nun in greifbarer Nähe ist. Die Geschichte ist ergreifend und jede Seite geht einem sehr zu Herzen. Jede Person im Buch erlebt es auf seine Art und Weise mit unterschiedlichen Emotionen und Beweggründen. Es bleibt dennoch die ganze Zeit das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt, das sät Zweifel und Spannung pur.
Etwas, das sich durchs gesamte Buch zieht ist der Gedanke, wie anders ein Leben verlaufen könnte und wie viel Einfluss andere an dieser Entscheidung haben. Vielleicht sind Lebenswege aber auch voreingestellt.
Man begibt sich mit den Schwestern auf eine Reise ins schöne Münster, aber auch zu sich selbst und begleitet sie dabei, wie sie sich kennenlernen. Dann wendet sich das Blatt und es kommen ganz andere Probleme zum Vorschein.
Eine tolle und abwechslungsreiche Familiengeschichte, die Gegenwart fasziniert genauso wie die Reise in die Vergangenheit.
Das Buch ist absolut zu empfehlen, die Handlung zieht den Leser Seite für Seite in seinen Bann.

Bewertung vom 09.12.2019
Bülent Rambichler und der störrische Karpfen / Bülent Rambichler Bd.2
Bogner, Anja

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen / Bülent Rambichler Bd.2


sehr gut

Sowohl das Cover, als auch der Klappentext wecken direkt Assoziationen zu den Eberhofer-Krimis, die ich sehr unterhaltsam finde. Daher waren die Erwartungen hoch. Den ersten Fall Rambichlers habe ich nicht gelesen, was allerdings nicht gestört hat, da man schnell ins Geschehen hineinfindet. Man ist sofort angekommen im vermeintlich idyllischen Strunzheim. Dort findet man noch echte Persönlichkeiten, eine skurriler als die andere. Man hört den Dialekt förmlich beim Lesen, ich liebe diese Sprache einfach. "Wischkästle" für Handy ist nur einer der vielen Begriffe, die man lieb gewinnt.
Belügt Rambichler wollte keinen weiteren Fall aus Strunzheim mehr annehmen, was sich allerdings ändert, als sein Vater in den Fokus der Verdächtigen gerät.
Die kleinen Dispute zwischen Astrid und Bülent machen die Handlung noch unterhaltsamer, ganz nach dem Motto "was sich liebt, das neckt sich". Sätze wie "Bülent Ludwig! Ich glaub dir brennt der Hut. Ausgenüchtert wird bei uns immer noch daham, verstanden!" sind einfach herrlich und machen dieses Buch so witzig und unterhaltsam.
Belügt hat es schwer sich gegen seine Eltern und überhaupt alle Einwohner Sturzhelms durchzusetzen und sich Respekt zu verschaffen. Manchmal sind die Strunzheimer stumpfe Hinterwäldler, die man dennoch ins Herz schließt, denn so viel sie auch schimpfen, so sehr halten sie auch zusammen.
Die Steckbriefe und die Skizze von Strunzheim sind klasse, so findet man schnell ins Buch.
Bei Astrid und den Strunzheimern treffen Welten aufeinander, höchst amüsant. Man ist erstaunt, welche Geheimnisse so ein erzkatholisches Dorf beherbergt, es geht drunter und drüber und wird nie langweilig.
Kurzum ein tolles Buch mit einem fulminanten Ende. Das wird definitiv nicht mein letzter Provinzkrimi sein.

Bewertung vom 09.12.2019
Beinahe Liebe (eBook, ePUB)
H. Hamudi, Darius

Beinahe Liebe (eBook, ePUB)


sehr gut

Zu Beginn war ich eher skeptisch, weil ich kein Fan von Erzählungen bin, aber der Zusammenhang der Geschichten hat mich dann überzeugt. Ich habe das Buch begonnen mit der Hoffnung auf ehrliche Geschichten, keine verklärten, realitätsfremden Erzählungen über die romantische Liebe. Der Erzählstil ist sehr angenehm. Kurze, prägnante Sätze, die sofort auf den Punkt kommen. Es wird immer wieder deutlich, wie viel Macht die Liebe bzw. ihr Abhandenkommen auf uns hat. Der Alltag ändert sich, Gewohnheiten fallen weg, aber auch der Mensch an sich ändert sich. Manchmal ist das eine Chance auf bessere Zeiten. Das stellt Hamudi in seinen Geschichten sehr gut heraus.
Bei allen Situationen wird klar, dass es manchmal sehr schwer ist Herz und Verstand in Einklang zu bringen. Die Liebe lässt uns Dinge tun und denken, die wir für völlig absurd halten.
Jemanden zu lieben bedeutet nicht zwangsläufig auch immer mit dieser Person zusammen zu sein, auch unerfüllte Liebe ist leider Teil des Lebens.
Die ein oder andere Geschichte hat mich nicht komplett überzeugt, dafür haben mich andere sehr bewegt.
Die Liebe hat wohl den größten Einfluss auf uns und unser Leben. Die Liebe oder die Entstehung von Liebe scheitert so oft, mal an kleinen und mal an unüberwindbaren Hürden. All das liest man in diesem Buch. Es sind wunderbar authentische Erzählungen, von denen ich gerne noch mehr gelesen hätte. ich freue mich auf die Bankster Geschichten des Autors.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2019
Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1


ausgezeichnet

Passend zur Buchmesse erscheint das Buch "Wisting und der Tag der Vermissten" des norwegischen Autors Jörn Lier Horst. Da ich selten norwegische Krimis lese, war ich auf diesen hier sehr gespannt.
Komissar Wisting nimmt sich jedes Jahr, am Tag des Verschwindens, erneut einen alten ungeklärten Fall vor und trifft sich mit dem Mann des Opfers. Doch dieses Jahr tauchen unerwartet neue Indizien auf und der Ehemann verschwindet. Eine tolle Ausgangssituation für einen Krimi.
Wisting ist ein Vollblutermittler, der erst Ruhe findet, wenn die Wahrheit ans Licht kommt. Ein extrem spannender Fall, weil man wirklich nichts über Katharina Haugens Verschwinden weiß. Stück für Stück erfährt man mehr über den Fall, klebt derweil mit den Augen am Buch, um kein Detail zu überlesen.
Durch Wistings Detailbesessenheit hat man das Gefühl man hat die Akte selbst vor Augen. Man fiebert mit, verdächtigt jeden, auf den die Handlung kurz gelenkt wird. Bereits nach 70 Seiten nimmt das Buch die erste Wendung, mit der man so gar nicht gerechnet hat.
Wisting ist ein wahnsinnig guter Ermittler, man bewundert ihn, lernt von ihm. Er ist für den Leser wie eine Art Mentor in Bezug auf cold cases. Es tauchen immer wieder Sachverhalte und Verbindungen auf, die man nicht vorhersieht. Ein intelligenter, sehr gut durchdachter Kriminalroman. Die Ermittlungen erlebt man aus vielen verschiedenen Blickwinkeln, Stillers Perspektive, Wistings oder die der Lokalzeitung.
Tiefer kann man in die Polizeiarbeit, in Ermittlungen und in die technischen Möglichkeiten der Polizei nicht eintauchen. Die Kombination aus zwei alten, spektakulären Vermisstenfällen mit alten und neuen Ermittlungsmethoden macht dieses Buch so überzeugend. Ich habe selten so einen genialen Ermittler erlebt. Man zermartert sich den Kopf, stell Vermutungen an, ermittelt selbst aber nicht ansatzweise die richtige Lösung. Höchstspannung!
Zum Ende werden die Kapitel immer kürzer und überbieten sich gegenseitig an Spannung. Horst ist ein hervorragender Autor und wahrscheinlich auch ein großartiger Kriminalhauptkommissar. Diese Mischung führt dazu, dass ich ein großer Wisting Fan geworden bin und den nächsten Teil kaum erwarten kann.

Bewertung vom 04.12.2019
Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
Skybäck, Frida

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse


sehr gut

Das Cover ist schon klasse, mit Katze und Lesesessel, so stelle ich mir eine gemütliche Buchhandlung vor. Die Ausgangssituation berührt den Leser sehr. Martinique kümmert sich um die Buchhandlung inkl. Streunerkatze ihrer verstorbenen Freundinnen, die ihr nie gesagt hat, wie krank sie wirklich ist. Dann taucht Saras Nichte Charlotte auf, die die Buchhandlung geerbt hat.
Die Buchhandlung kann man sich bildlich vorstellen, jedes Einrichtungsstück hat seine eigene Geschichte. So müssen Buchhandlungen sein! Und auch die Charaktere haben ihre eigene Geschichte, der man im Verlauf des Buches immer näher kommt.
Charlotte ist jung Witwe geworden und diesen Verlust hat sie lange nicht verarbeiten können. Martinique und die anderen Mitarbeiter der Buchhandlung helfen ihr langsam dabei, ohne überhaupt von ihrem Schicksal zu wissen. Alles ist etwas chaotisch, dennoch übermittelt die Autorin sehr gut das Zuhausegefühl, das man in dieser Buchhandlung empfindet. Zur eigentlichen Geschichte kommt noch die spannende Tatsache, dass Charlotte ihre Nichte gar nicht kannte, da die beiden Schwestern schon lange zerstritten sind und sich vor ihrem Tod nicht mehr aussprechen konnten. Man taucht tief in die Lebensgeschichte der beiden Schwestern ein und wartet mit Spannung darauf, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
In diesem Buch geht es um viel mehr als "nur" eine Buchhandlung. Sie erzählt die Flucht nach England. Es geht um die Verarbeitung von Verlusten, um die Rettung der Buchhandlung und Freundschaft und Liebe. Alle ziehen an einem Strang. Man begleitet ein wundervolles Projekt, bei dem alle hochmotiviert sind, da die Buchhandlung ihr Lebensinhalt ist.
Dieses Buch ist nicht nur ein Buch für Liebhaber von Buchhandlungen, sondern für Fans von Familiengeschichten, Freundschaften und Liebe. Natürlich mit einem erwarteten Happy End, das dem Leser nach der letzten Seite ein schönes Gefühl im Herzen zurücklässt.

Bewertung vom 28.10.2019
Wer im Himmel auf dich wartet
Albom, Mitch

Wer im Himmel auf dich wartet


ausgezeichnet

Ich habe bereits mehrere Bücher von Mitch Album gelesen und war jedes Mal verzaubert. Es ist niemals einfach nur eine Lektüre, sondern eine Weisheit fürs Leben, die man über die Zeilen hinaus mitnimmt. Das Buch beginnt mit Annies Tod, eine Krankenpflegerin, die ihre letzten Stunden auf ihrer eigenen Hochzeit erlebt. Dort sieht sie einen Mann, der ihr als Kind das Leben rettete und schon zwanzig Jahre tot ist. Eine interessante Ausgangssituation. Dieser Todescountdown berührt einen, immer wieder ändern sich Kleinigkeiten, Sekunden im Leben die alles verändern. Das Leben ist so wertvoll.
Wir begleiten Annie bei ihrer Reise im Himmel. Man ist verzaubert von dem Buch und man kommt ins Grübeln, welche fünf Menschen man selbst im Himmel treffen würde und warum. Normalerweise habe ich es gerne so realistisch wie möglich, aber dieses Buch hat mich absolut in seinen Bann gezogen. Wie eine moderne Fabel mit Tieren und Menschen, jeder steht für etwas und leider lernt man das erst nach dem Tod.
Es geht in diesem Buch auch, aber nicht nur um Liebe, sondern um Situationen und Gefühle im Leben, die uns prägen und unser ganzes Leben bestimmen, manchmal so leise, dass wir es kaum mitbekommen.
Viele Sachen versteht man erst nach vielen Jahren oder sogar erst nach dem Tod, aber die Quintessenz ist die Tatsache, dass alles für etwas gut ist. Ein tröstender Gedanke, dass man auch nach seinem Tod eventuell Antworten auf offene Fragen des Lebens bekommt und sich so der Blickwinkel auf das eigene Leben noch einmal ändert.
Das Buch hat das schönste und traurigste Ende, das ich bisher gelesen habe und es wirkt noch sehr lange nach.

Bewertung vom 27.10.2019
Der Manndecker
Menke-Peitzmeyer, Jörg

Der Manndecker


gut

Im Roman "Der Mannsdicker" tingelt der ehemalige Fußballspieler Achim mit seinem Fußballprogramm durch Dorfkneipen, die gerade mal von einer Handvoll ortsansäßigen Hobbykickern besetzt sind. Die Gage reicht teilweise nicht einmal für ein anschließendes Besäufnis.
Vorab sei gesagt, dass ich absolut kein Fußballfan bin, dennoch hat mich das Buch neugierig gemacht. Der Humor ist eher befremdlich, wenn man sich daran gewöhnt hat, aber durchaus lustig. Achim ist zynisch und unglaublich selbstironisch. Ich mag den klischeehaften Bezug zum Sauerland, da ich selbst in der Nähe von Soest aufgewachsen bin. Sätze wie "...vielleicht war der Händedruck ja die Umarmung des Sauerlandes..." bringen mich sehr zum Lachen. Manche Witze sind wirklich gut, andere entlocken mir nicht mal ein müdes Lächeln.
Achim verkauft sich im Roman selbst als Lebemann, ist aber weit davon entfernt sein Leben wirklich im Griff zu haben. Er wirkt leicht großkotzig, als gehöre ihm die Welt, was ihn nicht wirklich sympathisch macht, aber das wird wohl auch die Intention dahinter sein. Dass er sich im Buch neu verliebt ist schön, mich stört allerdings, dass er ja immerhin noch eine Frau zuhause hat. Für mein Empfinden wird der Humor zum Ende schlechter, ein wenig als ginge dem Buch die Puste aus. Manchmal hat man aber auch Mitleid mit dem unbeholfenen Achim, weil er so viel Glück hat und es trotzdem noch vermasselt. Ein nettes Buch, das mich dennoch nicht so richtig überzeugt.

Bewertung vom 20.09.2019
Der größte Spaß, den wir je hatten
Lombardo, Claire

Der größte Spaß, den wir je hatten


ausgezeichnet

Auf diese Familiengeschichte habe ich mich sehr gefreut und das Vorwort der Autorin hat diese Freude nur noch gesteigert. Bei vier Töchtern mit einem großen Altersunterschied ist Spannung im Alltag vorprogrammiert. Da ich selbst EInzelkind bin, liebe ich diese turbulenten Geschichten aus dem Leben einer Großfamilie. Das Leben mit so vielen Frauen in einem Haus ist nicht einfach. " Eine gigantische hormonelle Hölle. Ein Marathon aus Krisen und Haarkuren.". Man taucht sofort mitten ins Familienchaos ein, ohne lange Vorstellung der Personen, was ich sehr symphatisch finde. Man findet sich auch ohne Erklärung sehr schnell in den Familienstrukturen zurecht. Die vier Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein, aber jede von ihnen hat etwas, das der Leser in sich selbst wiedererkennt. Ich habe noch nie so schnell eine Beziehung zu so vielen Figuren eines Buches aufgebaut. Selbst die vernünftige Violet hat Geheimnisse aus der Vergangenheit. Die Charaktere sind sehr vielschichtig. Claire ist der Wahnsinn, gerade einmal 30 Jahre alt und sie schriebt so erfahren und lebensecht als hätte sie schon tausend Familien beim Leben zugesehen. Ganz großes Kino! Das Buch zeigt eine glückliche Familie mit echten Hochs und Tiefs, authentischer geht es nicht. Man möchte die ganze Familie als Nachbarn oder Freunde haben und bei Familienfeiern mit ihnen an einem Tisch sitzen. Die Ehe der Eltern beinhaltet nach 40 Jahren so viele kleine, liebevolle Rituale im Alltag, von denen man sich für die eigene Beziehung inspirieren lassen sollte. Claire Lombardo ist ein Ausnahmetalent mit hervorragender Beobachtungsgabe fürs Zwischenmenschliche. Ohne dass man sich dagegen wehren kann wächst einem diese Familie Seite für Seite mehr ans Herz. Ein paar der Familienprobleme hat man selbst schon erlebt, bei anderen ist man froh sie nicht zu haben und dankbar. So oder so identifiziert man sich mit jedem Familienmitglied auf seine eigene Art.
Dieses Buch wirkt wie ein Auszug aus dem eigenen Leben. In dieser Familie ist immer etwas los und wir sind live dabei.
Am Ende wird einem bewusst, wie wichtig Familie ist und das man zusammenhalten muss, egal was passiert. Ein interessanter Aspekt ist, dass sich der Roman nur auf die innere Familie bezieht. Freunde und entfernte Verwandte werden nicht weiter erwähnt, sodass man nicht von zu vielen Figuren überfordert wird.
Ich liebe dieses Buch und ich bin sehr beeindruckt von dem Schreibstil. Claire Lombardo ist ab sofort eine meiner Lieblingsautorinnen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2019
Ein anderer Takt
Kelley, William Melvin

Ein anderer Takt


sehr gut

Ein anderer Takt erzählt die Geschichte einer Kleinstadt, in der alle Schwarzen ihren Besitz zerstören und die Stadt gesammelt verlassen.
Das Vorwort erläutert uns, was für ein Mensch William Kelley war. Man freut sich dadurch noch mehr auf das Buch und die spannende Geschichte.
Die Arroganz mit der die anderen Bewohner behaupten, man bräuchte die Schwarzen sowieso nicht ist einfach unfassbar und macht richtig wütend. Während der gesamten Lektüre ist man sich der bestürzenden Aktualität des Themas bewusst.
Die Sprache ist sehr derb und rassistisch, man zuckt beim Lesen zusammen, weil man solche Begriffe nicht lesen möchte. Dennoch taucht man dadurch tief in die damalige Situation ein und es wird nichts beschönigt. Das Buch hat mich ab der ersten Seite gefangen genommen.
Die Geschichte wird aus Sicht der Weißen erzählt, sie sind unbedarft und naiv und wissen gar nicht wie ihnen geschieht. Das ist natürlich keine Entschuldigung für ihr unmögliches, abstoßendes Verhalten. Ausgerechnet in diesem naiven Umfeld hat der kleine 8-Jährige, der von allen nur Mister Leland genannt wird, hat eine tolle Beobachtungsgabe, dadurch wird das Geschehen für den Lese sehr greifbar und authentisch. Besonders schlimm war es für mich zu erleben, wie die Kinder der Stadt am Anfang noch vorurteilsfrei sind und alle Menschen gleich behandeln, aber dennoch durch die Erwachsenen so vertraut mit alltäglicher Diskriminierung sind. Man ist bestürzt, wütend, traurig und fühlt sich hilflos.
Der Schreibstil Kelleys ist geprägt durch seine Intelligenz. Die Sätze sind kurz, aber sie machen nachdenklich und sind so tiefgründig, dass sie noch lange nachwirken.
Dieses Buch sollte jeder mindestens einmal gelesen haben. Es ist so wertvoll, dass es nie in Vergessenheit geraten darf. Zum Glück gibt es auch hier den ein oder anderen, der sich gegen Rassismus wehrt, aber das kompensiert leider nicht die Dummheit der Masse.
Ein berührendes, aktuelles Buch, das mich sehr berührt hat.

Bewertung vom 06.09.2019
Letzte Rettung: Paris
deWitt, Patrick

Letzte Rettung: Paris


sehr gut

Das Buch handelt von Frances und Malcolm und ihr neues Leben in Paris. Bei den beiden ist einer merkwürdiger, als der andere. Bereits im ersten Kapitel klaut Malcolm der Gastgeberin einer Party ein gerahmtes Foto vom Nachttisch. Man weiß nicht, ob man das komisch finden soll oder erschrocken ist und dieses Gefühl bleibt einem während der gesamten Lektüre. Die Dialoge der beiden sind völlig absurd, etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gelesen. Man fragt sich ernsthaft, warum so viele Menschen um die Freundschaft und Anerkennung dieser komischen Vögel buhlen. Sätze wie " Darf ich Ihnen etwas zu essen bringen, mein Herr? ""ich esse den Scotch" machen dieses Buch zu einem wahren Lesevergnügen. Ich weiß nicht, wen von beiden ich skuriler finde, aber beide sind wahsinnig unterhaltsam. Man kann sich diesem seltsamen Verhalten nicht entziehen, ist völlig fasziniert und will immer mehr davon lesen. Nach 100 Seiten weiß man immer noch nicht, was man von dieser Mutter-Sohn-Beziehung halten soll.
Auch das Cover ist äußerst passend, die Figuren wirken wie Karrikaturen ihrerselbst. Die komische Katze, die die Reinkarnation des verstorbenen Ehemannes ist, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Jede Situation ist noch skuriller, als die vorherige. Auch die derbe Sprache der beiden gefällt mir gut, beide nehmen kein Blatt vor den Mund. Sehr erfrischend! Es wird stetig seltsamer und der Höhepunkt ist erreicht, als sich all diese verrückten Charaktere im selben Raum befinden. Trotzdem überrascht das Buch mit ehrlichen und tiefgründigen Gesprächen. Nach der letzten Seite habe ich mich dazu entschieden Frances und Malcom sehr merkwürdig, aber dennoch ziemlich cool zu finden. Noch nie war "einen an der Klatsche haben" so symphatisch und selten habe ich so zwischen Kopfschütteln und Totlachen geschwankt.