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Benutzername: 
ElliP
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2023
Die Regeln des Spiels
Whitehead, Colson

Die Regeln des Spiels


sehr gut

Dies ist der zweite Band einer Trilogie, die im schwarzen Harlem in den 60-ger und 70-ger Jahren spielt, die Hauptperson, Ray Carney, wächst in einem kriminellen Milieu heran und kämpft als Reisender zwischen den Welten um seine eigene Position als rechtschaffener Familienvater und Möbelverkäufer, gleichzeitig als nebenberuflicher Hehler. Daneben geht es immer wieder um Diskriminierungserfahrungen, die er als Schwarzer erleben muss. Allerdings ist das Buch auch gut verständlich, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, in unauffälligen Rückblicken kann man die Zusammenhänge sich erschließen.
Der Roman besteht aus drei nur lose verbunden Teilen, in den jeweils unterschiedliche Personen und Geschehnisse in den Vordergrund rücken, das Personal und der Grundschauplatz tauchen aber immer wieder auf und geben dem Leser ein Gefühl der Kontinuität und die Befriedigung, die einzelnen Strängen selbst zusammen zu bringen. Die einzelnen Gestalten werden so aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, ich habe dadurch auch sehr zwielichtige und teilweise abstoßend handelnde Charaktere ins Herz geschlossen. Besonders Ray Carney sticht als sehr vielschichtig und in all dem Chaos menschlich heraus, man beobachtet seine Entwicklung mit Anteilnahme, aber auch mit Bedauern: Es zeigt sich, wie schwer es ist, seine eigenen Standards in diesem Balanceakt zu halten, der Titel der Originalausgabe „Crook Manifesto“ drückt dieses Thema noch schöner aus als die deutsche Übersetzung, die nicht immer gelungen ist.
Insgesamt fand ich das Buch faszinierend, ein Einblick in eine fremde, sehr schnelle und bunte, aber auch gefährliche und harte Welt. Die selbstverständliche Beschreibung von teilweise brutaler Gewalt mutet mir fremd und unangenehm an, wobei vieles durch Humor eine Distanz und vielleicht sogar unpassende Leichtigkeit bekommt. Auf jeden Fall macht es Lust auf die anderen Bänder der Reihe, ich möchte gern wissen, wie es Ray und den anderen im weiteren Leben ergeht.

Bewertung vom 05.10.2023
Schattenriss
Prammer, Theresa

Schattenriss


sehr gut

Eine Verkettung ungünstiger Zufälle
Toni Lorenz und Edgar Brehm, ein kriminalistisches Dream-Team, die junge Schauspielschülerin und der alternde Ex-Polizist, arbeiten zusammen an ihrem zweiten Fall in der Landeshauptstadt.
Schon auf dem Cover begegnet uns Wien bei Nacht: Wir befinden uns direkt am Prater, der Ort des Verbrechens, und durch die Blaufärbung ist die Stimmung eher geheimnisvoll und düster im Gegensatz zum sonst gewohnten Ort des Glücks. Schon der Titel ist spannend und man möchte erfahren, was es mit diesem Riss auf sich hat - auch geheimnisvoll und vielversprechend.
Die Geschichte um die Jugendlichen Julian und Anne-Sophie ist mysteriös, zählt Julian zu den Guten oder Bösen? Wer schreibt diese seltsamen, verstörenden Tagebucheinträge? Ein religiöser Fantatiker? Der Mörder? Oder sind es bloß kurze Reflexionen? Stammen sie von Julian? Von Sophie oder von einem dritten? Spannend auch der Einschnitt mit der Freundin, die angeblich im Drogenrausch war und sich an den Verbleib der Freundin nicht mehr erinnern konnte – alles scheint möglich und nichts ist Gewissheit.
So schlagen sich die beiden Detektive durch die unglaublichen Vorfälle, gehen Fährten nach, verwerfen eindeutige Hinweise, sie haben es mit unfreundlichen Polizisten, griesgrämigen Ex-Kollegen, entfremdeten Töchtern und Eltern, unliebsamen Bekannten, karrieregeilen Kommissaren und neugierigen Nachbarn zu tun, ein Priester verfechtet das Beichtgeheimnis seines Schützlings und ersten Verdächtigen, eine werdende Mutter verschweigt ihren neuen Partner und wird beim Sex ertappt – unglaublich actionreich, spannend und kurzweilig liest sich der Krimi und bleibt ein Pageturner bis zur bitteren Auflösung und zum versöhnlichen Ende..
Ich konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen und bin erfreut und überrascht vom Ausgang!
Theresa Prammers Kriminalroman „Schattenriss“ bietet Spannung bis zum Schluss und eine logische, nachvollziehbare Aufklärung der verwickelten Verstrickungen, der Krimifan kommt auf seine Kosten: eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.09.2023
Die Unbändigen
Hart, Emilia

Die Unbändigen


gut

Wie bei Puccini – die starken Frauen sind die Sympathieträgerinnen, haben Herz, Verstand und Intuition, sind voller Liebe und ungeahnter Kräfte, sie schlagen sich durch, kommen zum Ziel, auch wenn dieses teilweise im Opfertod, in der Selbstaufgabe oder im Leiden besteht, und fast alle Männer – nun ja, kannst du in die Tonne klopfen...
Was aber um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert vielleicht noch revolutionär und ungewöhnlich war, ist heutzutage Mainstream und ich kann verstehen, dass der Roman „Die Unbändigen“ von Emilia Hart vor allem Frauen entzückt.
Und das ist auch nachvollziehbar, denn der Roman ist ein Pageturner, der durch seine kurzen Kapitel, die klare, unaufgeregte Sprache und die wechselnden Perspektiven und Zeitalter besticht.
Kurzweilig, spannend versteht Emilia Hart es, in ihrem Debütroman die düstere und z.T. beängstigende Atmosphäre im Schloss, in dem einsamen Cottage, in der anonymen Großstadt zu schildern, und ein Eintauchen in die Geschichte gelingt. Wie im Märchen wird das Gute belohnt und das Böse bestraft, alles bleibt eher schwarz-weiß und der Gerechtigkeitssinn der Leserin wird befriedigt. Nuancen oder Grau-Schattierungen sind nicht zu entdecken, es gibt keine Widersprüche oder Veränderungen der Protagonisten, außer, dass sie im Laufe der Zeit ihre wahre Stärke und Unabhängigkeit entdecken. Die losen Enden laufen zum Schluss zu einem roten Faden zusammen, man / frau kann aufatmen, man hat es ja geahnt, so kommt doch noch alles zu seinem erhofften bzw. versöhnlichem Ende. Und wenn sie nicht gestorben sind...
Ein Roman für alle, die sich gerne vom Gefühl überwältigen lassen, mit den Figuren mitleiden, hoffen und sich in andere Orte und Zeiten entführen lassen.

Bewertung vom 22.08.2023
Zwischen den Sommern / Heimkehr-Trilogie Bd.2
Hennig von Lange, Alexa

Zwischen den Sommern / Heimkehr-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Inspiriert durch die 130 Kassetten, die ihre Großmutter am Ende ihres Lebens über ihr gesamtes Leben und auch über die Erlebnisse während des Nationalsozialismus‘ besprochen hat, verfasste Alexa Hennig von Lange den ersten und zweiten Teil der Heimkehr-Trilogie, die von den 20-er Jahren bis in die Nachkriegszeit spielt. Ein dritter Band soll folgen. Dieser zweite Band kann auch unabhängig vom ersten Band gelesen werden.
Klara, die Hauptperson der Vergangenheit, Leiterin eines linientreuen Frauenbildungsheims, versucht ihre Schülerinnen zu schützen und stärken und stößt dabei immer wieder an ihre Grenzen, behält aber nach Außen ihre Zuversicht und ihren Mut. Der historische Roman beschäftigt sich mit dem Dilemma des Pflichtgefühls versus der Zweifel, die immer stärker zutage treten und an ihr nagen, je mehr sie die Machenschaften der Nazis durchschaut und die Zeit voran schreitet. Sie war Teil des Systems, hat sich nicht offen gegen das Regime gestellt. Die Suche nach dem rechten Weg, der Versuch zu helfen, die täglichen Schwierigkeiten zu meistern und Hilfsbedürftigen zu helfen und dabei die eigene Position nicht zu gefährden stehen inhaltlich im Zentrum des Romans.
Auf der zweiten Zeitebene erleben wir die Enkelin Isabell, die die tote Großmutter sowie deren Tonbandkassetten findet und sich mit ihnen auseinandersetzt, sich dabei der unbekannten und strengen Frau annähert, sie zu verstehen sucht. Sie hinterfragt ihre eigene Abstammung, taucht in die Vergangenheit ein und verbindet sich mit ihrer Großmutter und deren Geschichte emotional.
Es geht in diesem Roman um eine Annäherung an die Zeit des Nationalsozialismus‘ und ihre Auswirkungen auf den Einzelnen, Folgen und unterschiedliche Reaktionen, das große Schweigen über die Schrecken des Krieges und die eigene Beteiligung oder sogar Schuld, das Unverständnis der Nachgeborenen. Die Generation der Enkelin nähert sich hierbei der Großmutter an und aus Distanz und Unverständnis erwächst langsam eine Nähe, ein Verständnis und eine Auseinandersetzung mit den Schrecken, die keiner wirklich nachvollziehen kann, der diese Zeit nicht selbst erlebt hat.
Die Lebenserinnerungen der realen Großmutter bilden die Basis für dieses fiktionale Werk, aber Hennig von Lange hat dennoch eine Romanfigur erschaffen, deren Träume, Wünsche und Hoffnungen dargestellt.
Verstrickungen mit dem politischen System werden deutlich und es geht immer wieder um den inneren Zwiespalt, wie sich ein Mensch in einer besonderen Situation entscheidet, verhält und wie er auch über sich selbst in Ausnahmesituationen hinauswachsen kann.
Eine Leseempfehlung besonders auch für junge Menschen, denen diese Zeiten noch ferner sind, denn durch die Augen der Enkelin, die in der Gegenwart verankert ist, dürfen wir zu Erkenntnis, Verständnis, emotionaler Öffnung gelangen.

Bewertung vom 20.08.2023
Die Bücherjägerin
Beer, Elisabeth

Die Bücherjägerin


sehr gut

Nach dem Tod der Wissenschaftler-Eltern wachsen die beiden Schwestern bei der unkonventionellen, schrill-bunten Tante Amalie auf, die ein Antiquariat voller Eifer und Liebe zu alten Büchern betreibt. Sarah teilt diese Leidenschaft und wird auch Restauratorin, Antiquarin und beide arbeiten gemeinsam in der wunderschönen, alten und chaotischen Villa. Die geliebte Tante stirbt allerdings plötzlich und Sarahs Lebensmittelpunkt bricht weg – beste Freundin, Kollegin, Mitbewohnerin, Herzensmensch – und sie, die autistische Züge trägt, muss nun lernen, auf sich selbst gestellt das Leben zu ertragen, sich zu behaupten, einen Sinn zu finden. Aufgrund ihrer Schwierigkeiten, Menschen zu verstehen und deren Verhalten und Gefühle zu interpretieren und einzuschätzen und ihrer sozialen Ängste ist der Tod eine Katastrophe und hinterlässt eine riesige Leere in ihrem Alltag. Da ergibt sich eine unglaubliche Chance und gemeinsam mit dem freundlichen und gebildeten Benjamin Ballantyne, einem Bibliothekar der British Library, begibt sie sich auf die Suche nach einem verschollenen Teil einer mittelalterlichen Landkarte, von dem Amalia vor ihrem Ableben Wind bekommen hatte.
Roadtrip, Entwicklungsroman, Abenteuer und Schatzsuche, die Liebe zu Büchern und dem Wahren und Schönen, der Abschied vom geliebten Menschen und die damit verbundene Trauerarbeit – diese entschleunigte Fahrt wird immer wieder durch Rückblenden durchbrochen und wir tauchen in Gegenwart und Vergangenheit ein, lernen die trubelig-toughe Tante und die beiden Schwestern kennen, erleben Ben und die sich entwickelnde Beziehung zwischen den beiden Booklovern.
Elisabeth Beers Roman „Die Bücherjägerin“ liest sich flüssig und unterhält bestens, ein Abtauchen in eine Welt voller unaufgeregter Abenteuer, Humor, Menschlichkeit, mit sympathischen Protagonisten und einer beglückenden Botschaft.

Bewertung vom 16.08.2023
Hotel Silence
Ólafsdóttir, Auður Ava

Hotel Silence


ausgezeichnet

Zart, melancholisch und doch voller Lebensbejahung und der Suche nach dem Sinn, voller Humor, Skurrilitäten und mit grandiosem Sprachgefühl.
Ich bin begeistert!
Auf dem Weg zu seiner längsten Reise begleiten wir Jonas, den Ich-Erzähler und Anti-Helden: „Eigentlich fahre ich weg. Auf eine Reise.“
Was für ein gelungener Einstieg – der Roman hat mich total gepackt und ich finde Auður Ava Ólafsdóttirs Sprache großartig – immer wieder möchte ich mir Zitate notieren und der Inhalt ist voller Überraschungen und Spannung.
Die Selbstmordabsichten des Erzählers werden regelmäßig erwähnt: Er ist auf der Suche nach der passenden Gelegenheit und dem passenden Ort, da er keinen Grund mehr zu leben hat, selbst Sonnenuntergänge oder freundliche Nachbarn können nicht helfen. Stattdessen borgt er sich ein Gewehr, ihm fällt aber erstmal gar nicht auf, dass die Munition fehlt, hat ja auch noch nie geschossen.
Die drei Gudruns in seinem Leben – Mutter, Frau, Tochter, die nicht die seine ist, was er aber erst im Moment der Trennung von der Mutter erfährt, haben ihn stark geprägt, besonders die Tochter liebt er sehr. „Meine Tochter braucht keinen Vater, sondern einen Freund. Meine Aufgabe ist beendet.“ Er kann keinen Sinn in seinem Leben mehr erkennen, deshalb beschäftigt er sich mit dem Gedanken an seinen eigenen Tod und plant diesen akribisch:
„Ich packe für eine Leiche. (...) Keine Sonnencreme und kein Rasierapparat. Keine Kamera und kein Handy. Es wird unmöglich sein, mich zu erreichen.“
Bei der Fahrt in ein Kriegsgebiet lässt er Wesentliches zuhause, packt aber seinen Werkzeugkoffer ein, um einen Haken an die Decke zu bohren... ob er ihn vielleicht doch sinnvoller einsetzen kann?

Die abstrusen, originellen Gedanken der Autorin gefallen mir ungemein und überraschen immer wieder durch ihre Simplizität und Ungewöhnlichkeit: Svanur (der eigenbrötlerische, aber sympathische Nachbar) über die besten Momente im Leben: „Das ist wie im Mutterleib zu liegen. Man ist sicher. Man muss nicht geboren werden. Man muss nicht raus.“
Immer wieder sehr komisch, ein trockener, schwarzer Humor - für mich wirkt das Buch trotz des schweren Themas nicht düster oder traurig. Die Tragik wird immer wieder durchbrochen, es ist eher skurril, etwas makaber, schräg und auch voller Sprachwitz - im Sinne der Serie "Six Feet under".
Eine klare Leseempfehlung für alle, die Sinn und Freude an den Feinheiten der Sprache, Klarheit und Eleganz, an teilweise morbiden, originellen und doch so wahren Überlegen und Gedanken haben.

Bewertung vom 16.08.2023
TREU
Hornscheidt, Sven

TREU


sehr gut

Fünf junge Menschen auf der Suche nach sich selbst, dem Sinn des Lebens, nach Liebe, Freundschaft, Anerkennung. Mystery, Coming of Age, Thriller, Albträume, die die Schrecken der Vergangenheit thematisieren. Gab es einen Unfall? Ein Verbrechen? Schuld und Sühne? Auf dem Weg zur Erkenntnis verirrt sich Lukas, er muss die Zeichen deuten und begibt sich in gefährliche Situationen ohne auf Unterstützung hoffen zu können. Er ist aber auch ein Getriebener, der seinen Drang nach Wahrheit nicht unterdrücken kann und sich immer wieder in Gefahr begibt.
Kann er auf eine Unterstützung von außen hoffen? Die Geheimnisse der Vergangenheit entwirren? Findet er zu seinem Freund zurück und kann Freundschaft auch schwierige Phasen überwinden? Was bedeutet Vertrauen, Bindung, Liebe, sexuelle Anziehung?
Unterschiedliche Perspektiven und Zeitebenen bilden ein Kaleidoskop und der Leser entwirrt nach und nach die Geheimnisse und Verstrickungen von Vergangenheit und Gegenwart. Spannend und kurzweilig geschrieben empfehle ich diesen ungewöhnlichen Roman, der sich auch ganz en passant und unaufgeregt mit dem Thema des Coming Outs und den damit verbundenen widerstreitenden Gefühlen des Protagonisten auseinandersetzt. Hornscheidt schafft es, den Leser zu packen und gestaltet einen Pageturner, bei dem man mitdenken muss und den man mit seinen kurzen, fesselnden Abschnitten nicht zur Seite legen möchte.

Bewertung vom 15.08.2023
Der Hipster von der traurigen Gestalt
Gascón, Daniel Rodriguez

Der Hipster von der traurigen Gestalt


weniger gut

Was hat „Der Hipster“ mit der großen Vorlage des Ritters von der traurigen Gestalt zu tun? Ein Träumer, Idealist, Romantiker, der vom Guten überzeugt ist, für das Wahre und Schöne kämpft, nicht zögert und mutig für seine Überzeugungen und seine ferne Geliebte einsteht?
Die Parallelen finden sich bei Cervantes, aber der Hipster kann nicht mithalten. Er kreist zu sehr um sich selbst, seine eigene kleine Welt, seine Überzeugungen von richtig und falsch, die er anderen überstülpen möchte. Unser Held auf der Flucht vor der Großstadt hat seine Ideale und Ideen im Gepäck und möchte sich im neuen Umfeld, auf dem Land bei seiner Tante, umsetzen. Enrique ist allerdings der belächelte Exot, der skurril und weltfremd seine Erfahrungen und Überzeugungen auf die Dorfgemeinschaft und die tradierten Regeln und Ansichten übertragen will. Kann das funktionieren? Kann eine artifizielle Großstadtpflanze dem Dorf den entscheidenden Impuls geben, um den richtigen Schritt für eine erfolgreiche Zukunftsvision zu entwerfen?
Die Begegnungen verlaufen voller Komik und beidseitigem Unverständnis, aber ein roter Faden führt nicht durch die Geschichte und die Abenteuer des modernen Ritters. Was will dieser Roman eigentlich? Aufklären, unterhalten oder sinnlos gegen Windmühlen kämpfen? Pointen und verbale Leuchtfeuer reihen sich aneinander, aber ich tappe im Dunkeln und zerbreche mir den Kopf darüber, was mir Daniel Gascón, der Roman und der Hipster eigentlich sagen wollen.

Bewertung vom 19.07.2023
Glücksorte in und um Limburg
Steffens, Nicole

Glücksorte in und um Limburg


ausgezeichnet

Kein typischer Reiseführer, der im Baedecker-Stil alle Kulturhighlights und Must-Sees aufzählt, sondern ein frischer, origineller Reisebegleiter, der schon beim ersten Blättern Lust darauf macht, viele der vorgeschlagenen Reiseziele rund um Limburg zu besuchen. Unkonventionell und farbenfroh gibt es viele kleine und große Orte, Museen, Schlösser, Wanderwege und Freizeitmöglichkeiten, von denen einige eher unbekannt sind, wahre Geheimtipps für die Erkundung der Gegend in und um Limburg, von Montabaur über Schönborn bis nach Bad Camberg und fast bis nach Wetzlar. Und diese Ziele sind so abwechslungsreich, dass für jeden etwas dabei ist – ob Kulturspezialist, Naturbursche, Sportler, Schlemmer oder Großfamilie – für jeden Geschmack und jede Preisklasse ist etwas dabei und das macht den Reiseführer so besonders.
Die Aufmachung ist liebevoll und ausgewählt, viele Fotos ergänzen die Beschreibungen, praktische Tipps rund um die Organisation von Ausflügen erleichtern die Planung.
Eine Leseempfehlung für alle, die eine längere oder kürzere Zeit inmitten Deutschlands planen und offen für neue Anregungen und Reiseziele sind.
Beim Blättern werden Wünsche wach und ich freue mich schon auf die vielen Glücksmomente in und um Limburg!

Bewertung vom 10.07.2023
Der Flussmann
Crueger, Hardy

Der Flussmann


ausgezeichnet

Von Anfang an ist der Leser gefesselt – Robin kommt nicht nach Hause und seine junge Frau Denise macht sich Sorgen. Wo bleibt er? Warum kommt er nicht? Was ist nach der Betriebsfeier passiert? Die Unruhe wird zur Panik, Freunde, Bekannte, Familienmitglieder werden informiert und befragt und auch die Polizei findet vorerst nichts. Doch nach dem schrecklichen Fund, der alle Hoffnungen zunichte macht, beginnt die Suche nach der Wahrheit. Was ist geschehen? Wer hat ein Motiv? War es Suizid? Ist Denise in das Verbrechen verwickelt? In alle Richtungen wird ermittelt, aber eine schnelle Lösung lässt sich nicht finden. Stattdessen tauchen Hypothesen auf, kommen negative Meldungen aus dem Netz zu Wort, werden Vermutungen sowie Verdächtigungen angestellt. Denise versucht, mit Hilfe ihrer Follower auf eigene Faust zu ermitteln, da sie der Polizei nicht trauen kann. Aber geht sie zu weit? Schafft sie den Absprung zur rechten Zeit? Sie bringt sich selbst in Gefahr, um die Wahrheit herauszufinden, fordert das Schicksal heraus und der Leser versucht herauszufinden, was Realität, was Wahn ist, wem er trauen kann und wer ein doppeltes Spiel treibt.
Hardy Crueger schreibt dicht und spannend. Perspektivwechsel unterstützen die geheimnisvolle Stimmung und das düstere Setting rund um die Oker in Braunschweig lässt nicht nur Braunschweig-Kenner und Fans die Landschaft plastisch vor Augen treten.
Auch die verschiedenen Stimmen und Positionen vermischen sich nicht nur in Denises Kopf, sie regen die Fantasie des Lesers an und lassen mitfiebern, miträtseln und jagen wohlige Momente des Schauderns und Entsetzens über jeden Thriller-Lover.

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