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Claire

Bewertungen

Insgesamt 96 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2022
Genuine Madness
Miller, Tobias

Genuine Madness


weniger gut

Was wäre, wenn die Gesellschaft nur noch in 2 Klassen aufgeteilt werden würde? Wie würden die Menschen aufeinander reagieren? Mit Hilfe und Verständnis? Oder mit Hass, Neid, Mißgunst und Herabwürdigung?

Diesem Thema hat sich der Autor Tobias Miller gewidmet und die Menschen in seinem dystopischen Thriller „Genuine Madness“ in Smarts und Lames eingeteilt. Den Smarts steht die Welt offen, sie können alles erreichen was sie wollen und müssen sich keine Sorgen machen. Die Lames haben es da nicht so gut - Geldnot, Hunger, harte Arbeit und ein Leben am Existenzminimum sind für sie Alltag. Was das mit den Menschen macht, verspürt John, der ein Lame ist, am eigenen Leib. Er möchte unbedingt ein Smart werden und der Leser darf ihn bei seinem Versuch dazu begleiten.

Die Grundidee gefällt mir sehr gut. Sie regt zum Nachdenken an, da die Möglichkeit einer Zweiklassengesellschaft leider gar nicht so abwegig ist. Daumen hoch für den Autor, dass er sich diesem Thema widmet und mit seinem Buch darauf aufmerksam machen möchte.

Leider gefällt mir die Umsetzung nicht, was zum größten Teil am Schreibstil liegt.
Die Sätze sind kurz und kommen direkt auf den Punkt, wodurch sich das Buch schnell lesen lässt. Aber die Szenenwechsel sind viel zu schnell, wodurch ich kaum Möglichkeit habe, mich in eine Situation richtig hineinzufühlen. Kleinigkeiten widerum, wie das Funktionieren eines Flugzeugs oder das Öffnen eines Gullydeckels, werden dafür plötzlich drei Seiten lang ausführlich beschrieben. Auch werde ich mit den Protagonisten nicht warm. Es fehlt ihnen an Tiefgang, Emotionen kommen hier viel zu kurz. So kann ich keinerlei Sympathien für die einzelnen Figuren aufbringen und sie werden auch unglaubwürdig. Ein Mensch, von dem kaum mal erwähnt wird dass er großartig Kontakt zu John hatte, stirbt und hinterlässt plötzlich eine Lücke in dessen Leben? Das nehme ich John überhaupt nicht ab. Generell fällt es mir schwer, bei den Protagonisten in diesem Buch nicht den Moralfinger zu heben.

Dazu kommen Logikfehler - John muss sein Zuhause bei einer Blitzaktion verlassen. Er weiß vorher also gar nicht, dass er nicht wieder nach Hause kommen wird. Er hat nie wieder Kontakt zu seiner Familie. Wo hat er dann aber den Schreibtisch seines Großvaters her, der als Erbstück in seiner Wohnung steht?
Auch einige Grammatikfehler und seeeehr viele Flüchtigkeitsfehler (vergessene Worte oder Buchstaben) kommen mir in diesem Buch immer wieder unter, was zum Ende hin immer schlimmer wurde. Als ob der Autor es eilig hatte, die Story schnell zu Ende zu bringen. Das hat meinen Lesespaß echt ausgebremst und macht den Eindruck, als ob dieses Buch kein Lektorat von innen gesehen hat (obwohl in den Danksagungen steht, dass es das sehr wohl hat). Mir kommt es eher vor wie eine Selbstveröffentlichung, die von niemandem gegengelesen wurde.
Generell hat mir auch der Spannungsbogen gefehlt. Er blieb für mich zu 2/3 immer gleich, eher wie ein Roman als ein Thriller. Zum Schluß kam dann aber doch noch Spannung auf. Das Ende selbst fand ich im Großen und Ganzen in Ordnung, mehr aber auch nicht. Einige Erzählstränge wurden für mich nicht richtig aufgeklärt, als ob der Autor da selber keine Idee hatte, was das eigentlich sollte oder wie es damit weitergehen könnte.

Toll fand ich grundsätzlich die Ideen des Autors. Fantasie kann man ihm absolut nicht absprechen. Er hat sich Gedanken gemacht, wie so eine Welt in der Zukunft aussehen könnte und dies dann auch realistisch umgesetzt. Besonders die Technik-Gadgets haben mir gut gefallen, denn sie sind nicht so abgehoben, dass sie unglaubwürdig wirken würden. Insgesamt kann man sich gut vorstellen, dass eine Zweiklassengesellschaft tatsächlich so aussehen könnte, wie der Autor es beschreibt. Und ich kann nur hoffen, dass es nicht soweit kommt.

Mein Fazit: für mich war das leider nichts, zuviele Fehler und eindimensionale Figuren haben mein Lesevergnügen geschmälert. Aber ein wichtiges Thema wurde angesprochen und die Ideen dafü

Bewertung vom 16.01.2022
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


sehr gut

Kennen Sie das? Man liest ein Buch und es ist auch wirklich spannend, aber trotzdem hat man das Gefühl, man hätte es schon gelesen? Oft ähneln sich die Thriller, denn irgendwie ist ja alles schon mal dagewesen.
Nicht so bei „Thirteen“ von Steve Cavanagh. Endlich mal ein Buch mit einem neuen Plot, einer neuen Idee, einer Story die man nicht schon zig mal so oder so ähnlich schon gelesen hat. Und dazu auch noch von Anfang bis Ende spannend! Aus Zeitgründen musste ich zwischendurch immer mal beim lesen pausieren, was mich jedesmal geärgert hat. Wollte ich doch Eddie Flynn, den Strafverteidiger, bei diesem spannenden Fall unbedingt begleiten! Ein Serienkiller der sich in die Jury schleicht, um einen Unschuldigen für seine Taten hinter Gitter zu bringen. Großartige Idee, die mir so noch nirgendwo untergekommen ist.

Bisher bin ich weder auf den Autor, noch auf die Eddie-Flynn-Reihe aufmerksam geworden und ich verstehe gar nicht, wie mir DAS entgehen konnte. Als eingefleischte Thriller-Leserin fast schon ein Frevel, denn das Buch war wirklich richtig gut. Eddie Flynn war mir von Anfang an sympathisch. Er ist kein Superheld, sondern ein normaler Mensch mit Ecken und Kanten und das macht ihn nahbar und realistisch. Er steht zu seinen Fehlern, kann dabei aber oft nicht aus seiner eigenen Haut und ich denke, das kennen wir alle. Trotzdem setzt er alles daran seine Fehler und seine Prinzipien irgendwie unter einen Hut zu bekommen, auch wenn er dafür manchmal selber zurückstecken muss. Er ist nicht perfekt, aber sein Herz sitzt am rechten Fleck und ich habe ihn im Laufe der Geschichte immer mehr in mein eigenes Herz geschlossen. Auch die anderen Protagonisten gefallen mir gut und sind realistisch dargestellt, doch die Geschichte wird eindeutig von Eddie getragen.

Dazu trägt natürlich bei, dass der Großteil der Story aus Eddies Sicht geschrieben ist. Allerdings trägt die Ich-Erzählung in diesem Fall nicht dazu bei, dass ich mich als Teil der Geschichte empfinde, sondern es ist für mich eher, als ob Eddie mir alles erzählt. Beim lesen hatte ich tatsächlich ständig seine Stimme im Ohr. Er erzählt in kurzen und prägnanten Sätzen, die mich seine Denkweise gut nachvollziehen lassen.
Zwischendurch gibt es auch immer wieder kurze Kapitel, in denen man den Mörder beobachten kann. Hier hört die Ich-Erzählung auf, was mir gut gefällt, so gibt es eine klare Abgrenzung und man kommt beim lesen nicht durcheinander. Die „Mörder-Kapitel“ sind spannend, denn man erfährt immer nur einen Bruchteil dessen, was der Mörder eigentlich plant. Es wird immer nur der nächste Schritt erzählt, wenn überhaupt. Das große Ganze bleibt dem Leser lange verborgen, so kommt es immer wieder zu Überraschungen beim lesen.

Manchmal ist die Story nahe an der Grenze zur Unglaubwürdigkeit. Aber sie überschreitet diese Grenze nie. Es ist eher so als denkt man „Unwahrscheinlich? Ja. Aber eben doch nicht unmöglich.“ Der Autor hat diese Gratwanderung gut hinbekommen. Generell wird auch immer wieder deutlich, dass es nicht unbedingt „gute“ und „böse“ Menschen gibt, sondern dass sich das auch gerne mal vermischt. Das macht alles wieder sehr authentisch.

Das Einzige was mich etwas gestört hat, war tatsächlich der Schreibstil des Autors. Anfangs war ich von den meist sehr kurzen Sätzen angetan. Endlich mal ein ausgefallener, anderer Schreibstil, der eben auch gut zur Erzählweise von Eddie passt. Aber je länger das Buch wurde, umso mehr hat mich genau dieser Aspekt gestört. Die kurzen Sätze haben oftmals den Lesefluß gestört, was mich nach einiger Zeit etwas genervt hat.
Sehr positiv fand ich, dass man das Buch super lesen kann, auch wenn man die anderen Bücher der Reihe nicht kennt. Es wurde zwar auch aus Eddies Privatleben erzählt, man konnte aber alles gut nachvollziehen. Also auch als Einzelband geeignet. Auch hier hat der Autor wieder gut die Waage gehalten zwischen genug Details um Eddie und seine Welt zu verstehen, aber nicht zuviel, so dass der Leser womöglich von der

Bewertung vom 26.12.2021
Die falsche Zeugin
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


sehr gut

Karin Slaughter - ein Name, der Spannung garantiert!
„Belladonna“ habe ich gleich 3x gelesen, deshalb war ich sehr gespannt, ob ihr neuestes Buch würde mithalten können.

Die Dicke des Buchs habe ich als etwas abschreckend empfunden und beim lesen habe ich zwischendurch tatsächlich gedacht, dass man das ein oder andere hätte weglassen können, um nicht zu sehr auszuschweifen und die Geschichte zu lang werden zu lassen. Aber langweilig wurde es nie.

Die Autorin schrappt zwar manchesmal an der Grenze zur Glaubwürdigkeit, bekommt aber immer noch die Kurve.
Die Charaktere sind allesamt intensiv und eindringlich, manche dabei absolut liebenswert, wieder andere wirken beim lesen äußerst beklemmend und ich habe mich regelrecht unwohl gefühlt, wenn sie die Szenerie betraten. Das war allerdings ein gutes Unwohlsein, die Art von Schauer, die einem bei einem guten Thriller den Rücken runterlaufen sollte. Und die Bezeichnung „Thriller“ hat sich dieses Buch redlich verdient. Dabei ist es eine tolle Mischung aus Psychothriller und Action, denn die Autorin schreckt auch vor Gewalt und verbaler Direktheit nicht zurück, auch hier oftmals hart an der Grenze. Das Hauptaugenmerk liegt letztlich aber auf der Spannung und die wird nach und nach immer weiter angezogen, bis sie sich in einem der Geschichte würdigen Showdown entlädt. Bis dahin werden die Leser in ein perfides Katz- und Mausspiel verwickelt, dem sie sich nicht entziehen können.

Nebenbei wurden von der Autorin auch aktuelle Themen wie das Corona-Virus und die Gleichstellung der Frau eingestreut, das hat mich manchmal etwas genervt (obwohl ich selbst eine Frau bin). Mich hat das immer etwas von der eigentlichen Geschichte abgelenkt und auch wenn es wichtige Themen sind, möchte ich in der Bücherwelt manchmal einfach etwas Abstand vom Alltag haben, was schwer wird, wenn dann auch im Buch immer wieder von Masken, Mindestabstand etc die Rede ist. So war mir das entfliehen aus der Realität nicht immer möglich.
Im Nachwort ist aber zu lesen, dass die Autorin diese Themen ganz bewusst hat einfließen lassen, weil es ihr wichtig war. Das widerum gefällt mir.

Insgesamt kann ich dieses Buch von ihr nur empfehlen, auch wenn es nicht immer so leicht „wegzulesen“ war. Es war aber auch nicht leicht wegzulegen, weil es so spannend war und man Leigh und Callie unbedingt zur Seite stehen wollte. Also: kaufen und lesen! Und vielleicht sind Sie ja in der Lage, einen Lieblingsprota zu finden. Ich habe mich gleich in mehrere verliebt und hadere immer noch mit mir, wer letztendlich mein Favorit ist. Und das, obwohl ich das Buch schon vor ein paar Tagen beendet habe. Nachhaltig ist es also auch ;-)

Bewertung vom 28.11.2021
Die Verschwundene
Hawkins, Rachel

Die Verschwundene


gut

Von der Tellerwäscherin zur Millionärin - so oder so ähnlich stellt sich Hundesitterin Jane ihr Leben vor, als sie den wohlhabenden Eddie kennenlernt und bei ihm einzieht. Das Eddie schon einmal verheiratet war, stört Jane nicht. Seine Frau Bea kam bei einem Bootsunfall ums Leben. Doch je mehr Jane versucht, sich ihrem neuen Leben und ihrer Umgebung anzupassen und dafür Bea zum Vorbild nimmt, desto mehr Zweifel kommen ihr. Zweifel an Bea, an Eddie, an ihrem Leben und daran, ob das Bootsunglück tatsächlich ein Unfall war...

Der Klappentext liest sich wie ein Psychothriller, das Buch selbst ist als Roman deklariert. Tatsächlich ist es schwierig, hier eine eindeutige Grenze zu ziehen. Anfangs liest sich die Story wie eine typische Liebesromanze. Das Kennenlernen von Jane und Eddie zieht sich in die Länge und die Geschichte, dass sich das arme Mädchen in den hübschen reichen Kerl verliebt, ist ein gängiges Klischee. Generell strotz dieses Buch vor Klischees. Jede Figur, sogar das Viertel in dem Jane und Eddie wohnen, ist weder tiefgründig noch neu. Trotzdem wird der Leser bei der Stange gehalten, denn schnell wird klar, dass Jane etwas zu verbergen hat und vermutlich nicht so unschuldig ist, wie sie tut. Hier kommen dann die ersten Ansätze eines Psychothrillers hervor. Der Leser wird dazu verleitet Jane nicht zu vertrauen, zumal sie ziemliche Stalkerzüge an den Tag legt.

Dennoch dauert es lange, bis die Geschichte etwas an Fahrt aufnimmt. Sie plätschert leise vor sich hin, immer mal wieder unterbrochen von Anspielungen auf die Wesenszüge der Figuren. Diese sind mir durch die Bank weg alle unsympathisch. Die Protas sind oberfläschlich, klischeebehaftet und manipulativ. Einzig das jeder etwas zu verbergen scheint, macht die Sache etwas spannend.

Die Autorin legt einen angenehmen Schreibstil an den Tag, der sich flüssig lesen lässt und durch den man das Buch schnell und gut lesen kann. Doch obwohl die Geschichte einige Wendungen beinhaltet, ist die Handlung absolut vorhersehbar. Ich wurde leider kein einziges Mal überrascht. Das Ende zieht sich künstlich in die Länge und irgendwann wollte ich eigentlich nur noch, dass die Autorin jetzt wirklich mal zum Ende kommt.
Schön sind die verschiedenen Blickwinkel, aus denen die Story erzählt wird. Natürlich ist Jane die Hauptfigur, doch immer wieder gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, die gerne auch aus Beas Sicht geschildert werden. So lernt der Leser nicht nur Bea nach und nach kennen, sondern erfährt auch häppchenweise, was damals wirklich passiert ist. Auch hier hielt das Buch zwar keine Überraschung für mich bereit, trotzdem war es nicht uninteressant. Sogar einen Showdown gibt es kurz vor Ende.

Da es sich hier um einen Roman und nicht um einen Thriller handelt, vergebe ich noch 3 Sterne, denn als Roman kann man das durchaus gelten lassen. Leider ist das Buch nicht Fisch, noch Fleisch. Aber es liest sich gut, wenn mir der Inhalt auch nur mäßig gefallen hat. Für mich etwas klischeebehaftet und langatmig. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Geschichte durchaus bei dem ein oder anderen Leser Anklang findet. Man darf nur nicht zu sehr von Thrillern verwöhnt sein.

Bewertung vom 21.11.2021
Du gehörst uns!
Montag, Christian

Du gehörst uns!


gut

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, verbringen wir doch viel Zeit mit unserem Smartphone. Aber warum ist das so? Warum kommen wir nicht von Instagram und Co los? Warum greifen wir immer wieder zum Mobiltelefon, um zu checken, was auf Facebook so los ist? Und sind wir etwa schon süchtig nach diesen Zeitfressern, oder ist das noch normal?

Diesen und vielen anderen Fragen geht Christian Montag in diesem Buch auf den Grund.
Eine aktuelle und umstrittene Thematik, mit der man sich auf jeden Fall auseinandersetzen sollte, denn hat nicht schon jeder mal mehr Zeit mit dem Smartphone in der Hand verbracht, als er eigentlich wollte? Einmal YouTube geöffnet und schon scrollt man sich durch tausende von Videos, bekommt neue interessante Vorschläge die man sich dann auch direkt noch ansieht und schwups, schon ist eine komplette Stunde vergangen, ohne dass man es eigentlich bemerkt hat.
Der Autor zieht viele eigene und ebensoviele Fremdstudien zu Rate, um sich näher mit dem Thema zu befassen. Dabei geht er hauptsächlich auf die psychologischen Aspekte ein. Welche Persönlichkeitsstruktur haben Menschen, die Instagram nutzen? Wer ist in Gefahr, süchtig danach zu werden? Und warum überhaupt? Wie schaffen es Social Media und Co, uns immer wieder „bei der Stange“ zu halten?

Herr Montag zieht aber nicht nur Fallstudien zu dem Thema heran, sondern bringt auch Beispiele aus seinem eigenen Alltag. Das macht ihn nahbar und sympathisch, außerdem kann der Leser sich auf diese Weise gut in die Thematik hineindenken. Leicht verständlich und für jedermann nachvollziehbar erklärt, wird der Leser so über die Tricks der Social Media Macher und deren Absichten aufgeklärt und der ein oder andere AHA-Effekt stellt sich hier tatsächlich ein.
Dennoch habe ich mich etwas durch das Buch gequält, obwohl der Autor eine angenehme Art und Weise zu schreiben hat. Aber letztlich habe ich dann doch nicht viele neue Erkenntnisse gewinnen können. Man muss kein Psychologieprofessor sein, ein wenig Menschenkenntnis genügt schon, um selbst auf einen Großteil der hier dargestellten Fakten zu kommen. Einzig die Belegbarkeit hat bisher gefehlt und wird hier schön (auch in vielen Grafiken) dargestellt.
Aber es ist fraglich, ob der Leser ehrlich genug zu sich selbst ist, um besonders die psychologischen Aspekte auf sich wirken zu lassen und auf die eigene Person zu übertragen. So habe ich laut Buch scheinbar einen Hang zur Neurotik, was nicht unbedingt ein Kompliment ist. Andererseits regt das Buch durchaus zum nachdenken auch über die eigene Person und das eigene Verhalten an.

Durch die Vielzahl an Fallbeispielen, aber eben auch den Beispielen aus dem alltäglichen Leben, und dem für ein Sachbuch außergewöhnlichen Schreibstil, ist dem Autor mit diesem Buch ein guter Spagat gelungen. So ist es nicht nur für Menschen, die sich schon etwas mit dem Thema befasst haben, sondern auch für absolute Laien gut lesbar.
Da es mir letztendlich aber nicht erkenntnissreich genug war und mir der Autor zu lange gebraucht hat, um in den einzelnen Kapiteln mal auf den Punkt zu kommen, vergebe ich nur 3 Sterne. Dennoch halte ich es für eine wichtige Lektüre, da dem Leser der Spiegel vors Gesicht gehalten wird. Aber nicht nur dem Leser. Auch vor sich selbst macht der Autor nicht halt, stellt sein eigenes Verhalten, aber auch seine Tipps zu dem Thema immer wieder selbst in Frage. Letztendlich hilft wohl nur schonungslose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, um sich Social Media ein wenig entziehen zu können.

Bewertung vom 01.11.2021
Wahi - süß, sauer, salzig, scharf
Wahi, Alex

Wahi - süß, sauer, salzig, scharf


ausgezeichnet

Alex Wahi - den Namen hatte ich noch nie gehört. Eigentlich schade, denn sonst hätte ich seine krassen Rezepte schon viel früher ausprobieren können. Das Kochbuch sieht für mich tatsächlich etwas unscheinbar aus. Das Cover gefällt mir zwar super mit seinen bunten Farben auf dem dunklen Hintergrund und sieht sehr modern und ansprechend aus, ich hätte es allerdings nicht direkt mit einem Kochbuch assoziiert. Da ich aber prinzipiell neugierig auf Neues bin, wollte ich der Sache mal eine Chance geben und ich muss sagen, ich bin begeistert.

Alex Wahi verbindet traditionelle Gerichte mit moderner Küche, dabei kombiniert er gerne auch mal Süßes mit Saurem oder Scharfem und experimentiert, um die verschiedenen Geschmacksknospen gleichzeitig anzusprechen. Das gelingt ihm sehr gut, wobei ich immer wieder staune, was für Zutaten tatsächlich zusammen funktionieren.
Bei vielen der Rezepten kann man sich vorher gar nicht vorstellen, dass das tatsächlich geschmacklich klappen kann und man muss sie einfach nachgekocht haben, um sich überraschen zu lassen. Durch die sehr großen bunten und ansprechenden Fotos wird es einem aber wirklich leicht gemacht, Lust auf Nachkochen und Ausprobieren zu kriegen. Da werden selbst Menschen, die sonst lieber auf eine sichere Bank setzen, plötzlich experimentierfreudig. Das finde ich großartig, denn man wird angeregt, auch selber einfach mal das ein oder andere zu versuchen, ganz ohne Kochbuch. Einfach mal machen!

Die Rezepte gelingen meist recht leicht, auch wenn das erstmal nicht den Anschein hat. Auch was die Zutaten angeht, wird man hier nicht im Regen stehen gelassen. Von der Menge der Zutaten sind die Rezepte ok, außerdem sind sie (bis auf ein paar Ausnahmen) alle gut im Supermarkt zu bekommen.
Toll finde ich, dass man hier Rezepte aus aller Welt findet. Dabei sind sie aber nicht so überkandidelt dass man abgeschreckt wird. Oft trifft man hier auf „Street Food“, wobei man das Gefühl hat, die einzelnen Länder anhand ihrer Gerichte kennenzulernen. Herr Wahi lässt uns so an seinen vielen Reisen und Erlebnissen teilhaben. Hier findet man eine Menge Rezepte und Anregungen, so dass man wirklich was für sein Geld geboten bekommt. Ich konnte mich gar nicht entscheiden, was ich als erstes kochen möchte.

Mit diesem Buch lernt man einen sympathischen Koch kennen, der einen auf eine kulinarische Weltreise mitnimmt, auf der er geschickt Tradition, Moderne und verschiedene Geschmacksrichtungen kombiniert. Zum Nachkochen und mit Bildern, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Ein Kochbuch für Wagemutige und solche, die das noch werden wollen!

Bewertung vom 20.10.2021
Der Tod bucht Zimmer 502 (eBook, ePUB)
Ryley, Ronald

Der Tod bucht Zimmer 502 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Toter im Londoner Luxus-Hotel Savoy und schon gehen sie los, die alten Spukgeschichten über das Geisterzimmer 502. Zu einem ungünstigen Zeitpunkt, steht doch eine große Charity-Veranstaltung bevor. Können Inspector Chan und die Hobby-Detektivin Alison den Fall rechtzeitig aufklären? Oder sind hier doch Gespenster am Werk?

Dieser Krimi ist eine tolle Mischung aus Cozy-Crime und Mystery. Ich habe mich im Setting von Anfang an wohl gefühlt. Beeindruckend war für mich besonders der Schauplatz Savoy. Dort habe ich mich ins 19. Jahrhundert versetzt gefühlt, obwohl der Krimi in der modernen Zeit spielt. Aber im Savoy scheint die Zeit stillzustehen. Da war es für mich manchmal verwirrend, wenn plötzlich Handys oder dergleichen erwähnt wurden und ich musste mich daran erinnern, dass die Geschichte in der heutigen Zeit spielt.

Die Protagonisten haben mir gut gefallen. Einige waren etwas überzeichnet und obwohl das Absicht zu sein scheint, hat mich das hin und wieder etwas aus dem Lesefluss gerissen. Ansonsten waren aber alle sehr sympathisch, vielschichtig und für die Handlung und den Hintergrund einfach perfekt gestaltet.

Immer wieder wird der Leser auf falsche Fährten gelockt, bis zum Schluß wusste ich nicht wirklich, wer der Mörder sein könnte. Immer wenn ich dachte ich wüsste etwas, stellte sich heraus, dass es doch anders gelaufen sein musste. So wünsche ich mir einen guten Krimi!
Ebenso gefallen haben mir die einzelnen Handlungsstränge, von denen man lange nicht wusste, wie sie zusammenhängen. Aber alles hat zum Schluß gut gepasst und sich logisch zusammengefügt.

Die typische Krimi-Spannung kam beim Lesen nicht zu kurz.
Langwierige Stellen gab es in diesem Buch kaum, allenfalls mal etwas Leerlauf. Aber davon nicht viel. Das Ganze ließ sich flüssig und gut lesen und hat mir gemütliche Lesestunden bereitet.

Da ich dann doch noch kleinere Mängel für mich gefunden habe, ziehe ich einen Stern ab. Aber generell kann ich dieses Buch vorbehaltlos empfehlen. Spannung, Spaß, Mystery und das Ganze kommt dann noch ohne die üblichen Liebesgeschichten aus. Prima!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2021
Sharing - Willst du wirklich alles teilen?
Strobel, Arno

Sharing - Willst du wirklich alles teilen?


ausgezeichnet

Als seine Frau entführt und im Darknet öffentlich mißhandelt wird, bricht für Markus eine Welt zusammen. Doch natürlich kommt es noch schlimmer und eine Hetzjagd beginnt, bei der jede Minute zählt.

Mit jedem Buch das ich von Arno Strobel lese, werde ich mehr Fan von ihm. Mit dieser Story hat er für mich einen Höhepunkt erreicht. Von Anfang bis Ende ein temporeicher Thriller, dem es nicht an Spannung mangelt. Ein Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte und bei dem man sich lange nicht sicher sein kann, wer hier der „Gute“ und wer der „Böse“ ist. Mehr möchte ich dazu gar nicht schreiben, weil ich keinesfalls spoilern möchte. Immer wieder habe ich in meiner Meinung zu den einzelnen Protagonisten geschwankt. Bis zum Schluß war ich nicht sicher, wer letztendlich die Fäden zieht. Es war einfach alles möglich!

Das Buch ließ sich, wieder einmal, flüssig und schnell lesen. Was zum einen natürlich dem Schreibstil geschuldet war, aber auch der Spannung, wie das Ganze wohl zu Ende geht.
Die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen. Sie waren recht realitätsnah, da sie nicht nur schwarz-weiß gezeichnet waren. Dabei waren sie aber auch nicht sonderlich tiefgründig, was dem Tempo in dieser Geschichte geschadet hätte. So war für mich einfach alles stimmig.

Die Handlung war mitunter recht brutal und eindeutig, das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Besonders die Szenen mit den Mißhandlungen sind kein leichter Stoff. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass sich die Story durch Brutalität definiert, was mir beim Lesen sehr wichtig ist. Das Hauptaugenmerk lag dann doch eher auf der Hetzjagd durch die Nacht. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich selber eine Frau bin und keineswegs voyeuristisch. Ich habe in einigen anderen Rezensionen gelesen, so etwas könnte nur Männern mit abartigen Fantasien gefallen. Dem stimme ich so absolut nicht zu. Es handelt sich hier um ein Buch. Natürlich sind die Taten schrecklich. Aber das sollte man dennoch unterscheiden können. Wie gesagt, es ist nicht jedermanns Sache. Aber nur weil mir das Buch gefällt, „geile“ ich mich nicht daran auf, wie es mir als Leserin in anderen Rezensionen vorgeworfen wird. Aber ich will hier jetzt auch keine Diskussion darüber lostreten.

Gerne würde ich mehr auf den Inhalt eingehen, aber die Gefahr wäre zu groß, die anderen Leser dann doch noch auf die ein oder andere Spur zu führen und das möchte ich auf jeden Fall vermeiden. Mit „Sharing“ habe ich endlich mal wieder einen Thriller gelesen, wie er mir gefällt und dieses Lesevergnügen möchte ich den anderen Lesern nicht vorenthalten. Mag das ein oder andere Klischee dabei gewesen sein, aber das Ende war für mich nicht vorhersehbar. Deshalb halte ich mich in dieser Rezension ausnahmsweise mal etwas bedeckter als üblich.

Ich bin schwer angetan und für mich ist dieses Buch definitiv eins der Besten von Arno Strobel, zumindest von den Büchern, die ich bisher von ihm gelesen habe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2021
Das Flüstern der Puppen (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Das Flüstern der Puppen (Thriller)


sehr gut

Lena bekommt es auf ihrer neuen Dienststelle direkt mit einem Serienmörder zu tun, der bei den Leichen gruselige Puppen zurücklässt. Was hat es mit diesen Puppen auf sich? Und wo ist die Verbindung zwischen den Opfern? Als sich dann auch noch die Frage stellt, wem man überhaupt noch trauen kann, wird der Fall persönlich...

Ich habe schon das erste Buch von Gunnar Schwarz gelesen und muss sagen, „Das Flüstern der Puppen“ kann da absolut mithalten. Ich habe das Buch in weiten Teilen regelrecht verschlungen, zumal es sich auch wieder sehr flüssig und schnell lesen lässt. Dass Herr Schwarz die Leser direkt am Anfang an einem der Morde teilhaben lässt, ist ein super Einstieg in die Geschichte und trägt dazu bei, dass man schnell weiterlesen möchte.

Einzig die Vorstellung der Protagonisten ist mir zu detailliert ausgefallen, was etwas langatmig wirkt. Natürlich muss und will man die Charaktere kennenlernen, um sie zu verstehen und mit ihnen mitzufiebern. Das war mir in diesem Fall aber etwas zuviel. Vielleicht lag es aber auch daran, dass mir der Background der beiden Hauptfiguren aus zuvielen Klischees bestand. Es reihte sich ein Klischee an das nächste, was etwas nervig war. Beide haben traumatische Erlebnisse erlitten, die sie noch nicht ganz verarbeitet haben und die sich auf den Fall und ihre Zusammenarbeit auswirken. Auch die Entwicklung der beiden war von Anfang an vorauszusehen. Trotzdem sind sie mir extrem sympathisch und das Zusammenspiel von Lena und Henning gefällt mir sehr gut. Am besten gefällt mir aber, dass die beiden keine unverwundbaren Superhelden sind. Im Gegenteil, sie müssen in dieser Story ordentlich einstecken, was Spannung aufbaut und authentisch rüberkommt.

Wie beim ersten Buch des Autors sind auch hier die Morde wieder brutal, ohne dass sich die Geschichte über diese Brutatlität definiert. Diesen Spagat schafft Herr Schwarz mit Leichtigkeit, was nicht jeder Autor von sich behaupten kann.
Immer wieder werden neue Fährten gelegt, um die Leser zu verwirren und in die Irre zu führen. Lediglich der erfahrene Thrillerleser kann erahnen wer in diesem perfiden Spiel der Böse ist, ohne dass die Geschichte dabei aber an Spannung einbüßt. Fast jede Figur die in diesem Buch auftaucht, scheint etwas zu verbergen und ihr eigenes Süppchen zu kochen, viele Fäden müssen hier entwirrt werden.

Toll sind die kleinen Zwischenkapitel, die aus der Sicht des Mörders erzählt werden. Leider wurde sich hier der Vergangenheitsform bedient. Ich persönlich mag es lieber, „live“ bei den Morden dabei zu sein, aber das ist reine Geschmackssache. Fakt ist, dass diese Zwischenkapitel spannend sind und dem Lesefluss noch zusätzlichen Auftrieb geben.

Spannung, sympathische Protagonisten, ausgefeilte Morde.... auch wenn mich die vielen Klischees etwas gestört haben, wollte ich das Buch kaum aus der Hand legen und hoffe, dass Lena und Henning bald schon ihren nächsten Fall bearbeiten dürfen und dass ich dann wieder mit dabei sein darf!