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Claire

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2021
Die falsche Zeugin
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


sehr gut

Karin Slaughter - ein Name, der Spannung garantiert!
„Belladonna“ habe ich gleich 3x gelesen, deshalb war ich sehr gespannt, ob ihr neuestes Buch würde mithalten können.

Die Dicke des Buchs habe ich als etwas abschreckend empfunden und beim lesen habe ich zwischendurch tatsächlich gedacht, dass man das ein oder andere hätte weglassen können, um nicht zu sehr auszuschweifen und die Geschichte zu lang werden zu lassen. Aber langweilig wurde es nie.

Die Autorin schrappt zwar manchesmal an der Grenze zur Glaubwürdigkeit, bekommt aber immer noch die Kurve.
Die Charaktere sind allesamt intensiv und eindringlich, manche dabei absolut liebenswert, wieder andere wirken beim lesen äußerst beklemmend und ich habe mich regelrecht unwohl gefühlt, wenn sie die Szenerie betraten. Das war allerdings ein gutes Unwohlsein, die Art von Schauer, die einem bei einem guten Thriller den Rücken runterlaufen sollte. Und die Bezeichnung „Thriller“ hat sich dieses Buch redlich verdient. Dabei ist es eine tolle Mischung aus Psychothriller und Action, denn die Autorin schreckt auch vor Gewalt und verbaler Direktheit nicht zurück, auch hier oftmals hart an der Grenze. Das Hauptaugenmerk liegt letztlich aber auf der Spannung und die wird nach und nach immer weiter angezogen, bis sie sich in einem der Geschichte würdigen Showdown entlädt. Bis dahin werden die Leser in ein perfides Katz- und Mausspiel verwickelt, dem sie sich nicht entziehen können.

Nebenbei wurden von der Autorin auch aktuelle Themen wie das Corona-Virus und die Gleichstellung der Frau eingestreut, das hat mich manchmal etwas genervt (obwohl ich selbst eine Frau bin). Mich hat das immer etwas von der eigentlichen Geschichte abgelenkt und auch wenn es wichtige Themen sind, möchte ich in der Bücherwelt manchmal einfach etwas Abstand vom Alltag haben, was schwer wird, wenn dann auch im Buch immer wieder von Masken, Mindestabstand etc die Rede ist. So war mir das entfliehen aus der Realität nicht immer möglich.
Im Nachwort ist aber zu lesen, dass die Autorin diese Themen ganz bewusst hat einfließen lassen, weil es ihr wichtig war. Das widerum gefällt mir.

Insgesamt kann ich dieses Buch von ihr nur empfehlen, auch wenn es nicht immer so leicht „wegzulesen“ war. Es war aber auch nicht leicht wegzulegen, weil es so spannend war und man Leigh und Callie unbedingt zur Seite stehen wollte. Also: kaufen und lesen! Und vielleicht sind Sie ja in der Lage, einen Lieblingsprota zu finden. Ich habe mich gleich in mehrere verliebt und hadere immer noch mit mir, wer letztendlich mein Favorit ist. Und das, obwohl ich das Buch schon vor ein paar Tagen beendet habe. Nachhaltig ist es also auch ;-)

Bewertung vom 28.11.2021
Die Verschwundene
Hawkins, Rachel

Die Verschwundene


gut

Von der Tellerwäscherin zur Millionärin - so oder so ähnlich stellt sich Hundesitterin Jane ihr Leben vor, als sie den wohlhabenden Eddie kennenlernt und bei ihm einzieht. Das Eddie schon einmal verheiratet war, stört Jane nicht. Seine Frau Bea kam bei einem Bootsunfall ums Leben. Doch je mehr Jane versucht, sich ihrem neuen Leben und ihrer Umgebung anzupassen und dafür Bea zum Vorbild nimmt, desto mehr Zweifel kommen ihr. Zweifel an Bea, an Eddie, an ihrem Leben und daran, ob das Bootsunglück tatsächlich ein Unfall war...

Der Klappentext liest sich wie ein Psychothriller, das Buch selbst ist als Roman deklariert. Tatsächlich ist es schwierig, hier eine eindeutige Grenze zu ziehen. Anfangs liest sich die Story wie eine typische Liebesromanze. Das Kennenlernen von Jane und Eddie zieht sich in die Länge und die Geschichte, dass sich das arme Mädchen in den hübschen reichen Kerl verliebt, ist ein gängiges Klischee. Generell strotz dieses Buch vor Klischees. Jede Figur, sogar das Viertel in dem Jane und Eddie wohnen, ist weder tiefgründig noch neu. Trotzdem wird der Leser bei der Stange gehalten, denn schnell wird klar, dass Jane etwas zu verbergen hat und vermutlich nicht so unschuldig ist, wie sie tut. Hier kommen dann die ersten Ansätze eines Psychothrillers hervor. Der Leser wird dazu verleitet Jane nicht zu vertrauen, zumal sie ziemliche Stalkerzüge an den Tag legt.

Dennoch dauert es lange, bis die Geschichte etwas an Fahrt aufnimmt. Sie plätschert leise vor sich hin, immer mal wieder unterbrochen von Anspielungen auf die Wesenszüge der Figuren. Diese sind mir durch die Bank weg alle unsympathisch. Die Protas sind oberfläschlich, klischeebehaftet und manipulativ. Einzig das jeder etwas zu verbergen scheint, macht die Sache etwas spannend.

Die Autorin legt einen angenehmen Schreibstil an den Tag, der sich flüssig lesen lässt und durch den man das Buch schnell und gut lesen kann. Doch obwohl die Geschichte einige Wendungen beinhaltet, ist die Handlung absolut vorhersehbar. Ich wurde leider kein einziges Mal überrascht. Das Ende zieht sich künstlich in die Länge und irgendwann wollte ich eigentlich nur noch, dass die Autorin jetzt wirklich mal zum Ende kommt.
Schön sind die verschiedenen Blickwinkel, aus denen die Story erzählt wird. Natürlich ist Jane die Hauptfigur, doch immer wieder gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, die gerne auch aus Beas Sicht geschildert werden. So lernt der Leser nicht nur Bea nach und nach kennen, sondern erfährt auch häppchenweise, was damals wirklich passiert ist. Auch hier hielt das Buch zwar keine Überraschung für mich bereit, trotzdem war es nicht uninteressant. Sogar einen Showdown gibt es kurz vor Ende.

Da es sich hier um einen Roman und nicht um einen Thriller handelt, vergebe ich noch 3 Sterne, denn als Roman kann man das durchaus gelten lassen. Leider ist das Buch nicht Fisch, noch Fleisch. Aber es liest sich gut, wenn mir der Inhalt auch nur mäßig gefallen hat. Für mich etwas klischeebehaftet und langatmig. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Geschichte durchaus bei dem ein oder anderen Leser Anklang findet. Man darf nur nicht zu sehr von Thrillern verwöhnt sein.

Bewertung vom 21.11.2021
Du gehörst uns!
Montag, Christian

Du gehörst uns!


gut

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, verbringen wir doch viel Zeit mit unserem Smartphone. Aber warum ist das so? Warum kommen wir nicht von Instagram und Co los? Warum greifen wir immer wieder zum Mobiltelefon, um zu checken, was auf Facebook so los ist? Und sind wir etwa schon süchtig nach diesen Zeitfressern, oder ist das noch normal?

Diesen und vielen anderen Fragen geht Christian Montag in diesem Buch auf den Grund.
Eine aktuelle und umstrittene Thematik, mit der man sich auf jeden Fall auseinandersetzen sollte, denn hat nicht schon jeder mal mehr Zeit mit dem Smartphone in der Hand verbracht, als er eigentlich wollte? Einmal YouTube geöffnet und schon scrollt man sich durch tausende von Videos, bekommt neue interessante Vorschläge die man sich dann auch direkt noch ansieht und schwups, schon ist eine komplette Stunde vergangen, ohne dass man es eigentlich bemerkt hat.
Der Autor zieht viele eigene und ebensoviele Fremdstudien zu Rate, um sich näher mit dem Thema zu befassen. Dabei geht er hauptsächlich auf die psychologischen Aspekte ein. Welche Persönlichkeitsstruktur haben Menschen, die Instagram nutzen? Wer ist in Gefahr, süchtig danach zu werden? Und warum überhaupt? Wie schaffen es Social Media und Co, uns immer wieder „bei der Stange“ zu halten?

Herr Montag zieht aber nicht nur Fallstudien zu dem Thema heran, sondern bringt auch Beispiele aus seinem eigenen Alltag. Das macht ihn nahbar und sympathisch, außerdem kann der Leser sich auf diese Weise gut in die Thematik hineindenken. Leicht verständlich und für jedermann nachvollziehbar erklärt, wird der Leser so über die Tricks der Social Media Macher und deren Absichten aufgeklärt und der ein oder andere AHA-Effekt stellt sich hier tatsächlich ein.
Dennoch habe ich mich etwas durch das Buch gequält, obwohl der Autor eine angenehme Art und Weise zu schreiben hat. Aber letztlich habe ich dann doch nicht viele neue Erkenntnisse gewinnen können. Man muss kein Psychologieprofessor sein, ein wenig Menschenkenntnis genügt schon, um selbst auf einen Großteil der hier dargestellten Fakten zu kommen. Einzig die Belegbarkeit hat bisher gefehlt und wird hier schön (auch in vielen Grafiken) dargestellt.
Aber es ist fraglich, ob der Leser ehrlich genug zu sich selbst ist, um besonders die psychologischen Aspekte auf sich wirken zu lassen und auf die eigene Person zu übertragen. So habe ich laut Buch scheinbar einen Hang zur Neurotik, was nicht unbedingt ein Kompliment ist. Andererseits regt das Buch durchaus zum nachdenken auch über die eigene Person und das eigene Verhalten an.

Durch die Vielzahl an Fallbeispielen, aber eben auch den Beispielen aus dem alltäglichen Leben, und dem für ein Sachbuch außergewöhnlichen Schreibstil, ist dem Autor mit diesem Buch ein guter Spagat gelungen. So ist es nicht nur für Menschen, die sich schon etwas mit dem Thema befasst haben, sondern auch für absolute Laien gut lesbar.
Da es mir letztendlich aber nicht erkenntnissreich genug war und mir der Autor zu lange gebraucht hat, um in den einzelnen Kapiteln mal auf den Punkt zu kommen, vergebe ich nur 3 Sterne. Dennoch halte ich es für eine wichtige Lektüre, da dem Leser der Spiegel vors Gesicht gehalten wird. Aber nicht nur dem Leser. Auch vor sich selbst macht der Autor nicht halt, stellt sein eigenes Verhalten, aber auch seine Tipps zu dem Thema immer wieder selbst in Frage. Letztendlich hilft wohl nur schonungslose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, um sich Social Media ein wenig entziehen zu können.

Bewertung vom 01.11.2021
Wahi - süß, sauer, salzig, scharf
Wahi, Alex

Wahi - süß, sauer, salzig, scharf


ausgezeichnet

Alex Wahi - den Namen hatte ich noch nie gehört. Eigentlich schade, denn sonst hätte ich seine krassen Rezepte schon viel früher ausprobieren können. Das Kochbuch sieht für mich tatsächlich etwas unscheinbar aus. Das Cover gefällt mir zwar super mit seinen bunten Farben auf dem dunklen Hintergrund und sieht sehr modern und ansprechend aus, ich hätte es allerdings nicht direkt mit einem Kochbuch assoziiert. Da ich aber prinzipiell neugierig auf Neues bin, wollte ich der Sache mal eine Chance geben und ich muss sagen, ich bin begeistert.

Alex Wahi verbindet traditionelle Gerichte mit moderner Küche, dabei kombiniert er gerne auch mal Süßes mit Saurem oder Scharfem und experimentiert, um die verschiedenen Geschmacksknospen gleichzeitig anzusprechen. Das gelingt ihm sehr gut, wobei ich immer wieder staune, was für Zutaten tatsächlich zusammen funktionieren.
Bei vielen der Rezepten kann man sich vorher gar nicht vorstellen, dass das tatsächlich geschmacklich klappen kann und man muss sie einfach nachgekocht haben, um sich überraschen zu lassen. Durch die sehr großen bunten und ansprechenden Fotos wird es einem aber wirklich leicht gemacht, Lust auf Nachkochen und Ausprobieren zu kriegen. Da werden selbst Menschen, die sonst lieber auf eine sichere Bank setzen, plötzlich experimentierfreudig. Das finde ich großartig, denn man wird angeregt, auch selber einfach mal das ein oder andere zu versuchen, ganz ohne Kochbuch. Einfach mal machen!

Die Rezepte gelingen meist recht leicht, auch wenn das erstmal nicht den Anschein hat. Auch was die Zutaten angeht, wird man hier nicht im Regen stehen gelassen. Von der Menge der Zutaten sind die Rezepte ok, außerdem sind sie (bis auf ein paar Ausnahmen) alle gut im Supermarkt zu bekommen.
Toll finde ich, dass man hier Rezepte aus aller Welt findet. Dabei sind sie aber nicht so überkandidelt dass man abgeschreckt wird. Oft trifft man hier auf „Street Food“, wobei man das Gefühl hat, die einzelnen Länder anhand ihrer Gerichte kennenzulernen. Herr Wahi lässt uns so an seinen vielen Reisen und Erlebnissen teilhaben. Hier findet man eine Menge Rezepte und Anregungen, so dass man wirklich was für sein Geld geboten bekommt. Ich konnte mich gar nicht entscheiden, was ich als erstes kochen möchte.

Mit diesem Buch lernt man einen sympathischen Koch kennen, der einen auf eine kulinarische Weltreise mitnimmt, auf der er geschickt Tradition, Moderne und verschiedene Geschmacksrichtungen kombiniert. Zum Nachkochen und mit Bildern, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Ein Kochbuch für Wagemutige und solche, die das noch werden wollen!

Bewertung vom 20.10.2021
Der Tod bucht Zimmer 502 (eBook, ePUB)
Ryley, Ronald

Der Tod bucht Zimmer 502 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Toter im Londoner Luxus-Hotel Savoy und schon gehen sie los, die alten Spukgeschichten über das Geisterzimmer 502. Zu einem ungünstigen Zeitpunkt, steht doch eine große Charity-Veranstaltung bevor. Können Inspector Chan und die Hobby-Detektivin Alison den Fall rechtzeitig aufklären? Oder sind hier doch Gespenster am Werk?

Dieser Krimi ist eine tolle Mischung aus Cozy-Crime und Mystery. Ich habe mich im Setting von Anfang an wohl gefühlt. Beeindruckend war für mich besonders der Schauplatz Savoy. Dort habe ich mich ins 19. Jahrhundert versetzt gefühlt, obwohl der Krimi in der modernen Zeit spielt. Aber im Savoy scheint die Zeit stillzustehen. Da war es für mich manchmal verwirrend, wenn plötzlich Handys oder dergleichen erwähnt wurden und ich musste mich daran erinnern, dass die Geschichte in der heutigen Zeit spielt.

Die Protagonisten haben mir gut gefallen. Einige waren etwas überzeichnet und obwohl das Absicht zu sein scheint, hat mich das hin und wieder etwas aus dem Lesefluss gerissen. Ansonsten waren aber alle sehr sympathisch, vielschichtig und für die Handlung und den Hintergrund einfach perfekt gestaltet.

Immer wieder wird der Leser auf falsche Fährten gelockt, bis zum Schluß wusste ich nicht wirklich, wer der Mörder sein könnte. Immer wenn ich dachte ich wüsste etwas, stellte sich heraus, dass es doch anders gelaufen sein musste. So wünsche ich mir einen guten Krimi!
Ebenso gefallen haben mir die einzelnen Handlungsstränge, von denen man lange nicht wusste, wie sie zusammenhängen. Aber alles hat zum Schluß gut gepasst und sich logisch zusammengefügt.

Die typische Krimi-Spannung kam beim Lesen nicht zu kurz.
Langwierige Stellen gab es in diesem Buch kaum, allenfalls mal etwas Leerlauf. Aber davon nicht viel. Das Ganze ließ sich flüssig und gut lesen und hat mir gemütliche Lesestunden bereitet.

Da ich dann doch noch kleinere Mängel für mich gefunden habe, ziehe ich einen Stern ab. Aber generell kann ich dieses Buch vorbehaltlos empfehlen. Spannung, Spaß, Mystery und das Ganze kommt dann noch ohne die üblichen Liebesgeschichten aus. Prima!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2021
Sharing - Willst du wirklich alles teilen?
Strobel, Arno

Sharing - Willst du wirklich alles teilen?


ausgezeichnet

Als seine Frau entführt und im Darknet öffentlich mißhandelt wird, bricht für Markus eine Welt zusammen. Doch natürlich kommt es noch schlimmer und eine Hetzjagd beginnt, bei der jede Minute zählt.

Mit jedem Buch das ich von Arno Strobel lese, werde ich mehr Fan von ihm. Mit dieser Story hat er für mich einen Höhepunkt erreicht. Von Anfang bis Ende ein temporeicher Thriller, dem es nicht an Spannung mangelt. Ein Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte und bei dem man sich lange nicht sicher sein kann, wer hier der „Gute“ und wer der „Böse“ ist. Mehr möchte ich dazu gar nicht schreiben, weil ich keinesfalls spoilern möchte. Immer wieder habe ich in meiner Meinung zu den einzelnen Protagonisten geschwankt. Bis zum Schluß war ich nicht sicher, wer letztendlich die Fäden zieht. Es war einfach alles möglich!

Das Buch ließ sich, wieder einmal, flüssig und schnell lesen. Was zum einen natürlich dem Schreibstil geschuldet war, aber auch der Spannung, wie das Ganze wohl zu Ende geht.
Die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen. Sie waren recht realitätsnah, da sie nicht nur schwarz-weiß gezeichnet waren. Dabei waren sie aber auch nicht sonderlich tiefgründig, was dem Tempo in dieser Geschichte geschadet hätte. So war für mich einfach alles stimmig.

Die Handlung war mitunter recht brutal und eindeutig, das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Besonders die Szenen mit den Mißhandlungen sind kein leichter Stoff. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass sich die Story durch Brutalität definiert, was mir beim Lesen sehr wichtig ist. Das Hauptaugenmerk lag dann doch eher auf der Hetzjagd durch die Nacht. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich selber eine Frau bin und keineswegs voyeuristisch. Ich habe in einigen anderen Rezensionen gelesen, so etwas könnte nur Männern mit abartigen Fantasien gefallen. Dem stimme ich so absolut nicht zu. Es handelt sich hier um ein Buch. Natürlich sind die Taten schrecklich. Aber das sollte man dennoch unterscheiden können. Wie gesagt, es ist nicht jedermanns Sache. Aber nur weil mir das Buch gefällt, „geile“ ich mich nicht daran auf, wie es mir als Leserin in anderen Rezensionen vorgeworfen wird. Aber ich will hier jetzt auch keine Diskussion darüber lostreten.

Gerne würde ich mehr auf den Inhalt eingehen, aber die Gefahr wäre zu groß, die anderen Leser dann doch noch auf die ein oder andere Spur zu führen und das möchte ich auf jeden Fall vermeiden. Mit „Sharing“ habe ich endlich mal wieder einen Thriller gelesen, wie er mir gefällt und dieses Lesevergnügen möchte ich den anderen Lesern nicht vorenthalten. Mag das ein oder andere Klischee dabei gewesen sein, aber das Ende war für mich nicht vorhersehbar. Deshalb halte ich mich in dieser Rezension ausnahmsweise mal etwas bedeckter als üblich.

Ich bin schwer angetan und für mich ist dieses Buch definitiv eins der Besten von Arno Strobel, zumindest von den Büchern, die ich bisher von ihm gelesen habe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2021
Das Flüstern der Puppen (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Das Flüstern der Puppen (Thriller)


sehr gut

Lena bekommt es auf ihrer neuen Dienststelle direkt mit einem Serienmörder zu tun, der bei den Leichen gruselige Puppen zurücklässt. Was hat es mit diesen Puppen auf sich? Und wo ist die Verbindung zwischen den Opfern? Als sich dann auch noch die Frage stellt, wem man überhaupt noch trauen kann, wird der Fall persönlich...

Ich habe schon das erste Buch von Gunnar Schwarz gelesen und muss sagen, „Das Flüstern der Puppen“ kann da absolut mithalten. Ich habe das Buch in weiten Teilen regelrecht verschlungen, zumal es sich auch wieder sehr flüssig und schnell lesen lässt. Dass Herr Schwarz die Leser direkt am Anfang an einem der Morde teilhaben lässt, ist ein super Einstieg in die Geschichte und trägt dazu bei, dass man schnell weiterlesen möchte.

Einzig die Vorstellung der Protagonisten ist mir zu detailliert ausgefallen, was etwas langatmig wirkt. Natürlich muss und will man die Charaktere kennenlernen, um sie zu verstehen und mit ihnen mitzufiebern. Das war mir in diesem Fall aber etwas zuviel. Vielleicht lag es aber auch daran, dass mir der Background der beiden Hauptfiguren aus zuvielen Klischees bestand. Es reihte sich ein Klischee an das nächste, was etwas nervig war. Beide haben traumatische Erlebnisse erlitten, die sie noch nicht ganz verarbeitet haben und die sich auf den Fall und ihre Zusammenarbeit auswirken. Auch die Entwicklung der beiden war von Anfang an vorauszusehen. Trotzdem sind sie mir extrem sympathisch und das Zusammenspiel von Lena und Henning gefällt mir sehr gut. Am besten gefällt mir aber, dass die beiden keine unverwundbaren Superhelden sind. Im Gegenteil, sie müssen in dieser Story ordentlich einstecken, was Spannung aufbaut und authentisch rüberkommt.

Wie beim ersten Buch des Autors sind auch hier die Morde wieder brutal, ohne dass sich die Geschichte über diese Brutatlität definiert. Diesen Spagat schafft Herr Schwarz mit Leichtigkeit, was nicht jeder Autor von sich behaupten kann.
Immer wieder werden neue Fährten gelegt, um die Leser zu verwirren und in die Irre zu führen. Lediglich der erfahrene Thrillerleser kann erahnen wer in diesem perfiden Spiel der Böse ist, ohne dass die Geschichte dabei aber an Spannung einbüßt. Fast jede Figur die in diesem Buch auftaucht, scheint etwas zu verbergen und ihr eigenes Süppchen zu kochen, viele Fäden müssen hier entwirrt werden.

Toll sind die kleinen Zwischenkapitel, die aus der Sicht des Mörders erzählt werden. Leider wurde sich hier der Vergangenheitsform bedient. Ich persönlich mag es lieber, „live“ bei den Morden dabei zu sein, aber das ist reine Geschmackssache. Fakt ist, dass diese Zwischenkapitel spannend sind und dem Lesefluss noch zusätzlichen Auftrieb geben.

Spannung, sympathische Protagonisten, ausgefeilte Morde.... auch wenn mich die vielen Klischees etwas gestört haben, wollte ich das Buch kaum aus der Hand legen und hoffe, dass Lena und Henning bald schon ihren nächsten Fall bearbeiten dürfen und dass ich dann wieder mit dabei sein darf!

Bewertung vom 18.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


gut

Esther und Sue sind Schwestern, die nicht viel gemeinsam haben. Eine wohnt alleine und abgeschottet im Wald, die andere mit Ehemann und Kindern im Trubel der Stadt. Was passiert wohl, wenn diese beiden Welten aufeinanderprallen?

Seine Familie kann man sich nicht aussuchen. Auch Esther und Sue sind eher wie Hund und Katze. Und obwohl Weihnachten vergangenes Jahr schon im Desaster endete, möchte Esther auch dieses Jahr nicht, dass Sue alleine ist. Und genau da liegt das Problem. Keine der beiden hat Verständnis für die Lebensweise der jeweils anderen. Jede hält ihre Art zu leben für die einzig richtige und versteht nicht, dass jeder sein eigenes Glück finden muss und das für jeden Menschen Glück etwas anderes bedeutet.

Besonders Esther ist da sehr nervig und das ist es auch, was das Lesen für mich hier so anstrengend machte. Die Charaktere hatten alle eine starke Ausstrahlung, Esther allerdings fand ich furchtbar penetrant, sie hat mich regelrecht aggressiv gemacht mit ihrer Art. Das war teilweise schon fast unangenehm zu lesen, weil sie so eine Wirkung auf mich hatte. Liegt vielleicht auch daran, dass ich solche Menschen kennengelernt habe und nichts mit ihnen zu tun haben möchte. Esther bin ich aber nicht so schnell los geworden, denn dafür hätte ich das Buch zur Seite legen müssen und das wollte ich auch nicht.

Die Autorin hat einen sehr eindringlichen Schreibstil, der dem Leser die toxische Beziehung der Schwestern direkt vor Augen führt. Das ganze Buch über herrscht eine geradezu beklemmende Atmosphäre. Die typische Thrillerspannung fehlt hier zwar, dennoch möchte man unbedingt weiterlesen und wissen, wie die Geschichte zu Ende geht. Neugierig gemacht wird man also allemal, auch wenn man relativ schnell erahnen kann, wie das Ganze enden wird.

Man fliegt beim Lesen nur so durch die Seiten. Kurze Kapitel, die jeweils aus der Sicht einer anderen Person geschrieben sind, machen alles sehr abwechslungsreich und kurzweilig. Auch die Zeitsprünge in die Kindheit der Schwestern sind interessant und bleiben durch die Überschriften immer übersichtlich.

Da ich für Charaktere mit starker Ausstrahlung sehr empfänglich bin und sich dieses Buch genau darüber definiert, habe ich das Lesen oft als nervig empfunden. Richtig genießen konnte ich die Story also nicht. Ich glaube aber, dass es vielen Menschen da anders gehen wird. Denn die Atmosphäre ist beklemmend gut beschrieben. Eshter konnte ich aber einfach kaum ertragen, so anstrengend und penetrant wie sie war. Vermutlich hat die Autorin genau das beabsichtigt, bei mir hat sie ihr Ziel also absolut erreicht. Deshalb vergebe ich hier jetzt auch nur 3 Sterne, das war mir einfach zuviel.

Tatsächlich überbringt das Buch in meinen Augen aber auch eine wichtige Botschaft. Jeder sollte so leben dürfen, wie er persönlich es für richtig hält und möchte, und jeder sollte versuchen, andere Menschen so zu akzeptieren wie sie sind, auch wenn man sie vielleicht nicht immer ganz versteht. Denn was passiert wenn man das nicht tut, hat Frau Merchant hier sehr eindrucksvoll beschrieben.

Ob man das Buch nun mag oder nicht, einen bleibenden Eindruck wird es mit Sicherheit hinterlassen.

Bewertung vom 05.09.2021
Eskalation (eBook, ePUB)
Benrath, Nora

Eskalation (eBook, ePUB)


gut

Als Dina nach einem Mädelsabend auf dem Heimweg ist, bekommt sie einen Anruf aus dem Wagen hinter ihr. Der Anrufer bedroht sie und sie sieht sich gezwungen zu tun, was er von ihr verlangt. Als sie in eine Polizeikontrolle gerät, wähnt sie sich in Sicherheit. Doch wird das tatsächlich ihre Rettung sein?

Die Geschichte beginnt direkt mit der dramatischen Autoszene, wodurch man gleich Lust bekommt weiterzulesen, weil der Anfang schon so spannend ist. Die Spannung kann dann zwar nicht das gesamte Buch über gehalten werden, bleibt aber trotzdem auf einem guten Niveau. Ein angenehm flüssiger Schreibstil trägt zum Lesespaß noch bei und auch auf die erste Leiche muss der Leser nicht lange warten. Von mir aus hätte die Autoszene gerne noch länger gehen dürfen, sie war ausgereift und gut.

Weniger ausgereift waren die Protagonisten, sie waren leider recht oberflächlich gehalten. Hin und wieder versucht die Autorin mit kleinen Details, den Figuren etwas Leben einzuhauchen. Das ist ihr aber leider nicht gelungen, zumal diese Details für die Story völlig irrelevant waren und auch nur kurz erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt wurden. Viele Verhaltensweisen der Protas konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, vielleicht gerade weil ich sie nicht näher kennenlernen konnte. Das Buch besticht durch viele Perspektivwechsel. Leider kommen die Figuren dadurch oftmals zu kurz. So wurde z.B. Dinas Mann im Laufe der Geschichte fast schon zu einer Randfigur, was ich sehr schade fand. Andererseits machten gerade die häufigen Wechsel das Ganze abwechslungsreich und gut zu lesen.

Die Spannung blieb natürlich nicht beständig auf dem Anfangsniveau, flachte aber auch nie ganz ab, so dass die Geschichte eigentlich durchgehend spannend blieb und man das Buch schnell durchlesen konnte und auch wollte.
Im Laufe der Perspektivwechsel wird auch immer wieder aus der Sicht des Mörders erzählt, das finde ich grundsätzlich immer spannend. Aber schon hier hatte ich Probleme, den Gedankengängen zu folgen, weil sich mir die Logik oft nicht erschloss und ich die Denkweise teils schon fast als widersprüchlich empfand. So konnte mich dann auch leider das Ende nicht überzeugen. Der Leser wurde immer wieder auf falsche Fährten gelockt, was ja bei einem Thriller auch so sein sollte. Und es ist ja toll, mitraten zu können. Meiner Meinung nach hätte man aber nicht auf das Ende kommen können, was ich irgendwie etwas enttäuschend fand. Dazu ist die Motivation des Täters für mich wieder nicht ganz schlüssig, wirkt stark gewollt, klischeehaft und leider auch etwas ideenlos und konstruiert. Schön ist aber, dass das Ende dann keine Fragen offen lässt und den Leser, zumindest was die Auflösung als solches angeht, befriedigt zurücklässt.

Das Buch kann mit einer starken Grundidee punkten, die Umsetzung fällt dann etwas schwächer aus und wirkt wie ein Autorendebüt. Ich weiß nicht, ob es sich hier tatsächlich um ein Debüt handelt, für mich hat es sich aber wie eines „angefühlt“. Ich sehe in der Autorin aber großes Potential und würde definitiv ein weiteres Buch von ihr lesen wollen!
Würde es sich hier um einen Film handeln, würde ich sagen, dass es wohl nicht für die große Kinoleinwand reicht, aber durchaus das Zeug zu einem soliden TV-Thriller hat.

Bewertung vom 21.08.2021
Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst. (eBook, ePUB)
Strobel, Arno

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst. (eBook, ePUB)


sehr gut

Kennen Sie schon Adam, den großen Bruder von Alexa? Ein Klick in der App genügt und er schaltet das Licht und Ihre sämtlichen Geräte so wie Sie es gerne haben möchten. Er überwacht Ihren Hauseingang, bei Bedarf auch die Innenräume mit Kameras. Sie können sich durch ihn rundum sicher fühlen - oder nicht? Zumindest dachten das Linda und Hendrik, bis Linda eines nachts spurlos verschwindet und Adam keinerlei Aufzeichnungen zu dieser Nacht getätigt hat....

Ein typischer Strobel, der mich von Anfang an in die Geschichte zieht und mich das Buch innerhalb von 2 Tagen durchlesen lässt. Die Story fängt ohne große Umschweife an, wodurch nicht der Eindruck von überflüssigen Lückenfüllern entsteht.
Besonders spannend sind die kleinen Zwischenkapitel die immer wieder auftauchen und in denen aus der Sicht der Opfer erzählt wird. Natürlich bekommt der Leser auch hier nur das Nötigste an Informationen, um nicht zu schnell auf die richtige Spur gebracht zu werden. Trotzdem muss ich sagen, dass der aufmerksame Leser relativ frühzeitig erraten kann, worum es in dem Buch letztendlich geht. Da ich nicht spoilern möchte, möchte ich darauf jetzt aber nicht näher eingehen. Denn nichtsdestotrotz fand ich die Geschichte sehr spannend. Es gab diverse Twists und Wendungen, die meine Meinung zu den einzelnen Figuren (wer ist der Böse, wer der Gute) immer wieder haben überdenken lassen, obwohl ich mich auch hier relativ früh festgelegt habe.

Was mir tatsächlich teilweise zu kurz kam, besonders anfangs, war Adam. Mir fehlte ein wenig die Sicht auf Segen und Fluch eines Smart-Homes und hier hätte ich mir noch etwas mehr bedrückende Atmosphäre gewünscht. Generell hat der Thriller dann doch einen anderen Weg eingeschlagen, als es der Klappentext vermuten lässt.
Auch die Figuren blieben insgesamt relativ blass. Es gab kaum Angaben zu Vorgeschichte, Eigenarten, Charakter oder Optik, so dass ich beim lesen kein deutliches Bild von ihnen vor Augen hatte.
Trotzdem wollte ich einfach immer nur weiterlesen und erfahren, wie die Geschichte zu Ende geht. Und das ist es, was für mich einen Strobel ausmacht. Auch mit wenig Details Spannung zu erzeugen liegt einfach nicht jedem Autor. Herr Strobel hat das meiner Meinung nach aber einfach drauf.

Das Buch lässt sich flüssig lesen, wobei die schon erwähnten Zwischenkapitel das Ganze noch etwas auflockern. Auch der bei einem Thriller für mich nötige Showdown kommt hier nicht zu kurz.
Alles in allem hat dieses Buch alles, was eine spannende Geschichte braucht. Und auch das Nachwort sollte gelesen werden, da der Autor hier noch wichtige Anmerkungen macht.

Herr Strobel wird mit jedem Buch mehr einer meiner Lieblingsautoren. Auch mit „Die App“ hat er mich nicht enttäuscht und rutscht auf meiner Leseliste definitiv weiter nach oben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.