Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
signalhill
Wohnort: 
Bodensee

Bewertungen

Insgesamt 119 Bewertungen
Bewertung vom 25.08.2022
Wieso hab ich eigentlich Angst? (Starke Kinder, glückliche Eltern)
Geisler, Dagmar

Wieso hab ich eigentlich Angst? (Starke Kinder, glückliche Eltern)


ausgezeichnet

Angst kindgerecht erklärt

Zuerst habe ich mich schon gesorgt, dass "Wieso hab ich eigentlich Angst?" von Dagmar Geisler Kinder noch sensibler für die Angst machen könnte, ja, die Angst vielleicht sogar steigern könnte. Das Buch hat mich eines Besseren belehrt. Ich könnte sogar noch weiter gehen und sagen, dass auch ich als Erwachsene noch etwas daraus lernen oder reflektieren kann.

Das Buch wird empfohlen für Kinder ab 5, es ist aber auch für Grundschulkinder noch perfekt geeignet. Wie gesagt, auch ich habe darin noch Denkanstöße für mich gefunden, nichts, das man nicht weiß, aber das man kaum in Worte fasst.

Das Buch fragt danach, wovor man Angst haben könnte und wie sich diese äußert. Dabei kommen verschiedene Kinder zu Wort, die andere Ängste haben und auch verschieden auf diese reagieren. Die Ursache der Angst wird nicht nur erklärt, sondern - und das hat mir so gut gefallen - die Angst wird als Schutz und wertvolles Gefühl dargestellt, das uns nicht nur beschützen, sondern auch bestärken kann. Doch auch Einschränkungen werden gemacht, denn nur, weil man die Angst versteht, sollte man auch nicht übermütig und unvorsichtig werden.

Insgesamt spricht das dünne Buch sehr viele Aspekte an, die ein gutes Ensemble ergeben. Wunderbare und sehr facettenreiche Bilder runden das Buch ab. Ich werde das Buch mit einem Fünf- und einer Achtjährigen lesen und dann noch meine weiteren Erfahrungen hier mitteilen.

Von der Autorin kenne ich bereits "Zum Glück gibt es Geschwister!", ebenso ein ganz wichtiges Buch. Sie hat aus der gleichen Reihe mittlerweile sieben spannende Bände veröffentlicht.

Bewertung vom 25.07.2022
Schlaflos auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Schlaflos auf Sylt


gut

Ein Glücksroman?

Der Sommerroman "Schlaflos auf Sylt" von Claudia Thesenfitz soll sicher Sylt-Urlauberinnen ansprechen, Urlauberinnen, die gern regionale Romane mit ins Reisegepäck wandern lassen. Der Roman könnte aber überall spielen, das Lokalkolorit spielt eine untergeordnete Rolle. Macht nichts, denkt man sich als Leserin, wenn ich gut unterhalten werde. Dies war leider nicht der Fall bei "Schlaflos auf Sylt". Der "Glücksroman" hat auch mit Glück wenig zu tun. Sollte er beim Lesen entspannen und die Leserin glücklich machen? Leider hält das Buch nicht, was es verspricht. Die Handlung ist leider anders als erwartet.

Die Ausgangssituation ist für mich gut nachvollziehbar: Die 50jährige Merle möchte lieber bei dem hohen Alter (!) den Kopf in den Sand stecken und nicht feiern. Sie beschließt daher, eine sehr kleine Familienfeier auf Sylt zu machen. Dass die Familie alle möglichen Menschen aus dem Leben der Fünfzigjährigen eingeladen hat, weiß Merle nicht.

Jetzt erwartet man ganz witzige Zusammenkünfte, aber die Situation ist eher skurril. Wer möchte schon seinen Geburtstag mit Bankberater, Ex-Freunde oder Lehrern verbringen? Und ja, das wiederum würde auch mich schlaflos machen.

Das Buch umfasst auf seinen knapp 300 Seiten vor allem eine peinliche Party, bei der man schon als Leserin lieber nicht anwesend sein möchte. Ich fragte mich oft, an wen sich dieses Buch wendet? Frauen im Alter von Merle werden hier nicht so viel Freude finden, Jüngere vielleicht?

Insgesamt lässt sich "Schlaflos auf Sylt" einfach so weglesen, wenn man eine sehr leichte Lektüre möchte. Man muss dieses Buch aber nicht unbedingt gelesen haben.

Bewertung vom 25.07.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

Seine letzte Trilogie

Leider konnte ich Don Winslow nicht auf seiner Lesereise in Deutschland hören und sehen, aber ich habe ein sehr eindringliches Interview mit ihm gehört, in dem er auch über das Ende seiner Autorentätigkeit sowie seine Zukunftspläne sprach. Dabei ist die Trilogie mit dem Auftakt des Thriller "City on Fire" bereits beendet; Winslow sieht seine Bestimmung nun dort, wo er durch seinen Einfluss mehr erreichen kann als im schriftstellerischen Wirken.

"City on Fire" ist nicht der erste Winslow-Roman, den ich gelesen haben. Wie schon vorher beeindruckt mich der Autor durch seiner atmosphärischen Studien und das stets präsente Lokalkolorit des Hafenortes auf Rhode Island. Winslow selbst ist an der Küste Rhode Islands aufgewachsen und kennt die Gegend, von der er schreibt, also sehr gut.

Wieder einmal begleiten wir Winslow in das Mafiamilieu. Hier geht es um Italiener und Iren in den achtziger Jahren. Der erste Band scheint vor allem dazu zu dienen, die Figuren und das Milieu einzuführen und die beiden anderen Bände vorzubereiten. Dennoch ist auch "City on Fire" recht spannend, wenn man dran bleibt und damit nicht den Faden verliert.

Ich mag vor allem den typisch amerikanischen und manchmal auch poetischen Schreibstil, der aber hin und wieder fast ins Saloppe gleitet. Don Winslow weiß, wovon er erzählt, er hat die Handlung und die Figuren gut durchdacht und meisterhaft ausgearbeitet. Ich würde gern auch die anderen beiden Teile lesen, die bereits vollendet sind. In "City of Dreams" konnte man ja am Ende des Buches bereits hereinlesen. Ich freue mich auf die letzten Bände der Trilogie und des Autors und gebe "City on Fire" natürliche die volle Sternzahl.

Auch das Cover und das Layout des Buches sollte noch erwähnt werden; beide sind besonders gelungen.

Bewertung vom 24.07.2022
Sei wie ein Baum!
Gianferrari, Maria

Sei wie ein Baum!


ausgezeichnet

Ein ganzer Kosmos

"Sei wie ein Baum" von Maria Gianferrari und Felicita Sala ist ein wunderschönes Buch, in dem die Menschen mit den vielen Facetten eines Baumes verglichen werden. Kinder erfahren aber auch viel über die Bäume selbst. So ist "Sei wie ein Baum" eine Mischung aus wissenschaftlichem Buch und ein Vergleich mit den Menschen oder mit dir als Kind.

Manche Begriffe wie "Ökosystem" scheinen mir hier für Kinder noch nicht passend. Da bekommt man ja selbst beim Erklären noch Probleme. Auch Splintholz und Kernholz sind für Kinder noch kaum zu verstehen, aber man muss da wohl einfach darüber hinweg sehen, und Kinder können das ja auch.

Besonders gut gefällt mir die innere Umschlagseite vorn und hinten mit den Silhouetten der Blätter und den Namen der Bäume. Dabei hätte ich mir eher nur die heimischen Bäume gewünscht, aber erstens sind die Autorinnen sicher Italienerinnen, wo z.B. der Olivenbaum eine sehr große Rolle spielt, zweitens sind die meisten Bäume auch heimisch. Nur der Baobab scheint mir hier eher fehl am Platze. Und schade ist auch, dass die vordere Umschlagseite identisch mit der hinteren ist.

Das Buch ist wunderschön illustriert und gibt am Ende auch noch Tipps, um Bäume zu schützen. Im Vergleich dazu gibt es aber auch noch Tipps, um im eigenen Umfeld zu helfen. Das Ende passt also genau zur Message des gesamten Buches. Ganz hinten gibt es dann noch eine sehr naturwissenschaftliche Seite über den Baum, die für Kinder möglicherweise noch nicht so interessant ist, aber sie gibt viele Informationen, und ich finde sie besonders wertvoll.

Ich liebe Bäume und ich liebe dieses Buch. Vielleicht kann man hiermit erreichen, dass Kinder Bäume auch genauer anschauen. Vielleicht können Eltern mit ihren Kindern auch eine Blättersammlung anlegen, falls sie es nicht in der Schule machen. Es gibt so viele Möglichkeiten, um Bäume wertzuschätzen; das Buch leistet einen Beitrag dazu.

Bewertung vom 24.07.2022
Salate zum Sattessen
Dusy, Tanja

Salate zum Sattessen


sehr gut

Wenig Buch fürs Geld

"Salate zum Sattessen" aus der GU-Reihe 'Magic Cooking' ist ein sehr hochwertiges Kochbuch mit festem Einband und der Größe der GU-Bücher, die wir in der Jugend schon so liebten (klein, relativ quadratisch, früher für wenig Geld mit flexiblem Einband). Die Autorin, Tanja Dusy, scheint dabei eher nebensächlich, ist sie doch auf dem Cover gar nicht genannt.

Was Magic Cooking wirklich ist, hat sich mir in diesem Buch nicht erschlossen. Es enthält 21 Rezepte, die meisten davon wirklich schön, Tipps und einige schöne Fotographien. Dabei ist das Register hinten im Buch wirklich irreführend, denn man bekommt das Gefühl, es seien sehr viele Rezepte, dabei sind diese nur mehrfach - nach Zutaten - aufgeführt. Aber dem ist gar nicht so, es bleibt bei - nur - 21 Rezepten.

Das Buch ist in drei Rezeptteile eingeteilt:

Ganz pur
Ganz klassisch
Ganz kreativ

Was genau ganz pur sein soll (einfache Rezepte laut Buch), weiß ich nicht. Aber die Rezepte sind sehr ansprechend, die meisten auch kochbar. Ich esse nicht speziell, mag aber auch nicht alle Zutaten. Die Zutatenliste ist oft lang, man muss also planen und sicher auch immer vorher einkaufen. Aber es kommen nicht allzu viele sehr 'exotische' Zutaten vor, und manchmal kann man die auch weglassen. Es ist jedoch oft auch aufwendiger. Dafür sind es dann wirklich Salate zum Sattessen.

Die Tipps haben mir gut gefallen, wobei es wirklich nicht stimmt, dass im amerikanischen Caesar Salad oft Sardellen zu finden sind (Parmesan schon). Der Caesar Salad ist einer meiner Favourites, und ich habe ihn hunderte Male in den USA gegessen - Sardellen hätte man noch nicht mal wahlweise bekommen - nie! Der Tipp zu der Krümmung der Garnelen ist gut - ich werde mal darauf achten!

Alles in allem gefällt mir "Salate zum Sattessen" gut, aber die Magie fehlt doch, und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt leider nicht so recht. Dann würde ich doch lieber wieder den flexiblen Einband zum halben Preis kaufen!

Bewertung vom 24.07.2022
Beifang
Simons, Martin

Beifang


ausgezeichnet

Topographie (s)einer Kindheit und Spurensuche

"Beifang" von Martin Simons ist ein eher unscheinbarer, jedoch wortgewandter und geistreicher Roman, der sicher viel Autobiographisches in sich trägt. Simons erzählt von einer Kindheit, von seinder Kindheit möglicherweise auch. Durch einen Fund im Elternhaus werden Fragen aufgeworfen, und Rätsel wollen gelöst werden.

Frank, der Ich-Erzähler, stammt selbst aus dem Ort Beifang und hat sich bisher nicht viel aus Elternhaus und der Familie gemacht. Doch nun, wo das Haus verkauft wird, wird er sich erst der Lage bewusst, denkt zurück an seine Kindheit, und auch das Haus gewinnt nun an Bedeutung. Dass Frank mit seinem eigenen Leben hadert, dass er fast bindungsunfähig scheint, dass er nicht zufrieden ist - könnte dies sogar mit seiner Familiengeschichte zusammenhängen oder zu erklären sein? Frank macht sich auf Spurensuche mit Hindernissen, denn von seinem Vater sind keine Auskünfte zu erwarten...

Leser und Leserinnen im Alter des Autors oder gar älter werden möglicherweise viel Bekanntes in "Beifang" erkennen. Eine Generation, deren Eltern und Großeltern den Krieg miterlebt haben, haben dieses Erbe getragen, oft auch unbewusst. Ich konnte mich daher gut in Frank und seine Probleme sowie seine Familiengeschichte hineinversetzen. Oft fühlte ich mich getroffen und betroffen.

Frank, der Ich-Erzähler, hat Antworten gesucht und dabei recht viel Beifang mitbekommen, den man nicht so wie die Fischer einfach wieder ins Meer werfen, kann. Aber Frank hat Antworten bekommen, viele andere haben dies nicht, weil doch so viel verschwiegen wurde.

"Beifang" scheint vom Cover her ein Roman, der nicht auf den ersten Blick beeindruckt. Er wird daher vielleicht weniger Beachtung finden, als ihm gebührt. Der Roman ist eher für Leserinnen und Leser ab ca. 50 Jahren zu empfehlen.

Bewertung vom 19.06.2022
Du bist mehr als genug
Desai, Sarah

Du bist mehr als genug


sehr gut

Etwas mehr erwartet

Sarah Desais "Du bist mehr als genug" ist ein Buch, das helfen soll, den eigenen Selbstwert zu erkennen und zu nutzen, sprich, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen. Das Buch besteht vor allem aus Denkanstößen und Übungen, die in Richtung Atemübungen bis Meditation gehen. Es gibt auch Rituale und Checklisten, kleine Geschichten und immer wieder so etwas wie ein Vorwort vor den Übungen (ist auch immer ein Denkanstoß).

Insgesamt ist die Idee des Buches gut, aber so viele Übungen kann ja keiner machen. Da muss man sich etwas aussuchen, was man dann auch öfters praktizieren kann. So, wie es gestaltet ist, erschlägt einen das Buch aber mit den Übungen. Dabei ist das Layout und die Gestaltung der Seiten sehr übersichtlich, ansprechend, gut lesbar, aber bei den Übungen muss man wohl eher gleich eine Auswahl treffen oder das Buch über eine lange Zeit hin häppchenweise durcharbeiten.

Ganz wunderbar finde ich so manche Liste oder auch Checkliste, besonders die Checkliste der Selbstfürsorge (S. 102) oder die Liste der Ressourcenquellen (S. 114). So wird wohl jeder und jede in dem Buch seine Seiten finden, die ihm und ihr guttun.

Insgesamt habe ich etwas gemischte Gefühle bei diesem Buch. Ich habe mir meine Seiten gemerkt und werde diese immer wieder aufschlagen. Es sind aber nicht so viele.

Bewertung vom 22.04.2022
Der Tote aus Zimmer 12
Horowitz, Anthony

Der Tote aus Zimmer 12


ausgezeichnet

Hat mich gepackt

Schon das wunderschöne Cover von Anthony Horowitz' "Der Tote aus Zimmer 12" ist ein Hinweis auf den Täter, und genauso sind im Roman so viele Hinweise versteckt, dass man sie kaum finden kann - ich habe ein paar selbst gefunden.

Im Roman dreht sich erst einmal alles um den Mord an einem Hotelgast in England, der schon viele Jahre zurückliegt. Als die Hotelerbin Cecily verschwindet, die scheinbar den wahren Mörder des Verbrechens gefunden hat, reist Susan Ryeland nach England, um Cecily wieder zu finden. Doch die Lösung zu diesem Fall ist im Roman "Atticus unterwegs" von Alan Conway versteckt. Und Susan muss das Buch daher noch einmal lesen.

Ein genialer Schachzug des Autors ist, dass man den kompletten Roman "Atticus unterwegs" in der Mitte des anderen Romans ohne Unterbrechungen geliefert bekommt. Man liest also das Buch im Buch, man bekommt zwei Romane in einem. Dabei könnte "Atticus unterwegs" auch allein stehen, und ich muss sagen, dass ich am eingeschobenen Roman sogar mehr Freude hatte, aber der eingeschobene Roman dient natürlich als Schlüssel für den Rahmenroman.

Horowitz hat ein Werk geschaffen, das in sich sehr stimmig ist, dass von Hinweisen nur so strotzt, aber trotzdem steht man als Leser ziemlich auf dem Schlauch. Die Lösung zu "Atticus unterwegs" hat mir dann auch besser gefallen als die Lösung am Ende des Romans. Dabei sind beide Romane klassische Whodunits, bei denen der Leser und die Leserin stets mit raten kann.

Bei Horowitz, besonders bei Atticus Pünd, fühlt man sich wirklich in die Zeit von Agatha Christie oder Hercule Poirot zurück versetzt. Ich konnte das Buch am Ende nicht mehr aus der Hand legen. Am Schluss hat mir zwar nicht alles so gut gefallen - manches war auch ein wenig weit hergeholt - aber das Buch ist stimmig und sehr gut durchdacht. Trotz seiner 600 Seiten hat es mich sehr schnell gepackt und nicht mehr losgelassen. Natürlich gibt es dafür die volle Sternzahl!

Bewertung vom 22.04.2022
Atlas der Unordnung
Papin, Delphine

Atlas der Unordnung


ausgezeichnet

Ungewöhnlich und außergewöhnlich

Wie kommt man auf die Idee zu einem solchen Buch? "Atlas der Unordnung - 60 Karten über sichtbare, unsichtbare und sonderbare Grenzen" von Delphine Papin und Bruno Tertrais ist ein so außergewöhnliches Buch, das hoffentlich viel Beachtung finden wird.

Erst einmal ist es vollgepackt mit geschichtlichen und geographischen Informationen. Vieles davon war mir neu, oder ich hatte es nie in einem solchen Zusammenhang gesehen. Weiterhin ist die Darbietung der Innovationen so plakativ und immer wieder so unterschiedlich, dass mich allein schon das Design des Buches gefangen nimmt.

Die Informationen sind vielfältig, aber so gut geordnet, dass man sich leicht einen Überblick verschaffen kann. Man nimmt das Buch immer wieder zur Hand, da es wirklich vollgepackt mit Graphiken, Text und Informationen ist, immer wieder anders, gut verständlich, immer wieder neu zu entdecken.

Vieles hat mich überrascht, z.B. die Welteroberung der Chinesen oder die große Vielfalt der Mauern und Barrieren auf der ganzen Welt. Vieles interessiert mich sehr, so z.B. die Kulturkreise und der Kampf der Rollenbilder oder auch ein sehr aktuelles Thema wie die "Migration unter Lebensgefahr". Die Karten sind so gut durchdacht, dass man die Sachverhalte schnell und plakativ verinnerlichen kann. Vieles kann man sich durch die bildliche Darstellung einfach besser merken, aber diese war sicher nicht einfach, wenn man sich z.B. einmal die Darstellung der Kulturkreise oder die Barrieren in der ganzen Welt anschaut.

Und dann gibt es noch die hochbrisanten und auch die hochaktuellen Themen, an die auch gedacht wurde. So liegt der Fokus im Moment im hinteren Teil des Buches, wo es einmal um die Pandemie, dann aber auch um "Russlands Comeback" und die "Ukraine gegen Moskau" geht (oder eher umgekehrt?).

Ich werde dieses Buch hüten wie einen Schatz und immer wieder zur Hand nehmen, denn man kann immer Neues entdecken. Der "Atlas der Unordnung", der mal Ordnung in die Welt bringt, lässt sich eben nicht lesen wie ein Geschichtsbuch oder ein Atlas. Es gibt so viel zu entdecken, und so können nur 5 Sterne diesem Atlas gerecht werden.

Bewertung vom 22.04.2022
Den Wölfen zum Fraß
McGuinness, Patrick

Den Wölfen zum Fraß


sehr gut

Nicht mal eben nebenbei zu lesen

"Den Wölfen zum Fraß" von Patrick McGuinness ist kein Roman, den man so nebenbei wegliest. Die nicht ganz einfache Sprache verurteilt den Leser und die Leserin dazu, ganz bei der Sache zu sein. Interessant macht den Roman, dass er auf einer wahren Begebenheit beruht, quasi True Crime, verpackt in Fiktion.

Dabei geht es um eine weibliche Leiche am Flussufer und einen Verdächtigen, der schnell unter den Lehrern der Eliteschule gefunden ist. In den Medien beginnt eine Hetzjagd; gewinnen kann hier keiner außer den Medien selbst.

Die Eliteschule selbst erinnert mich immer wieder an "Der Club der toten Dichter", ebenso das starke Cover. Was hinter dem perfekten Bild geschieht, ist doch immer anders als es scheint. Das Bild konnte in den englischen Eliteschulen aber zumeist gut aufrecht erhalten werden.

Der Buchtitel "Den Wölfen zum Fraß" ist sehr passend gewählt. Die Hauptsache ist hier, dass ein Opfer gefunden wird und für den Mord herhalten muss. Die Wahrheit tritt dabei in den Hintergrund. Dem Roman, der mir eigentlich recht gut gefallen hat, gebe ich vier Sterne, weil die Sprache sehr gewöhnungsbedürftig und der Anfang eher schleppend ist. Alles andere passt dann gut.