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LaNasBuchclub

Bewertungen

Insgesamt 129 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2024
Der Rabengott
Leckie, Ann

Der Rabengott


gut

Die Autorin Ann Leckie hat mit ihrem Roman „Der Rabengott“ einen hoch-interessanten und außergewöhnlichen Beitrag für das Fantasy-Genre geleistet. Sie zeichnet eine Welt, in der Götter jeder Gestalt und Größe über die Geschicke der Menschen herrschen und bereits kleine Veränderungen das Gleichgewicht der Dinge empfindlich stören können. Dieser Tatsache muss sich auch das Königreich Iraden stellen, nachdem das derzeitige „Instrument“ des Rabengottes unter verdächtigen Umständen stirbt und der Statthalter des Raben spurlos verschwindet. Als menschliches Sprachrohr des Gottes, ist es ihm bestimmt dem Vogel in den Tod zu folgen, um den Gott durch sein Opfer zu stärken. Doch ohne das Opfer und mit einer umstrittenen Erbfolge, bleibt der Rabengott geschwächt und angreifbar. Eine Gelegenheit, auf die ein mächtiger Feind schon lange gewartet hat.
Optisch ist das Buch ein absoluter Hingucker mit seinen metallisch glänzenden Designelementen, der Hochprägung von Motiven und Schrift und nicht zuletzt dem toll gestalteten Buchschnitt. Es ist wirklich schön anzusehen!
Inhaltlich hat sich Der Rabengott als ganz ordentliche Überraschung entpuppt. Ausgehend vom Klappentext habe ich eine mehr oder weniger klassische High-Fantasy Erzählung erwartet, vorgefunden habe ich dann ein tiefsinniges, schlicht gehaltenes Mysterium in einer High Fantasy Welt.
Gleich als erstes fällt das Buch durch seine außergewöhnliche Erzählverfahren auf. Es gibt einen Ich-Erzähler, der über die Geschehnisse seiner Vergangenheit berichtet, reflektiert und darauf hinwirkt seine Vergangenheit, mit der Gegenwart zu verknüpfen. Die gegenwärtigen Ereignisse der Geschichte in Vastai werden von demselben Erzähler wiedergegeben, jedoch macht er sich hierfür die 2. Person Singular zu Nutzen. Im Grunde erzählt er die Geschichte also dem Protagonisten Eolo, ist dabei aber gebunden an die Grenzen seiner Eigenen Wahrnehmung und kann häufig nur Vermutungen über Eolos Motive und Gefühle anstellen. Lange bleibt unklar, um wen genau es sich bei dem Erzähler handelt, was in Verbindung mit den interessanten Erzählperspektiven eine sehr andere Leseatmosphäre erzeugen. Dazu muss ich sagen, dass ich einige Zeit gebraucht habe, um mich auf den Schreibstil einzulassen und obwohl ich mich gut daran gewöhnen konnte, konnte er mich doch nicht ganz für sich gewinnen.
Die Wahl der Erzählperspektive hatte meiner Meinung nach auch zur Folge, dass die Charaktere, obwohl interessant, weitestgehend unzugänglich und oberflächlich für mich blieben. Das Kennenlernen der Charaktere hängt nämlich von den Beobachtungen und Vermutungen eines unzuverlässigen Erzählers ab, sowie von dem Interesse dieses Erzählers an dem jeweiligen Charakter, sodass der Zugang zu den Figuren insgesamt sehr begrenzt ausfällt. Wie sehr das einem zusagt (oder eben nicht) ist einfach eine Frage der persönlichen Präferenz. Ich hätte mir da einfach etwas mehr gewünscht.
Auch die Handlung von Der Rabengott entspricht nicht dem üblichen Schema eines klassischen Fantasy Romans.
Das Tempo ist behäbig, was vor allem damit zu begründen ist, dass die Gegenwartserzählung rund um Eolo regelmäßig durch die Einblicke in die Vergangenheit des Erzählers pausiert wird. Hinzu kommt, dass die Handlung von Anfang bis Ende auf einen Ort und einen begrenzten Personenkreis beschränkt ist. Die Protagonisten tun auch nicht wirklich etwas, außer hie und da eine Unterhaltung zu führen, von A nach B zu gehen oder in einem Fall fast ausschließlich auf derselben Stelle zu sitzen. Es gibt vereinzelte Szenen, die Spannung reinbringen, allerdings sind diese eher flüchtig in die Geschichte mit eingebunden. Action sollte man eher keine erwarten. Unterm Strich macht die Handlung also keine großen Sprünge und trotzdem funktioniert sie, irgendwie. Tatsächlich empfinde ich die Langsamkeit und Geduld der Story nach Beendigung des Buches sogar als ziemlich geniales Stilmittel, denn es spiegelt aufs Genauste das Wesen des mysteriösen Erzählers wider.
Alles in allem war Der Rabengott eine interessante aber auch durchwachsene Leseerfahrung, daher würde ich das Buch mit 3.5 Sternen bewerten.

Bewertung vom 04.03.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Elizabeth Gravers neuer Roman „Kantika“ erzählt eine Geschichte über die Suche nach Heimat und Zugehörigkeit, Liebe und Verlust. Diese kunstvoll gestrickte Familiensaga stützt sich auf das Leben und die Erfahrungen von Elizabeth Gravers eigener Großmutter, Rebecca Cohen, und umspannt dabei mehrere Generationen und Jahrzehnte.
Rebeccas Lebensreise beginnt in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts in Konstantinopel (heute Istanbul), wo sie als Tochter einer wohlhabenden sephardischen Familie ohne größere Sorgen und Nöte aufwächst. Das soll sich jedoch endgültig ändern, als der erste Weltkrieg ausbricht. Ihr Vater verliert sein Vermögen, ihren Brüdern droht der Einzug in den Kriegsdienst und die Familie Cohen ist gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Als die spanische Regierung heimkehrenden Sephardim eine Wiedereinbürgerung in Aussicht stellt, scheint sich ihnen ein Ausweg zu eröffnen, doch Barcelona stellt die Cohens vor schwere Herausforderungen und die temperamentvolle Rebecca muss lernen, wie sie sich als junge, jüdische Frau in dieser fremden Umgebung behaupten kann. Sie wird Geschäftsfrau, Braut, Mutter, Witwe, muss abermals ihr zu Hause und nun auch ihre Familie zurücklassen, doch jedes Hoch und jedes Tief packt sie mit derselben unermüdlichen Entschlossenheit und Charakterstärke an.
Mir hat „Kantika“ insgesamt überraschend gut gefallen, fesselnd mit seiner üppigen Prosa, der rauen Echtheit seiner Handlung und starken Charakteren. Nachdem ich ein paar Schwierigkeiten mit dem Einstieg in die Geschichte hatte, vor allem damit mich auf den Schreibstil einzulassen, hat mich das Buch im Verlauf unerwartet stark mitreißen können. Die Kapitel werden aus der Sicht der verschiedenen Cohen Familienmitglieder erzählt, wobei Rebecca stehts im Zentrum der Erzählung bleibt. Das hat mir gut gefallen, zum einen, weil es das Lesen abwechslungsreicher gemacht hat, zum anderen, weil die Familie und ihre Probleme dadurch gleichzeitig facettenreicher und greifbarer wurden. Überhaupt ist hier eine absolut mitreißende und berührende Mischung aus familiären Herausforderungen und der spezifischen Sorte von Schwierigkeiten gelungen, die damit einhergehen, Ziel religiöser Ausgrenzung und Verfolgung zu sein. Ich habe das Gefühl durch dieses Buch viel über Geschichte, Kultur und Alltag der Sephardim gelernt zu haben und empfinde es allein aufgrund dessen sehr empfehlenswert.
Die einzelnen Familienmitglieder, sowie die Figuren, die erst im späteren Verlauf der Geschichte ins Bild kommen, waren gut ausgestaltet, wobei Rebecca als zentrale Figur der Handlung, die meiste Aufmerksamkeit erhält. Obwohl ihre Persönlichkeit für mich insgesamt ein wenig zu blass rüberkam, fand ich ihre Entwicklung und ihren Umgang mit den Herausforderungen des Lebens sehr packend. Besonders in der zweiten Hälfte, da man diesen deutlichen Umschwung erkennen kann von dem jungen Mädchen, das kaum Wahlmöglichkeiten hat, zu der entschlossenen Frau, die Maßnahmen ergreift, um ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
Alles in allem ein sehr lesenswerter Roman.

Bewertung vom 27.02.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


sehr gut

True Crime meets reality-TV. Das ist die Idee von Cara Hunters Thriller “Murder in the Family“. Und darum geht’s:
Im Rahmen der bekannten True-Crime-Show „Infamous“ soll ein inzwischen zwanzig Jahre alter Mordfall neu beleuchtet werden, der zu seiner Zeit landesweit Schlagzeilen machte. Das Opfer: Luke Ryder, ein junger Australier, der durch die überraschende Heirat mit der älteren Witwe Caroline Howard Teil einer wohlhabenden Londoner Familie wurde. Kaum ein Jahr nach der Hochzeit findet man ihn brutal zugerichtet und definitiv tot im Garten des Londoner Familienanwesens. Der Täter konnte nie gefunden werden.
Jetzt, 20 Jahre später ist es ausgerechnet Guy Howard, der Stiefsohn des Opfers und Director von „Infamous“, der den Fall nochmal neu aufrollen möchte. Zur Show eingeladen werden sechs Experten, darunter zwei erfahrene Police Detectives, ein Journalist, eine Psychologin, ein Forensiker und ein Anwalt, die gemeinsam alle Fakten und sonstigen Umstände rund um die grausame Tat neu bewerten und eigene Ermittlungen anstellen. Erfolgreich, wie es scheint, denn schon bald kommen neue Anhaltspunkte ans Tageslicht, die den Fall in eine ganz neue Richtung lenken. Eine, an deren Ende die Enthüllung von Luke Ryders Mörder wartet.
Dieser Krimi überrascht in vielerlei Hinsicht. Statt des herkömmlichen Fließtextes hat die Autorin eine neue Richtung eingeschlagen und präsentiert uns diesen Whodunit Thriller als ein Sammelsurium aus Skripten der Infamous-Episonden, E-mails, Textnarchichten und Zeitungsartikeln, die in Verbindung zu dem Cold-Case stehen. Das Buch lädt also unbedingt zum Miträtseln ein.
Ich habe dieses Konzept des Geschichtenerzählens als neu und sehr fesselnd empfunden, auch wenn es ein wenig gedauert hat sich an den Rhythmus zu gewöhnen. Dennoch hat sich schnell eine angenehme Grundspannung eingestellt. Mit den zahlreichen Cliffhangern (in der Regel endete beinahe jede Folge mit einer schockierenden Enthüllung), unerwarteten Wendungen und explosiven Konflikten hat die Autorin genau jene Aspekte so gut eingefangen, die Reality-TV so fesselnd machen und genau dasselbe lässt sich über diese Story sagen. Immer wieder konnte mich die Handlung überraschen und obwohl man hie und da einige Aspekte vorhersehen kann, stellt sich eine gute Mischung von „Ich habs gewusst!“ und „Nicht zu fassen!“ ein.
Der Mordfall, sowie die Figuren der Show waren wirklich gut durchdacht und am Ende wartet eine interessante Auflösung. Der Unterhaltungsfaktor bei diesem Buch war für mich richtig groß.
Etwas bemängeln muss ich die Umsetzung im Ebook Format (hab es als solches gelesen). So gut mir der Ansatz mit zusammengestellten Beweismitteln und Skripten gefallen hat, die Darstellung im Ebook ist dem nicht ganz gerecht geworden. Die Zeitungsartikel oder Schlagzeilen wurden zum Teil auf mehrere Seiten eingeteilt, sodass man nur wenig von der Darstellung hatte, oder die Zuteilung der Wörtlichen Rede ist in der Zeile verrutscht, sodass manchmal etwas durcheinander geriet, wer gerade was sagte. Das fand ich ein wenig schade.

Bewertung vom 27.02.2024
King of Pride / Kings of Sin Bd.2
Huang, Ana

King of Pride / Kings of Sin Bd.2


gut

Kai Young ist ein Gewinner. Was er anpackt, wird zu einem Erfolg. Er sieht also keinen richtigen Wettbewerb darin, als das Multimillionen-Dollar-Unternehmen seiner Familie die Ernennung eines neuen CEO in Aussicht stellt. Doch statt auf einen sicheren Wahlsieg muss sich der verschlossene Geschäftsmann auf einen unfairen Kampf gefasst machen. Das letzte, was er da gebrauchen kann, ist die Ablenkung durch eine gewisse Barkeeperin im Valhalla Club.
Isabella Valenica ist nicht gerade auf der Überholspur des Lebens gelandet. Von Job zu Job zu hüpfen und über Monate mit einem unfertigen Manuskript samt Schreibblockade zu kämpfen, ist nicht gerade die Erfüllung ihrer Träume. Zumindest aber hat die lebensfrohe Nachwuchsautorin im Valhalla Club endlich eine Anstellung gefunden, mit der sie sich tatsächlich wohlfühlt und die sie auf keinen Fall gefährden will. Auf keinen Fall kann sie also die Regeln brechen und sich auf eins der Mitglieder einlassen. Auch nicht auf den spießigen und irgendwie unwiderstehlichen Kai Young.
King of Pride ist der zweite Teil von Ana Huangs neuer Romance Reihe und hat mir insgesamt auch wieder ganz gut gefallen. Die Geschichte lässt sich gut runterlesen und bringt mit Isabella und Kai zwei neue sympathische Figuren ins Spiel. Die Autorin hat die Anziehung zwischen ihnen super eingefangen und mit ihren so gegensätzlichen Persönlichkeiten, sowie den privaten Herausforderungen, geben sie ein interessantes Paar ab. Besonders gefallen hat mir an dem Buch, dass die Nebenfiguren aus dem ersten Teil (teilweise auch aus der Twisted-Reihe) so präsent in die Handlung mit einbezogen wurden, diesen Aspekt habe ich in anderen Büchern der Autorin eher vermisst.
Die Handlung war jetzt nicht besonders außergewöhnlich, konnte aber dennoch gut unterhalten. Kai und Isabella finden recht schnell zusammen, aber Isabellas Problem ihr Buch zu beenden und besonders die CEO-Wahl tragen ganz gut durch den Rest des Buches. Hier und da hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Spannung gewünscht. Wie schon bei King of Wrath (und den Twisted Büchern) kam mir das Buch ein wenig zu lang vor, für die Geschichte, die es erzählt. Als Romance-Buch für Zwischendurch war King of Pride aber super geeignet und dank Isabellas und Kais unterschiedlichen Persönlichkeiten auch überraschend witzig zu lesen.

Bewertung vom 04.02.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


sehr gut

Rosalyn „Ross“ Quest ist der Spross einer ganz und gar außergewöhnlichen Familie, berühmt berüchtigt für ihre Qualitäten als Meisterdiebe. Ross, die die besonderen Talente ihrer Mutter und Tante geerbt hat, will mit diesem Leben jedoch nichts mehr zu tun haben – zumindest fürs erste.
Was sie will, sind Freunde, Beständigkeit und die Erfahrungen einer ganz normalen 17-jährigen und nur der Ausstieg, wird ihr das ermöglichen können. Doch alles soll ganz anders kommen. Ihre Mutter wird entführt und Ross‘ einzige Möglichkeit sie zu retten, besteht in der Teilnahme an einem legendären Wettbewerb: The Thieves‘ Gambit.
Die talentiertesten Diebe der Welt kommen zusammen, um die unmöglichsten Coups möglich zu machen und nur dem oder der Besten unter ihnen soll ein Wunsch erfüllt werden.
„Thieves‘ Gambit“ von Kayvion Lewis ist ein rasanter, wendungsreicher und ausgefallener Jugendroman, der mich schnell fesseln konnte. Der Schreibstil ist meiner Meinung nach nichts Außergewöhnliches, liest sich aber flüssig, einnehmend und bringt dabei den temporeichen und turbulenten Charakter der Geschichte gut in Form. Erzählt wird aus der Perspektive der Protagonistin Ross, die mit ihrer Entschlossenheit, ihrem Mut und Einfallsreichtum und auch ihrem Hang zur Sturheit schnell meine Sympathie gewinnen konnte. Es war unterhaltsam sie kennenzulernen und besonders im Lauf der Geschichte zu verfolgen, wie sie ihr allgemeines Misstrauen anderen gegenüber allmählich überwindet und lernt sich etwas zu öffnen.
Mit der Zeit sind auch ein paar spannende Nebenfiguren ins Bild gekommen und mir hat gut gefallen, wie deren Persönlichkeiten und Hintergrundgeschichten herausgearbeitet wurden. Teilweise fand ich aber, dass man bei den Charakteren insgesamt noch mehr in die Tiefe hätte gehen können.
Weniger abgeholt hat mich die aufkeimende Romanze zwischen Ross und Devroe. Die Verbindung zwischen ihnen hat mich nicht so richtig erreicht und auch die Entwicklung der Beziehung war weniger überzeugend ausgearbeitet als andere Aspekte der Geschichte. Ich schätze am Ende konnten mich die Handlung und Ross‘ persönliche Entwicklung einfach mehr begeistern als die Romanze. Da es sich bei diesem Buch allerdings, um den ersten Teil einer Reihe handelt, hoffe ich darauf, dass die Folgeteile aus Ross und Devroe noch mehr herausholen werden.
Der große „sellingpoint“ dieses Romans war definitiv die Handlung. Auch wenn es für mich einen Augenblick gebraucht hat ins Buch hineinzufinden, bis die Rahmenpunkte etabliert und die Charaktere vorgestellt waren, konnte es mich mit seiner originellen Thematik, den spannungsgeladenen Wettbewerbsaufgaben und nicht zuletzt dem rasanten Tempo gut unterhalten.
Am Ende warten ein spannender Plottwist und die Aussicht auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 04.02.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


sehr gut

Um dem trostlosen Wetter Englands über die Osterfeiertage zu entfliehen, zieht sich die ehemalige Schauspielerin Lana Farrar auf ihre idyllische Privatinsel in der Ägäis zurück. Begleitet wird sie von ihrem Sohn Leo, ihrem Ehemann Jason, den beiden besten Freunden Kate und Elliott, sowie den langjährigen Angestellten Agathi und Nikos.
Sieben Leute reisen an. Aber nicht alle sieben werden die Insel auch lebend verlassen. „Die Insel des Zorns“ erzählt die Geschichte eines Mordes. Vielleicht sogar die, einer Liebe. So oder so, ist es aber eine Geschichte, die überrascht. Zumindest so viel verspricht der Erzähler in seiner Eröffnungsrede.
Mir hat „Die Insel des Zorns“ Von Alex Michaelides insgesamt gut gefallen. Mir war das Debut des Autors, The Silent Patient, noch gut in Erinnerung und weil ich Schreibstil und Wendungen dabei so gelungen fand, habe ich mich sehr über dieses neue Buch gefreut. Es hat definitiv seine Höhen und Tiefen, sicherlich auch Schwächen, aber insgesamt war es ein toller Thriller.
In Anlehnung an die klassische griechische Tragödie wird die Geschichte in fünf Akten erzählt, in denen der Autor Vergangenheit und Gegenwart auf gewandte Weise miteinander verknüpft. Präsentiert wird die Erzählung dabei von einem der Reiseteilnehmer: Elliot Chase. Seine Widergabe der Ereignisse ist eigenwillig und dramatisch und liest sich spannenderweise ganz so, als ließe man sich die Geschichte bei einem Feierabendrink an der Bar von ihm erzählen. Er begibt sich im Grunde auf die Augenhöhe des Lesers, was es für mich zu einer sehr einnehmenden und interessanten Leseerfahrung gemacht hat. Gleichzeitig hat sich dadurch aber auch eine gewisse Anspannung bei mir eingestellt. Man lernt die Figuren, ihre Motive und Verbindungen alle durch Elliott kennen, nur habe ich immer wieder hinterfragt, wie vertrauenswürdig er selbst ist. Oft genug habe ich gedacht, dass er selbst der Mörder sein könnte.
Auf die Handlung möchte ich gar nicht zu sehr eingehen, um nichts vorwegzunehmen, fand aber, dass sie von Anfang bis Ende gut durchdacht und schlüssig war. Man steigt recht langsam in die Erzählung ein und während sich Stück für Stück Geheimnisse und Verwicklungen enthüllen, wird man durch Elliotts Einfluss immer mal wieder auf eine falsche Fährte gelockt. Das Buch hat ein paar Längen, über die ich aufgrund der allgemeinen Erzählatmosphäre aber gut hinwegsehen konnte. Die Auflösung am Ende war wieder echt überraschend und hat in meinen Augen gut funktioniert.
Wer atemlose Spannung und Nervenkitzel sucht, wird mit diesem Thriller vielleicht nicht so glücklich, aber ich finde mit seiner subtilen Spannung, der interessanten Erzählperspektive und den cleveren Twists ist „Die Insel des Zorns“ ein wirklich fesselndes Buch mit großem Unterhaltungsfaktor. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 29.01.2024
Im Glanz der Ewigkeit / Starling Nights Bd.2
Niemeitz, Merit

Im Glanz der Ewigkeit / Starling Nights Bd.2


gut

Nach den dramatischen Ereignissen des ersten Teils, entscheidet sich in „Starling Night’s: Im Glanz der Ewigkeit“ das endgültige Schicksal der Stare. Der unvermeidbare Tod innerhalb von Monaten oder die Aussicht auf ewiges Leben – nicht weniger steht für sie auf dem Spiel.
Ganz besonders Ashton ist nicht gewillt die Vorzüge und Privilegien seines bisherigen Lebens aufzugeben und zeigt sich fest entschlossen, einen Ausweg zu finden. Doch als sich endlich einer auftut, steht und fällt alles ausgerechnet mit der Unterstützung von Zoe. Zoe, die Ashton im vergangenen Jahr mehr als jeden anderen Menschen manipuliert, verletzt und ausgenutzt hat.
Zoe, die fest entschlossen ist nie wieder auch nur einen Millimeter auf Ashton zuzugehen.
In diesem zweiten Teil der spannenden Dark Academia Reihe von Bestsellerautorin Merit Niemeitz steckt wieder eine Menge Gefühl und Wortkunst. Der Schreibstil ist von der ersten Seite an fesselnd und nimmt einen mit auf diese Reise durch alte Gassen, historische Gemäuer und geheime Keller, vor allem aber entführt er seine Leserschaft in die Gefühlswelt seiner beiden Protagonisten. Und da gibt es eine Menge zu ergründen, denn nach den Ereignissen des ersten Teils, konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass Ashton und Zoe nochmal auf einen grünen Zweig kommen.
Das große Kunststück sollte auf jeden Fall werden den sehr schlechten Eindruck von ihm aufzuheben und ihn in seiner Entwicklung so überzeugend auszugestalten, dass man ihn doch noch gernhaben kann. Leider muss ich sagen, dass das in meinen Augen nur bedingt gut gelungen ist. Ich fand Ashton während der ersten hundert Seiten nach wie vor recht unsympathisch und auch sein Umgang mit seinem „geheimen Plan“ hat nicht gerade für seine Charakterentwicklung gesprochen. Und obwohl ich es spannend fand, seine Gefühle und Beweggründe kennenzulernen, kam mir der Umschwung in seiner Figur insgesamt zu geplant und erzwungen vor, als dass er mich im Sturm erobern konnte.
Ähnliches empfand ich im Hinblick auf Zoes Haltung ihm gegenüber. Nach allem, was sie wegen Ashton durchgemacht hat, wirkte sie auf mich unerwartet Nachgiebig, sodass die Wiederannäherung zwischen ihnen mir persönlich etwas zu schnell und zu einfach vonstattenging. Dafür, dass ich hie und da nicht ganz zufrieden mit der Entwicklung war, lies sich ihre Geschichte aber dennoch wunderschön lesen und ich konnte auf jeden Fall mit ihnen mitfühlen.

Die Handlung konnte meiner Meinung nach ebenfalls nicht ganz an den ersten Teil heranreichen. Zwar gibt es immer noch das ein oder andere Geheimnis zu entdecken und Mysterium aufzuklären, aber das Tempo bleibt insgesamt eher gemächlich. Als dann am Ende mal etwas Aufregung ins Geschehen eingestreut wird, ist das wie schon im ersten Teil nach wenigen Seiten abgehandelt. Zwischendurch passiert genug, dass man dranbleiben möchte, und ansonsten wird die Geschichte gut von der Entwicklung zwischen Zoe und Ashton getragen, aber ein etwas ausgeglicheneres Tempo hätte der Handlung denke ich trotzdem nicht geschadet.
Alles in allem und trotz meiner Kritikpunkte war Starling Nights 2 ein sehr unterhaltsames, vor allem aber wieder sehr schön geschriebenes Buch, das mich gut unterhalten konnte.

Bewertung vom 29.01.2024
Tough Choices / Whitestone Hospital Bd.3
Reed, Ava

Tough Choices / Whitestone Hospital Bd.3


sehr gut

Mit „Tough Choices“ geht die spannende Reihe rund um die jungen Ärzt*innen und Pfleger*innen des Whitestone Hospital in die inzwischen dritte Runde. Und Autorin Ava Reed lässt auch dieses Mal keine Zeit zum Entspannen, denn die Geschichte setzt nahtlos an dem dramatischen Ende von „Drowning Souls an“ und wirft seine Leser mitten zurück ins Geschehen.
Im Fokus der Erzählung stehen dieses Mal die engagierte wie auch zurückhaltende Assistenzärztin Dr. Maisie Jones und der charmante und überall geschätzte Krankenpfleger Grant Masterson. Beide sind unglaublich sympathische Charaktere, die mir mit ihrer ruhigen und loyalen Art schnell ans Herz gewachsen sind. Wieder einmal ist es der Autorin gelungen ihre Figuren so echt und so einnehmend zu zeichnen, dass das Mitfühlen, -fiebern, -bangen und -hoffen mit ihnen ganz von selbst kommt.
Zudem hat mir an diesem Band auch wieder sehr gefallen, wie der Klinikalltag in die Erzählung mit eingewoben wurde und dass man über Maisie und Grant hinaus auch weiterverfolgen konnte, wie es mit den zahlreichen liebgewonnenen Nebenfiguren weitergeht.
Weniger überzeugend fand ich dieses Mal allerdings den Plot. Mit dem spannenden Einstieg in die Geschichte und dem obligatorischen Cliffhanger zum Schluss hat die Handlung durchaus was zu bieten, aber für meinen Geschmack hat es insgesamt an etwas Spannung gefehlt. Die Spannungen zwischen Maisie und Grant sind schön ausgearbeitet, dabei entwickelt sich ihre Beziehung jedoch so leichtgängig und problemlos, dass mir die Handlung etwas zu sehr ins Plätschern geraten ist. Die kleinen und großen Dramen im Krankenhaus fangen das noch ganz gut auf, aber ich fand, dass Tough Choices in seiner Dynamik etwas hinter den bisher erschienenen Teilen zurückgeblieben ist.
Schließlich hat auch das eingebaute Beziehungsdrama meinen Geschmack etwas verfehlt. Zwar war die entscheidende Szene toll geschrieben und ich konnte sehr mit den beiden Protagonisten mitfühlen, ihr Umgang mit der Situation im Anschluss ist ihren Charakteren und ihrer Beziehung meiner Meinung nach aber nicht wirklich gerecht geworden.
Nichtsdestotrotz ist Ava Reed mit Tough Choices ein lesenswerter dritter Teil gelungen, der sich mit seinem Feingefühl und der hinreißenden Emotionalität absolut sehen – oder eher lesen – lassen kann.

Bewertung vom 12.01.2024
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4 (2 MP3-CDs)
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Mit „Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt...“ hat Autor Richard Osman seiner sympathischen Cozy-Crime Reihe rund um die erfahrenen Hobbyermittler Joyce, Elizabeth, Ibrahim und Ron nun einen vierten Teil hinzugefügt. Und eines ist sicher – auch bei diesem Fall brauchen die Rentner all ihren Witz und scharfe Kombinationsgabe.
Kaum hat die Coopers Chase Seniorenresidenz die Feiertage samt Jahreswechsel hinter sich gebracht, erschüttert ein Mordfall die Gemeinde. Das Opfer ist der Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar und als Freund von Elizabeths Mann Stephen ist es selbstverständlich Ehrensache, dass sich der Donnerstagsmordclub in die Ermittlungen einschaltet. Zum Glück kann man da sagen, denn während die Polizei sich mit internen Neuentwicklungen arrangieren muss und im Fall nur mäßig vorankommt, stoßen unsere pensionierten Hobbyermittler schon bald auf eine heiße Spur, die sie mitten in die Abgründe des Drogenmilieus führt.
Mir hat diese Fortsetzung wieder sehr gut gefallen. Der Kriminalfall ist gut konstruiert und wie immer war es sehr amüsant zu verfolgen, wie die vier Protagonisten auf ihre charmante und einfallsreiche Art Informationen zusammensammeln. Mit den Perspektivwechseln und spannenden Wendungen bleibt es ein durchweg unterhaltsamer Krimi, der Fokus liegt aber ganz eindeutig auf den Figuren. Mit jedem Teil werden die verschiedenen Charaktere greifbarer und wachsen einem mehr ans Herz. Und obwohl ich klasse finde, dass der Autor vermittelt, dass das Leben jenseits der 70 noch einiges zu bieten hat, so hat er sich in diesem Teil auch die Zeit für ernstere Themen genommen. Wie geht Elizabeth mit der voranschreitenden Altersdemenz ihres Mannes um? Und wie hilft man einem Freund, dessen Einsamkeit von skrupellosen Online-Betrügern ausgenutzt wird?
Alles in allem war „Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt...“ ein toller Cozy Krimi, der in punkto Tiefe sogar noch mehr zu bieten hat als seine Vorgänger. Besonders empfehlen möchte ich die Hörbuchfassung aus dem Hörbuch Hamburg Verlag. Das Sprecherduo Johannes Steck und Beate Himmelstoß haben wieder einen ganz großartigen Job gemacht und machen die Geschichte zu einem richtigen Erlebnis.