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Benutzername: 
Hilou
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
The Addams Family - Das Familienalbum
Addams, Charles

The Addams Family - Das Familienalbum


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Mit "The Addams Family: Das Familienalbum" liegt uns endlich eine deutsche Ausgabe vor, die Originalcartoons der jahrzehntelang bekannten und andersartigen Familie in einem prächtig gestalteten Hardcoverbuch versammelt. Unterteilt in Abschnitte über die einzelnen Figuren gibt das Buch zudem einen umfassenden Einblick in die Entwicklung der Cartoons durch Charles Addams sowie auch informatives Hintergrundwissen zu den einzelnen Familienmitgliedern sowie auch Verwandten und Freunden, die in den Originalcartoons zeitweise zu sehen waren. Auch dem schaurigschönen Haus der Familie ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Kapitel zu Morticia, Gomez und Co. werden außerdem von Charles Addams' höchstpersönlich geschriebenen Charakterbeschreibungen eingeleitet, die er für die Fernsehserie der 60er Jahre auf Bitte des Produzenten verfasste.

Meine Leseerfahrung:
Nicht nur seit der Netflixserie "Wednesday" ist der Hype um die Addams Family groß. Ich persönlich bin ein Fan seit den Verfilmungen der 90er Jahre, als ich zum ersten Mal dieser unheimlichen und seltsamen Familie begegnet bin. Doch mit den Originalcartoons war ich weniger vertraut, weswegen ich sehr gespannt auf diese Ausgabe war.
Das Hardcoverbuch mutet ledrig an und ist in einem schwarzroten Stil gehalten, was der schaurigen unheimlichen Atmosphäre der Cartoons sehr gerecht wird. Die Abschnitte haben nur anfangs Text und konzentrieren sich hauptsächlich auf die Cartoons selbst. Dass die einzelnen Charaktere mit persönlich von Addams verfassten Charakterbeschreibungen eingeleitet wird, finde ich toll. Damit hat man direkt einen unverfälschten Eindruck von den Originalfiguren, so wie deren Schöpfer sie gesehen hat.

Das Besondere an diesem Familienalbum sind aber vor Allem die Originalcartoons, veröffentlichte wie auch unveröffentlichte. Die Entwicklung der einzelnen Figuren ist höchstinteressant und spiegelt deutlich wieder, wie Addams an ihnen herumprobiert hat, bis sie voll ausgereift waren. Sie mögen seltsam, unheimlich und gruselig wirken, dennoch schließt man sie ins Herz, weil sie trotz aller Eigenarten einen Familienzusammenhalt zeigen, wie es sich wohl jeder erträumen würde.

Fazit:
"The Addams Family: Das Familienalbum" nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise zu den Ursprüngen der schrägen unheimlichen Familie, die weltweit viele Anhänger gefunden hat. Das nenne ich zeitlose Kunst und in dieser Ausgabe definitiv eine Bereicherung für die hauseigene Bibliothek!

Bewertung vom 26.10.2023
Der Knochenwald
Henry, Christina

Der Knochenwald


sehr gut

Zum Inhalt:
Mattie lebt mit ihrem Ehemann William in einer Berghütte, die weit abgelegen liegt und völlig abgeschnitten von der Außenwelt ist. Sie darf die nähere Umgebung nie verlassen und darf auch sonst nichts tun, was William aufregen würde. Denn ihr Ehemann ist ein brutaler gewalttätiger Mann, der sie bereits bei dem kleinsten Fehler heftig verprügelt. Als die beiden die verstümmelte Leiche eines Tieres und gewaltige Fußabdrücke finden, vermuten sie eine wilde Bestie, die weit größer und stärker als ein Bär sein muss. Dann tauchen plötzlich Fremde auf dem Berggipfel auf, die nach einer unnatürlichen Kreatur suchen, und das Unheil nimmt seinen Lauf...

Meine Leseerfahrung:
Christina Henry liefert einen düsteren Roman nach dem Anderen ab, weswegen ich immer wieder gern zu ihren Büchern greife. Ihr letztes Buch "Der Geisterbaum" war trotz vielversprechendem Titel für mich persönlich leider enttäuschend. Das hat die Autorin mit ihrem neuesten Roman allerdings wieder wett gemacht. Ich bin nur so durch die Seiten gerauscht und konnte das Ende kaum abwarten.

Wenn man aber bei Henry auf ein rundum zufriedenstellendes Ende hofft, dann ist man an der falschen Adresse. Der Ausgang ist bei ihren Romanen aber auch nicht wirklich wichtig, was bei "Der Knochenwald" überaus deutlich wird. Die Story ist tiefgründiger, als man denkt, auch wenn sie zunächst den Anschein einer "simplen" kurzweiligen Horrorgeschichte hat.

Auf der einen Seite ist dieses nicht greifbare Monster in der Wildnis, das ständig Spuren hinterlässt, aber von niemandem wirklich gesehen worden ist. Auf der anderen Seite werden wir als Leserschaft mit einem wahrlich grauenhaften Monster unserer Realität konfrontiert und unsere Urängste herausgekitzelt, die wir doch lieber weiter schlummern lassen würden. Mein Unbehagen während des Lesens wurde vielmehr vom zweiten Monster auf Trab gehalten, weil wir Menschen nun mal wissen, dass sicherlich noch viele solcher Monster da draußen wüten und seelische Scherbenhaufen hinterlassen.

Daher hat mich keine andere Protagonistin, die je von Henry gezeichnet wurde, dermaßen berührt, was vielleicht auch der Grund ist, dass ich diesen Roman trotz unbefriedigendem Abschlusses genossen habe. Hier wird mehr Thriller als Horror geboten, die Mischung mit den gruseligen Elementen ist dennoch klug gewählt. Sie zeigt auf eine durchdachte Art und Weise, dass wir uns den Monstern im wahren Leben stellen und nicht die unrealen Monster unter dem Bett fürchten sollten.

Fazit:
Mit "Der Knochenwald" gelingt Christina Henry wieder einmal ein düsteres, dunkles Werk, dass an unseren Ängsten rüttelt und uns die wahren Monster im Leben aufzeigt. Dieser Roman bietet keine einfache Horrorgeschichte und ist sicherlich nicht leicht zu verdauen, ist aber dennoch lesenswert, wenn man sich den eigenen Dämonen stellen möchte.

Bewertung vom 16.10.2023
Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3
McDonnell, C. K.

Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
In der Redaktion von "The Stranger Times" läuft es wieder drunter und drüber. Hannah hat unerwartet gekündigt und treibt sich in einem sektenähnlichen Erholungszentrum rum. Als Ersatz für sie taucht plötzlich eine völlig Unbekannte namens Betty in der Redaktion auf und erklärt sich gleich zur stellvertretenden Chefredakteurin. Eigentlich ist eine Konfrontation mit dem cholerischen Chef Banecroft vorprogrammiert, da er solche Dreistigkeiten auf den Tod nicht ausstehen kann. Aber er ist momentan viel zu sehr damit beschäftigt, seine tote Ehefrau retten zu wollen, und verhält sich immer merkwürdiger...

Meine Leseerfahrung:
Ich liebe diese schräglustige Fantasy-Reihe und bin jedesmal total happy, wenn die Geschichte um den Choleriker Banecroft und sein skurriles Redaktionsteam weitergeht. Banecroft ist und bleibt meine Lieblingsfigur, auch wenn er im dritten Teil mehr in den Hintergrund rückt und sich nicht so gewohnt exzentrisch verhält wie in den vorherigen Bänden. Dafür tauchen diesmal andere sonderbare Personen wie Betty auf, die den Plot bereichern und für unterhaltsame Abwechslung sorgen.

Nachdem ich ein wenig enttäuscht war von dem zweiten Teil, der mir stellenweise zu langatmig erschien, bin ich nun umso begeisterter, da McDonnell in gewohnter Weise perfekt zwischen Humor und Spannung balanciert und damit für erstklassige Unterhaltung sorgt. Dennoch würde ich von einem späteren Einstieg in die Story abraten. Denn um die Zusammenhänge verstehen zu können, braucht man definitiv die Handlung aus den ersten beiden Teilen. Glücklicherweise schließt sich nun nämlich der Kreis und ein paar Figuren erleben sowas wie ein Happy End. Und die Beste Sache in dieser Reihe, die mich immer wieder zum Lachen bringt, ist der berühmte Irrentag, der im dritten Teil so richtig den Vogel abschießt. Bürger stehen Schlange, um über Übersinnliches etc. zu berichten. Macht Euch auf was gefasst!

Und noch eine gute Nachricht am Ende: Es bleibt nicht, wie anfangs angekündigt, bei einer Trilogie. Der 4. Teil wird auf englisch wohl bereits Anfang nächsten Jahres erscheinen. Jetzt heißt es, sehnsüchtig warten auf die deutsche Version!

Fazit:
Spannung und Humor auf höchster Ebene gekoppelt sorgen beim 3. Teil der Stranger Times Serie "Love will tear us apart" für köstliche Unterhaltung und ist somit mein ganz persönliches Highlight 2023! Wunderbar schräg und totally absurd bis zum Abwinken!

Bewertung vom 08.10.2023
Eisvogel und Lotusblüte

Eisvogel und Lotusblüte


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
"Eisvogel und Lotusblüte" ist der erste Band der Kunst-Leporelloausgaben von Prestel und zeigt Vögel in Meisterwerken der japanischen Holzschnittkunst. Die seidenbezogene Ausgabe beinhaltet 60 Farbtafeln und ein zusätzliches 48-seitiges Booklet, das Informationen zur Entwicklung der japanischen Kunst sowie auch zu den abgebildeten Holzschnitten liefert. Abgerundet wird die Ausgabe mit einem schmuckvoll gestalteten Schuber, dessen Cover ebenfalls ein Holzschnitt ziert.

Meine Leseerfahrung:
Ich habe die Herausgeberin dieser Leporello-Ausgaben mit "Monet" kennengelernt und hatte nun einen ebenso großen Schuber erwartet. Diese Ausgabe ist zwar deutlich kleiner mit ca. 18x12cm, dafür aber viel handlicher und eleganter; insbesondere der Seidenüberzug des Leporello-Covers mit dem in Silber aufgedruckten japanischen Schriftzeichen zeigt, wieviel Qualität und Liebe zum Detail in dieser Ausgabe steckt.

Ich bin keine großartige Kennerin der japanischen Holzschnittkunst, befasse mich aber sehr gerne mit der historischen Seite künstlerischer Entwicklungen, insbesondere in anderen Kulturen. Daher fand ich das kleine Booklet sehr hilfreich und interessant, hätte mir aber etwas mehr Hintergrund-Informationen zu den einzelnen ausgewählten Bildtafeln gewünscht.

Besonders gut gefallen hat mir aber die facettenreiche Auswahl an Bildtafeln und Künstlern. Denn hier sind nicht nur bekannte Künstler wie Hiroshige vertreten, es wurden auch teilweise völlig unbekannte Künstler ausgewählt. Die Darstellungen konzentrieren sich auf Vögeln und Natur. Die abgebildeten Meisterwerke befinden sich größtenteils in New York, Amsterdam oder Boston. Mit dieser wunderschönen Ausgabe hat man sie alle beisammen und kann sich zu Hause an ihnen erfreuen.

Fazit:
Eine wundervolle, hochwertige Leporello-Ausgabe über die japanische Holzschnittkunst, die nicht nur Kunst- und Japanliebhaber, sondern auch Naturfreunde glücklich macht.

Bewertung vom 06.10.2023
Die Schwarze Königin
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin


sehr gut

Zum Inhalt:
Als Len einen Ausflug nach Prag unternimmt, ahnt er noch nicht, wie sich sein Leben verändern wird. Er trifft auf eine geheimnisvolle Professorin und wird bald darauf von Vampiren gejagt. Denn er gilt als ein Drăculeşti, der letzte Nachfahre von Vlad II., der samt seiner Familie Vampirjäger war. Das Auftauchen von Len signalisiert für die Blutsauger, dass die schwarze Königin bald zurückkehrt. Sie war mit ihrem alchemistischen Wissen, die stärkste Feindin der Vampire. Doch die sind nicht die einzigen Kreaturen, die nun in der Gegenwart Jagd auf Len machen...

Meine Leseerfahrung:
Auch wenn Marcus Heitz mittlerweile eine Größe im Fantasy-Genre ist, hatte ich bisher nie die Gelegenheit, etwas von ihm zu lesen. Als ich mitbekommen habe, das sein neuestes Buch über Vampire handelt, war das die Gelegenheit für mich. Seit Anne Rice hat mich kein anderer Roman im Vampirgenre überzeugt. Mittlerweile kommt da mE auch nicht wirklich eine innovative Idee, so dass mich Vampirromane im Allgemeinen eher langweilen. Das Besondere an der "schwarzen Königin" aber ist, dass es sich um eine historisch reale Person handelt, um die sich die Story hier dreht. Sie liest sich daher eher wie ein alternatives Geschichtsbuch. Es gibt nämlich zwei Erzählebenen: Zum Einen das aktuelle Geschehen um den mutmaßlichen Draculešti Len und zum Anderen die Rückblicke in die Vergangenheit als Barbara von Cilli den Vorfahren von Vlad Tepeš kennenlernt.

Den Vampirismus mit alchemistischen Elementen zu verknüpfen und in einen realen geschichtlichen Kontext zu setzen, war definitiv eine geniale Idee, die Marcus Heitz hervorragend umgesetzt hat. Darüber hinaus fand ich auch die Einbettung der osmanischen Sichtweise mit den "Dschinns" in die Story perfekt. Einen solchen Ansatz hatte ich bisher noch nicht gelesen. Daher fand ich dieses Buch tatsächlich sehr interessant und fesselnd, weil es eben im Gegensatz zu den eher romantischen Vampirgeschichten mit den ewig gleichen Erzählstrukturen völlig neue Aspekte zu bieten hat. Ganz besonders lobenswert ist die überaus authentisch wirkende Ausarbeitung sämtlicher Figuren, insbesondere der schwarzen Königin, woran man sofort erkennt, dass Heitz hier eine solide Recherche bezüglich der historischen Figuren betrieben hat, bevor er sich an seinen Roman setzte. Aber auch die Figuren der Gegenwart sind sehr glaubwürdig und facettenreich.

Ich habe jedenfalls beide Handlungsstränge im Buch als sehr spannend empfunden und war durchgehend gespannt auf die Entwicklungen und natürlich auch das Ende der Story. Das wiederum kam regelrecht unerwartet und hat mich leider ziemlich unbefriedigt zurückgelassen. Ich hoffe doch stark, dass die Geschichte um Len noch fortgesetzt wird. Denn sonst macht dieser Abschluss für mich so absolut keinen Sinn.

Fazit:
"Die schwarze Königin" von Marcus Heitz eröffnet neue Perspektiven zum Thema Vampirismus und bietet eine düstere und spannende Story, die mitreißend ist. Insgesamt ein lesenswerter Vampirroman, der eine Fortsetzung erhoffen lässt.

Bewertung vom 14.09.2023
Psyche und Eros
McNamara, Luna

Psyche und Eros


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Das Leben als Prinzessin ist nicht einfach. Davon kann Psyche ein Liedchen singen. Anstatt zwangsverheiratet zu werden und einen Nachfolger für den Thron zu zeugen, hat sie viel größere Erwartungen, was ihre Zukunft betrifft. Als ein Orakel ihr prophezeit, dass sie als Heldin gegen ein gefährliches Ungeheuer kämpfen wird, wird sie entgegen aller Regeln der Gesellschaft von der berühmten Atalante zur Kriegerin ausgebildet. Aus Neid verflucht die Göttin Aphrodite einen Pfeil ihres Adoptivsohns Eros und befiehlt ihm, diesen auf Psyche abzuschießen. Als Eros aus Versehen selbst die Pfeilspitze berührt, bahnt sich eine ungewöhnliche Liebesgeschichte an...

Meine Leseerfahrung:
Griechische Mythologie lese ich sehr gerne, insbesondere wenn sie fehlerlos neuinterpretiert wird. Das ist Luna McNamara mit "Psyche und Eros" sehr gut gelungen. Welche Veränderungen sie in die Geschichte mit eingebracht hat, erläutert sie nochmal kurz am Ende des Buches, was ich persönlich sehr aufschlussreich fand. Zudem merkt man, wie intensiv sich die Autorin mit der Materie beschäftigt hat. Die Neuinterpretation fand ich insgesamt sehr stimmig und passend.

Die einzelnen Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Ich habe jedenfalls besser Zugang zu ihnen gefunden, als in anderen Romanen der griechischen Mythologie. Auch gefiel mir, dass es hier eher bei einer mythologischen Nacherzählung (mit einigen eingefügten neuen Aspekten) bleibt und nicht eine vor Erotik strotzende Liebesschnulze daraus gebastelt wurde. Dennoch wird die Leserschaft Zeuge davon, wie aus einem erzwungenem Verlangen wahre intensive Liebe entstehen kann, und das auf völlig jugendfreier Ebene erzählt.

Auch wenn ich mit ein paar Veränderungen der mythologischen Elemente anfangs meine Schwierigkeiten hatte, ist mir im Laufe der Story immer mehr aufgefallen, weswegen diese Veränderungen überhaupt nötig waren. Besonders begeistert hat mich an diesem Buch, dass Psyche nicht eine schlichte schöne Prinzessin mit Püppchen-Attitüde ist, sondern als Kämpfernatur dargestellt wird, die alles hinterfragt und einen eigenen Kopf hat. Sie hat ein Ziel vor Augen und konzentriert sich fest darauf. Während sie versucht, eine klassische Heldin zu werden, lernt sie schrittweise, was wahres Heldentum überhaupt erst ausmacht. Gut fand ich auch, dass McNamara die Verwandlung in einen Schmetterling mit in die Geschichte eingebaut hat. Sie symbolisiert wunderbar die Entwicklungsfähigkeit eines Menschen bzw. einer Menschenseele und zeigt offenkundig, dass das Erreichen wahrer Liebe nunmal auch mit dem persönlichen Wachstum zusammenhängt.

Fazit:
Luna McNamara hat mit "Psyche und Eros" eine wundervolle Neuinterpretation der größten Liebesgeschichte der griechischen Mythologie geschaffen. Ungewöhnlich, aber lehrreich, und mit einem wunderschönen Ende!

Bewertung vom 08.09.2023
Monet
Sefrioui, Anne

Monet


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Der Prestel Verlag hat der Reihe der Leporelloausgaben einen neuen Band hinzugefügt. Diesmal werden Claude Monets 50 Meisterwerke in dieser Ausgabe präsentiert. Der Leporello-Druck ist in Leinen gebunden und mit einem informativem Booklet und einem gestalterisch entsprechendem Schmuckschuber ausgestattet. Um die schöpferische Entwicklung des impressionistischen Malers besser erfassen zu können, wurden für diese Ausgabe sowohl seine anfänglichen als auch späteren Werke ausgewählt. Zudem werden verschiedene Themen von Monets Werken erörtert und Hintergrundwissen zu den von ihm verwendeten Techniken erteilt.

Meine Leseerfahrung:
Diese Leporello-Ausgabe ist nun inzwischen der zweite Band in dieser Reihe und hat mich deswegen stark interessiert, weil diesmal einer meiner Lieblingskünstler samt seiner wundervollen Werke im Fokus steht. Die hochwertig verarbeitete Ausgabe hat eine sich sehr angenehm anfühlende Leinenbindung. Da die Seiten als Leporello angeordnet sind, sollte man beim Blättern vorsichtig sein. Der Druck ist tadellos und gibt die einzelnen Meisterwerke hervorragend wieder.

Wunderschön anzusehen ist jedes einzelne Bild, wobei man tatsächlich wunderbar Gemälde für Gemälde die Veränderungen bzw. Entwicklungen des Künstlers durch die Jahre erkennen kann. Was mich am Meisten an Monet fasziniert hat, war die Tatsache, dass er zwar mit zunehmendem Alter sich immer mehr der Abstraktion annahm, seine Werke jedoch in keiner Weise an Lebendigkeit und Authentizität verloren. Seine späteren Werke sind mir insofern am Liebsten, insbesondere die Garten- und Seerosenbilder haben mich bei ihrem Anblick schon immer innerlich berührt.

Sehr informativ ist zudem das mitgelieferte Booklet. Hier wird zuerst einmal auf wenigen Seiten kompakt, aber mit wichtigen Einzelheiten das Leben Monets erörtert und die Veränderungen in seinen Schaffensperioden durchleuchtet. Auf den weiteren Seiten sind die erlesenen 50 Gemälde übersichtlich und durchnummeriert aufgelistet, wobei zusätzlich kleine Abbildungen der Werke dargestellt sind. Zu jedem Gemälde gibt es dann nochmal kurze Infos, die kaum eine Frage offen lassen.

Insgesamt ist diese Leporelloausgabe ein gelungenes Kunstbuch, das sicherlich nicht nur Monet-Fans begeistern dürfte. Ich persönlich bin gespannt auf die Fortsetzung in dieser Leporello-Reihe des Verlages.

Fazit:
Anne Sefriouis "Monet" in der kunstvollen Aufmachung und dem ebenso schönen Schmuckschuber ist ein einzigartiges Glanzstück im Bücherregal und dürfte nicht nur Kunst- bzw. Monet-Liebhaber erfreuen.

Bewertung vom 24.07.2023
Feinde
Grisham, John

Feinde


gut

Zum Inhalt:
Keith und Hugh stammen beide aus zwei ursprünglich aus Kroatien stammenden Einwandererfamilien, die sich Anfang des Jahrhunderts in Biloxi in Mississippi niedergelassen haben. Die Jungs wachsen gemeinsam auf und entwickeln sich mit zunehmendem Alter in völlig verschiedene Richtungen. Während Hugh seinem Vater, dem Unterweltboss von Biloxi, nacheifert, tritt Keith in die Fußstapfen seines Vaters, dem Staatsanwalt, und studiert Jura. Die Freundschaft wandelt sich allmählich in eine Feindschaft, die eine Tragödie heraufbeschwört...

Meine Leseerfahrung:
Ich bin ein großer Grisham-Fan und habe fast jedes Buch von ihm gelesen. Selbst die von der Grisham-Leserschaft bemängelten Bücher habe ich immer verschlungen. Dabei hat mich die Langatmigkeit einiger Geschichten nicht abgeschreckt. Schließlich war jedes Buch, jede Story für sich genommen sehr lesenswert. Aber mit "Feinde" bin ich einfach nicht warm geworden. Die Hälfte des Buches war schon gelesen, als mir das erste Mal der Gedanke kam, dass es reine Zeitverschwendung wäre, weiterzulesen. Da ich aber generell nie abbreche, habe ich hier erstmal eine lange Lesepause eingelegt und das Buch nach Wochen erst wieder in die Hand genommen. Es wurde leider nicht besser, auch nach einem zweiten Abbruch und erneutem Anlauf habe ich mich mühselig durchgerungen und sogar gegen Ende einige Seiten übersprungen.

Mag sein, dass die Story für Grisham wichtig war, erzählt zu werden. Aber dann bitte nicht so emotionslos, so sachlich und völlig spannungsfrei, als würde man ein zivilrechtliches Gerichtsurteil lesen. Und selbst da wird man zuweilen besser unterhalten. Ich bin dermaßen enttäuscht, weil ich es gerade nicht gewohnt bin von dem Autor, dass er eine Geschichte so lieblos und langweilig erzählt. Es fehlt an fesselnden Charakteren, an Spannung und überhaupt auch an einem starken Plot, der den Leser am Ball halten sollte. Es hapert bereits zu Beginn an der mangelhaften Darstellung der Freundschaft beider Jungs. Ihre Entwicklung und das Auseinanderdriften, die keimende Feindschaft und überhaupt der Geist der Zeit werden nicht glaubhaft erzählt. Auf emotionaler Ebene ist absolut nichts zu finden.

Mir blutet das Herz, ein Buch von Grisham so schlecht bewerten zu müssen und gebe hier wirklich noch wohlwollend als eingefleischter Fan 3 von 5 Sternen. Für Neueinsteiger in Grishams Werke würde ich gerade dieses Buch nicht empfehlen. Es würde eher davor abschrecken, ein anderes Buch von ihm in die Hand zu nehmen. Und das wäre wiederum sehr schade.

Fazit:
"Feinde" ist an Langatmigkeit kaum zu überbieten und gehört zu den schlechtesten Werken von Grisham. Die Story über Gut und Böse wurde noch nie so langweilig erzählt. Dieser Roman könnte glatt als Sachbuch durchgehen.

Bewertung vom 29.06.2023
Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter
Bracht, Petra;Liebscher-Bracht, Roland

Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Die Schmerzspezialisten Dr. Petra Bracht und Roland Liebscher-Bracht arbeiten schon seit vielen Jahren an ihrem erfolgreichen Selbsthilfesystem, das effektiv bei diversen Schmerzzuständen hilft. Hierzu stellen sie drei Techniken der Schmerzbehandlung vor und geben gezielt Hilfestellung bei Engpassdehnungen, Faszien-Rollmassage und Osteopressur. Dabei dienen die im Buch umfangreich zusammengefassten Übungsanleitungen dazu, ein ganz persönliches Übungsprogramm für den eigenen Schmerzzustand zu entwickeln.

Meine Leseerfahrung:
Ich bin bereits vor einigen Jahren zufällig zu den Übungen von Liebscher & Bracht gekommen, als ich im Internet nach einer guten Methode gegen Nackenverspannungen gesucht habe. Da bei Youtube bereits sehr viele hilfreiche Videos des Paares existieren, habe ich mir diese bei meiner Schmerzbewältigung neben der Physiotherapie zu Hilfe genommen. Bereits die ersten Anwendungen haben zu mehr Entspannung geführt, so dass ich am Ball geblieben bin.

Dieses Buch fasst hervorragend alle Punkte zum Thema Schmerzen zusammen: Wie Schmerzen entstehen, was Entzündungen damit zu tun haben, was man generell dagegen machen kann und sogar welche Ernährungsweise bei der Schmerzbekämpfung Linderung verschafft. Erst wenn man genau die Ursachen bzw. Auslöser versteht, kann man auch den Weg der Schmerzbekämpfung effektiv angehen.

Das Konzept von Liebscher & Bracht ist bereits bekannt. Was auch dafür spricht, sich mit ihren Methoden zu befassen, ist die Übersichtlichkeit der Übungsanleitungen, was auch hervorragend aus dem vorliegenden Buch hervorgeht. Es werden zunächst 12 Schmerzbereiche des Körpers zusammengefasst und genau erklärt, wie dort diese Schmerzen entstehen und was dabei konkret empfohlen wird. Im zweiten Drittel des Buches kann man sodann die passenden Übungsanleitungen finden und ausprobieren. Da ich bereits seit langer Zeit auch das Faszien-Rollmassagenset von Liebscher & Bracht zu Hause habe und einige Übungen regelmäßig praktiziere, war der Einstieg für mich persönlich sehr einfach. Die Übungen sind tatsächlich sehr gut bebildert. Wenn es dennoch Schwierigkeiten geben sollte, kann man sich die Übungen auch im Internet anschauen.

Mittlerweile lebe ich mit einem zweifachen Bandscheibenvorfall, der mir von Zeit zu Zeit den Alltag erschwert. Dank der Übungen von Liebscher & Bracht bleibe ich jedoch gut in Bewegung und habe für mich einen guten Weg der Schmerzlinderung gefunden.

Fazit:
Das beste Selbst-Hilfe-Buch in Sachen Schmerzen, das mich vor Schlimmerem bewahrt und mir durch den Alltag hilft. Liebscher & Bracht sind für mich die erste Adresse, bevor man zu riskanten Operationen und zur dauerhaften Schmerzmitteleinnahme greift.

Bewertung vom 30.05.2023
Der Geisterbaum
Henry, Christina

Der Geisterbaum


gut

Zum Inhalt:
Vor etwa einem Jahr wurde Laurens Vater tot im Wald nahe der Stadt Smiths Hollow gefunden. Die örtliche Polizei konnte den Täter nie ermitteln und gab sich - Laurens Meinung nach - auch nicht wirklich Mühe, den Fall aufzuklären. Als nun wieder Leichen von zwei fremden Mädchen in der Stadt auftauchen, die ähnliche Tatumstände aufweisen, ist sich Lauren sicher, dass die Fälle eine Verbindung haben. Doch die Bewohner von Smiths Hollow befällt eine seltsame Amnesie. So wie sie den Mord an Laurens Vater inzwischen vergessen haben, so vergessen sie auch allmählich die toten Mädchen. Während Lauren der Sache auf den Grund geht, liegt etwas Böses auf der Lauer und nimmt sie als nächstes Todesopfer ins Visier...

Meine Leseerfahrung:
Ich weiß gar nicht, wie/wo ich diese Geschichte einordnen soll. Eigentlich hatte sie vielversprechend begonnen, doch ich habe beim ersten Anlauf ungefähr nach der Hälfte des Buches abgebrochen und nach einem längeren Zeitraum eine zweite Chance gegeben. Allerdings habe ich mich durch die zweite Hälfte nur noch durchgequält.

Die Bücher von Christina Henry sind sicherlich keine Stephen Kings, meine Erwartung beim Lesen zielt dabei eigentlich nur auf reine Unterhaltung mit entsprechender Dosis Gänsehaut. Die bisherigen Bücher der Autorin fand ich diesbezüglich bisher deutlich ansprechender. "Der Geisterbaum" dagegen mutet etwas unausgereift an. Dabei ist der Plot gut konstruiert, die Figuren authentisch und auch die düstere Atmosphäre ist konstant spürbar. Aber so richtig packen wollte mich das Ganze einfach nicht. Es hätte eine Spur blutiger und brutaler sein können. Und zudem waren einige Stellen einfach zu schnell vorhersehbar und damit nicht mehr interessant genug, insbesondere wenn es um "Ihn", dem Bösen in der Geschichte, geht.

Besonders gefallen hat mir tatsächlich nur, dass Henry wieder sozialkritische Elemente, hier Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, in die Story eingearbeitet hat. Insgesamt kommen diese Punkte allerdings etwas zu kurz, da die Story zusätzlich mit anderen Themen wie u.A. das Erwachsenwerden, Teenagerprobleme und das sexuelle Erwachen überladen ist.
Junge Leser könnten hier vielleicht kurzweilige Unterhaltung finden. Ich dagegen musste mich leider regelrecht durchkämpfen, um das Buch beenden zu können. Daher zählt dieser Roman für mich persönlich zu den schwächeren Büchern der Autorin.

Fazit:
Ein vielversprechender Anfang lässt beim neuesten Werk "Der Geisterbaum" von Christina Henry auf etwas Großes hoffen. Jedoch enttäuschen dann langatmige Phasen und vorhersehbare Handlungen, wodurch die Geschichte zuweilen schwächelt. Hier wurde leider zu viel Potential verschenkt.