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honigbaerchen99
Wohnort: 
Syke
Über mich: 
Ich bin eine kleine "Leseratte". Ich freue mich, wenn ich ein gutes Buch entdeckt habe und meine Freude mit anderen Lesern teilen kann.

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2021
Wo das Licht herkommt
Skorpil, Clementine

Wo das Licht herkommt


weniger gut

Das schöne Cover und der wunderbare Buchtitel hatten mich angesprochen und die sich fast textil anfühlende Aufmachung des Buches ist sehr gut gelungen.

Auch die Geschichte um Philippa Moosleitner, die im 18. Jahrhundert als Mädchen ihren durch die Gesellschaft vorbestimmten Weg verlässt und sich wissbegierig als Philipp auf den Weg macht, ist ein Thema ganz nach meinem Geschmack.

In der Zeit damals "konnten Frauen kaum höhere Ansprüche haben als ein sicheres Heim und ein paar Kinder. Männer aber eroberten die Welt."

Philippa sucht den Weg zur Mitte "Dao der Weg" und will nach China in das Reich der Mitte reisen.

Die Buchkapitel mit schönen Zitaten teilen das Buch ein. Leider ist durch den teilweise langatmigen und umständlichen Erzählstil viel vom Esprit des Buches und der Geschichte verlorengegangen. Einige Flüchtigkeitsfehler habe ich auch in den Texten gefunden. Als Beispiel ist auf Seite 205 zu nennen: " Und da schon wollte sich sie untersuchen"- anstatt "Und da schon wollte ich sie untersuchen".

Die vielfachen Zeitsprünge im Roman sind nicht gut umgesetzt und schlecht für den Leser erkennbar. Erst später bemerkt der Leser, dass er nicht mehr in der Gegenwart oder Vergangenheit ist.
Insgesamt ist der ganze Schreibstil anstrengend und hat mir überhaupt nicht zugesagt. Ich habe dennoch das Buch nach Mühen zu Ende gelesen.

Von meiner Seite kann ich leider keine Leseempfehlung geben!

Bewertung vom 24.08.2021
Im Reich der Schuhe
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


gut

Als Sohn des sogenannten Kaisers- so lässt sich sein Vater gern titulieren- hat es Alex überhaupt sehr schwer, sich gegen seinen Vater durchzusetzen.
Alex kommt aus einer jüdischen Familie und ist traditionsbelastet.

Sein Vater geht auf eingetretenen Pfaden mit der Schuhproduktion in China und selbst als er Alex die Leitung der Schuhfabrik in Foshan übergibt, gibt er nicht das Heft aus der Hand.
Sein Vater pflegt beste Beziehungen zu wichtigen Leuten in China und schmiert diese. So findet die Ausbeutung der Arbeiter mit behördlicher Genehmigung statt.
Alex hingegen lernt durch Ivy, eine Fabrikarbeiterin, China mit all seiner Tradition und dem Elend der Fabrikarbeiter und der Bevölkerung kennen. Es sind menschenunwürdige Bedingungen, unter denen die Fabrikarbeiter in der Schuhfabrik arbeiten müssen, um sich und ihre Familien über Wasser zu halten.
Alex lässt sich von Ivy überreden, sich mit rebellischen Kräften einzulassen, die eine Verbesserung der Fabrikarbeiter herbeiführen wollen.
Kurz vor Toresschluss kann Alex eine gewaltsame Eskalation verhindern.

Immer wieder steht Alex zwischen seinem Vater und jüdischer Tradition und dem Bestreben, eine Verbesserung für die Chinesen in seiner Schuhproduktion zu bewirken.

Richtig heimisch scheint Alex in China aber nicht zu werden, letztendlich macht er das gleiche wie sein Vater und zieht zurück in ein Hotelleben.

Der Roman ist in der Ich-Form aus der Sicht von Alex geschrieben und ist flüssig zu lesen. Die Charaktere sind gut gezeichnet.

Man merkt dem Autor an, dass er eigene Kenntnisse von den Verhältnissen in China und der dortigen Schuhfabrikation besitzt.
Vielschichtige Themen, wie Vater-Sohn-Beziehung, jüdische Familiengeschichte , das Leben in China, Ausbeutung der Arbeiter in Fabriken werden hier im Roman verwoben.
Mir hat das Buch gut gefallen!

Bewertung vom 17.08.2021
Greta und Jannis
Kuratle, Sarah

Greta und Jannis


gut

Das Buchcover ist schön gestaltet und gefällt mir sehr gut.

Um dieses Buch zu lesen habe ich sehr lange gebraucht . Das hängt mit dem meines Erachtens schwierigen Schreibstil zusammen, der ständig im Text-auch in einem Satz- wechselt zwischen Präsenz /Vergangenheit und dem Konjunktiv ( z.B. ....das wäre ja, es rieche immer so gut, das sei ja wie etc). Die Sätze bleiben unvollendet, wechseln ständig in den Konjunktiv, in Kursivschrift abgesetzte Dialoge.

Aufgrund des Schreibstils fragt sich der Leser ständig, ob es wirklich passiert oder surreal ist.

Vom Inhalt her handelt es sich um eine Liebe zweier Menschen, die das ungeschriebene Gesetz von Familien übertreten, den " Zaun ohne Latten".

Es ist eine Geschichte aus den Bergen und den strengen Gesetzen dort. Z.B. nur die Erstgeborenen dürfen Kinder bekommen. Wenn sie doch Kinder bekommen, müssen sie sie weggeben. Greta lebt auf dem Hof im letzten Dorf mit ihrer Tante Severine, die einige dieser "abgegebenen" Kinder aufgenommen hat. Die Zeitrechnung des Romans richtet sich nach dem Baum auf dem Hof und seiner Apfelernte. Z.B. Erstes Jahr nach der Apfelernte, zweites Jahr nach der Apfelernte usw.

Die Charakter der Kinder und der Menschen sind meines Erachtens gut beschrieben, vermischen sich aber auch immer wieder mit dem Surrealen.

Literarisch ist dieses Buch etwas ganz Besonderes und nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich gut eingelesen.

Bewertung vom 30.07.2021
Dreieinhalb Stunden
Krause, Robert

Dreieinhalb Stunden


ausgezeichnet

Insbesondere dieses Buch und das Thema hatten es mir angetan.

Das Cover ist passend und schön gestaltet.
Es geht im Roman um den Beginn des Mauerbaus in der DDR im August 1961 und die Schicksalsentscheidungen der Menschen an diesem Tag.
Zu diesem Zeitpunkt befinden sich unterschiedliche Personen mit ganz unterschiedlichen persönlichen Hintergründen und Zwängen aus der DDR zu Besuch im Westen bzw. eine Gruppe aus der DDR befindet sich auf Konzertreise.
Für die Rückreise nehmen sie den Zug von München nach Ostberlin. Dieser Zug hieß früher "Interzonenzug ".
Als der Zug unterwegs ist wird nach und nach bekannt, dass die DDR dabei ist, eine Mauer zum Westen Berlins hin zu bauen.
Von jedem wird nun innerhalb kürzester Zeit eine Lebensentscheidung abgefordert. Im Westen bleiben oder zurück nach Ostberlin fahren?

Meines Erachtens ist das Thema und die Geschichte hervorragend umgesetzt worden. Kapitelweise wird aus der Sicht der jeweiligen Person erzählt.

Und die Zeit schreitet unbarmherzig voran und somit steigt der Druck auf die Menschen, eine endgültige Entscheidung zu treffen.

Der Schreibstil ist flüssig und ich habe das Buch verschlungen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses Buch.

Bewertung vom 25.07.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


ausgezeichnet

Das offensichtliche Sommerferienidyll der Familie bekommt im Laufe der Geschichte Risse.
Mutter und Vater sind „erfahrene Trinker“ und nie ist Geld da, schon gar nicht wird in die Kinder investiert. Die Kinder werden teils vernachlässigt, Benjamin dem mittleren Bruder wird später bewusst, dass nicht nur zu Hause alles dreckig ist, sondern auch die Menschen, die in dieser Wohnung leben.

Die drei Brüder kämpfen jeden Tag um die Liebe und Gunst ihrer Eltern,vor allem um die der Mutter. Sie sind sehr eifersüchtig aufeinander. Andererseits gibt es Momente,da stehen die drei Brüder zusammen. Die Mutter ist launisch, unzufrieden, sprunghaft und somit völlig unberechenbar in der Vergabe ihrer Liebe oder Zärtlichkeit. Der Vater wird gegenüber der Mutter und den Kindern gewalttätig wenn er getrunken hat. Die Eltern geben den Kindern keinerlei Sicherheit.

Die Ehe von Mutter und Vater ist toxisch, beide sind auf der Hut vor einander, außer wenn beide trinken oder betrunken sind.
Die Söhne reagieren verschieden: Nils der Älteste entzieht sich allem und geht später als erstes aus dem Haus und seiner eigenen Wege.
Benjamin ist der mittlere Sohn, er versucht alle Stimmungen einzufangen und alles in der Familie zu reparieren. Der jüngste Sohn Pierre reagiert mit zunehmender Agressivität, die auch später im Erwachsenenleben bleibt.

Der Roman wechselt zwischen der Vergangenheit, der Kindheit der Brüder und der Gegenwart nach dem Tod der Mutter, als sich alle drei Brüder nach sehr langer Zeit erstmals wiedersehen.
Erst dann stellen sie sich der Vergangenheit und der Tragödie, die sich in ihrer Familie zugetragen hat. Erst dann wird überhaupt darüber gesprochen. Und erst nach einem Selbstmordversuch von Benjamin kann dieser bei einer Therapie darüber sprechen und alles verarbeiten.
Der Leser erfährt erst zum Schluss was sich zugetragen hat bei der Familientragödie. Insbesondere Benjamin ist betroffen, denn nie hat die Mutter ihm gesagt, dass sie ihm keine Vorwürfe macht. Nie wurde in der Familie ein Wort verloren und alles aufgearbeitet.

Dieses Buch hat mich besonders berührt, betroffen und nachdenklich gemacht. Ich möchte es uneingeschränkt zum Lesen weiterempfehlen.

Bewertung vom 14.06.2021
Der Himmel ist hier weiter als anderswo
Pauling, Valerie

Der Himmel ist hier weiter als anderswo


sehr gut

Dieses Buch hat auf den ersten Blick ein wunderschönes Cover und lässt einen gleich vom Alten Land mit seinen blühenden Bäumen, den Schwalben und dem weiten Himmel träumen.

Fee ist 42 Jahre alt, Mutter von 4 Kindern und leidenschaftliche Geigerin mit einer inneren Melodie. Alles ist bilderbuchmäßig und viele Menschen beneiden sie.
Während ihres Konzertes stirbt ihr Mann zu Hause plötzlich an einem Herzinfarkt und sie konnte sich noch nicht einmal verabschieden.
Dieses Traumata begleitet sie nun und ihre innere Melodie und die Geige verstummen. Sie verliert Job, Wohnung und findet nach endlosem Suchen im Alten Land an der Elbe für sich und ihre Kinder eine neue Heimat.

Trauer, Verzweiflung und Hoffnung begleiten sie jahrelang bis sich alles für sie zum Guten wendet. Die Kinder sind angekommen und auch sie findet eine neue Liebe.
Die Geige und die innere Melodie erklingen endlich wieder." Es wird ein großes Haus mit großem Glück."

Alle Charaktere sind sehr gut dargestellt und ich hatte sie bildhaft alle vor Augen.
Bei mancher Situation mit den vier im Charakter sehr unterschiedlichen Kindern muss man schmunzeln.

Es ist ein Roman, der die Hoffnung gibt, dass auch nach schweren Schicksalsschlägen ein Neuanfang möglich ist.

Ich gebe eine klare Leseempfehlung für dieses Buch.

Bewertung vom 06.06.2021
Viktor
Fanto, Judith

Viktor


ausgezeichnet

Ich habe dieses Buch Seite für Seite genossen und das Buch hat mich nach dem "Zu-Ende-Lesen" sehr nachdenklich zurückgelassen.

Es geht um die Identitätssuche einer jungen Frau, die innerhalb einer jüdischen Familie aufwächst. Die Familie fühlt sich jedoch nicht jüdisch fühlt und pflegt keine jüdischen Traditionen.
Über den 2.Weltkrieg und die getöteten Familienmitglieder wird nur verklausuliert in einer alternativen Zeitrechnung gesprochen" vor dem Krieg- im Krieg- nach dem Krieg" und " Viktor-Der lebt nicht mehr".
Was hat es mit Viktor auf sich, dem scheinbar "schwarzen" Schaf der Familie?
Der Roman findet auf zwei Zeitebenen und verschiedenen Orten statt: In der Gegenwart in den Niederlanden mit Judith, die auf der Identitätssuche und der Familiengeschichte auf der Spur ist und die Vergangenheit der Familie in Wien mit Viktor in der Zeit des Beginns des Nationalsozialismus und des Krieges mit den Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern .

Der Schreibstil des Romans ist flüssig und die Übergänge von der Gegenwart in die Vergangenheit mit Viktor sind gut gut für den Leser abgegrenzt und nachvollziehbar.
Das Buch hat mich berührt und es wird nicht das letzte Buch sein, das ich von dieser Autorin gelesen habe.
Ich gebe daher eine 100%ige Leseempfehlung für dieses Buch!