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hundeliebhaber

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Insgesamt 391 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

Issa ist in Kamerun geborern, lebt jedoch mittlerweile in Deutschland. Als sie schwanger wird, schickt ihre Mutter sie in die Heimat Douala nach Kamerun, wo sich Issa den heilsamen Ritualen unterzieht, die das ungeborene Kind schützen sollen. Obwohl Issa einerseits froh ist, etwas Abstand zwischen sich, ihren Freund und ihre Mutter zu bringen, fühlt sie sich andererseits fremd. Denn so richtig gehört sie nicht nach Kamerun - in Deutschland zu Schwarz, in Kamerun zu europäisch. Dennoch begibt sie sich in die Hände ihrer Familie, folgt den Ritualen und bekommt eine intensive Sicht auf sich selbst, ihre Leben und ihre Beziehungen.

Zwar steht Issa im Fokus des Romans und ist Dreh- und Angelpunkt des Romans. Doch Mirrianne Mahn schreibt in Rückblicken von Issas Ahninen, über ihre Urgroßmutter um 1903, ihre Großmutter und ihre Mutter, sodass wir nicht nur die geschichtlichen Fakten Kameruns, sondern auch die familiären Strukturen, die Ausmaße und Konsequenzen des patriarchalen Systems, der Gewalt durch Männer und die Kräfte und den Zusammenhalt der Frauen in Issas Familie dargestellt bekommen.
Ich habe "Issa" sehr gern gelesen, habe mich von Issas Gedanken, den Gedanken und Handlungen ihrer Ahninnen und der Sicht auf das Leben, das Kinderbekommen und die Stellung des Mannes sehr gern berühren lassen.

Ein fesselnder Roman, der Familiengeschichte erzählt und von patriarchalen Strukturen, Sexismus, Rassissmus und Kolonialgeschichte durchzogen ist.

Bewertung vom 11.03.2024
Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen
Liebl, Ole

Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen


ausgezeichnet

Neben der festen und verbindlichen Liebesbeziehung gibt es noch weitere Beziehungsmodelle und Verbindungen von Freundschaft und Sex - wobei die Mehrheit der Menschen, Ratgeber und der Darstellungen in diversen Medien noch immer davon überzeugt sind, dass es Freundschaft und Sex nicht geben kann.
Ole Liebl hingegen sieht ein großes Potential in Verbindungen von Freundschaft Plus und schlüsselt die verschiedenen Formen möglicher sexueller Beziehungen zunächst auf (one night stand, friends with benefits, booty call, hook up, fuck buddies, casual sex etc.), sodass die Begrifflichkeiten definiert werden und alle Leser*innen wissen, wovon die Rede ist und in welchen Formen die Freundschaft oder Erotik im Fokus stehen.
Untermauert werden die Ausführungen durch Studien (die sich überwiegend auf heterosexuelle Modelle und Beziehungen beziehen), Narrative aus Film, Fernsehen, Werbung und Literatur sowie der eigenen Perspektive und Einblicke von Ole Liebl.

Sehr anschaulich, differenziert und authentisch stellt Ole Liebl die Möglichkeiten, Potentiale und Prägungen von Freundschaft, Liebe, Erotik und deren Entwicklung innerhalb der letzten Jahre und Jahrhunderte da. Patriarchale Strukturen, die Abhängigkeiten innerhalb der Ehe und die verschiedenen gesellschaftlichen Normen und Blickwinkel auf Geschlechter spielen dabei ebenso eine Rolle wie persönliche Befindlichkeiten und Präferenzen.

Ein sehr gelungenes und differenziertes Sachbuch, das ich jeder Person empfehlen kann, die sich mehr mit Freundschaft und Sex auseinandersetzen möchte.

Bewertung vom 11.03.2024
Stimme der Angst / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.4
Strobel, Arno

Stimme der Angst / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.4


ausgezeichnet

Max Bischoff, ein erfolgreicher und gefragter Fallanalytiker, sieht auf der Beerdigung seines Mentors, Professor Bergmann, die seiner Ex-Freundin und großer Liebe Jennifer Sommer sehr änlich sieht. Allerdings kann es nicht Jennifer sein, da diese seit fünf Jahren tot ist und Max' Wissen nach auch keine Schwester hatte. Doch die Frau von der Beerdigung lässt ihn keine Ruhe und er spricht sie an - mit unvorhergesehenen Folgen Konsequenzen für ihn. Denn Dominique hat einen sehr eifersüchtigen Freund und macht Max Bischoff unmissverständlich klar, dass er keinen weiteren Kontakt duldet. Kurz darauf verschwindet Jana spurlos, die Frau, zu der Max gerade wieder Gefühle aufgebaut hat und die für eine gemeinsame Zukunft in Frage kommt.

Ich mag die Bücher von Arno Strobel sehr gern, weil er von der ersten Seite an Spannung aufbaut, aus wechselnden Perspektiven erzählt, wobei mir unter anderem die Täter- und Opfer-Perspektiven am meisten gefallen, und mit Max Bischoff als Fallanalytiker einen fantastischen Protagonisten erschaffen hat. Auch sein vierter Fall ist packend, gibt einiges über seine Vergangenheit preis und hat mich die Seiten nur so aufsaugen lassen. Ich mag das Team, die überraschenden Wendungen und das fulminante Finale. Bereits jetzt freue ich mich auf den nächsten Teil, der hoffentlich bald erscheint!

Bewertung vom 11.03.2024
Die Influencerin
Russ, Rebecca

Die Influencerin


sehr gut

Die Influencerin Sarah Rode teilt auf Social Media sämtliche Lifestyle-Inhalte, die sie beschäftigen und interessieren. Sie hat eine große Schar an Follower*innen, die ihre Inhalte begeistert konsumieren. Doch plötzlich verliert sie alles, was sie sich online aufgebaut hat, denn die Community gibt ihr die Schuld an dem Tod ihrer Followerin Leonie. Als ihre Adresse publik wird, kommen zu dem online-Hass unheimliche Pakete und Sarah fühlt sich nicht mehr sicher, dabei verkriecht sie sich schon so in ihrem Haus. Als dann auch noch ein neuer Account mit ihrem Namen auf Instagram erscheint, ist sie überfordert: Wer steckt bloß dahinter?

"Die Influencerin" thematisiert online-Hass, mit dem sicherlich jede Person, die öffentlich zugängliche Beiträge veröffentlicht, zu kämpfen hat. Die Hass-Nachrichten zu Beginn der einzelnen Kapitel haben es wirklich in sich.
Ich möchte zum Inhalt nicht spoilern, daher konzentriere ich mich eher auf dei Rahmenbedingungen: Ich mochte den flüssigen Schreibstil von Rebecca Russ und fand Sarahs Leben sehr anschaulich. Der Gedanke, von Hass überschüttet zu werden, hat mir den Brustkorb eng werden lassen.
Die Wendungen sind teilweise überraschend und unvorhersehbar, was für eine stetige Spannung sorgte.
Ein kurzer, aber spannender Thriller, den ich gern gelesen habe!

Bewertung vom 11.03.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


sehr gut

Zu einem alten Fall wird in der True-Crime-Show "Infamous" live ermittelt, in der Hoffnung, den Fall endgültig aufzudecken. Im Jahr 2003 wurde der Familienvater Luke Ryder in seinem Garten in London ermordet aufgefunden. Seine Frau, die nun wohlhabende Witwe, und seine drei Stiefkinder werden nun in der TV-Show interviewt.
Gleichzeitig mit den Ermittler*innen aus der Show bekommen auch die Leser*innen die neuen Hinweise und Ausführungen.
"Murder in the Family" schildert zum Einen von den Ereignissen innerhalb der Show und beinhaltet zum Anderen zahlreiche Hinweise in Form von Zeitungsartikeln, Chatverläufen und Beweisstücken. Aus den neu erhaltenden Informationen sollen die Leser*innen den Fall also im gleichen Tempo (oder schneller) wie die Ermittelnden lösen.

Durch die eingestreuten Beweise innerhalb der Skripte war es nicht immer leicht, im Lesefluss zu bleiben bzw. einen Lesefluss zu finden. Auch die Figuren aus der Show blieben eher oberflächlich und wenig greifbar, vielleicht auch durch die wenigen Informationen und Verknüpfungen, die wir zu Beginn der Lektüre haben.
Ausgehend vom Klappentext und der Beschreibung war ich sehr gespannt auf die Art des Erzählens. Einige Beweise und Wendungen fand ich gelungen, andere sehr konstruiert.

Insgesamt mochte ich die Idee sehr gern und kann mir vorstellen, dass einige Liebhaber*innen von True Crime Freude daran haben.

Bewertung vom 11.03.2024
Der Sturm - Vergraben / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.4
Sander, Karen

Der Sturm - Vergraben / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.4


sehr gut

Auf derm Darß bricht bei einer Sturmflut ein Stück an der Steilküste weg und legt zwei Skelette frei, die kurz nacheinander entdeckt werden. Daher wird Tom Engelhardt gerufen, der mit seinem Team herausfinden sollen, seit wann die Leichen dort liegen und wer sie wohl umgebracht hat. Ausgehende von der Liegezeit vermutet Tom Engelhardt, dass die beiden Opfer des sogenannten "Darß-Rippers" waren. Dieser hat im Sommer 1989 mehrere Liebespaare auf der Insel auf brutale Art ermordet. Er wurde nie gefasst und die Mordserie endete mit dem Fall der Mauer. Die Kryptologin Mascha Krieger wird in die Ermittlungen eingebunden, da am Fundort eine CD gefunden wird, die als Hinweis dienen soll. Allerdings sind die Daten darauf schwer beschädigt. Maschas Vater war damals an den Ermittlungen zum Darß-Ripper beteiligt, was bei ihr düstere Vermutungen aufkommen lässt...

Ich habe von Karen Sander vor einiger Zeit "Der Strand: Vermisst" gelesen, was ich gern mochte und habe mich gefreut, endlich mal wieder einen Fall aus Karen Sanders Feder zu lesen.
Tom Engelhardt und Mascha Krieger finde ich sehr sympathisch, die beiden harmonieren auch gut miteinander. Der Fall ist spannend, da eigentlich klar ist, dass nichts so ist, wie es zu Beginn scheint, die Auflösung jedoch erst am Ende kommt.
Zwischenzeitlich hat mir ein bisschen Fortgang und Spannung gefehlt, da es kaum Entwicklungen gab und die Handlung etwas vor sich hin tröpfelte.
Die Auflösung kam dann fast überraschend schnell und ich bin gespannt, ob die offenen Fragen dann im nächsten Teil geklärt werden.
Für Liebhaber*innen von Karen Sander oder der Reihe auf jeden Fall ein Muss!

Bewertung vom 04.03.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

"Nachbarn" von Diane Oliver ist ein Kurzgeschichtenband, der verschiedene Lebenssituationen, Perspektiven und Aspekte der 1960er Jahren in den USA aufgreift. Die Kurzgeschichten erzählen davon, wie sich Schwarze die Rechte und Möglichkeiten erkämpfen oder mit sehr viel Durchhaltevermögen durchsetzen - begleitet von massivem Rassismus, der unterschiedlich offen oder verdeckt stattfindet, sowohl auf politischer Ebene als auch auf individueller Ebene. Einige Beispiele sind ein Junge, der als erster Schwarzer unter Weißen auf die Grundschule geht, die Zeitungen darüber berichten und die Familie massiv angegriffen und bedroht wird; eine junge Frau, die als erste Schwarze auf die Universität geht und mit Ausgrenzung und Rassismus zu kämpfen hat oder einem Schwarzen Paar, das in ein Viertel voller Weiße zieht.

Diane Oliver schreibt von Geschehnissen aus den 1960er Jahren, die zeitgemäßer nicht sein können und deren Veröffentlichung dringend notwendig ist. Die Kurzgeschichten haben sehr viel in mir ausgelöst - vor allem Beklemmung und in gewisser Form auch Sprachlosigkeit. Die 1960er scheinen weit weg und dennoch hat sich bis jetzt im Grunde nicht viel getan.
"Nachbarn" ist brandaktuell, stellt wichtige und essenzielle Fragen unserer Zeit, bezogen auf Politik und auf Persönliches, und sollte von allen gelesen werden. Vor allem sollte darüber gesprochen werden.

Bewertung vom 04.03.2024
Klarkommen
Hartmann, Ilona

Klarkommen


ausgezeichnet

Mounia, Leon und die Erzählstimme sind in der bürgerlichen Kleinstadt großgeworden, waren auf dem "Restegymnasium" und können nun endlich zusammen ausziehen - raus aus der Kleinstadt, dem Spießertum hinein in das coole Leben voller Partys, Drogen und Sex, wie Filme, Bücher und Serien es ihnen seit Jahren versprechen. Sie ziehen in eine WG in der Großstadt, voller Hoffnungen und Träume. Schnell merken sie, dass das Leben in der Stadt gar nicht unbedingt cool ist: die Wohnung eine einzige Baustelle, finanzielle Engpässe und Partys sind nicht immer und nicht immer mit Drogen. Jede*r der drei geht ganz unterschiedlich mit dem Leben in der WG, den persönlichen Problemen, Liebe und dem Chaos des Erwachsenwerdens um.
Ilona Hartmann schildert all dies collagenartig, manchmal bruchstückhaft, in Form von Anekdoten, Erinnerungen oder knappen Sätzen. Einige Kapitel füllen nichtmal eine halbe Seite. "Klarkommen" ist authentisch, offen und humorvoll. Es enttarnt das vermeintlich coole Leben in der Großstadt, bestärkt die Romantisierung des Ländlichen und stellt die Hürden und Herausforderungen des Erwachsenwerdens in den Mittelpunkt.

Ein unterhaltsames Buch, dessen Inhalte ich absolut nachvolllziehen kann. Ich verspürte die Sehnsucht, selbst noch einmal so jung zu sein und all die ersten Erfahrungen noch einmal in einer Großstadt machen zu können - und andererseits froh zu sein, dass ich darüber hinweg bin.
Ich habe die Erlebnisse von Mounia, Leon und der Erzählstimme sehr genossen und kann die Lektüre empfehlen!

Bewertung vom 04.03.2024
Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
Raether, Till

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?


sehr gut

Till Raether geht in "Hab ich noch Hoffnung oder muss ich mir welche machen?" genau dieser Frage nach - Leser*innen bekommen also das, was draufsteht. Zunächst findet er eine Begriffserklärung und Definition von Hoffnung in verschiedenen Kontexten und unter diversen Bedingungen. Dabei berücksichtigt er zum einen politische, historische und gesellschaftliche Mechanismen und Geschehnisse und zum anderen seine persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen seit seiner Kindheit und Jugend.
Da Hoffnung und Krisen untrennbar miteinander verbunden sind, stehen diese natürlich auch im Zentrum seiner Beobachtung. Dazu zählen Kriege, die Corona-Pandemie und die Klimakrise. Neben der Schwierigkeit, bei der weltlichen Lage Hoffnung zu haben, werden auch persönliche Herausforderungen wie Depressionen thematisiert.
Till Raether stellt heraus, wie wichtig es ist, Hoffnung und Zuversicht zu haben und wie wir uns selbst positive Perspektiven erhalten oder erschaffen können.
Der Schreibstil war angenehm leicht trotz der schwerwiegenden Thematik. Mich haben die Aussagen zum Nachdenken angeregt und mich darin bestärkt, dass es völlig okay ist, an manchen Tagen zu scheitern, grundsätzlich Hoffnung jedoch wichtige Voraussetzung zum Bestehen des (All)Tages ist.

Bewertung vom 04.03.2024
Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1
Gold, Robert

Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1


ausgezeichnet

Der Journalist Ben Harper wird von seiner Chefin dazu aufgefordert, zum zehnten Todestag seiner Mutter einen Artikel zu schreiben. Denn der als Suizid geltende Tod seiner Mutter hat damals das ganze Land erschüttert. Schließlich wurde zuvor Bens Bruder von zwei Mädchen umgebracht und dafür verurteilt. Der Todestag und die erneute Auseinandersetzung der Geschehnisse rütteln Bens Leben auf. Gemeinsam mit der Polizist Dani Cash macht er sich auf die Suche nach neuen Spuren, denn es scheint nach einem weiteren Mordfall Ungereimtheiten am Tod seines Bruders zu geben.

Mit "Twelve Secrets" hat mich Robert Gold sofort in seinen Bann gezogen und ich wollte unbedingt wissen, was hinter den Morden steckt und welche neuen Spuren Dani und Ben finden. Durch die wechselnden Perspektiven und die kurzen Kapitel blieb der Spannungsbogen straff gespannt und die neuen Erkenntnisse, Entwicklungen und überraschenden Wendungen taten ihr Übriges.

Ein spannender Thriller, der mich durchgehend fesseln konnte!