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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

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Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2024
Ein schottischer Buchladen zum Verlieben / Isle of Mull Bd.1
Bishop, Emma

Ein schottischer Buchladen zum Verlieben / Isle of Mull Bd.1


ausgezeichnet

Willkommen in Tobermory auf der malerischen Isle of Mull, wo bunte Häuschen am Hafen stehen, die Natur viel Abwechslung verspricht und hier jeder jeden kennt. Genau hier leben und arbeiten die besten Freundinnen Hailey mit ihrem gemütlichen Café „Lizzys“, Lin mit ihrem hübsch gestalteten Blumenladen und Allison mit ihrem ansprechenden Buchladen „More than words“. Sie gehen durch dick und dünn und sind füreinander da.
In diese Idylle taucht plötzlich ein kleines Mädchen mit rotem Regenmantel auf, Anna, die Tochter des gutaussehenden Jamie Pearson, der nach etlichen Jahren wieder auf die Insel zurückgekehrt ist, um den Bauernhof seiner Eltern weiterzuführen. Trotz aller Skepsis und Warnungen spielen Allys Gefühle Achterbahn…

Für mich war es das erste Buch der Autorin, aber definitiv nicht das Letzte. Ich hab das Buch verschlungen, es hat alles einfach so perfekt zueinander gepasst. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, als wenn ich mitten im Geschehen war, die ganzen bezaubernden Eindrücke der Insel spüren konnte. Es war dieses ganz spezielle Inselfeeling, ankommen und wohlfühlen.

Die Liebesgeschichte hat sich für mich absolut passend entwickelt. Es war kein Hauruck, kein überstürztes Handeln, sondern ein langsames, gefühlvolles Annähern, authentisch, es hat für mich einfach alles gepasst und geht eben auch ohne Spice, hat aber trotzdem viele Schmetterlinge im Bauch losgelöst.
Ich hab es geliebt, die Freundschaft der Frauen zu begleiten. Alle so grundverschieden, aber wenn es drauf ankommt, sind sie immer füreinander da, teilen sich Ängste, Sorgen, Probleme und Geheimnisse und sind auch für jeden Spaß zu haben. Man spürt ihre Hingabe für ihren Job, ihren Zusammenhalt.

Mit der kleinen Anna ist ein Sonnenschein aufgetaucht, die man einfach nur ins Herz schließen kann.
Aber auch viele andere Charaktere haben sich alle auf ihre ganz spezielle Weise in mein Herz geschlichen und zu dieser unvergesslichen, warmherzigen Geschichte beigetragen.

Themen wie Mobbing, Verlustängste, Eifersucht, Umweltbewusstsein, soziales Engagement werden in so großartiger Weise verarbeitet, das ich am Ende des Buches nur sagen kann: Wow, ein Wohlfühlroman der mitten ins Herz getroffen hat. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung und kann das Buch jedem, der Liebesromane mit Tiefgang, Humor, wundervollen Menschen und einem schottischen Inselsetting liebt nur ans Herz legen.

5Sterne- voll verdient - für mich ein schönes Lesehighlight

Bewertung vom 21.03.2024
Der Traum von Freiheit / Die Hofreiterin Bd.1
Stadler, Franziska

Der Traum von Freiheit / Die Hofreiterin Bd.1


sehr gut

Mehrere Schicksalsschläge tragen dazu bei, dass Irma Rehbergers geliebter Lipizzaner Nevio an die spanische Hofreitschule nach Wien verkauft wird. Da sie sich nicht von ihm trennen kann, begleitet sie ihn verkleidet als Pferdeknecht und erhält die Ausbildung als Eleve, denn ihr Talent ist nur allzu offensichtlich. Neid und Missgunst tragen dazu bei, dass ihre Tarnung in Gefahr ist, genauso wie ihre aufkommenden Gefühle für ihren Lehrer Stephan Gowalka…

Mit einer beeindruckenden Geschichte entführt uns die Autorin an die Wiener Hofreitschule zur Zeit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth Anfang des 19.Jahrhunderts. Da nur Männern eine Ausbildung zum Eleve und Bereiter vorbehalten war und auch die Herkunft eine Rolle spielte, war es für Irma schwer, ihre Rolle zu spielen.

Während man Einblicke in die Abläufe und das Training mit den Pferden erhält, erfährt man in Rückblicken nach und nach mehr über die Umstände, die zum Verkauf dieses lernwilligen, eleganten und edlen Pferdes führten.

Gut recherchiert fühlt man sich als Leser in diese Zeit versetzt, lernt nebenbei viele Sehenswürdigkeiten Wiens kennen, taucht ein in die Welt des Adels und der Hofetikette und begleitet eine tapfere, mutige Frau, die sich zu behaupten weiß.

Die ungewöhnliche Freundschaft zu der Schauspielerin Mizzi Kaspar und ihrer speziellen Verbindung zum Hochadel ist ausschlaggebend für die Entwicklung und den Mut Irmas, um nicht aufzugeben und zu kämpfen.

Eine Welt voller Geheimnisse, Intrigen und Romantik, mit dem Glanz der Habsburger Monarchie und der Eleganz der adeligen Reitschule und einer kleinen Prise Zirkuswelt.

Ich hätte mir stellenweise noch etwas mehr Einblicke in die Reitkünste und Ausbildung gewünscht. Die Örtlichkeit in und um die Reitschule wird zwar beschrieben, sehr ausführlich auch Wien selber mit all den traditionellen Sehenswürdigkeiten, aber es hat mir dieser gewisse Funke gefehlt.

Vielleicht wird das im 2.Teil noch ausführlicher beschrieben, aber für mich war dieser Teil zeitweise etwas nüchtern, trotz aller Schicksalsschläge und Gefühlswirrwarr.

Dennoch eine angenehme Geschichte und wer sich für die Welt der Pferde interessiert, ist hier goldrichtig.

3,5 Sterne

Bewertung vom 19.03.2024
Miss Wilson und die Schule im Mondschein
Fisher, Suzanne Woods

Miss Wilson und die Schule im Mondschein


sehr gut

10 Jahre nach einem tragischen Ereignis soll Lucy Wilson ihre Cousine Cora Wilson Stewart bei ihrer Tätigkeit als Schulinspektorin unterstützen, um auf andere Gedanken zu kommen. Doch die Arbeit, die Cora für sie vorgesehen hat, ist so völlig anders, als sie gedacht hat. Gemeinsam mit dem jungen Schüler Fin, dem Singschulmeister Bruder Wyatt lernt sie die Bewohner der Appalachen kennen, die extrem unter dem Analphabetismus leiden, der sie in vielen Dingen zu Opfern macht, was Lucy nach und nach bewusst wird. In der Hoffnung, diese Defizite zu beseitigen planen sie ein Projekt, dass zu einer großen Herausforderung wird – nicht nur für sie selbst, sondern aufgrund des Gegenwinds und der Skepsis der Einwohner….

Dieses Buch basiert auf der wahren Lebensgeschichte von Cora Wilson Stewart, worauf auch in einem interessanten Nachwort noch etwas drauf eingegangen wird, die Anfang des 20.Jahrhunderts den Einwohnern Kentuckys trotz aller Armut die Möglichkeit der Moonlight School gab, damit sie lesen, schreiben und rechnen lernen können. Eine Lebensaufgabe, in die sie trotz aller Widerstände so viel Eifer, Mut und Gottvertrauen investiert hat. Oft über ihre Kräfte hinaus, Rückschläge in Kauf nehmend, aber sehr enthusiastisch, unermüdlich und in ihrer aufrichtigen Art mitreißend.

Durch Coras besondere Art wird Lucy aus ihrem behüteten, zurückgezogenen Kokon gelockt, erhält Aufgaben, die sie fordern und fördern und merkt, wie Begeisterung anstecken kann. Sämtliche Vorurteile verlieren sich nach und nach, als sie die Einwohner und deren Umstände besser kennenlernt. Auch muss sie sich mit dem vorherrschenden Aberglauben auseinandersetzen, der mir so manchen Schmunzler entlockt hat.

Mir hat die Erzählung sehr viel Spaß gemacht, sie ist voller Herz, Tiefgang und Humor und natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, aber auf eine Art und Weise, die mir richtig gut gefallen hat, weil sie zum Gesamtbild des Buches passt.

Der urige Dialekt ist eine weitere Besonderheit in dem Buch, was die Geschichte trotz der Ernsthaftigkeit des Themas auflockert und mich auch häufig zum Lachen gebracht hat.

Bis zu diesem Buch hab ich noch nichts von dieser Art Schulen gewusst, doch dieser Tatsachenbericht gemischt mit einigen fiktiven Persönlichkeiten und Abläufen hat mich wirklich begeistert.

Alles ist wundervoll miteinander verwoben und zeigt, was es bewirkt, wenn man sich von Gott leiten lässt, für was er einen befähigen kann und was für Auswirkungen das hat, auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht danach aussieht. Oft haben wir andere Pläne und Vorstellungen, doch die Charaktere zeigen durch ihr Verhalten, was möglich ist, wenn man an die Allmacht Gottes glaubt. Man lernt die Stärken und Schwächen der jeweiligen Personen kennen, wie sie aus ihren Fehlern und Vorurteilen lernen und sich von Gott gebrauchen lassen, um Gutes zu tun.

Mit einigen Überraschungen sorgt die Autorin für abwechslungsreiche, angenehme und zu Herzen gehende Unterhaltung und führt einem nicht nur vor Augen, wie dankbar man für die Möglichkeit des Lesens und Schreibens sein kann, sondern für auch für das Leben und Gottes großartige Schöpfung. Dabei wird auch der Umweltaspekt hervorgehoben, womit gezeigt wird, welche fatalen Folgen unüberlegte, habgierige Abholzung von Wäldern hat.

Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung und auch wenn hier auf actionreiche Szenen verzichtete wird, sind es gerade die leisen, sanften Töne, die das Buch besonders machen.

Bewertung vom 18.03.2024
Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2
Leciejewski, Barbara

Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Inhalt: August Schönborn hat den 1.Weltkrieg überlebt und darf aus dem britischen Internierungslager nach Deutschland zurückkehren. Charlottes Briefe haben ihm durch die schwere Zeit geholfen und aus Kindheitsfreunden wird ein Liebespaar. Allerdings muss Lotte ihr geliebtes Bremen samt ihrer Familie für die Heimat ihres zukünftigen Gatten aufgeben – Mühlbach in der Pfalz, der Ort, an dem die Bewohner bereits ihre Mutter aufgrund ihres damaligen Fehltritts vergrault haben. Auch August wird die Rückkehr krummgenommen, wo doch so viele selbst Verluste zu beklagen haben. Eine harte Zeit kommt auf die beiden zu, nicht nur aufgrund der Eigenheiten der Bewohner, sondern auch Wirtschaftslage und ein weiterer Weltkrieg sorgen für viele Kämpfe, die ihre Liebe auf eine harte Probe stellen…

Die Autorin erzählt uns die Geschichte ihrer Großeltern und deren Kindern, vieles basiert auf wahrer Begebenheit, vereinzelt wurden Dinge abgeändert, aber was für eine unglaublich schöne und berührende Lebensgeschichte und für mich mit einem größeren Heimatgefühl verbunden.
Dieser 2.Teil hat mich vollends begeistert und hat mich mehrmals zum Weinen gebracht, weil einfach so viel Bewegung, so viel Herzschmerz, Angst und Leid damit verbunden ist.

Es wirkt, als wenn man seinen eigenen Großeltern gebannt zuhört und dabei völlig Zeit und Raum vergisst. In mehreren Zeitsprüngen erlebt man die weitere Entwicklung von Augusts und Charlottes Eltern, immer wechselnd zwischen Mühlbach und Bremen, erlebt den Werdegang von deren Kindern und den Enkeln. Angefangen von der Rückkehr aus dem 1.Weltkrieg bis zu den unendlichen Leiden und verheerenden Folgen des 2.Weltkriegs, den Verlust von liebgewonnenen Freunden, der Jagd auf alle, die sich dem Nationalsozialismus nicht beugen wollten und Menschen, die auf einmal zu Feinden und Verrätern werden.
Mehrmals liefen mir die Tränen, denn die Art, wie diese Geschichte erzählt wird, hat mich so mitgerissen, ebenso wie die Schicksale liebenswerter Menschen.

In dieser Geschichte geht es um viele Veränderungen und der Angst, sich selbst dabei zu verlieren. Nicht nur das Leben verändert sich, auch die Umstände und vieles davon ist geprägt durch äußere Einflüsse, Abschiede und der eigenen Entwicklung. Wie kann man sich selbst treu bleiben, wenn doch so viel im Umbruch steht und man auf manches keinen Einfluss hat.

Ich hab es genossen, in die Vergangenheit zu reisen und ein Stück eigene Heimat neu kennenzulernen und dabei so viele unglaublich tolle Charaktere kennenzulernen, die die Erzählung so bereichert haben.

Dank der Sprecherin Ulrike Kapfer durfte ich das Buch parallel als Hörbuch genießen und ich kann nur sagen, dass sie das großartig gemacht hat. Jede einzelne Person hat sie mit ihrer speziellen Art zum Leben erweckt, die Geschichte lebendig gemacht und trotz so mancher düsterer, Atmosphäre auch immer einen Hauch Liebe, Humor, Glück, Zufriedenheit, Zusammenhalt und Dankbarkeit rübergebracht.

Von mir eine absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 15.03.2024
Das Lied des Schmetterlings
Cambron, Kristy

Das Lied des Schmetterlings


ausgezeichnet

Wenn ein Buch endet, es aber noch leise wie eine Melodie weiterklingt, dann war es einfach perfekt.

Als ich das Buch weggelegt habe, musste ich erstmal tief einatmen und es wirken lassen. Hier waren Freude und Traurigkeit so eng vermischt, während man die letzten Tränen wegwischt und das Buch am liebsten umarmen möchte.

Was für ein gefühlvoller, warmherziger und wunderschöner Roman, der trotz Zerreißprobe meines Herzens alles wundervoll gekittet hat.

In 2 Zeitebenen wird die Geschichte der talentierten, mutigen Violinistin Adele von Bron erzählt, die bei den Wiener Philharmonikern eine Berühmtheit geworden ist. Doch ihre Begegnung mit dem Kaufmannssohn Wladimir Nicolai bringt ihre Welt ins Wanken. Heimlich unterstützt sie ihn bei der Fluchthilfe jüdischer Familien, doch genau das wird ihr zum Verhängnis und sie wird zur Umerziehung nach Auschwitz gebracht…

In der Gegenwart versucht die Galeristin Sera James das Gemälde einer jungen Frau zu finden, das bei ihr nur in Kopie in der Galerie ausgestellt ist, sie aber schon seit ihrer Kindheit nicht loslässt. Ihre Spurensuche führt sie zur Familie Hanover bis nach Europa, wo sie die Geschichte dieser besonderen Frau auf dem Gemälde aufdeckt…

Basierend auf der wahren Geschichte des Mädchenorchesters Auschwitz erzählt die Autorin mit einer unglaublich fesselnden, mitreißenden und berührenden Art Adeles Geschichte an einem Ort, wo man kaum noch an Hoffnung und Schönheit glauben kann. Bei allem, was ihr widerfährt, was sie sieht und selbst erlebt, fragt sie sich oft, ob die Musik, die sie an diesem dunklen Ort spielen muss, richtig ist, wenn es doch einerseits so eng verbunden mit dem Tod, andererseits zur Erheiterung der Nazis dient. Sie spürt, wie ihr Glaube und ihr Vertrauen zu Gott wieder wächst, dass es tatsächlich Schönheit geben kann, wenn man aus den richtigen Beweggründen handelt.

Mit der Orchesterleiterin Omara findet sie eine Beschützerin und Freundin, die sie stets motiviert, Mut macht, in ihrem Glauben bestärkt und ihr dann ein Geschenk macht, das wie ein Segen des Himmels wirkt.

Die Handlungsstränge aus der Zeit des Lagers, der Entwicklung bis dahin und die Recherchen Seras laufen Stück für Stück zusammen, wirken aber durch die abwechselnde Erzählung nicht durchgehend düster, erdrückend und schwerfällig, denn es gibt auch viele heitere Momente, die richtig dosiert dem Leser helfen, das zu erkennen, was in der Geschichte steckt: Es gibt auch an den dunkelsten Orten Hoffnung, Schönheit und die Kraft der Liebe. Dabei spielen auch die sanft und gefühlvoll eingearbeiteten Liebesgeschichten eine besondere Rolle, ebenso wie die Bedeutung des Schmetterlings.

Ein Buch, das man fühlt, wenn man es liest. Es geht einem nahe, es berührt sämtliche emotionalen Gefühlsebenen. Eine Geschichte gegen das Vergessen der Verlorenen, in der auch Kunst und Musik ein Ausdruck des Glaubens in einer der dunkelsten Epoche unserer Geschichte sind. Wie ein Schmetterling, der sanft durch diese Erzählung flattert mit einer Melodie, die einfach unvergesslich bleiben wird.

Für mich ein absolutes Lese- und Jahreshighlight.

Bewertung vom 14.03.2024
Ich verspreche, dich zu finden
Dobson, Melanie

Ich verspreche, dich zu finden


ausgezeichnet

💫Ein mutiger Ritter, Prinzessin Adler und die Herausforderung eines Versprechens💫

Moseltal, 1940: Der 13jährige Dietmar und die 10jährige Brigitte ahnen nicht, dass ihr bisheriges unschuldiges, ruhiges Leben schon bald in einer Flucht enden wird. Aus ihrer Fantasiewelt voller Burgen, Ritter und Prinzessinnen müssen sie nicht nur mit ansehen, wie ihre Eltern von den Nazis verhaftet werden, sondern sich selbst in Sicherheit bringen. Durch die Wälder Belgiens auf dem Weg nach England, voller Angst, Hunger und Menschen, die sie ausliefern wollen. Jäh werden sie auseinandergerissen und Dietmar kann Brigitte nur noch versprechen, alles daran zu setzen, sie zu finden.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, denn parallel zu den Erlebnissen der beiden Kinder begleiten wir 2017 die erfolgreiche Londoner Journalistin Quenby Vaughn bei einem kniffligen Auftrag. Ein reicher Amerikaner bittet über seinen Anwalt Lucas Hough, eine seit über 70 Jahren vermisste Person ausfindig zu machen. Mitten in den Recherchen zu einem brisanten Spionagefall während des 2.Weltkriegs übernimmt sie diesen Fall, der sich aber schon bald als bislang größte Herausforderung abzeichnet und Verbindungen an die Oberfläche bringt, mit denen keiner gerechnet hat.
Ich hab schon viele Romane aus dieser Epoche gelesen, aber dieser hier hat nochmal eine ganz andere Note, die mich auf positive Weise herausgefordert hat. Denn sobald man in diese Geschichte eintaucht, hat man das Gefühl, in einem Netz voller Verwirrungen und Verstrickungen zu hängen, die schwer zu lösen sind. Die Autorin spielt so raffiniert mit dem Leser, bindet ihn geschickt ein, so dass man sich ständig dabei erwischt, selbst forschen und kombinieren zu wollen.

Es bauen sich immer mehr Handlungsstränge auf, die durch die wechselnden Perspektiven nach und nach ein Ganzes ergeben, dass so facettenreich, unglaublicher Tatsachen und Wendungen steckt, dass man zwischendurch immer wieder anhalten muss, um die Geschichte wirken zu lassen und emotional verarbeiten zu können. Diese Geschichte erzeugt so viel Gänsehautmomente, greift die ganze emotionale Bandbreite ab, wie ich es selten erlebt habe.

Es ist keine Zwischendurch-Erzählung, die man einfach mal schnell nebenbei weg liest. Durch die vielen verschiedenen Persönlichkeiten, die Szenenwechsel und Recherchen wird die Aufmerksamkeit ordentlich gefordert, was aber richtig Spaß macht und teilweise ganz schön knifflig ist. Doch je mehr man aufgedeckt bekommt, desto mehr kämpft man mit Überraschungseffekten, Taschentuchmomenten und auch so manchem Schockmoment.

Ich mag dieses Wechselspiel der Gefühle, während man nach und nach mehr Zugang zu den Persönlichkeiten erhält und den Wunsch hat, ein Teil der Geschichte zu sein, zu helfen, aufzuklären und zu hoffen, dass alles gut ausgeht. Die Entwicklung hat mich fasziniert und sehr berührt. Trotz der schon etwas düsteren Schilderungen und Machenschaften einiger wirkte es weder erdrückend noch ermüdend, da es etliche heitere, amüsante Augenblicke gab, die wieder etwas Leichtigkeit brachten. Wie eine sanfte Brise wird auch eine schöne Liebesgeschichte sehr gefühlvoll, gut dosiert mit eingebunden und hat es für meinen Geschmack schön abgerundet.

Bei aller Spannung, zahlreichen Twists und den emotionalen Achterbahnfahrten ist das Thema Glauben, Vertrauen zu Gott, Vergebung, Schuld, Verlust und Loslassen sanft und gut dosiert eingebaut, mit vielen leisen Zwischentönen, die einen oft innehalten und fühlen lassen.

Ein ganz starkes Buch mit viel Stoff zum Nachdenken und wirken lassen, unvergesslich, glaubensstärkend mit dem unbändigen Wunsch, ein Versprechen einzulösen, egal was man dafür auf sich nehmen muss und der Kraft einer ganz besonderen Freundschaft.

Lesenswert ist auch das Nachwort der Autorin, weil es Fragen zur Selbstreflektion enthält, die sehr nachdenklich stimmen.

Bewertung vom 11.03.2024
Hoffnung auf eine glückliche Zukunft / Die Frauen vom See Bd.1
Hauptmann, Gaby

Hoffnung auf eine glückliche Zukunft / Die Frauen vom See Bd.1


sehr gut

Als 13jähriges Mädchen kommt die aufgeweckte, wissbegierige Anna nach Steckborn in die Schweiz, wo sie im Gasthof Krone zu arbeiten beginnt. Mit ihrer fröhlichen, lebensfrohen Art knüpft sie schnell Kontakte, lernt zügig alle Fertigkeiten und bringt sich gern ein. Dennoch gibt es auch so manche Situationen, die ihr zeigen, wie es jungen Frauen in der von Männer dominierten Welt ergeht und wovor sie sich hüten muss. Auch der erste Weltkrieg geht nicht spurlos an ihnen und auch ihren Familien vorbei.

Als sie ihr Herz an August verliert und sie gemeinsam das Wagnis des heruntergekommenen Gasthauses „Hirschen“ am Ufer des Bodensees eingehen, merken sie, wie viele Hürden sie überwinden müssen. Nicht nur die Wirtschaftskrise, sondern auch Neid und Missgunst machen ihnen das Leben schwer…

Anna durch ihre Jugend bis zu ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter zu verfolgen hat richtig Spaß gemacht. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und sagt frei heraus, was sie denkt und fühlt. Aber das auf so eine liebenswerte und sympathische Weise, auch wenn sie oft etwas naiv wirkt. Doch schnell merkt man, was hinter dieser kleinen, aber klugen Person steckt und wie sie für das kämpft, was ihr am Herzen liegt und sich auch für andere einsetzt. Ihr Einfallsreichtum und Raffinesse sorgen dafür, dass sie sich zu einer mutigen Frau entwickelt, die sich trotz aller Anfeindungen nicht unterkriegen lässt und trotz Rückschlägen immer wieder aufsteht.

Sanft und gefühlvoll verbunden mit gut platzierten humorvollen Einlagen erzählt die Autorin die Lebensgeschichte von Anna. Dabei wird man auf eine historische Zeitreise, beginnend in der Schweiz bis zum Bodensee, mitgenommen. Lebensträume verwirklichen, auch wenn man dafür Umwege, Ängste und Sorgen in Kauf nehmen und so manchen Verlust erleben muss.

Interessanterweise gab es Anna samt Familie wirklich, ebenso wie verschiedene Örtlichkeiten, nur die Rahmengeschichte wurde hier und da von der Autorin der Zeit, den damaligen Sitten und Gebräuchen angepasst und nach eigenem Ermessen interpretiert und endet mit einem kleinen Cliffhanger.

Es ist bislang mein erstes Buch der Autorin, aber definitiv nicht mein letztes. Durch die Sprecherin Christiane Marx, die mit ihrer angenehmen Erzählstimme Stimmung und Personen perfekt eingefangen und rübergebracht hat, hatte ich ein richtig schönes Hör- und Leseerlebnis und freue mich schon auf die Fortsetzung des Romans.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2024
Beelitz Heilstätten
Kampe, Lea

Beelitz Heilstätten


sehr gut

Inhalt: 1938 – während ihres Biologiestudiums wird Antonia mit Tuberkuloseverdacht in die hochmoderne Lungenklinik Heilstätten nach Beelitz geschickt. Die strengen Tagesabläufe sind sehr mühselig, zumal sich keine Symptome zeigen. Doch die Freundschaften zwischen den kranken Frauen dort und dem Assistenzarzt Henrik bieten etwas Ablenkung. Doch die Einflüsse durch die Nationalsozialisten machen auch vor der Klinik nicht halt und schon bald gibt es gespaltene Lager und Intrigen. Als Antonia sich ihr Studienfach gegen Medizin tauscht, wird ihre Hilfe schon bald in der überfüllten Klinik gebraucht. Aber der Krieg bringt massive Veränderungen…

Die Geschichte um die Lungenheilanstalt, die von der Berliner Landesversicherungsanstalt für Patienten mit Lungentuberkulose gebaut wurde und auch der ärmeren Bevölkerung Möglichkeit bot, sich von der schlimmen, damals noch unheilbaren Krankheit zu erholen und Kraft zu tanken hat mich total fasziniert. Die Verläufe der Erkrankung, ebenso wie die Anwendungen sind in eine lebendige, bewegende Geschichte eingebaut, weil es hier um persönliche, wenn auch fiktive Schicksale geht, die mir sehr nahe gegangen sind. Viele von ihnen sind mit Beginn des Nazi Regimes der Willkür der neuen Verordnungen ausgeliefert gewesen, die auch mit anderen Einrichtungen zu tun hatten teils unter schockierenden geheim gehaltenen Abläufen.

Wieder mal hat es die Autorin geschafft, die Leser auf eine interessante Reise zu nehmen, die zu unserer Geschichte gehören, die zeigen, wozu Menschen imstande sind, die sich von falschen Vorstellungen und Versprechen mitreißen lassen. Ich hab einiges dazugelernt und mit der Mischung aus Fiktion und historischen Begebenheiten ist hier ein wundervoller, einfühlsamer, aber auch zerreißender Roman entstanden, den man nicht so schnell vergisst.

Viel Spannung und Abwechslung wird durch die vielen verschiedenen Charaktere reingebracht.
Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte, in die man einen Blick werfen darf. Es werden Gefühle und Emotionen geweckt, die einen ordentlich durchrütteln. Es gibt trotz aller Tragik und Dramatik auch etliche lustige Momente, Augenblicke, bei denen man mit den Tränen kämpft und auch die eingebundene Liebesgeschichte ist toll abgestimmt und genau passend.

Trotz etwas vorhersehbarer Entwicklung, ein paar kleineren Längen und einem überraschenden, etwas gerafften Abschluss hat dies die Lesestimmung nicht getrübt, zu sehr war man gefangen im Geschehen und wollte nun auch wissen, wie alles ausgeht.

Ein lesenswerter Roman, der viele Schicksale aufgreift, die unter die Haut gehen und der zeigt, was Mut, Mitgefühl und Verständnis bewirken können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2024
Der Wind flüstert von Freiheit
Hedlund, Jody

Der Wind flüstert von Freiheit


gut

In diesem 3.Teil geht es mal wieder auf nach Colorado, wo die bereits bekannten Farmer Wyatt und Flynn McQuaid sesshaft geworden sind und ihre Ranches aufgebaut haben. Diesmal versucht der sowohl seelisch als auch körperlich Narben tragende Brody McQuaid heimisch zu werden, was ihm nur schwer gelingt, denn hinter seiner rauen und manchmal etwas ungestümen Art steckt ein weicher Kern. Nur seine kleine Nichte Flora scheint bei ihm für Sonnenstrahlen zu sorgen, bis sich eines Tages Savannah Marshall als Tierärztin auf Flynns Farm bewirbt – auf der Flucht vor der arrangierten Ehe mit einem Mann, der sie in ihrer Freiheit beschneiden will…

Es war wieder mal schön, die bereits bekannten Gesichter wieder zu treffen und nun auch Brodys ganz persönliche Geschichte mitzuerleben. Trotz dem er öfter in Auseinandersetzungen verwickelt ist, setzt er sich für Gerechtigkeit und die Schwächeren ein, ist besorgt um die Menschen, die ihm am Herzen liegen. Mehrmals spürt man, wie selbstlos und aufmerksam er agiert auch wenn er öfter etwas ungestüm vorgeht. Seine große Liebe gehört den wilden Mustangs, die er sanft und auf besondere Art zähmen kann, auch um sie zu schützen, denn nicht alle sind den Wildpferden wohlgesonnen.

Mit Savannah erlebt man eine eher sanfte, hilfsbereite und einfühlsame Frau, die in der Versorgung von Tieren aufgeht, allerdings zerrissen ist zwischen der Not ihrer Eltern und der daraus resultierenden arrangierten Ehe. Auf der Healing Springs Ranch ist sie sofort in vollem Einsatz und zeigt, was für ein Talent sie im Umgang mit den Tieren aber auch gebrochenen Seelen hat.

Sowohl Brodys als auch Savannahs Herz schreit nach Freiheit, ebenso wie das der wilden Mustangs, doch immer wieder passieren Dinge, die es ihnen schwermachen, eine endgültige Entscheidung zu treffen.
So gern ich die Entwicklung der Geschichte und der Familie McQuaid auch verfolge, war mir dieser Teil zeitweise zu rührselig. Die ständigen Wiederholungen über die Schönheit des anderen waren mir etwas zu häufig, ebenso wirkten die wiederholten Dankesäußerungen und Savannahs Verhalten teilweise zu übertrieben und schmalzig.
Auch Ivy, die jüngere Schwester der McQuaids empfand ich für ihr Alter oft zu kindisch, besonders wenn sie ihren Bruder mit seiner Verliebtheit aufzog und das groß rumposaunte.

Die Entwicklung der Geschichte nimmt zum Ende nochmal etwas Fahrt auf und entwickelt sich dabei auch etwas dramatisch, doch so richtig warm werden konnte ich mit diesem Teil leider nicht ganz. Dazu gab es einiges, was mich beim Lesen doch öfter gestört hat und wo auch der christliche Aspekt etwas sehr kurz kam.

Ich bin gespannt, ob es noch weitere Teile geben wird, denn grundsätzlich lese ich die Bücher der Autorin wirklich gerne.

Bewertung vom 01.03.2024
Ins Herz geprägt
Caudill, Crystal

Ins Herz geprägt


ausgezeichnet

Inhalt: 1883 - Die erneute Begegnung zwischen dem ehemaligen Verlobten Broderick Cosgrove und Theresa Plane findet unter ziemlich ungünstigen Umständen statt. Mittlerweile mit Edward Greystone verlobt, versucht sie auf jede erdenkliche Art und Weise, die Familienehre zu retten und die Schulden ihres geliebten Großvaters, Colonel Plane, zu tilgen. Doch schon bald muss sie feststellen, dass ihr Großvater in weit mehr verwickelt ist als zunächst angenommen. Dabei gerät sie selbst unter Verdacht, in einen umfangreichen Geldfälscherring verwickelt zu sein und Broderick, der für den Secret Service arbeitet, steht zwischen den Fronten. Die Beweise sind erdrückend, aber Broderick glaubt nicht an ihre Schuld, wären da nicht skrupellose Kriminelle und Zweifel…

Was für ein raffinierter, cleverer Roman – Krimi vom Feinsten und obwohl man eine kleine Vorahnung hat, bleibt der Spannungsbogen bis zum Schluss auf hohem Niveau.

Das Cover war Auslöser für meine Leseentscheidung, noch bevor ich den Klappentext gelesen habe. Man weiß sofort, in welcher Epoche man sich befindet, die etwas düstere Atmosphäre wirkt vielversprechend und der Titel hat auch eine spezielle Bedeutung.

Mit Theresa erlebt man eine tapfere, junge Frau, die schon eine Menge erlebt hat und der nur noch ihr Großvater geblieben ist und trotz seiner kuriosen Geschäfte immer für sie da war. Mit Edward und Broderick hat man zwei grundverschiedene Kandidaten, die um die Liebe Theresas buhlen, was sich aber schwerer entpuppt als gedacht. Man spürt die gemischten Gefühle, die Enttäuschung aufgrund Brodericks damaligen Verschwinden und der Not, die sie dadurch erleben musste.

Seite um Seite wird man in die Handlung gezogen, mit so vielen Wendungen, Geschehnissen, Überraschungseffekten und Persönlichkeiten, die man überhaupt nicht einschätzen kann und die Dramatik dadurch noch erhöhen.

In dieser eh schon geladenen Atmosphäre und den vielen Verlusten, die Theresa verkraften muss, taucht immer wieder die Frage nach dem Warum auf. Theresa hat zu Beginn aufgrund all ihrer Erlebnisse ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis zu Gott, fragt sich, was sie falsch macht, warum Gott ihr nicht beiseite steht und eingreift, wenn man schon am Boden liegt.

Die kleinen Zwiegespräche und Gedankengänge, Stoßgebete und die geerbte Bibel ihrer Mutter sind toll mit der Handlung verwoben, unaufdringlich, klein gestreut, aber helfen ihr, achtsamer zu sein, Vertrauen zu entwickeln, loszulassen und zu spüren, wie aktiv Gott in ihrem Leben schon arbeitet und was auch Selbstlosigkeit und die Kraft der Gebete für eine Möglichkeit sind, nicht so ängstlich und enttäuscht zu sein. Auch das Thema Vergebung und Gottes Güte wird auf besondere Art aufgegriffen.

Es hat mich begeistert, wie sich nach und nach dieser dunkle Schleier der Hoffnungslosigkeit, Angst, Verzweiflung in Verstehen, Bewusstsein, Verständnis und Hoffnung umwandelt und wie sich dies auf Theresa und ihre Entscheidungen auswirkt.

Ein ganz starker Roman, der gefühlvoll, dramatisch, emotional ist, stellenweise aber auch herrlich lustige Passagen bietet. Gleichzeitig stimmt er aber auch nachdenklich und regt den Leser auf verschiedene Weise an, sein Verhältnis zu Gott zu überprüfen und es noch mehr zu festigen. Dabei spielen auch Beispiele aus der Bibel und ein wunderschönes Lied eine große Rolle.

Für mich ein absolut lesenswerter Roman, mein erster Roman der Autorin, aber definitiv nicht mein letzter.