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Books of Tigerlily
Wohnort: 
Saarbrücken

Bewertungen

Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 29.06.2024
Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
Westerbeke, Douglas

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel


sehr gut

Dieses Buch hst mich ob der tollen Idee unglaublich gereizt und nach den ersten Seiten war ich auch total von der Handlung gebannt. Protagonistin Aubry leidet seit ihrer Kindheit an einer mysteriösen Krankheit, die sie zwingt, nie lange am gleichen Ort bleiben zu können.

Das bringt für mich alle Zutaten mit, die ein großartiges Leseerlebnis ausmachen und zu Beginn schien meine Erwartung eines Romans im Stile von Addie LaRue auch erfüllt zu werden. Der Schreibstil ist ausschweifend und bildgewaltig, das Buch enthält auch einige fantastische Elemente. Dennoch konnte Die unendliche Reise der Aubry Tourvel nicht mit der letzten Konsequenz überzeugen.

Es ist eine gelungene Mischung aus Abenteuerreise und Reisebericht, gespickt mit vielen Anekdoten und Rückblicken, doch vieles fließt ineinander über und sorgt auch an mancher Stelle für Verwirrung. Ich mochte die Fantasy-Elemente, doch blieb für mich vieles ungeklärt. Die Protagonisten sind so vielfältig wie die Länder die Aubry bereist. Und auch hier hätte man vielleicht etwas mehr Tiefgang einbauen können. Zwar lässt der Autor einige philosophische Gedanken durchblitzen, doch hätte hier Raum bestanden für tiefergehende Reflektionen über Verlust und Neubeginn, für Liebe und Freundschaft, Trauer und dem tatsächlichen Sinn des Lebens. Das ging oft unter in dem Gehetze von Ort zu Ort und Aubry war mir an mancher Stelle auch zu abgeklärt mit ihrem Schicksal.

Am Ende steht eine Art Auflösung, die mir leider zu wenig lieferte für all das, was vorher an mysteriösem Rätsel aufgebaut worden war. Es kam mir auch etwas zu plötzlich. Ich bin hin und hergerissen, denn das Buch weiß durchaus zu fesseln und zu unterhalten und liefert eine einzigartige Geschichte, doch an einigen Stellen hatte ich den Eindruck, es ging dem Autor mehr ums Erzählen um des Erzählens Willen und nicht um einen stringenten Handlungsfaden. Wer sich darauf einlassen kann, den wird das Buch sicherlich begeistern.

Bewertung vom 23.06.2024
Wolke Sieben ganz nah
Greenwood, Kirsty

Wolke Sieben ganz nah


ausgezeichnet

Ich hatte wirklich keine großen Erwartungen ans Buch und habe mich eher kurzfristig entschlossen, es zu lesen. Es war eine total positive Überraschung, ich wurde super unterhalten.

Die Idee klingt tatsächlich etwas ungewöhnlich für eine RomCom und ich war etwas skeptisch, wie die Autorin diese Jenseits-Erfahrung umsetzen würde. Meine anfängliche Skepsis war aber total unbegründet, denn ich war sofort gefangen! Der Schreibstil, der Humor und die skurrile aber warmherzige Umsetzung haben mich direkt begeistert.

Die Autorin hat auch tolle Charaktere gezaubert, die für viele humorige Szenen sorgen und gleichzeitig einen gewissen Tiefgang mitbringen. Dadurch regt das Buch ebenfalls auf charmante Weise zum Nachdenken an, denn es werden die großen Themen des menschlichen Gefühlslebens verarbeitet: Liebe, Freundschaft, Verlust, Trauer, Hoffnung, Zuversicht, Akzeptanz.

Die Hindernisse und die Verbündeten, die Delphi auf ihrem Weg zum Ziel begegnen, machen dieses Buch zu einem leichtgängigen Read, der mühelos zu unterhalten weiß. Für mich ein absoluter Überraschungs-Hit!

Bewertung vom 23.06.2024
Kleopatras Grab
Schreiber, Constantin

Kleopatras Grab


sehr gut

Constantin Schreiber dürfte vielen als Nachrichtensprecher bekannt sein, er ist aber auch Autor. Mit Kleopatras Grab hat er einen spannenden Krimi abgeliefert.

Ein toter Priester sorgt in Alexandria für Unruhe, Kommissarin Theodora übernimmt den Fall und stößt auf eine Mauer aus Schweigen und mysteriöse Umstände. Gleichzeitig gerät ein Abenteurer in den Fokus, der auf der Suche nach nichts anderem als Kleopatras Grab ist. Verschiedene Aspekte der Story fließen ineinander über zu einer gelungenen Gesamtkomposition, die auch durch Schreibers gekonnten Stil auffällt.

Der Autor schafft es wunderbar, Alexandria in all seinen Facetten sehr bildhaft darzustellen. Man liest, dass sich Schreiber in der arabischen Welt gut auskennt. Er beleuchtet die unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb der Gesellschaft ebenso wie den Sicherheitsapparat und die Politik, deren Probleme auch der ermittelnden Theodora zu schaffen machen. Sie ist eine taffe, etwas spröde Kommissarin, die sich in den Fall verbeißt und einen guten Riecher beweist. Sie stößt bei ihren Ermittlungen auf einen geheimen Bund, der im Untergrund agiert und ein uraltes Geheimnis wahren will.

Besonders gut gefallen haben mir die Ausflüge in die Ägyptologie und die Suche nach Kleopatras Grab, wobei sich Constantin Schreiber auch hinsichtlich geschichtlicher Begebenheiten als sattelfest erweist. In diesen Szenen wandelt man abenteuerlich und spannend geschrieben auf den Spuren von Howard Carter mit einem Schuss Indiana Jones. Die Enthüllung des Geheimnisses waren mir dann tatsächlich etwas zu sehr an Dan Brown und ähnliche Bücher angelehnt, gelungene Idee, aber sonderlich neu wohl eher nicht. Dennoch mochte ich den aufgeworfenen Konflikt zwischen patriachalen Gesellschaften und patriachal geprägten Religionen.

Insgesamt ein gelungener Krimi, der mit einem spannenden und vielfältigen Plot, gut gestalteten Charakteren und viel altem und neuem Ägypten aufwarten kann. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 23.06.2024
Stolz und Vorurteil
Austen, Jane;Kühn, Claudia

Stolz und Vorurteil


sehr gut

Stolz und Vorurteil ist für mich DAS Werk von Jane Austen und ist sicherlich vielen auch durch die Verfilmungen ein Begriff.

Loewe hat diesem Klassiker nun neues Leben eingehaucht und ihn in Form eines Graphic Novels neu aufgelegt. Die Umsetzung ist gelungen, wenn sicherlich auch mancher eingefleischte Jane Austen-Fan lieber beim Original bleiben wird.

Gelungen finde ich die Idee, die Geschichte um Mr. Darcy und Elizabeth in eine modernen Form zu gießen. Die Gestaltung sowie die Illustrationen sind wirklich bezaubernd und fangen den romantischen Zeitgeist wundervoll ein. Allein deshalb ist das Buch ein kleines Schmuckstück fürs Bücherregal.

Ein wenig auf der Strecke bleibt natürlich die Handlung. Der Rahmen wird transportiert, aber die Tiefe sowie die Charakterentwicklung bleiben ein wenig auf der Strecke, ebenso wie Jane Austens einnehmender Stil. Oft bleiben viele Szenen zu flach, eben weil in den Comic Strips nicht genug Raum für einzelne Szenen sein kann. Das ist natürlich schade, dennoch bietet der Graphic Novel so einen ersten Einstieg in ein Klassiker der Weltliteratur. Damit kann man sicherlich vor allem jüngere Leser an Jane Austen heranführen.

Bewertung vom 23.06.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


sehr gut

Ich bin großer Fan von Chris Whitakers Büchern, die alle hinter die Fassade von amerikanischen Vorstadtidyllen blicken.

Sein neuestes Buch zeichnet ebenfalls ein Bild des Lebens in der amerikanischen Provinz und umspannt dabei eine jahrelange Suche nach einer Wahrheit zwischen 1975 und 2001. Dem Autor gelingt dabei der Spagat zwischen packender Kriminalgeschichte und der Suche nach einem Mörder und einem vermeintlichen Opfer, einer Coming of Age-Geschichte der beiden Hauptprotagonisten mit Roadtrip-Elementen sowie einem Porträt der amerikanischen Gesellschaft der späten Moderne.

Als roter Faden folgt die Story der einzigartigen Freundschaft zwischen Patch und Saint, die geprägt ist von Verbrechen und der Tragik des Lebens. Die Entführung von Patch sowie seine Befreiung durch Saint stellt einen Einschnitt in ihrer beider Leben dar, dessen Folgen sich auf beide auf völlig unterschiedliche Weise auswirken. Man kann durch das Zusammenspiel der Personen in dieser amerikanischen Kleinstadt, die erschüttert ist durch das Verbrechen, die Auswirkungen von Trauma auf die unterschiedlichen Charaktere wie durchs Brennglas beobachten.

Die Suche nach der Wahrheit und nach Grace wird für Patch immer mehr zur Sinnfrage und nimmt sein ganzes Leben in Beschlag. Er rutscht ab und steht plötzlich Saint auf der anderen Seite des Gesetzes gegenüber.

Eine wirklich beeindruckende Lebensreise, die toll geplottet ist und mich fesseln konnte. Als kleiner Kritikpunkt bleibt anzumerken, dass ich ein paar Entwicklungen nicht unbedingt gebraucht hätte, um ein intensives Leseerlebnis zu haben. Dennoch tut dies der Qualität der Geschichte keinen Abbruch. Chris Whitaker hat mit In den Farben des Dunkels wieder ein Brett abgeliefert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2024
Der kupferne Schlüssel / Cosy Secrets Bd.1
Kopka, Franzi

Der kupferne Schlüssel / Cosy Secrets Bd.1


sehr gut

Cosy Secrets - Der geheime Schlüssel von Franzi Kopka war für mich ein spontanes Buch, von dem ich mir eine unterhaltsame Geschichte versprach. Die Autorin hat es geschafft, mich komplett zu überraschen und zu begeistern.

Als Krimiautorin Rae vom vermeintlichen Verschwinden ihrer Großmutter erfährt, kehrt sie in ihren Heimatort in Schottland zurück. Dort scheint vieles für eine typische Reise ihrer Grandma zu sprechen, doch es gibt auch manch Seltsames. Die Autorin mixt hier ein gemütliches Wohlfühlsetting in einem idyllischen Dorf in Schottland mit einem kleinen Schuss Thrill und Suspense. Und die drei älteren Ladies haben so manches Geheimnis, bei deren Auflösung ich mich köstlich amüsiert habe. Mit einem großen Augenzwinkern und viel Erzählfreude verknüpft Franzi Kopka hier viele Details zu einem unterhaltsamen Krimi-Aspekt.

Im Laufe der Ermittlungen kommen sich Rae und Archer natürlich wieder näher, doch ihre Vergangenheit steht zwischen ihnen. Mit ihnen zu ergründen, was tatsächlich damals geschehen ist, konnte mich mehrmals komplett flashen. Zwischen Archer und Rae knistert es gewaltig und man sieht förmlich die Funken fliegen. Ich mochte beide als Paar ebenso sehr wie die Entwicklung ihrer Lovestory.

Cosy Secrets verbindet eine gefühlvolle angsty Second Chance Romance, spannende und unterhaltsame Cosy Crime und ein absolutes Wohlfühlsetting zu einer rundum gelungenen Geschichte vor einer tollen Kulisse. Franzi Kopka konnte mich damit total begeistern.

Bewertung vom 09.06.2024
Vengeance / Academy of Dream Analysis Bd.1
Braun, Ruby

Vengeance / Academy of Dream Analysis Bd.1


ausgezeichnet

Vengeance von Ruby Braun bietet alles, was ich mir von einer Dark Academia verspreche. Mit ihrer Idee entführt sie ihre Leser an die Academy of Dream Analysis im Norden Finnlands.

Ich muss direkt gestehen, dass ich das Setting einfach unfassbar liebe. Zum einen die Idee einer Schule, in der Schüler in der Kunst der Träume ausgebildet werden, bietet so eine neuen Twist und einen neuen Fantasy-Aspekt. Ruby Braun hat sie auch einfach grandios umgesetzt, man bekommt Dark Axademia-Vibes at its best. Freundschaft, Intrigen und Feinde unter den Schülern, skurrile und undurchsichtige Lehrer, mysteriöse Rituale und gefährliche Machenschaften, allein die Unterrichtslektionen... ich könnte hier endlos schwärmen!

Genauso vielschichtig wie das Setting sind auch die Charaktere, allen voran Nemesis und Mercy. Man blickt nur nach und nach hinter ihre Fassade und es tun sich wahre Abgründe auf, dennoch sind beide gleichzeitig so verletzlich und nahbar, dass man sie direkt ins Herz schließt und mit ihnen beiden mitleidet. Ein Paar, dass zerbrechlich und brutal zugleich ist, perfekt zum Mitfiebern.

Direkt mit Nemesis Ankunft in der Schule beginnt gleich die Suche nach der Wahrheit, daneben muss sie sich anderen Hindernissen stellen. Der Action-Aspekt kommt neben dem Suspense nicht zu kurz. Es entsteht eine düstere Atmosphäre voller scheinbarer Alpträume und verschleierter Machenschaften.

Mit diesem Buch ist Ruby Braun ein absoluter Hit gelungen, der für mich im Genre absolut heraussticht. Wenn man Dark Academia mit Enemies to Lovers und einer grandiosen Fantasy-Idee lesen möchte, dann dieses Buch!

Bewertung vom 02.06.2024
Wir waren nur Mädchen
Jackson, Buzzy

Wir waren nur Mädchen


ausgezeichnet

Wenn man an die Besetzung der Niederlande durch die Nationalsozialisten denkt, kommt einem sicherlich direkt auch Anne Frank in den Sinn, Hannie Schaft wohl tatsächlich weniger. Auch mir war ihre Geschichte bislang unbekannt, dabei ist sie so berührend und kraftvoll. In Wir waren nur Mädchen wird ihre Lebensgeschichte nun in Romanform aufbereitet.

Hannie Schaft war dabei eine junge Frau mit Zielen und Träumen, als sie sich mit der Besetzung ihrer Heimat durch die Nazis auseinandersetzen muss. In der Ich-Perspektive erzählt, wird einem ihre Situation und die alltägliche Gefahr bewusst. Eher unbedarft am Anfang beginnt sie, sich mit kleinen Aktionen am Widerstand gegen die Nationalsozialisten zu beteiligen. Ihre Taten wachsen sich dabei aber zu immer riskanteren und wichtigeren Beteiligungen aus.

Ihr Doppelleben und ihre Handlungen im Untergrund sind eindrücklich und spannend erzählt, man fiebert hier schnell mit, ob die Aktionen erfolgreich verlaufen und ob sie möglicherweise entdeckt werden. Dabei wird dem Leser das viele Leid der Bevölkerung, die Angst und Unsicherheit vor Augen geführt. Gleichzeitig wird man mit der Frage konfrontiert, ob man in einer ähnlichen Situation ebenso mutig und aktiv wäre wie Hannie oder ob man eher den Kopf einziehen und mit der Masse mitschwimmen würde.

Durch den Roman werden die großen Themen auch der heutigen Zeit aufgezeigt - Hoffnung, Liebe, Menschlichkeit, Verlust, Trauer, Angst. Das Buch ist dabei Zeitzeugnis und erschreckend aktuell. Bemerkenswert hat die Autorin das Leben von Hannie Schaft recherchiert und in einen spannenden Handlungsbogen gegossen.

Dieses Buch sollte, ebenso wie Das Tagebuch der Anne Frank, in jedes gut sortierte Bücherregal gehören.

Bewertung vom 26.05.2024
Curse of Shadows and Thorns / Broken Kingdoms Bd.1
Andrews, LJ

Curse of Shadows and Thorns / Broken Kingdoms Bd.1


sehr gut

Mit Curse of Shadows and Thorns liefert die Autorin LJ Andrews den Auftakt zu einer neuen Fae-Fantasy-Saga voller Action und Romantik.

Erzählt wird die Story aus Elises Sicht, eine Angehörige des Königshauses, die nun möglichst vorteilhaft verheiratet werden soll – dabei werden die Verhandlungen vom mysteriösen Legion Grey geführt. Zu Beginn musste ich mich erst ein wenig zurechtfinden, denn das Worldbuilding ist komplex und erschließt sich dem Leser nach und nach. Schnell aber sind mir die Protagonisten ans Herz gewachsen und das Setting wurde immer bildhafter.

Das Erzähltempo ist recht hoch und actionreich, hier passiert einiges und die Handlung konnte mich komplett gefangen nehmen. Ich konnte das Buch tatsächlich kaum aus der Hand legen und habe es relativ zügig durchgelesen. Der angenehme Stil der Autorin unterstützte dabei meinen Lesefluss.

Die Handlung hatte dabei einige Wendungen parat. In einiger Hinsicht erfindet LJ Andrews hier das Rad nicht neu und einiges erinnerte mich an Blood & Ash, Sarah J Maas oder Die Schöne und das Biest. Vielleicht konnte mich die ein oder andere Wendung dann doch nicht ganz so überraschen, weil ich einfach schon so viel in diesem Genre und mit den Tropes gelesen habe.

Dennoch hat mich all das überhaupt nicht gestört, im Gegenteil – denn wenn ich Fae Fantasy kaufe, erwarte ich einfach gewisse Elemente bzw. Tropes, und das hat die Autorin tatsächlich spannend umgesetzt. Trotz einiger Anklänge hat LJ Andrews all das also zu einer unterhaltsamen neuen Story verwoben, die vor allem mit dem Ende und den losen Fäden für die Fortsetzung überzeugt hat.

Für mich ein überzeugender Auftakt zu einer neuen Reihe, bei der ich gerne auch die Folgebände lesen werde! Für alle Fae-Fans ein Muss.

Bewertung vom 26.05.2024
Der Vertraute
Bardugo, Leigh

Der Vertraute


ausgezeichnet

Leigh Bardugo ist eine meiner liebsten Autorinnen, die mich bisher mit jedem ihrer Bücher komplett begeistern konnte. "Der Vertraute" ist ihr neuestes Werk, das den Leser ins Goldene Zeitalter Spaniens zur Zeit der Inquisition entführt.

Damit ist das Buch eine historische Fantasy und zugleich ein Standalone Roman.

Erzählt wird die Geschichte des Küchenmädchens Luzia, das sich seinen Alltag mit kleinen magischen Tricks erleichert, bis es dabei von seiner Herrin erwischt wird - und eine magische Reise beginnt.

Mit Protagonistin Luzia bin ich zu Beginn wegen ihrer spröden Art nicht so schnell warm geworden, ihre Darstellung hat mir nach und nach aber immer besser gefallen. Ihr Charakter ist klasse ausgearbeitet, Bardugo hat ihr die nötige Tiefe aufgrund ihrer Erfahrungen verpasst. So fiebert man dann doch schnell mit, wenn sich Luzia mit dem oberflächlichen und dekadenten Adel und ihrem anspruchsvollen und undurchsichtigen Gönner sowie ihren Gegnern auseinandersetzen muss.

Die übrigen Charaktere sind ebenso reizvoll gelungen und bieten ein eindrucksvolles Abbild der damaligen Gesellschaft. Dabei verfolgt jede Figur scheinbar eigene Interessen und zeigen eine ganze Palette an moralischen Grautönen auf, allen voran der mysteriöse Vertraute.

Das Spanien während dem grauenvollen Wirken der Inquisition hat die Autorin authentisch eingefangen und dem Buch eine grandiose düstere Atmosphäre verpasst. Subtil zeigt sie die im Untergrund wirkende Vielfalt der damaligen Gesellschaft auf, die immer mehr durch die Mächtigen ausgemerzt wurde. So muss auch Luzia ihre Herkunft verleugnen.

In dieses Spanien fügt sich das Fantasyelement mühelos ein. Die kleinen und großen Wunder einiger Figuren sind ein Gegenlicht zur Hilflosigkeit der unterdrückten Masse. Insbesondere das dramatische Ende ging mir richtig unter die Haut und hat mir wieder einmal bewiesen, dass die Autorin eine Könnerin ihres Fachs ist. Leigh Bardugo verarbeitet im Buch große Themen wie Religion, Herkunft, Hoffnung, Unterdrückung und Aufbegehren zu einem Fantasybuch der Extraklasse.