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Benutzername: 
minjo
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Reutlingen

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2021
Eis. Abenteuer. Einsamkeit
Löwenherz, Richard

Eis. Abenteuer. Einsamkeit


ausgezeichnet

Mit dem Fahrrad in die sibirische Arktis? Wem bitte fällt nur so etwas ein???

Richard Löwenherz - der Name allein lässt schon aufhorchen und so verwundert
es nicht, dass auch der Träger dieses vielversprechenden Namens alles andere als ein Weichei ist, sondern ein hartgesottener Abenteurer, der es liebt, seine Grenzen auszuloten und in abgelegene Gebiete vorzudringen, die vor ihm noch kein Radfahrer erkundet hat.

Das Cover des quadratisch handlichen und hochwertig verarbeiteten Reisebuchs weckt schon die Neugierde, doch die Fotos im Innenteil sind noch um ein vielfaches spektakulärer. Es macht sehr viel Freude, die Fotos zu betrachten und in Gedanken "mitzureisen" auf dieser außergewöhnlichen Tour über die Zimniks (zugefrorene Winterstraßen) Richtung Arktisches Meer und der entlegenen Hafenstadt Tiksi.

Mit dem Finger kann man die Route auf der Karte in der Buchumschlag-Innenseite nachfahren und stösst auf Regionen, von denen viele von uns wahrscheinlich noch nie gehört haben. In sehr kurzweiligen und interessanten Kapiteln entführt der Autor seine Leser in eine eisige, einsame Welt, doch seine Begeisterung für dieses riesige Land und seine Art, dieses per Fahrrad (und auf früheren und späteren Touren auch zu Fuss oder per Boot) zu entdecken, steckt wirklich an. Die Begegnungen mit den Menschen, die in diesen entlegenen Gebieten leben, beschreibt er zudem sehr warmherzig. Fast überall trifft er auf unvoreingenommene Gastfreundschaft und Übernachtungsangebote, Trucker teilen ihre Mahlzeiten, Tee und auch den obligatorischen Wodka mit ihm.
Doch auch der Verfall vieler Dörfer nach der Aufgabe der Bergwerke und Kraftwerke kommt zur Sprache. Überflutetes und brechendes Eis, Wolfsspuren im Schnee und mancherorts eisige Stürme und Schneeverwehungen machten das Vorankommen immer wieder schwierig, dennoch verlor er nie sein Ziel aus den Augen.

Mir gefällt die unaufgeregte Art des Autors, über seine abenteuerliche Reise zu schreiben, ausnehmend gut. Er stellt sich nicht als wagemutiger Held in den Fokus und bleibt bescheiden gegenüber seiner eigenen bemerkenswerten Leistung. Umso cooler ist der Eindruck, den er dadurch bei mir als Leser hinterlässt, wenn er beschreibt, wie er z.B. bei frostigen Minustemperaturen im Freien ohne Zelt übernachtet, obwohl ihm kurz vorher noch von Wölfen in der Nähe berichtet wurde. Man merkt, dieser Mann ist authentisch und ganz bei sich selbst, er muss niemandem etwas beweisen. Stattdessen legt er den Fokus auf die einzigartigen Landschaften und die dort lebenden Menschen - sehr sympathisch! Man spürt in jedem Kapitel seine Liebe und Faszination zu den Menschen, vor allem aber zu der überwältigenden Schönheit und Einsamkeit der Natur, die ihn seit Jahren immer wieder in diese Regionen führen - und natürlich die unvergleichliche Freiheit, die er auf seinen Touren genießt. Er zeigt im übrigen auch, dass man mit recht einfacher, kostengünstiger Ausrüstung (low budget) genauso weit kommen kann wie mit teuerster Hightech-Ausrüstigung und/oder Sponsorenunterstützung.

Ich liebe es, von solchen außergewöhnlichen Menschen und grenzenauslotenden Reisen zu lesen, die zudem respektvoll mit der Natur und ihren Resourcen umgehen! Sie sind einfach inspirierend und öffnen den Blick über den vertrauten Tellerrand hinaus in die weite Welt.

Fazit: Ein wunderschön gestaltetes Buch mit traumhaft schönen Fotos für alle, die sich gerne einmal in eine Welt jenseits der bekannten Touristenpfade träumen, ohne dabei die heimische gemütliche Couch verlassen zu müssen.

Bewertung vom 24.07.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


ausgezeichnet

Schon das düstere Bild auf dem Cover lässt noch dunklere Dinge erahnen...

Und so kommt es dann auch: Schon mit dem ersten Satz ist man mitten im Geschehen und fühlt sich an den grusligen Ort eines verlassenen Schlachthauses nahe der alten Docks in London versetzt. Slaughter Quay ... schon der Name weckt grausame Assoziationen und ist somit das perfekte Setting für den Auftakt einer neuen Thriller-Serie von Simon Beckett.
Warum wurde Jonah von seinem alten Freund um Mitternacht an diesen verlassenen Ort gebeten? Jonah kommt zu spät, er findet Gavin ermordet in der alten Halle und als ob das nicht schon schlimm genug ist, findet er drei in Plastik eingehüllte Leichen. Wobei, eine davon bewegt sich noch... Die tragischen Ereignisse in der alten Lagerhalle führen Jonah zurück zum tragischen Verschwinden seines Sohnes Theo vor zehn Jahren. Hat sein alter Freund Gavin herausgefunden, was damals wirklich geschah? Verzweifelt versucht Jonah, dies herauszufinden und gerät dabei selbst unter Verdacht der Ermittler.

Simon Beckett hat eine unverwechselbare Art zu schreiben. Mit seinem sehr lebendigen Schreibstil findet er sofort den Schalter, um das Kopfkino zu starten. Dort lässt er Bilder entstehen, die man dort eigentlich nicht haben möchte. Verlassene Lagerhäuser, dunkle Gassen, nahende Schritte ... schon beim lesen fühlt man die unheimliche Atmosphäre und bekommt Gänsehaut. Man fühlt sich wie ein Beobachter, der gleichzeitig fasziniert und erschüttert durch die vor die Augen geschlagenen Hände spickelt und nicht wegschauen kann. Die Spannung ist greifbar und durchgängig von Anfang bis zum Ende.
Die Geschichte ist sehr gut ausgearbeitet und schlüssig, wenn auch der Protagonist - seit vielen Jahren selbst bei einer bewaffneten Eliteeinheit der MET - manchmal erstaunlich naiv agiert. Man sollte doch annehmen, dass er durch seine Berufserfahrung in einigen Situationen wesentlich professioneller handeln müsste. Dennoch wirkt er authentisch, sympathisch und erweckte außerdem mein Mitgefühl, man hofft mit und für ihn, dass er seinen Sohn nach all den Jahren vielleicht doch noch lebend findet. Doch das werden wir sicher erst am Ende der neuen Jonah-Colley-Reihe herausfinden...

Fazit: Simon Beckett ist einfach ein Meister seines Genres - auch dieser Thriller ist Lesegenuss pur! Absolute Leseempfehlung!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2021
Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4
Winkelmann, Andreas

Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4


gut

Das sehr gelungene Cover und der Klappentext hat mich als Joggerin natürlich sofort neugierig gemacht: Was für eine schaurige Vorstellung, dass ein Fremder meine Laufstrecken kennt und mich irgendwo abpasst, brrrrrr.....

Die Geschichte spielt in Hamburg, wo sich Hauptkommissar Jens Kerner innerhalb weniger Tage einem herausfordernden Fall gegenübersieht: Mehrere Joggerinnen, die ihre Laufstrecken online in einer Laufgruppe posten, werden während ihres Lauftrainings abgepasst und grausam zu Tode stranguliert. Zeitgleich fällt sein guter Freund und Kollege im Dienst einem Verbrecher zum Opfer. Schnell wird klar, dass beide Fälle zusammenhängen und schließlich sind es Jens Kerner und seine Partnerin Rebecca, denen die Zeit davonläuft: können sie den Täter rechtzeitig identifizieren und aufhalten?

Von Andreas Winkelmann hatte ich bisher noch nichts gelesen, aber natürlich ist mir sein Name wohlbekannt im Krimi-Genre. Sein Schreibstil gefällt mir gut, er ist flüssig, schnörkellos und kommt in überschaubaren Kapiteln zügig zur Sache. Die Geschichte startet rasant und spannend, doch leider flacht der Spannungsbogen zur Mitte und Ende hin immer mehr ab. Das mag daran liegen, dass man als Leser zwar viel über Jens Kerner erfährt, leider bleiben aber vor allem die Opfer und auch der Täter und dessen Motivation sehr konturlos und blass. Hier hätte ich mir wesentlich mehr Tiefgang gewünscht, statt fast schon wie in einem Nebensatz am Ende des Buchs zu erfahren, was ihn zu seinen Taten veranlasst hatte. Gerade die Motivation des Täters war mir zu sehr konstruiert, einige Handlungsweisen diverser Charaktere und Ermittlungsansätze nicht immer schlüssig und leider blieben am Ende so manche Frage offen. Stattdessen wird anschaulich beschrieben, wie der als "Dirty Harry" berühmt-berüchtigte Ermittler Jens Kerner mit teils unkonventionellen Methoden und seinem imposanten knallroten 68-er Truck namens "Red Lady" durch Hamburg brettert und allerlei Spuren verfolgt und dabei in der einen oder anderen Sackgasse landet. Das ist durchaus unterhaltsam, doch so manches Mal drängte sich mir der Eindruck auf, dass der Autor sich selbst in der Rolle von Jens Kerner beschreibt und allzu viele amerikanische Serien geschaut hat, denn in diesem Krimi spielt definitiv er recht plakativ die große Hauptrolle. Der Fall selbst bleibt leider recht oberflächlich, obwohl die Story an sich wirklich viel Potential gehabt hätte, aus dem Vollen zu schöpfen und in die Tiefe zu gehen.

Was mir beim lesen immer wieder auffiel und zunehmend störte waren Wendungen wie "...die Windmüller fragte ihn..../ die Sittler schüttelte den Kopf" etc. Das mag umgangssprachlich okay sein, aber in einem Roman hört es sich herablassend an, so über andere (überwiegend betraf es Frauen) zu schreiben. Das mag natürlich sujektiv von jedem anders empfunden werden - mich hat es in der Häufigkeit, in der diese Wendungen vorkamen, jedoch zunehmend irritiert. Ansonsten fand ich das Ermittlerpaar Jens und Rebecca aber durchaus gelungen und auch sympathisch.

Fazit: Solide Krimiunterhaltung für kurzweilige Stunden.

Bewertung vom 27.06.2021
Happy Road
Kringe, Sarah

Happy Road


ausgezeichnet

Ein Roadtrip der besonderen Art, einfach mal für eine Zeit aussteigen und mit dem Van die Welt bereisen, neue Erfahrungen sammeln und neue Menschen und Kulturen kennenlernen, losgelöst von Zeit und Raum, ohne Termine, ohne tägliche Verpflichtungen .... hört sich traumhaft an. Wer hat nicht schon mal davon geträumt?

Sarah und Matthias, die sich noch nicht allzu lange kennen, beschließen genau das: mit einem von Matthias umgebauten VW-Bus begeben sie sich als Vanlifer-Neulinge auf ihren ersten gemeinsamen Roadtrip. Wird ihre noch junge Beziehung es aushalten, monatelang auf etwa 3 qm, praktisch 24/7, zusammenzuleben? Wie Österreicher Matthias pragmatisch feststellt "donn wiss ma's, ob's klappt mit ons". Quer durch den Balkan geht es über die Ukraine hinauf ins Baltikum und von dort weiter bis ans Nordkap. Antizyklisch reisen ist ihre Idee - während alle anderen Vanlifer den Weg Richtung Süden antreten, um den Winter in der Sonne zu genießen, zieht es Sarah und Matthias in den eiskalten und dunklen Norden. Dort wollen sie den Winter verbringen, doch letztlich kommt es anders und sie müssen ihre Pläne ändern.

Auf sehr kurzweilige und amüsante Art nimmt Sarah uns Leser mit auf die Reise und erzählt in überschaubaren Kapiteln von ihren Erlebnissen und ihren Begegnungen menschlicher und tierischer Art. Dabei redet sie nichts schön, auch Konflikte - unvermeidbar, wenn man auf so engem Raum zusammenlebt - kommen zur Sprache, denn die leicht chaotische Berlinerin (eigentlich aber Badenserin) "Ich kann das alleine"-Sarah und der bodenständige österreichische Skilehrer (und Elektriker) "Ge, scheiß di net oa"-Matthias müssen sich natürlich in einigen Situationen zusammenraufen. Sie treffen auf große Gastfreundschaft in den Balkanländern und räumen mit einigen Klischees auf. Interessante Menschen kreuzen ihren Weg und bereichern ihre Reise. Mitgelitten habe ich vor allem, als sie die zwei Welpen in Rumänien gefunden und im Tierheim abgegeben haben - ich glaube, das hätte ich nicht geschafft. Mit großem Respekt habe ich die weitere Reise vor allem im kalten Norden verfolgt. Zum Glück wurde im Buch auch nicht übermäßig über die praktische Einrichtung des Vans und die notwendigen Vorbereitungen schwadroniert, wie das bei vielen anderen Publikationen über das Vanlife leider oft sehr ausschweifend ausgebreitet wird und welches für Nicht-Vanlifer, die einfach nur ein bisschen gedanklich "mit auf die Reise gehen wollen", sehr enervierend sein kann.

Noch etwas zur Gestaltung des Buchs:
Ich fand das Innenleben sehr gelungen - jedes Kapitel begann mit einem schönen Foto und einem passenden Zitat im Fotobuch-Style. Wobei ich mir gewünscht hätte, dass man sich für das Coverfoto lieber für eines der anderen Fotos entschieden hätte, statt für das düstere Foto, dass nun das Cover ziert. Mein einzig großer Kritikpunkt ist die Schriftfarbe, diese ist in einem so blassen hellgrau gehalten, dass die Lektüre sehr anstrengend für die Augen war. Das Buch in der Sonne auf dem Balkon zu genießen, war ausgeschlossen, denn man konnte fast nichts erkennen! Auch der Einband sollte aus einem stärkeren Material sein oder eingeklappt werden können, denn die Ecken stoßen auch bei pfleglicher Behandlung schnell ab und so sieht das Buch recht bald abgenutzt aus, was sehr schade ist, da man sich mit der Gestaltung ja sehr viel Mühe gegeben hat.
Dafür ist dann aber eher der Verlag verantwortlich und nicht die Autorin, deshalb mag ich dafür keinen Sterne-Abzug geben, denn ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.

Fazit: Ein sehr unterhaltsames Roadtrip-Buch durch Europa mit einem wirklich sympathischen und authentischen Paar - macht Lust auf mehr!

Bewertung vom 29.05.2021
Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


ausgezeichnet

Da ich den ersten Band dieser Serie gelesen habe und mir dieser sehr gut gefiel, war ich sehr gespannt, ob die Autorin mit dem zweiten Fall "Nordwestzorn" gut anknüpfen konnte. Und sie konnte!

Das Thema geht wohl jedem unter die Haut: ein Kind verschwindet spurlos aus dem Sommercamp. Sechzehn Jahre vergehen und der damalige Sommercamp-Leiter - seinerzeit der Hauptverdächtige und so lange gemoppt, bis er mit seiner Frau ins Ausland zog - ist wieder zurück in SPO. Geht die Hexenjagd nun wieder von vorne los? Sein plötzliches Verschwinden lässt nichts gutes ahnen. Und da kommt auch schon das bereits bewährte Ermittler-Team zum Einsatz: Anna Wagner ist zurück in SPO, denn sie übernimmt die neu eingerichtete Vermisstenstelle und nimmt sich mit dem langsam auftauenden Dienststellenleiter Hendrik Norberg und dem sympathischen Nils diesen Cold Case vor. Doch aufgescheucht von den wiederaufgenommenen Ermittlungen überschlagen sich sehr bald die Ereignisse...

Mir sind Anna Wagner und Hendrik Norberg bereits im ersten Band ans Herz gewachsen, denn die Autorin nimmt sich viel Zeit für Ihre Charaktere und das schätze ich sehr, da ich so am besten einen persönlichen Zugang zu ihnen finde. Beide sind authentisch beschrieben und haben ihre Ecken und Kanten, so kommt es auch in diesem Fall durchaus einmal zu Meinungsverschiedenheiten, die aber zur Entwicklung der Personen und des Plots beitragen. Schon beim Prolog, der das Verschwinden des Jungen im Jahre 2004 thematisiert, ergeben sich dem Leser zwangsläufig Fragen: Was ist aus den damaligen Verdächtigen geworden, wie sind die Eltern mit dem spurlosen Verschwinden ihres Sohnes und der damit verbundenen quälenden Ungewissheit zurechtgekommen, warum wurde der Fall in der Zwischenzeit nicht wieder erneut betrachtet, usw. Diese Fragen wurden im Verlauf des Buches Stück für Stück geklärt und so die Spannung erhöht, was die Auflösung betrifft.

Dennoch gibt es ein paar Kritikpunkte inhaltlicher Art. Was mich etwas störte, waren z.B. Nachlässigkeiten wie diese: Hendrik und Anna fahren zusammen (in einem Auto) nach Flensburg (Hendrik fährt), dort trennen sich nach ihrem gemeinsamen Termin ihre Wege, Hendrik fährt nach SPO zurück und Anna nach Hamburg weiter und sie kommt komischerweise dann mit ihrem eigenen Auto zurück nach SPO. Wie geht das denn? Andere Baustelle: Johannsen lässt Hendrik zu sich ins Haus und bietet ihm sogar einen Kaffee an, ohne zu wissen, um was es geht, obwohl sich die beiden spinnefeind sind? Das sind für mich nicht ganz nachvollziehbare Handlungsweisen oder vielleicht auch nur Nachlässigkeiten, die die Autorin zu wenig ausgeführt hat. Mit fehlte es vor allem in vielen Dialogen an Ausführlichkeit, oft wurde hier die "Abkürzung" genommen und ein Großteil wichtiger Gespräche einfach in wenigen Sätzen zusammengefasst. Trotz allem stimmt für mich das Gesamtpaket und ich hatte Spaß bei der Lektüre. Meine romantische Ader hofft zudem, dass Anna und Hendrik auch irgendwann als Paar zueinanderfinden, daher freue ich mich heute schon auf den dritten Band und hoffe, nicht allzu lange darauf warten zu müssen.

Fazit: Absolute Leseempfehlung für alle, die einen spannenden Krimi mit zwei authentischen, sympathischen Ermittlern und viel Lokalkolorit zu schätzen wissen.

Bewertung vom 25.04.2021
Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


sehr gut

Wer war die Frau des bedeutenden britischen Staatsmannes und Premierministers, der im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte schrieb? Über sein politisches und schriftstellerischen Wirken kann man alles nachlesen, doch über sein privates Leben wurde nicht allzu viel bekannt. Darüber und noch viel mehr erfährt der Leser aus der Perspektive seiner Frau Clementine.

Die Autorin schreibt aus der Perspektive Clementines und im Präsens. Dadurch gelingt es ihr hervorragend, Nähe und Vertrautheit entstehen zu lassen und diesem ungewöhnlichen Paar auf einer sehr persönlichen Ebene zu begegnen. Niemand verstand es so wie Clementine, mit diesem schwierigen Mann umzugehen. Churchill war extrem fordernd und selbstbezogen, alles hatte sich um ihn zu drehen und oft verhielt er sich wie ein launisches Kind. Trotz aller Sympathie für Clementine fand ich es irritierend, wie oft betont wurde, dass Churchill ohne Clementine "total hilflos wäre und ohne sie nicht zu politischen Entscheidungen finden würde". Das fand ich dann doch schwer vorstellbar. Man bekommt den Eindruck, als ob Winston Churchill's Erfolg allein auf Clementine's Einfluss zurückzuführen wäre - zumindest aus ihrer Sicht. Während die erste Hälfte des Buchs sehr unterhaltsam und informativ war, war die zweite Hälfte etwas langatmig und fand einen netten Abschluss mit dem Kriegsende und Clementines Rückkehr aus Russland an Winston Churchill's Seite. Sehr schade, dass es hier nicht noch etwas weiterging, denn wie geschichtlich belegt, wurde es danach noch einmal richtig spannend bei den Churchill's.

Fazit: Ein empfehlenswerter Roman über das Leben und Wirken der Churchill's mit einem persönlichen Blick hinter die Kulissen auf das, was nicht in den Geschichtsbüchern steht.

Bewertung vom 24.03.2021
Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


ausgezeichnet

Einen Krimi an einem touristisch sehr beliebten Ort ist an sich nichts neues, hat sich aber bewiesenermaßen in den letzten Jahren bewährt. So verknüpft auch hier so mancher Leser Urlaubserinnerungen mit den beschriebenen Lokalitäten und darf sich wieder etwas wohlig beim Gedanken gruseln, dass auch idyllische Städtchen wie St. Peter-Ording eine Schattenseite haben können.

Der Einstieg schafft schon die nötige Atmosphäre: Zwei Polizisten finden während ihrer Streife zwei Opfer eines Verkehrsunfalls auf der regennassen, dunklen Strasse. Die Frage, wer dafür verantwortlich ist, wird natürlich nicht beantwortet. Kurz darauf verabschiedet sich der Dienststellenleiter der Schupo von St. Peter-Ording in den Ruhestand und der Leser lernt den Nachfolger Hendrik Norberg kennen und fühlt mit ihm mit, denn er hat vor drei Monaten seine Frau verloren und verzichtet auf eine Karriere als Leiter der Mordkommission in der großen Stadt, um für seine Kinder dasein zu können. Zeitgleich nimmt die aus Bayern stammende, kürzlich geschiedene, Kriminialoberkommissarin Anna Wagner Ermittlungen in einem Vermisstenfall in St. Peter-Ording auf. Dem aufmerksamen Leser ist natürlich klar, dass alles irgendwie zusammenhängt. Wie es sich für einen anständigen Krimi gehört, gibt es mehrere Verdächtige, die alle ein Motiv haben könnten und auch einige Spuren, die ins Nichts führen...

Mir gefällt der flüssige, bildhafte Schreibstil ausnehmend gut. Die beiden Hauptpersonen, Hendrik Norberg und Anna Wagner, sind gut gezeichnet, so dass man sich sowohl optisch als auch charakterlich ein Bild machen kann. Mir sind die beiden im Laufe ihres "Falles" immer mehr ans Herz gewachsen, ob ich es wollte oder nicht. Die Geschichte ist sehr interessant und gut durchdacht, hätte aber durchaus etwas mehr Spannung hier und da vertragen. Auf den Spuren der Verdächtigen lernt man die Stadt und deren Umgebung etwas kennen und bekommt Lust, am endlosen Strand entlangzuwandern, Matjesbrötchen zu essen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.

Das Cover mit seiner etwas düsteren Nordsee-Stimmung passt sehr stimmig zum Inhalt. Die Kapitelgestaltung mit den Rettungsringen zu Beginn jedes neuen Kapitels ist ebenfalls gelungen.

Dieser Krimi ist der Einstieg in eine neue Serie um ein überaus sympathisches Ermittlerduo in einem idyllischen Setting. Ich freue mich heute schon auf den nächsten Fall und hoffe, nicht allzu lange darauf warten zu müssen, denn nun habe ich im wahrsten Sinne des Wortes "Blut geleckt".

Klare Empfehlung für alle, die einen guten Regionalkrimi zu schätzen wissen!

Bewertung vom 07.02.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


ausgezeichnet

Ich freue mich sehr über diesen Roman aus einer Kultur, die uns in vielem doch sehr fremd ist: (Süd-)Korea. Ein Land, das vor allem durch seine technischen Fortschritte in der westlichen Welt bekannt und angesehen ist, doch über das Leben - vor allem das der Frauen - weiß man eigentlich nicht viel.

Das Cover des kleinen, schmalen Buches verkörpert das Thema des Buches schon sehr gut: eine gesichtslose Frau vor einer modernen Skyline. Doch schnell entdeckt man zwischen den Buchdeckeln, dass es sich um ein gesellschaftspolitisches Thema handelt und eigentlich die Geschichte unzähliger Frauen - übrigens nicht nur in Korea -, die tagtäglich versuchen, den hohen Erwartungen von Familie und Gesellschaft gerecht zu werden. Mädchen sind in vielen Ländern leider auch heute noch nicht so "wertvoll" und angesehen wie Jungen und das zieht sich durch ihr ganzes Leben. Die meisten fügen sich, manche zerbrechen daran oder werden krank.

Der Schreibstil der Autorin ist klar und prägnant. Nüchtern wird von Kim Jiyoung's Kindheit, ihrer Familie und ihrer jetztigen Lebenssituation berichtet. Doch gerade durch diese Nüchternheit - ihre Geschichte wird von ihrem Therapeuten erzählt - ging mir die Geschichte Kims umso mehr unter die Haut! Sie steht stellvertretend für das Schicksal vieler Frauen und man kann nur hoffen, dass in Korea irgendwann ein Umdenken stattfindet und das Arbeitsleben der Frauen auch nach der Geburt eines Kindes noch eine Perspektive hat. Doch solange die überwiegende Zahl der Männer, die in der Arbeitswelt nach wie vor das Sagen haben, an ihren Traditionen und Denkweisen festhalten, wird dieser Prozess noch sehr lange dauern. Der letzten Absatze des Buches zeigen dies nur allzu deutlich: Kims Therapeut versteht einerseits ihre Situation, da seine eigene Frau in einer ganz ähnlichen Situation gefangen ist, doch in seiner eigenen Praxis ist er nicht bereit, etwas zu ändern: "Selbst die fähigste Mitarbeiterin kann dem Unternehmen in vielerlei Hinsicht zur Last fallen, wenn sie das Problem der Kinderbetreuung nicht zufriedenstellend lösen kann. Ich werde also darauf achten müssen, eine unverheiratete Frau einzustellen"
Da sind wohl noch viele weitere Massenproteste nötig, bis sich wirklich etwas ändern kann...

Ich fand diesen Roman sehr aufschlussreich und berührend, da er eben nicht nur eine fiktive Geschichte ist, sondern auf Fakten beruht. Deshalb kann ich das Buch jedem empfehlen, der gerne wirklich etwas über andere Länder und Lebensweisen erfahren möchte.

Bewertung vom 24.01.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


sehr gut

Das Cover vermittelt schon sehr dekorativ, was den Leser zwischen den Buchdeckeln erwartet: eine nicht ganz ernstzunehmende Story aus dem Bereich "Cosy Crime". The Queen herself auf Mördersuche, die Idee an sich ist schon königlich, aber hey, warum eigentlich nicht?

Die Königin ist ganz und gar not amused, denn nach einer Feier auf Schloss Windsor wird ein junger, russischer Pianist unter ausgesprochen peinlichen Umständen tot im Kleiderschrank aufgefunden. Recht schnell ist klar, dass es sich hierbei um Mord handelt und der MI5 wittert sofort einen Auftragsmord durch Putin. Doch der Queen ist schnell klar, dass hier einiges nicht zusammenpasst. Zusammen mit ihrer neuen Privatsekretärin Rozie und einem loyalen ehemaligen Leibwächter geht sie dem Fall nach und nach auf den Grund. Sehr diskret, versteht sich.

Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen, vor allem der leichte, von trockenem englischem Humor durchdrungende Schreibstil. Auf wirklich sympathische Art und Weise werden die Klischees, die man über den britischen Königsfamilie und den Hof kennt, bedient und kann sich vorstellen, wie das Privatleben der Queen und ihrer Familie aussehen könnte. Auch mein persönlicher Lieblingsroyal, Philip, kommt nicht zu kurz und seine "Auftritte" waren für mich ein Highlight. Der Autorin gelang es, die Queen und ihre Angestellten in einem warmen, sympathischen Licht zu zeichnen, wie eine große Familie, die einem schnell ans Herz wächst mit ihren Eigenarten. Mit Rozie hat die Queen eine kluge, warmherzige, gewitzte und vor allem auch schlagkräftige Assistentin an ihrer Seite, die für sie die Ermittlungen außerhalb der Palastmauern durchführt. Über die Opfer und ihr Leben geht es in diesem Roman jedoch nicht primär, der Schwerpunkt liegt klar bei der Queen und ihre Art, einen Fall zu lösen und die echten Ermittler diskret und unerkannt auf die richtige Spur zu führen.

Alles in allem ein entspannter, amüsanter, unblutiger Unterhaltungskrimi, der Lust auf eine Fortsetzung macht.

Bewertung vom 04.12.2020
Die neue Nebenbei-Diät
Lange, Elisabeth

Die neue Nebenbei-Diät


sehr gut

Das Cover ist im für Stiftung Warentest typischen Design gestaltet: Optisch zwar kein Meisterwerk, aber es bringt das Thema des Buchs an die Mann bzw die Frau und fällt im Wust der vielen Ernährungs- und Diätbücher sicherlich auf.

Was mir sehr gut gefällt, ist das Format: es ist nicht zu klein und nicht zu groß, sondern sehr handlich. Ein idealer Begleiter für den Alltag und passt gut in jede Tasche, um auch unterwegs bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können.

Mit den positiven Eindrücken geht es auch im Buch weiter: alles ist farblich schön und vor allem übersichtlich gestaltet und durchweg mit ansprechenden Fotos bebildert. Es ist logisch aufgebaut und erleichtert die Orientierung ungemein.
Auf der linken Seite befindet sich meist ein Beispiel, wie viele von uns sich bisher ernähren: nicht immer die cleverste Wahl, wohlgemerkt. Auf der rechten Seite wird eine gesunde Variante gegenübergestellt und man erkennt sehr schnell, was man besser machen kann, um sich gesünder zu ernähren und langfristig Pfunde zu verlieren.

Zum Inhalt: Das bereits bekannte und beliebte Thema Intervallfasten wird in diesem Buch noch um neue Erkenntnisse und Impulse vertieft. Es werden die verschiedenen Formen, sowie deren Vor- und Nachteile erklärt. Die biologischen Zusammenhänge werden in einfachen Worten so erklärt, dass sie leicht verständlich und nachvollziehbar sind. Außer Theorie und Grundlagenwissen ist natürlich die Umsetzung maßgeblich und so findet man sehr viele Tipps und Tricks rund um das Thema, die einem die Umstellung und Integration des Intervallfastens in den Alltag erleichtern. Man merkt schnell: hier muss niemand Hunger leiden, man muss sich nur an eine etwas anderen Zeitrythmus für seine Mahlzeiten gewöhnen. Ganz klar ist auch: es ist keine Crashdiät, sondern eine Zeit- und Ernährungsumstellung, die auf langfristige Sicht zum Erfolg führt.

Ich bin mit Intervallfasten schon etwas länger vertraut und war neugierig, ob ich in diesem Buch neue Informationen und Anregungen finden würde und ich wurde nicht enttäuscht: Ich habe überraschend viel aus diesem Buch mitgenommen und wende es bereits im Alltag an. Es macht wirklich Spaß, in diesem Buch zu blätten und man entdeckt immer wieder ein Schräubchen, an dem man noch drehen kann.

Klare Empfehlung für alle, die langfristig ein gesünderes und vor allem auch schlankeres Leben führen möchten und bereit sind, sich auf das Intervallfasten einzulassen. Es lohnt sich!