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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kathi248
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2020
Echo des Schweigens
Thiele, Markus

Echo des Schweigens


ausgezeichnet

Nach der Trennung und Anhäufung eines Schuldenberges bekommt Strafverteidiger Hannes Jansen endlich die große Chance: er soll einen Polizisten verteidigen, dem der Mord an einem Asylanten vorgeworfen wird. Zuerst freigesprochen, wird das Verfahren nun neu aufgerollt, da ein neues Gutachten klare Hinweise auf seine Beteiligung am Tod des jungen Mannes gibt. Sollte Hannes ihn erfolgreich verteidigen winkt ihm die Partnerschaft in seiner Kanzlei. Dazu muss er allerdings das neue rechtsmedizinische Gutachten widerlegen; verfasst ausgerechnet von Sophie Tauber, in welche er sich gerade erst verliebt hat. Doch noch wissen die beiden nicht, dass sie im Gerichtssaal auf verschiedenen Seiten stehen werden.
So viel zur Rahmenhandlung. Doch die hier erzählten Geschichte geht wesentlich tiefer, führt uns erst ins Deutschland der 40er Jahre zurück, später auch in die 70er. Wir begleiten Sophie bei der Suche nach ihren Wurzeln und Hannes bei der schweren Entscheidung was Recht, Gerechtigkeit und Moral für ihn bedeuten.
Dabei wechseln sich die einzelnen Erzählstränge ab, wobei diese alle gleichermassen spannend sind und einen zuweilen atemlos weiterblättern lassen. Gerade die Szenen die zu Zeiten des zweiten Weltkriegs spielen treiben einem zwischendurch die Tränen in die Augen und mehr als einmal muss man das Buch kurz aus der Hand legen um das gelesene erst einmal zu verarbeiten, nur um kurz darauf gebannt weiterzulesen.
Die sehr bildhafte Sprache macht es einem leicht, die Handlung wie einen Film vor sich zu sehen, man taucht komplett ein in die Welt von Hannes und Sophie - und in die ihrer Vorfahren. Immer wieder wird es hoch emotional, doch niemals übertrieben oder gar kitschig.
Die Fragen nach Recht und Gerechtigkeit, was moralisch vertretbar ist und was jeder einzelne für Schuld auf sich geladen hat werden hier gestellt und jeder kann für sich eine Antwort finden.
Ein Buch, das mit einer unfassbar spannenden Geschichte zum Nachdenken anregt und mir noch lange im Kopf bleiben wird. Ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.03.2020
Schlaf, Mäuschen, schlaf! Mein Lieblingslied zur Guten Nacht
Häfner, Carla

Schlaf, Mäuschen, schlaf! Mein Lieblingslied zur Guten Nacht


ausgezeichnet

In diesem wirklich unglaublich niedlichen Pappebilderbuch werden zur bekannten Melodie von "Schlaf Kindlein, Schlaf" mit neuen Reimen nicht nur die Menschen-, sondern auch verschiedene Tierkinder liebevoll zu Bett gebracht. Jede Doppelseite zeigt eine neue Tierfamilie und nach einem kurzen Reim singt man eine neu gedichtete Strophe des bekannten Schlafliedes.
Bilder und Text erzeugen eine sehr kuschelige und ruhige Atmosphäre, perfekt zum runterkommen an Abend.
Die Illustrationen sind sehr liebevoll und laden zum ausgiebigen anschauen der einzelnen Seiten ein, der Text ist absolut kindgerecht. Auch die dicken Pappseiten mit abgerundeten Ecken sind altersentsprechend und sehr gut auch schon für kleinere Kinder geeignet.
Eine tolle Idee, wirklich schön umgesetzt. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 09.03.2020
Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1


sehr gut

In "Priest of Bones", dem Auftakt zu der neuen Fantasy-Reihe von Peter McLean, kehrt Gangsterboss Tomas Piety mit seiner Bande, den Pious Men, nach dem Krieg zurück in seine Heimat und muss feststellen, dass hier nun andere das Sagen haben. Nach und nach muss er sich seine  alten Geschäfte zurückerobern, wobei er von einem Haufen skurriler und blutrünstiger Charaktere unterstützt wird und nicht gerade zimperlich vorgeht.
Die Charaktere sind gut beschrieben und wachsen einem ans Herz, je mehr man über ihre Vergangenheit erfährt. Sprachlich geht es hier sehr düster und oft geradezu vulgär zur Sache, was aber hervorragend zu Setting und Figuren passt. Man taucht regelrecht ein in das dreckige Ellinburg und die Welt der vom Krieg traumatisierten Heimkehrer. Das alles wird aber durch den derben trockenen Humor des Protagonisten und Erzählers keinesfalls zu schwermütig, es gibt immer wieder auch ordentlich etwas zu lachen.
Stellenweise wird die Handlung leider ein wenig zu rasch heruntergespult und auch der Fantasy-Aspekt kommt in diesem ersten Band recht kurz - da hoffe ich aber ganz stark auf den zweiten Teil. Auch bin ich unsicher, wie ich die Parallelen zu der Fernsehserie "Peaky Blinders" einordnen soll. Wer diese kennt wird die Story hier eventuell wenig originell finden, andererseits stellt sich natürlich die Frage, ob ein leicht in der Zeit abgewandeltes Peaky Blinders mit Fantasy-Elementen denn unbedingt etwas schlechtes ist, nur weil man es so ähnlich halt schon kennt. Ich liebe die Serie und finde deshalb nicht, dass es ein "zu viel" davon gibt.
Alles in allem ein gelungener Auftakt, welcher kurzweilige Unterhaltung bietet und definitiv Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 07.03.2020
Die Apokalypse beginnt in deinem Garten / Bloom Bd.1
Oppel, Kenneth

Die Apokalypse beginnt in deinem Garten / Bloom Bd.1


sehr gut

Kenneth Oppels neuer Roman handelt von drei Jugendlichen, welche nach einem heftigen Regen plötzlich eine dramatische Verbesserung von Beschwerden und Allergien, unter welchen sie bislang litten, feststellen. Und nicht nur das, auch die anderen Menschen verändern sich, allerdings genau in entgegensetzte Richtung. Und als ob das noch nicht genug wäre, sprießen nun überall auf der Welt schwarze Pflanzen, von dem niemand zu wissen scheint, woher sie kommen oder wie man ihrer Herr wird.
Dieses gruselige Ausgangsszenario wird so bildlich beschrieben, dass mich die bedrückenden Atmosphäre sofort gefangen genommen hat und ich mich total in der Geschichte verlieren konnte. Dazu trägt nicht zuletzt auch die sehr glaubwürdige Beschreibung der einzelnen Charaktere bei. Unsicherheit und Besorgnis sowohl bei den Jugendlichen als auch deren Eltern und der restlichen Bevölkerung sind realitätsnah beschrieben und in Zeiten von Erderwärmung und Klimawandel gut nachvollziehbar. Das macht die Geschichte dann auch weniger abwegig, als es zu Anfang vielleicht noch scheinen mag.
Der Autor versteht es, von Seite zu Seite mehr Spannung aufzubauen und diese bis zum Ende zu halten, so dass "Bloom" ein echter Pageturner ist.
Einzig die Auflösung des ganzen hat mich nicht vollends überzeugt, dafür gibt es einen Stern Abzug.
Das Buch wird zwar mit einem Cliffhanger beendet, aber nur um zu Band 2 hinzuführen, die eigentliche Geschichte ist aufgelöst. Darum ist man auch nicht gezwungen Band 2 zu lesen, was ich aber trotzdem sicher gerne tun werde.

Bewertung vom 06.03.2020
Wie viele willst du töten / Ellery Hathaway Bd.1
Schaffhausen, Joanna

Wie viele willst du töten / Ellery Hathaway Bd.1


sehr gut

"Wie viele willst du töten" ist der Auftakt zu Joana Schaffhausens Krimi-Reihe um die Polizistin Ellery Hathaway und gleichzeitig der Debüt-Roman der Autorin.
Zu Beginn lernen wir die junge Abigail kennen, die in der Nacht auf ihren 14. Geburtstag Opfer einer Entführung wird. Doch sie kann aus den Fängen eines Serienkillers gerettet werden und lebt fortan unter neuer Identität. In einem Kaff in Massachusetts wird sie unter dem Namen Ellery Hathaway Polizistin und niemand dort ahnt etwas von ihrer Vergangenheit. Diese droht sie allerdings einzuholen, denn bereits seit drei Jahren verschwinden Menschen aus der Stadt, immer um ihren Geburtstag herum und jedes mal geht eine anonyme Karte an Ellery dem Verschwinden voraus. Doch niemand will den Zusammenhang sehen und in ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Reed Markham, ihren damaligen Retter und FBI-Agenten, welcher auch prompt angereist kommt um gemeinsam mit Ellery der Sache auf den Grund zu gehen.
Die einzelnen Kapitel werden abwechseln aus Sicht von Ellery und Reed erzählt, wobei sowohl die Handlung von vor 14 Jahren, als auch die aktuellen Ermittlungen geschildert werden. Dabei werden die beiden Protagonisten sehr glaubwürdig beschrieben, beide haben Narben auf der Seele und man spürt ihre Zerrissenheit, was sie zu sehr interessanten Charakteren macht.
Die Handlung ist nicht vorhersehbar und kommt ohne allzu brutale Details aus, weshalb dieser Thriller auch für die Freunde von weniger blutigen Spannungsromanen geeignet ist.
Einziger Kritikpunkt ist meiner Meinung nach das doch recht plakative Ende. Ich hatte zwar nicht mit dieser Auflösung gerechnet, aber dieses "Superschurke erklärt nochmal detailiert seinen Plan und scheitert kurz vor Abschluss dann doch" hatte was von einem (eher mittelmäßigen) Kinofilm. Da ich aber wie gesagt nicht schon im Vorraus wusste, wer hier der Bösewicht ist, ist das Jammern auf recht hohem Niveau; der Weg zu diesem etwas gestellten Ende hat mir nämlich gut gefallen. Ich würde also definitiv auch den nächsten Band der Reihe lesen und kann diesen Thriller trotz klitzekleinem Manko jedem empfehlen, der auf der Suche nach spannender und kurzweiliger Unterhaltung ist.

Bewertung vom 03.03.2020
Vaterschaftstest
Behr, Markus

Vaterschaftstest


ausgezeichnet

In diesem kurzen und äußerst unterhaltsamen Debütroman von Markus Behr wird der Leser mit folgender Ausgangssituation konfrontiert: Fabian, ein Lehrer Mitte 30, bekommt einen unerwarteten Anruf. Die 16 jährigen Zwillinge Leonie und Ronja behaupten, er sei ihr Vater. Doch eigentlich ist Fabian sicher: Er ist noch Jungfrau, das muss eine Verwechslung sein. Auf den darauffolgenden nicht ganz 200 Seiten begleiten wir Fabian auf seiner Suche nach der Wahrheit und ganz nebenbei auch auf seinem Weg zu sich selbst. Denn die sich daraus entwickelnden Beziehungen zu den Zwillingen und deren Mutter, sowie Fabians eintauchen in die eigene Vergangenheit, verblüffende Gespräche mit ehemaligen Klassenkameraden und auch die ein oder andere unerwartete Begegnung lassen Fabian sich selbst in einem ganz neuen Licht betrachten und am Ende dieses Buches wird er nicht mehr der gleiche sein wie noch zu Beginn.
Dabei werden sowohl Fabian als auch diverse Nebencharaktere so glaubwürdig und menschlich beschrieben, dass auch die schrägste Situation wirkt, als könne sie genauso passiert sein. Die Figuren sind allesamt auf äußerst sympatisch Art unvollkommen und ich habe von Seite zu Seite mehr mitgefiebert und Fabian innerlich angefeuert.
Behr schreibt hier so warmherzig und mit so viel Zärtlichkeit für seine Figuren, komisch und berührend zugleich, dass man trotz ernster Themen wie Scham und Einsamkeit sehr oft Lächeln im Gesicht hat. Nachdem ich das Buch zugeklappt habe, habe ich noch lange ein glückliches Kribbeln in mir verspürt, so herrlich unkitschig und lebensecht kam diese Geschichte daher. Ein Buch, dass man nicht mehr aus der Hand legen möchte und das noch lange nach Beendigung ein warmes Gefühl hinterlässt.

Bewertung vom 25.02.2020
Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0
Sullivan, Michael J.

Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0


ausgezeichnet

"Im Schatten des Kronturms“ erzählt die Vorgeschichte zu Michael J. Sullivans Riyria-Reihe um den Kämpfer Hadrian Blackwater und den Dieb Royce Melborn. Wer, wie ich, die Riyria-Reihe noch nicht gelesen hat, findet hier die ideale Gelegenheit um in die Geschichte einzusteigen. Sowohl zu Beginn als auch am Ende des Buches finden sich Erläuterungen des Autors, in denen er ein wenig auf die Riyria-Reihe eingeht und so eventuelle Wissenslücken schließt.
In dem vorliegenden Band wird erzählt, wie die beiden Protagonisten Hadrian und Royce erstmalig aufeinandertreffen. Der wortkarge Royce wird als genaues Gegenteil zu dem aufgeschlossenen Hadrian dargestellt, dennoch müssen beide zusammenarbeiten, um einen Auftrag zu erfüllen. Die beiden können sich anfänglich nicht ausstehen und lernen erst nach und nach, einander zu vertrauen. Aus dieser anfänglichen Abneigung der beiden gegeneinander entsteht ein äußerst amüsanter Schlagabtausch, den zu lesen wirklich Spaß macht.
Ein zweiter Erzählstrang handelt von Gwen und ihren Leidensgenossinnen, die dem Kneipenwirt und Zuhälter Grue zu entfliehen versuchen. Zu Beginn fragt man sich als Leser, wie diese beiden Handlungsstränge zusammenhängen, was nochmal für zusätzliche Spannung sorgt.
Auch der Schreibstil von Sullivan überzeugt. Er ist flüssig und gut lesbar, durchsetzt von einem feinen Humor, welcher besonders in den Dialogen zwischen Hadrian und Royce zu Tage tritt und mich immer wieder zu begeistern vermag. Der Autor erzeugt eine düstere, sehr actiongeladene Atmosphäre, wobei es immer wieder auch lustige Momente gibt, die die gruselige Stimmung auflockern. Meisterlich baut er die Spannung auf und kann diese auch das ganze Buch durch halten. So konnte ich mich ab ungefähr der Hälfte nur noch mit großer Mühe von der Geschichte losreißen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die Charaktere werden ebenfalls sehr liebevoll und mit vielen Facetten beschrieben und tragen dazu bei, das man richtig mitfiebert.
Eine rasante und filmreife Story, die mich wirklich gut unterhalten hat und sicher nicht mein letzter Ausflug in die Welt von Riyria gewesen ist.

Bewertung vom 19.02.2020
Wenn der Winter vorbei ist
Verbogt, Thomas

Wenn der Winter vorbei ist


ausgezeichnet

In dieses Buch habe ich mich schon auf den ersten Seiten verliebt. Poetisch geschrieben und intensiv zu lesen hat mich die Geschichte dazu angeregt, über mein eigenes Leben zu reflektieren und darüber nachzudenken, inwiefern andere Menschen und Erlebnisse das ganze weitere Leben verändern können.

Der Protagonist (evtl der Autor selbst? Sie teilen sich jedenfalls den Vornamen und auch sonst konnte ich ein paar Parallelen entdecken) möchte mit seiner neuen Liebe zusammenziehen und stößt beim einpacken seiner Sachen auf Erinnerungsstücke wie Fotos und Briefe, die ihn an vergangene Ereignisse aus seinem Leben zurückdenken lassen. Nun wird der Leser mit auf eine Reise in Thomas Vergangenheit genommen und erfährt von all den prägenden Momenten seines Lebens. Und schon die erste Erinnerung hat es in sich: Thomas zehn Jahre ältere Ziehschwester Becci will zu ihrem Freund nach New York ziehen und sich dort als Sängerin versuchen. Kurz nach ihrem Aufbruch verunglückt sie tödlich und Thomas hat schwer mit seinen Schuldgefühlen zu kämpfen, da er sich aus Trauer über ihren Weggang nicht richtig von ihr verabschiedet hatte.
Im weiteren Verlauf springt die Handlung zwischen der Gegenwart und verschiedenen Punkten seiner Vergangenheit hin und her.
Einen klassischen Spannungsbogen gibt es nicht, aber dies ist für mich auch kein Buch zum "schnell Mal runterlesen", tatsächlich habe ich sogar recht lange für die gerade mal 207 Seiten gebraucht. Das lag aber daran, dass ich auf fast jeder Seite mindestens einen Satz fand, den ich unterstreichen oder zumindest nochmal lesen wollte, so treffend und sprachlich schön wurden hier die Gedankengänge formuliert. In vielen Gedanken von Thomas habe ich mich selbst wiederfinden können.
Und genau das macht dieses Buch für mich so besonders, all diese wunderschönen, erhellenden und auch poetischen Sätze, die mich immer wieder berührt haben. Sätze, die ich so niemals hatte selbst formulieren können, aber mich nur "Ja! Genauso ist es!" denken ließen.

Kurzum: für mich ein perfektes Buch, dessen melancholische aber auch hoffnungsvolle Grundstimmung noch lange in mir nachhallen wird.