Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
lesehexe

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2022
Todesgelübde (eBook, ePUB)
Kowa, Thomas

Todesgelübde (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was wäre, wenn …

Was wäre, wenn Jesus wieder auferstehen würde? Wenn es einem Molekularbiologen gelänge, aus dem Turiner Grabtuch DNA zu isolieren und daraus einen Klon zu erschaffen? Ein Kind, das die Gene von Jesus Christus besitzt?
Würde es die religiösen Eiferer auf den Plan rufen, die partout an eine Wiedergeburt Christi glauben und das Kind, das geklont wurde, anbeten würden? Oder würden die Ungläubigen, die Gegner christlicher Glaubensrichtungen auf den Plan gerufen? Und wie würde sich wohl die Kirche verhalten? Wäre, sollte es tatsächlich einen neuen Jesus Christus gehen, das Kind in Gefahr? Könnte es Wunder wirken, wie sie Jesus Christus vor mehr als 2000 Jahre zuerkannt wurden? Und bräuchte man dann überhaupt noch einen Papst, der als irdischer Stellvertreter Christi eigentlich seine Daseinsberechtigung verlöre?
Thomas Kowa hat sich des Themas angenommen und es aus diversen Blickwinkeln beleuchtet. Gleichzeitig hat er die Geschichte in das straffe Korsett eines Thrillers gepackt, das dennoch viel Freiraum für Fantasie und eigene Ideen lässt.
Kowa erzählt von einem Wissenschaftler, der dem Jesuitenorden angehört und Teile des Turiner Grabtuchs auf mögliche DNA-Spuren untersucht. Er kommt jedoch nicht mehr dazu, sein Ergebnis zu veröffentlichen. Vorher wird er umgebracht. Er erzählt von einem Molekularbiologen, dem es gelungen sein soll, einen Klon aus der DNA des Grabtuches zu entwickeln. Ein Kind, das mittlerweile zwei Jahre alt ist. Er erzählt von einem Sensationslüsternen Reporter, der in der Story die Chance seines Lebens wittert und hofft, endlich anerkannt und berühmt zu werden. Dass er nur benutzt wird, merkt er nicht. Nicht zuletzt erzählt er von einem Kommissar, der gemeinsam mit seiner neuen Partnerin versucht, den Mord am Wissenschaftler aufzuklären und dabei einen Sumpf von Intrigen und Machtmissbrauch freilegt.
Meine Meinung:
Die Charaktere hat er ganz gut beschrieben, wobei mir bei dem Einen oder Anderen die Tiefe fehlt. Andererseits ist die genauere Betrachtung der Psyche der Protagonisten nicht unbedingt erforderlich. Dem Roman fehlt deshalb nichts.
Der Showdown ist ein bisschen wirr und unübersichtlich geraten. Und vielleicht auch ein bisschen sehr unrealistisch. Man darf aber nie vergessen, dass es sich bei Thrillern um Fiktionen handelt. Um Geschichten, die ruhig auch mal etwas übertrieben oder unrealistisch sein dürfen.
Fazit:
Der Thriller birgt ein großes Maß an Brisanz. Das Motiv hat auch über die Jahrtausende nichts an seiner Aktualität verloren. Kowa versteht es, heikle Themen verständlich und doch spannend an seine Leser zu vermitteln. Den Spannungsbogen hält er dabei von Anfang an auf hohem Niveau.
Meine Leseempfehlung:
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. Das Thema ist so brisant wie aktuell, spricht sowohl die gläubigen Christen als auch Agnostiker an und bringt einen zum Nachdenken.

Bewertung vom 28.11.2022
Moorgrab (eBook, ePUB)
Silber, Eva-Maria

Moorgrab (eBook, ePUB)


sehr gut

Hass, Morde, Mobbing und schwierige Charaktere
Die Story:
Der junge Lukas Bauer untersucht mithilfe eines Angler Sonars das Tote Moor des Steinhuder Meers. Er hofft darauf, ein Rätsel zu lösen, das ihn schon länger beschäftigt. Doch bevor er das gewünschte Ergebnis bekommt, wird er mit einem Kopfschuss getötet.
Kriminalhauptkommissar Torben Montag und die junge Beamtin Effi Lu, die gemeinsam die Cold Case Unit Hannover bilden und alte nie aufgeklärte Fälle lösen sollen, kommen als erste an die Fundstelle. Bald darauf trifft auch Karen Austerlitz vom LKA ein, die den Tod des jungen Mannes aufklären soll. Effi Lu, die niemand ernst nimmt, entdeckt das Angler Sonar und löst damit eine weitere Suche im Moor auf. Gefunden werden zwei Fahrzeuge, beide sind im Kofferraum mit Steinen vollgepackt, in den Autos sitzen einmal zwei und einmal drei Leichen. Die Fahrersitze sind allerdings leer, die Leichen wurden vor ihrem Tod gefesselt. Alles deutet auf Jahrzehnte alte Morde hin.
Somit ergibt das Szenario einen Ermittlungsansatz für das LKA im Fall Lukas Bauer und einen im Fall der Moorleichen für die Cold Case Unit. Dass beides zusammenhängen muss, wird schnell klar. Dennoch gestaltet sich die Zusammenarbeit der beiden Einheiten mehr als schwierig. Denn Karen Austerlitz ist eine verflossene Liebschaft des Weiberhelden Montag, der die Beziehung vor Jahren einfach durch einen Abgang beendet hat. Doch Montag hat nicht nur mit der LKA-Beamtin zu kämpfen. Seine früheren Kollegen, seine Frau, die sich von ihm getrennt und sein Konto geplündert hat und sogar der frühere Dienststellenleiter machen ihm das Leben schwer. Das Ermittlerteam des LKA mobbt ihn, indem er nur als Monday angesprochen und bei jedem Zusammentreffen mit der gepfiffenen Melodie von „I don’t like Mondays“ der Gruppe The Boomtown Rats begrüßt wird.
Effi Lu wird erst gar nicht ernst genommen. Mit gerade mal 1,63 Metern Körpergröße hat sie die Mindestgröße für den Polizeidienst gerade so erreicht, sie ist schüchtern und unscheinbar. Ihr werden sämtliche Kompetenzen abgesprochen.
Die beiden sind Außenseiter, mit denen niemand zusammenarbeiten will. Selbst Montag lehnt seine neue Partnerin anfangs ab. Doch sie hat einen sehr wachen Verstand und eine gute Kombinationsgabe. Die beiden wachsen zu einem Team zusammen und kommen bei der Lösung des Falles dem Täter auf die Spur.
Meine Meinung:
Der Schreibstil von Eva-Maria Silber hat mir ganz gut gefallen. Die nicht gerade einfachen Charaktere der Protagonisten sind gut ausgearbeitet, lassen den Leser zwischen Abneigung, Mitleid und Anerkennung schwanken. Das Thema Mobbing hat die Autorin meiner Meinung nach sehr gut eingearbeitet. Einige Rezensenten finden das beschriebene Verhalten der Kriminalbeamten zu dick aufgetragen. Doch leider ist Mobbing in allen Bereichen und auch bei der Polizei mittlerweile Alltag. Warum also dieses Verhalten nicht aufgreifen und die Leser dazu bringen, eigenes Benehmen oder das von Kollegen zu reflektieren?
Mich hat etwas ganz anderes gestört. Torben Montag bekommt den Spitznamen „Monday“ verpasst. Die Autorin wechselt ständig zwischen den beiden Namen. Das irritiert. Besser wäre: Im Verlauf der Erzählung bei Montag zu bleiben und immer, wenn er angesprochen wird Monday zu verwenden. So ist der Gebrauch unkoordiniert und besonders anfangs verwirrend.
Dem Täter war ich schon recht früh auf der Spur. Allerdings wollte ich die Hintergründe wissen, die jemanden dazu bringen, Menschen umzubringen. Die, zusammen mit dem Showdown, war mir dann aber doch zu konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Das hätte sich vielleicht auch anders lösen lassen.
Fazit:
Im Großen und Ganzen hat mir der Plot gut gefallen. Eva-Maria Silber erzählt unterhaltend, den Spannungsbogen zieht sie schon früh hoch und hält ihn auch bis zum Schluss. Das Verhalten der einzelnen Figuren ist nicht immer nachvollziehbar. Sei es die Alkoholsucht des Kommissars, Effi Lu’s Alleingänge oder der übertriebene Hass, mit dem Karen Austerlitz ihrem ehemaligen Liebhaber begegnet. Aber es sind eben schwierige Charaktere, die hier aufeinandertreffen.
Meine Leseempfehlung:
Von mir gibt es vier Sterne. Der Plot ist spannend, der Leser bekommt einen guten Einblick in das Privatleben der Protagonisten, was so manchen Hintergrund aufdeckt und Verhaltensweisen erklärt. Das Thema Mobbing ist meines Erachtens gut und deutlich ausgearbeitet und regt zum Nachdenken an. Den einen Stern ziehe ich für die konstruierte Mordursache und den etwas an den Haaren herbeigezogenen Showdown, sowie für die ständigen Wechsel zwischen Nachnamen und Spitznamen des Hauptkommissars, also zwischen Montag und Monday ab.

Bewertung vom 18.11.2022
Mordseegrab (eBook, ePUB)
Temmer, Andreas

Mordseegrab (eBook, ePUB)


sehr gut

Spannend trotz kleiner Schwachstellen

Ein zutiefst traumatisierter Oberkommissar kündigt seinen Job bei der Kripo, kauft sich einen alten Bauernhof an der Nordsee, um dort zur Ruhe zu kommen. Doch er ist noch nicht einmal richtig eingezogen, hat die Kartons noch nicht ausgepackt, da wird er von seiner Nachbarin gebeten, ihrer Freundin zu helfen. Deren Sohn wurde verhaftet. Er soll seine Freundin, die Tochter eines der reichsten Männer Deutschlands umgebracht haben. Der junge Mann gesteht die Tat auch. Allerdings fehlt die Leiche, die auch nach tagelanger Suche in der Nordsee nicht gefunden wird. Lukas Waldauf stürzt sich in die Lösung des Falles, glaubt nicht an die Schuld des jungen Tatverdächtigen. Damit steht er allerdings ziemlich allein da. Bei den Eltern des Opfers läuft er gegen eine Wand, wird von den zuständigen Polizisten abgewiesen und gerät ins Visier von Unbekannten, die ihn bedrohen.

Meine Meinung:
Lukas Waldauf ist ein Charakter, der es dem Leser nicht leicht macht, ihn zu mögen. Wortkarg, zerrissen, verstört – so zeigt er sich seiner neuen Nachbarin. Kein Wunder er hat auch Schlimmes erlebt, wurde bei seinem letzten Einsatz schwer verletzt, sein Leben konnte gerade noch so gerettet werden, während eine junge Zeugin, die unter seinem Schutz stand, brutal ermordet wurde. Seither hat er nicht nur psychische Probleme, seine Leistungsfähigkeit ist durch die beschädigte Lunge auch stark eingeschränkt.
Dennoch zeigt sich, dass er im Grunde ein gutherziger Mensch ist. Er arbeitet pro Bono – also ohne Honorar zu verlangen. Eigentlich wollte er auch nur Erkundigungen einziehen. Die Angelegenheit entwickelt sich jedoch schnell zu einem ausgewachsenen Fall.
Seine neue Nachbarin Anke hat es Waldauf angetan. Er ist allerdings noch nicht bereit, sich auf eine Beziehung einzulassen. Zu tief sitzt der Tod der jungen Frau, für den er sich verantwortlich fühlt, den er sich nicht verzeihen kann. Er leidet unter Alpträumen, die mir ein bisschen zu viel sind. Dass er immer wieder von diesen Erlebnissen im Schlaf heimgesucht wird, ist verständlich, doch bekommen sie meiner Meinung nach zu viel Raum in der Geschichte. Das waren Stellen, die ich dann irgendwann ausgelassen habe. Man hätte sich auch kürzer fassen und andeuten können. Im Grunde ist es immer wieder derselbe Traum – lediglich in Feinheiten unterschiedlich. Sie tragen zur Lösung des Falles nicht bei, beschreiben lediglich den Grund für seine psychischen Probleme.
Dennoch finde ich, ist dem Autor gelungen, den Charakter des Protagonisten sehr gut herauszuarbeiten, wobei er tief in die Psychologiekiste gegriffen hat. Nicht negativ und auch nicht in Richtung Schizophrenie. Aber die Verarbeitung einer posttraumatischen Belastungsstörung hat er gut beschrieben. Wobei Anke die Rolle der Psychiaterin übernimmt, die sie aber gar nicht ist. Sie hat einfach ein gutes Feeling, bedrängt ihn nicht, lässt ihm den Freiraum, den er braucht, ist aber immer für ihn da.
Was die Lösung des Falles angeht, muss ich sagen, dass ich schon früh auf die Variante gekommen bin, die sich dann am Ende auch darstellt. Für mich war es die logische Folge des beschriebenen Ablaufs und der Hintergründe. Trotzdem war es interessant zu beobachten, wie Waldauf bei seinen Bemühungen immer wieder aufläuft, weil ihm keiner glauben will.
Leider gibt es lose Enden, es ist nicht alles komplett durcherzählt. Da gibt es beispielsweise Angriffe auf Waldaufs Leben, die er mit seinem früheren Fall, bei dem er verletzt wurde in Verbindung bringt. Zumindest sieht er darin eine Möglichkeit. Was aber tatsächlich dran ist, erfährt der Leser nicht. Schade.
Mit dem Titel bin ich irgendwie nicht glücklich geworden, wobei ich das noch nicht einmal näher begründen kann. Ich finde einfach, er passt nicht so richtig.

Fazit:
Ich bin etwas zwiegespalten. Der Fall ist spannend, die Charaktere sind auch gut ausgearbeitet. Aber wie gesagt: Waldauf macht es dem Leser nicht leicht, ihn zu mögen. Andererseits macht das auch wieder die Geschichte aus. Die Alptraumszenen könnte man kürzen. Am Ende wird es meiner Meinung nach etwas unlogisch. Man könnte es auch umständlich nennen. Ich habe mich gerade im Showdown gefragt, warum er nicht einfach … nein, das verrate ich hier nicht. Das wäre spoilern und das möchte ich nicht. Ich hätte jedenfalls anders reagiert, die einfachere Lösung bevorzugt und damit Stress rausgenommen. Aber dann wäre die Spannung verloren gegangen.

Meine Leseempfehlung:
Trotz meiner Anmerkungen kann ich das Buch nur empfehlen. Einen Stern Abzug gibt es für die die losen Enden und die Alpträume, die mir definitiv zu viel waren. Die Tatsache, dass ich das Buch innerhalb weniger Tage durchhatte, zeigt, dass mich die Story gefesselt hat. Ich wollte einfach wissen, wie sie endet.

Bewertung vom 07.11.2022
Die Professorin
Ernst, Matthias

Die Professorin


ausgezeichnet

Ein Pageturner par Excellence

Ein Serienmörder treibt in London sein Unwesen, hinterlässt verstümmelte, ausgeweidete Frauenleichen. Die Taten erinnern an Jack the Ripper und dessen Imitator Putney Slasher, der vor sieben Jahren gefasst wurde. Ist der Täter ein Trittbrettfahrer? Oder wurde vor sieben Jahren mit Armstrong womöglich der Falsche verhaftet? Das wäre fatal, denn der Mann wurde von einem Polizeibeamten angeschossen und liegt seither bei vollem Bewusstsein in einem komplett gelähmten Körper, einem Zustand, der auch Locked In Syndrom (LIS) genannt wird. DI Olivia Jenner, die damals bei der Verhaftung dabei war, hat der Fall nie in Ruhe gelassen. An den Ermittlungen nach der Verhaftung war sie familiär bedingt nicht beteiligt gewesen. Deshalb glaubt sie nicht an die Schuld des damaligen Verdächtigen und will den Slasher, von dem sie annimmt, dass er wieder aktiv geworden ist, schnappen. Unterstützung erhält sie von Professorin Susanna Madueke, einer Spezialistin für das LIS, die versuchen will, einen Kommunikationsweg zu schaffen. Die beiden Frauen geraten immer mehr ins Ziel des Täters.
Meine Meinung:
Für mich war der Roman ein wahrer Pageturner. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Jede freie Minute habe ich mich in den Fortgang der Story vertieft.
Matthias Ernst versteht es seine Leser, in leicht lesbarem Schreibstil zu fesseln. Und zwar von Anfang an. Die Charaktere der beiden starken Frauen hat er sehr fein nachgezeichnet, hat die familiären Umstände aufgezeigt, die beide meistern müssen - Olivia, die vom Fall des Putney Slashers regelrecht besessen ist und in ihrem Drang, den Fall zu lösen, ihre Familie vernachlässigt und ihre Ehe aufs Spiel setzt und Susanna Madueke, die Professorin, die als alleinerziehende Mutter zweier Kindergartenkinder, die ständig in Zeitnot auf die Hilfe ihrer stets nörgelnden Mutter angewiesen istund die außerdem um ihre Professur an der Uni bangt.
Auf der anderen Seite ist Olivias ehemaliges Team bei der Mordkommission, das Olivias Hinweise ignoriert und abwiegelt. Selbst der Dienststellenleiter lässt nichts auf die Kollegen kommen. Marcus Harrison, der den Verdächtigen damals angeschossen hatte, möchte den Fall gar nicht erst mit dem Slasher in Verbindung binden. Schließlich hatte die Verhaftung des vermeintlichen Täters seiner Karriere einen ansehnlichen Schub eingebracht.
Dass die beiden Frauen einen Kontakt zu Armstrong finden, kann verraten werden. Aber ist er wirklich der liebenswürdige, Haiku-dichtende junge Mann, als den die beiden ihn kennenlernen? Mit der Zeit wird eine perfide Geschichte aufgedeckt, die auf ein überraschendes und erschreckendes Ende hinführt.
Interessant fand ich die Beschreibungen des LIS, von dem ich bisher noch nie gehört hatte. Bislang kannte ich nur Wachkoma. Dass es Möglichkeiten gibt, mit Menschen, die in ihrem Körper eingeschlossen sind, Kontakt aufzunehmen ist für mich absolut fesselnd.
Fazit:
Mein Kompliment an den Autor. Das komplexe Thema hat er nicht nur super recherchiert, sondern in einem fesselnden Thriller verpackt gut verständlich und spannend vermittelt, sodass es am Ende jeder verstehen kann. Die Spannungsbogen hält von Anfang bis Ende an, sodass der Leser unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht.
Meine Leseempfehlung:
Für Freunde des Thriller-Genre ein absolutes Muss. Für zartbesaitete Menschen sind die Beschreibungen der Mordopfer vielleicht zu blutig, wobei ich sie als begeisterter Thriller-Fan nicht so schlimm finde. Die Taten selbst werden in ihrer Ausführung nie beschrieben, immer nur das Ergebnis.

Bewertung vom 14.10.2022
Schlinge der Schuld (eBook, ePUB)
Heiden, Christoph

Schlinge der Schuld (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nachdem Caroline, die Tochter des Bürgermeisters, zu nächtlicher Stunde von einem Auto überfahren wird, zeigt sich bei der Blutuntersuchung, dass sie K.-o.-Tropfen intus hatte. Der wortkarge Henry Kilmer und seine Kollegin Linda Liedke müssen unter Hochdruck ermitteln. Caroline befand sich am Abend des Unfalls auf einer Party des Theatervereins, für den sie arbeitet. Der Alptraum für die Ermittler, denn eine große Anzahl an Verdächtigen war auf der Feier, die alle verhört werden müssen. Doch schon bald führt die Ermittlung die beiden Kommissare zu einem anderen, hoch brisanten Fall, bei dem sich düstere Abgründe auftun.
Ich habe von Anfang an leicht in die Geschichte hineingefunden, hatte aber im Verlauf zeitweise Mühe, der Story zu folgen. Zeiten- und Perspektivenwechsel sind nicht immer sofort erkennbar und für die Verwirrungen verantwortlich. Dennoch ist die Story spannend und deckt wirklich Abgründe auf. Da wird im Klappentext nicht übertrieben. Was mir besonders gut gefallen hat, ist das Ende, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Das Buch ist spannend – keine Frage. Aber keine leichte Lektüre. Sprich: Wer sich drauf einlässt, sollte genügend Zeit haben. Denn eben mal fünf Minuten rein lesen, um eine Wartezeit zu überbrücken, bringt nicht viel. Da fehlen einem die Zusammenhänge. So kommt man nie in die Geschichte rein.

Bewertung vom 14.10.2022
Schatten der Gier (eBook, ePUB)
Persson, Fred

Schatten der Gier (eBook, ePUB)


sehr gut

Wie weit darf man gehen, um seine Ziele durchzusetzen? Eine Frage, die sich beim Lesen des Thrillers Schatten der Gier von Fred Persson unwillkürlich stellt. Denn der ermittelnde Beamte des BK Wien, Edwin Anders, wird gemeinsam mit seinen Kollegen aus Frankfurt mit einer entstellten Leiche konfrontiert, die als Resultat eines grausamen Mordes auch noch per Live-Video der Tat im Internet zur Schau gestellt wird. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen stoßen Anders und die Kollegen auf einen Umsatzsteuerbetrug durch den Handel mit CO2-Papieren, der tatsächlich stattgefunden hat, der den österreichischen Ermittler nach England und Indien verschlägt. Gleichzeitig kommt noch Afrika ins Spiel, in dem die Superreichen auf verbotene Großwildjagd gehen und somit genau so wie der Handel mit den CO2 Papieren die Umweltorganisationen XR (Extinction Rebellion) und FFR (Fridays for Future) auf den Plan ruft.
Meine Meinung:
Die ganze Geschichte beruht auf einem tatsächlichen Fall, der sich aber auf den Handel mit CO2 Papieren und den damit verbundenen Umsatzsteuerbetrug bezieht. Der Rest der Geschichte scheint Fiktion zu sein. Zumindest habe ich nichts gefunden, was die einzelnen Erzählstränge in Realität in Verbindung bringen würde.
Trotzdem – oder gerade deswegen – hat der Autor einen recht spannenden Roman geschrieben, der den Leser in die Welt der Umweltschutzbewegungen und der skrupellosen Umweltsünder führt.
Edwin Anders, die Hauptfigur, ist ein Mensch, der für seinen Beruf brennt und dadurch seine Ehe aufs Spiel setzt. Gleichzeitig kann er sich nicht so richtig von einer früheren Liebschaft trennen. Seine Epilepsie ist weder beruflich noch privat hilfreiche.
Was an der Geschichte irritiert, sind die eigenmächtigen Handlungen des Ermittlers, der, zunächst von der Dienststelle nach Frankfurt geschickt, auf eigene Faust nach London und Indien reist, ohne sich die Reisen genehmigen zu lassen. Und auch sein manchmal naives Handeln ist nicht nachvollziehbar.
Auf der anderen Seite sind da die Umweltschutzorganisationen wie FFR, bei der sich Anders Tochter engagiert und XR, der sich ihr Freund zuwendet. Zwei Organisationen, die dasselbe Ziel verfolgen, sich trotzdem gegenseitig argwöhnisch beäugen. Nicht ohne Grund. FFR ist nach Meinung von XR ein Kindergeburtstag, umgekehrt zeigt sich XR in dieser Geschichte als stellenweise skrupellos, wenngleich es sich auch nur um einzelne Mitglieder handelt.
Fazit:
Das Thema ist aktuell, wie es aktueller nicht geht und hat Potenzial. Es gibt Längen in der Geschichte, die auf Kosten der Spannung gehen. Der Protagonist ist gut beschrieben, dürft aber charakterlich noch etwas mehr Tiefe bekommen. Zeitweise fand ich die vielen Personen und Ereignisse verwirrend. Vielleicht hatte ich aber auch nicht die nötige Konzentration, der komplexen Geschichte durchgehend zu folgen.
Meine Leseempfehlung:
Vier von fünf Sternen würde ich dem Roman geben, den ich nicht so richtig als Krimi oder Thriller einordnen kann. Er ist von jedem ein bisschen. Wer sich für Wirtschaftskriminalität interessiert, ist mit diesem Buch bestimmt gut versorgt. Aber auch Freunde des Thriller-Genre mit Mord als Mittelpunkt kommen auf ihre Kosten.

Bewertung vom 18.09.2022
Sünderblut (eBook, ePUB)
Heiden, Christoph

Sünderblut (eBook, ePUB)


sehr gut

In einem Fluss wird die Leiche eines Schlägers gefunden, der seit einigen Tagen von der Polizei gesucht wird. Gemeinsam mit einem Kumpel und einer Freundin hat er einen Mann nach einem Barbesuch brutal zusammengeschlagen. Wer war der Schläger und wo hat er sich die letzten Tage aufgehalten? Und woher kommt das eingeritzte Zeichen am Fuß, das nur Kommissar Henry Killmer als Zeichen sieht?
Die Polizisten tappen lange im Dunkeln. Es gibt einfach zu wenig Hinweise. In der Zwischenzeit meldet ein Mann seine Frau als vermisst.
Was die Ermittler unter anderem am Ende Dank des verbohrt wirkenden Henry Killmer herausfinden, sei hier nicht verraten. Nur so viel: Seine Kollegin, Linda Liedke macht sich Sorgen um ihn und teilt ihre Meinung nicht immer mit ihm.
Mein Eindruck:
Die beiden Ermittler könnten unterschiedlicher nicht sein. Henry Killmer ist solo und lebt für seine Arbeit, er ist Teetrinker und schleppt ein Geheimnis aus seiner Jugend mit sich herum. Linda Liedke ist verheiratet und Mutter und ist der Meinung, dass die Arbeit im Privatleben nicht zu suchen hat. Das ist dann aber auch schon so ziemlich alles, was man über die beiden Ermittler erfährt. Da hätte der Autor noch ein bisschen mehr zufüttern können. Es ist zwar ganz angenehm, wenn die Psyche der Polizisten nicht im Mittelpunkt steht, aber etwas mehr Charaktertiefe schadet nicht.
Was den Täter angeht, der bald als Serientäter gehandelt wird, hüllt sich der Autor lange in Schweigen, gibt nur hier und da kleine Häppchen preis, die den Leser dann am Ende doch in die falsche Richtung führen.
Der Spannungsbogen dürfte etwas weiter gespannt werden. Allerdings handelt es sich bei dem „Sünderblut“ auch eher um einen Krimi als einen Psychothriller. Der Schluss mit der Auflösung kommt allerdings etwas plötzlich.
Das ungleiche Ermittlerpaar hat mir gut gefallen. Die erfahrene Kriminalistin und das Greenhorn mit dem besonderen Auge für Details und der Vorliebe für spektakuläre Kriminalfälle der Vergangenheit ergänzen sich ganz gut.
Meine Leseempfehlung:
Für alle, die gern Tatort schauen respektive Krimis mögen, die nicht gar so schlafraubend sind, ist „Sünderblut“ von Christoph Heiden absolut empfehlenswert. Miträtseln lohnt sich.

Bewertung vom 11.08.2022
Die Tote im Mena House (MP3-Download)
Neubauer, Erica Ruth

Die Tote im Mena House (MP3-Download)


ausgezeichnet

Eigentlich soll es für Jane Wunderly und ihre Tante Millie ein entspannter Urlaub in Ägypten werden, der die Auswirkungen des ersten Weltkriegs, bei dem Jane ihren Mann verloren hat, und die in der Heimat herrschende Prohibition, vergessen werden sollen. Millie möchte außerdem einen Mann für Jane finden. Doch es kommt alles anders. Denn die junge xxx Anna, die in jedem weiblichen Wesen eine Konkurrentin sieht, wird ermordet. Und ausgerechnet Jane findet sie und gerät so in den Fokus der Ägyptischen Polizei. Jane beginnt daraufhin, zu ermitteln und erhält Schützenhilfe vom undurchsichtigen Mister Redvers, der eigene Ziele verfolgt.
Mein Eindruck:
Die Tote im Mena House ist ein unaufgeregter, aber dennoch spannender Krimi. Ich hatte das Buch in wenigen Tagen durch.
Die Geschichte spielt Anfang des 20. Jahrhunderts, also in einer Zeit in der die Männer noch immer ein Problem mit Frauen hatten, die sich emanzipierten und mit ihnen auf Augenhöhe waren. Da sticht Mr. Redvers, der gemeinsam mit Jane ermittelt aus der Menge heraus. Er nimmt die junge Witwe ernst, zeigt sich zwar galant und als Beschützer, doch nie so, dass sie in ihren Talenten und geistigen Fähigkeiten herabgesetzt fühlen könnte. Im Gegenteil. Die beiden bilden ein unschlagbares Team.
Die Charaktere der einzelnen Figuren sind gut beschrieben und gehen auch die die Tiefe. Ganz gleich ob Jane, Millie und Mr. Redvers, der Colonell und seine Tochter Anne oder der seltsame Ammons – man kann sich die Personen gut vorstellen und sich in sie hineinversetzen.
Der Schreibstil ist sehr eingängig und an den Stil des damaligen Sprachgebrauchs angelehnt. Ein paar Mal kommen Ausdrücke wie beispielsweise „delirant“ vor, die der Leser erst nachschlagen muss. Das könnte auch einfacher beschrieben werden, ohne dem Flair etwas anzuhaben. Die Beschreibungen der Umgebung – wie beispielsweise die Pyramiden – und des Kostümfests vermitteln einen Einblick in das Land und seine Kultur.
Der Mord wird unblutig beschrieben, der Schwerpunkt liegt auf den Ermittlungen. Den Mörder ausfindig zu machen ist nicht einfach. Die Autorin legt immer wieder falsche Fährten. Selbst Mr. Redvers bleibt dem Leser lange Zeit suspekt. Und auch Millie hat ein Geheimnis, das erst spät gelüftet wird.
Meine Leseempfehlung:
Wer Cosy Crime mag, ist bei Erica Ruth Neubauer und Jane Wunderly bestens aufgehoben.

Bewertung vom 31.07.2022
Inselmord (eBook, ePUB)
Spogis, Alice

Inselmord (eBook, ePUB)


sehr gut

In dieser Reha-Klinik stimmt was nicht

Sie begibt sich zur Reha auf die Insel Juist, um ihr Leben wieder in die richtige Spur zu bringen und erlebt die Hölle. Ella Brandt, die sich als freie Journalistin in Münster durchschlägt setzt ihre ganze berufliche Neugier ein, um gemeinsam mit dem Mitpatienten Lysander Falk zwei Tode aufzuklären, die anfänglich als Suizide gelten. Eines ist ihr schnell klar: In dieser Klinik stimmt was ganz und gar nicht.

Mein Eindruck

Mir hat der Roman ganz gut gefallen. Es geht nicht unbedingt blutrünstig zu. Vielmehr spielt Alice Spogis  mit der Psyche der Protagonisten. Dennoch müssen Ella  und Lysander einige Angriffe einstecken, die nicht gerade sanft verlaufen. Dass die Story in einer Psycho-Klinik stattfindet, macht die Geschichte in meinen Augen nur noch spannender. Denn jede Figur, die hier vorkommt, hat so ihre Probleme, die sie verdächtig machen. Selbst das Personal ist davon nicht ausgenommen.

Nur langsam lässt die Autorin Informationen raus, die dem Leser bei den Ermittlungen helfen können, was das Ganze am Anfang etwas zäh erscheinen lässt. Sie führt aber auch gern auf falsche Fährten. Doch wer aufmerksam liest, kommt dem Täter relativ schnell auf die Schliche. Zumindest hatte ich schon früh einen Verdacht. Ohne jedoch das Motiv zu finden.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven – aus Ellas und aus Lysanders Sicht, wobei Ella die Ich-Form, Lysander die Er-Form zugeschrieben wurde. Anfangs ist diese Art vielleicht ein wenig ungewohnt. Man muss sich erst daran gewöhnen. Genauso wie an die ruppig erscheinende Art Ellas. Dabei sind gerade Ellas Gedanken von abgrundtiefem Sarkasmus geprägt, der sie anfangs vielleicht etwas arrogant oder überheblich erscheinen lässt. Dabei scheint mir die Art eher ein Versuch der Protagonistin zu sein, nicht zu viel an sich ranzulassen und sich zu schützen. Doch wenn man sich erst einmal eingelesen hat, zieht Alice Spogis  den Leser immer tiefer in den Bann.

Gestört haben mich Fremdwörter wie „Miasma“ (laut Wiktionary aus dem Altgriechischen = übler Dunst, Verunreinigung, Synonym: Gifthauch, Pesthauch). Ich kenne mich mit Fremdwörtern eigentlich gut aus. Wenn ich dann erst einmal nachschlagen muss, um die Bedeutung eines Wortes zu finden, verliert das Buch an Lesefluss und Lese-Spaß. Der E-Book-Reader bietet zwar die Möglichkeit, sich mit einem Fingerdruck eine Erklärung liefern zu lassen, doch wird man dadurch aus der Handlung herausgerissen. Eine einfachere Sprache, die jeder versteht, ist manchmal besser.

Bei Inselmord handelt es sich nicht um die übliche Form eines Krimis oder Thrillers, bei dem die Spannung von Anfang an über die gesamte Lesedauer anhält. Vielmehr baut sich der Bogen langsam auf, der Leser wird eher zum Knobeln und Kombinieren angeregt. Es lohnt sich auf jeden Fall, bis zum Ende dran zu bleiben.

Meine Leseempfehlung:

Wer sich gern mit der menschlichen Psyche befasst, keine Unmengen am Blut und durchgeknallte Serienmörder für den Kick benötigt, wird mit diesem Buch seine Freude haben. Ich hatte es innerhalb von vier Tagen durch.

Bewertung vom 26.07.2022
Rezept zum Mord (eBook, ePUB)
Reisigl, Eduard-Florian

Rezept zum Mord (eBook, ePUB)


gut

Die Geschichte

Christof Weinkeiler ist ein Sternekoch aus Östereich, der ins Elsass umgesiedelt ist, um dort eine Kochschule zu eröffnen. Doch irgendwie scheint er Leichen anzuziehen. Bei einem Ausflug ins Naturschutzgebiet Grand Ried, wo er frischen Bärlauch sammeln will, stolpert er förmlich über einen Toten. Bis die alarmierte Polizei, die er am Parkplatz abholt und zum Tatort lotst, vor Ort ist, ist die Leiche jedoch verschwunden. Dafür trifft er nachts auf der Straße eine orientierungslose junge Frau, die an Amnesie leidet und die er vorläufig bei Freunden unterbringt.

Mein Eindruck:

Man nehme ein bisschen Kochbuch, etwas Reiseführer und eine Prise Krimi – so könnte man die Geschichte, die Eduard-Florian Resigl zusammenfassen. Was es mir aber auch schwer macht, das Buch zu bewerten. Einerseits erfährt man viel über das Elsass, die Kultur, die Geschichte, die Region, die Mentalität und die Küche, wobei der Autor, der tatsächlich Koch ist, viele Rezepte verrät und am Ende des Buches nochmal zusammengefasst freigibt. Andererseits aber soll das ein Krimi sein. Und da sind mir manche Passagen einfach zu langatmig. Mir fehlt die Spannung. Irgendwie findet der Krimipart nur nebensächlich statt.
Die Charaktere sind sehr eigenwillig und keinesfalls aus einem Einheitsbreiguss, was mir wieder gefällt. Auch wenn ich nicht jeden der einzelnen Typen mochte. Sympathisch ist die Hauptfigur Christof Weinkeiler. Er ist äußerst gastfreundlich, verwöhnt seine Gäste – ganz gleich ob eingeladen oder überraschend eingetrudelt – mit kulinarischen Köstlichkeiten. Problemlösungen sucht er im Gespräch, Streit geht er möglichst aus dem Weg. Typisch ist der Aperitif, den es vor jeder Mahlzeit gibt. Was mich irritiert hat sind die Freunde und Nachbarn, die jederzeit bei Christof einfallen und erwarten, von ihm verköstigt zu werden. Der Dorfpolizist, der in dem Fall ermittelt ist ein sonderbarer Kauz. Einerseits möchte er, dass Christof sich aus den Ermittlungen raushält, andererseits verrät er ihm Ermittlungsergebnisse und bittet um seine Hilfe.
Der Mordfall selbst ist meiner Meinung nach ein bisschen sehr konstruiert. Da dürfte sich der Autor noch etwas mehr an Feinheiten einfallen lassen. Vielleicht den Mord und die Lösung im Vorfeld der Arbeit schon skizzieren und sich überlegen, ob der Plot halbwegs realistisch erscheint. Im Gegensatz zu den Hardcore-Thrillern, bei denen es ruhig etwas überzogen sein darf, sollte die Tat bei einem derart gemütlichen Tempo umso realistischer sein. Zumal die Rahmenhandlung gemütlich angelegt ist und die beschriebene Region tatsächlich so existiert.
Ich lebe im Prinzip genau gegenüber des Schauplatzes auf der deutschen Rheinseite und bin oft im Elsass unterwegs. Beispielsweise auf einem der unzähligen sonntäglichen Flohmärkte. Von daher kenne ich mich in der Region recht gut aus und kann die Charakterisierung der Bevölkerung nur bestätigen. Sowohl das gemütlich Freundliche als auch das Ablehnende, das Deutsche und Deutschsprachige – allerdings nur noch selten - erleben können. Auch der obligatorische Aperitif und das gemeinschaftliche Essen in großer Runde, das man sogar auf den Flohmärkten beobachten kann, gehören zum elsässischen aber auch französischen Lebensstil.
Dafür stören mich unlogische Abläufe. In einem Fall ist es beispielsweise fast Mitternacht, im weiteren Zeitverlauf ist es knapp fünf Minuten später, gleichzeitig aber zwei Stunden zu früh, um in einen Geburtstag hinein zu feiern – also erst 22 Uhr. In einem anderen Fall fährt Christof von Marckolsheim ins Grand Ried und, nachdem die Polizei ihn vom Tatort entlässt, startet er nach Hause in Richtung Straßburg. Straßburg liegt aber nördlich des Tatorts, Marckolsheim südlich, beide Städte sind rund 60 Kilometer voneinander entfernt. Er hätte also in Richtung Süden nach Marckolsheim fahren müssen. Und das im Buch genannte „Nachbardorf“ Sand liegt tatsächlich 30 Kilometer von Marckolsheim entfernt. So locker besiedelt ist das Elsass nun doch