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Nefret

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2013
Adieu, Sir Merivel
Tremain, Rose

Adieu, Sir Merivel


sehr gut

1683: Sir Merivel ist Arzt, nicht mehr der jüngste und benötigt Geld. Er bitten seinen Freund, den englischen König um ein Empfehlungsschreiben und reist nach Versailles, um am französischen Hof eine Anstellung zu finden.

Die Hauptfigur in „Adieu, Sir Merivel“ ist Robert Merivel, der ein Großteil seines Lebens hinter sich hat und teilweise darauf zurückblickt, aber immer noch lebenslustig und voller Tatendrang ist. Merivel, der sich selbst nicht unbedingt als Adonis beschreibt, ist ein unglaublich liebenswerter Lebemann. Mitunter schildert Rose Tremain durchaus deftige Szenen, wenn Merivel sich mal wieder mit einer Dame amüsiert. Der gute Arzt liebt das gute Leben und ganz besonders die Frauen. Obwohl seine Moral in dieser Beziehung nicht die beste ist, wächst er dem Leser dennoch sehr ans Herz. Denn Merivel hat ein weiches Herz. Er liebt seine Tochter innig, ist mit seinem Diener freundschaftlich verbunden und versucht ein gefangenes Tier zu retten. Doch nicht immer hat er die nötige Konsequenz, um seine Pläne so durchzusetzen, wie er es möchte, denn er hat durchaus seine Schwächen.

Merivel ist bei seinen Mitmenschen aufgrund seines Humors so beliebt. Auch deshalb hat die Freundschaft seines Königs gewonnen. Rose Tremain hat diesen Humor wohldosiert. Hier jagt nicht eine Pointe die andere, sondern verbirgt sich häufig zwischen den Zeilen. Manchmal kann es aber auch deftig zugehen.

„Adieu, Sir Merivel“ ist kein Buch, dass man vor Spannung kaum aus den Händen legen kann. Aber das kann auch kein Leser erwarten. Ich habe es gerne und eifrig gelesen, da ich an Merivals Schicksal und das seiner Mitmenschen Anteil genommen habe.

Ich habe den Eindruck, dass es Rose Tremain gut gelingt, die Sprache der damaligen Zeit wiederzugeben. Nebenbei wird das etwas brach liegende Geschichtswissen über Charles II. und seine Regentschaft aufgefrischt.

Bewertung vom 15.03.2013
Im Totengarten / Alice Quentin Bd.1
Rhodes, Kate

Im Totengarten / Alice Quentin Bd.1


gut

Alice ist Psychologin in London. Beim Laufen stößt sie auf eine Frauenleiche. Die Polizei vermutet schnell eine Verbindung zu einem Serienmörder-Paar, wobei der Mann bereits tot ist und die Frau noch hinter Gittern sitzt. Als Alice eine zweite ermordete Frau findet, wächst in ihr die Angst, dass ihr Bruder, der psychische Probleme hat, involviert sein könnte.

Bei „Im Totengarten“ bin ich ein wenig unschlüssig, wie ich es bewerten soll. Einerseits gefiel mir der Schreibstil, andererseits hätte ich mir bei einem deklarierten Thriller durchgängig mehr Spannung erhofft. Das soll auf keinen Fall heißen, dass dieses Buch langweilig ist, aber an manchen Stellen erhält der Leser zu viele Informationen, die nicht wirklich zum Fortgang der Handlung beitragen und somit das Tempo verschleppen.

Meiner Meinung nach dürfte dieses Buch eher Frauen als Männer ansprechen. Die Romanze zwischen Alice und einem Polizisten nimmt ziemlich viel Raum ein.

Zum Ende hin hatte ich meine Vermutungen wer der Täter ist, wurde dann kurz auf eine falsche Fährte gelockt und so doch noch überrascht.

„Im Totengarten“ ist der erste Teil einer neuen Thriller-Reihe. Auch wenn Kate Rhodes hier noch nicht der ganz große Wurf gelungen ist, sehe ich hier durchaus Potential und würde weitere Thriller von ihr lesen. Bitte dann aber die Handlung etwas straffen und mehr nervenaufreibende Szenen!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2013
Dunkle Gewässer
Lansdale, Joe R.

Dunkle Gewässer


ausgezeichnet

Sue Ellen findet die Leiche ihrer Freundin May Lynn. Da niemanden zu interessieren scheint, wie May Lynn gestorben ist, beschließen Sue Ellen und ihre Freunde die hastig beigesetzte Leiche auszugraben, zu verbrennen und die Asche nach Hollywood zu bringen, da May Lynn davon träumte, Schauspielerin zu werden. Dabei entdecken die drei Freunde einen Geldschatz, der aus einem Banküberfall stammt. Plötzlich hängen sich Verfolger in ihre Fersen.

Diese Buchbeschreibung mag skurril klingen, spiegelt aber perfekt wider, was den Leser in Dunkle Gewässer" erwartet: einen schwarzhumorigen Abenteuerroman, der mich manchmal an Mark Twains Die Abenteuer des Huckleberry Finn" erinnerte. Das mag u.a. daran liegen, da die drei Freunde mit einem Floß reisen und aus den Südstaaten kommen, wo sich Rassisten, korrupte Gesetzeshüter und Wanderprediger tummeln.

Lansdale gelingt es wunderbar, dem Leser einen heruntergekommenen Süden mit seinen skurrilen Einwohnern vor dem geistigen Auge lebendig werden zu lassen. Interessante Figuren bevölkern seinen Roman. Hier werden Freundschaft und Hoffnung lebendig.

Dunkle Gewässer" ist ein Stand Alone-Roman. Bisher war mir Joe R. Lansdale nur durch seine Krimis um das Duo Hap Collins und Leonard Pine bekannt. Diese fand ich unterhaltsam, aber der vorliegende Roman gefiel mir noch besser.

Lansdale liebt die direkte Sprache. Seine Figuren reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und nehmen kein Blatt vor den Mund. Manch ein Leser mag von der mitunter drastischen Sprache abgestoßen werden, ich fand es erfrischend.

Bewertung vom 02.02.2013
Die Rache des Chamäleons
Edwardson, Åke

Die Rache des Chamäleons


gut

Eigentlich ist Peter ein glücklicher Familienvater. Bis ihn seine Vergangenheit einholt und er von Unbekannten erpresst wird, mit seiner Frau nach Spanien zu reisen. Dort soll er einen Mann töten.

Bisher war mir Ake Edwardson als Autor nicht bekannt. In Deutschland sind vor allem seine Krimis um den Kommissar Erik Winter erschienen. „Die Rache des Chamäleons“ gehört nicht in diese Reihe.

Ake Edwardsons Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Erzählt wird im Präsens und häufig wechseln Gegenwart und Vergangenheit, ohne dass dieses gekennzeichnet ist. So muss der Leser aufmerksam bleiben, damit keine wichtigen Informationen überlesen werden.

„Die Rache des Chamäleons“ wird als Thriller bezeichnet. Tatsächlich verursacht der Anfang Romans auch Gänsehaut, wenn Peter und seine Familie sich zuhause beobachtet fühlen. Mit der Reise nach Spanien flacht zur Mitte des Buches der Spannungsbogen jedoch ein wenig ab, um am Ende wieder anzusteigen.

Leider fiel es mir nicht leicht, eine emotionale Bindung zu Peter auszubauen und immer mit ihm mitzufiebern. So haben mich dann auch sein Dilemma und die Ängste weniger berührt.

Ake Edwardson bietet dem Leser einige Überraschungen und gibt seinem Roman einige Wendungen, die dafür sorgen, dass „Die Rache des Chamäleons“ bald durchgelesen ist.

Insgesamt ist „Die Rache des Chamäleons“ ein unterhaltsamer Kriminalroman mit einem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil.

Bewertung vom 10.01.2013
Der Mann, der den Regen träumt
Shaw, Ali

Der Mann, der den Regen träumt


sehr gut

Nach dem Tod ihres Vaters bricht Elsa alle Zelte ab und zieht von New York in die Kleinstadt Thunderstown. Dort lernt sie einen geheimnisvollen Mann kennen, der das Wetter in sich trägt.

Wie könnte man Ali Shaws Roman wohl am besten beschreiben? Fantasy würde „Der Mann, der den Regen träumt“ nicht gerecht werden. Es ist viel mehr Magie, Träume und Poesie.

Die Liebe spielt hier eine große Rolle. Es geht um enttäuschte Liebe, romantische Liebe, aber auch um die Liebe zu Familienmitgliedern. Das Wetter wird häufig als Metapher verwendet. Da schlägt der Blitz wie die Liebe auf den ersten Blick ein oder ein Sturm sorgt für Turbulenzen.

Ich hatte dieses Buch unglaublich schnell durchgelesen. Das liegt u.a. auch am Schreibstil, der Roman ist mit einer Leichtigkeit geschrieben. Besonders schön fand ich Ali Shaws Idee, Tiere, die aus den Naturelementen bestehen, Thunderstown bevölkern zu lassen: Pferde aus Wasser, Vögel aus Sonnenschein, ...

Einzig die Figuren blieben manchmal etwas blass. Auch fand ich den Geisteswandel einer der prominenteren Figuren ein wenig zu plötzlich und radikal, als dass ich diesen glaubwürdig finden konnte. Okay, „Der Mann, der den Regen träumt“ ist eine Art Märchen, aber trotzdem hat dieses mich ein wenig gestört.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2012
Torstraße 1
Volks, Sybil

Torstraße 1


sehr gut

Anfang des 20. Jahrhunderts wird Elsa in dem Kaufhaus Jonass geboren. Ihr Schicksal bleibt über die Jahrzehnte mit dem Gebäude, das die Geschichte Berlins widerspiegelt, verbunden.

„Torstraße 1“ ist die Adresse eines ehemaligen Kaufhauses, das tatsächlich in Berlin steht und eine wechselhafte Historie hinter sich hat. Die ersten Besitzer sind eine jüdische Familie, die von den Nazis vertrieben wurden. Später wurde es zum Haus der Einheit, Sitz des ZK der SED. Also der perfekte Ort, um Deutschlands jüngere Geschichte spannend und unterhaltsam zu erzählen.

Im Mittelpunkt stehen Elsa und ihr bester Freund Bernhard, die beide zufällig am gleichen Tag geboren wurden. Immer wieder trennt das Schicksal sie, nicht zuletzt die Mauer durch Berlin. Doch auch ihre Kinder sind miteinander verbunden.

Allerdings hat mir die erste Hälfte besser als die zweite gefallen. Gerade zum Ende hin wurden die Familien von Elsa und Bernhard immer größer, so dass es immer schwieriger wurde, den Überblick zu behalten und sich vor allem mit den Figuren zu identifizieren.

Wer gerne Familienromane liest und Interesse an deutscher Geschichte hat, dürfte mit „Torstraße 1“ nicht falsch liegen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2012
An und für dich
Griffin, Ella

An und für dich


sehr gut

Seit sechs Jahren ist Saffy mit dem Schauspieler Greg zusammen. Zum Valentinstag ist sie davon überzeugt, dass er ihr einen romantischen Heiratsantrag machen wird. Doch Greg hat ganz andere Pläne...

Mit ihrem ersten Buch liefert die irische Autorin Ella Griffin einen unterhaltsamen und turbulenten Chick-Lit-Roman ab.

Im Mittelpunkt steht Saffy, die sowohl privat als auch beruflich einige Turbulenzen durchmacht. Saffy, die darunter leidet, dass sie nie ihren Vater kennenlernte, ist nicht mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein gesegnet. So kommt es dann auch, dass sie in der Beziehung mit Greg meist den kürzeren zieht.

Greg selbst ist kein wirklich schlechter Kerl, aber nicht der Hellste. Trotz diverser missglückter Aktionen konnte ich ihm nicht wirklich böse sein, er tat mir meist nur leid.

Weitere wichtige Personen in diesem Roman sind Conor und Jess, ein Paar, das zu Beginn zwar arm, aber glücklich ist. Trotzdem ziehen dunkle Wolken am Horizont auf.

Wer einen „normalen“ Liebesroman erwartet, wird hier aber enttäuscht. Viel eher dürften Leserinnen von Jill Mansell oder Paige Toon auf ihre Kosten kommen.
Während am Anfang noch der Eindruck entsteht, es handle sich um einen reinen Liebesroman, merkt im Laufe der Handlung, dass es um viel mehr geht. Saffy lernt viel über sich selbst, ihre wirklichen Wünsche und ihre Familie.

Leider fand ich die Figur Joe, die erst etwas später auftaucht, ein wenig zu blass. Insbesondere im Vergleich mit Greg konnte er mich nicht ganz überzeugen.

„An und für dich“ ist manchmal humorvoll, manchmal traurig. Auf jeden Fall ist dieses Buch durchgehend unterhaltsam. Nie wird es dem Leser langweilig.

Bewertung vom 11.10.2012
Zorn - Vom Lieben und Sterben / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.2
Ludwig, Stephan

Zorn - Vom Lieben und Sterben / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.2


sehr gut

Zorn und Schröder haben einen neuen Fall. Ein Jugendlicher wird mit einem gespannten Draht geköpft. Er gehörte zu einer Clique, die an Einbrüchen in Gartenlauben beteiligt war.

„Zorn – Vom Lieben und Sterben“ ist der zweite Teil der Reihe um den lustlosen Hauptkommissar Claudius Zorn. Leser, die den ersten Teil kennen, wissen, was sie erwartet: ein Ermittlerteam mit zwei ganz unterschiedlichen Typen. Claudius Zorn ist gelangweilt, aber sehr von sich eingenommen. Sein Kollege Schröder ist das pfiffige Kerlchen.

Bei Claudius Zorn fragt sich der Leser öfters, wie dieser überhaupt in der Lage ist, Fälle zu lösen. Seine unfreiwilligen Slapstikeinlagen haben mich mehrmals zum lachen gebracht. Hinzu kommen seine hilflosen Versuche Einfühlungsvermögen zu zeigen.

Der Fall selbst ist spannend, nicht vorhersehbar (auch wenn ich kurz vor dem Ende wusste, wer der Täter ist) und ziemlich brutal.

Die Figuren machen einige Weiterentwicklungen durch. Der Leser erfährt mehr über Schröder und Zorn will ein wenig an sich arbeiten.

Wer Lust auf einen spannenden Krimi mit Humor hat, ist mit „Zorn – Vom Lieben und Sterben“ bestens bedient. Ich hoffe auf weitere Fortsetzungen.

Bewertung vom 11.10.2012
Dornentöchter
Pennicott, Josephine

Dornentöchter


gut

Nach der Trennung von ihrem Mann und dem Tod ihrer Mutter zieht Sadie mit ihrer Tochter in das alte Haus ihrer Familie nach Tasmanien. Dort lebte ihre Großmutter Pearl, eine berühmte Kinderbuchautorin, die ermordet wurde. Sadie versucht herauszufinden, was damals wirklich passierte.

„Dornentöchter“ ist ein Familienroman mit Spannungselementen. Wer aufgrund des (schönen) Covers zusätzlich eine Liebesgeschichte erwartet, dürfte enttäuscht werden.

Josephine Pennicott arbeitet mit Rückblenden, um die Ereignisse vor dem Mord zu schildern. So spielt ein Hauptteil des Romans im Jahr 1936. Diese Passagen gefielen mir auch wesentlich besser, als die, die in der Gegenwart spielen.

Während dem Leser schnell klar ist, dass Pearl nicht die liebevolle Mutter war, als die von ihrer Tochter dargestellt wurde, sondern eine psychotische Frau, zweifelt Sadie noch relativ lange an dieser Version der Geschichte. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich als Leser diesbezüglich auch länger meine Zweifel gehabt hätte, so dass ich Sadie hätte besser verstehen können.

„Dornentöchter“ liefert genug Spannung, dass ich das Buch gerne gelesen habe. Allerdings war mir die Auflösung des Mordes zu beiläufig. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass Josephine Pennicott am Ende keine Lust mehr hatte, noch einige Seiten zu füllen.

Trotz allem hat mich „Dornentöchter“ gut unterhalten und ich habe es in einem Zug durchgelesen. Der Schreibstil ist gefällig, die Figuren interessant.

Bewertung vom 02.10.2012
Das späte Geständnis des Tristan Sadler
Boyne, John

Das späte Geständnis des Tristan Sadler


sehr gut

England, 1919: Tristan Sadler reist nach Norwich, wo er die Schwester seines verstorbenen Freundes Will trifft und von ihrer gemeinsamen Zeit an der Front während des Krieges zu berichten. Doch Tristan hat ein Geheimnis, das er erst spät enthüllt.

Auch wenn es eine Weile gedauert hatte, bis mich das Buch so richtig gepackt hatte, war es vor allem der leichte und elegante Schreibstil John Boynes, der mich eifrig weiter lesen ließ.

Zuerst hatte ich den Eindruck, dass die Handlung einer gewissen vorhersehbaren Routine entsprach, in der es um Ideale, Zurückweisung und Einsamkeit ging. Doch im letzten Drittel wurde ich eines Besseren belehrt. Spätestens da hatte mich das Buch endgültig gepackt.

Vorher hatten mich schon die Schilderungen des Krieges sehr berührt. Hier treten die unterschiedlichsten menschlichen Eigenschaften wie Prinzipientreue, Idealismus, Mut, Feigheit oder einfach nur blinder Gehorsam zutage.

John Boyne zeigt, dass es nicht einfach nur Schwarz oder Weiß gibt. Manche Taten und Handlungen haben Hintergründe, die diese zwar nicht entschuldigen, aber verständlicher machen.