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R. S.

Bewertungen

Insgesamt 165 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


sehr gut

Spannend, aber kein leichtes Thema

"Die letzte Nacht" von Karin Slaughter ist ein fesselnd erzählter Thriller aus der Reihe um Will Trent, der jedoch aufgrund seines Themas nicht immer leicht zu lesen ist.

Als Dani Cooper, die gerade ihr Auto in einen Krankenwagen gerammt hat, als Patientin in das Krankenhaus eingeliefert wird, wo Dr. Sara Linton arbeitet, weiß Sara noch nicht, dass der Fall sie noch Jahre später verfolgen wird. Während Sara um Danis Leben kämpft, erzählt diese ihr, dass sie vergewaltigt wurde und geflohen ist. Sara verspricht ihr, dass der Schuldige bestraft wird. 3 Jahre später, sagt Sara als wichtige Zeugin im Todesfall von Dani aus. Als sie herausfindet, dass Danis Fall mit ihrer eigenen Vergewaltigung vor 15 Jahren zusammenhängt, ist sie entschlossen, Antworten zu finden und ihr Versprechen gegenüber Dani einzulösen. Zudem scheinen beide nicht die einzigen Opfer gewesen zu sein. Unterstützung erhält sie von ihrem Verlobten Will Trent und Faith, die beschließen, ohne Erlaubnis ihrer Chefin Amanda den Fall zu untersuchen.

Von Beginn an schafft die Autorin es Spannung aufzubauen und insbesondere, wenn es um die Vergewaltigungen geht, eine düstere und beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Man empfindet Abscheu, wenn man liest, wie die potenziellen Täter über Frauen reden und wie sie aufgrund ihrer priveligierten Stellung mit ihren Taten davonkommen. Deswegen fiebert man um sehr mit Will und seinen Ermittlungspartnern und -partnerinnen mit, wenn man ihnen bei ihrer Nachforschearbeit folgt.
Die Handlung ist komplex und gut konstruiert, teils aber zu ausschweifend erzählt.
Wie von Slaughter gewohnt, ist der Schreibstil packend und atmosphärisch.
Ebenso kann die Charakterzeichnung überzeugen. So schafft es die Autorin, vornehmlich Sara, Will und Faith mit all ihren Gedanken und Gefühlen lebendig zu werden lassen.
Neben dem Fall an sich spielt auch die Dynamik unter den wichtigsten handelnden Personen und das Privatleben eine Rolle im Roman, wodurch der Fall zum einen persönlichere Komponente bekommt und zum anderen dem Thema etwas an Schwere genommen wird.

Nicht nur Fans von Slaughter kommen hier auf ihre Kosten. "Die letzte Nacht" ist ein packender Thriller, der trotz kleiner inhaltlicher Schwächen, zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 30.07.2023
Treacle Walker
Garner, Alan

Treacle Walker


weniger gut

Verwirrende Reise ins Nirgendwo

"Treacle Walker" von Alan Garner lässt mich ratlos zurück, denn eine wirkliche Handlung war für mich schwer auszumachen. Weder der Inhalt noch die Sprache und der Erzählstil konnten mich überzeugen.

Damit man Gefallen an der fantasievollen und von englischer Folklore beeinflussten Novelle findet, muss man Zugang zu der merkwürdigen Fantasiewelt finden, die einem in "Treacle Walker" präsentiert wird. Und genau da lag mein Problem. Grob gesagt, geht es um einen Jungen namens Joseph Coppock, der von einem Mann namens Treacle Walker besucht wird, mit dem er einen alten Pyjama und einen Lammschulterknochen gegen ein leeres Glas allheilender Medizin und einen Reibstein tauscht. Dann passieren einige seltsame Dinge mit einem Comic und einem Mann in einem Moor.

Was wie eine charmante und magische Fantasiegeschichte beginnt, verliert sich dann aber schnell in eine ziellose und verwirrende Mischung aus mysthischen und magischen Elementen, um dann schließlich am Ende ins Leere zu führen. Es wird hierbei mehr angedeutet als erzählt wird, sodass es einen nicht wundert, dass man eher verwirrt als verzaubert zurückbleibt.
Auch der Erzählstil konnte mich nicht wirklich überzeugen. Er wirkte für mich zu gezwungen "märchen- bzw. sagenhaft".

Alles in allem ist "Treacle Walker" ein Buch, das unfertig wirkt und sein Potenzial bei weitem nicht ausschöpft.

Bewertung vom 16.07.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


weniger gut

Spannungsarme und nichtssagende Herumtreiberei

"Die Einladung" von Emma Cline konnte mich trotz der interessant klingenden Prämisse nicht wirklich überzeugen. Die Geschichte fühlte sich an wie ein langer dahinplätschernder Fiebertraum, in dem die Protagonistin Alex durch Long Island treibt und darum kämpft, ihren Platz zu finden, nachdem sie von dem älteren Mann, mit dem sie bis vor kurzem zusammengelebt hat, vor die Tür gesetzt wurde. Auf einer Dinnerparty hat sie sich einen Fehltritt geleistet, infolgedessen sie beim ihm ausziehen musste. Ohne Wohnsitz, festen Job, Geld und Moral und nur mit dem Ziel vor Augen irgendwie bis zum Labor Day durchzukommen, um dort wieder ihren ehemaligen Liebhaber gegenüberzutreten, sodass dieser sie wieder bei ihm aufnimmt.

Erzählt aus der Sicht eines personalen Erzählers, bleibt die Handlung über den ganzen Romanverlauf hinweg verwirrend, ohne Tiefe und ohne irgendeinen Höhepunkt. So richtig hat sich mir auch nicht Sinn der Geschichte entschlossen. Anstatt der erwartenden scharfen gesellschaftlichen Beobachtung gähnte mich nur inhaltliche Leere und Langeweile an. Zudem fehlen einige notwendige Details, die es ermöglicht hätten, ein vollständiges und vielschichtiges Bild von Alex als Person zubekommen. Über ihre Vergangenheit weiß man nicht wirklich etwas, außer dass sie einem Typen namens Dom etwas Schlimmes angetan hat. Mehr lernt man im weiteren Verlauf auch nicht, sodass Alex mir als Person mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen nicht wirklich greifbar wurde. Aufgrund ihrer Handlungen, darunter Lügen, Betrügen und Stehlen, erzeugt sie nur wenig Sympathie, was das Interesse an ihrem weiteren Werdegang nicht wirklich steigert. Sie ist eine Herumtreiberin ohne erlösende Eigenschaften und verbringt den ganzen Roman damit, schreckliche Entscheidungen zu treffen. Moralisch interessantes Potenzial, das nicht genutzt wurde.
Doch nicht nur Alex blieb in ihrer Charakterisierung flach, auch die weiteren auftretenden Personen kommen nicht über eine zweidimensionale Darstellung hinaus.
Das Einzige, was ansprechend ist, ist der flüssige Schreibstil der Autorin.

Der Klappentext lädt zum Lesen ein, doch die Protagonistin und der Handlungsverlauf sorgen für Ernüchterung.

Bewertung vom 15.07.2023
Scurry 1
Smith, Mac

Scurry 1


sehr gut

Mäuse auf Futtersuche in einer postapokalyptischen Welt - beeindruckender Zeichenstil

"Scurry" fällt gleich von Beginn mit seinem detailreichen und besonders ausdrucksstarken animierten Zeichenstil auf. Die Protagonisten des liebevoll gezeichneten Comics sind verschiedene Tiere, der Fokus liegt dabei auf Mäuse und Katzen, aber auch Elche und Wölfe kommen vor. Was alle auszeichnet ist, dass sie sehr realistisch dargestellt sind und nahezu echt erscheinen. Auch der Einsatz von Licht und Schatten und die düster-atmosphärisch gestaltende Umwelt sorgen für Stimmung.

Die Handlung fällt im Vergleich zum tollen Illustrationsstil etwas ab, ist aber auch unterhaltsam und weiß zu fesseln. Von Beginn an taucht man in eine postapokalyptische Welt ein, in der die Menschen, die früher für die Nahrung für die Mäuse sorgten, verschwunden sind. Da die Vorräte der Menschen geplündert sind, sind die Mäuse auf der Suche nach einer neuen Nahrungsquelle. Die Mäuse leben in Kolonien und in so einer Kolonie lebt Wix, der gemeinsam mit seinen Freunden sich auf Nahrungssuche begibt, um das Überleben der Kolonie zu sichern. Dabei wagen sie sich immer weiter hinaus und Wix findet sich schnell im verbotenen Wald wieder. Währenddessen findet ein Machtkampf in der Kolonie zu Hause statt ...

Die Geschichte ist episodenhaft, erzählt und wechselt zwischen verschiedenen Orten hin und her. Man begegnet unterschiedlichen Tierarten, einige davon sind Bösewichte, andere sind Helden – Menschen gibt es nicht, sie sind nur eine Erinnerung, dem ganzen Comic noch einen besonderen Reiz verleiht.
Leider wirkt die Geschichte manchmal etwas vorhersehbar und braucht besonders am Anfang etwas um in Schwung zu kommen. Ebenso merkt man der Geschichte an, dass es sich um den ersten Band einer Reihe handelt, da das Ende etwas an Tiefe missen lässt und leicht überstürzt wirkt.

Alles in allem ist "Scurry" ein Comic, der besonders durch seinen atmosphärischen und lebendigen Zeichenstil überzeugen kann. Zusammen mit einer kurzweilig erzählten Handlung, macht es Spaß ihn zu lesen.

Bewertung vom 15.07.2023
Chef's Kiss
Melendez, Jarrett

Chef's Kiss


sehr gut

Unterhaltsame kulinarische Liebesgeschichte

3,5/5

"Chef's Kiss" ist ein gut gezeichneter und unterhaltsamer Graphic Novel, der mit viel Herz und Liebe gezeichnet bzw. geschrieben wurde.

Ben Cook kommt gerade vom College und lebt mit seinen Freunden in einer WG zusammen. Er hat Englisch studiert hat und ist auf der Suche nach einem Job. Nach erfolglosen Bewerbungen bei verschiedenen Redaktionen, bewirbt er sich entmutigt bei dem Restaurant "Cochon Doré", das Mitarbeiter ohne Vorkenntnisse einstellt. Der Chefkoch dieses Restaurants ist sich nicht so sicher, ob er Ben einstellen soll, und so schlägt er ihm eine Herausforderung vor: Er muss verschiedene Gerichte aus dem Restaurant sowie ein persönliches Rezept kochen, die alle von einem Schwein getestet und genehmigt werden müssen. Sein Mentor Liam führt ihn durch drei Wochen voller Herausforderungen, um herauszufinden, ob er die Stelle bekommen wird. Während er verschiedene Rezepte ausprobiert, kommen sich Ben und Liam näher und die Funken fangen an zu fliegen.

"Chef's Kiss" ist ein Grapic Novel mit einigen zärtlichen und humorvollen Momenten, innerhalb einer typischen Post-College-Coming-of-Age-Geschichte. Auch wenn die Idee mit dem Schwein als Rezepttester für nette Szenen sorgte, fand ich diesen Handlungsaspekt etwas unrealistisch und leider wenig überzeugend.
Ben als Hauptfigur ist ein liebenswerter Charakter, ist, der sich Sorgen um sein Leben nach der Universität macht und der im Zwiespalt darüber ist, was er will und was seine Eltern für ihn wollen. Auch die anderen handelnden Personen machen einen sympathischen Eindruck, hätte aber noch etwas mehr ausgearbeitet werden können. In ihrer Charakterisierung kamen sie enttäuschenderweise etwas flach und zweidimensional rüber.
Was mir auch nicht so gut gefallen hat, war dass manche Szenen sich zu sehr in die Länge gezogen haben und manche etwas zu kurz kamen. Zudem war auch nicht immer das Verhältnis Text zu Bild gut ausbalanciert, manchmal hatte man das Gefühl, dass die Wortblasen die Seiten überfrachteten, weil es so viele waren.
Trotzdem macht es Spaß den Graphic Novel zu lesen.

Wer auf der Suche nach einer schwulen Coming-of-Age-Geschichte ist, die in der kulinarischen Welt angesiedelt ist, Comic-Liebhaber ist und für eine kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch sucht, macht mit "Chef's Kiss" nichts falsch. zurechtfindet.

Bewertung vom 18.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


sehr gut

Spannender Sommer in Schweden

Im Krimi "Sommersonnenwende" werden auf kurzweilige und stimmungsvolle Art, reale und fiktive Ereignisse zu einer wendungsreichen und spannenden Krimihandlung verbunden.

Es ist Sommer 1994 und es ist ein heißer in Schweden, nicht nur in Bezug auf Temperatur. Der Erfolg der schwedischen Nationalmannschaft bei der WM in den USA versetzt das Land in zunehmendes Fußballfieber. Aber auch für die Polizei geht es hoch her. Ein Massenmord in Falun beschäftigt die Polizei und die Bevölkerung. Doch diese beiden Ereignisse bilden nur den Rahmen der Handlung, um den Fall, den es für den Polizisten Tomas Wolf geht, ereignet sich im Schatten des Massenmordes. In Falun wird eine Frau erdrosselt aufgefunden, schnell ist klar, dass sie kein Opfer des Massenmordes war. Nach und nach wird ersichtlich, dass es noch weitere Morde an Frauen gab, die diesem Fall ähneln und dass es eine Verbindung zwischen ihnen geben muss. Was dem Fall an Brisanz verleiht ist, ist, dass die Fälle Verbindungen zum skandalumwitterten Schauspieler Micael Bratt aufweisen. Hat er mit all dem etwas zu tun?
Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg, zuerst unabhängig voneinander und beide mit unterschiedlichen Motiven, die Wahrheit herauszufinden, beginnen Nachforschungen anzustellen und begeben sich auf die Suche nach dem Mörder.

Untergliedert in mehrere Teile, die an nachfolgenden Tagen im Sommer 1994 spielen, und abwechselnd aus Sicht von Tomas Wolf und Vera Berg erzählt werden, taucht man schnell in das ereignis- und konfliktreiche Leben der beiden Protagonisten ein sowie in die wendungsreichen und spannende Mordermittlung.
Beide Hauptcharaktere sind komplex und werden gut dargestellt, auch wenn ihr emotionales Gepäck, dass sie beide mit sich herumschleppen, manchmal etwas zu viel des Guten ist.
Tomas ist selbst kein unbeschriebenes Blatt, denn bevor er Polizist wurde, war er in der Neonazi-Szene aktiv, in der seine beiden Brüder immer noch sind. Erst kürzlich als Soldat aus Bosnien zurückgekehrt, wird er von den Kriegserlebnissen noch weiter verfolgt. Er kämpft darum, sein Leben in den Griff zu bekommen, sowohl zu Hause, mit seiner Familie als auch bei der Arbeit, was ihm seine Vergangenheit und seine Brüder nicht leicht machen.
Vera kümmert sich seit kurzer Zeit um den Sohn ihres kriminellen Ex-Freundes. Um die Wahrheit herauszufinden, geht sie oft ihren eigenen Weg und nimmt es dabei nicht immer so genau mit dem Gesetz, auch ist sie leicht korrupt. Dadurch war sie mir nicht wirklich sympathisch, wodurch ihre Handlungsabschnitte mich nicht so fesseln konnten, wie der Rest der gut konstruierten und spannend erzählten Geschichte.

Die Handlung wird ständig vorangetrieben und überraschende Wendungen halten die Spannung hoch. Insgesamt ist das Erzähltempo jedoch besonders am Anfang nicht allzu hoch. Auch steht zu Beginn das Leben der Protagonisten eher im Vordergrund der Geschichte. Dank des angenehmen und atmosphärischen Schreibstils, weiß die Handlung trotzdem zu fesseln.

Wer auf der Suche nach einem spannenden Krimi ist und in den Sommer 1994 in Schweden reisen will, macht mit "Sommersonnenwende" nichts falsch. Es ist ein guter Start in eine neue Reihe und der Cliffhanger am Ende macht Lust auf den zweiten Band.

Bewertung vom 18.06.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


sehr gut

Gut konstruierte Suche nach dem Mörder von Alaska

"Die Affäre Alaska Sanders" ist eine gut erzählte und interessante Geschichte, die mit einer komplexen Handlung voller Intrigen und einem stimmigen Ende aufwarten kann.

Wer schon Bücher des Autors Dicker gelesen hat, wird in "Die Affäre Alaska Sanders" auf altbekannte Charaktere treffen, wie den Erzähler und Protagonisten Marcus Goldman, Harry Quebert und Perry Gahalawood von der Staatspolizei New Hampshire.
Marcus Goldman wird in die Ermittlungen zu einem Mordfall an einer jungen Frau hineingezogen, der nach 11 Jahren wieder neu aufgerollt wird. Im April 1999 wird in der kleinen, beschaulichen Stadt Mount Pleasant die Leiche von Alaska Sanders am Ufer eines Sees gefunden. Die Ermittlungen werden schnell abgeschlossen, da die Polizei sowohl vom mutmaßlichen Täter als auch von seinem Komplizen ein Geständnis erwirkt. Elf Jahre später erhält Perry einen anonymen Brief, der bei ihm Zweifel aufkommen lässt, ob er damals den wirklichen Mörder von Alaska hinter Gittern gebracht hat. Er und Marcus beginnen, den Fall neu aufzurollen und stoßen dabei auf einige Familiengeheimnisse und ein Nest von Intrigen.

Von Beginn an schafft es der Autor Spannung aufzubauen und diese auch bis zum Ende hochzuhalten. Rückblenden in die Vergangenheit und eine wendungsreiche Handlung tragen dazu bei, dass man wissen will, wer hinter dem Mord an Alaska steckt. Die verschiedenen Zeit- und Handlungsstränge sind gut miteinander verwoben und werden in einem schlüssigen Ende zusammengeführt. Es ist eine gute Kombination aus Familiendrama, Ermittlungen und emotionalen Ereignissen. Ebenso lernt man Marcus Goldman etwas näher kennen, was vor allem für Fans der vorherigen Bände interessant ist. Lediglich in Bezug auf Harry Quebert hätte ich mir etwas mehr Szenen gewünscht.
Dank des flüssigen und einfachen Schreibstils, wird man schnell in die Geschichte hineingezogen. Jedoch dauert es am Anfang etwas bis die Handlung so richtig an Fahrt aufnimmt und so die ein oder andere Passage etwas langatmig ausfällt. Trotzdem liefert der Roman eine gut unterhaltende und leicht zu lesende Geschichte, aber einen spannenden Kriminalroman sollte man nicht erwarten.

Wem schon "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" gefallen hat, dem wird auch "Die Affäre Alaska Sanders" zusagen. Aber auch Liebhaber von gut konstruierten Geschichten mit Kriminalelementen werden auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 18.06.2023
Nicht ein Wort zu viel
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

Wenn Wörter töten...

"Nicht ein Wort zu viel" ist ein klug konstruierter und fesselnd erzählter Thriller aus der Feder von Andreas Winkelmann.

Jemand spielt ein perfides Spiel mit ein paar Buchbloggern.
Die Buchbloggerin Faja erhält ein Video, dass einen ihrer Buchblogger mit Folie gefesselt an einen Stuhl zeigt. Um sein Leben zu retten, soll sie sich eine spannende Geschichte, bestehend aus nur fünf Wörtern ausdenken. Was zunächst nur wie ein schlechter Scherz wirkt, entwickelt sich schnell zu einem gefährlichen Spiel auf Leben und Tod für die Buchblogger wie auch für die anfangs voneinander unabhängig agierenden Ermittler.

Dank der verschiedenen Erzählperspektiven, darunter die der zwei Ermittler, der Opfer, des Täters und der Buchbloggerin Faja, sowie der kurzen Kapitel entwickelt der Thriller schnell eine Sogwirkung. Kleine und größere Cliffhanger und viele überraschende Wendungen tragen ihr Übriges dazu bei.
Von Beginn an zeigt sich, dass die Stärke des Thrillers in seiner gut durchdachten und logisch aufgebauten Handlung liegt. Was die Buchblogger in nur fünf Wörtern schaffen soll, schafft Winkelmann über den ganzen Handlungsverlauf hinweg, eine spannende und zugleich überzeugende sowie plausible Geschichte zu erzählen. Geschickt werden hierbei auch Themen wie soziale Medien, Bookstagram und deren positive wie negative Seiten mit einem fesselnden Thriller verknüpft.

Einzig der nüchterne und wenig atmosphärische Schreibstil des Autors konnten mich nicht wirklich überzeugen. So fiel es mir beim Lesen schwer, trotz der thrillertypischen Schockmomenten und der teils an sich berührenden Einzelschicksale, irgendeine emotionale Verbindung zu den handelnden Personen aufzubauen. Die jeweiligen Charaktere blieben dadurch für mich eher blass und oberflächlich in ihrer Darstellung. Auch fühlte mir die düstere und bedrohliche Stimmung, die viele Thriller auszeichnet.
Die Spannung leidet jedoch nicht unter diesen Schwächen.

Wer auf der Suche nach einem fesselnden und auch blutigen Thriller mit leichten Literatur- und Buchszenebezug ist, der wird von "Nicht ein Wort zu viel" von Andreas Winkelmann enttäuscht sein.

Bewertung vom 18.06.2023
Die Wölfe von Pompeji
Harper, Elodie

Die Wölfe von Pompeji


gut

Starke Frauen im alten Pompeij - spannungsarm erzählt

"Die Wölfe von Pompeij" ist ein interessanter, aber spannungsarmer historischer Roman, der einen Einblick in das Leben der Frauen in einem Bordell in der antiken Stadt Pompeji liefert.

Von ihrer Mutter in die Sklaverei verkauft und zur Prostitution gezwungen, sehnt sich Amara nach einem Leben als freie Frau und dafür kämpft sie. Als Prostituierte ist sie gezwungen, ihren Körper für einen Mann zu verkaufen, den sie verachtet. Doch Amara versucht mittels ihrer Bildung und ihren unerbittlichen Überlebenswillen, einen Weg in die Freiheit zu finden. Die Mittel, die sie dabei wählt, lassen sie jedoch nicht immer in einem sympathischen Licht erscheinen, was sie jedoch authentischer erscheinen lässt.
In der Charakterisierung von Amara und den anderen Frauen liegt die Stärke des Romans, auch wenn manche Nebencharaktere etwas zu eindimensional dargestellt wurden. Ebenso scheut die Autorin nicht davor zurück, die harte Realität des Lebens im Bordell zu erkunden. Sexuelle, emotionale und körperliche Gewalt sind an der Tagesordnung für die Frauen, die alle wie Waren behandelt werden. Doch gibt es auch schöne Momente für die Frauen. So gibt es Momente der Liebe und des Lachens zwischen ihnen allen, sie feiern Feste und besuchen gemeinsam die Gladiatorenkämpfe. Aber auch Eifersucht und Bitterheit prägen ihr Leben.

Die Geschichte spielt vor der Kulisse von Pompeji, aber die Autorin schafft es leider nicht ganz, die damalige Zeit und die Stadt lebendig werden zu lassen. Als Leser*in bewegt man sich in Amaras Welt, die sich vorwiegend um das Bordell und ihre Bewohner dreht, sodass man nicht viel von außerhalb mitbekommt. Trotzdem hätte eine Ausweitung auf die umliegende Stadt geholfen, der Geschichte als Ganzes etwas mehr Seele und historisches Flair zu verleihen. So hatte man, abgesehen von den Nennungen der römischen Götter und von Gladiatoren, nicht wirklich den Eindruck, der Roman würde in der Antike spielen.
Zudem schreitet die Handlung nur sehr langsam voran. Der Roman ist stark von den Charakteren geprägt, und der Schwerpunkt liegt auf der Erforschung des Lebens dieser Frauen. Dennoch hat man beim Lesen das Gefühl, dass nicht wirklich viel an Handlung passiert. Das Erzähltempo nimmt erst zum Schluss hin etwas an Fahrt auf, um dann jedoch in einem vorhersehbaren und etwas unrealistischen Ende zu enden.

Bewertung vom 20.05.2023
City of Dreams / City on Fire Bd.2
Winslow, Don

City of Dreams / City on Fire Bd.2


sehr gut

Danny goes west – ruhige, aber dennoch fesselnde Fortsetzung

"City of Dreams" ist ein wilder sowie ein zugleich kurzweiliger und fesselnder Ritt, der nahtlos an den ersten Band "City on Fire" der Mafia-Trilogie rund um Danny Ryan anknüpft. Für besseres Verständnis der Handlung ist es deshalb von Vorteil, den ersten Band im Vorfeld gelesen zu haben, bevor man mit dem zweiten anfängt.

Wie schon aus dem ersten Band bekannt, wird die Gangster-Geschichte aus der Sicht verschiedener Perspektiven atmosphärisch und bildlich erzählt und die Ereignisse passieren Schlag auf Schlag, im wahrsten Sinne des Wortes.

Danny Ryan ist auf der Flucht und versucht, dem kommenden Zorn der italienischen Mafia zu entgehen. Er und die Iren haben den Bandenkrieg verloren und er hat beschlossen, dass es an der Zeit ist, sich und den Rest seiner Familie aus Providence zu retten, bevor es zu spät ist. Da sowohl das FBI als auch die italienische Mafia ihm auf den Fersen sind, ist es die Regierung, die den ersten Kontakt zu Danny aufnimmt. Er bietet der Regierung an, ihr bei der Zerschlagung eines mexikanischen Kartells zu helfen, und zwar so, dass es für Danny Millionen wert wäre und er eine weiße Weste hätte. Ein Angebot, das er nur schwer ausschlagen kann, vor allem, wenn der Kontaktmann des FBI andeutet, dass das Leben aller seiner irischen Freunde und seiner Familie ernsthaft in Gefahr wäre, sollte er ablehnen. Während also Danny nach Westen geht, bleibt sein Gegenspieler Peter Moretti in Providence und sinnt auf Rache. Das Problem für Danny ist, dass er überall beobachtet wird und es gar nicht so einfach ist, unauffällig zu bleiben.

Die Handlung spielt diesmal größtenteils in Arizona, Nevada und Kalifornien (vor allem in Hollywood) und bewegt sich in einem rasanten Tempo vorwärts.
Dem Mafia-Thriller merkt man deutlich an, dass es sich um ein Bindeglied zwischen dem ersten Band und dem letzten Band, in dem es wohl oder über zu einem großen und blutigen Finale kommen wird, handelt.
Es steht eindeutig die Flucht von Danny & Co. und wie sich versuchen sich ein neues Leben aufzubauen im Vordergrund. Alles wird etwas ruhiger erzählt, es weniger action- und energiegeladen als im ersten Band. Für einen Thriller über die Mafia, ist das Buch vergleichsweise zahm, dennoch ist unterschwellig eine gewisse Bedrohung spürbar, die bestimmt in Band 3 vollständig zu Entfaltung kommen wird.
Das bedeutet jetzt aber nicht, dass handlungstechnisch nichts Großartiges passiert, ganz im Gegenteil. Liebschaften, Geschäfte, Auftragsmorde und die Familie spielen wieder eine große Rolle. Nebenbei erfährt man auch mehr über Danny und die anderen seiner Bande und lernt, was sie antreibt.

In "City of Dreams" stellt Don Winslow gekonnt und durchaus spannend die Weichen für einen fesselnden und wendungsreichen Showdown im finalen 3. Akt der Trilogie der Danny-Ryan-Reihe. Fans des ersten Bandes werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.