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Bookwood
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Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 84 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


sehr gut

Guter erster Aufschlag für ein neues Ermittlerduo
Fredrika Storm heißt die junge Kommissarin, die im Krimi „Schwarzvogel“ von Frida Skybäck für die Polizei im schwedischen Lund ermittelt. Von ihrem letzten Einsatz traumatisiert, ist sie quasi in ihre alte Heimat geflüchtet und versucht dort wieder Halt in ihrem Leben und Orientierung in ihrem Beruf zu finden. Allerdings scheint Fredrikas Familie in das Verbrechen verwickelt zu sein, das die Ermittlerin aufklären soll. Deshalb tut sie sich zunächst schwer in ihrer Rolle, zumal sie auf eine Wand des Schweigens trifft und besonders ihr Vater scheint etwas zu verbergen zu haben. Hatte er ein Verhältnis mit dem Mädchen, das im Eis einbrach und im See ertrank?Hängt ihr Tod zusammen mit dem Verschwinden von Fredrikas Mutter, zu dem ihr Vater auch beharrlich schweigt?
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin ein sehr interessantes und gegensätzliches Ermittlerpaar kreiert hat, indem sie Fredrika den intellektuellen Henry zur Seite gestellt hat. Beide bewahren ihre Geheimnisse, nähern sich aber trotzdem rasch an, weil die Chemie zwischen ihnen einfach stimmt. Da ist aber noch Luft nach oben für eine gute Zusammenarbeit in den angestrebten Folgebänden. Manche Dinge auf der privaten Ebene bleiben im Auftaktband etwas im Dunkeln. Das macht natürlich auch neugierig auf die Fortsetzung. Der Fall an sich war spannend geschildert und endet doch eher überraschend. Außerdem ist das Buch absolut nicht brutal, was die nicht so hartgesottenen Krimifans freuen wird. Alles in allem eine klasse Lektüre für Fans skaninavischer Mordfälle. Das Cover ist sehr ansprechend und passend. Von mir erhält das Buch auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.08.2023
Eine glückliche Familie
Kabler, Jackie

Eine glückliche Familie


gut

Wem kann man noch trauen?
Jackie Kabler beschreibt in ihrem Roman „Eine glückliche Familie“ wie das Leben einer alleinerziehenden Mutter plötzlich zum Albtraum wird. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Beth, deren Alltag mit den Kindern und der fordernden Berufstätigkeit als Praxismanagerin zwar immer wieder turbulent ist, die ihr Leben aber eigentlich im Griff zu haben scheint. Doch plötzlich gerät ihre Welt aus den Fugen, denn eines Tages steht ihre Mutter vor der Tür, die die 10-jährige Beth bei ihrem Vater zurückließ und ohne ein Wort damals von ihrer Familie wegging. Beth kann es kaum fassen und nimmt ihre Mum Alice mit offenen Armen in ihr Haus auf. Doch auf einmal geschehen seltsame Dinge: Sachen verschwinden, jemand scheint Beths Unterlagen und Schubladen zu durchwühlen und schließlich taucht ein intimes Video von ihr auf Social Media auf, das so unglaublich ist, dass Beth ihre Arbeit zu verlieren droht. Und da ist auch noch der schwarze Fleck aus ihrer Vergangenheit: war sie wirklich schuldig am Freitod ihrer Mitschülerin Lucy? Plötzlich kann Beth sich auf niemanden mehr verlassen. Wer spielt solch ein böses Spiel mit ihr? Ihre Haushälterin und auch ihre Freundinnen geraten in den Verdacht, ihr so übel mitzuspielen. Beth kann eigentlich niemanden mehr trauen, oder doch?
Die Story hat mir eigentlich vom Aufbau her ziemlich gut gefallen. Der Albtraum für Beth entwickelt sich langsam und steigert sich stetig, wobei ich den Plot dann schon wieder etwas zu vorhersehbar fand. Beth wirkt schon stellenweise sehr naiv und ihre Person ist phasenweise nicht so wirklich überzeugend gezeichnet. Teilweise fand ich sie sogar etwas nervig. Die Idee für das Buch ist originell, die Handlung hätte aber durchaus noch subtiler sein können, um die Glaubhaftigkeit zu steigern. Trotzdem ein absolut unterhaltsamer Spannungsroman, der durch seinen angenehmen Schreibstil angenehm zu lesen ist.
Die Umschlaggestaltung ist ok. Was ich nicht so glücklich finde ist der gewählte Titel, der m.E. den Inhalt nicht so passend beschreibt, aber das kann man vielleicht auch anders sehen.

Bewertung vom 06.08.2023
Der Frühling ist in den Bäumen
Revedin, Jana

Der Frühling ist in den Bäumen


weniger gut

Bleibt mir leider zu sehr an der Oberfläche
So ganz war ich mir schon zu Beginn meiner Lektüre nicht sicher, ob der neue Roman von Jana Revedin „Der Frühling ist in den Bäumen“ wirklich das richtige Buch für mich ist.
Da ich mich aber durchaus gerne auf Neues und Anderes einlasse, entschied ich mich aber dann doch dafür, den Roman, der mit seinen 250 Seiten ja auch recht überschaubar ist, zu lesen.
Begeistern konnte mich das Buch dann leider nicht so recht. Meines Erachtens lag es daran, dass Vieles nur oberflächlich erzählt wird und ich als Leserin an manchen Stellen einfach mehr erfahren hätte.
Die Idee, hauptsächlich einen Tag im Leben einer Protagonistin, in diesem Fall ist es die 24-jährige Journalistin Renina, zu beschreiben, durch den sich ihre gesamte Lebenssituation gravierend ändern wird, ist grundsätzlich gut, aber in diesem Fall bleiben einfach zu viele lose Enden und Fragen zurück, als das man den Roman für eine Runde Sache halten könnte.
Renina hat „spontan“ Fred geheiratet, der sie komplett durch seine Obsessionen vereinnahmt und sie von ihren Freunden und auch von ihrer Familie entfremdet hat. Als sie eines Morgens in einem Hotelbett zusammen mit Kollegen ihres Mannes aufwacht und sich nicht mehr an die Nacht erinnern kann, erkennt sie wie schamlos Fred sie für seine eigenen Interessen ausnutzt und beschließt, sich von ihm zu trennen. Zum Glück kann sie auf die Unterstützung ihrer Freunde und ihrer Familie zählen.
Mich hätten doch sehr mehr Details über die Beziehung von Fred und Renina interessiert. Die Figur des Fred ist mir einfach zu ungenau gezeichnet. Außerdem finde ich es nicht stimmig, dass die taffe Journalistin so naiv gegenüber den Machenschaften ihres Mannes ist. Teilweise wirkt die Story auch so konstruiert, besonders der Schluss, bei dem Marlene Dietrich dann erstaunlicher Weise noch selbst auftritt. Alles in allem konnte man den Roman eigentlich gut lesen, überzeugt hat er mich allerdings nicht. Vielleicht versuche ich es einmal mit einem anderen Buch von Jana Revedin.

Bewertung vom 21.07.2023
Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1
Perbandt, Anna

Frühlingstöchter / Das Pensionat am Holstentor Bd.1


sehr gut

Freundinnen fürs Leben
„Frühlingstöchter“ von Anna Perbandt erinnert zu Anfang etwas an das Buch „Der Trotzkopf“, das vielleicht manche Leserin noch aus der Kindheit kennt. Eine der Protagonistinnen ist nämlich die adlige Eleonore von Jagow, die bis zu ihrem 16. Lebensjahr relativ frei von gesellschaftlichen Regeln und Zwängen auf dem Gut ihrer Familie in der Nähe der Hansestadt Lübeck aufwächst. Ihre Eltern kümmern sich wenig um eine angemessene Erziehung, denn ihre Mutter ist schwermütig und ihr Vater ständig auf Reisen. So kommt diese Aufgabe ihrem älteren Bruder Henry zu, der, weil er sich für längere Zeit in Lübeck aufhalten muss, beschließt, Nora in einem dortigen Mädchen-Internat unterzubringen. Anfangs sträubt sich seine Schwester dagegen, zumal sie sich auch nicht von Karl trennen möchte, dem Sohn der Köchin, mit dem die junge Comtess aufgewachsen ist. Als dieser jedoch auch nach Lübeck geht, um dort im Hafen zu arbeiten, willigt Nora schließlich ein, um in Karls Nähe bleiben zu können. In Lübeck angekommen macht sie sich auf die Suche nach ihm und wird von der jungen Lehrerin Gesche Petersen aus einer brenzligen Situation gerettet. Gesche und Henry fühlen sich direkt zueinander hingezogen, doch ihr Standesunterschied macht einen glücklichen Ausgang ihrer Liebe eigentlich unmöglich.
„Frühlingstöchter“ bildet den ersten Band einer Fortsetzung, die die Schicksale junger Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Fokus stellt. Dabei geht es in erster Linie allgemein um die Rolle der Frauen als Anhängsel ihrer Männer und um die Standesunterschiede, die zu dieser Zeit noch sehr ausgeprägt waren.
Grundsätzlich werden diese Themen gut dargestellt, allerdings fehlt mir an einigen Stellen des Buches doch etwas der Tiefgang. Ich hätte mir noch etwas mehr detailliertere Beschreibung mancher Hintergründe gewünscht, z.B. bezüglich des unterschiedlichen Alltags der Grafenfamilie und ihrer Bediensteten. Auch die Figur des jungen Karls bleibt mir etwas zu sehr an der Oberfläche. Gefallen hat mir die Figur der Fanny, die sich genötigt sieht, einen ihr völlig unbekannten älteren Mann zu heiraten, nur um die Rolle des armen Waisenkindes abstreifen zu können. Ich mochte im Großen und Ganzen auch die Figur der zweiten Protagonistin Gesche Petersen, allerdings gleiten mir die Beschreibungen ihrer Gefühle zu Henry manchmal doch etwas zu sehr ins Kitschige ab.
Alles in allem ist für mich „Frühlingstöchter“ eine angenehme wenn auch leichte Sommerlektüre gewesen. Wer keine höheren Ansprüche z.B. an geschichtlich gut fundierte Hintergrundinformationen stellt, wird den Roman bestimmt auch mögen. Für die Folgebände sehe ich aber noch „etwas Luft nach oben“ und bin gespannt, wie es mit Nora, Karl, Gesche und Henry weitergeht.
Die Covergestaltung ist wirklich gut gelungenen passt sehr schön zur Geschichte.

Bewertung vom 21.07.2023
Nicht ein Wort zu viel
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

Fesselnde Lektüre
Für mich sind die Thriller von Andreas Winkelmann immer ein absolutes Muss. Und so habe ich mich auch nach Erscheinen seines neuen Buches „Nicht ein Wort zu viel“ mit Begeisterung in die Lektüre gestürzt. Was mir besonders an den Krimis des Autors gefällt ist, dass die Themen, die er in den Mittelpunkt stellt, immer total am Puls der Zeit angesiedelt sind.
Sein neuestes Werk spielt in der Welt der Social Media. Die Mitglieder einer Buchblogger-Gruppe werden quasi gezwungen, einigen ihrer Mitblogger*innen beim Sterben zuzusehen. Nur die anderen können sie noch retten, indem sie dem perfiden Mörder eine überzeugende Geschichte in fünf Worten erzählen. Was hier etwas konstruiert klingt, wird jedoch ihn einer abwechslungsreichen Handlung mit diversen Wendungen und einem guten Plot erzählt, die spannend vom Anfang bis zum Ende ist. Der ermittelnde Zielfahnder Jaro, ein etwas kaputter Typ mit unkonventionellen Ermittlungsstrategien, wird gut ergänzt durch seinen ruhigen Kollegen Simon Schierling, der selbst einen tragischen Schicksalsschlag in der Familie verkraften muss. Die Protagonistin Faja, durch ihre Kindheitserlebnisse traumatisierte, erlebt einen weiteren Albtraum, mit dem sie fertig werden muss. Dabei ist ihr die Psychotherapeutin Aylin, die mit ihrer locker-ironischen Art, oft allen ein Lächeln ins Gesicht zaubert, eine große Hilfe. Sie ist auch eine meiner Lieblingsfiguren des Buches.
Ich konnte den Thriller von Andreas Winkelmann wieder nicht aus der Hand legen und warte schon voller Ungeduld auf sein nächstes Werk.
Die Covergestaltung hat einen hohen Wiedererkennungswert, weil alle Bücher des Autors so ähnlich aussehen. Das gefällt mir!

Bewertung vom 21.07.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


sehr gut

Schweden im Außnahmezustand
Der Krimi des Autorenduos Engman/Selaker spielt im Außnahmesommer 1994.
Schweden ist im Fußballfieber, da sich die Nationalmannschaft äußerst erfolgreich bei der Fußball-WM in den USA schlägt. Aber nicht nur Fußballfans befinden sich im Außnahmezustand. Der Stockholmer Mordermittler Tomas Wolf ermittelt, obwohl er durch seinen Einsatz im Bosnienkrieg stark traumatisiert ist, zusammen mit seinen Kolleg*innen in mehreren Fällen, in denen Frauen mit Migrationshintergrund vergewaltigt und getötet wurden.
Auch die junge Journalistin Vera wird auf die Morde aufmerksam und beginnt zu ahnen, dass es sich um einen Serientäter handeln könnte.
Die Story, die etwas verwirrend und schleppend beginnt, entwickelt sich bald immer rasanter und endet in einem tollen Finale, das seine Leser*innen bis zur letzten Seite in Atem hält.
Das Autorenduo legt zweifellos in seinem ersten gemeinamen Krimi den Schwerpunkt auf die Schilderung der persönlichen Probleme von Tomas und Vera. Die sind jedoch m.E. genauso spannend, wie die Mordfälle selbst. Beide versuchen verzweifelt ihre eigenen Dämonen zu bannen, was ihnen aber nur teilweise gelingt.
Teilweise fand ich das Buch sprachlich etwas grob, das passt aber zum Milieu, in dem es zeitweise spielt. Die Personen sind sehr gut und glaubhaft gezeichnet, besonders gut gefallen hat mir die Figur des Tomas in seiner Zerrissenheit.
Atmosphärisch ist der Krimi ebenfalls äußerst gelungen. Die Fußball-Euphorie in Schweden gepaart mit der brütenden Hitze spürt man quasi durch die Seiten. Für mich ist das Buch nicht das wirklich absolut große Krimi-Highlight, ich habe es aber gerne gelesen und mich durch die spannenden Szenen mitreißen lassen. Die Aufmachung des Buches ist allerdings "der Hammer" - ein wirklicher Hingucker, der viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Mal schauen, was aus dem Ermittlerduo Tomas/Vera noch wird. ich werde mir den nächsten Band der neuen Krimi-Reihe auf jeden Fall anschauen.

Bewertung vom 18.05.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Düster und atmosphärisch
Wow, was für ein tolles Krimidebüt der Autorin Vera Buck! „Wolfskinder“ ist wirklich ein ganz außergewöhnlicher Kriminalroman, der besonders durch seine düstere Atmosphäre besticht. Handlungsort ist ein abgelegener Ort in den Bergen. Hier leben in einer Waldsiedlung einige Familien in einer Art Sektengemeinschaft und halten sich möglichst von den Bewohnern des Dorfes fern. Doch verschwinden in der Gegend seit Jahren immer wieder junge Frauen und Mädchen, die nie wieder auftauchten. Eine davon war vor 10 Jahren die Freundin von Smilla, die damals einfach nach einer gemeinsamen Übernachtung im Wald verschwand. Smilla, die nun als Volontärin in einem kleinen Fernsehsender arbeitet, hat den Verlust ihrer Freundin nie verwunden und sucht sie nach wie vor. Als wieder ein Mädchen aus dem Ort verschwindet und schließlich auch noch die neue Lehrerin unauffindbar ist, steckt Smilla schon mittendrin im entsetzlichen Geschehen und gerät selbst in Lebensgefahr.
Beeindruckend und intensiv beschreibt Vera Buck das Leben der Siedlungsbewohner. Sie sind Ausgestoßene aus der Gesellschaft und führen fast das Leben von gejagten Tieren.
Ihre Kinder werden in der Schule behandelt wie Aussätzige. Doch dass das Böse überall wohnen kann, zeigt sich im Verlauf der Geschichte. Sind die Guten wirklich gut, oder ist alles nur Schein?
„Wolfskinder“ ist super spannend und überrascht immer wieder mit unvorhersehbaren Wendungen. Der häufige Perspektivwechsel, der durch den Wechsel der erzählenden Person erreicht wird, hält den Spannungsbogen hoch. Für mich ist das Buch bis jetzt mein Krimihighlight des Jahres.
Das Cover spiegelt ebenso die düstere Stimmung wider und passt super zum Gesamtpaket.

Bewertung vom 18.05.2023
Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3
Henning, Greta

Halliggift / Minke-van-Hoorn Bd.3


sehr gut

Spannender Winterkrimi aus dem hohen Norden
Greta Henning lässt in „Halliggift“ die junge Kommissarin Minke van Hoorn schon in ihrem dritten Fall auf einer Hallig in der Nordsee ermitteln.
Besonders gut an dieser Serie gefällt mir in jedem Band die so stimmige Atmosphäre, die die ganz besonderen Lebensumstände der Inselwelt widerspiegelt. Jeder kennt jeden und trotzdem gibt es immer wieder Geheimnisse innerhalb der Dorfgemeinschaft, die ganz tief im Verborgenen schlummern. Im diesem Band der Reihe wird völlig überraschend die „gute Seele“ von Midsand, die ehemalige Lehrerin Hanni, während des Kirchenkaffees vergiftet. Wer kann den Tod der Frau, die doch angeblich alle gemocht haben, verursacht haben und was kann das Motiv für die Tat gewesen sein?
Minke und ihre schwäbische Assistentin Lisa stehen vor einem Rätsel. Tatkräftig unterstützt werden die beiden so völlig unterschiedlichen Polizistinnen bei der Ermittlung von Minkes Bruder Bo, der eigentlich Gerichtsmediziner in Kiel ist, jedoch durch einen doppelten Beinbruch im Skiurlaub als „Pflegefall“ auf Mutters Sofa gelandet ist.
Auf der Insel bereiten sich alle auf das traditionelle Biike-Brennen vor, ein großes Feuerspektakel, das das Ende des Winters ankündigt. Ein Ereignis, auf das sich die Halligbewohner in jedem Jahr freuen. Doch es bleibt nicht nur bei einem Todesfall und zusätzlich muss sich Minke auch noch um einen verirrten Pottwal kümmern, der zu stranden droht. Und da ist auch noch das sonderbare Verhalten von Minkes Freund David.
Warum hat er andauernd keine Zeit für sie und wer ist die junge Frau mit der sie ihn im Ort sieht?
Mir hat auch dieser Krimi wieder ausgezeichnet gefallen. Vielleicht gibt es für die nicht einmal 300 Seiten nur zu viele Handlungsstränge. Die Wal-Geschichte hätte man problemlos weglassen können, da sie am Schluss so ein bisschen untergeht.
Die Figur der Lisa bildet mit ihrer übersprudelnden Art einen guten Kontrast zur etwas wortkargen Minke. Das Kochduell mit Bo ist eine witzige Episode. Allerdings würde ich die lustige Schwäbin nicht zu dominant werden lassen, sonst besteht die Gefahr, dass die Handlung nicht mehr spannend sondern nur noch lustig ist.
Ansonsten freue ich mich schon auf den nächsten Band der Serie, deren Covergestaltung ich auch sehr mag.

Bewertung vom 22.04.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


sehr gut

Gut, wie immer
Anthony Horowitz neues Buch „Wenn Worte töten“ bringt zwar nichts wirklich Neues, unterhält aber, wie immer von Anfang bis Ende in gewohnter Art und Weise gut. Die Fans dieses Autors sind in der Regel jene Leserinnen und Leser, die sich eher nicht durch blutrünstige und actionreichen Stories begeistern lassen, sondern durch einen überraschenden und intelligenten Plot am Ende des Buches. So ist es auch wieder in diesem Krimi. Es gibt einen begrenzten Personenkreis, der den Mittelpunkt der Handlung bildet. Es geschieht ein Mord und das Ermittlerduo Hawthorne/ Horowitz nimmt den Verdächtigenkreis nach und nach unter die Lupe, bis es schließlich zum Showdown kommt.
Der Schauplatz des Verbrechens ist dieses Mal die von der Außenwelt relativ angeschnittene Kanalinsel Alderney, auf der die Welt eigentlich noch in Ordnung ist. Hawthorne und Horowitz sind dort zu einem Lieraturgestival eingeladen,um ihr neues Buch zu promoten. Das erste Mordopfer ist ein unbeliebter aber reicher Fiesling, den niemand leiden konnte und für dessen Ermordung manch eine/einer ein Motiv hätte. Da lässt Agatha Christie schon ein bisschen grüßen. Interessant macht die Geschichte in erster Linie wieder die Figur des undurchsichtigen Ex-Ermittlers Hawthorne, der so manches Geheimnis mit sich herumschleppt. Anthony Horowitz, der sich ja quasi im Roman selbst ermitteln lässt gibt da eher wieder den „Watson“, der oft erst auf den zweiten Blick versteht, wieso Hawthorne ihm immer gedanklich mindestens einen Schritt voraus ist.
Mir gefällt an der Schreibweise des Autors am meisten, dass sie sich wirklich noch so an die traditionellen Vorlagen der britischen Krimis orientiert. Das ungleiche Duo Hawthorne und Horowitz finde ich einfach überzeugend und ich freue mich darauf weiter in den Fortsetzungen der Reihe mit enträtseln zu können, welche „Leichen“ der Ex-Polizist tatsächlich noch im Keller hat. Die Andeutungen zum Schluss von „Wenn Worte töten“ machen da auf jeden Fall neugierig.
Sehr schön fand ist dieses Mal die Covergestaltung. Die Blau- und Türkistöne sind echt toll und passen super zum maritimen Handlungsort.

Bewertung vom 16.04.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Wiener Geschichten
Robert Seethaler ist ein Meister der Erzählkunst und das beweist er auch wieder in seinem neuen Roman „Das Café ohne Namen“.
Im Mittelpunkt des Buches steht der Gelegenheitsarbeiter Robert Simon, der in der Nähe des Wiener Großmarkts ein kleines Café, das „Café ohne Namen“, eröffnet. Das Speisen- und Getränkeangebot ist zwar nicht groß, aber trotzdem findet das Café immer mehr Anklang, denn die Gäste merken schnell, dass sie hier nicht allein sind mit ihren Sorgen und Nöten. Alle haben ein ganz eigenes Schicksal und versuchen in den harten Nachkriegsjahren, die geprägt sind vom rasanten Wiederaufbau der Großstadt, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Robert wird unterstützt von Mila, die an der Seite des labilen Boxers Rene kein leichtes Leben führt. Auch Roberts Freund, der Metzger Johannes Berger, hat ein Schicksal zu tragen: seine depressive Frau hadert mit ihrem Leben und schafft es kaum, sich um ihre Familie zu kümmern.
Tagein tagaus kommen und gehen die Gäste und Robert versucht ein wenig für alle da zu sein. Auch seine Hauswirtin, die zunehmend dement wird, versucht er zu unterstützen so gut er kann. Dass er selbst dabei in mancher Weise zu kurz kommt, mag er sich oft nicht eingestehen. So findet er z.B. nicht die Richtige, der er sein Herz schenken kann.
Leise, ruhige Geschichten hat der Autor in seinem Roman zusammengestellt. Sie beeindrucken durch ihre erzählerische Intensität. Das Wien der 60er Jahre erscheint bildhaft vor den Augen des Lesers und man glaubt selbst an einem der kleinen Tische des Cafés zu sitzen, umgeben von Markthändlern und Fabrikarbeiterinnen. Ich habe jede Seite des Buches genossen und fand alle Charaktere der Geschichte absolut gelungen. Ich kenne derzeit kaum einen anderen Schriftsteller der mich so zu begeistern vermag wie Robert Seethaler.