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karo_liest

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Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


sehr gut

Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann zieht Juni sich in das Haus ihrer verstorbenen Großmutter Tekla auf einer kleinen Insel in Norwegen zurück.
Beim Durchstöbern der Zimmer findet sie unter anderem ein Foto, welches Tekla in jungen Jahren mit einem unbekannten Mann zeigt. Noch dazu ist das Datum auf der Heiratsurkunde der Großeltern verwirrend.
Juni beschäftigt dies sehr, denn zu eh schon offenen Fragen ihrer Familiengeschichte kommen hiermit noch weitere dazu. Sowohl Junis bereits verstorbene Mutter, als auch ihre Oma haben einige Geheimnisse hinterlassen. Und beide Menschen kann sie nun nicht mehr fragen.
Also macht sie sich selbst auf die Suche nach ihren Vorfahren. Dabei führen Juni die Spuren von Norwegen aus nach Berlin und Demmin in Ostdeutschland.

In einzelnen Kapiteln reisen wir in dem historischen Roman zurück in die Nachkriegszeit und erfahren vom großen Leid und den Nöten der vielen Menschen damals in den zerbombten Städten und Dörfern.
Sehr beeindruckend und fesselnd erzählt Trude Teige über die damalige Zeit. Das Buch nimmt einen ab der ersten Seite mit und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Erzählt wird aus verschiedenen Sichtweisen, was der Lektüre zusätzlich Spannung verleiht. Sehr empfehlenswert!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.01.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


sehr gut

Schwer entstellt kehrt Albert Lichtermann 1919 aus dem Krieg zurück in das Dorf Wollseifen, wo seine Familie einen Bauernhof besitzt. Alberts Mitmenschen reagieren sehr unterschiedlich auf ihn und seine Verletzungen. Während seine Frau Bertha absolut entsetzt ist und sich von ihm abwendet, reagiert Leni, die Verlobte seines im Krieg gefallenen Freundes Hennes, ganz anders. Albert lebt sich nach und nach wieder ein, und was seine Kriegsverletzung betrifft, findet er Hilfe bei einem Arzt in Bonn. Es kehrt Ruhe ein in dem Dorf in der Eifel, doch dann kommen die Nazis an die Macht.

In „Ginsterhöhe“ hat Anna-Maria Caspari Zeitgeschichte mit Fiktivem verknüpft und dadurch einen historischen Roman geschaffen, der uns in die Zeit von 1919 bis 1949 entführt. Die Geschichte lässt sich schnell und leicht lesen - ein Buch, welches sich gut zum Schmökern für ein Wochenende eignet. Bei mir hat es etwas gedauert, bis mich die Lektüre gefesselt hat, aber nach ein paar Kapiteln ging es dann. Es ist zwar kein spektakuläres Buch, aber gut und informativ geschrieben. Wer gerne historische Romane liest, dem kann ich „Ginsterhöhe“ durchaus empfehlen.
Im Nachwort wird übrigens auf eine Trilogie hingewiesen. Mal sehen, was noch kommt.

Bewertung vom 18.11.2022
Isidor
Kupferberg, Shelly

Isidor


ausgezeichnet

Dr. Isidor Geller - der Onkel von Shelly Kupferbergs Großvater Walter und somit Shellys Urgroßonkel - der schillernde Isidor, ein Lebemann, Multimillionär und Kunstliebhaber, Kommerzialrat in Wien, 1938 von den Nazis in den Tod getrieben.

In ihrem Debüt, das im Diogenes Verlag erschienen ist, erzählt Shelly Kupferberg von ihren jüdischen Vorfahren, insbesondere von Isidor und Walter. Die Journalistin hat sich auf die Suche gemacht, hat sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit begeben. Auf Spuren, die nach Ostgalizien, Wien, Budapest und sogar Hollywood führten.

Was für eine bemerkenswerte Erzählung!
Diese klare, elegante Sprache, die bildhaften Schilderungen. Ich bin begeistert!
Das Buch hatte ich mir von Freunden ausgeliehen und werde es mir nun aber kaufen. So eine Lektüre möchte ich einfach selbst besitzen und vielleicht irgendwann nochmal lesen. Man merkt, ich bin sehr beeindruckt. Von mir gibt’s daher eine ganz klare Empfehlung für dieses Lese-Highlight.

Bewertung vom 23.10.2022
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


sehr gut

In seinem neuen Roman „Lektionen“ erzählt Ian McEwan ein ganzes Leben. Das Leben von Roland Baines - als Jugendlicher von seiner Klavierlehrerin verführt, als Mann von der Ehefrau verlassen.
1958 wird er als 11-jähriger in ein Internat in England geschickt, weit weg von seinen Eltern. Da beginnt das, was ihn für sein Leben prägt.
McEwan verwebt Rolands Geschichte mit historischen Ereignissen wie unter anderem Tschernobyl, dem Mauerfall, 9/11 und der Pandemie aus sieben Jahrzehnten.
Entstanden ist ein kluges, unterhaltsames Buch, das allerdings deutlich Längen aufweist und durchaus mit 200 Seiten weniger auskommen würde.
Auch die Zeitsprünge fand ich teilweise etwas anstrengend. Die zweite Hälfte des Romans hat mich dann allerdings sehr gefesselt. Während ich für die ersten 300 Seiten zwei Wochen brauchte, habe ich den Rest innerhalb von drei Tagen verschlungen.

Bewertung vom 10.10.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

„Lügen über meine Mutter“ ist ein Roman mit autobiografischen Zügen.
Vater, Mutter, Kind - eine Familie Mitte der 80er Jahre in einem kleinen Ort im Westen Deutschlands.
Daniela Dröscher erzählt von ihrer Familie, von ihrer Kindheit. Von einem Vater, der seine beruflichen und gesellschaftlichen Misserfolge seiner Frau zuschiebt und deren Übergewicht. Zwischen beiden Elternteilen steht Ela, die Tochter. Sie ist hin- und hergerissen, wird manipuliert, versucht zu vermitteln.

Das alles ist so schrecklich, dass man nicht weiß, ob man schreien oder lachen soll. Es macht einen wütend, zornig, traurig, sprachlos. Und trotz allem ist es ein großartiges Buch, das man gelesen haben muss. Ich bin begeistert!
Der Roman steht verdient auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und auf der Shortlist für den Preis der unabhängigen Buchhandlungen 2022.

Bewertung vom 07.08.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


ausgezeichnet

"Man kann nicht fortgehen, wenn das Herz da bleibt..."
Freya ging fort, verließ das Dorf im Marschland, ihre Familie, ihre Freunde, um in Berlin neu anzufangen. In der Großstadt war sie ein anderer Mensch. Sie machte Karriere mit einer eigenen Firma. Niemand dort kannte ihre Vergangenheit. Aber macht das glücklich?
Freyas Schwester, die 50-jährige Grete, blieb. Sie wollte oder schaffe es nicht, ihre Mutter allein zu lassen. Zudem war da noch Anna, Gretes uneheliche Tochter, für die sie die Verantwortung hatte.
Ursprünglich wollte Grete Meeresbiologie studieren und ist letztendlich doch nie weggekommen aus ihrem Dorf an der Binnenelbe.
Intensiv verspürt sie den Wunsch, im Herbst mit den Kranichen Richtig Süden zu ziehen.
Und dann ist da auch noch Wilhelmine, die Mutter von Grete und Freya. Ihr Mann starbt, als die Kinder noch klein waren. Alleine musste sie beide großziehen.
Als es Wilhelmine gesundheitlich sehr schlecht geht, fahren Freya und Anna in ihre alte Heimat, und alle vier Frauen stellen sich der Vergangenheit.

"Die Rückkehr der Kraniche" hat mich ab der ersten Seite gepackt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Es ist ein Roman voller Melancholie und Sehnsüchte. Detailliert wird die Natur beschrieben, vor allem die Vogelwelt dort im hohen Norden. Man kann die Rufe der Küstentiere regelrecht hören und sie durch die genaue Beschreibung ihres Gefieders bildlich vor sich sehen.
Wir erfahren von den Konflikten und Problemen, den Sehnsüchten von vier Frauen aus drei Generationen. Mich hat die Geschichte sehr berührt und begeistert. Romy Fölck hat einen Roman geschaffen, der zu Herzen geht, ohne kitschig zu sein. Das Cover passt wunderbar zum Buch und trifft die Atmosphäre ganz genau.
Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 18.07.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


sehr gut

Das berühmte Skelett eines Urzeitaffen und ein toter Wissenschaftler - in "Affenhitze", dem zwölften Fall für Kommissar Kluftinger, sind wir von Anfang an wieder mittendrin in der Geschichte und dürfen miterleben, wie Kluftinger auf seine ganz eigene Art ermittelt. Verschroben und ein wenig eigenbrödlerisch, so kennen wir ihn. Und so tritt er auch im neuen Band auf.

Dem Autorenduo ist erneut ein kurzweiliger Krimi gelungen. Auch dieser neue Fall ist leicht zu lesen, amüsant und gleichzeitig spannend. Eine leichte Lektüre für zwischendurch, die einfach Spaß macht. Es ist keine spektakulärer Roman, aber für Fans der Buch-Reihe ist auch diese Neuerscheinungen wieder ein Lesevergnügen.
Und auch das Cover überzeugt mit seiner klassischen Art. So passt es doch wunderbar zu seinen Vorgängern und reiht sich perfekt ein in die Klufinger-Serie.

Bewertung vom 17.03.2022
Für immer und noch ein bisschen länger
Leciejewski, Barbara

Für immer und noch ein bisschen länger


ausgezeichnet

Wenn ein Buch zu Herzen geht, einen zu Tränen rührt und gleichzeitig zwischendurch schmunzeln lässt, wenn man es nicht mehr aus der Hand legen möchte bis zur letzten Seite - dann hat die Autorin vermutlich alles richtig gemacht.
Barbara Leciejewski gelingt es auf jeden Fall  immer wieder, mich zu packen und mitzunehmen.

Diesmal durfte ich für kurze Zeit abtauchen und in die WG von Gunilla und ihren Mitbewohnern in München einziehen. Ich habe Gunillas Sohn Michel mit seiner etwas speziellen Art kennengelernt, die verschlossene Rose sowie Kurt-Georg, kurz KG genannt. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen und erzählen nach und nach aus ihrem Leben.
Und dann ist da natürlich noch die Pianistin Anna. Sie ist die Hauptfigur der Geschichte. Vor sechs Jahren starb ihr Freund Jeremias bei einem Verkehrsunfall. Für Anna blieb die Welt damals stehen. Sie verließ ihre Wohnung nur noch wenn nötig und igelte sich ein. Doch dann melden die Vermieter Eigenbedarf an. Für Anna heißt das, sie muss die geliebte Altbauwohnung verlassen und sich eine neue Bleibe suchen. Dies gestaltet sich im teuren München als nicht so einfach. Letztendlich entscheidet sich Anna dazu, nach einer WG zu suchen und trifft auf Gunilla, die ihr ein Zimmer anbieten kann...

"Für immer und noch ein bisschen länger" von Barbara Leciejewski spielt im Frühjahr 2020 und springt zwischendurch zurück in die Vergangenheit.
Es ist ein Buch über Trauer und Neuanfang, über Anderssein, das Alter und natürlich über die Liebe.
Gerne wäre ich noch länger in der WG geblieben, aber durch den flüssigen Schreibstil sowie die sympathischen Menschen und ihre bewegenden Lebensgeschichten hatte ich den Roman nach zwei Tagen fertig gelesen.

Bewertung vom 30.11.2021
Wir sind schließlich wer
Gesthuysen, Anne

Wir sind schließlich wer


sehr gut

Anna von Betteray wird nach Alpen am Niederrhein beordert. Dort soll sie den erkrankten Pastor der Gemeinde vertreten. Den Bewohnern des Ortes ist dies nicht unbedingt recht, denn Anna ist geschieden, adelig, jung und noch dazu eine Frau. Mit Skepsis begegnen ihr daher etliche Bürger des Ortes.
Aber nicht nur beruflich wird der jungen Pastorin einiges abverlangt, auch privat tauchen Probleme auf. Der Mann von Annas Schwester Maria, die immer die Vorzeigetochter der Familie war, wird verhaftet und sorgt somit für Schlagzeilen, Maria selbst hat ein Alkoholproplem und dann verschwindet auch noch ihr Sohn, Annas Neffe.

Die Journalistin und Autorin Anne Gesthuysen hat mit "Wer wir sind" erneut einen fesselnden Roman geschrieben, der einen ab der ersten Seite mitnimmt. Die Familiengeschichte besticht durch einen flüssigen Schreibstil, ist warmherzig, spannend und sehr bildlich erzählt. In einzelnen Kapiteln wird zwischendurch zurückgeblickt in die Vergangenheit von Anna, was der Geschichte zusätzlich Spannung verleiht. Die einzelnen Charaktere sind sehr treffend beschrieben. Jeder für sich hat sein Päckchen zu tragen.

"Wir sind schließlich wer" ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen und hat 416 Seiten - eine schöne Lektüre für zwischendurch, sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 25.10.2021
Die Enkelin
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


ausgezeichnet

Als Kaspar eines Abends aus seiner Buchhandlung nach Hause kommt, findet er seine Frau tot in der Badewanne vor. War es Selbstmord oder ein Unfall? Birgit hatte Depressionen und Alkoholpropleme. Und wie Kasper aus ihren Aufzeichnungen erfährt, hatte sie auch ein Geheimnis. Er macht sich auf die Suche und begibt sich auf die Spuren der Vergangenheit seiner Frau. Diese Spuren führen ihn in den Osten Deutschlands zu einer völkischen Gemeinschaft, zu Svenja, Birgits Tochter, die sie nach deren Geburt in der damaligen DDR zurückgelassen hat. Und die Spuren führen somit auch zu Svenjas 14-jähriger Tochter Sigrun, der Enkelin von Birgit.

Bernhard Schlink hat mit "Die Enkelin" wieder einen großartigen Roman geschrieben. Mit einer ruhigen, klaren Sprache, die doch gleichzeitig so wuchtig und beeindruckend ist, erzählt er aus dem Leben des Buchhändlers Kaspar. Erzählt rückblickend über dessen Studentenzeit. Wir erfahren, wie Kaspar in der ehemaligen DDR in den 60er Jahren Birgit kennengelernt und ihr zur Flucht in den Westen verholfen hat.
In der Gegenwart treffen wir auf eine Gemeinschaft rechtsradikaler Menschen. Wir treffen auf die Familie von Sigrun und lernen deren extreme Ansichten kennen.
Kaspar bemüht sich um seine Stief-Enkelin und möchte ihr die Augen öffnen für seine Welt. Dabei stellt sich die Frage: Inwieweit dürfen wir eingreifen in die Welt der anderen, in deren Leben, ihre Ansichten?

Mich hat dieses Buch absolut begeistert und berührt. Es gehört definitiv zu meinen Lese-Highlights dieses Jahres.