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Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
Über mich: 
Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 584 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2024
Das Erwachen der Magie
Gabriele, Rittig

Das Erwachen der Magie


sehr gut

Kurzweiliges Fantasyabenteuer zum Mitfiebern

Meine Inhaltsangabe:
Kevin lebt mit seiner kleinen Schwester Elsa bei der Großmutter in dem kleinen Dorf Pran. Sein bester Freund ist der Elfe Jarven. Eines Tages greifen Steintrolle Pran an, während Kevin und Jarven gerade durch die Gegend ziehen. Als sie zurück im Dorf sind finden sie nur noch Verwüstung vor und erfahren, dass Elsa von den Trollen entführt wurde. Kevin und Jarven machen sich auf, Elsa zu retten, müssen dafür jedoch durch den Bannwald, dessen Betreten von den dort lebenden Feuerelfen verboten wurde. Von denen erfährt Kevin, dass in Elsa magisches Blut fließt und sie entführt wurde, weil ihr Blut den in Schlaf gebannten Trollkönig zum Leben erwecken kann, der dann wieder zum Angriff gegen Elfen und Menschen rufen wird. Die Feuerelfen beauftragen Elfenmädchen Tatinja, die Jungs bis zum Rand des Bannwaldes zu begleiten. Auf dem Weg dorthin entsteht eine Art Freundschaft zwischen den dreien und Tatinja beschließt, ihnen bei der Befreiung Elsas zu helfen. Schon allein, um den andernfalls bevorstehenden Krieg abzuwenden. Und dann erreichen sie Tanekamm, die Königsburg im Reich der Trolle. Können sie Elsa befreien und sich selbst retten?

Mein Eindruck:
Das ist eine wirklich spannende Geschichte. Voller Fantasie mit Elfen, Trollen, Magie und einer neuen Welt, die es zu entdecken gilt. Im Buchvor- und -nachsatz ist jeweils eine Karte eines Teils dieser Welt abgebildet, so dass ich beim Lesen immer nachsehen kann, wo die Kids gerade unterwegs sind. Im Buch selbst sind viele schöne, zu den Szenen passende s/w-Zeichnungen, die für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu dunkel geraten sind. Dennoch sind sie gut und unterstreichen das Gelesene. Zudem lockern sie die Kapitel auf und tragen dazu bei, da auch Leseanfänger am Ball bleiben und nicht unterwegs vor lauter Text aufgeben. Der Text ist in einer etwas größeren Schriftart geschrieben und dadurch sehr gut zu lesen. Die sieben Kapitel umfassen zwischen 8 und 13 Seiten, ein Kapitel ist mit 19 Seiten ein wenig länger. Auf dem sehr gelungenen Cover sieht man Kevin, Jarven, Tatinja und im Hintergrund Steintrolle. Die Figuren sind sympathisch und lebendig beschrieben, so dass man sich gut mit ihnen identifizieren kann. Mir gefällt es, wie die Fehde zwischen Lichtelfen (Jarven) und Feuerelfen (Tatinja) zumindest bei den Kindern langsam aber sicher in den Hintergrund rückt und klar wird, dass es egal ist, woher du kommst und was du bist und es nur darauf ankommt, wie Du bist. Die Geschichte ist zwar abgeschlossen, halt also ein gutes Ende, wird aber dennoch offengelassen, so dass ich mir sicher bin, dass weitere Teile geplant sind. Das ist auch gut so, da ich jetzt mehr über die Geschichte von Kevin und Elsa erfahren möchte, was es damit auf sich hat, dass beide offensichtlich Magie im Blut haben.

Fazit: ein sympathisches Freunde-Trio auf Abenteuerwegen in einer fantasievollen neuen Welt. Spannend, humorvoll, unterhaltsam. 4/5 Sterne und eine Empfehlung an alle Fantasie-Fans ab 9 Jahren. Zum Vorlesen, Gemeinsamlesen und auch für Leseneulinge ein perfekter Einstieg.

Bewertung vom 27.04.2024
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


sehr gut

Historischer Roman, Abenteuergeschichte und Krimi in einem – Gruselrätselraten auf hoher See

Meine Inhaltsangabe:
Die Saardam, ein Handelsschiff, ist auf den Weg von Batavia nach Amsterdam. Mit an Bord: ein kostbarer Schatz, der zum Tode verurteilte Gefangene Samuel Pipps, sein Partner Arent Hayes, der eiskalte Generalgouverneur samt Gattin, Tochter und Leibgarde sowie einige andere hochgestellte Persönlichkeiten und natürlich die raue Mannschaft. Und ganz offensichtlich auch ein Dämon namens Alter Tom, der das Schiff heimsucht, für Unruhe und Angst sorgt und den einen oder anderen Mord begeht. Arent nimmt mit Sara die Ermittlungen auf. Dabei stehen ihnen nicht nur Saras Ehemann im Weg (der Sara wie eine Gefangene hält und sie auch gerne mal züchtigt) sowie die raubeinige Mannschaft (die mit Soldaten und Edelleuten nichts zu tun haben will), sondern auch besagter Alter Tom (der vorhat, das ganze Schiff dem Untergang anheimzugeben). Nach und nach kommen Einzelheiten ans Licht, die weit in die Vergangenheit zurück reichen und die das Leben aller Beteiligten nachhaltig auf den Kopf stellen.

Mein Eindruck:
Anfangs hatte ich ein bisschen Mühe, in der Geschichte Fuß zu fassen. Ich wusste nicht so richtig, woran ich war, wo es hingeht und was ich davon halten soll. Das ist nicht wirklich ein Krimi. Aber auch nicht wirklich ein historischer oder ein Abenteuer-Roman. Es ist von allem etwas, gemixt mit Fantasie, Grusel und Romantik. Also eine ganz schöne Packung, sage ich euch. Doch je weiter die Story voranschritt, desto mehr konnte sie mich begeistern. Vor allem mochte ich Arent Hayes total gerne, der sich immer mehr zu einem starken Mann mit schwarzer Vergangenheit aber goldenem Herzen entwickelte. Das Leben auf dem Schiff wurde anschaulich geschildert und mir lief dabei der eine oder andere Ekelschauer über den Rücken. Auch die Zwei- oder besser gesagt Dreiklassengesellschaft von damals kam gut rüber. Die Story selbst, die Todesfälle, deren Umstände und die Auflösung waren super spannend und letztlich sowas von überhaupt nicht das, was ich mir beim Lesen zusammengesponnen habe. Da hat mich Turton aber gehörig an der Nase herumgeführt.

Ein kurzweiliges, spannendes und einnehmendes Leseerlebnis mit tollen Charakteren, bildhaften Beschreibungen, spannenden Krimianteilen und einem für mich nicht zu erwartenden Ausklang. Ich würde ja 4,5 Sterne geben, finde halbe Sterne mittlerweile aber irgendwie doof. Für ganze 5 reichts nicht, also sehr sehr gute 4 Sterne. Was mich aber TOTAL stört: wie kann man bitte vorne auf das Cover einen Barcode machen? Das sieht SO doof aus und verschandelt jedes Cover aufs Heftigste. Ganz gruselig, sowas!

Bewertung vom 26.04.2024
Verraten / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.10
Adler-Olsen, Jussi

Verraten / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.10


ausgezeichnet

Fesselndes Finale einer grandiosen Thrillerreihe – ich werde es so vermissen!

Meine Inhaltsangabe:
Carl Mørck wird wegen Drogenschmuggels und Mord verhaftet und wandert ins Gefängnis. Dort trachtet ihm nahezu jeder nach dem Leben, Einzelschutzhaft wird ihm verwehrt und offenbar stecken auch einige Vollzugsbeamte hinter dem Plan, Carl zu beseitigen. Während er also versucht, am Leben zu bleiben, setzen draußen seine Kollegen Assad, Rose und Gordon vom Sonderdezernat Q sowie Carls Frau Mona und sein Freund Hardy alle Hebel in Bewegung, um seine Unschuld zu beweisen. Doch nicht nur die Presse scheint voreingenommen gegen Carl zu sein, auch seine Kollegen vom Polizeirevier inkl. Chef Markus legen ihnen Steine in den Weg. Derweil ziehen die eigentlich Verantwortlichen im Hintergrund die Fäden, planen Carls Beseitigung und begehen noch ein paar weitere Morde. Bald ist klar, dass jemand aus Carls engstem Kreis mit in der Sache drinstecken muss, anders lassen sich die ganzen Begebenheiten nicht erklären. Nun zeigt sich, wer seine wahren Freunde sind, und für Carl verschieben sich einige Prioritäten in seinem Leben.

Mein Eindruck:
Ich war von Seite 1 an wieder voll dabei. Die Story geht nahtlos weiter und fesselt von Anfang an. Endlich wird aufgedröselt, was von Band 1 an immer wieder Thema ist: nämlich der Druckluftnaglermord, der Carl angelastet wird. Endlich erfährt der Leser, wie sich alles zugetragen hat. Carl im Gefängnis war sehr heftig und ich habe so mit ihm gelitten. Da er vom Knast aus nicht wirklich ermitteln konnte, lief die Zusammenarbeit des Sonderdezernat Q diesmal ganz anders ab. Überhaupt gab es hier viele Stränge und sehr viele Personen, was vielleicht zwischendurch für ein bisschen Verwirrung sorgte. Doch nach und nach fügte sich alles zusammen und der Weg dahin war wieder einmal so fesselnd, dass ich das Buch schlicht nicht aus der Hand legen wollte. Ganz besonders berührt hat mich, dass Merete Lynggaard, die in Band 1 der Reihe nach unfassbar brutaler Gefangenschaft in einer Druckluftkammer von Carl und Assad gerettet wurde, hier wieder aufgetaucht ist, um Carl beizustehen. Das war schon sehr emotional und vom Autor einfach ein richtig schöner Zug. Adler-Olsens Schreibstil ist wie gewohnt sehr bildhaft, sehr spannend und einfach richtig gut zu lesen und ich hatte permanent Kopfkino. Mein heimlicher Star der Reihe, Assad, hat mich wieder öfter zum Lachen gebracht, mich aber öfter auch sehr berührt. Umso trauriger bin ich, dass es das nach so vielen Jahren nun wirklich war mit dem Sonderdezernat Q. Ich kann die gesamte Reihe jedem Thrillerfan ans Herz legen. Doch bitte unbedingt der Reihe nach! Die Kriminalfälle selbst sind zwar abgeschlossen, doch alles Drumherum, die Entwicklung und das Miteinander der Beteiligten, baut aufeinander auf. Bye bye, Sonderdezernat Q, ich werde Dich sehr vermissen! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 21.04.2024
KoboldKroniken. Deine Kobold-Challenge

KoboldKroniken. Deine Kobold-Challenge


ausgezeichnet

Das etwas andere Freundebuch – koboldklasse!

Meine Inhaltsangabe:
Es gibt insgesamt 10 Doppelseiten zum Eintragen analog einem Freundschaftsbuch und auf den Doppelseiten dazwischen sind jeweils Rätsel angesiedelt. Jede Freundschaftsseite ist einer Farbe zugeordnet, so dass jeder weiß, wer wer ist und welches Rätsel er/sie zu lösen hat. Am Ende gelangt man so gemeinsam zu einem Lösungswort und hat die Challenge gemeistert. Man kann das Buch auch für sich alleine durchspielen, also ohne Freunde. Die Lösungen findet man ganz hinten im Buch. Koboldiges Plus: man kann das Buch mit der KoboldKroniken-App verknpüfen und dadurch so manche coole Überraschung erleben.

Mein Eindruck:
Wie geil ist das denn bitte? Sorry für den Ausdruck, aber das war das erste, was mir beim Durchspielen dieser Challenge durch den Kopf ging. Vor allem, als ich die KoboldKroniken-App gezückt habe und damit einige Fotos im Buch abgescannt habe. Coooooool!!!! Und überhaupt ist das einfach mal ein anderes Freundschaftsbuch. Eins, bei dem die Kids zusammenarbeiten müssen, um gemeinsam die Challenge zu lösen. Die Rätsel sind dabei manchmal ganz easy und gerne auch mal verzwickt. Aber immer total witzig. Und natürlich, wie man das von den Machern der KoboldKroniken nicht anders kennt, ist die Aufmachung einfach total irre gut! Dieser Mix aus s/w-Skizzen, farbigen Zeichnungen, „eingeklebten“ Gegenständen etc. gefällt mir jedes Mal aufs Neue. Die Eintragungen auf den Freunde-Seiten sind alle gleich, außer bei dem Punkt KOBOLD-CHALLENGE. Da steht bei jedem was anderes, z.B. Platziere einen Fleck Deines letzten Mittagessens hier, und schreibe dazu, was es war. Oder: Mache ein Foto von deinen Nasenlöchern und klebe es hier ein (ich musste so lachen). Oder auch: Falte Eselsohren in alle geraden Seiten dieses Buches. Ihr seht: das ist ein Mitmachbuch, das gerne beschriftet, geknickt, benutzt werden darf und auch soll. Am Ende hat man eine richtig coole Erinnerung an die Kumpels, Kumpelinen und Kobolde, die mit einem gemeinsam diese Challenge gemeistert haben. Für Fans der KoboldKroniken ein Must-have. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 20.04.2024
Tornado im Kopf
Patrick, Cat

Tornado im Kopf


ausgezeichnet

Ein Krimi für Kinder, der unter die Haut geht und so viel mehr ist

Meine Inhaltsangabe:
Frankie ist ein 13-jähriges Mädchen mit tiefgreifenden Problemen. Sie hat das Asperger-Syndrom, dadurch eine Aufmerksamkeitsstörung und eine Störung der Sinnesverarbeitung. Kurz gesagt: sie ist neurodivers. Damit einher gehen die Abneigung vor Berührungen und Lärm. Frankie ist lebhaft und klug, sehnt sich nach Nähe und hat gleichzeitig Angst vor ihr. Ihr Kopf ist manchmal wie ein Tornado und sie hat keinen Filter im Hirn, sondern spricht einfach alles direkt aus, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob sie damit ihre Umwelt vor den Kopf stößt. Tornados sind übrigens ihre große Leidenschaft und so ist es nicht verwunderlich, dass jedes Kapitel mit einem Fakt oder einem Fake über Tornados beginnt. Mit ihrer Zwillingsschwester Tess hat Frankie sich ein Stückweit auseinandergelebt, was sicher daran liegt, dass Tess ein normaler Teenager in der Pubertät ist und Frankie eben eher in ihrer eigenen Bubble lebt. Als eines Tages Frankies bis vor kurzem noch beste und einzige Freundin Colette verschwindet, zählt Frankie nach und nach 1 und 1 zusammen und setzt sich zum Ziel, Colette zu finden. Hilfe bekommt sie von Tess, die beiden wachsen durch diese Schnitzeljagd wieder näher zusammen. Alles soll wieder so wie früher werden. Doch wird es das?

Mein Eindruck:
Meine Güte, das habe ich von dem spontan in der Buchhandlung gekauften Buch nicht erwartet. Die Story wird von Frankie erzählt und das auf eine emotionslose und gleichzeitig emotionale Art und Weise. Nüchtern und ausdrucksstark. Humorvoll und tieftraurig. Große Klasse! Es ist eigentlich ein Krimi, da ja das Verschwinden von Colette aufgeklärt werden soll, die Polizei mit an Bord ist und Ermittlungen durchführt. Das allein für sich ist schon eine spannende Sache, zumal Frankie und Tess ja auch ihren eigenen Spuren nachgehen. Doch letztlich ist Frankies Geschichte, ihre Art, diese zu erzählen, der eigentliche Wow-Effekt in diesem Buch. Ich hatte so Mitleid mit ihr (und auch mit ihrer Familie, ihrer Umgebung, die sie ja irgendwie ständig vor den Kopf stößt) und wusste doch genau, dass Mitleid das letzte ist, was Frankie will. Gleichzeitig habe ich sie total bewundert, weil sie einfach ein echt schlaues Mädchen ist. Ebenso wie Tess, die für mich auch eine große und wichtige Rolle in dem Buch spielte. Und nicht zu vergessen die verschwundene Colette, von der ich als Leser ja nur durch Erzählungen und Rückblicke etwas erfahre. Mich hat das gesamte Buch von vorne bis hinten begeistert, mitgenommen, berührt und sehr gut unterhalten. Das Ende, puh, ich kann gar nichts darüber schreiben, sonst laufen die Tränen wieder. Wie die Autorin es schafft, die Geschichte gleichzeitig locker und humorvoll, aber auch ergreifend und spannend zu schreiben, finde ich schlicht großartig. Eine volle Empfehlung und natürlich 5/5 Sterne. Ein wunderbarer Spontankauf, den ich nicht missen möchte.

Auszeichnungen:
• Kinderbuch des Monats (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach), November 2021
• LesePeter (Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur & Medien der GEW), Mai 2022

Bewertung vom 19.04.2024
Das Mädchen
King, Stephen

Das Mädchen


ausgezeichnet

Spiel mit den Ängsten – ein ruhiger, fast schon sensibler Roman aus der Feder des Horror-Königs

Meine Inhaltsangabe:
Die 9jährige Trish ist mit Mutter und Bruder mal wieder auf einem Wochenendausflug, diesmal wandern in Neuenglands Wäldern. Sie ist genervt von den ewigen Streitereien zwischen den beiden, die aufgrund der Scheidung der Eltern nahezu jeden Tag begleiten und fühlt sich ein Stückweit ausgeschlossen. Sie beschließt, den Wanderweg zu verlassen, um zu pinkeln. Pete und ihre Mutter bekommen Streit vertieft nichts mit und plötzlich hat Trish die Orientierung verloren. Ausgerüstet mit einem Rucksack mit ein wenig Essen und Trinken, einem Walkman und einem Regenponcho versucht sie, den Weg wiederzufinden, gelangt dabei aber immer tiefer in den Wald. Einerseits droht ihre Angst sie zu überwältigen, andererseits erinnert sie sich an den einen oder anderen Trick fürs Überleben in der Wildnis, den sie irgendwo aufgeschnappt hat. Und dann ist da noch Tom Gordon, ihr Lieblings-Baseball-Spieler der Boston Red Sox, zu dem sie sich in Gedankenspielen flüchtet und der ihr Kraft zu geben scheint. Dank ihres Walkmans kann sie die ein oder andere Radioübertragung mit anhören. Je mehr Tage vergehen und je schwächer, kränker und verzweifelter Trish wird, desto sicherer ist sie, dass ihr ein Ding auflauert, das sie töten will. Reichen ihre Kraftreserven, um dagegen anzukämpfen? Und um den Weg in die Zivilisation zurück zu finden?

Mein Eindruck:
Wer sich einen Horrortrip mit viel Blut, Gewalt und Action wünscht, dem rate ich von diesem King ab. Denn das Mädchen ist ungewöhnlich ruhig, nachdenklich, sensibel und besticht eher mit Gefühlen und Ängsten, als mit Horror und Gewalt. Der Leser begleitet die kleine Trish auf ihrem ganz persönlichen Unglückstrip im Wald, begleitet nur von Stechmücken, aggressiven Wespen, bedrohlichen Schatten, Hunger, Durst und Verzweiflung. Bei allem Mut, den Trish dabei an den Tag legt, wird dennoch immer wieder deutlich, dass sie nur ein kleines Mädchen ist, das Angst hat, nachts allein im Wald zu sein und sich nichts sehnlichster wünscht, als eine intakte, liebende Familie. Und mal im Ernst: wer kennt das nicht, das Gefühl der Angst, wenn man allein im Dunkeln ist. King versteht es meisterlich, gerade mit diesen Ängsten und Gefühlen zu spielen und dadurch eine permanent bedrohliche oder doch zumindest sehr angespannte Atmosphäre entstehen zu lassen. Zwischendurch blitzt immer wieder der typische King-Humor durch. Und ja, irgendwie ist die Story auch eine Ode an den Baseball-Sport. Ist dieser bzw. der Baseballspieler Tom Gordon doch das, was Trish immer wieder Kraft und Mut und Durchhaltevermögen gibt.

Gesprochen von einem männlichen und weiblichen Part und hin und wieder unterlegt mit Geräuschen oder Musik. Warum es zwei Sprecher sind, hat sich mir nicht erschlossen, aber da denke ich jetzt einfach nicht weiter drüber nach. Denn beide haben einen guten Job gemacht. Ich habe sehr mit Trish mitgelitten und -gehofft und konnte so vieles von dem, was sie durchmachte, total nachvollziehen. Großartige 5/5 Sterne dafür.

Bewertung vom 13.04.2024
KoboldKroniken. Koboldkoole Rätsel, Spiele und Ideen
Bleckmann, Daniel

KoboldKroniken. Koboldkoole Rätsel, Spiele und Ideen


ausgezeichnet

Koboldgeprüftes, total witziges Mitmachbuch inkl. Stickerbogen

Spiele, Tests, Rätsel und Malseiten sind in diesem Heft vorhanden und als kleine Krönung noch ein doppelseitiger Bogen mit Stickern aus der KoboldKroniken-Welt. Im DIN-A4-Format und durchweg mit farbigen Illustrationen sowie einer Optik, wie man sie aus den KoboldKroniken-Büchern schon kennt.

Was hätte ich mir als Kind die Finger nach diesem Mitmachheft geleckt! Ich habe sowas echt geliebt! Es gibt Tests, mit denen ich herausfinden kann, ob in mir ein Kobold steckt, ob ich eher brav oder mehr Typ Klassenclown bin, welche Figur aus KoboldKroniken ich eher bin und welchem Koboldklan ich zugehöre. Die Spieltipps sind total lustig und leicht umsetzbar. Da gibt es z.B. Drakkball auf dem Schultisch, ein Lehrertypen-Bingo und ein Brettspiel (das ich absolut großartig und so kreativ finde!!). Die Rätsel sind schön abwechslungsreich und ich kann sogar lernen, einen Rumpel zu zeichnen. Hier wird auf 40 Seiten viel Abwechslung und Action geboten, immer verbunden mit ganz viel Witz und Spaß. Mir gefällt dabei die Aufmachung sehr und die Sticker, hach, ich liebe sie!
Wer die Koboldkroniken kennt und in der Schule eine Freistunde überbrücken muss oder daheim bei schlechtem Wetter keine Lust hat rauszugehen, der wird an diesem Activitybuch seine Freude haben. Ob allein oder mit Freunden, hier ist für jeden was dabei. Ich find´s mega und daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 07.04.2024
Die Butter und der Schlitten
Haller, Connie

Die Butter und der Schlitten


ausgezeichnet

Liebesroman, Historischer Roman, zeitgenössischer Roman – alles in einem und sehr fesselnd

Meine Inhaltsangabe:
Joy (jung, ungebunden, bisexuell mit Bindungsängsten)
Leonard (in Joys Alter, alleinerziehender, trauernder Witwer)
Violetta (einsam, unsterblich in ihre weibliche Online-Bekanntschaft verliebt, voller Selbstzweifel wegen ihres hohen Übergewichts, in einer sehr schwierigen Mutter-Kind-Beziehung gefangen)
Martin (reich, arrogant, unglücklich, untreu, fährt gerade seine Ehe gegen die Wand)
Emma (91 Jahre, einsam, immobil, oft in der Vergangenheit lebend)

Diese fünf Menschen leben irgendwo an der Küste Deutschlands in derselben Straße und haben doch scheinbar nichts miteinander zu tun. Jeder lebt das eigene Leben, hat seine eigenen Ängste und Sorgen. Bis sie irgendwann feststellen, dass sie alle eigentlich nur eins wollen: geliebt und angenommen werden, glücklich sein, Geborgenheit finden. Der Weg dahin ist jedoch gepflastert mit Hindernissen, Selbstzweifeln, schwer abzulegenden Gewohnheiten, aber auch mit Selbsterkenntnis, Mut, Eingeständnissen und denkwürdigen Begegnungen.

Mein Eindruck:
Es ist für mich sehr schwer zu beschreiben, um was für ein Buch es sich handelt. Es ist ein zeitgenössischer Roman und eine Liebesgeschichte, hat aber auch historische Anteile. Ich kann euch auch gar nicht sagen, was das Buch mit mir gemacht hat, weil das echt seltsam und sehr beeindruckend war. Jeder der Fünf erzählt wechselweise einen Tagesabschnitt aus dem eigenen Leben. Diese überschneiden sich dann mit denen der anderen und werden dann aus deren Sicht (neu) erzählt. Im Falle von Emma auch, doch gibt es bei ihr noch die Besonderheit, dass sie aus ihrer Kindheit im Krieg erzählt, was sehr berührend ist. Was ich da über das jeweilige Leben der Fünf so erfahre, wie jeder einzelne von ihnen durch den Tag kommt, welche Gedanken und Gefühle sie haben, wie sie die Dinge sehen ist eigentlich gar nichts so Besonderes. Ganz normale Menschen mit ganz normalen Leben. Dadurch, dass ich aber den jeweiligen Tag mit den Augen aller sehe, die Gedanken und Gefühle aller kenne und viel mehr Hintergrundwissen als diese habe, weil sich mir das Gefüge natürlich deutlich schneller offenbart, ich viel mehr über jeden einzelnen weiß, macht das ganze zu einer wirklich besonderen, eindrücklichen Sache, die einen unglaublichen Sog auf mich ausgeübt hat. Ich habe das Buch in einem Rutsch in wenigen Stündchen weggesuchtet und wollte nicht mal daran denken, es aus der Hand zu legen. Sehr fesselnd und spannend und naja, irgendwie befriedigt es auch diesen bei wohl fast allen Menschen angeborenen Voyeurismus, die Neugierde auf das Leben der Anderen. Wer will nicht immer mal wissen, was bei dem im Kopf vor sich geht oder bei der hinter verschlossenen Türen. Hier bekommt der Leser das serviert, kann die Figuren durch einzelne Tagesabschnitte begleiten und ist ihnen doch immer einen Schritt voraus. Das hat die Autorin außergewöhnlich gut hinbekommen. Ihr flüssiger Schreibstil trägt zudem dazu bei, dass ich durch die Seiten geflogen bin, mich aber dennoch intensiv in die Geschichte einfühlen konnte. Ein außergewöhnliches Buch und ganz große Klasse! 5/5 Sterne.

Wer sich nun fragt, was der ungewöhnliche Buchtitel bedeutet, der im Cover so hervorragend umgesetzt wurde: ich verrate es nicht, lest es selbst. Nur so viel: es hat mit Emmas Erinnerungen zu tun.

Bewertung vom 06.04.2024
BIST DU NICHT WILLIG
Kleinknecht, Markus

BIST DU NICHT WILLIG


ausgezeichnet

Fesselndes Prequel der Hamburger Jan Fischer und Charlotte Sander Thrillerreihe

Charlotte Sander fängt als Fotografin bei der Hamburger Zeitung an, bei der Jan Fischer als Reporter tätig ist. Die zwei sind sich noch nicht so wirklich grün, sollen aber für einen Artikel zusammenarbeiten, bei dem es um die vor fünf Jahren verschwundene Sängerin Anna Horn geht. Bei den Recherchen stößt Jan auf den Fotografen Paul, der damals so etwas wie Anna Horns Papparazzi war. Paul schafft es, Jan, der gerade in einer beruflichen Sinnkrise steckt, dazu zu bringen, über Grenzen zu gehen und sich dessen Clique anzuschließen. Eine Art Freundschaft entsteht, die jedoch bald von Jan hinterfragt wird. Zumal es Verbindungen zu einem aktuellen Fall zu geben scheint, bei dem es um den fragwürdigen Tod eines Mannes geht, der in der Elbe ertrunken ist. Die Situation wird immer brenzliger, Jan und Charlott, die beide nicht davor zurückschrecken, sich bei ihren Investigativrecherchen selbst in größte Gefahr zu bringen, kommen sich näher. Dann wird Jan diverser Verbrechen beschuldigt. Eile ist geboten, um seine Unschuld zu beweisen und vielleicht sogar Leben zu retten.

Mein Eindruck:
Ich habe 2022 den Vorgänger dieses Buches gelesen, der mich sehr begeistert hat. Das jetzt erschiene Fortsetzung der sog. Jan Fischer und Charlotte Sander-Reihe (die nun aus fünf Bänden besteht, jeder ist aber in sich abgeschlossen und somit auch ohne Kenntnis der Vorbände sehr gut zu lesen) erzählt nun, wie Jan und Charlotte sich kennenlernen. Diese Idee eines Prequels hat mir sehr gut gefallen. Es geht direkt heftig los mit einer Szene einer Frau, die aus einer Ohnmacht erwacht und sich gefesselt in einem dunkeln Raum wiederfindet. Dieser Strang wechselt sich mit der Story rund um Jan und Charlotte und den Ermittlungen zu Anna Horn und dem Toten in der Elbe ab und ich fragte mich die ganze Zeit: wie passt das zusammen? Und was führt dieser Paul im Schilde, der mir echt suspekt und unsympathisch war, dem vom Autor aber eine gewisse und durchaus nachvollziehbare Anziehungskraft auf den Leib geschrieben wurde. Ich hätte Jan gern geschüttelt und ihn angeschrien, dass er sich von diesem seltsamen Typen distanzieren soll. Ich habe mir zwar gedacht, dass die recht ausführlich abgehandelte Geschichte zwischen Paul und Jan nicht einfach so grundlos Thema in der Story ist, doch was letztlich dabei rauskam, war echt genial. Das Zusammenlaufen der Handlungsstränge, die Zusammenhänge eben jener, der Fortgang der Geschichte war alles für mich nicht so vorhersehbar und daher sehr spannend. Die Figuren sind herrlich herausgearbeitet und irgendwie intensiv, so dass es einfach Spaß macht, über sie zu lesen. Für mich ein höchstspannendes Lesevergnügen mit Kopfkino vom Feinsten. Viele Stränge, die am Ende zu einem einzigen werden, der noch dazu absolut nicht an den Haaren herbeigezogen rüberkommt, sondern Hand und Fuß hat. All das getoppt von einem fesselnden Schreibstil, der nichts zu wünschen übriglässt. Richtig gut! 5/5 Sterne.