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banänna

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


weniger gut

In dem Buch „Der große Fehler“ schreibt der Autor Jonathan Lee über die Geschichte des US-amerikanischen Juristen und Politikers Andrew Green. Bekannt als „Father of Greater New York“ gestaltete er viele öffentliche Projekte, bspw. den Central Park, die New York Public Library und das Metropolitan Museum of Art.

Es ist Freitag, der 13. November 1903: Andrew Haswell Green wird im Alter von 83 Jahren vor seiner Haustür erschossen, mitten in New York. Wieso? Das beantwortet der Autor in seinem Buch „Der große Fehler“. Dabei erzählt Jonathan Lee einerseits von der Aufklärung des Falls durch Inspektor McClunsky, andererseits berichtet er von Greens Leben und seiner Kindheit.

Leider fiel mir der Einstieg in die Lektüre gar nicht so leicht. Ich konnte mich thematisch nicht auf die Geschichte einlassen. Für mein Empfinden enthielten die ersten Kapitel zu viele umschweifende Elemente und historische Einschübe, die meine ganze Konzentration erforderten. Die nicht lineare Erzählweise verwirrte mich anfangs sehr und auch die vielen Charaktere blieben mir fremd. Durch die ersten 130 Seiten habe ich mich leider stark durchboxen müssen (ich wollte das Buch wirklich ganz oft aus den Händen legen). Warum ich es nicht getan habe? Die spannenden Ermittlungen von McClunsky haben mich am Lesen gehalten. Auch die poetische Schreibweise des Autors hat mir gut gefallen, so ernst und humorvoll zugleich, dass ich das Buch unbedingt bis zum Schluss lesen wollte.

Ich habe etwas ganz anderes erwartet und war leider etwas enttäuscht beim Lesen. Die Mischung aus Erzählung, Krimi, Biografie und Historie ist dem Autor Jonathan Lee zwar unheimlich gut gelungen, allerdings für mich etwas zu bunt und langatmig gewesen.

Bewertung vom 23.02.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

Lest diese Geschichte! Mich hat das Buch von der ersten Seite an eingenommen. Die Geschichte der Familie hat mich tief berührt und auch über das Ende des Buches noch lange weiter beschäftigt.
Hier kurz der Inhalt, um zu verstehen, wieso dieses Buch so besonderes ist: In der Geschichte begleiten wir die Familie Yilmaz. Hüseyin Yilmaz hat sich eine Wohnung in Istanbul gekauft und erfüllt sich damit seinen Lebenstraum, für den er lange in Deutschland gearbeitet hat. Doch dann stirbt er an einem Herzinfarkt. Seine Frau und seine vier Kinder reisen ihm folglich nach, um an seiner Beerdigung teilzunehmen.
Und so tauchen wir als Lesende in alle sechs Personen und erleben hautnah das Leben von Hüseyin, Ümit, Sevda, Hakan, Peri, Emine, Dabei werden sie von vielen Themen begleitet. Es geht um Trauer, Migration, Religion und Tradition aber auch Sexualität und Identität.
„Vielleicht sind Dschinns wie Wahrheiten, die man nicht ausspricht, in der Hoffnung, dass sie einen dann in Ruhe lassen.“
Wow, ein unfassbar kraftvolles Buch! Und definitiv ein literarisches Highlight im Frühjahr.
(5/5)

Bewertung vom 15.02.2022
Die Gezeiten gehören uns
Vida, Vendela

Die Gezeiten gehören uns


ausgezeichnet

Rezension
Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Um diese Fragestellung geht es in dem Coming-of-Age Roman „Die Gezeiten gehören uns“ von Vendela Vida. Denn in diesem emotionalen Roman thematisiert die Autorin den Umgang und die Wirkung von Lügen sowie die Herausforderungen des Erwachsenwerdens.
Die Geschichte spielt Anfang der Achtziger Jahre in Kalifornien. Dort lernen wir Eulabee und ihre beste Freundin Maria Fabiola kennen.
Die Freundinnen lieben die Straßen von Sea Cliff. Sie kennen die prachtvollen Häuser und die wilden Strände. Eines Morgens werden sie auf dem Schulweg von einem Mann in einem weißen Auto angesprochen und nach der Uhrzeit gefragt. Was aber danach passiert, darin sind sich die Mädchen uneinig. Ihre Freundschaft verbricht und Eulabee wird zur Ausgestoßenen. Und dann verschwindet plötzlich Maria Fabiola und nach und nach kommen unzählige Lügen zum Vorschein.
Eine mitreißende und einnehmende Geschichte, die zwischendurch auch sehr humorvoll ist. Mir hat der einfache Schreibstil von Vendela Vida unheimlich gut gefallen. Der Roman ist aus Eulabees Perspektive geschrieben, sodass ich schnell Zugang zu dem Mädchen finden konnte. Ihre Gedanken, Zweifel und Hoffnungen konnte ich sehr gut nachvollziehen.
Besonders das Ende hat mir unheimlich gut gefallen, da so der Inhalt perfekt abgerundet wurde und noch einmal verstärkt wird, dass Freundschaften ein ganzes Leben beeinflussen können.
Für mich ein echtes Leseerlebnis!
(5/5)

Bewertung vom 31.01.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


sehr gut

Wie weit würdet ihr gehen, um jemanden den ihr liebt, vor der Welt zu schützen? Und wann wird Liebe zu Besessenheit?
Um diese Fragen dreht sich der neue Roman des britischer Autors Matt Haig. „Der fürsorgliche Mr Cave“ ist eine tief bewegende und herzergreifende Geschichte um einen trauernden und verzweifelten Vater.

In der Geschichte begleiten wir den Antiquitätenhändler Terence Cave, der bereits zum dritten Mal den Verlust eines geliebten Menschens verkraften muss. Geblieben ist ihm nur noch seine Tochter Byrony. Verzweifelt versucht Mr Cave, seine Tochter vor allen Gefahren zu schützen. Doch er nimmt seiner Tochter die Luft zum Atmen, beobachtet sie, sperrt sie sogar ein.

Was für eine krasse Geschichte! Matt Haig überzeugt auch dieses Mal wieder mit einer klaren und pointierten Sprache. Durchgegend begleitet eine düstere Atmosphäre die Geschichte. Der Roman ist aus der Perspektive von Mr Cave geschrieben. Seine Verzweiflung, seine Angst und sein Schmerz sind von Haig so unfassbar deutlich beschrieben, dass ich sie als Leserin förmlich spüren konnte. Es ist total erschreckend zu lesen, welches Verhalten der Vater aus Verzweiflung an den Tag legt und wie besessen er ist. Einerseits ist sein Handeln total absurd, andererseits aber auch absolut nachvollziehbar.

Ein erschütternder Roman über die zerstörerische Kraft der Liebe.

Bewertung vom 28.08.2021
Der Mauersegler
Schreiber, Jasmin

Der Mauersegler


ausgezeichnet

wander.anni

Bewertung vom 13.05.2021
Nachrichten von Männern
Decker, Anika;Berlin, Katja

Nachrichten von Männern


gut

Ghosting, einsilbige Kommunikation, „Komm-doch-noch-vorbei-Nachrichten“ um Mitternacht:
Beim Online-Dating lassen sich sehr unschöne Phänomene beobachten und ich glaube alle, die schon einmal eine Dating-App verwendet haben, kennen zumindest eine der aufgeführten Situationen.
Und genau darum geht es in dem Buch „Nachrichten von Männern“ von Katja Berlin und Anika Decker. Anhand bestimmter Chatverläufe erklären die beiden Autorinnen die unterschiedlichen (Schreib-)Typen von Männern. Insgesamt identifizieren sie 37 verschiedene Stereotype, wie beispielsweise „Der Ghoster“, „Der Talkshowgast“, „Der Nette“ oder „Der Ich-Botschafter“. In ihrem Buch geht es aber nicht nur um die reine Klassifizierung. Die Autorinnen erläutern den Charakter der Männer und beschreiben wie die Nachrichten richtig einzuordnen sind. Zudem geben sie Ratschläge, wie mit den unterschiedlichen Typen am besten umgegangen werden kann.
Ja, natürlich bedient sich das Buch an Klischees, beschreibt Stereotype und packt Nachrichtenverläufe und Charaktere in Schubladen. Aber dennoch hat mich das Buch an vielen Stellen zum Schmunzeln gebracht und die Autorinnen schreiben sehr humorvoll. Und es gab erschreckend viele Ähnlichkeiten zu meinen persönlichen Erfahrungen. Mit den knapp 200 Seiten lässt sich das Buch sehr schnell lesen.
Ein amüsantes Buch bei dem die Lesenden lernen, Zurückweisungen besser einzuordnen. Kurzweilig und ideal zum Schmökern zwischendurch.

Bewertung vom 29.04.2021
Der Junge, der das Universum verschlang
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


sehr gut

Was macht einen Menschen gut oder böse? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Protagonist Eli Bell im Buch „Der Junge, der die Welt verschlang“.

Der 11-jährige Eli lebt mit seiner Familie in einem Vorort von Brisbane und wächst in einem eher schwierigen familiären Umfeld auf. Sein Bruder August spricht nach einem dramatischen Vorfall nicht mehr. Die Mutter der beiden ist drogenabhängig und dealt mit Heroin. Als sich der Stiefvater Lyle mit dem Drogenkartell anlegt, bricht alles zusammen: Die Mutter wird verhaftet und Eli und sein Bruder müssen zu ihrem alkoholkranken Vater. Trotz dieser Ausgangslage glaubt Eli an das Gute in den Menschen und geht seinen eigenen Weg.
Der Autor Trennt Dalton verwendet eine sehr raue Sprache, schreibt sehr bildhaft und locker. Mich hat der Erzählstil total in den Bann gezogen. Dank der bildlichen Darstellung der Protagonist:innen konnte ich mich gut in die Charaktere hineinversetzen. Besonders Eli habe ich schnell ins Herz geschlossen. Dies liegt vor allem auch daran, dass der Autor Eli in der Ich-Form erzählen lässt und seine positive Lebenseinstellung in den Vordergrund rückt.

Mir hat diese außergewöhnliche Geschichte trotz der harten Thematik sehr gut gefallen.

Bewertung vom 14.04.2021
Drei Kameradinnen
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen


ausgezeichnet

Der Roman „Drei Kameradinnen“ von Shida Bazyar ist kein Wohlfühlroman. Keine Geschichte, in die fröhlich und entspannt eingetaucht werden kann und bei der es einem beim Lesen gut geht. Nein, sie ist provokant, sie übt Gesellschaftskritik und stellt Rassismus und Fremdenhass in den Fokus. Und das auf eine unfassbar guten Art und Weise!
Seit ihrer Kindheit führen Hani, Kasih und Saya, die drei Kameradinnen, eine tiefe und bedingungslose Freundschaft. Sie sind in der gleichen Siedlung am Rande der Stadt aufgewachsen, nachdem die Familien nach Deutschland geflohen sind. Der Roman beginnt mit einem Zeitungsartikel, aus dem hervorgeht, dass Saya einen Brand ausgelöst haben soll, bei dem mehrere Menschen ums Leben gekommen sind. Die Geschichte wird rückblickend von Kasih erzählt und schnell wird deutlich, dass der Alltag der drei Protagonistinnen von vielen schrecklichen Dingen bestimmt wird: Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Vorurteile, Hass, Blicke und rechter Terror.
Der Roman „Drei Kameradinnen“ hat mich unheimlich aufgewühlt. Ich habe während des Lesens so viele unterschiedliche Emotionen verspürt. Ich war wütend. Wütend und enttäuscht über die Reaktionen der im Buch beschriebenen Personen. Ich war traurig. Traurig darüber, dass die drei Protagonist:innen im Alltag mit so viel Hass konfrontiert wurden. Und ich war überrascht darüber, wie unterschiedlich die drei Freundinnen mit der Situation umgegangen sind.
In dieser großen Geschichte stecken viele kleine, unfassbar greifbare Geschichten. Dabei beschreibt die Autorin ganz wunderbar, wie wichtig Freundschaften sind. Die Sprache des Romans ist mitreißend, direkt und lebendig. Die Autorin lenkt immer wieder die Aufmerksamkeit auf die Lesenden und spricht sie direkt an. Teilweise provozierend, aber unheimlich ehrlich. Eine absolute Leseempfehlung! Nicht nur aufgrund der Thematik, sondern auch aufgrund der intelligenten und tollen Schreibweise!

Bewertung vom 13.03.2021
Genug
Dalsgaard, Louise Juhl

Genug


ausgezeichnet

Wow, ein so kurzer Romann und doch so intensiv, eindrucksvoll und herzerwärmend. Absolute Empfehlung!

In dem Buch geht es um eine Ich-Erzählerin, die nach ihrem absolvierten Abschluss aus verschiedenen Gründen entscheidet, immer weniger Essen zu wollen. Die Gründe kommen nach und nach heraus und innerhalb eines Jahres verliert sie mehr als die Hälfte ihres Körpergewichts, bis sie nur noch 36,7kg wiegt. Sie lebt jahrelang mit den Folgen ihrer Anorexie: Frösteln, Müdigkeit, Schlafstörungen, Bauch- und Gliederschmerzen sowie Lustlosigkeit. Es folgen wiederholte Aufenthalte in Kliniken. Findet sie wieder zurück?

Die Autorin erzählt die Geschichte sehr poetisch, mit einer ruhigen Stimme und an vielen Stellen humorvoll. Abwechselnd wird in sehr kurzen Kapiteln bzw. Abschnitten von der Zeit zwischen den einzelnen Klinikaufenthalten und ihrer Kindheit berichtet. In den einzelnen Abschnitten wird deutlich, wie die Krankheit psychologisch begründet ist und wie die Protagonistin die Situation empfindet. Zwischendurch erhält der/die Leser:in Einblicke in die Krankenakte der Protagonistin.

Ich habe „Genug“ von der dänischen Schriftstellerin Louise Juhl Dalsgaard nicht mehr aus der Hand lege können: ich habe mitgefiebert, ich war überrascht und ich habe gehofft, dass die Protagonistin wieder ins Leben zurückfindet. Das Buch hat mich total gefesselt und ich habe es an einem Abend ausgelesen.