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* Vivi *
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Bayern
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Bewertungen

Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2014
Elchscheiße / Torsten, Rainer & Co. Bd.1
Simon, Lars

Elchscheiße / Torsten, Rainer & Co. Bd.1


ausgezeichnet

Roadtrip und Schildbürgerstory, irrsinnig lustig und fesselnd

Bekanntlich meidet man gern Scheisse in allen Lebenslagen. Bei dieser Scheisse sollte man jedoch eine Ausnahme machen: Da muss man einfach durch!
Lars Simons Romandebüt ist so gut gelungen, dass es Zeile für Zeile ein Vergnügen ist, der Geschichte zu folgen.
Sein Held ist ein ganz normaler Mann mit Job, mit Freundin und mit einem guten, aber lauen Durchschnittsleben. Da ihm das aber alles zu fade wird und da seine Beziehung sowieso schon schön langsam dahinkriselt, trifft er eine Entscheidung: Er weckt den Ur-Mann in seinem Inneren. Wie das geht? Ganz einfach: Alles hinschmeißen und etwas Neues anfangen. Ein Wagnis, ein unerwartetes Erbe anzutreten, kommt Torsten da gerade zum richtigen Zeitpunkt. Und Torsten ist wohl einer, der im beginnenden Midlife-Crisis-Alter gern etwas riskiert.

Das „kosmische Zeichen aus Gödseltorp“ führt ihn zu einem kleinen Ort in Schweden, wo dann so richtig viel „Mist“ passiert. Obwohl der Weg dorthin auch nicht zu unterschätzen ist.

Der Autor erschuf mit „Elchscheisse“ eine Mischung aus Roadtrip und Schildbürgerstory mit einer ganzen Menge Situationskomik und mit unglaublichen Ereignissen, die Lars Simon bildhaft und oft sogar „schmackhaft“ beschreibt. Die Geschichte ist dabei fesselnd und so irreal es auch klingt, erscheint sie meist glaubhaft.
Lars Simon schildert Torstens Gefühlswelt unheimlich witzig, mit einer guten Portion Ironie. Man sollte sich diesen schrägen Roman nicht entgehen lassen, insbesondere weil er von einem Mann geschrieben wurde, der sich mit dem Titelthema anscheinend gut auskennt und das garantiert durchgehend Heiterkeit. Dieser knapp 300-Seiten-Irrsinn hat nur einen Fehler: Er endet zu schnell.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2014
Mystery Girl
Gordon, David

Mystery Girl


ausgezeichnet

Ein intelligentes, schräges Buch mit Niveau

Mystery Girl ist zweifellos ein Kriminalroman fern von der Normalität. Bereits die Ausgangssituation erweckt Argwohn: Ob der Privatdetektiv Solar Lonsky, eine der Hauptfiguren, ein Genie und geschätzter Arbeitgeber oder schlicht nur geisteskrank ist? Oder ist der Erzähler, Sam Kornberg, einigermaßen gesund, obwohl er sich größtenteils der Selbstquälerei hingibt, quasi „frei nach Proust“ um die fehlende Erinnerung, was und wann in seinen Ehejahren schief gelaufen ist? Heißt Kornbergs Ehefrau Lala oder lebt sie unter falscher Identität in den USA? Sehr lange ist es auch nicht klar, ob tatsächlich ein Kriminalfall vorliegt. Nichts ist, wie es scheint.

Die detaillierten Beschreibungen zeigen schräge Figuren und nicht weniger verwirrende Ereignisse in einer häufig surreal wirkenden Umgebung. Entsprechend kommt die Ansprache in einer korrespondierenden Szene kaum seltsam vor: „Ladies und Gentlemen und alle dazwischen, ...“. Obwohl die Sexualität (oft sogar Pornografie) nicht nur in den Dialogen ein Thema ist, bleibt die Obszönität in annehmbaren Rahmen.

Alles dient in diesem Roman der Kunst und der Verwirrung. Bald empfindet man nicht mehr störend, wie sprunghaft sich die Themen wechseln: wissenschaftliche Vorträge über Literaturtheorie, bildhaft detaillierte pornografische Filmszenen, Alltag, Verbrechen oder Erinnerungen an ein friedliches Eheleben. Nicht mal die persönliche Anrede der Leser durch den Autor bringt einen aus der Bahn: „Ich will Sie nicht mit Details langweilen.„ Wie eben ein spontaner Austausch von unglaublichen Anekdoten, die wider Erwarten allen – selbst dem langweiligsten und erfolglosesten Romanautor wie Sam Kornberg – passieren können.

Stilistisch erinnert das Buch an klassische Kriminalgeschichten: präzise geschrieben, spannend gehalten, mit merkwürdigen und abenteuerlichen Wendungen.
David Gordon lockert einige peinliche oder düstere Abschnitte sogar mit makaberen Ausdrücken auf, wie „Walfischsperma“ (als Energie-Shake) und „Coffee and Donuts für alle“ als allgemeine Begrüßung (mangels Sprachkenntnisse) bei einer mexikanischen Trauerzeremonie.

David Gordons geistreiche, präzise Ausdrucksform, der Einfallsreichtum des Autors und die durchgehend selbstkritische Haltung des Protagonisten erwecken von Anfang an Sympathie.

Wer sich in den Parallelwelten zwischen Wahrheit und Täuschung und in durchgeknallten Szenen mit urkomischen Darstellern verlieren möchte und dabei eine unberechenbare, abenteuerliche Lektüre wünscht, dem werden mit Mystery Girl die Herzenswünsche erfüllt.