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Maralind

Bewertungen

Insgesamt 88 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2022
Kaltherz
Faber, Henri

Kaltherz


ausgezeichnet

Das Ehepaar Clara und Jakob Lipmann durchlebt einen Alptraum.
Seit vier Monaten ist ihre kleine Tochter Marie verschwunden. Clara hat die fünfjährige auf einem gemeinsamen Ausflug nur ein paar Minuten aus den Augen gelassen und seitdem fehlt von Marie jede Spur.

Clara zerbricht an ihren Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen, ihr Mann Jakob ist keine Stütze und vergräbt sich mehr denn je in seine Arbeit und versucht seine Karriere voranzutreiben.
Der einzige Verdacht fällt auf das ehemalige Kindermädchen von Marie, sie soll das Mädchen entführt haben. Jedoch ist weder eine Nachricht noch eine Lösegeldforderung eingegangen. Die eigenwillige Polizistin Kim Lansky übernimmt den Fall.

Ich fand die Geschichte super spannend!
Durch die verschiedenen Perspektiven, Clara, Jakob, Kim und der kleinen Marie war die Geschichte sehr lebendig und fesselnd. Vor allem die kindliche Sichtweise war sehr bedrückend, durch die passenden kindgerechten Worte und Sätze für mich auch schwer auszuhalten. Ich konnte mir jede einzelne Person richtig vorstellen und ich fand sie in ihren Handlungen sehr glaubwürdig und echt, auch wenn ich gerade Jakob am Anfang zunächst unsympathisch fand. Das wiederum macht aber für mich auch diese Glaubwürdigkeit aus.

Kim Lansky hingegen ist sehr eigenwillig, impulsiv und eckt oft an. Sie hat eine bewegte Vergangenheit und nimmt es manchmal mit den Regeln nicht so genau. Ich fand das wunderbar flapsig und toll erzählt, es hat einfach gepasst und ich habe ihr jede Regung und Art abgenommen.
Besonders bei einer Szene musste ich grinsen, so lebhaft hatte ich das vor Augen. Herrlich!

Immer wenn ich dachte, ich komme der Lösung näher, würde ich von immer neuen Wendungen überrascht, die aber in sich stimmig waren. Nach und nach hat sich ein Gesamtbild ergeben, dass für mich so clever und großartig war, dass ich einfach völlig gebannt weiterlesen musste. Es bleiben am Schluss keine Fragen offen, alles ergibt Sinn und wird schlüssig geklärt. Sogar das Coverbild und auch der Titel fügen sich im Laufe der Geschichte wie Puzzelteile zusammen.

Dieser großartige Thriller hat mir so richtig gut gefallen! Er ist super spannend und fesselnd geschrieben, hat tolle und vor allem glaubwürdige Charaktere, eine tolle Entwicklung und einen stimmigen und schlüssigen Schluss, der mich kalt erwischt hat und mir super gefallen hat. Ein tolles Leseerlebnis!

Von mir gibt es gerne eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.05.2022
Die Diplomatin
Fricke, Lucy

Die Diplomatin


sehr gut

Gerade vor dem aktuellen Hintergrund war ich sehr neugierig auf dieses Buch und habe es mir als Hörbuch geladen, auch weil die Sprecherin Bettina Hoppe so großartig sein soll. Und vorweg kann ich sagen, sie ist es!
Für mich war es ein Vergnügen ihr zuzuhören, leider ist das Hörbuch mit 5 Std und 1 Minute nicht lang. Gerne hätte ich ihr länger zugehört und auch von der Geschichte mehr erfahren.
Allerdings ist es in der Politik und der Diplomatie denke ich nicht unüblich, dass einige Situationen und Fragen einfach nicht beantwortet oder nicht komplett beantwortet werden können, so dass ich die Geschichte auch wieder authentisch fand.

Friederike, genannt Fred, ist deutsche Diplomatin und zu Beginn der Geschichte als Konsulin in Montevideo Uruguay tätig.
Sie ist schon beinahe 20 Jahre im Amt und hadert ein wenig mit ihren Aufgaben. Manche erscheinen ihr sehr banal und dann weiß sie mittlerweile auch um die Grenzen ihrer Arbeit. Fred war mir sehr sympathisch, ziemlich taff und selbstbewusst, humorvoll, aber auch verletzlich und einsam. Ich mochte sie sofort.
Als die Influencerin Tamara von ihrer Mutter, einer einflussreiche Frau, als vermisst gemeldet wird, verlässt sich Fred noch sehr auf die Arbeit der Diplomatie, spürt aber einmal mehr ihre Grenzen.

Sehr interessant fand ich die kleinen Einblicke in die Diplomaten Arbeit, ich hatte da gern noch mehr von erfahren. Im Laufe der Geschichte habe ich manchmal genickt, weil ich vieles schon geahnt habe, aber es tatsächlich noch mal zu lesen oder zu hören ist was anderes. Das hat mir super gefallen!
Die Szenen wechselten mir manchmal etwas zu schnell, manches wurde und konnte nicht ganz geklärt werden. Zunächst war ich auch darüber etwas verwirrt, das hat sich aber dann gegeben.

Fred wird nach Istanbul versetzt und hat nun mit Baris, der seine Mutter Meral, eine deutsch-Kurdin, im Gefängnis besuchen will und aus Deutschland eingereist ist, zu tun. Ohne zu viel verraten zu wollen, fand ich die politischen Entwicklungen, dieses Beugen der Realität bis hin zum absurden hochinteressant und noch mal entlarvend. Die kleinen großen Details über die Türkei, der dortigen Politik und das Leben haben mir super gefallen!

Auch das etwas ungewöhnliche Verhalten von Fred am Schluss konnte ich mir durch ihre Erfahrungen gut erklären und war für mich nachvollziehbar.

In der Geschichte spielt auch Freds Privatleben, das dem Beruf zuliebe in den Hintergrund geraten ist, eine Rolle und man spürt, dass Fred einiges in Frage stellt. Sie trifft erneut auf David, einen Journalisten, den sie schon aus Montevideo kennt und es entwickelt sich eine Affäre, die für mich zunächst sehr heikel war.
Ganz zum Schluss endet das Buch mit einem Ereignis, mit dem es auch angefangen hat, dem 3.Oktober. Nur mit einem kleinen Unterschied. Das fand ich toll.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, für meinen Geschmack etwas zu kurz, auch wenn das wesentliche gesagt wird und auch das was nicht gesagt wird, spricht Bände!

Toll geschrieben und auch gesprochen!

Bewertung vom 26.03.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


sehr gut

Ich muss gestehen, dass mich hier das schöne Cover angezogen hat und ich auch neugierig war, da ich zuvor noch keinen Cosy Crime gelesen habe.

Molly Gray ist Zimmermädchen im vornehmen Regency Grand Hotel und das aus vollster Überzeugung. Sie liebt ihre Arbeit, die festen Regeln und Abläufe und ein Hotelzimmer wieder in den Zustand der Perfektion zu versetzen, erfüllt sie mit Stolz.

Laut einiger Beschreibungen soll Molly autistische Züge haben, das kann ich nicht so beurteilen, jedoch nachvollziehen. Ihr fällt es schwer, die Mimik und Gestik von anderen Menschen einzuschätzen und muss sich daher vollkommen auf gesagte Worte verlassen. Sie ist sehr ehrlich und unverblümt, hält aber auch manches instinktiv zurück und hat eine ganz eigene Weise mit Mitmenschen umzugehen. Daher wird sie oft belächelt, verspottet, ausgenutzt und hintergangen.
Das hat mich beim Lesen auch sehr ärgerlich gemacht und ich hätte diese Personen gerne mal geschüttelt.
Molly wächst bei ihrer Großmutter auf und ihre Gran ist in ihrem Lebenswirrwarr eine unersetzliche Hilfe. Als Gran stirbt, ist Molly auf sich allein gestellt und die Erinnerungen an die Lebensweisheiten ihrer Großmutter sind für sie dabei eine große Stütze.
Nun findet Molly in ihrer Schicht einen Toten, den reichen Mr Black, liegend auf dem Schlafzimmerbett vor und sie gerät auch aufgrund ihrer Art und Weise schnell ins Visier der Verdächtigen.

Nach dem ersten Kapitel war ich mir erst nicht sicher, ob die Geschichte was für mich ist.
Nach einer kurzen Pause habe ich weitergelesen und Molly ist mir ans Herz gewachsen. Die Geschichte ist aus Mollys Sicht geschrieben und dadurch gewinnt man tiefe Einblicke in ihr Seelenleben und auch in ihre Vergangenheit.
Das und ihr Verhältnis zu ihrer Großmutter haben mir sehr gefallen. Die Sinnsprüche und Lebensweisheiten, die Gran in fast jeder Lebenslage „parat“ hatte, kamen zwar sehr häufig vor, aber haben halt trotzdem für mich gepasst. Sie kamen mir wie eine Orientierungshilfe in Mollys Leben vor, an die sie sich gerade auch noch lange nach dem Tod ihrer Gran gehalten und vor allem festgehalten hat.

Für mich persönlich war die Krimihandlung dann auch eher nebensächlich und nicht besonders ausgeprägt, da für mich schon fast zu Beginn klar war worauf das ganze hinausläuft. Auch das Molly ermittelt, fand ich jetzt im üblichen Sinn eher nicht. Dennoch kommt am Ende eine Wendung, die ich so nicht vorausgesehen habe, aber die ich offen gestanden nicht ganz nachvollziehen konnte, allerdings hat das einiges auch irgendwie erklärt…
Vielleicht kann ich das Ganze (will nicht spoilern) aber auch einfach nicht so beurteilen.

Insgesamt hat mich dieses schöne Buch aber wunderbar abgelenkt, ich habe mich zum größten Teil wohlgefühlt und ich habe es sehr gerne gelesen!

Bewertung vom 15.03.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


sehr gut

Ich war neugierig und habe mir diesen Krimi spontan als eBook geladen, obwohl Küstenkrimis eigentlich nicht so meins sind.

Den Schreibstil fand ich wirklich sehr angenehm und selten habe ich auf Anhieb ein Ermittler Team so toll, liebenswert und sympathisch gefunden!

Lykke Teit und Rudolph, genannt Rudi Lehmann sind vom Alter und auch vom Wesen unterschiedlich, aber ergänzen sich perfekt. Die sofortige Sympathie, die die beiden füreinander haben, habe ich richtig gespürt. Beide fassen auch ziemlich schnell Vertrauen zueinander, und obwohl ich das nicht gewohnt bin, hat es nachher doch für mich irgendwie gepasst.
Der 11 jährige Villads und sein Lehrer Lasse entdecken im dichten Nebel bei einer Wattwanderung eine Leiche und bevor sie um Hilfe rufen können, wird Lasse angegriffen und von Villads fehlt fortan jede Spur.
Lykke Teit aus Dänemark und Rudi Lehmann aus Deutschland sollen gemeinsam den Todesfall aufklären, da die Leiche auf der dänisch deutschen Grenze im Wattenmeer aufgefunden wurde und somit in beider Zuständigkeit fällt. Lykke verschweigt zunächst, dass sie den Toten von früher kennt, da sie ansonsten befürchtet, als Ermittlerin in ihren ersten Mordfall abgezogen zu werden.
Schnell ziehen Lykke und Rudi eine Verbindung zu einem früheren Fall, dem Verschwinden der kleinen Rosa, da alle Personen aus dem kleinen Ort Melum kommen und dies doch kein Zufall mehr sein kann.

Die Geschichte fand ich spannend erzählt, durch die junge Lykke und den älteren humorvollen, kompetenten Rudi toll zu lesen. Besonders gefallen haben mir die Szenen mit dem Wohnmobil, ich konnte mir das so lebhaft vorstellen. Ebenso wie das gemeinsame Essen in dem Gasthof.

Die beiden haben beide in der Vergangenheit schlimmes erlebt, ich fand es erst gewöhnungsbedürftig, dass sie sich so schnell gegenseitig anvertraut haben. Zum Fall haben sie mehrere Theorien, das nimmt den Leser vielleicht ein bisschen die Möglichkeit selber zu überlegen, auf der anderen Seite macht es Spaß, den beiden „zuzuhören“.

Den Mord und die Umstände selber fand ich dann auch schlimm genug, da war mir persönlich auch eine Sache dann doch ein bisschen drüber.

Insgesamt haben mir das Buch und gerade das tolle sympathische Ermittlerteam wirklich gut gefallen und ich freue mich auf weitere Fälle mit Lykke und Rudi!

Bewertung vom 01.03.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


sehr gut

Im zweiten Fall des Justiz Krimis bekommt der Strafverteidiger Rocco Eberhardt Besuch von einer Journalistin, an ihrer Seite Timo Krampe, ein unscheinbar und schüchtern wirkender Mann. Timo macht sich Sorgen um seinen Freund Jörg, mit dem er gemeinsam, nach langem Zögern und mit der Unterstützung der Journalistin Anja Liebig ein unfassbares und brisantes Geschehen aus seiner und Jörgs Vergangenheit an die Öffentlichkeit bringen wollte.
Und nun ist Jörg verschwunden.
Wenig später soll der Rechtsmediziner Justus Jarmer eine Wasserleiche obduzieren und nach einigen Gesprächen zwischen Justus und Rocco, die mittlerweile eine gute Bekanntschaft pflegen, wird klar, dass es da möglicherweise eine Verbindung geben könnte. Rocco entschließt sich, das Mandat zu übernehmen, allerdings wie später noch bekannt wird, in ungewohnter Position.

Mir hat der ganze Aufbau dieses Justiz Krimis sehr gut gefallen! Ich mag die präzisen Kapitelüberschriften mit Angabe von Ort und Zeit und die sehr kurzen Kapitel haben dazu geführt, dass ich immer schnell weiterlesen wollte. Der eher sachliche Schreibstil hat mir auch gut gefallen, besonders die Einblicke in die Arbeit eines Anwalts und der Rechtsmedizin fand ich toll und wirklich sehr interessant!
Dadurch wirkte die Geschichte für mich sehr lebendig und authentisch, die Erzählweise empfand ich eher ruhig, aber vielleicht gerade deswegen auch spannend.

Rocco Eberhardt und Justus Jarmer sind mir sehr sympathisch und auch Claudia Spatzierer, die als Staatsanwältin den Fall vor Gericht vertritt und eine frühere Freundin von Rocco ist, mochte ich auf Anhieb. Ich fand es auch toll, etwas aus Roccos früheren Privatleben zu lesen und bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt.
Auch eine weitere Entwicklung und Veränderung, die später im Buch beschrieben wird, fand ich richtig gut!
Allerdings hat mich die Beweisführung ein bisschen stutzen lassen, das fand ich persönlich ein bisschen seltsam, zu gewollt irgendwie.
Schnell wird auch klar, dass ein bekannter und hochrangiger Politiker in den Fall verwickelt ist, das macht den Fall noch dramatischer. Wenn ich noch dazu im Hinterkopf habe, dass das Geschehen auf wahren Ereignissen beruht, macht es mich einfach fassungslos und betroffen. Im Nachwort wird auf den wahren Hintergrund noch genauer eingegangen.

Das Ende bringt noch mal eine Wendung, die ich so nicht vorausgesehen habe und die Erklärung des Titels hat mich dann auch noch mal schlucken lassen.

Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter!

Bewertung vom 31.01.2022
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Was für eine großartige Idee! Ein kaltblütiger Mörder verschleiert seine Taten, indem er sich, wie bereits im Klappentext steht, in eine Geschworenen Jury beim Gericht einschleicht.

Der Strafverteidiger Eddie Flynn wird überraschend zu einem Gerichtsverfahren hinzugezogen, er soll helfen, die Unschuld des berühmten jungen Filmschauspielers Robert „Bobby“ Solomon zu beweisen, dem der Mord an seiner ebenfalls berühmten Ehefrau und an seinem Security Mann vorgeworfen wird.
Die Beweise sind absolut erdrückend. Dennoch will Eddie den Fall übernehmen, sollte er von der Unschuld seines Mandanten überzeugt sein.

Hier beginnt ein rasanter Justiz Krimi. Ich habe das Hörbuch gehört, es wird aus zwei Perspektiven wie ich finde sehr gut gesprochen, einmal aus Eddies und einmal aus der Sicht von Joshua Kane. Ungewöhnlich, aber wie ich finde sehr spannend, ist hier der Killer sofort klar und ich habe gespannt und auch teilweise entsetzt zugehört, wie Kane vorgeht.
Kane ist etwas „ besonders“, das hatte seine Mutter schon immer zu ihm gesagt. Wie besonders, erfährt man schon ziemlich am Anfang und diese Sache an sich ist schon irgendwie faszinierend.

Die Geschichte hat mich gefesselt, die skrupellose Vorgehensweise des Killers und seine Gedankengänge haben mich entsetzt, aber auch in den Bann gezogen. Die Gerichtsszenen und die Auswahl der Geschworenen, die Verteidigung, der Ankläger, diese ganzen Szenen fand ich toll und sie haben mir super gefallen! Ich hatte regelrecht Bilder vor Augen und schon einen Film im Kopf, so sehr hat mich das mitgerissen.
Ein paar Ereignisse aus Eddies Vergangenheit werden mit einbezogen, aber ich hatte nicht das Gefühl, das mir entscheidendes Vorwissen fehlt, da ich die ersten Bände von Eddie Flynn nicht gelesen habe.

Ja gut, Eddie Flynn wird als Held dargestellt, der zusammen mit einer FBI Agentin und einer ehemaligen FBI Agentin nach vielen Jahren die richtige Erkenntnis hat und am Ende war mir eine selbstlose Tat fast zu viel, wenn auch verständlich. Aber diese raffinierte und clevere Suche nach der Unschuld, der Suche nach den Beweisen hat mich begeistert.
Und auch alles, was den „Dollar-Bill“ angeht fand ich einfach grandios und sehr ausgetüftelt und clever und auf eine dramatische Weise nachvollziehbar.
Am Ende gibt es den erwarteten Showdown, mag sein, dass der ein bisschen zu dick aufgetragen war, aber es hat mich nicht sonderlich gestört und zwei dicke Überraschungen gab es auch noch.

Mir hat die Geschichte super gefallen! Ich mag Justiz Thriller und ich fand die Idee außergewöhnlich und besonders. Ich habe so etwas in der Art noch nicht gelesen oder gehört.

Ich fand es klasse!

Bewertung vom 02.01.2022
Perfect Day
Hausmann, Romy

Perfect Day


sehr gut

Was passiert, wenn an einem einzigen Tag dein ganzes Leben, deine Liebe und dein Vertrauen erschüttert werden?

Ann und ihr Vater verbringen einen bis dahin perfekten Tag, aber anstatt, wie erwartet der Pizza Lieferant, stürmt die Polizei die Wohnung und nimmt Anns Vater, den bekannten Philosophieprofessor und Anthropologen Walter Lesniak fest. Er wird dringend verdächtigt, über Jahre zehn kleine Mädchen entführt und ermordet zu haben, der in der Boulevardpresse genannte „Schleifenmörder“ zu sein.
Ann ist in ihren Grundfesten erschüttert und fest davon überzeugt, dass ihr Vater, der für sie immer verlässlich und liebevoll war und sich nach dem Krebstod von Anns Mutter aufopferungsvoll um sie gekümmert hat, nicht der Mörder sein kann.
Mit allen Mitteln versucht sie nun die Unschuld ihres Vaters, der jedoch zu den Vorwürfen beharrlich schweigt, zu beweisen.

Ich fand die Geschichte spannend erzählt und vor allen gefällt mir der tolle, flüssige und angenehme Schreibstil.
Besonders klasse fand ich die kurzen Abschnitte, wo die kleine Ann mit ihren kindlichen Worten Gefühle wie zb Einsamkeit, Traurigkeit, Schock, Sicherheit erklärt. So treffend auf den Punkt gebracht, dass ich das ein oder andere Mal dachte, warum die Erwachsenen das meist so kompliziert ausdrücken, wobei das doch so einfach ist! Auch die kindliche Rechtschreibung wurde angepasst, ich liebe solche Details!
Die kurzen dazwischengeschobenen Kapitel mit der Überschrift „wir“ fand ich toll und auch gruselig irgendwie. So ein leises kaum spürbares Grauen, was aber immer größer wird. Gut gefallen haben mir auch die Interview Aufnahmen, die eine ganz andere Art der Wucht entfalten und zum Ende noch mal richtig aufgeklärt werden.

Über Ann habe ich manchmal den Kopf geschüttelt, weil sie so stur und vehement eine Richtung und Spur verfolgt hat und auch gefühlt manche Leute vor den Kopf gestoßen hat, vielleicht dabei ist, sich zu verrennen, aber auf der anderen Seite hat das für mich auch ihre Verzweiflung gezeigt.

Zwischenzeitlich hatte ich auch schon mal geahnt, worauf das Ganze hinausläuft, aber mit der endgültigen Auflösung am Schluss habe ich dennoch nicht gerechnet.
Die Geschichte lässt mich sehr nachdenklich zurück, ich kann auch noch nicht mal sagen, was mich beschäftigt, mich ein wenig stört, was ich wiederum gut finde, erst recht nicht ohne zu spoilern.

Insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen und ich habe es gerne gelesen. Und auch das Cover ist für mich ein toller Blickfang!

Bewertung vom 07.12.2021
606
Fox, Candice

606


sehr gut

Die Leseprobe und auch das Cover haben mich sehr neugierig auf das Buch gemacht, zumal ich bis dahin noch kein Buch von Candice Fox gelesen hatte.

Die Geschichte startet mit einem ausgetüftelten Massenausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis in der Wüste Nevadas. 606 zum Teil zum Tod verurteilte Gefangene, darunter Mörder, Terroristen, Kinderschänder, kommen frei und sind auf der Flucht. Eine furchtbare Vorstellung!

Celine Osbourne, eine Aufseherin im Todesstrakt und fixiert auf einen bestimmten Insassen ist außer sich und will alles daransetzen, die flüchtigen Gewaltverbrecher, vorrangig John Kradle, wieder einzufangen und zurück ins Gefängnis zu bringen. Notfalls im Alleingang.

Celines Fixierung auf John Kradle fand ich zunächst sehr irritierend und erst im Laufe der Geschichte wird angedeutet und später auch ausführlicher erklärt, welches Trauma Celine nie überwinden konnte und welche Rolle Kradle darin spielt. Das hat mir persönlich Celine etwas näher gebracht und ich konnte ihre Art und Weise besser nachvollziehen.
Trotzdem empfand ich für keine der Hauptfiguren eine besondere Sympathie, wobei ich hier auch manchmal ein bisschen geschwankt bin.

Celine heftet sich vorrangig an Kradles Fersen und für mich zunächst erstaunlich zusammen mit einem anderen flüchtigen Häftling. Das wiederum fand ich jedoch dann zum Ende hin sehr aufschlussreich, da es für mich einen weiteren Aspekt aus Celines Leben gezeigt hat.
Die Geschichte beschränkt sich nun auf wenige andere Häftlinge und ihre Flucht, es wechseln die Perspektiven und Situationen, aber für mich nicht ganz so verwirrend, so dass ich noch folgen konnte. Das fand ich eigentlich nicht schlecht, da ich so auch einiges, wenn auch vielleicht nicht ganz so ausführlich von den Häftlingen erfahren habe.

John Kradle nutzt die Flucht, um seine Unschuld zu beweisen und den wahren Täter zu überführen. Dabei geht er systematisch und geplant vor und ist daher für mich einer der wenigen, die nicht kopflos flüchten, sondern eben einen Plan verfolgen. Das fand ich sehr spannend und durch den flüssigen Schreibstil auch gut zu lesen. Sehr interessant fand ich hier die Rückblicke aus der Zeit vor Kradles Verurteilung.
Und so langsam wird klar, was sich wohl tatsächlich damals bei John Kradles Familie abgespielt haben könnte, wobei ich jetzt nicht so sehr überrascht war, sondern es hat sich irgendwie so zusammengefügt.
Relativ schnell wird auch klar, dass jemand von innen heraus den Gefängnisausbruch mit geplant haben muss und dass dieser etwas Größeres und Grausames plant. Zum Ende hin überschlagen sich daher noch mal die Ereignisse und es war für mich auch noch mal spannend und rasant.

Ich schwanke bei dem Buch zwischen drei und vier Sternen und wähle daher die Mitte, wobei ich glaube, dass es überwiegend an meinen falschen Erwartungen oder vielleicht auch an der Zeit lag, dass mich die Geschichte jetzt leider nicht so packen konnte.
Was mich aber nicht hindern wird, weitere Bücher von Candice Fox zu lesen!

Bewertung vom 29.09.2021
Stadt des Zorns
Meller, Marc

Stadt des Zorns


sehr gut

Janus ist wieder da und diesmal nimmt er keinen Raum, sondern eine ganze Stadt ins Visier!

Ich habe den Vorgänger, den 1.Teil „Raum der Angst“ gehört und als ich gesehen habe, dass es einen zweiten Teil gibt, war für mich klar, dass ich ihn auch lesen oder hören wollte. Das Cover ist dem ersten Band angepasst, es gefällt mir aber wirklich gut und sticht sofort ins Auge.

Hannah, eine der beiden überlebenden im ersten Teil, versucht schon seit Monaten, das vergangene schlimme Erlebnis zu verarbeiten, unterstützt wird sie dabei auch von Hauptkommissar Bernd Kappler. Kappler hatte damals ermittelt und ist mittlerweile ein guter väterlicher Freund für Hannah geworden.
Als Hannah ihre Schwester Valerie in Köln besucht, und es in dieser Stadt zu Zwischenfällen kommt, vermutet Kappler, der auch einen Hinweis bekommt, sofort Janus als versteckten Drahtzieher und sofort macht er sich auf dem Weg, das Schlimmste und auch Hannah zu retten.

Die Geschichte ist sehr spannend und temporeich geschrieben. Einiges ist ähnlich zum ersten Teil, es gibt erneut 7 Menschen, die offensichtlich Janus als Spielfiguren dienen. Als Umweltaktivisten eint sie diesmal der Wunsch und der Wille, die Umwelt zu schützen und die Menschen auf Missstände aufmerksam zu machen, notfalls mit Gewalt. Diese Ausgangsposition und auch die Kanalisation als Escape Raum fand ich sehr spannend und interessant. Es hat für mich nochmal einen besonderen Reiz ausgemacht, dieses Spiel von Janus unter der Erde von Köln stattfinden zu lassen, zumindest am Anfang.
Hannah stößt auf die Gruppe und versucht den verschiedenen Mitgliedern klarzumachen, in welcher manipulierten und tödlichen Situation sie sich befinden. Diese Gruppendynamik, das Vertrauen und Misstrauen der einzelnen mitzukriegen, hat mir wieder sehr gut gefallen!
Die Einzelschicksale sind meiner Meinung nach nicht so brutal wie im ersten Teil, aber sorgen immer noch für Gänsehaut. Das Ende fand ich eher absehbar, aber es hat mich überhaupt nicht gestört, ich finde der Geschichte hat das keinen Abbruch getan. Und ganz am Schluss hat mich eine Entwicklung dann doch noch überrascht.

Die Geschichte hat mir gut gefallen, auch weil ich dieses Escape Thema so besonders finde!

Bewertung vom 05.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Es ist lange her, dass ich beim Lesen eines Buches so oft „Das ist nicht dein Ernst!“ oder „Ne, oder?!“ gedacht habe. Gleich zu Beginn hat mich die Geschichte um die zwei unterschiedlichen Schwestern Esther und Sue in den Bann gezogen.
Es war spannend, fesselnd, aber auch verstörend zu lesen, wie die beiden miteinander umgehen, was sie von einander denken. Das hat mich beim Lesen teilweise völlig entsetzt und gleichzeitig fasziniert. Auch durch den tollen Schreibstil habe ich förmlich an den Seiten geklebt.

Esther möchte am Tag vor Heiligabend ihre Schwester Sue besuchen, die seit ihrer Trennung allein in einem großen Haus im Wald lebt und sich so ziemlich von allem Konsum losgesagt hat. Esther, anscheinend glücklich verheiratet und Mutter zweier Kinder, fühlt sich als ältere Schwester Sue gegenüber verantwortlich und möchte trotz ihren straff geplanten Weihnachtsvorbereitungen Sue ein Geschenk vorbeibringen. Eigentlich eine nette Geste, doch schnell wird klar, dass die Schwesternbeziehung vorsichtig ausgedrückt kompliziert ist.
Sue empfängt Esther sehr kühl und abweisend und ich habe geahnt, dass das Ganze nicht gut werden und enden kann.

Durch wechselnde Kapitel aus der jeweiligen ich Perspektive von Esther und Sue und der mangelnden Kontaktmöglichkeit nach außen, baut sich eine fast unerträgliche Spannung und Atmosphäre auf. Ich habe oft fassungslos gelesen, wie gehässig, manipulativ und übergriffig vor allem Esther agiert hat. Meine Antipathie und Sympathie hat ständig gewechselt. Sue, von ihrer Schwester mit dem eigentlichen Kosewort „Schnecke“ bedacht, steht ihrer Schwester in Gehässigkeiten und Gemeinheiten in nichts nach und ich wusste bald nicht mehr, wem ich glauben, vertrauen oder mögen konnte und wollte.
Das Wort Schnecke bekommt im Laufe der Geschichte noch mal eine ganz besondere Bedeutung und gerade am Ende lässt mich das beinahe erstarren.

Ich fand diese toxische Schwesternbeziehung sehr verstörend und beklemmend, durch weitere kurze Kapitel aus der Kindheit wurde mir einiges klar und ich habe besser nachvollziehen können, warum sich die Schwestern so entwickelt haben oder weiterentwickelt haben.
Sehr spannend fand ich auch die Kapitel von Martin, Esthers Ehemann, sie haben für mich noch mal einiges auf den Kopf gestellt und gleichzeitig etwas zusammengefügt, einfach unglaublich!

Zum Ende hin spitzt sich die Lage noch mal zu, es kommt zur Katastrophe und ich habe das Buch so gar nicht aus der Hand legen können!
Und dann erst der Epilog ein Jahr später! Ebenfalls am bedeutsamen Weihnachten. Ich war zunächst sprachlos, verblüfft und irritiert und dann hat mich das Szenario erschaudern lassen. Und es bereitet mir jetzt noch pure Gänsehaut.

Ein absolut spannendes und intensives, großartiges Buch, das mich völlig begeistert hat und ich sehr gerne weiter empfehle!