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Benutzername: 
goldilinchen
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Steinberg
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 88 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2023
Mrs. Harris und ein Kleid von Dior (eBook, ePUB)
Gallico, Paul

Mrs. Harris und ein Kleid von Dior (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

~ Flowers for Mrs. Harris ~

Unter diesem Titel publizierte Paul Gallico das Buch im Jahr 1958.

Durch Zufall bin ich auf das eBook gestoßen, nachdem die aktuelle Verfilmung mein Interesse geweckt hat. Da die Geschichte lediglich 159 Seiten umfasst und ich noch keine Veröffentlichung aus den Fünfzigern gelesen habe, griff ich spontan zu... Und was soll ich sagen: ich bin positiv überrascht. Trotz der medialen Aufmerksamkeit war ich gespannt wohin diese unvorhersehbare Geschichte führen würde.

»Was ist denn dabei, wenn sich eine Dame in Paris ein Kleid kaufen will?«

Mrs. Harris begibt sich im Alter von fast 60 Jahren erstmalig auf einen Tagesausflug nach Paris und gewährt dabei gedanklich einen Einblick in ihr geordnetes Leben als verwitwete Putzfrau in London.

»Wenn man nichts erwartet, wird man auch nicht enttäuscht."

Die praktisch-veranlagte, pragmatische Hauptprotagonistin kann man nur mögen. Ausdruck und Wortwahl entsprechen dem Zeitgeist, lassen sich auch im Jahr 2023 wunderbar lesen. Das Umfeld und die Lebensumstände von Mrs. Harris werden charmant beschrieben und verleihen der Geschichte Authentizität. Mrs. Harris verkörpert traditionelle Werte wie Wärme und Menschlichkeit und sorgt mit alltäglichen Ratschlägen und Beobachtungen (un-)bewusst für positive Veränderungen in zahlreichen Leben...auch die Eingangs erwähnten Blumen spielen dabei eine Rolle.

Hervorzuheben ist die überschaubare Anzahl an Protagonisten und die wenige direkte Rede. Außerdem hat das Schicksal tatkräftig seine Finger im Spiel, was dem Autor dieser liebenswerten Geschichte jedoch verziehen sei.

"Mrs. Harris hatte einfach das Gefühl, wenn man ein Kleid besaß, das so schön war, dass es vierhundertfünfzig Pfund kostete, dann blieb einem auf Erden nichts mehr zu wünschen übrig."

Ob sich dieser Wunsch bewahrheitet?

Ich bin auf jeden Fall gespannt welchen Unterhaltungswert die Verfilmung hat und begebe mich gern erneut mit Mrs. Harris auf (Zeit-)Reise...

PS Ich mag eigentlich keine Kurzgeschichten - aber in diesem Fall bleiben mir ja ggf. noch drei Fortsetzungen ;)

Bewertung vom 13.03.2023
Ein Buchladen zum Verlieben
Bivald, Katarina

Ein Buchladen zum Verlieben


sehr gut

Von Büchern und Menschen

"Sara hatte in ihrem ganzen Leben noch nichts unternommen, was auch nur im Geringsten abenteuerlich gewesen wäre."

"Wie konnte man tausende von Meilen reisen und doch derselbe Mensch sein, wenn man ankam? Das begriff Sara nicht."

Diese Zitate beschreiben die 28-jährige Hauptprotagonistin zu Beginn des Buches als sie im ländlichen Iowa ankommt. Die junge schwedische Buchhändlerin wirkt ein wenig weltfremd und naiv, lässt sie sich doch mehrfach von Fremden im Auto auf dem Weg in die Kleinstadt Broken Wheel mitnehmen.

"Wenn ihr Leben ein Buch gewesen wäre, hätte sie darin nicht einmal eine Nebenrolle gespielt. Und eine Nebenrolle war eigentlich alles, was sie wollte. Hauptperson, das wäre zu viel verlangt."

Ich konnte mich mit Sara leicht identifizieren, da ich nur wenig älter und ebenfalls ein Bücherwurm bin. In Schweden wartet außer ihrer dominanten Mutter nicht viel auf sie und es war schön ihre Entwicklung in Iowa zu verfolgen - inkl. jeder Menge Lesetipps & Inspiration!

"Aber wie wurde man eigentlich zu einem Menschen, der Träume und ein Ziel im Leben hatte? Sara musste sich eingestehen, dass sie auf irgendeine Weise den Zeitpunkt verpasst hatte, an dem das Leben hätte anfangen müssen."

Die Geschichte hebt sich von der Masse ab, wenn man sich auf das Leben in dem 637-Seelen-Ort einlässt. Nach einem Dutzend Besuche in den USA fand ich die Beschreibungen von Landschaft und Figuren äußerst gelungen - obwohl Iowa noch auf meiner Liste steht. Zwei Monate lang kreuzen sich die Lebenswege einer handvoll unterschiedlichster Bewohner*innen in Broken Wheel. Die Charaktere erinnern mich an eine Zugfahrt auf einer meinen ersten Reisen. Noch auf der Suche nach einem Sitzplatz wurde ich angesprochen und in eine Unterhaltung verwickelt, in die schnell alle umliegenden Sitznachbarn involviert waren. Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass Kommunikation in öffentlichen Verkehrsmitteln essentiell sei 😅 Ähnlich ergeht es Sara - als "Touristin" wird sie ungefragt Teil der Gemeinschaft.

"Es gibt immer einen Menschen für jedes Buch. Und ein Buch für jeden Menschen."

Anfangs fehlte mir ein wenig die Leichtigkeit von Filmen wie Tatsächlich Liebe oder Valentinstag: mit der Zeit wirkt die Geschichte unbeschwerter, hoffnungsvoller. Durch die fast märchenhafte Erzählweise in der 3. Person sowie den ruhigen Stil fühlt man sich als Beobachter*in. Der Klappentext gibt einen guten Überblick der folgenden 446 Seiten. Aber das Buch ist noch so viel mehr. Themen wie Einsamkeit, Zukunftsangst und Gemeinschaftssinn kommen nicht zu kurz und ermöglichen einen glaubwürdigen Einblick in den American way of life... Warum ich nur 4 Sterne vergeben habe? Ich hätte mir hier und da noch ein wenig mehr Hintergrund/Aufklärung und dafür etwas weniger Buch-Referenzen gewünscht (welche ich des Öfteren nicht einordnen konnte). Es bleibt ein schönes Wohlfühlbuch... Vielleicht werde ich mir bei Gelegenheit noch andere Bücher von Katarina Bivald anschauen.

Bewertung vom 26.02.2023
Wisting und der fensterlose Raum / William Wisting - Cold Cases Bd.2
Horst, Jørn Lier

Wisting und der fensterlose Raum / William Wisting - Cold Cases Bd.2


sehr gut

Was geschah am 29.05.2003?

"Geld war meistens die Ursache von allem, was nach Korruption, Habgier und Machtmissbrauch roch."

Das Buch scheint das bisher Politischste des Autors zu sein...oder trügt hier der Schein? Vorkenntnisse zum Norwegischen Regierungssystem sind auf jeden Fall nicht notwendig.

Der Klappentext gibt einen guten Überblick, was den Leser auf den folgenden 432 Seiten erwartet.
Auch im zweiten Teil der Cold-Cases-Reihe ist man sofort mitten im Geschehen. Die Fälle der einzelnen Teile sind jeweils in sich abgeschlossen. Ich habe zufällig das letzte Buch der Reihe zuerst gelesen und arbeite mich nun chronologisch vor. Wissenswertes bezüglich der Rahmenhandlumg findet Erwähnung, sodass die Bücher auch einzeln gelesen werden könnten.

William Wistings kleines Sonderteam besteht diesmal aus vier Leuten. Die Anzahl der Protagonisten ist deutlich höher und nahezu jede Figur ist in irgendeiner Form an der Auflösung der Ereignisse beteiligt. Das finde ich genauso unkonventionell wie die Tatsache, dass alle Geschehnisse linear zur Aufklärung beitragen. Hier hätte ich mir die ein oder andere falsche Fährte vorstellen können. Aufgrund der spannenden Erzählweise und des flüssigen Schreibstils, kommt keine Langweile auf. Da Wistings Tochter Line in allen Teilen der Reihe in ihrer Funktion als Journalistin in die Ermittlungen involviert ist, bietet sie wiederholt Angriffsfläche - in diesem Punkt würde ich für den fehlenden Band eine Alternative begrüßen. Mit Blick auf die Reihe lassen sich Muster erkennen. Für sich allein betrachtet, liefert J. Lier Horst einen kurzweiligen Kriminalroman. Zu meiner Freude werden die vollständigen Zusammenhänge erst ganz am Ende der Geschichte ans Licht gebracht. Als Leser*in kann während des ganzen Buches eigene Überlegungen anstellen.

Fazit: »Ich habe keine Ahnung von Politik«, sagte er. »Und von Geld auch nicht.« »Ich bin mir auch gar nicht sicher, dass die Antwort in der Politik zu finden ist«

Bewertung vom 21.02.2023
The Travel Episodes

The Travel Episodes


sehr gut

Mut: das man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen

Dieses Buch habe ich zusammen mit einem weiteren Band aus der Reihe zum Geburtstag bekommen. Als langjährige Individualtouristin war mein Interesse natürlich sofort geweckt. Mir waren weder der Verlag noch die beteiligten Autor:innen bekannt, da mich Kurzgeschichten weniger ansprechen.

Da ich unmittelbar danach die etwas umfangreicheren und thematisch anderweitig fokussierten "The Travel Episodes - neue Reisegeschichten von allen Enden der Welt" gelesen habe, ist im direkten Vergleich der Funke nicht übergesprungen. Dies ist nicht der Auswahl der Ziele oder dem Schreibstil der Autor:innen geschuldet, sondern einzelnen Erlebnissen. Da ich selbst im den letzten 15 Jahren häufig allein gereist bin, sind für mich einige der geschilderten Verhaltensweisen nur schwer nachvollziehbar.

Wie bei allen Bänden der Reihe handelt es sich bei einzelnen Geschichten um Auszüge erweiterter Reiseliteratur, welche im gleichen Verlag angeboten wird. Die vielfältigen Anekdoten bieten dabei einen guten Einstieg um die jeweiligen Autor:innen kennenzulernen. (Ich habe mir daraufhin ein weiteres Buch zugelegt.) Die Ziele werden eingangs zur besseren Übersicht und Orientierung auf Landkarten dargestellt. Als Inspirationsquelle hat mir das Buch nicht gedient, aber mein (Reise-)Horizont hat sich definitiv erweitert :)

Um auf meine Überschrift zurückzukommen: müssen Alleinreisende mutig sein ohne Begleitung Urlaub zu machen? Nein, aber ein wenig Abenteuerlust kann nicht schaden. Für mich persönlich steht der Sicherheitsaspekt an erster Stelle. Darüber hinaus empfehle ich, die unterschiedlichen Reisearten gründlich abzuwägen. (Ein Roadtrip stellt andere Anforderungen als ein All-inclusive-Urlaub und bietet andere Möglichkeiten Anschluss zu finden - sofern man diesen sucht... Auch die eigenen Sprachkenntnisse können dabei eine Rolle spielen)

Fazit: Vielleicht kann dieses Buch dazu beitragen das Wagnis einzugehen und der Reiselust zu folgen :) Die bunte Mischung regionaler Einblicke sorgt auf jeden Fall für Abwechslung und kurzweilige Unterhaltung

Bewertung vom 14.02.2023
Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick
Potter, Alexandra

Lieber mit dem Kopf durch die Wand als gar kein Durchblick


ausgezeichnet

"Ein und dieselbe Geschichte wird von jedem anders empfunden. Man muss versuchen, die zu leben, die zu einem passt."

Was haben ein Autoverkäufer, ein Rentner und ein ausgesetzter Hund gemeinsam? :) Sie sind Bestandteil der Geschichte und sorgen für eine abwechslungsreiche Handlung. Alle Protagonisten sind realistisch und liebevoll gezeichnet. Kurze Kapitel und ein angenehm flüssiger Schreibstil sorgen für kurzweilige Unterhaltung.

Vor ca. 10 Jahren habe ich einige Bücher von Alexandra Potter gelesen und als klassische RomComs in Erinnerung behalten. Dieses Buch ist anders. Es bewahrt seine Leichtigkeit und auch die Liebe kommt nicht zu kurz - auf mich wirkt es jedoch deutlich erwachsener.

Der Klappentext vermittelt eine lineare Erzählstruktur um Liv und ihren Neuanfang in den Yorkshire Dales. Sie ist der Mittelpunkt verschiedener Episoden und unterschiedlichster Charaktere ihres neuen Umfelds. Wer Filme wie "Tatsächlich Liebe" oder „Valentinstag“ mag, wird auch an diesem Buch Freude haben.

Ohne zu Spoilern beschreibt das folgende Zitat Liv's Entwicklung: "Frauen sind wie Teebeutel, erst wenn es darauf ankommt, zeigt sich, wie stark sie sind."

Auch Themen wie Trauer, Verlust, Schmerz und Veränderung kommen nicht zu kurz und schaffen ein glaubwürdiges, aber trotz allem optimistisches Buch für Leserinnen und Leser jeden Alters. Empfehlenswert...und die Reiselust ist geweckt ;)

Bewertung vom 10.02.2023
Für immer, Vivienne
Leroy, Margaret

Für immer, Vivienne


ausgezeichnet

Für mich ist das Buch eines der Lesehighlights des letzten Jahres, obwohl es bereits 2011 erschienen und leider nur noch gebraucht erhältlich ist. Die Liebesgeschichte nimmt nur einen Teil der Handlung ein. Das Buch ist eine berührende, jedoch auch traurige Geschichte. Der Autorin ist es mit Hilfe der Ich-Erzählerperspektive gelungen ein glaubhaftes und persöniches Schicksal der Besatzungszeit zu schildern. Auch die Kanalinsel Guernsey wird sehr anschaulich beschrieben. Empfehlenswert!

Bewertung vom 25.01.2023
Der Anfang von morgen
Liljestrand, Jens

Der Anfang von morgen


gut

»Es gibt keine Enden. Wenn du das denkst, täuschst du dich. Es sind alles Anfänge. Hier ist einer.« Hilary Mantel, Falken
Das literarische Motto wurde passend gewählt, spannt es für mich den Bogen um die Handlung des Romans.

Ich gehe gern unvoreingenommen an Bücher, die ich mir nicht selbst ausgesucht habe und lese im Vorfeld weder Rezensionen noch Klappentext. Durch das präsente Medieninteresse wusste ich jedoch um die Thematik und war auf den "Klimaroman" sehr gespannt.

Im Nachhinein finde ich den Klappentext etwas knapp. Leider wird die aufgeworfene Frage [Wie können wir die Welt bewahren und zusammen weiterleben?] für mein Verständnis nur ansatzweise beantwortet.

Die vier Protagonisten Didrik, Melissa, André und Vilja stehen exemplarisch für die unterschiedlichen Personenkreise der heutigen Gesellschaft und spiegeln Meinungen bzw. werden (unfreiwillig) mit diesen konfrontiert.

Die Geschichte erstreckt sich über den Zeitraum einer Woche im Spätsommer mit sowohl linear als auch parallel verlaufenden Handlungssträngen, welche die unterschiedlichen Protagonisten nacheinander fokussieren und dabei auch in Rückblenden die Vergangenheit der Vier aufgreifen. Die Notlage wird realistisch geschildert. Allerdings frage ich mich, warum die Protagonisten alle in irgendeiner Form Teil des öffentlichen Lebens sind und das ein oder andere Klischee bedienen (z.B. die Affäre der tablettenabhängigen Influencerin oder der Sohn einer Tennislegende). In dystopischer Form beschreibt Jens Liljestrand eine Momentaufnahme: Einzelschicksale während einer Katastrophe, welche doch mit einander verbunden sind.

Unter einem Klimaroman habe ich mir letztendlich etwas anderes vorgestellt. Die klimatischen Darstellungen waren informativ, wirkten auf mich jedoch auch konstruiert bzw. zu gewollt. (Beispielsweise berichtet eine Nebenfigur, Verkäuferin mit Migrationshintergrund, zufällig einer der Hauptprotagonistinnen während einer Einkaufstour von der schwierigen Situation der Fischerei in Nigeria.)
Neben dem Klima spielen auch Verrat, Untreue und Sucht eine Rolle. Das Verhalten bzw. die Geschehnisse sind streckenweise verstörend und schwer nachvollziehbar. Die Zerstörung lässt mich nachdenklich zurück - vor allem mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen. Ich hätte mir in diesem Zusammenhang jedoch mehr Denkanstöße gewünscht. Diese kamen für mein Dafürhalten lediglich bei einer Nebenfigur (Jennie) in Ansätzen zum Vorschein.

Zum Aufbau und Stil des Buches möchte ich folgendes anmerken: der Autor bedient sich einer bildhaften Sprache, verliert sich in detaillierten, teils befremdlichen Aufzählungen. Exemplarisch habe ich diese Beschreibung von Didriks Säugling gewählt: "Eine Schwere auf meinem Arm wie von einem Sack mit warmem, frisch durchgedrehtem Hackfleisch, die Konsistenz wie rohe Wurst, luftig in einen Darm gestopft mit vorsichtigen Händen, um die empfindliche Oberfläche nicht zu zerreißen, nichts ist gespannt oder geschwollen, keine Muskeln, keine Verhärtungen." Die langen Sätze und wenigen Kapitel erfordern die Aufmerksamkeit des Lesers.

Abschließend bleibt die Frage: "Ist dein Leid weniger schlimm, wenn alle anderen um dich herum auch leiden?" Diese sollte jeder Leser für sich selbst beantworten…

Bewertung vom 15.10.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


gut

"Sie wissen, dass die Familie alles ist."

Da ich mir das Buch nicht selbst ausgesucht habe, frönte es einige Monate in meinem Vorrat. Es hat es einige Anläufe gebraucht, bis ich Zugang zu diesem Buch gefunden habe. Warum? Weil ich mit dem Prolog beim Anlesen nicht warm geworden bin.

Das Cover finde ich passend. Die beiden Mädchen könnten tatsächlich die beiden Hauptprotagonistinnen Antonia und Sofia sein.

Der Leser begleitet im Zeitraum von 1928 bis 1948 mehrere Generationen der Familien Russo und Colicchio, welche zu Beginn des 20. Jahrhundert aus Sizilien nach New York City ausgewandert sind. Die Anzahl der Charaktere ist daher überschaubar. Der Klappentext gibt einen guten Überblick was den Leser auf den folgenden 400 Seiten erwartet.

Da ich bisher wenig Berührungspunkte mit Mafia-Geschichten hatte - von dem ein oder anderen Film abgesehen – war mein Interesse schnell geweckt. Ich mochte vor allem den Perspektivwechsel zu Beginn: das "Familienleben" aus der Sicht der Mädchen zu erzählen. Geschichtliche Ereignisse wie der 2. Weltkrieg werden gestreift und in Form von Zweifeln bzw. dem Erwachsenwerden in einer sich verändernden Welt aufgegriffen. Dazu erhält man Einblicke in das Familienleben innerhalb der „Familie“. Im Verlauf der Geschichte werden unterschiedliche Fragen aufgeworfen: Hat man immer eine Wahl? Welche Konsequenzen trägt man aufgrund Entscheidungen anderer?

Nachdem ich einmal begonnen hatte, habe ich das Buch gern gelesen und war gespannt, wo die Geschichte hingeführt. Hauptpotential sehe ich im Stil: die Erzählung erfolgt in der 3. Person. Das schafft Neutralität, erzeugt gleichzeitig jedoch Distanz und ließ mich mit den Figuren nicht wirklich warm werden. Hinzu kommt die bildhafte, poetische Sprache. ("Grauen kriecht ihr wie eine fette Schnecke den Rachen hinunter.") Dies hat den Lesefluss manchmal ein wenig aufgehalten. Das abrupte Ende ist für meinen Geschmack nicht unpassend, könnte anderen aber nicht abschließend erscheinen.