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Kiki2705

Bewertungen

Insgesamt 142 Bewertungen
Bewertung vom 10.12.2023
Aufs Meer hinaus
Enger, Cecilie

Aufs Meer hinaus


gut

Hanna Brummenaes und Bertha Torgersen waren Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Reederinnen in Europa. Um genau diese beiden starken Frauen dreht sich die Geschichte im Roman „Aufs Meer hinaus“ von Cecilie Enger.
Bertha wächst in einer streng puritanischen Familie auf, doch sie merkt schon als kleines Mädchen, dass das Leben als wohlsorgende Mutter und Ehefrau vielleicht nicht die wahre Erfüllung für sie bringt. Als sie Hanna begegnet, die sich ganz anders kleidet und verhält als die Frauen der damaligen Zeit, wächst ihr Wunsch nach Freiheit und Selbständigkeit.
Gemeinsam gelingt es den Frauen sich auf eigene Füße zu stellen und sogar in die Welt der Schifffahrt einzusteigen, sodass sie in einem bis dahin von Männern dominierten Metier bestehen.
Doch ihre wahre Beziehung zueinander halten sie vor der Außenwelt Zeit ihres Lebens geheim.
Das Cover des Buches spiegelt in meinen Augen nicht den Inhalt wider. Der Klappentext hingegen verrät so gut wie alles und lässt daher kaum mehr Überraschungen zu.
Der Schreibstil hat mich leider nicht packen können. Er ist zwar leicht verständlich, jedoch fehlte mir der Spannungsbogen, sodass sich der Roman an einigen Stellen gezogen hat.
Bertha ist eine Frau, deren persönliche und emotionale Entwicklung mich sehr interessiert hat, welche jedoch nie ganz greifbar war.
Hanna wurde mir zu männlich und stur dargestellt.
Die Beziehung der beiden hatte für mich nie wirklich etwas liebevolles, sondern ich hatte eher das Gefühl, dass Bertha in Hanna ein Vorbild für Freiheit und Selbständigkeit gefunden hat, dem sie folgen konnte und sich am Ende untergeordnet hat. An einigen Stellen habe ich mich gefragt, ob sie wirklich glücklich war. Eine wahre Liebesbeziehung wurde für mich nicht rüber gebracht.
Die Zeitspanne der Geschichte durchläuft die Jahre 1873 – 1945, in denen so viel passiert ist. Der Fortschritt ist zwar spürbar, aber man kann es als Leser kaum emotional erfassen. Auch die traurigen Ereignisse im 1. und 2. Weltkrieg werden zu knapp und emotionslos geschildert.
Die damals wichtigen Themen der Frauenbewegung rund um Gleichberechtigung, aber auch der Stand der Homosexualität in der Gesellschaft werden angesprochen, jedoch kaum vertieft.
Mir blieben sowohl die Protagonistinnen als auch die Handlung daher leider während des gesamten Romans fremd.
Da es sich um eine wahre Begebenheit handelt, ist es umso interessanter diesen Teil der norwegischen Geschichte zu lesen. Dieses Buch hätte so viel mehr Potential gehabt, hat mich jedoch leider nicht abholen können.

Bewertung vom 05.12.2023
Die Ballkönigin - Walzernächte in Wien
Andeck, Mara

Die Ballkönigin - Walzernächte in Wien


ausgezeichnet

Komtess Clea de Comteville erlebt 1877 zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Sophie ihre erste Saison in der Wiener Adelsgesellschaft. Als Debütantinnen ist es das oberste Ziel, einflussreich verheiratet zu werden. Entgegen den Wünschen ihrer Familie kann sich Clea jedoch nichts Langweiligeres vorstellen, als an der Seite eines adeligen Ehemannes ihr Dasein zu fristen. Die junge Frau nimmt sich fest vor, alles daran zu setzen, um eine Heirat so lange wie möglich hinaus zu zögern. Doch als sie auf dem ersten Wiener Opernball dem Fürsten Nikolaj Glinsky begegnet, entwickelt sich die Situation anders als erwartet.
Mit dem Roman „Die Ballkönigin – Walzernächte in Wien“ entführt uns die Schriftstellerin Mara Andeck in die Welt des ersten Wiener Opernballs, der klassischen Walzermusik, der prachtvollen Roben und einer edlen Gesellschaft. Es gelingt der Autorin durch ihren bildhaften Schreibstil, dass man förmlich mit der Musik mitschwingt und von Ball zu Ball schwebt.
Die Protagonistin Clea de Comteville ist mir dabei von Anfang an mit ihrem Charme, ihrer Neugier und ihrer gleichzeitig jugendlichen Nachdenklichkeit sehr sympathisch. Man kann sich in sie sehr gut hineinversetzen.
Das Verhältnis zu ihrer Familie ist innig, auch wenn die Standeszwänge sehr deutlich hervorgehoben werden. Gerade zu ihrer Zwillingsschwester besteht ein enges Band.
Auch der Fürst Nikolaj Glinsky ist ein authentischer Charakter, der jedoch nicht sofort durchschaubar ist und der einige Geheimnisse verbirgt.
Die Geschichte ist eingebettet in historische Ereignisse der damaligen Zeit. Der beginnende Aufschwung in Wissenschaft und Forschung sowie der Wandel in der Gesellschaft ist spürbar. Jedoch wird auch immer wieder deutlich, welche gesellschaftlichen Normen zum Ende des 19. Jahrhunderts herrschten.
Sehr interessant fand ich die vielen historisch belegten Persönlichkeiten wie die Fürstin Pauline von Metternich oder auch den Komponisten Anton Bruckner, die im Buch ihren Platz fanden.
Es ist jedoch kein historischer Roman im klassischen Sinne, sondern eher eine sehr unterhaltsame Geschichte vor historischem Hintergrund. Diese ist gespickt mit verschiedensten Gestaltungsmitteln wie den amüsanten Tagebucheinträgen der jungen Komtess, Briefwechseln, die einige Vermutungen und Überraschungen beinhalten und Wendungen, die man als Leser nicht erwartet.
Fazit:
Dieser Roman hat mich mit Charme, Witz und einer romantischen Note sehr gut unterhalten. Eine klare Leseempfehlung von meiner Seite!

Bewertung vom 16.11.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


ausgezeichnet

Conny, Beamtin im öffentlichen Dienst, nimmt im Buch „Da bin ick nicht zuständig, Mausi“ auf sehr humorvolle überspitzte Art und Weise das Leben und Arbeiten auf einem deutschen Amt auf die Schippe.
Die Autorin, auch aus ihren Instagram-Auftritten bekannt als Conny from the block, arbeitete Jahrzehnte in einer Behörde und hat so einige Anekdoten zu erzählen. So ist dieses Buch auch kein klassischer Roman, sondern eher eine Aneinanderreihung einzelner Episoden aus dem Beamtenalltag sowie kurzer Einblicke in das Privatleben von Conny.
Die einzelnen Kolleginnen werden dabei gut dargestellt, sodass man von jeder einzelnen eine sehr gute Vorstellung bekommt. Eine sehr unterschiedliche Truppe hat sich da in den Amtszimmern zusammengefunden – jede auf ihre eigene Art skurril, aber als Stereotypen sicher auch in der freien Wirtschaft zu finden.
Der Berliner Dialekt, der sich konsequent durch das Buch zieht, hat mir am Anfang noch ein paar Probleme bereitet, passt aber einfach perfekt zum Ambiente.

Da ich selber schon etliche Jahre als Beamtin in einer Behörde tätig bin, konnte ich über viele Episoden herzhaft lachen und habe auch einige Stereotypen wieder erkannt. Natürlich ist hier vieles stark übertrieben dargestellt, doch ein Fünkchen Wahrheit steckt in allem.
Oft musste ich herzhaft lachen.
Schade fand ich jedoch, dass die Erzählungen über das Beamtentum zwischenzeitlich zu negativ wurden und mir nur noch ein Kopfschütteln entlockt haben.
Das Motto „Make Amt great again“ konnte ich somit leider nicht wiederfinden. Im Gegenteil. Eigentlich wurden alle negativen Vorurteile, die man über deutsche Beamte so finden kann, nur bestätigt, was ich eigentlich sehr schade finde. Natürlich wird es diese Beamten in den deutschen Behörden geben, aber es macht eben kein Gesamtbild.
Das offene Ende lässt eine baldige Fortsetzung vermuten und Zuwachs im Kreise des Amtszimmers in Form eines neuen Azubis.
Das Glossar am Ende des Buches war mein persönliches Highlight – die Erklärung trockener amtsdeutscher Begriffe so lustig rüberzubringen, muss erstmal gelingen.
Fazit: Es war ein kurzweiliges Buch, welches mich oft zum Schmunzeln, aber fast genauso oft zum Stirnrunzeln gebracht hat. Eine Fortsetzung werde ich wohl leider nicht lesen.

Bewertung vom 04.11.2023
Es sei denn, es geschieht ein Wunder
Ottensmann, Elke

Es sei denn, es geschieht ein Wunder


gut

Mit „Es sei denn, es geschieht ein Wunder“ hat die Autorin Elke Ottensmann einen Israel-Roman nach einer wahren Begebenheit geschrieben.
Die 19-jährige Linda reist nach Jerusalem, wo sie an einer jüdischen Schule lernen und zum Judentum konvertieren möchte. Dieses Ziel verfolgt sie bereits seit ihrer frühen Jugend und hält sich fest an die jüdischen Glaubensregeln. In Jerusalem wendet sich jedoch ihr Blick auf die Welt, nachdem sie mit einer Freundin in das palästinensische Ramallah reist und dort auf den Muslim Achmad trifft, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Für Linda beginnt zunächst ein Doppelleben, bis sie sich für eine Heirat mit Achmad entscheidet, doch bevor es zu dieser Hochzeit kommen kann, nimmt Lindas Leben abermals eine Wendung, mit der sie nicht gerechnet hätte.
Der Autorin gelingt in diesem Roman ein guter Einblick in die Religion des Judentums mit ihren Regeln, Traditionen und Festen.
Der Kontrast, aber auch die Gemeinsamkeiten zum Islam werden deutlich, sodass man als Leser, der mit beiden Religionen und Kulturkreisen nicht viel zu tun hat, einen ersten Eindruck gewinnen kann.
Durch ein Glossar am Ende des Buches werden fremdartige Begriffe aus den Religionen erläutert, was sehr gut ist, jedoch auf manchen Seiten teilweise ausartet, sodass man nur am Blättern ist.
Linda als Hauptperson konnte mich leider weder emotional noch als Mensch überzeugen. Sie ist in meinen Augen eine sehr naive und auf sich bedachte 19-jährige, die sich sehr widersprüchlich verhält. Auf der einen Seite hält sie sich wahnsinnig streng an alle Regeln der jüdischen Religion und brüskiert damit zunächst die arabischen Gastgeber und im nächsten Augenblick wirft sie aufgrund der Liebe alle Regeln über Bord. Dies war für mich nicht authentisch.
Auch später reflektierte Linda mir die Situation viel zu wenig. Ob es nun daran liegt, dass ich mich vom Alter her eher im Bereich der sorgenvollen Mutter von Linda befinde oder diese sich einfach nicht sehr rücksichtsvoll verhält, kann ich nicht einschätzen.
Die Schreibweise konnte mich leider emotional ebenfalls nicht ganz abholen, da mir die Geschichte an manchen Stellen zu schnell und abgehackt runtergeschrieben wurde. Dabei kam bei mir das Wunderbare dieser fremden Kulturen, aber auch der tief sitzende Konflikt nicht wirklich an.
Alles in allem hatte dieser Roman sicher gute Ansätze, um einen ersten Einblick in die Religionen des Judentums und des Islam zu erhalten und die kulturellen Konflikte in Jerusalem näher zu betrachten.
Da es sich um einen Roman beruhend auf wahren Begebenheiten handelt, hätte ich in einem Nachwort gern mehr zu Fiktion und Wahrheit erfahren. Dies fehlt jedoch, sodass man sich hier als Leser fragt, was genau auf wahren Tatsachen beruht und was nicht.
Es war für mich zwar eine nette Lektüre, es gibt jedoch sicher tiefgründigere Romane, die sich mit der Thematik rund um das „Gelobte Land“ befassen. Daher auch nur 3 Sterne von mir.

Bewertung vom 28.10.2023
Weihnachtszauber und Hundepfoten / Der Weihnachtshund Bd.8
Schier, Petra

Weihnachtszauber und Hundepfoten / Der Weihnachtshund Bd.8


ausgezeichnet

Mit „Weihnachtszauber und Hundepfoten“ ist der neue Weihnachtsroman mit tierischer Begleitung aus der Feder von Petra Schier erschienen.
Melissa hat nach der Flucht aus einer gewaltsamen Ehe mit ihrem kleinen Sohn Andy endlich ein Zuhause gefunden, in dem sie sich wohl fühlt. Sie arbeitet im Glaskunstladen von Jana Weißmüller und fühlt sich wohl. Doch eine stetige Angst und Unsicherheit begleitet sie, sodass sie dem selbstbewussten Sicherheitsexperten Lennart Overbeck, der für Jana arbeitet, zunächst nur Skepsis entgegen bringt. Doch Lennart gibt nicht so schnell auf und versucht behutsam das Vertrauen von Melissa und ihrem Sohn zu gewinnen.
Die Entwicklungen in der Vorweihnachtszeit stellen die beiden dabei vor große emotionale Herausforderungen, sodass selbst Santa Claus und seine Elfen eine schwierige Aufgabe zu erfüllen haben, um alle Weihnachtswünsche der kleinen und großen Menschen in diesem Jahr zu erfüllen.
Das Cover des Weihnachtsromans lässt bereits eine tolle Geschichte erahnen und wie eh und je ist die Schreibweise von Petra Schier so bildhaft, emotional und einfühlsam, dass man zwischen den Seiten der Geschichte nur so verschwindet und erst am Ende wieder daraus auftaucht.
Die Gefühlswelt von Melissa war sehr authentisch beschrieben. Nicht nur deren Erziehung, sondern auch die Erfahrungen mit ihrem Ex-Mann haben sie zu einer vollkommen unsicheren Frau gemacht, die an jeglichen emotionalen Regungen zweifelt und sehr viel Zeit braucht.
Lennart als eher furchteinflößender Typ, der sich jedoch das Kind in sich bewahrt hat, hat mich nicht nur einmal zum Schmunzeln gebracht mit seinen tollen Ideen, die einen einfach mitreißen müssen.
Der junge Andy und die Boxerhündin Sissy sind eine tolle Ergänzung für dieses Quartett.
In den Büchern von Petra Schier finde ich es sehr angenehm, wie die Hunde zwar mit ihren Gedanken mit eingebaut werden, dies aber immer auf sehr dezente und witzige Art passiert, sodass ich es überhaupt nicht nervig finde. Im Gegenteil, ich warte immer auf einen kleinen Gedankengang des tierischen Begleiters.
Auch die kleinen fantastischen Züge durch Santa Claus, der in diesem Roman leider krank das Bett hüten muss und seine Elfen und Rentiere, sind immer lustig und geben dem Roman den letzten weihnachtlichen Schliff.
In diesem Roman hat mir jedoch nicht nur die sehr weihnachtlich-romantische Stimmung gefallen, sondern auch wie gefühlvoll das Thema der häuslichen Gewalt verarbeitet wurde.
Wie es sich für einen richtigen Weihnachtsroman gehört, endet er natürlich mit einem Happy End und ich musste mich leider von den lieb gewonnenen Charakteren verabschieden, was mir durchaus schwer fiel. Vielleicht lese ich ja in einem der nächsten Romane mehr von ihnen. Das würde mir sehr gefallen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2023
Das achte Haus
Segtnan, Linda

Das achte Haus


gut

„Das Achte Haus“ ist der Debütroman aus der Feder von Linda Segtnan, welcher sich mit einem Cold Case auseinandersetzt.
Linda ist Autorin und liest in einer Zeitung von einem ungeklärten Mord, welcher im Mai 1948 an dem 9-jährigen Mädchen Birgitta Sivander begangen wurde. Linda liest sich in zahlreiche Ermittlungsakten ein und versucht, den damaligen Tathergang zu rekonstruieren und den Tatverdächtigen zweifelsfrei zu finden. Dabei entdeckt sie immer wieder Ungereimtheiten und scheinbare Nachlässigkeit in der Aufarbeitung des Falles.
War der damals als Täter identifizierte 14-jährige Junge tatsächlich der Täter oder wurden Details übersehen?
Bei ihren Ermittlungen steigert sich die Autorin immer mehr in Besessenheit hinein und vernachlässigt dabei die eigenen Kinder.
Der Roman ist in 3 Teile untergliedert und wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Dabei wird im ersten Erzählstrang der Mai 1948 rekonstruiert und der Verlauf der Ermittlungen dargestellt.
Im zweiten Erzählstrang folgt man der Autorin selbst, ihrem Privatleben und ihren Sorgen und Ängsten.
Der Schreibstil hat mich animiert, mir selber Gedanken über den damaligen Tathergang zu machen und mich teilweise in das Buch hineingezogen.
Leider nahm das Privatleben der Autorin und vor allem der Umgang mit ihren eigenen Kindern sowie die etwas esoterische Sphäre zu großen Raum ein, welcher vom eigentlichen Mordfall abgelenkt hat und für das Gesamtwerk in meinen Augen nicht notwendig gewesen wäre.
Die Grundidee des Buches, einen ungeklärten Mordfall aufzulösen und hinter die Ermittlungen zu schauen, ist gut.
Leider wurde meine Erwartung enttäuscht, da ich am Ende nicht wirklich schlauer bin als zu Beginn des Lesens.
Daher lässt mich das Buch mit einem unzufriedenen Gefühl zurück.

Bewertung vom 17.10.2023
Das einzige Kind
Lind, Hera

Das einzige Kind


ausgezeichnet

„Das einzige Kind“ ist ein bewegender Roman aus der Feder von Hera Lind, der auf sehr intensive berührende Art und Weise den Weg des kleinen Djoko durch die Wirren des 2. Weltkrieges aufzeigt. Es handelt sich hierbei um einen Tatsachenroman, in dem fiktive Elemente hinzugefügt wurden.
Djoko lebt als knapp 5-jähriger mit seinen Eltern im damaligen Jugoslawien. Innerhalb kürzester Zeit verliert er beide Elternteile auf schreckliche Weise und wird schwer verletzt zur Kriegswaisen.
Für den kleinen Jungen beginnt eine Flucht, die ihn zunächst mit den Partisanen, später mit einer SS-Einheit über 1000 km bis hin nach Österreich führt.
Immer wieder begegnet er nicht nur dem Grauen des Krieges, sondern ebenso Menschen, die ihm helfen und ihn ein Stück des Weges begleiten.
Der Schreibstil von Hera Lind ist sehr direkt und intensiv. Die Grausamkeiten, das Elend und das viele Leid, welches in den Auseinandersetzungen des 2. Weltkrieges vorherrschten, spürt man hautnah und es ist definitiv kein Roman für zart besaitete Seelen.
Der unfassbar starke Überlebenswille des kleinen Jungen ist sehr gut eingefangen. Gleichzeitig spürt man auch seine tiefe Traurigkeit und Verzweiflung. Nur durch sehr viel Glück und hilfsbereite Menschen schafft er es zu überleben und seine spätere Heimat Österreich zu erreichen.
Dieses Buch hat mich emotional sehr mitgenommen.
Ein Roman, der Gewalt, Leid und Tod sowie die damals vorherrschenden Verhältnisse in einer sehr ergreifenden Art und Weise erzählt und dabei den Blick auf den kleinen Djoko nie verliert.
Von mir eine klare Leseempfehlung. Mich selbst hat dieser Roman keine Sekunde unberührt gelassen und die Seiten flogen nur so dahin.

Bewertung vom 09.10.2023
Das Weihnachtswunder von Haus 7
Marschall, Anja

Das Weihnachtswunder von Haus 7


ausgezeichnet

Mit „Das Weihnachtswunder von Haus 7“ ist ein Weihnachtsroman aus der Feder von Anja Marschall erschienen.
Das Haus Nr. 7 in der Herderstraße ist ziemlich marode und sanierungsbedürftig, doch der Eigentümer hat den wenigen Mietern, die noch im Haus leben, die Kündigung überreicht, um das Gebäude abzureißen.
Die alleinerziehende Luisa lebt mit ihren Kindern Matti und Lilli in dem alten Haus und hat nur zwei kleine Weihnachtswünsche: einen liebevollen Partner an ihrer Seite und eine sichere Bleibe für sich und ihre Kinder.
Um für den Erhalt des Hauses zu kämpfen, sucht Luisa den Vermieter in seiner Villa auf, doch dieser scheint sie für seine verschollene Tochter zu halten.
Die rasanten Entwicklungen, die daraufhin folgen, hätte Luisa kaum erwartet und stellen ihr Leben komplett auf den Kopf.
Bereits das Cover des Romans ist weihnachtlich-romantisch und lässt das Herz jedes Weihnachtsfans höherschlagen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr angenehm zu lesen. Die kurzen Kapitel fliegen nur so dahin und wenn man einmal angefangen hat zu lesen, will man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Auch die Stimmung ist wunderbar eingefangen. Durch sehr bildliche Wortwahl konnte man sich viele Szenen richtig gut vorstellen.
Die liebenswerten authentischen Charaktere lassen einem beim Lesen das Herz aufgehen.
Luisa ist eine sehr starke liebevolle Mutter, die ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Kindern hegt und immer versucht, den Alltag bestmöglich zu meistern.
Matti und Lilli sind goldig. Sie haben mir mit ihrem Handeln und ihrem kindlichen Blick auf die Welt mehr als einmal ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Ganz anders der griesgrämige Eigentümer Achim von Arnheim, der ziemlich kaltherzig seine Pläne verfolgt und dabei kaum Rücksicht auf seine Mitmenschen nimmt. Doch tief im Herzen ist der alte Herr ziemlich einsam und kann ein bisschen frischen Wind in seiner Umgebung gut gebrauchen.
Auch der junge Anwalt Joost Behrens ist ein authentischer Charakter, der im Laufe des Romans eine sehr positive Entwicklung durchmacht.
Die ziemlich verrückten Nachbarn Wolle und Oma Baumann sind herzensgut, aber auch gewöhnungsbedürftig.
Doch eine Person macht das Geschehen ein klein wenig magisch und geheimnisvoll – Hausmeister Tomte, der immer wieder auftaucht, auf zauberhafte Weise Dinge repariert und im richtigen Moment gute Ratschläge parat hat.
Die Geschichte ist nicht dramatisch, jedoch steigert sich die Spannung im Laufe des Lesens und durch einige überraschende Wendungen wird es nie langweilig. Wie es sich für einen guten Weihnachtsroman gehört, endet die Geschichte pünktlich zum Fest mit einem Happy End!
Fazit:
Eine liebevolle weihnachtliche Geschichte, die Freude bereitet und Lust auf Weihnachten und seine Wunder macht!

Bewertung vom 09.10.2023
Die Essenz der Königin
Schaumlöffel, Anette

Die Essenz der Königin


gut

„Die Essenz der Königin“ ist ein Jugend-Fantasy-Roman aus der Feder von Anette Schaumlöffel.
Katta plant ein arbeitsreiches Wochenende zu Hause an ihrem Schreibtisch, während ihre Familie sich auf den Weg zu einem Kurztrip macht.
Doch während sie vom Supermarkt nur ein Päckchen Kaffee holen will, gerät sie in ein tierisch fantastisches Abenteuer, welches sie in eine Parallelwelt entführt, in der die Tiere das Sagen haben und Menschen nur reine Instinktwesen sind.
Katta soll helfen, die Essenz der Königin zurückzuholen, die für das Gleichgewicht in dieser Welt verantwortlich ist, doch wem kann sie trauen und wer meint es wirklich gut mit ihr?
Der Leser wird gleich zu Beginn unvermittelt in das Geschehen hineingeworfen. Durch einige Zeitenwechsel soll direkt Spannung aufgebaut werden. Mich hat dieser Wechsel jedoch eher irritiert, da dieser kaum kenntlich gemacht war und die Wechsel zu plötzlich und schnell erfolgten.
Der Schreibstil an sich ist gut lesbar. Allerdings fiel es mir schwer, Sympathie zu den jeweiligen Charakteren aufzubauen. Diese blieben in ihren Eigenheiten eher schwach und es hätte hier durchaus Ausbaupotential gegeben.
Die Idee der Geschichte – eine Welt, in der die Menschen sich nicht über die Tiere erheben und dadurch auch mehr ökologisches Gleichgewicht herrscht, hat mir dem Grunde nach gut gefallen.
Die mitschwingende Gesellschaftskritik sowie die Thematik Umweltverschmutzung und Tierwohl sind gut herausgestellt und regen einen zum Nachdenken an.
Die verschiedenen Tiere, die im Buch ihre Erwähnung finden, waren niedlich und nicht Mainstream. Allerdings waren es mir zu viele verschiedene Tierarten. Da wäre weniger vielleicht mehr gewesen.
Die einzelnen Verwandlungen waren etwas knapp dargestellt und auch hier könnte mehr aus der Geschichte herausgeholt werden.
Insgesamt war es eine nette Geschichte, die ein schönes Ende gefunden hat, welches auch eine Fortsetzung möglich macht.
Für mich fehlte jedoch der Fantasyeffekt und ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch es gegenüber anderen Fantasybüchern für diese Altersklasse eher schwer haben wird.

Bewertung vom 05.10.2023
Die Löffelliste
Imboden, Blanca

Die Löffelliste


sehr gut

„Die Löffelliste“ von Blanca Imboden ist ein Roman, der sich mit dem nahenden Tod, aber auch mit Neuanfang beschäftigt.
Die 45-jährige Karin arbeitet als Pflegefachfrau und kommt nicht nur beruflich, sondern auch privat an ihr Limit, sodass sie entscheidet, ihrem Leben auf dem Dach der Klinik ein Ende zu setzen. Bevor sie jedoch springen kann, entdeckt sie den im Endstadium an Lungenkrebs erkrankten Patienten Reto Rösti, der rauchend auf dem Dach sitzt.
Die beiden beginnen ein Gespräch und eh sich Karin versieht, macht Reto ihr den Vorschlag, sie als seine persönliche Pflegefachfrau die letzten Tage seines Lebens nach St. Moritz zu begleiten und seine persönliche Löffelliste abzuarbeiten.
Das Cover des Buches zeigt die zwei sehr bekannten Engelfiguren eines berühmten Gemäldes. Man kann zunächst keine Verbindung zur Geschichte herstellen, was sich jedoch im Laufe des Lesens ergibt.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und so bildreich, dass man die Landschaft rund um St. Moritz und die Schönheit der Natur förmlich greifen kann.
Die vielen versteckten Informationen über Kunst und Kultur waren sehr interessant und zu keiner Zeit aufdringlich. Mir selber hat es Lust gemacht zu reisen und mehr über diese Gegend zu erfahren.
Die Hauptfiguren wurden sehr authentisch beschrieben.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Pflege und Tod und vor allem auch der Umgang von Angehörigen mit dem Sterbenden wurde sehr gefühlvoll umgesetzt.
So hat dieser Roman ein ernstes Thema als Grundlage, hat mich aber immer wieder zum Lächeln gebracht.
Am Ende bleibt man nicht mit Trauer zurück, sondern mit dem Gefühl, dass jedem Ende ein Anfang mit neuem Zauber innewohnt!