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Lesefreak
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Oberland

Bewertungen

Insgesamt 59 Bewertungen
Bewertung vom 18.08.2022
Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21


sehr gut

Der Thriller liefert vor allem im Hinblick auf die derzeitigen kriegerischen Handlungen in der Ukraine einen eindrucksvollen Einblick in die Verstrickungen und Machtstrukturen der russischen Eliten. Ausgehend von einem Mordanschlag durch Nervengift entwickelt sich ein interessanter und spannender Thriller, der gut unterhält. Einen Stern Abzug gibt es jedoch dafür, dass vor allem die zahlreichen Namen, die teilweise nur äußerst kurz auftauchen und oft auch komplizierter sind, immer wieder dazu führen, dass man die Handlung, die vor allem Wirtschafts- und finanzpolitische Themen behandelt, die auch nicht unbedingt leichte Kost sind, nicht vollständig verstehen kann. Außerdem wirkt vor allem das Ende doch stark konstruiert und wenig glaubwürdig, da hätte ich mir etwas mehr erhofft. Insgesamt trotzdem ein unterhaltsamer Thriller, den man auf alle Fälle empfehlen kann.

Bewertung vom 07.08.2022
Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1
Joshi, Alka

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1


sehr gut

Der Roman handelt von einer jungen Frau namens Lakshmi, die unter unglücklichen Umständen in einem kleinen indischen Dorf auf dem Lande aufwächst. Um ihrem durch Geburt in eine Kaste vorgegebenen und eigentlich unausweichlichem Schicksal zu entgehen, beschließt sie einen unkonventionellen Lebensweg einzuschlagen. Gespickt ist der Roman dabei mit zahlreichen Erläuterungen und Einblicke in die indische Kultur, das Kassensystem und die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Insgesamt braucht die Geschichte am Anfang etwas, bis sie in Fahrt kommt, und enthält immer wieder kleinere Längen, das stört mich aber mit Sicherheit nur deshalb, weil ich derartige Bücher nur selten Lese. Am Schreibstil der Autorin lässt sich hingegen nichts aussetzen. Die Geschichte ist angenehm zu lesen.

Insgesamt handelt es sich also um ein Frauenbuch, das einen in die indische Gesellschaft mitnimmt und dabei besonders die Rolle der Frau in einer Gesellschaft in den Fokus rückt. Es bietet gute Unterhaltung, ist mir persönlich an manchen Stellen jedoch etwas zu seicht und langatmig.

Bewertung vom 20.07.2022
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Bervoets, Hanna

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gut

Die Geschichte wird in der Retrospektive in Form eines Briefwechsels erzählt. Man erfährt von der Protagonistin einige Aspekte über Ihre Arbeit bei HEXA, ihre Arbeitskollegen und die Belastungen und Veränderungen, die diese Arbeit mit sich bringen. Im Fokus steht aber auch die Beziehung zu einer Arbeitskollegin, die in diesem kurzen Büchlein sehr prominent präsentiert wird.
Insgesamt lässt mich das Buch etwas unbefriedigt zurück. Auf der einen Seite wird die Problematik der Arbeit als Content-Reviewer in Ansätzen deutlich, hier hätte ich mir aber deutlich mehr Tiefgang und eine vielschichtigere Darstellung gewünscht, beispielsweise auch mögliche Lösungsansätze. Auf der anderen Seite ist das Buch mit seinen knapp 100 Seiten (20€!!) für meinen Geschmack viel zu knapp und die Geschichte wirkt in sich nicht rund und schlüssig. Es sind so viele Fragen offen und Handlungsstränge teils abrupt abgebrochen. Ein Buch mit Potenzial, definitiv aber kein Buch, das ich ein zweites Mal lesen würde, dazu hat es mich nicht genug überzeugt und gefesselt.

Bewertung vom 30.05.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


sehr gut

Als absoluter Kluftinger-Fan bin ich natürlich bestens mit dem Kommissar und seinen Fällen vertraut, weshalb ich natürlich auch einen neuesten Fall direkt lesen musste. Insgesamt ist das Cover sowohl optisch als auch haptisch wirklich gut gelungen und ist absolut passend. Auffällig ist der doch recht große Umfang, der mir sofort ins Auge gesprungen ist, was sich dann auch später im Inhalt in meinen Augen ein klein wenig bemerkbar gemacht hat. Vor allem auf den ersten hundert Seiten kam der Krimi für mich etwas schwerfällig aus den Startlöchern, hier hätte man durchaus etwas gestraffter vorgehen können, anschließend kam jedoch gewohntes Kluftinger-Feeling auf. Kurzweilig und vielseitig wird dieses Mal vor allem der private Bereich, der absolut im Vordergrund steht, beackert. Das ist auf der einen Seite durchaus gut gelungen und auch unterhaltsam, für meinen Geschmack ist die Kriminialarbeit dieses Mal jedoch etwas zu kurz gekommen. Der Fall war nur mäßig spannend und nicht sonderlich ausgeklügelt, schade, hier hätte man etwas mehr machen können.

Insgesamt also ein unterhaltsamer Kluftinger Teil mit leichten Abzügen in der B-Note.

Bewertung vom 23.05.2022
Nachtschwärmerin
Mottley, Leila

Nachtschwärmerin


sehr gut

In ihrem Debütroman schildert die Autorin die Situation der 17-jährigen Kiara, die gemeinsam mit ihrem Bruder Marcus mit den Unwegsamkeiten des Lebens kämpfen muss und in eine Abwärtsspirale gerät, an deren Ende Sie Kronzeugin vor Gericht wird. Eindrucksvoll, wenn auch für meinen Geschmack an manchen stellen eine Spur zu nüchtern, schildert die Autorin den Kampf Kiaras auf der einen Seite gegen die drohende Zwangsräumung, den Hunger und um ihre Freundschaften und Verbindungen, vor allem zum Sohn der Nachbarin, auf der anderen Seite aber auch die dreckige Seite der amerikanischen Gesellschaft. Drogen, Alkohol, Prostitution und Polizeigewalt und ganz besonders das fehlende Sicherheitsnetz für die Schwächsten der Gesellschaft, Kinder, Jugendliche und Menschen, die sich am Existenzminimum befinden, werden schonungslos offen dargestellt und kritisiert.

Einen Stern Abzug gibt es, da es inhaltlich stellenweise redundant ist und mir die Aufarbeitung vor Gericht deutlich zu kurz kommt, das wirkt am Ende etwas abgehackt.

Insgesamt aber eine absolute Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 11.04.2022
Im Rausch des Aufruhrs
Bommarius, Christian

Im Rausch des Aufruhrs


sehr gut

Mit "Im Rausch des Aufruhrs" hat Christian Bommarius ein zugleich hoch interessantes, gut recherchiertes und das Leben und die Umstände im Jahr 1923 bis ins letzte Detail darstellendes Buch vorgelegt, das für historisch interessierte Leser ein absolutes Highlight ist. In kurzen Episoden erzählt der Autor die Geschichte des Jahres 1923 und thematisiert dabei nicht nur die bereits mehr oder weniger bekannten Ereignisse, sondern liefert Hintergrundwissen dazu, und bettet alles in ein größeres Ganzes ein. Dabei werden jedoch ziemlich viele Namen, Ereignisse und Fakten genannt, die für meinen Geschmack stellenweise etwas zu schnell hintereinander folgen, sodass man hochkonzentriert sein muss und selbst dann durchaus von der Dichte der Fakten überrascht wird und nicht immer alles sofort korrekt einordnen kann. Sprachlich ist das Buch sehr gut und flüssig geschrieben. Besonders hervorzuheben ist die hochwertige Anmutung des Buches, das auf qualitativ sehr ansprechendem, etwas festerem Papier gedruckt ist.

Insgesamt kann ich das Buch wärmstens empfehlen, geschichtliche Laien, denen ein gewisses Maß an Hintergrundwissen fehlt, werden jedoch überfordert sein.

Bewertung vom 28.03.2022
Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
Mattera, Julia

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach


ausgezeichnet

Kaum ein anderes Buch hat mich in den vergangenen Monaten so berührt, wie dieses kleine aber besonders liebevoll geschriebene Büchlein. Der Protagonist Robert betreibt gemeinsam mit seiner Schwester eine Herberge, die für ihre gute Küche bekannt ist. Chef in der Küche ist der Eigenbrötler Robert, der jede seiner Speisen mit absoluter Hingabe zubereitet. Daneben kümmert er sich auch um, seinen Gemüsegarten. Er spricht mit seinen Pflanzen, gibt ihnen sogar Namen, und zeigt Achtung, Demut und Respekt vor der Natur und den Lebewesen.

Robert ist ein liebevoller, aber auch schwieriger Mensch, der oft nicht aus seiner Haut kann, der sich jedoch langsam aber sicher öffnet, seit er mit Hassan zusammenarbeitet. Auch Hassans Mutter Fatima und Maggie bewirken bei ihm eine Änderung im Verhalten.

Die Figuren sind schön, nachvollziehbar und mit ausreichend Tiefgang gestaltet, sodass man sich als Leser absolut hineinversetzen kann.

Insgesamt gefällt mir das Buch ausgesprochen gut und bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.03.2022
Die dritte Hälfte eines Lebens
Herzig, Anna

Die dritte Hälfte eines Lebens


sehr gut

Es handelt sich bei "Die dritte Hälfte eines Lebens" um Anna Herzigs ersten Roman. Die Autorin schildert darin die Ereignisse in einem Dorf und schildert dabei Bewohner und ihre Verhaltensweisen. Das Dorf Krimmwing steht stellvertretend für wahrscheinlich unzählige Orte in Deutschland und dessen Bewohner können als erzkonservative Traditionalisten bezeichnet werden.
Alles was neu und anders ist, dem steht man erst einmal ablehnend gegenüber, weil es nicht ins gewohnte und erwartete Bild passt. Dabei müssen auf der einen Seite "richtigerweise", auf der anderen Seite "schon wieder", die üblichen Vorteile gegenüber Farbigen und Homosexuellen herhalten.
Eindrucksvoll, ohne große Emotionen und stellenweise richtig derb werden die ländliche Struktur des Dorfes und die sozialen und gesellschaftlichen Abgründe des Dorflebens bis ins Kleinste schonungslos offengelegt.
Aufgrund der sehr negativen Schilderungen entsteht ein nicht immer gutes Gefühl beim Leser, der sich durchgehend ein eigenes Bild von der Situation im Dorf machen und die Geschehnisse Interpretieren muss, ohne von der Autorin dafür vorgefertigte Meinungen ohne Wertungen präsentiert zu bekommen.

Insgesamt ein wirklich gelungen Roman, der allerdings etwas aufs Gemüt schlagen kann.

Bewertung vom 21.03.2022
Der zweite Sohn
Peck, Loraine

Der zweite Sohn


ausgezeichnet

Clanfamilien und mysteriöse Mordfälle, was braucht es anderes, um einen wirklich spannenden Thriller zu schreiben. Naja, so einfach ist es mit Sicherheit nicht, Loraine Peck gelingt es jedoch in ihrem Erstlingswerk ausgesprochen gut, eine interessante und gut konzipierte Story, die immer wieder einige Überraschungen, einen kreativen Plan und durchaus auch gesellschaftskritische Themen enthält, sprachlich so in Form zu gießen, dass man sich als Leser durchgehend sehr gut unterhalten fühlt.
Nach einer kurzen Einleitung gewinnst der Thriller rasant an Spannung und hält diese auch bis zum Schluss, wobei es mit Sicherheit spannendere Thriller gibt. Das Level an Spannung ist jedoch vollkommen ausreichend und die Lösung "des Falls" wird zielstrebig vorangetrieben, das keinen Augenblick Langeweile aufkommt.
Sehr eindrucksvoll schildert die Autorin den Versuch des Protagonisten aus seiner Rolle im Familienclan auszubrechen, indem sie die Sichtweise zwischen Johnny und Amy wechselt.
wenn man etwas kritisieren könnte, ist es vielleicht die etwas zu naiv und gutgläubig dargestellt Polizei oder das etwas einfältige Vorgehen der Biker-Gang, die sich doch eigentlich zuvor sehr schlau und durchtrieben präsentiert hat.

Insgesamt aber ein absolut empfehlenswerter Thriller, den ich jedem, der dieses Genre mag, ans Herz legen kann.

Bewertung vom 21.02.2022
Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


ausgezeichnet

Nach seinem ersten Roman rund um Krimalhauptkomissar Gerber, legt Ralf Langroth mit diesem Roman einen würdigen Nachfolger vor.
Bereits nach wenigen Seiten ist man vollkommen in die junge Republik eingetaucht und mit den Problemen der 50er Jahre konfrontiert. Der Verfassungsschutzpräsident John ist verschwunden und "der Alte" beauftragt Gerber damit, sich der Sache anzunehmen. Spannend, unterhaltsam und mit jeder Menge geschichtlichen Bezügen angereichert, wird die Handlung vorangetrieben und immer wieder fragt man sich, wem man eigentlich trauen kann. Welcher Geheimdienst ist involviert, wer arbeitet für welche Seite und welche Interessen werden verfolgt. Es entsteht so ein eindrucksvolles Bild des beginnenden kalten Krieges und ein absolut lesenswerter Roman. Besonders gelungen finde ich die Problematisieren der Nazigrößen in führenden Positionen, in der noch jungen Republik. Gerber äußert sich, zu Besuch bei Adenauer: "[Die Bürger] verstehen nicht, warum Sie ausgerechnet auf die Mitarbeit der alten Nazis bauen." Adenauer antwortet: "Weil ich keine besseren Leute habe" und fragt aus meiner Sicht zurecht, warum die Alt-Nazis nicht die Pflicht und Schuldigkeit hätten, das in Trümmern liegende Land wieder aufzubauen, da sie ja schließlich die Schuld daran tragen würden. (Vgl. S. 347f.)

Insgesamt ein absolut lesenswerter Roman und eine gelungene Fortsetzung.