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Frechdachs

Bewertungen

Insgesamt 142 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Großwildjagd in Afrika - Ein "Hobby" für gut betuchte Kunden mit ungeahnten menschlichen Abgründen

Gaea Schoeters aktuelles literarisches Baby ist wohl selbst so ikonisch, wie die Trophäen der im gleichnamigen Buch thematisierten Großwildjagd in Afrika.

"Trophäe" ist für mich persönlich vor allem eines - auf jeder einzelnen Seite sehr bildgewaltig und detailliert umgesetzt. Vorausschicken möchte ich vielleicht auch gleich noch, dass Zartbesaitete dann bei der ein oder anderen Szene schnell an ihr persönliches Limit kommen könnten. Hier wäre vielleicht auch eine Triggerwarnung eingangs im Buch nochmals angebracht.

Wer sich allerdings auf Schoeters Trophäenjagd in Afrika dann einlässt wird sehr schnell in die Szenerie eingesaugt. Als absoluter Wildlife- und Afrika-Fan sowie auch Dokunerd in Sachen Umwelt-, Natur- und Wildlifedokus war mir die sehr umstrittene Trophäenjagd bereits bekannt gewesen.

Was sich mir allerdings hier im Buch dann relativ schnell präsentierte schlug dann doch nochmals dem Fass den Boden aus. Ziemlich frühzeitig im Buch gibt es eine für mich bis dahin nicht absehbare Wendung im Geschehen und ich war persönlich vor den hier gezeigten menschlichen Abgründen dann einfach mehr als schockiert.

Das Werk lässt mich irgendwie richtig fassungslos zurück. Die "normale" Trophäenjagd ist bereits schon sehr speziell und ich kann sicherlich die im Roman präsentierten unterschiedlichen Sichtweisen nachvollziehen verabscheue aber auch nach dem Buch dann diese organisierte Großwildjagden nach wie vor, auf denen gut betuchte Kunden dann quasi Gott spielen.

Die Stärke dieses Romans ist es, die Lesenden direkt in die Handlungen reinzuziehen und die Protagonisten dann Seite an Seite zu begleiten. Es prasseln immer wieder sehr viele Infos und Eindrücke auf einen selbst beim Lesen ein und der Plot wird andauernd weiter voran getrieben, ohne dass man kurz verschnaufen könnte.

Ich persönlich erwartete einen kurzweiligen und interessanten Bushwalk in Afrika und bekam genau dieses organisierte "Abenteuer" präsentiert. Die stetige Intensität hat meine Erwartungen um Welten übertroffen und die menschlichen Abgründe haben mich teilweise arg überrumpelt.

Nichtsdestotrotz dürfen wir vielleicht auch gerade vor diesen thematisierten Abgründen nicht die Augen verschließen.

Bewertung vom 13.02.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


gut

Shanghai-Nights - Was ist wirklich in der Nacht auf den 2. September 2021 passiert?

So schillernd und bunt das Cover des Kriminalromans "Die Spiele" von Stephan Schmidt daherkommt, genau so bunt stellte ich mir tatsächlich auch die Ausarbeitung desselbigen vor.

Der Teasertext als solches klang für mich unheimlich spannend.

Schmidt verwebt ein Stück deutsch-deutscher Geschichte, den sogenannten Madgermanes in der damaligen DDR, von denen wahrscheinlich sehr viele von uns aktiv noch nichts gehört haben mit einem fiktiven Mordfall im fernen Osten Asiens.

Vielleicht gleich eines Vorab für Leseinteressierte dieses Romans, einen Thriller darf man hier nicht erwarten. Das Genre Kriminalroman trifft es ziemlich gut, welches auch auf dem Cover prangt.

Wie bei Kriminalfällen und deren Ermittlung üblich zieht sich mitunter diese Arbeit ganz schön in die Länge. Dabei sind wir meiner bescheidenen Meinung nach bereits beim vielleicht größten Manko des vorliegenden Romans. Über weite Strecken tappte ich irgendwie komplett im Dunkeln und mir fehlte ganz einfach in weiten Teilen auch eine gewisse Grundspannung im Plot.

Die Handelnden selbst werden sehr ausführlich beschrieben und je weiter das Buch voran schreitet, desto plastischer wirken auch deren Charakteren, allerdings fehlte mir tatsächlich irgendwie immer der direkte Bezug zu den Handelnden und ich beäugte die Situationen quasi jeweils aus der Distanz heraus. Es gab bei mir leider nie eine wirkliche Identifikation mit den Handelnden und ihrem zugehörigen Tun.

Die recht vulgäre Sprache, gerade wenn es um sexuelle Aktivitäten im Roman ging, hat mich irgendwie komplett abgestoßen und passt auch nicht so ganz zum anderen Stil der Erzählweise.

Der Kriminalroman zeigt deutliche Licht- und Schattenseiten. Beispielsweise hätte ich mir fast noch mehr zum historischen Hintergrund zu den Madgermanes gewünscht. Gleichzeitig hätte aber auch der ganzen Erzählweise mehr Drive und vor allem Spannung gut getan.

Die Erzählsicht selbst wechselt quasi immer zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Zeiten. Gerade in dieser Hinsicht haben mich diese sehr flotten und vielschichtigen Perspektivwechsel ehrlicherweise immer mehr verwirrt und vom Grundkonzept her zu stark abgebracht. In dieser Hinsicht wäre vielleicht weniger dann am Ende mehr gewesen.

Alles in allem ein akzeptabler Kriminalroman, der vom Cover her schillernd bunt angeteasert wird und beim Lesen dann leider sehr schnell abflacht und auch irgendwie versandet.

Bewertung vom 06.02.2024
Mein verdorbenes Blut oder Streuselkuchen nach schlesischer Art
Küter, Hubert C.

Mein verdorbenes Blut oder Streuselkuchen nach schlesischer Art


ausgezeichnet

Über Leben/Überleben in Deutschlands dunkelster Stunde

Der autobiographische Roman "Mein verdorbenes Blut oder Streuselkuchen nach schlesischer Art" von Hubert C. Küter kommt genau zur richtigen Zeit.

Das leidvolle Schicksal des jüdischen Volkes in Deutschlands dunkelster Stunde ist normalerweise hinlänglich bekannt. Der vorliegende Roman geht dann nochmals ein Stufe tiefer und erzählt das ganz persönliche Schicksal einer Familie aus der Perspektive des Halbwaisen und -juden Horst. Diese ganz persönliche Sichtweise der Erzählung lässt nochmals einen ganz anderen und sehr viel intensiveren Blickwinkel zu.

Gerade in der aktuellen Zeit sind meiner bescheidenen Meinung nach solche Bücher wirklich Gold wert, denn durch den wieder erstarkenden Antisemitismus sowie das umherwabernde rechtsnationale Gedankengut, wie beispielsweise die aktuell aufgedeckten umfassenden Remigrationspläne zeigen, sieht man mehr als deutlich, dass man die Stimmen der damaligen Zeitzeugen wieder vermehrt anhören und ins Gedächtnis bringen sollte.

Obwohl ich persönlich bereits sehr vieles über das Leid der Juden in Deutschlands dunkelster Stunde erfahren bzw. erlesen habe ist genau dieses Buch dann dennoch wieder erneut sehr besonders.

Der Halbwaise und -jude Horst erzählt dabei seine ganz persönliche Geschichte im Rückblick und deckt dabei die Zeit rund um den Zweiten Weltkrieg wie auch die Zeit danach ab. Geprägt sind diese ganzen Zeiten durch den ausgeprägten Antisemitismus, die der kleine Horst dann bereits sehr früh zu spüren bekommt. Horst ist für mich persönlich aber dennoch der Held in dieser Geschichte. Trotz der ganzen widrigen Umstände agiert der Junge dann wie ein Stehaufmännchen und macht aus jeder misslichen Lage dann wirklich das Beste daraus. Das Mutter-Sohn-Gespann harrt bis zum Schluss trotz vorheriger eindringlicher Warnungen durch die Verwandtschaft in Breslau aus. Mit welchen Repressalien sowie Ereignissen beide dann konfrontiert sind, erfährt man dabei hautnah in der Erzählung selbst. Die Kriegszeit selbst war sicherlich hart aber es gibt immer wieder besondere Momente, die Horst fast sprichwörtlich heraufbeschwört bzw- zaubert, die dann vom ganzen Mut und der Courage des kleinen Horst berichten. Innerhalb der Familie gibt es dann immer wieder auch kleine lukullische Oasen, von den Horst berichten kann und die unheimlich lecker klingen. Hungrig sollte man dieses Buch vielleicht dann eher nicht lesen.

Der ausgeprägte Antisemitismus während des Zweiten Weltkrieges ist wahrscheinlich vielen von uns nach wie vor sehr präsent. Das Buch endet aber eben nicht mit Ende des Zweiten Weltkrieges sondern berichtet auch über die Flucht von Breslau aus und beleuchtet dabei auch recht ausgiebig die Zeit nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Man könnte meinen, das Gröbste hätte man vielleicht überstanden, aber das Überleben ging dann in der breiten Bevölkerung zunächst weiter. Auch der Antisemitismus war eben nicht mit dem Kriegsende ad acta gelegt sonder war auch danach für Horst ein hartnäckiger Begleiter.

Summa summarum zeugt dieser außergewöhnliche Roman sehr authentisch von der damaligen schwierigen Zeit. Für mich sind solche Zeitzeugenberichte extrem wichtig, da dieses dann nochmals einen spezielleren Blick bieten. Diese Berichte sind es schließlich, die uns allen zur Mahnung dienen sollten, dass solches Leid nie mehr wieder geschehen möge.

Bewertung vom 30.12.2023
Warrior Fairies. Die Macht der Jahreszeiten-Krone
Campisi, Stephanie

Warrior Fairies. Die Macht der Jahreszeiten-Krone


ausgezeichnet

Ein arglistiges Komplott im Feenreich der Jahreszeiten gefährdet den nahenden Sommer

Stephanie Campisis aktuelles Werk "Warrior Fairies - Die Macht der Jahreszeiten-Krone" lädt interessierte Lesende ein, das Reich der Feen für sich zu entdecken.

Campisi macht es einem sehr einfach, im Feenreich anzukommen und gleichzeitig tief einzutauchen. Gleich die Eingangssequenz bzw. Zeremonie rund um die Sommersonnenwende ist einfach nur traumhaft beschrieben. Der einzige große Makel ist, dass der Sommerkönig Galan urplötzlich verschwunden ist und der Jahreszeitenwechsel nicht vollzogen werden kann.

Dreh- und Angelpunkt der Story sind die beiden eher ungleichen Feenmädchen Eliane und Rosa. Die Charakteren der Sommerprinzessin Eliane und der Stallgehilfin Rosa könnten quasi unterschiedlicher nicht sein und waren für uns gerade durch die Unterschiede sehr nahbar. Wir fieberten sehr schnell mit beiden Handelnden mit und durchlebten dann das geschilderte sehr spannende Abenteuer rund um das Verschwinden von Galvan, Elianes Vater.

Wir brauchten sicherlich kurze Zeit um den ganzen Feenhofstaat zu erkunden, allerdings die sehr bildhafte Beschreibung hilft hier im Plot ungemein, um die Bilder im Kopf dann sehr schnell anlaufen zu lassen. Die Bilder, die sich einem dabei bieten sind einfach richtig genial umgesetzt. Dort werden Libellen dann beispielsweise als Reittiere benutzt.

Wir hätten uns vielleicht noch etwas mehr Details zu den bisherigen familiären Verhältnissen der beiden Feenmädchen gewünscht. Auch die verschiedenen Gepflogenheiten des Feenreichs hätte man vielleicht noch etwas genauer ausführen dürfen.

Wir fieberten gerne bei dem sehr spannenden Abenteuer im magischen Feenreich mit und betrachten jetzt den Wechsel der Jahreszeiten aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus.

Das Buch ist zwar in sich geschlossen, jedoch fiebern wir persönlich bereits jetzt dem angekündigten nächsten Abenteuer von Eliane und Rosa entgegen.

Bewertung vom 26.12.2023
White Zero
Falk, Thilo

White Zero


weniger gut

Nur eine vorübergehende Extremwetterlage oder vielleicht der Beginn einer neuen Eiszeit

Thilo Falks aktueller Thriller "White Zero - Die Kälte ist dein Tod" sprach mich bereits durch das dystopisch wirkende Cover sehr stark an. Verbunden mit dem Teasertext kamen bei mir sehr schnell Assoziationen zu Roland Emmerichs Eiszeit-Blockbuster "The Day After Tomorrow" auf und mein Leseinteresse war schnell geweckt.

Leider, dies schicke ich vielleicht gleich hier voraus, konnte das als Thriller vermarktete Werk bei mir nicht so recht punkten. Dies lag an sehr diversen Punkten, die ich nachfolgend erläutern möchte.

Voraus schicken möchte ich, dass dies mein erster Roman von Thilo Falk ist und ich den Autor bis dato noch nicht auf dem Radar hatte. Falk ist ja in diesem Genre kein unbeschriebenes Blatt, wenn man sich seine Veröffentlichungen bis dato ansieht.

Beworben wird das Buch mit dem folgenden Text:

"Dieses eisige Schreckensszenario lässt den Atem gefrieren – Spannung pur!"

Verglichen mit Emmerichs Eiszeit-Blockbuster konnte mich Falks aktuelles Werk leider so überhaupt nicht mitreißen. Überwiegend zog sich die Erzählung für mich sehr schleppend dahin wie Kaugummi, ich suchte großteils dann wirklich die spannenden Momente und fand nur sehr wenige davon. Ein ausgeklügelter Spannungsbogen vom Anfang bis zum Ende hin ist ein absolutes Muss für mich in diesem Genre und diesen konnte ich überhaupt nicht ausmachen. Viel zu sehr hält sich Falk meiner Meinung nach immer wieder mit Nebensächlichkeiten auf, die für die Erzählung eher nice to have wären.

Das Werk besteht von aller Anfang an aus mehreren Erzählsträngen, die eingangs etwas wirr erscheinen bzw. man sich fragt, wie die sehr unterschiedlichen Protagonisten dann wohl zusammenhängen mögen. Nach um nach verdichtet sich die Lage, die Handlungsstränge werden behutsam zusammengeführt und gipfeln im Grande Finale.

Seit ungefähr einem halben Jahr ist Deutschland mit einer neuen "Eiszeit" konfrontiert. Ich hatte mir eigentlich erhofft, dass man als Leser sehr viel mehr in die Breite der Gesellschaft eintaucht und erfährt, was ein solches Ereignis für existenzielle Auswirkungen hätte. Hier und da lässt Falk zwar einige Ereignisse kurz aufblitzen, allerdings waren mir diese nicht ausreichend genug. Der Fokus des Werkes liegt fast ausschließlich auf der Analyse der Ursache und deren etwaiger Bekämpfung. Mir erscheint genau dieses Detail dann viel zu eindimensional, da mir genau diese Wirkung in der Breite unserer Gesellschaft dann komplett fehlt.

Falk entwickelt die Haupt-Protagonisten sehr akkurat. Mitunter hält er sich nach meinem Empfinden viel zu häufig mit deren zwischenmenschlichen Beziehungen auf und schweift dabei auch gerne zu stark vom eigentlichen Thema, dem Klimathriller, ab.

Richtige Action- und Thrillmomente bot mir das Werk ehrlich gesagt viel zu selten. Die Entwicklung ist mitunter vorhersehbar (auch weil gleich eingangs des Buches verraten wird, ob das Vorhaben gelingen wird) und wirkte auf mich immer wieder leider sehr konstruiert.

Die enthaltenen Botschaften und Mahnungen an uns alle, auf die Falk ganz zum Schluss nochmals persönlich eingeht, sind durchweg gut getroffen allerdings in der Mischung und Umsetzung hier irgendwie unglücklich miteinander vermengt.

Ich persönlich hatte wirklich einen Thriller in der Art von "The Day After Tomorrow" erwartet und wurde mit dem Buch dann irgendwie kaum richtig warm. Ein richtiger Lesefluss kam bei mir auch nie so richtig auf.

Alles in allem ein Werk, das unheimliches Potenzial hätte, das aber in der aktuellen Fassung leider nie so richtig bei mir zumindest zur Geltung gekommen ist. Mir fehlte insbesondere sehr viel mehr Drive in der Erzählung sowie richtige Action- und Thrillmomente, bei denen der eigene Atem ins Stocken gerät und man mit den Protagonisten mitfiebert.

Bewertung vom 09.12.2023
Deine Küche kann nachhaltig!
Hirsch, Verena

Deine Küche kann nachhaltig!


sehr gut

Der Lebensmittelverschwendung zuhause den Kampf ansagen

Verena Hirsch trifft mit ihrem Ratgeberbuch "Deine Küche kann nachhaltig! Das Kochbuch für mehr Wertschätzung und weniger Verschwendung" nicht nur gerade in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels direkt ins Schwarze.

Die bekannte Nachhaltigkeitsbloggerin legt vom Start des Buches weg den Fokus auf die Nachhaltigkeit in der Küche, damit keine noch genießbaren Lebensmittel mehr verschwendet oder verdorbene Zutaten weggeworfen werden.

Wenn auch die Tipps und Tricks im Buch für mich persönlich nicht alle wirklich neu waren, weil ich mich bereits mit dem Thema ausführlich beschäftigt habe, verschafft Hirschs Ratgeber ein umfassenden Überblick, um die Lebensmittel wirklich sinnvoll zu nutzen und nicht zu verschwenden.

Die Ausführungen von Verena liesen meinen Blick nochmals weiten und so schaute ich bewusst nochmals über den eigenen Tellerrand hinaus. Ich ertappte mich dann doch auch ab und an persönlich dabei, dass ich dann doch noch ein kleines bisschen Optimierungspotenzial in der heimischen Küche habe.

Wer ein Buch mit einem üppigen Rezeptteil erwartet, ist vielleicht etwas enttäuscht von der Umsetzung. Der Schwerpunkt des Buchkonzepts liegt hier eher auf dem Ratgeberteil, der dann immer wieder dann um einige tolle Rezeptideen angereichert wird.

Summa summarum ein interessanter Ratgeber, der mehr Achtsamkeit in die Küche einziehen lässt und unseren Lebensmitteln hoffentlich mehr Wertschätzung gibt.

Bewertung vom 08.12.2023
Hundert Klassiker
Henssler, Steffen

Hundert Klassiker


gut

100 Küchenklassiker einfach zuhause nachkochen

Der bekannte TV-Koch Steffen Henssler fokussiert in seinem aktuellen Kochbuch "Hundert Klassiker - Lieblingsrezepte - einfach gemacht!" auf die Alltime-Favourites in der Küche, die bereits zum Teil schon die Oma zuhause zubereitet hat.

Henssler selbst spricht im Vorwort von einer neuen Kochbibel, welche quasi als Allzweckwaffe in fast jeder Küche unverzichtbar wäre.

Ist das Werk dann wirklich die "Neue Offenbarung" für die heimische Küche?

Die Zubereitungszeit selbst spielt bei den Rezepten keine tragende Rolle sondern es geht eher um die Einfachheit des Nachkochens, so dass die überwiegend bekannten Hausmannskostrezepte wirklich jedem Interessierten daheim am Herd und/oder Backofen gelingen mögen.

Ohne viel Vorgeplänkel kommt Henssler in seinem neuesten Werk sehr schnell auf den Punkt und präsentiert in unterschiedlichen Kategorien sehr vielfältige Rezeptklassiker. Dabei bleibt ganz sicher kein knurrender Magen hungrig, denn es ist für wirklich jeden Geschmack mindestens ein passendes Rezept dabei.

Die Rezepte selbst sind, wie in Kochbüchern üblich, ordentlich präsentiert mit den benötigten Zutaten sowie den einzelnen Arbeits- bzw. Zubereitungsschritten bis zum fertigen Gericht. Ein Vorschaubild des verzehrfertigen Essens darf als Appetizer natürlich auch nicht fehlen. Dort läuft einem dann bereits bei der Auswahl eines passenden Gerichts das Wasser im Mund zusammen. Die einzelnen Zubereitungsschritte verhelfen denke ich dann insbesondere Rookies in der Küche zu einem ansehnlichen Ergebnis.

Garniert ist das Buch auch immer wieder zwischendurch mit Tipps und Tricks vom TV-Koch zu den einzelnen Gerichten oder auch den Rezeptkategorien selbst. Dort plaudert Henssler dann aus dem Nähkästchen und gibt einige interessante Details weiter. Für mich als erfahrenen Hobbykoch waren dabei allerdings zu wenige Neuigkeiten enthalten. Für mich waren diese Tipps und Tricks dann fast eher ein alter Hut.

Und genau wie bei den Tipps und Tricks erging es mir auch bei den Rezeptklassikern und ich hatte auch dort dieses Déjà-vu. Meine Vorfahren müssen wohl mit den Hensslers verwandt sein, denn zum großen Teil kochen wir die Gerichte dann doch, ohne es vorher zu wissen, sehr ähnlich, wenn nicht sogar fast deckungsgleich. Genau deshalb hat mich dieses Kochbuch leider nicht so richtig vom Hocker gerissen.

Meiner Meinung nach richtet sich das Werk dann eher an Kochneulinge, die noch wenig bis keine Erfahrung haben und auch die passende Lektüre suchen, um sich in der heimischen Küche tiefer einzuarbeiten.

Bewertung vom 26.11.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


ausgezeichnet

Wenn "Spionagemarionetten" ihre Fäden kappen und anfangen ein Eigenleben zu führen

Eines vielleicht gleich vorweg, Ben Macintyres aktuelles Werk "Der Spion und der Verräter - Die spektakulärste Geheimdienstgeschichte des Kalten Krieges" lässt uns Otto Normalos, die wir Agenten vielleicht aus den Hollywoodblockbustern zu glauben kennen, hinter die Kulissen der Spionage zu Zeiten des Kalten Krieges blicken.

Die Kunstfiguren Ethan Hunt oder James Bond mögen vielleicht vom Papier her Agenten sein, aber welche realen Details Macintyre hier im Buch präsentiert, lässt einen selbst in eine ganz andere Spionagewelt ein- und auch tief abtauchen. Dabei kommt, wie zu erwarten war, beispielsweise viel weniger Glamour als bei James Bond auf.

Für mich war die weite Reise in der Zeit zurück richtig spannend zu lesen. Verbunden mit dem erzählten Schicksal von Oleg Gordijewski bzw. besser gesagt dessen Vita ergibt sich ein richtig guter Einblick hinter die Kulissen der damaligen propagierten Spionage. Ich verfing ziemlich schnell in diesem spinnengleichen Geflecht und konnte mich nicht mehr davon entziehen.

Neben dem äußerst interessant wirkenden Lebenslauf des Hauptprotagonisten Gordijewski, der schon fast auch einem Psychogramm gleicht, bekommt man quasi fast nebenher auch tiefe Einblicke in die russische Seele sowie den russischen Staats- und Geheimdienstapparat. Ein richtiges Katz- und Mausspiel entspinnt sich hier verbunden mit den noch involvierten anderen aktiven Geheimdiensten.

Diese vielen unterschiedlichen präsentierten Facetten überraschten mich teilweise, machten mich teils sprachlos und bestätigen allerdings auch in Teilen landläufige Meinungen zum russischen Staatsapparat.

Als reinen Spionagethriller würde ich das Buch selbst nicht bezeichnen. Für mich wandelt es zwischen bestimmten Genres und so hat es Züge eines autobiographischen Werkes, verbunden mit historischen Einordnungen und ganz klaren Thrillermomenten. Aber genau dieser interessante Genremix macht für mich dieses Buch dann erst aus.

Ethan Hunt und James Bond schlagen sich sicherlich gegen die Bösewichte auf der Blockbusterleinwand durch. Die wahren Helden dahinter, darunter namentlich einer davon Oleg Gordijewski, sind es denen wir viel mehr Beachtung schenken sollten. Ihre Geschichten sollten erzählt werden, denn das wahre Leben schreibt immer noch die aufregendsten Geschichten.

Bewertung vom 05.11.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


sehr gut

Dem alltäglichen Wahnsinn in Deutschlands Amtsstuben auf der Spur - Eine Stadtoberinspektorin packt gnadenlos aus

Wer sich bis dato vielleicht immer schon mal fragte, wie der Beamtenalltag in Deutschlands Amtsstuben aussieht, der bekommt hier die einmalige Gelegenheit einen ausführlichen pointierten und satirischen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.

@conny.fromtheblock fungiert hier quasi als Whistleblowerin und lässt den normalen Bürger manchmal Bauklötze staunen bei ihren offenherzigen Einblicken in den deutschen Behördenalltag.

Vom Stil her passt die Berliner Schnauze sehr gut zur Stilistik des Buches. Herrlich ehrlich, schonungslos offen und immer eine Prise Humor mit dabei, dies zeichnet @conny.fromtheblock dann wohl sehr stark aus.

Die unterschiedlichen sehr kurzweiligen Episoden bringen einige vielleicht bereits landläufig bereits bekannte Stereotypen und Vorbehalte gegenüber dem Beamtentum zum Vorschein. Conny kommt in ihrer Erzählung von Höckscken auf Stöckscken und quasselt wahrscheinlich nicht nur im Amt ohne Punkt und Komma sonder auch in der Erzählung im Buch. Manchmal konnte ich persönlich nicht mehr an mich halten und musste laut losprusten vor Lachen. Conny ist eben ein echtes Original und dies lässt sie dann in ihrem stressigen Behördenalltag auch vielen Personen anmerken.

Neben dem alltäglichen beruflichen Wahnsinn lässt uns Conny auch an ihrem privaten Umfeld teilhaben und führt uns in ihre Hood in Berlin-Neukölln mit ein. Einmal am quasseln hört Conny so schnell nicht wieder auf und plaudert auch das ein oder andere Geheimnis aus. Wer weiß denn als normaler Bürger schon was Schlado heißt? Nach der Lektüre des Werkes wird vielleicht einiges aus dem Beamtenalltag klarer, auch wenn vieles sehr skurril erscheinen mag.

Ob das Buch jetzt eine Abrechnung mit der ganz besonderen Spezies der Beamten ist muss jeder für sich selbst nach der Lektüre entscheiden. Mich hat Connys schnodderige Berliner Schnauze auf alle Fälle gut unterhalten. Mitunter stellte ich mir immer die Frage, ob Conny vielleicht mit Marion Barth, Ilka Bessin und der Online-Omi Renate Bergmann verwandt sein könnte. Ausgeschlossen werden kann es sicherlich nicht ganz tut aber soweit auch nichts zur Sache. Wer den stressigen Alltag mal kurz vergessen und einfach mal herzhaft lachen möchte, bekommt hier die passende Gelegenheit dazu.

Für den nächsten Besuch auf dem Amt bin ich jetzt auf alle Fälle bestens gerüstet und werde dafür nach Möglichkeit auch keinen Termin am Schlado einfordern.

In diesem Sinne gehen von mir ganz herzliche Grüße an alle Connys, Petras, Giselas, Doris', Dilaras und last but not least den Ronjas in deutschen Amtsstuben raus. Was wären wir nur ohne deren Gründlichkeit in unserem deutschen Verwaltungsapparat.

Bewertung vom 20.10.2023
Welt in Aufruhr
Münkler, Herfried

Welt in Aufruhr


ausgezeichnet

Ein sehr spannender und interessanter Ausblick auf die bevorstehenden Machtverschiebungen im 21. Jahrhundert

Das aktuelle Sachbuch "Welt in Aufruhr - Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert" des emeritierten Berliner Professors für Politikwissenschaft Herfried Münkler ist besonders brisant und vor allem hochaktuell.

Nach einer langen Phase vermeintlichen Friedens in Europa wurden wir mit dem 24. Februar 2022 in eine regelrechte Schockstarre versetzt und auch die immer wieder zur Schau gestellten offenen Aggressionen zwischen China und Taiwan versprechen nichts Gutes für unser aller Zukunft.

Münklers Werk kommt für mich persönlich gerade zur richtigen Zeit, denn langsam aber sicher werden wohl die Weichen ganz neu gestellt und damit die bisherigen Machtpositionen der unterschiedlichen Weltmächte auf unserem Planeten neu verteilt.

Die Analysen von Herfried Münkler sprechen für sich und mir machte es großen Spaß, seinen Ausführungen zu folgen. Er blickt dabei nicht nur in die unmittelbare oder auch fernere Zukunft sondern bezieht bei seiner Betrachtungsweise auch konsequent Rückblicke in unser aller Geschichte mit ein. So verwebt er sehr geschickt die aktuelle politische Lage mit möglichen zukünftigen Szenarien, die nicht abwegig erscheinen, und unterfüttert seine Gedankengänge jeweils sehr ausführlich.

Manch einer mag vielleicht auf den ersten Blick vom Umfang des Werkes zunächst erschlagen sein, aber für mich macht diese Ausführlichkeit wirklich Sinn. Bereits beim Blick ins Inhaltsverzeichnis verspricht Münkler einen intensiven 360-Grad-Rundumblick auf die aktuelle Lage der Weltordnung und wie diese dann vielleicht zukünftig ausgestaltet sein könnte.

Wer sich für internationale Politik und deren Beziehungen interessiert ist mit diesem Werk gut bedient. Das Buch lässt schnell den eigenen Blick auf das Thema weiten.

Summa summarum ein hochaktuelles Buch, das mir persönlich in vielen Punkten die Augen geöffnet hat und gerade in den weltpolitisch unsicheren Zeiten dann dennoch auch Halt und Hoffnung gibt. Ich persönlich wünschte mir, Münklers Ausführungen im Buch würden in der aktuell sehr angespannten geopolitischen Lage bei den politischen Leadern dieser Welt Gehör finden.