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Gina1627

Bewertungen

Insgesamt 241 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2022
Im Licht der Hoffnung / Das Goldblütenhaus Bd.2
Groß, Gabriela

Im Licht der Hoffnung / Das Goldblütenhaus Bd.2


ausgezeichnet

Lesehighlight! Ein Roman, der voller großer Emotionen steckt!
Was für ein brillantes Werk! Gabriela Gross hat mit dem zweiten Teil der Goldblüten-Saga rund um die Unternehmerfamilie Glanz einen wunderschönen Fortsetzungsroman erschaffen, der mich noch mehr auf eine emotionale Berg- und Talfahrt mitgenommen hat als der Erste, da mir ihre liebevoll erschaffenen Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten schon sehr ans Herz gewachsen sind. Mit ihrer unglaublich warmherzigen, gefühlvollen und bildlichen Erzählweise begeistert sie mich schon seit langem! Ihre Geschichten stecken immer voller Weisheiten und die Lebenserfahrung der Autorin ist in jeder Zeile zu spüren.

Ich habe dem zweiten Band schon sehr entgegengefiebert, da ich unheimlich neugierig darauf war, wie sich das Leben der Familie Glanz in ihrer Dreigenerationenvilla am Tegernsee weiterentwickelt. Dieses Mal steht Großmutter Hedis Beichte über ihr lange gehütetes Geheimnis, die Bewältigung eines kostspieligen Problems in ihrem Familienunternehmen und die große Liebe zwischen Ella und Timo im Mittelpunkt der Geschichte. Diese drei sich abwechselnden Erzählstränge lässt Gabriela Gross beim Aufbau der Geschichte auf ihre unnachahmliche Weise sehr gekonnt ineinanderfließen. Ganz besonders ans Herz gegangen ist mir dabei Hedis Offenbarung ihres Geheimnisses, dass für Schockmomente und großes Mitleid gesorgt hat. Ich kann Hedi voll verstehen, dass sie gerne die Zeit zurückgedreht hätte, um einige Entscheidungen anders zu treffen. Ihre noch immer schwelende Sehnsucht, Verzweiflung und Enttäuschung haben mich tief getroffen. Doch noch mehr berührt hat mich Gabriela Gross in diesem Roman mit Hedis Briefen aus der Vergangenheit, die dem Leser sehr atmosphärische und tiefgreifende Rückblicke auf die damaligen Geschehnisse und ihre damit verbundenen Gefühlsausbrüche bieten und Ellas Brief an ihre Mamili. Sie stecken so voller Herzblut und sind einfach nur traumhaft und emotionsvoll geschrieben, dass ich des Öfteren Tränen in den Augen und einen Kloß im Hals hatte. Ella ist ein ganz besonderer Mensch mit ihrer herzlichen, quirligen und hilfsbereiten Art. Ihre und Timos Liebesgeschichte ging mir richtig unter die Haut und erzeugte bei mir ein richtiges Kinoflair beim Lesen. Sie hatte alles was ich mir davon wünschen konnte. Unglaubliche Gefühle, tragische und dramatische Momente und ein Funken Hoffnung. Hach war das schön. Jede Liebe ist kostbar und ein ganz besonderes Geschenk! Ich bin schon sehr gespannt darauf, was die beiden für eine Zukunft vor sich haben. Außerordentlich gefreut habe ich mich auch über die Szenen mit Timos Bruder Kai, der mir im ersten Band wie ein umtriebiger Mensch rüberkam, der aber hier in der Geschichte zeigt, was für ein toller, verlässlicher und hilfsbereiter Kerl in ihm steckt.

Wieder einmal gibt es noch einige losen Enden zum Schluss der Geschichte und ich bin schon so gespannt darauf was Hedis Tochter Annalena und ihre Enkelinnen Ella und Leonie unternehmen, um einen verloren geglaubten Menschen zu finden um diesen im Kreis der Familie liebevoll aufzunehmen. Ich freue mich schon auf das Kennenlernen und fiebere dem Abschlussband der Familiensaga sehr entgegen.

Mein Fazit:

„Das Goldblütenhaus-Im Licht der Hoffnung“ war für mich ein Lesehighlight und ein ganz besonderer Buchschatz, der mich vollkommen begeistert hat! Es stimmte einfach alles, die Atmosphäre, die Gefühle und die Spannung! Für diesen Roman kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen und hochverdiente 5 Sterne vergeben!

Bewertung vom 20.08.2022
Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3
Storks, Bettina

Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Ein beeindruckender Roman über eine verfängliche Liebe!
Ingeborg Bachmann und Max Frisch waren für mich bisher nur Namen berühmter Schriftsteller, die ich durch diesen Roman von Bettina Storks ein stückweit von 1958 bis 1964 kennenlernen durfte. Ich liebe die ganz besonders feinfühlige und großartige Erzählweise der Autorin, die mich schon mit vielen ihrer Werke begeistert hat. Dementsprechend neugierig war ich auf “Die Poesie der Liebe“, in der sie eindrucksvoll die leidenschaftliche, komplizierte und problembehaftete Liebe zwischen den beiden herausragenden Persönlichkeiten beschreibt. Es war ein intensives Leseerlebnis, da Bettina Storks es geschafft hat sehr sensibel ihre Charaktere darzustellen. Sie lässt den Leser tief in ihre Seelen blicken, erweckt sie dadurch zum Leben, transportiert ihre Gefühle und zeigt dabei ihre Stärken und Schwächen auf. Es war für mich berührend, bedrückend und schockierend hinter die Fassade ihrer Beziehung zu gucken und zu spüren, wie glücklich aber auch wie schwierig diese gefühlt selbstzerstörerische und mitunter egoistische Liebe zueinander war und welchen Einfluss sie auch auf ihre Schaffenskraft, ihr Wohlbefinden und auf ihre Leidensfähigkeit hatte. Aus der sich immer wieder abwechselnden Sicht von Max und Ingeborg erlebt der Leser ihren Blick auf diese offene Partnerschaft, wie ihre Gefühle sich durch die eigene Wesensart verändern, durch Beziehungen aus der Vergangenheit beeinflusst werden und Erfolg und Neid auch eine Rolle dabei spielen. Mit den vier einprägsamen Gedichten „Liebesanflug“, „Liebesflüge“, „Sturzflug“ und „Gebrochene Flügel“ von Max Frisch und Ingeborg Bachmann unterstreicht Bettina Storks dabei noch die Entwicklungsphase ihrer Beziehung.

Mich hat Ingeborg Bachmanns Lebensweg und ihre Empfindungen etwas mehr mitgenommen und als die von Max Frisch. Vielleicht weil ich mich mehr mit ihr in sie hineinversetzen konnte? Sie war eine erfolgreiche und leidenschaftliche Frau, die einen Hauch von Glamour umgab und die ihre Freiheit für ihre persönliche und künstlerische Entfaltung brauchte, die ihr Max Frisch nicht uneingeschränkt geben konnte. Er hat sie durch seine immer wieder schwelende Eifersucht, seine Vertrauensbrüche und sein strukturiertes Leben, dass sie oft aus dem Konzept brachte, eingeengt und Druck bei ihr aufgebaut. Für mich kam Max Frisch als ein zum Teil egoistisch veranlagter Mensch rüber, dem es an Beziehungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme fehlte. Die vielen Reibungspunkte zwischen ihnen führten zu stundenlagen und quälenden Diskussionen, die sie mehr voneinander entfernten als zusammenführten. So genial sie in ihrer Schaffenskraft waren, so unfähig waren sie eine stabile und dauerhafte Beziehung zu führen. Doch was bei beiden übrigblieb, war Wehmut und der traurige Gedanke an eine verlorene Liebe.

Beeindruckt hat mich auch noch das Nachwort der Autorin, in dem sie ihre Motivation zum Schreiben dieses Romanes und ihre Verehrung und Leidenschaft für die Werke der beiden Schriftstellergrößen zum Ausdruck gebracht hat, von denen sie auch einzelne Zitate mit in die Geschichte eingebaut hat. Bettina Storks weist zudem darauf hin, dass trotz der Einbindung des an die Öffentlichkeit gekommenen Wissens über dieses berühmte Paar ihr Roman eine fiktive Erzählung über deren Seelenleben und vermeintlichen Gefühle ist. Anhand der großen Auflistung ihrer Quellen kann ich nur erahnen, wieviel Recherchearbeit sie für dieses wunderbare Buch geleistet hat.

Mein Fazit:

Mit jedem Wort habe ich gespürt, dass dieser Roman ein Herzensbuch von Bettina Storks ist. Ich kann dieses literarische Werk nur jedem Leser ans Herz legen, der Geschichten mit autobiografischem Charakter liebt. Mich hat die Autorin damit sehr begeistert und ich vergebe hochverdient 5 Sterne!

Bewertung vom 17.08.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Lesehighlight! Ein grandioser Roman, der mich absolut begeistert hat!
„Das Tor zur Welt -Träume“ war mein erster Roman von Miriam Georg und ich bin begeistert von ihrer sehr atmosphärischen, spannenden und bildreichen Erzählweise, die mich unglaublich gefesselt hat. Die Geschichte um die beiden faszinierenden und vom Wesen und der Herkunft her so unterschiedlichen Hauptcharaktere Ava und Claire haben bei mir pure Lesesucht ausgelöst. Ihre schicksalhaften Wege wurden dabei raffiniert und unglaublich spannend mit den historischen Begebenheiten rund um die Auswandererstadt Hamburg, die 1901 von der HAPAG gebaut wurde, verwoben. Ein Ort, der für viele Menschen eine Zwischenstation war, um von dort aus den Weg in eine ungewisse aber hoffnungsvolle Zukunft, die sie in einem fernen Land suchen, angetreten haben. Hervorragend hat Miriam George hier die Stimmung und Atmosphäre der Kulisse, der mutigen Auswanderwilligen und die unermüdliche Arbeit der Helfer eingefangen. Das damals, wie auch heute noch, mit den Träumen und Hoffnungen der Menschen auf ein besseres Leben skrupellose Geschäfte gemacht wurden und werden, ist auch hier mit in die Geschichte eingeflossen.

Der Start in dieses 656 seitengewaltige Buch ist düster, bedrückend, unheimlich und hat bei mir durch die Gedanken und Empfindungen einer unbekannten Frau direkt die Fragen aufkommen lassen, wer sie wohl ist und ob sie dieses Horrorszenario überlebt hat. Die sehnsüchtig erwartete Antwort darauf habe ich erst am Schluss der Geschichte erhalten und mit dem Wissen der vorangegangenen Geschehnisse letztendlich die ganze Tragweite davon erfasst. Beeindruckt hat mich Miriam Georg durch die gefühlt sehr aufwendige und gute Recherchearbeit, den hervorragend strukturierten und fesselnden Aufbau der in vier Teilen untergliederten Geschichte und den faszinierenden und vielschichtigen Charakteren. Sie lassen den Leser an all ihren Träumen, Hoffnungen, Sehnsüchten, den Hoch und Tiefs in Sachen Liebe, ihren persönlichen Rückschlägen und schockierenden Entscheidungen und den Auswirkungen der damaligen Gesellschaftsformen mit ihren Diktaten teilnehmen. Gerade bei den letzten beiden Punkten hat mich Dr. Schwab durch sein egoistisches, selbstherrliches und manipulatives Handeln unheimlich polarisiert. Er genießt seine Machtposition und ich habe ihn dafür verachtet. Von Anfang an sympathisch waren mir die beiden Hauptprotagonisten Ava und Claire. Ava ist diejenige, die durch ihren ärmlichen Familienhintergrund über mehr Lebenserfahrung verfügt und besonnen, einfühlsam und selbstlos daherkommt. Sie hat das Gespür Menschen durch ihre innere Ruhe zu erden. Ihr sehnlichster Wunsch ist es ihre Eltern in Amerika zu finden und wieder ein Teil von ihnen zu werden. Claire hingegen ist eine sehr temperamentvolle und verwöhnte Tochter aus reichem Haus, die berechnend ist und ihrer alleinerziehenden Mutter das Leben durch ihre mitunter unbeherrschte Art schwer macht. Auch sie versteht es Menschen zu manipulieren und erlebt dabei so manche Enttäuschung, da ihre Rechnung nicht wie angedacht aufgeht. Sehr reizvoll fand ich die Figur von Quint, der unberechenbar und zwielichtig daherkommt und Claire einen kleinen Blick hinter seine um sich herum gebaute Mauer gewährt. Ich würde mir so sehr wünschen, dass beide im zweiten Band zueinander finden werden. Auch sein Pflegebruder Will, der sich der Kunst und Fotografie zugewandt hat und für Ava Gefühle hegt, hat mir gut gefallen. Doch es gibt noch so viele tolle Charaktere, die die Geschichte bereichert haben.

Mein Fazit:

„Das Tor zur Welt“ war für mich ein Lesehighlight und ich fiebere nach den Cliffhangern sehr dem zweiten Band entgegen. Ich bin schon gespannt darauf, ob Avas und Claires Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben in Erfüllung gehen wird? Ich vergebe 5 Sterne mit Krönchen und eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.08.2022
Mehr, als du denkst
Overbeck, Maja

Mehr, als du denkst


sehr gut

Liebe und Herzschmerz. Ein wunderbarer Wohlfühlroman für eine entspannende Auszeit!
Fast schon filmreif geschrieben empfand ich die Geschichte, die hinter dem Titel „Mehr als du denkst“ von Maja Overbeck steckt. Eine Frau, zwei Männer, Freundschaft, Liebe, Leidenschaft, unterdrückte Gefühle, Zerrissenheit, Pflichtbewusstsein, Machtlosigkeit, Missverständnisse und noch so viel mehr. Alles verpackt in einen Wohlfühlroman, der sich leicht und locker lesen lässt, lebendig und mit Wortwitz geschrieben wurde und bei dem die Emotionen der feingezeichneten Charaktere gut zur Geltung kommen.

Maries Freude ist groß als ihr Ehemann Leo ihr zum anstehenden Geburtstag einen vermeintlich romantischen Kurzurlaub auf einer Berghütte in Österreich schenkt. Doch zu ihrem Leidwesen hat er vergessen zu erwähnen, dass sein ganzer Familienanhang auch noch mit dabei ist. Traute Zweisamkeit wäre ihr lieber gewesen, da beide gerade eine Fernbeziehung München-Berlin führen und sich nach 10 Ehejahren schon eine gewisse Distanz zwischen ihnen aufzubauen beginnt. Ihre Gefühlswelt gerät noch mehr aus den Fugen, als Leos engster Freund Nik auftaucht und Erinnerungen aus der Vergangenheit wieder hochkommen.

Komplikationen, ein Verwirrspiel und Gefühlschaos pur waren hier Programm. Maja Overbeck erzählt die Geschichte in der Ich-Form von Marie und Nik und bringt dadurch die Intensität ihrer Gefühle und Gedanken noch besser rüber. Dies hat sie für mich sehr nahbar gemacht, sodass der Sympathiefunke direkt übergesprungen ist. Beide sind mit dem Aufeinandertreffen überfordert und während der Szenen in der Jetztzeit blicken sie abwechselnd auch immer wieder auf ihre Vergangenheit zurück, in der Marie, Leo und Nik sich in Brighton kennengelernt haben und das Schicksal durch ein Gesetz unter Freunden ihre Wege bahnte. Meine Neugierde auf die Geschehnisse von „damals“ waren groß und dementsprechend reizvoller fand ich die aufwühlenden Erinnerungen an die Dreierkonstellation und was für Entwicklungen alle dabei durchgemacht haben. Leos Charakter als Womanizer, der immer seinen Vorteil im Auge hat und später ständig durch seinen Job getrieben wird, fand ich sehr gut dargestellt. Beim Erzählpart in der Gegenwart war ich gespannt darauf, wie die Charaktere mit dem Verantwortungsdruck, den Sehnsüchten, der Verletzlichkeit, Wut und Enttäuschung umgehen. Hier hätte ich mir im Gegensatz zu früher manchmal etwas mehr Offenheit, Entschlussfreudigkeit und das einfachere Überwinden von Barrieren gewünscht.

Bis fast zum Schluss war ich mir nicht sicher, wie die Geschichte letztendlich ausgeht, doch das Ende hat mich das Buch zufrieden zuklappen lassen.

Mein Fazit:

Maja Overbeck hat mir mit „Mehr als du denkst“ ein kurzweiliges und sehr unterhaltsames Lesevergnügen geschenkt. Von mir erhält der Roman eine Leseempfehlung und hochverdiente 4 Sterne!

Bewertung vom 03.08.2022
Die Schwestern vom See Bd.1
Beck, Lilli

Die Schwestern vom See Bd.1


ausgezeichnet

Große Begeisterung! Was für eine mitreißende und warmherzige Familiengeschichte!
Jedes Mal, wenn ich Lilli Becks Geschichten lese, umhüllen mich ihre sehr warmherzig und bildlich geschriebenen Worte wie eine kuschelige Decke und ich gerate sofort in einen Wohlfühlmodus. Dieses Erlebnis hatte ich auch wieder bei „Die Schwestern vom See“, ihrem Auftaktroman zu ihrer neuen Familiensaga um die Königs, die generationsübergreifend ihre idyllisch gelegene Pension mit integriertem Café inklusiv Konditorei in Auerbach am Bodenseeufer führen. Eine versteckte Zigarettenkiste im Zimmer ihres verstorbenen Großvaters Max, in der sich ein Foto mit Namen und ein Brief befindet, bringt die Schwestern Iris, Rose, Viola und die restlichen Familienmitglieder zum Grübeln. Schnell kommt bei ihnen der Verdacht auf, dass der Inhalt mit seiner Zeit in Wien zusammenhängen könnte, aus der er immer ein Geheimnis gemacht hat. Zu gerne würden sie endlich mehr aus seiner Vergangenheit erfahren, doch der Fund gibt ihnen so gut wie keinen Hinweis oder Anhaltspunkte darauf um sich auf die Suche zu begeben.

Die Traumkulisse und die Geschehnisse um die liebenswert und facettenreich dargestellten Charaktere haben mich voll in den Bann gezogen und mitgerissen. Alle Familienmitglieder der Königs waren mir auf Anhieb sympathisch und sind mir durch ihren wertschätzenden, hilfsbereiten, fürsorglichen und liebevollen Umgang miteinander sofort ans Herz gewachsen. Zusammenhalt wird bei ihnen großgeschrieben. Für mich war es eine emotionsvolle Reise an ihrer Seite, die bei mir Empfindungen wie Neugierde, Freude, Trauer und Schmerz ausgelöst haben. Lilli Beck erzählt ihre Geschichte in zwei zeitlich unterschiedlichen Handlungssträngen, deren ständiger Wechsel immer in Schlüsselmomenten erfolgte und mich auf die weitere Entwicklung der jeweiligen Geschehnisse hat hin fiebern lassen. Eine ganze Zeit lang erfährt nur der Leser durch Rückblicke Stück für Stück mehr aus Max Königs emotionalen Lebensabschnitt in Wien, wo er von 1954 bis 1956 sein Zuhause hatte. Erst in der Schlussphase der Geschichte werden fehlende Puzzleteile von der Autorin eingefügt und ich war überaus gespannt darauf, wie alle Beteiligten in der Gegenwart mit der Offenbarung des lang verschwiegenen Geheimnisses umgehen und welche Auswirkungen dies mit sich bringt. Doch auch die schicksalhaften Entwicklungen im Leben der drei Schwestern in der Jetztzeit, an denen verschiedene Männer nicht ganz unschuldig sind, haben mich sehr gefesselt und ich habe mit ihnen gehofft, gebangt, mitgelitten und mich mit ihnen gefreut. Es waren viele Momente dabei, die mich sehr berührt haben. Iris, die Älteste von ihnen, hat für mich die richtige Lebensentscheidung getroffen und gefühlt liegt vor ihr eine erfüllte Zukunft. Die Zweitälteste Rose ist eine taffe Frau, die die Pension der Königs weiterführt, sich nicht so schnell an der Nase herumführen lässt und Probleme auch mal mit List und Tücke aus dem Weg räumt. Schwer getroffen hat mich der schwere Schicksalsschlag von Nesthäkchen Viola. Sie hat von ihrem Großvater die Liebe zur Backkunst geerbt und führt die Konditorei nach dessen Tod weiter. Doch neben den drei Schwestern fand ich auch den Charakter von ihrer Tante Annemarie sehr gelungen. Sie hat mich stellenweise zum Griemeln gebracht und ich habe sie für ihren Enthusiasmus und ihre Nächstenliebe bewundert, sodass sie sich schnell zu einem meiner Lieblinge entwickelt hat.

Nach all den Hoch und Tiefs in der Familie ging für mich die Geschichte viel zu schnell zu Ende, die durch eine Jubiläumsfeier noch wundervoll abgerundet wurde.

Mein Fazit:

Hach was war das für ein wunderschöner Reihenauftakt! Ich freue mich schon riesig auf die Fortsetzung! Die kurze Leseprobe am Ende des Romans hat mich richtig angefixt und neugierig auf die weiteren Lebenswege der Charaktere gemacht. Für dieses rundum gelungene Werk kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen und hochverdiente 5 Sterne vergeben!

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2022
Die Pfirsichblütenschwestern
Morel, Susanne

Die Pfirsichblütenschwestern


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Eine sehr bewegende und fesselnde Familiengeschichte!
Was für ein bewegender, dramatischer und emotionsvoller Roman! Hinter dem Cover und dem Klappentext habe ich nicht eine so tief- und unter die Haut gehende Geschichte vermutet, die mich richtig mitgerissen hat. Wenn das passiert, hat die Autorin alles richtig gemacht! Die sehr angenehme, gefühlvolle und bildliche Erzählweise und die feingezeichneten Charaktere, die facettenreich und lebendig mit all ihren Problemen, Hoffnungen und Sehnsüchten dargestellt werden, haben dazu geführt, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen.

München, Januar 1932. Was geht in einem Menschen vor, der sich nicht am richtigen Platz auf der Welt fühlt und sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt? An diesen Emotionen lassen Konstanze (17), Pauline (15) und ihr Bruder Lorenz (9) den Leser bis ins Jahr 1946 teilnehmen, die durch den Tod ihrer Mutter plötzlich elternlos dastehen und aus ihrer heilen Welt herausgerissen werden. Ihre weiteren Lebenswege werden nicht nur durch ein neues Zuhause geprägt, sondern auch noch durch die Schrecken des Krieges, dem Holocaust und der Angst vor der Zukunft, die die unsicheren Zeiten mit sich bringt. Susanne Morel gelingt es hier sehr gut die vielfältigen Stimmungen der Geschehnisse und die innerlichen Gefühle und Gedanken der Charaktere authentisch und emotionsvoll einzufangen. Konstanze hat das Glück in München bei ihrer reichen Tante Gunde bleiben zu dürfen, Paulines Weg führt sie gegen ihren Willen nach Jouques in die Provence zur Großtante Josette, die dort eine Pfirsichplantage führt und Lorenz muss auf den einsam gelegenen und kargen Berghof von Onkel Gustav nach Buchenberg ins Allgäu. Durch die drei sich schnell abwechselnden Erzählstränge und Schauplätze wird die Spannung und Erwartungshaltung auf das, was noch geschieht, hochgehalten. Am meisten getriggert hat mich der Lebens- und Leidensweg von Lorenz. Ein hervorragend dargestellter Charakter, dessen Zerrissenheit, Verzweiflung, Zorn, Schmerz und auch seine Hoffnung mich mitten ins Herz getroffen haben. Konstanze lässt nichts unversucht um das Band zwischen den Geschwistern zu erhalten, doch der Krieg legt ihnen immer wieder Hindernisse in den Weg. Hals über Kopf verliebt sie sich bei einem Besuch bei Pauline in die Provence, die Pfirsichplantage und einen Mann, den sie sich sofort wieder aus dem Kopf schlagen muss. Richtig betroffen hat es mich gemacht, dass darunter auch die Beziehung zu ihrer Schwester leidet und viel Unausgesprochenes zwischen ihnen steht. Hätten sie doch nur ihre Rollen tauschen können. Doch Tante Josette verfolgt eigennützig ihre eigenen Pläne und Pauline hat keine andere Wahl als diese voller Widerwillen mitzutragen. Die ganze Zeit hatte ich Mitleid mit ihr und habe förmlich darauf gewartet, ob Pauline es schafft sich aus diesem Korsett zu befreien. Doch als es dann passierte hat sie mich richtig geschockt.

Wie sich schließlich der Kreis auf der Pfirsichplantage schließt und die Zukunftsaussichten rosig aussehen, hat mich das Buch zufrieden zuklappen lassen.

Mein Fazit:

„Die Pfirsichblütenschwestern“ war für mich ein Roman, der mich von vorne bis hinten begeistert hat und für den ich eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne vergebe!

Bewertung vom 16.07.2022
Dein Schmerz wird meine Rache sein (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Dein Schmerz wird meine Rache sein (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Ein sehr spannungsgeladener Thriller, der Nervenstärke erfordert!
Wer gerne Thriller-Reihen liest, starke Charaktere mag, die einen an ihren Höhen und Tiefen im Leben teilnehmen lassen und sich nicht davon abschrecken lässt, dass es mitunter nervenzerreißend, spannungsgeladen und emotionsvoll in den Geschichten von Dania Dicken zugeht, kommt hier voll auf seine Kosten.

Mit ihrem 4. Band um die FBI Profilerin Libby Whitman hat mich die Autorin wieder sehr begeistert und von Anfang an beim Lesen unter Strom gesetzt. Puh, der Prolog war ein Schocker und ganz schön grenzwertig. Zimperlichkeit ist für die Autorin ein Fremdwort und sie scheut auch nicht davor zurück, ihre „Helden“ in Extremsituationen hineinzuversetzen, die an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen. Die Titelauswahl passt wie die Faust aufs Auge zu den Geschehnissen! Ein Serienkiller treibt sein Unwesen in Kalifornien und die dortige Polizei steht vor einem Rätsel. Der Täter schlägt immer nach dem gleichen grausamen Muster zu und scheint einen ganz speziellen Plan zu verfolgen. Nur welchen? Verbindungen zwischen den Opfern sind nicht ersichtlich und so tappt das San José Police Department weiter im Dunkeln. Um endlich Fortschritte bei der Ermittlungsarbeit vorweisen zu können fordern sie ein Team von Profilern vom FBI an, zu denen auch Libby Whitman gehört. Je tiefer sie in die Bewegungsprofile der Opfer eintauchen umso mehr kristallisiert sich eine Spur heraus, die geradewegs in Libbys Verderben zu führen scheint. Die Angst um sie und ihren Lebensgefährten Owen hat mich nur so durch die Geschichte getrieben, die voller überraschender Wendungen steckte. Die ganze Zeit habe ich nur gedacht, was für eine kranke Seele der Killer hat, wie unberechenbar er ist und war entsetzt darüber, welcher Irrsinn und welche Rachegelüste ihn antreiben. Dania Dicken hat seine Rolle hervorragend dargestellt. Er hat mich unheimlich polarisiert und mit seinen Gedanken und Handlungen geschockt. Libby hat mich auch wieder sehr von sich eingenommen. Ich mag ihr feinfühliges und liebevolles Wesen, dass in Familienszenen und in ihrer Partnerschaft mit Owen gut zur Geltung kommt und bin gleichzeitig fasziniert von ihrer abgebrühten und fokussierten Art, wenn es um ihren Job geht. Ihre Verzweiflung, ihre Angst und die Ungewissheit, wie der Täter bei ihrem Aufeinandertreffen reagiert, haben mich gefühlt immer wieder die Luft anhalten lassen. Mit dem, was dann passierte, habe ich nicht gerechnet und ich war erst erleichtert, als die Lage sich durch eine glücklich verlaufende Rettungsaktion entspannte.

Mein Fazit:

Als Fan der Reihe, war Band 4 ein Lesemuss und ich kann für dieses Buch und die ganze Reihe nur eine unbedingte Leseempfehlung für hartgesottene Thrillerfans aussprechen. 5 hochverdiente Punkte gibt es noch obendrauf!

Bewertung vom 27.06.2022
Die Spur - Er wird dich finden / Björk und Brand Bd.3
Beck, Jan

Die Spur - Er wird dich finden / Björk und Brand Bd.3


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Spannung und Rätselraten bis zum Ende! Exzellenter 3. Band!
Was für ein temporeicher, raffiniert ausgeklügelter und äußerst spannender Thriller! Aufgrund der ständig sich wechselnden Schauplätze, der mit Hindernissen versehenen Ermittlungsarbeit des genialen Europol-Duos Björk und Brand und der Unmengen an aufkommenden Fragen und Rätseln, bin ich nur so durch das Buch gesuchtet.

Mit seinen ersten beiden Bänden „Das Spiel“ und „Die Nacht“ seiner Björk und Brand Thriller-Reihe hat mich Jan Beck sehr begeistern können und ich habe mich schon riesig auf sein neuestes Werk “Die Spur“ gefreut, mit dem er mich auch dieses Mal wieder total geplättet und abgeholt hat. Das erfolgreiche Ermittlerduo muss den Kampf gegen die Uhr und einen Täter aufnehmen, der in unterschiedlichen Städten Europas seine Opfer als menschliche Skulpturen an öffentlichen Plätzen zur Schau stellt und Botschaften dabei hinterlässt. Für beide wird es eine herausfordernde Verfolgungsjagd, die bei ihnen das Gefühl aufkommen lässt, dass derjenige alles nur für sie inszeniert. Aber warum?

Diese Frage habe ich mir die ganze Zeit gestellt und Jan Beck hat es geschafft, dass ich mit allen meinen Vermutungen sowas von daneben lag. Niemals im Leben hätte ich damit gerechnet, wer hinter allem steckt. Sein fesselnder Schreibstil, kurze Kapitel, schnelle Szenenwechsel und viele Erzählperspektiven von unterschiedlichen Personen haben mein Gedankenkarussell auf Hochtouren laufen lassen, sodass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte. Einen großen Anteil daran haben natürlich auch die hervorragend ausgearbeiteten Charaktere gehabt, die mit all ihren Schwächen und Vorzügen gut dargestellt wurden. Besonders reizvoll fand ich den Erzählstrang von der begnadeten Musikerin Amelie Leclerc, die aufgrund ihres außerordentlichen Talentes an der Schule für Hochbegabte in Bologna angenommen wurde und einen durch ihre Rückblicke auf ihre Kindheit und ihre Erlebnisse in der Gegenwart tief in ihre Seele eintauchen lässt. Meine große Frage von Anfang an war, in welchem Zusammenhang ihre Geschichte mit den Mordfällen stecken könnte. Ich musste lange warten, bis ich darauf eine Antwort bekommen habe. Sehr effektvoll hat Jan Beck auch wieder die Szenen mit den kleinen Vorgeschichten und dem Martyrium der Opfer dargestellt, die mir echt unter die Haut gegangen sind. Richtig gut zur Geltung gekommen sind natürlich wieder Björk und Brand. Ihre kleinen Nickeleien, Machtkämpfe und die zwischenmenschlichen Vibes habe ich gefeiert. Inga Björk hat mich wieder durch ihre geniale Kombinationsgabe, schnelle Reaktionsfähigkeit und ihr außergewöhnliches Erkennungsgedächtnis beeindruckt. Sie und Christian Brand funktionieren als Team perfekt, sind aber auch im Alleingang nicht zu unterschätzen. Letzterem geht die Suche nach dem Täter richtig an die Nieren als er zu realisieren beginnt, wie die Dinge zusammenhängen. Er ärgert sich über seine Fehler und ist entsetzt darüber, dass er sein Vertrauen einer falschen Person geschenkt hat.

Mein Fazit:

Thrillerkost vom Feinsten wird bei mir mit einer 5 Sternebewertung und einer absoluten Leseempfehlung belohnt!

Bewertung vom 26.06.2022
Beanstock-Mord im Paradies (9.Buch)-Cosy-Krimi
Benedict, A. W.

Beanstock-Mord im Paradies (9.Buch)-Cosy-Krimi


ausgezeichnet

Top! Für mich war es der bisher beste Band der Reihe von Butler Beanstock!
Ich liebe die Cosy-Crime Reihe um den Butler und Hobbydetektiv Reginald Beanstock und A.W. Benedicts warmherzigen Schreibstil und war schon ganz gespannt auf den neunten Band der Serie. Für mich war es der bisher Beste von allen. Eine tolle Mischung aus Spannung, Mystik und Karibikflair!

Dieses Mal ging es für die Baronets, ihren Fahrer Gonzales und Beanstock auf die Cayman Islands, da sie den Spuren ihres Dienstmädchens Filomena Arbuckle folgen, die spurlos in London verschwunden ist. Ich finde es immer wieder schön, wie liebevoll und herzlich A.W. Benedict das Leben und den Zusammenhalt auf Parsley Manor in Szene setzt. Lady Feodora und Sir Percival sehen ihr Personal als Mitglieder ihrer Familie an und übernehmen dementsprechend auch Verantwortung und Sorge um sie. Auf ihrer Suche und Reise in die Karibik werden sie mit dem Aberglauben der dortigen Bevölkerung konfrontiert, geraten in gefährliche und lebensbedrohliche Situationen und finden in dem Polizisten Bluebell Bookman dem Dritten hilfreiche Unterstützung bei ihrem Vorhaben. Neben der spannenden Aufklärungsarbeit hat die Autorin das Thema Spiritismus und Geisterglaube hierbei sehr effektvoll in die Geschichte mit eingebaut und gut dargestellt, wie schnell sich Menschen davon beeinflussen lassen und ihr Wesen sich dadurch verändert. Überrascht wurde ich damit, wer mitverantwortlich für dieses ganze Unheil war.

Fazit:

„Beanstock – Mord im Paradies“ war für mich ein kurzweiliger und schnell zu lesender Cosy-Crime, der mir sehr unterhaltsame Lesestunden beschert hat! Von mir gibt es hochverdiente 4,5 Sterne!

Bewertung vom 23.06.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


sehr gut

Eine opulente Familiengeschichte, die mich nur teilweise abholen konnte!
Das traumhafte Cover und der vielversprechende Klappentext haben mich auf das Buch aufmerksam und neugierig gemacht. Ich liebe emotionsvolle Familiengeschichten mit vielschichtigen Charakteren und meine Erwartungshaltung war dementsprechend groß. Zu meinem Bedauern ist der Funke aber erst ab der Mitte des Buches bei mir übergesprungen, als Elle bei ihren ständigen Rückblicken auf ihre Vergangenheit älter und ihre Gefühle reifer wurden und sie traumatische Situationen durchleben musste. Ich habe nicht damit gerechnet, dass so tiefgründige, beklemmende und bedrückende Themen in dem Roman angesprochen werden und auch eine Portion Erotik mit in der Geschichte steckt.

Die Erzählweise von Miranda Cowley Heller ist leicht und sehr angenehm zu lesen und steckt voller sehr detailreicher Beschreibungen von Landschaften, Kulissen, Gefühlen und Gedanken. Für mich waren diese Schilderungen zwischendurch schonmal zu ausschweifend und haben gerade am Anfang die Geschichte etwas zu langatmig gemacht. Während ihres jährlichen Sommerurlaubs im „Papierpalast“, dem eigenen Feriendomizil in Back Woods in der Nähe von Cape Code, steht die 50-jährige Elle Bishop unerwartet Jonas, ihrer nie vergessenen Liebe, gegenüber und alle ihre vergrabenen Gefühle kommen wieder hoch. Eigentlich führt sie ein glückliches Familienleben mit ihrem Ehemann Peter und drei Kindern, doch Jonas geht ihr nicht mehr aus dem Kopf und ihre Körper reagieren aufeinander. Meine Neugierde darauf, wie sie mit dieser verzwickten Situation umgehen und welchen Einfluss ihre Vergangenheit darauf haben wird, hat mich beim Lesen vorangetrieben und bis zum Ende war ich mir nicht sicher, welchen Entschluss sie für ihr zukünftiges Leben trifft. Elles Erzählung in der Ich-Form unterstreicht ihre innerliche Zerrissenheit, wie kompliziert und widersprüchlich Gefühle sein können, das Verbotenes seinen eigenen Reiz hat, Versuchungen groß sein können und wie Schuldgefühle einen sein Leben lang begleiten. Die sehr kurzen und sich schnell abwechselnden Kapitel in der Gegenwart und die Rückblicke auf ihre nicht immer einfache Kindheit in der Vergangenheit waren mir auch etwas zu viel des Guten. Irgendwie ist mir zwischendurch dabei schonmal die Nähe zu den Charakteren verloren gegangen und ich habe etwas distanzierter auf ihre Emotionen und die Ereignisse geblickt. Richtig sympathisch waren mir in der Geschichte nur Elles Ehemann Peter, der charmant, witzig, fürsorglich und liebevoll rüberkam und Elles Schwester Anne, die mir mit ihrer kämpferischen, selbstbewussten und mitunter herausfordernden Art sehr gut gefallen haben. Richtig getriggert wurde ich von Elles Stiefbruder Conrad, der mich mit seinem schockierenden Verhalten entsetzt hat und über die Lebenseinstellung und die Kindererziehung von Elles Mutter Wallace habe ich ganz oft nur den Kopf geschüttelt.

Mein Fazit:

„Der Papierpalast“ war ein Roman, der mich nachdenklich zurückgelassen hat. Der vermeintlich gefühlvolle leichte Sommerroman entpuppte sich als ein Aufarbeiten der eigenen Kindheit, Jugend, des Frauseins und der Familie und hat bei mir die Frage aufkommen lassen, wie sich das Leben einiger Charaktere entwickelt hätte, wenn sie damals entschlossener, mutiger, verantwortungsbewusster und ehrlicher miteinander umgegangen wären. Von mir erhält das Buch eine 3,5 Sternebewertung!