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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
buchwürmchen
Wohnort: 
reutlingen
Über mich: 
Das Leben ist viel zu kurz um schlechte Bücher zu lesen!

Bewertungen

Insgesamt 449 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2016
Paris, ein Fest fürs Leben
Hemingway, Ernest

Paris, ein Fest fürs Leben


sehr gut

Paris der 20er Jahre, eine Schilderung von vielen Ereignissen und ebenso vielen Personen, die im Leben des Autors eine signifikante Rolle gespielt haben. Wir lernen Ezra Pound, Scott Fitzgerald, Picasso, James Joyce und Sylvia Beach, die gute Seele der Amerikanischen Künstler in Paris kennen. Welchen Anteil Fiktion und Tatsachen im Buch einnehmen, kann ich nicht urteilen, doch selbst wenn alles nur Dichtung ist, so und nicht anders stelle ich mir das Künstlerleben in der Metropole der damaligen Zeit vor. Geld ist nebensächlich, spielt eher eine untergeordnete Rolle, in Paris konnte man als Amerikaner damals günstig und bequem leben. Aber hauptsächlich ging es um die Verdichtung von Kreativität, den Austausch von Ideen und Gedanken, um endlose und hitzige Diskussionen, und ums gemeinsame Feiern.

Ein leichtes Buch, charmant und witzig, einfach und schnell zu lesen. Ist die Nase einmal drin, kann man es nicht mehr lassen. Garantiertes Lesevergnügen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.10.2016
Schöne Neue Welt
Huxley, Aldous

Schöne Neue Welt


sehr gut

Die schöne neue Welt im Jahre 2540.
Obwohl Bernard in einer sehr guten gesellschaftlichen Situation angesiedelt ist, findet er sein Leben nicht zufriedenstellend. Er ist etwas zu klein, unscheinbar und es mangelt ihm an Selbstbewusstsein. Doch gerne wäre er der charismatische Typ Mann, dem die Frauen Bewunderung entgegen bringen, ganz besonders eine ganz bestimmte Frau. Um diese zu beindrucken, reist er mit Ihr in ein Reservat in dem die Menschen noch ursprünglich leben, die Fortpflanzung natürlich von statten geht, wo alte Menschen und sogar noch Krankheiten zum Alltag gehören.

Das Buch überrascht durch die Weitsicht des Autors bei der vermutlichen Entwicklung der Menschheit. 1932 gab es eventuell noch keine Genmanipulation beim Menschen oder gar Design, doch Huxley ahnt dass die natürliche Evolution der Arten, die der Mensch bereits bei vielen Pflanzen und Tieren durch gezielte Zucht abgebrochen hat, auch beim Menschen nicht halt machen wird.

Der Schreibstil ist etwas schwerfällig und die Wortneuschöpfungen gewöhnungsbedürftig, aber passend zu diesen „neuen Welt“, auch die Charaktere sind nicht immer sympathisch und einige Fragen bleiben unbeantwortet, doch trotz all diesen Mankos ist dieser Science-Fiction absolut lesenswert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2016
Warten auf Godot. En attendant Godot. Waiting for Godot
Beckett, Samuel

Warten auf Godot. En attendant Godot. Waiting for Godot


ausgezeichnet

Zwei Männer, ein Baum. Das ist die gesamte Kulisse. Sie treffen sich wie zufällig unter einem Baum und warten gemeinsam auf Godot, um die Zeit dabei zu verkürzen philosophieren sie über Gott und die Welt und über den Sinn des Seins. Im Laufe der Handlung gesellen sich noch zwei Männer hinzu, die das ohnehin skurrile Stück noch mehr ins Fragwürdige drängen.
Ein Theaterstück ist in zwei Akte, auf knapp 100 Seiten, das pures Lesevergnügen garantiert. Ein tolles Stück, das auf der Bühne mit Sicherheit noch faszinierender wäre, als es bereits auf Papier ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2016
Der Besuch der alten Dame
Dürrenmatt, Friedrich

Der Besuch der alten Dame


sehr gut

Nach Jahren der Verbannung kehrt die inzwischen sehr reiche Claire Zachanassian, ehemalige Kläri Wäscher in ihr Geburtsort Güllen zurück. Die Stadt ist verarmt und verschuldet, doch Sie verspricht den Einwohnern eine Milliarde zu schenken, wenn sie ihre Bedingung akzeptieren: den Tod ihres ehemaligen Geliebten Alfred Ill, der sie in ihrer Jugend schwängerte und sitzen lies. Dieser geniest mittlerweile hohes Ansehen in der Stadt, so verweigern die Einwohner zunächst diese Bluttat, doch schon bald wird das unmoralische Angebot ernsthaft in Erwägung gezogen.

Ich fühlte mich im Verlauf der Geschichte regelrecht auf Claires Seite gedrängt. Obwohl sie zu Beginn gut und moralisch rein war, konnte sie nur überleben, indem sie sich zu einem ebenso amoralischen, hinterhältigen Menschen wandelte, wie es all die Kleinbürger in ihrer Umgebung schon waren. Rache war ihr Antrieb und um ihr Plan durchführen zu können, verleugnete sie sich selbst.

Diese Buch eröffnet einem die Abgründe der menschlichen Seele, die von Rachegelüsten geleitet, zu den grausamsten Taten bereit ist. Dem Leser wird erlaubt, sich mit der Selbstjustiz auseinander zu setzen, sie mit Claire, Alfred und der Stadtbevölkerung zu erleben. Fesselnd geschrieben mit viel Raum für Diskussionen und Selbsthinterfragung. Kurz aber großartig!

Bewertung vom 21.09.2016
Das kunstseidene Mädchen
Keun, Irmgard

Das kunstseidene Mädchen


ausgezeichnet

Die selbstbewusste junge Doris ist Sekretärin bei einem zudringlichen Rechtsanwalt. Weil sie dessen Avancen nicht erwidert und keinerlei Lust mehr verspürt tagaus, tagein öde Briefe zu tippen, entschließt sie sich ein Star zu werden. Sie will die Bühne der großen Welt erobern und flüchtet nach Berlin der 20-er Jahre, der Nabel der Welt. Die Heldin bleibt aufgrund einer äußerst natürlichen Art, ihres Charmes und Scharfsinnes immer sympathisch, egal wie blauäugig sie sich ins Leben stürzt.

Die frische unverbrauchte Sprache Keuns, macht dieses Buch besonders zeitlos. Der knackige Sprachwitz, die angenehme "Berliner Schnauze" lässt einen immer wieder lächeln, auch wenn es dabei um ein schonungsloses Zeitportrait der Weimarer Republik geht. Nicht umsonst war Irmagard Keun auf der schwarzen Liste der NS-Zensur, ihre Arbeit wurde als antideutsch eingestuft und wurde teilweise auch verboten.

Schön zu lesen, für mich ein großartiges Buch.

Bewertung vom 14.09.2016
Ist das ein Mensch?
Levi, Primo

Ist das ein Mensch?


ausgezeichnet

Nach langem Zögern, konnte ich mich endlich überwinden dieses kleine, doch schonungslos geschriebenes Büchlein zu lesen. Primo Levi, der eigentlich kein Schriftsteller sondern Chemiker ist, schildert alles, was er um sich herum im Lager wahrnimmt, in einer sehr nüchterner, oft distanzierter Sprache, die einem den nötigen Abstand zum Erzählten gewehrt. Die Szenen in denen Levi die Ankunft im Lager schildert, die Erstbegegnung mit den bereits „alten“ Inhaftierten, das Verschwinden der Frauen und Kindern unmittelbar nach der Ankunft, das sind alles Bilder von einer unfassbaren Stärke. Eine vollkommene Schilderung eines bestialischen Albtraums. Lesenswert!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2016
Die schwarze Flamme
Yourcenar, Marguerite

Die schwarze Flamme


sehr gut

Schon ziemlich lange her seit ich das letzte Mal einen dermaßen gelungener historischen Roman gelesen habe. Die Kulisse des 16. Jh. war mir dabei spürbar nah und das erreichte die Autorin mit einer diesem Jahrhundert angemessenen Sprache, ohne dabei trivial oder gar schwülstig zu klingen.
Es handelt vorrangig von nebulöser Magie und davon was ein Mensch zu tun bereit ist um seine Ziele zu erreichen. Es geht um Reichtum und Armut, um Glaube und Wissenskonflikte, es handelt von Liebe, Hass, Mut und Furcht. Mehrere Handlungsstränge verlaufen parallel zu einander und münden dann in einem gelungenen Finale.
Kein Buch das man so schnell mal nebenher lesen kann, aber dennoch absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 25.08.2016
Der eingebildete Kranke
Molière

Der eingebildete Kranke


sehr gut

Zum Plot: Böse Stiefmutter will Ihren Mann beerben, edelmütige Tochter soll mit einem Arzt verheiratet werden, damit der eingebildet kranke Vater eine bestmögliche Betreuung erhält (Heuchelei) - wobei die Tochter natürlich einen anderen liebt. Kein neues Thema, tausendmal gelesen, tausendmal gesehen, doch was Moliere daraus machte, sucht lange seines Gleichen. Schon zu seiner Zeit war der "Gesundheitswahn" ein Thema über das man sich köstlich amüsieren konnte und obwohl kurz vor der Französischen Revolution geboren, sind seine Stücke heute aktueller den je. Alles wird in lustigen und spritzigen Dialogen angeboten und, obwohl die Sprache recht angestaubt wirkt, unterhält die Erzählung auch noch im 21.Jahrhundert. Kurzweilige, heitere Geschichte.

Bewertung vom 25.08.2016
Ein idealer Gatte
Wilde, Oscar

Ein idealer Gatte


ausgezeichnet

"Ein idealer Gatte" gehört mittlerweile zu einem meiner ganz besonderen Lieblingsbüchern. Mit unglaublicher Leichtigkeit nimmt Wilde englische Eigenheiten auf die Schippe, er bedient sich dabei einer Ironie, die selten bitter ist und einem während des Lesens ein Dauer-Grins-Gesicht verpasst. Dabei ist diese Geschichte keinen falls oberflächlich, im Gegenteil, sie ist inhaltsreich, tiefsinnig, mit einer gut strukturierten Handlung, in derer Irrungen und Komplikationen man den Protagonisten gerne zuschaut.

Ein Klasse Buch zu Klasse Preis für Oscar Wilde Fans oder die die ihn noch kennen lernen wollen. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 23.08.2016
Das Bildnis des Dorian Gray
Wilde, Oscar

Das Bildnis des Dorian Gray


sehr gut

Dorian Gray, ein bildhaft schöner junger Mann lässt sich von dem Maler Basil Hallward porträtieren. Basil ist von Dorians Jugend und Frische maßlos fasziniert und verliebt sich in diesen. Mit dieser Liebe im Herzen und seinem Talent in den Finger, schafft der Maler ein einzigartiges Kunstwerk. Als Dorian sein Porträt erblickt, wünscht er sich fortan, sein Körper und Gesicht würden niemals altern, an deren Stelle das Gemälde. Dieser Wunsch wird schließlich Wirklichkeit und Dorian Gray erfährt künftig, wie schrecklich es sein kann, eigentlich unmögliche Wünsche erfüllt zu bekommen. Er lebt sündhaft in Exzesse und langweilt sich dennoch, macht sich durch seine Skrupellosigkeit viele Feinde und lebt stets in der Furcht, an diesem Portrait seine seelische Hässlichkeit und charakterlichen Defizite ablesen zu können wie in einem Buch. So wird der Tausch schon sehr bald zur Last.
Auch wenn heute Liebe und Laster kaum als Sünden betrachtet werden, verliert dieses Buch keineswegs an Aktualität. Heute mehr denn je, achten wir mehr auf den Schein, was früher Basil schuf, machen heute die Schönheit OPs. Ein wunderbares Buch mit spektakulären Ende, zu Recht ein immer wieder gern gelesener und verfilmter Klassiker.