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easymarkt3
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Insgesamt 693 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


sehr gut

Ein spannender Alptraum in idyllischer Landschaft
Das Cover mit einem schwedischen Holzhaus in abendlicher Natur mit einem Wald und See leitet harmonisch über zu der heilen Welt Romantik aus den Bullerbü-Kindergeschichten, zu einem sicheren Schweden ohne notwendiges Abschließen der Türen. In drei Teilen verlaufen vier Erzählstränge, die die dunklen Geschehnisse aus der Vergangenheit, aber auch aktuelle Bedrohungen beleuchten. Im Zentrum steht Familie Saunders, deren Sohn Fynn im Wald beim Verstecken spielen verschwindet. Die düstere Atmosphäre rund um den Skuleskogen Nationalpark in Västernorrland ist gelungen. Interessante, sehr unterschiedliche Charaktere, merkwürdige Gestalten wie z. B. der Sonderling Rosa Lundqvist als morbide, forensische Entomologin mit ihrer Beschäftigung mit Totem und ihrer speziellen Forschungsidee bringen Bewegung in Vergangenes, tief Verborgenes. Auch die scheinbare Lügerei von Fynns Vater Henrik sorgt für reichliche Verwirrung und Spannung rund um das alte Baumhaus in der alten Esche. Viele verborgene Geheimnisse über drei Generationen der Familie Saunders werden schlüssig gelüftet.

Bewertung vom 15.05.2024
Krähentage
Cors, Benjamin

Krähentage


sehr gut

Das "schöne" Leben der Toten nachgespielt
Das Cover mit einer Krähe im nebligen Gegenlicht auf einer waagerechten Verlaufslinie sitzend – das lässt sich sofort mit Tod assoziieren. Denn als Aasfresser hacken sie auch auf Augen, nur untereinander zielen sie zwar auf den Kopf nach dem Motto: "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus". Mit diesem Vermittler zwischen Leben und Tod geht es im Thriller sehr makaber und spannend zu. Die Hauptermittler Jakob und Mila, selbst mit Traumata behaftet, sind nachvollziehbar ausgearbeitet. Auch der früh dem Leser bekannte Täter ist in seiner charakterlichen Komplexität gut greifbar, wenn auch das eigentliche Motiv zu diesen Übeltaten lange unklar bleibt. Die detaillierte Planung und Vorgehensweise des Serienkillers mit Identitätswechsel sorgt für eine reichlich gruselige Szenerie. Die Abgründe der menschlichen Psyche, aber auch die Folgen vom Verlust geliebter Menschen kommen klar zur Geltung. Sowohl der Serienstraftäter als auch beide Leiter der Gruppe Vier tragen ein Geheimnis mit sich. Zum Schluss gibt es nicht nur ein überraschendes Ende, sondern auch einen Cliffhänger. Alles dramaturgisch besonders gut mit den Krähen in Szene gesetzt!

Bewertung vom 13.05.2024
Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1
Piontek, Sia

Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1


gut

Ein Psychopath ist unterwegs im idyllischen Wendland
Die traumatisch geschwächte Ermittlerin Carla Seidel ermittelt in der idyllischen Gegend in und um Lüneburg in einem ungewöhnlichen Mordfall. Auch ihre eher introvertierte, siebzehnjährige Tochter Lara, Reflektorin, engagiert sich hier. Mit dem Jugendzentrum Dschungel, frequentiert von etwas undurchsichtigen Typen, wird für einen interessanten Nebenschauplatz zur Ablenkung gesorgt. Der Selbstmord der fünfzehnjährigen Mia Garnschröder und der Verbindung zu Roman Bucur wird mit seiner Bemerkung zu Chris in Frage gestellt. Auf S. 353 wird auch dem Verdacht auf Verbreitung kinderpornographischer Inhalte nicht weiter nachgegangen – vielleicht im nächsten Krimi. Etwas unglaubwürdig ist, dass Carla derart viele Details der Mordermittlung relativ offen mit ihrer Tochter im Teenageralter diskutiert und dass sich die hochsensible Lana mit ihren Nachforschungen dabei selber in solche Gefahrensituationen bringt. Das ungewöhnliche Ambiente rund um das Mordopfer Justus und seinen Grenzerfahrungen, um die Internet-Plattform Blue Orchid und die Ausführungen um Charles Baudelaire, dessen Gedichten über homoerotische Liebe als Verhöhnung allgemeingültiger Normen und Ausdruck der Überschreitung körperlicher Grenzen auf S. 239 lassen Spannung aufkommen. Die plötzliche Assoziation der Kommissarin Carla um den Kundenberater Sebastian Jantz und dessen Agieren wirkt sehr konstruiert. Dass Sportwagen sich auf unebenen Wegen am bzw. im Wald fortbewegen, ist unglaubwürdig. Die Begründung des Mörders zur ungewöhnlichen Inszenierung seiner Leiche mit Spiegelscherben in seinen Augenhöhlen auf S. 400 lassen Zweifel aufkommen. Die Ausarbeitungen der Charaktere sind vielfältig, die Lösung des Falles wirkt etwas künstlich.

Bewertung vom 06.05.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


sehr gut

Ein traumatischer, langer Weg eines Kindes zu den Eltern
Das Cover zeigt den neun-jährigen Autor mit seinem Rucksack auf weißem Grund. In den Umrissen seiner Person zeigt sich eine Nachtlandschaft in bergiger Umgebung – passend zum Inhalt dieser wahren Geschichte. Der Buchtitel SOLITO soll das Gefühl der Einsamkeit des Jungen in ständig wechselnden, ungeplanten Szenarien auf seinem langen Weg verdeutlichen. Über den Zeitraum von sieben Wochen verfolgt man die unerlaubte Migration des unbegleiteten, schüchternen Jungen Javier inmitten ihm unbekannten Personen von San Salvador über Guatemala, Mexico und die Sonora-Wüste in die USA zu seinen Eltern. Während dieser strapaziösen, gefährlichen Reise erlebt er viel Freundlichkeit, Hilfe, Liebe nicht nur durch den Anschluss an einen Familienersatz neben mancher Gefahr besonders im Grenzgebiet zur USA und bei Straßenkontrollen innerhalb Mittelamerikas. Ein reichhaltiges Glossar mit spanischen Begriffe und Wendungen ist angehängt, um die bildhaften Schilderungen der dortigen Lebensverhältnisse zu unterstützen. Informationen zur Ernährung, Vegetation und zur Vorgehensweise der Schlepperbanden und Gringos sind reichlich, teils sehr detailliert. Diese Geschichte kann stellvertretend für Millionen von Menschen sein, die ihre Heimat aus triftigen Gründen verlassen. Wenn auch teilweise etwas langatmig im Schreibstil, regt das Buch zum Nachdenken an.

Bewertung vom 06.05.2024
Unter dem Moor (eBook, ePUB)
Weber, Tanja

Unter dem Moor (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Reise durch mehrere Jahrzehnte deutscher Geschichte
Das in bräunlichen Nuancen gehaltene Cover setzt alle Buchstaben des Buchtitels inhaltsgemäß geringfügig ins abendliche Hintergrundbild eines Moors versunken – passend atmosphärisch. Die drei Geschichten erzählen in drei Teilen von drei unterschiedlichen Frauen mit ganz unterschiedlichen, interessanten Lebensläufen. Am gleichen Ort, nämlich am Stettiner Haff, treffen sich diese Erzählstränge: Nina findet im Verlauf ihres 4-wöchigen Urlaubs nach der Pandemie nicht nur menschliche Knochen im dortigen Wald. Mit der 14-jährigen Regina, kurz Gina, springt die deutsche Geschichte zurück ins Jahr 1936 zu Zeiten Hitlers mit detaillierten Angaben zum Landjahr auf dem Gut der Familie von Wetzlaff, Pommernadel. Der dritte Erzählstrang beginnt 1979 zu DDR-Zeiten mit Sigrun, verheiratet mit Achim, mit Sohn Marco und der Schwiegermutter Hildegard. Während der weiteren Urlaubszeit von Nina und ihrer Selbstfindung bilden weitere zeitgesellschaftliche, auch politische Fakten zu Gina und Sigrun ein einfühlsam beschriebenes Bild des Zusammenlebens ohne gewisse Freiheiten. Das Schicksal der Familie (von) Wetzlaff wird über die vielen Jahrzehnte tangiert. Die Beschreibungen von Wald, Moor, Meer und dem Menschenschlag am Stettiner Haff gefallen. Thematisiert werden darüber hinaus Demenz, innige Freundschaft und Tierliebe. Alle drei Frauen zeigen trotz charakterlicher Unterschiede überzeugende Stärken und jede auf ihre Weise meistert die Schwierigkeiten ihres Lebens. Spannende Lektüre!

Bewertung vom 05.05.2024
Insight - Dein Leben gehört mir (eBook, ePUB)
Wesseling, Antonia

Insight - Dein Leben gehört mir (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein interessantes Buch.
Das Cover gefällt besonders in der Farbgebung, mit unklarer, luftig leichter Formgebung, untypisch für einen Thrill-Romance-Mix. Die Wichtigkeit des Untertitels Dein Leben gehört mir wird erst im letzten Kapitel betont. Der Buchtitel Insight mag sich nicht nur auf die wichtige Statistik des Internet Accounts der Hauptperson Valerie Sophie beziehen, könnte auch auf die tiefen Einblicke in ihr bewegtes Leben mit dem »kleinen Geheimnis« hindeuten. Die Wortwahl im ersten Drittel ist etwas gewöhnungsbedürftig. Thematisiert werden die Gefahren von Social Media mit ihrer Scheinwelt, einem belastenden Leben in der Öffentlichkeit, Mobbing in ihrer Jugend aufgrund familiärer Missstände. Emotional gut beschrieben sind die Bereiche rund um das Stalking und ihrer Liebesbeziehung mit dem Polizisten Paul aus ihrer schwierigen Schulzeit. Die Flucht von Valerie in eine andere Realität wird einfühlsam dargestellt. Der insgesamt mangelnde, auch rechtlich fehlende Schutz vor Stalking und die Hilflosigkeit von meist weiblichen Opfern kommt hautnah beim Lesen an. Die hier in vielen Facetten beschriebenen negativen Seiten des Internets regen sehr zum Nachdenken an. Mit kreativen Twists und Turns wird ein straffer Spannungsbogen gezogen - mit unerwartetem, abschließendem Knalleffekt. Ein interessantes Buch.

Bewertung vom 03.05.2024
Die Blumentöchter Bd.1
Collins, Tessa

Die Blumentöchter Bd.1


gut

Suche nach den eigenen Wurzeln in Mexiko
Das florale Cover sieht sehr ansprechend aus, mit Dahlienblüten, die von Wasser umgebenden Ruinen von Tulum umrahmend. Die Farbgebung rundum ist sehr gelungen. Der Stammbaum vorne ist hilfreich bei den vielen anfangs involvierten Cousinen und Tanten. Mit einer dieser Cousinen, der Hauptfigur Dalia, einer jungen Grafikdesignerin, geht es um ein alles umspannendes Geheimnis der Großmutter, das sowohl in die Vergangenheit ihrer Mutter vor 29 Jahren reicht, als auch in ihr gegenwärtiges Reiseerlebnis. Die Szenarien spielen in einem stattlichen Herrenhaus in Cornwall, wechseln dann nach Mexiko-Stadt und die Halbinsel Yucatan. Das anfängliche gehobene britische Ambiente ergeht sich in das eher abenteuerliche Milieu von Mexiko. Mit zwei Liebesgeschichten in Vergangenheit und Gegenwart abwechselnd auf zwei Zeitebenen wird die innere Zerrissenheit von Dalia auf ihrer Suche nach ihren mexikanischen Wurzeln beschrieben. Einblicke in die Maya-Kultur und ihre Ausgrabungsstätten sind sehr informativ. Die extreme Anhäufung begünstigender Zufälle lassen das Abenteuer in Mexiko um die anfangs doch naive und blauäugig wirkende Dalia konstruiert wirken. Mancher romantische Moment wirkt zudem kitschig, zu sehr mit Klischees behaftet. Eine Person nur mit dem Wissen eines häufig in Mexiko benutzten Vornamens in der damaligen Berufssparte Archäologe zu finden, erscheint unrealistisch. Die vielen Einblicke in diese fremde Kultur mit ihrer lebhaft beschriebenen Gastfreundschaft lassen jedoch Urlaubsflair aufkommen.

Bewertung vom 01.05.2024
Die Stimme der Kraken
Nayler, Ray

Die Stimme der Kraken


gut

Ein sehr düsteres Weltbild – zum Nachdenken
Die Idee einer weiteren sapiens-Spezies neben uns Homo-Spezies und der zeichenhaften Kommunikation miteinander in einer möglichen Zukunft kann diesen Roman nur in das Genre von Science Fiction verweisen. Mit den hier vorgestellten Spielorten wie einer Forschungsstation auf einer verlassenen Insel oder einem Fangschiff mit Sklaven kommt natürlich auch Spannung auf neben dem fiktiven Zusammenspiel zwischen KI, der menschlichen Spezies und den Kraken. Durch die Einbeziehung mehrerer Fachdisziplinen wie Neurologie und Biologie neben der Themenvielfalt wie künstliche Intelligenz, menschliches Bewusstsein, Gleichgültigkeit, Einsamkeit, Gier, Macht etc. wirkt die Umsetzung etwas wirr auf drei Erzählsträngen mit den Hauptfiguren der Wissenschaftlerin Ha, dem Hacker Rustem und dem Sklaven Eiko. Das Szenario allgegenwärtiger Überwachung durch Drohnen, selbststeuernden Maschinen und dem ersten Androiden gehört schon zu unserem Alltag, wirkt hier beängstigend. Die Warnung vor der Zerstörung der Natur, eingebettet in die Kommunikation zwischen Mensch und Kraken, ist gelungen. Leider bleiben der Auftraggeber und das eigentliche Interesse irgendeines Großkonzerns im Dunkeln. Philosophische Absätze zu Verstand oder zur Seele sind etwas schwer zu verarbeiten, regen natürlich auch zum Nachdenken über KI an.

Bewertung vom 27.04.2024
Wer zuerst lügt
Elston, Ashley

Wer zuerst lügt


sehr gut

Eine Trickbetrügerin unterwegs im Auftrag eines Unbekannten – spannend.
Das Cover zeigt hälftig ein gespiegeltes Frauenprofil, eine Andeutung verschiedener Identitäten der Hauptfigur Lucca/ Evie - passend zum Thema des Thrillers. Aus der Ich-Perspektive erzählt, geht es um das Leben und die kreativen Trickbetrügereien von Lucca Marino. Schritt für Schritt enthüllt sie ihre Geschichte um knifflige Aufträge durch Einblicke in Gegenwart und Vergangenheit in einem wendungsreichen Katz- und Maus-Spiel um Lügen und Misstrauen, Diebstählen und Erpressungen. Ihr Charakter wird sehr detailliert beschrieben bei ihren illegalen, wendungsreichen Machenschaften, auch mit Moral und Herz. Durch die Einbeziehung eines nerdigen IT-/Hacker-Experten mit viel technischem Know-How und Hintergrundwissen werden die erfolgreichen Aktivitäten von Evie mit High-School-Abschluss realistischer. Die Auflösung ist sehr gut gelungen und nicht leicht zu durchschauen durch viele unerwartete Wendungen.

Bewertung vom 25.04.2024
Wasserballetttage
Mattera, Julia

Wasserballetttage


gut

Eine warmherzige Lektüre mit elsässischem Charm
Der Buchtitel Wasserballetttage ist etwas irreführend, weil man innerhalb der 269 Buchseiten mehr über dieses Ereignis der Wasserballett-Aufführung der Senioren im hauseigenen Schwimmbad lesen würde. Inhaltlich geht es aber um eine Vielzahl anderer Themen wie z.B. Leben und Lieben im Alter, Tod, Homosexualität, Einsamkeit, elsässische Küche, Geschwisterliebe etc.. Viele Dialoge handeln vom Kochen, Backen und Essen. Im Wechsel der Perspektiven zwischen den Hauptfiguren Oscar Klein und der Köchin Mauricette treten ihre Charakterfacetten hervor. Der einstige Schwimm-Champion Oscar fühlt sich bei seinen Selbstanalysen wie ein einsamer Versager in familiärer Hinsicht, voller Selbstvorwürfe der geschiedenen Ehefrau und seinem Sohn gegenüber. Die Köchin im Seniorenheim dagegen ist warmherzig, lustiger und offener, scheut jedoch auch in Sachen missglückter Liebe sehr lange für einen Neustart zurück. Die Wichtigkeit von Familie, positiver Kindheitserinnerungen und Vertrauen untereinander wird betont. Die Problematik von Altersheimen mit ihrem Mangel an Kontaktmöglichkeiten und der Unterhaltung wird erwähnt. Es sollte nicht nur ein Ort des Wartens auf den Tod sein. Die Erwartungen hinsichtlich des Wasserballetts wurden nicht ausreichend getroffen bei angenehmem Schreibstil.