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Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2021
Hüte deine Zunge
Ephron, Hallie

Hüte deine Zunge


gut

Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Becca betreibt Emily eine kleine Firma, die sich um professionelles Aufräumen und Ausmisten kümmert. Sie greifen Menschen unter die Arme, die dem Chaos selbst nicht mehr Herr werden oder aus anderen Gründen Unterstützung benötigen. Als just am Wochenende gleich zwei neue Aufträge ins Haus flattern, fühlt Emily sich zunächst überrumpelt, setzt sich dann aber doch mit den potenziellen Kundinnen in Verbindung. Obwohl ihr von Anfang an etwas nicht ganz koscher vorkommt, können Becca und sie es sich eigentlich nicht erlauben die Aufträge auszuschlagen. Und schon nimmt das Unheil seinen Lauf..

Es sollte unbedingt ein Warnhinweis vorhanden sein, den Klappentext tunlichst nicht zu lesen, wenn man im Vorfeld nicht getriggert werden möchte. Denn zuerst wartet man regelrecht auf ein bereits angekündigtes Ereignis – was wohlgemerkt erst nach über 150 Seiten eintritt – und dann versucht man sofort Theorien zu entwickeln, die auf Grund der Andeutungen zielgerichtet in eine Richtung laufen.

Allzu gemächlich wird die Geschichte aufgebaut, im Gegensatz zu den fast schon reißerischen Versprechungen, die dem Leser gemacht werden. Zu langatmig werden die Figuren eingeführt, so dass ein Spannungsaufbau im Grunde gar nicht möglich ist. Von Anfang an kommen dem Leser sowohl Situationen wie auch diverse Charaktere suspekt vor, obwohl noch keine konkreten Zusammenhänge ermittelt werden können. Allerdings fragt man sich mehr als einmal, weshalb Emily eine solche Naivität und Leichtgläubigkeit an den Tag legt, spürt sie doch selbst, dass sich irgendetwas zusammenbraut. Am liebsten würde man sie packen und mit der Nase auf Ungereimtheiten stoßen, die ihr sofort ins Auge hätten stechen müssen.

Nachdem man das erwartete Ereignis passiert hat, wird das Tempo sehr deutlich angezogen, was wiederum dann schon fast wieder überzogen wirkt. Natürlich möchte man wissen, ob die erdachten Theorien der Wahrheit zumindest nahekommen, dennoch ist man überrascht ob der verhältnismäßig schnellen Darbietung die Auflösung betreffend. Zeitweise hat es den Anschein als würde die Geschichte schlicht abgefertigt.

Auch wenn die meisten Figuren zu blass bleiben und die Geschichte den richtigen Drive vermissen lässt, handelt es sich im Großen und Ganzen um eine solide Erzählung. Sie reißt den Leser nicht vom Hocker, ist aber eingängig genug, um den weiteren Verlauf verfolgen zu wollen, selbst wenn nicht alle offenen Fragen beantwortet werden. Den hohen Erwartungen aber konnte leider nicht entsprochen werden.

Bewertung vom 20.03.2021
Die vergessene Anstalt / The Woods Bd.1
Hill, Nova

Die vergessene Anstalt / The Woods Bd.1


gut

Es sollte eine ganz normale Exkursion werden, doch dann fand es irgendjemand lustig die Hinweisschilder zu manipulieren. Schlussendlich landen die Zwillinge Ira und Vanjo gemeinsam mit dem Studenten Mark vor einer verlassenen Lungenheilanstalt. Das groteske Bauwerk erstreckt sich über ein weitreichendes Gelände. Als sie auf eine weitere Gruppe Jugendlicher treffen, hoffen alle noch auf baldige Heimkehr. Schnell jedoch zeigt sich, dass jeder Weg, den sie einschlagen, früher oder später zurück zur Anstalt führt. Und scheinbar ist diese nicht so verlassen wie es zunächst den Anschein machte …

In der Sekunde, in der die Anstalt das erste Mal erwähnt wird, macht sich gleich ein beklemmendes Gefühl breit. Ob dies wirklich ausschließlich an den Erzählungen liegt, aus denen hervorgeht, was sich damals dort abgespielt hat? Oder spürt der Leser instinktiv, dass fremde Mächte sich den Gemäuern angenommen haben? Wie sonst sollten sich die sonderbaren Vorkommnisse erklären lassen, die einzelnen aus der Gruppe widerfahren. Nicht nur innerhalb der Gruppe gibt es geteilte Meinungen, so ganz sicher ist man selbst nämlich nicht auf welche Seite der Erklärungen man sich schlagen soll.

Sicherlich handelt es sich hier um ein Jugendbuch, weshalb auch der Sprachstil entsprechend angepasst wurde. Dennoch wirken die umgangssprachlichen Ausdrücke häufig absolut gekünstelt, wodurch der Leser sofort auf Distanz geht und sich nicht so von der Geschichte mitreißen lässt, wie es vermutlich der eigentliche Plan der Autorin war. Zu den Protagonisten versucht man ganz bewusst keine enge Bindung aufzubauen, dafür geschehen einfach zu viele mysteriöse Dinge, die womöglich rational erklärbar wären, wenn man nicht nur an der Oberfläche der Charaktere kratzen würde.

Von Beginn an ist klar, dass es sich um den Auftaktband einer Trilogie handelt, nichtsdestotrotz hätte man sich auch hier schon die ein oder andere Antwort gewünscht, anstatt dass immer weiter Fragen angehäuft werden. Zu verworren sind die zahlreichen Beschreibungen, stereotype Figuren handeln zumindest bisher recht klischeehaft. Zwar erhält man vor allem zum Ende einen Eindruck in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln könnte, auch wird Neugierde den weiteren Verlauf betreffend geschürt, doch so richtig überzeugend kommt der erste Band nicht daher.

Bewertung vom 20.03.2021
Schach mit toter Dame
Minck, Lotte

Schach mit toter Dame


sehr gut

Die beiden rüstigen, spannungsliebenden Schwestern Cäcilie und Käthe sind sich sicher, dass im Seniorenheim ‘Herbstglück’ nicht nur ein Langfinger herumschleicht, sondern auch ein Mörder. Wie gut, dass sie vor kurzem Loretta Luchs kennengelernt haben, die sie sogleich in der just unterbesetzten Küche des Stifts als Vertretung einschleusen. Gibt es wirklich Wanzen in der Residenz, mittels derer die Bewohner ausgehorcht werden? Ob die Anschuldigungen der Schwestern gerechtfertigt sind oder nicht, Loretta beginnt mehr oder minder zaghaft zu ermitteln und steht im nächsten Moment bereits wieder vor einer Leiche.

Wie immer ist auch dieser 13. Band rund um Loretta Luchs eigenständig und ohne Vorkenntnisse der Reihe lesbar, hat man aber zumindest den direkten Vorgänger konsumiert, gibt es als besonderes Schmankerl ein Wiedersehen mit Cäcilie und Käthe. Zuvor noch als Zaungäste beim Speed-Dating, sind sie in diesem Fall nicht nur ganz nah dran, sondern mittendrin. Kaum dass sie ein Verbrechen wittern, entwerfen sie eine Strategie und verplanen geschickt die ein oder andere Humanressource.

Lotte Minck versteht es gekonnt den Leser um den Finger zu wickeln und abzuholen, auch wenn dieser sich womöglich zunächst noch etwas windet. Doch schon bald wird man dem Ruhrpottcharme nicht mehr widerstehen können und ergibt sich in sein Schicksal, was auch immer das für jeden einzelnen bedeutet. Spannende wie humoristische Elemente geben sich die Klinke in die Hand, mitunter wird es sogar wahnwitzig, doch irgendwie hängt man an dem Personal, das unterschiedlicher nicht sein könnte und sich gerade deswegen vortrefflich ergänzt.

Inhaltlich mag der ganz große Kniff ausbleiben, dennoch gibt es einige rätselhafte Momente, die nicht nur Loretta im Augenblick des Geschehens übersieht, und die somit erst im Nachgang ihre Wichtigkeit offenbaren. Womöglich lässt man sich zu schnell dazu verleiten gedanklich abzuschweifen und die Ernsthaftigkeit manch einer Situation zu verkennen. Es ist teilweise aber auch wirklich verworren, das innere Geflecht nicht auf Anhieb und ohne hellseherische Fähigkeiten zu durchdringen.

‘Schach mit toter Dame’ bietet einige unterhaltsame Lesestunden, stimmt hin und wieder nachdenklich, vor allem aber wird die Neugierde auf weitere Pottbegegnungen geschürt.

Bewertung vom 14.03.2021
Death Call - Er bringt den Tod / Detective Robert Hunter Bd.8
Carter, Chris

Death Call - Er bringt den Tod / Detective Robert Hunter Bd.8


sehr gut

Er studiert seine Opfer, er dringt in ihre Privatsphäre ein, er macht ihnen Hoffnung, und doch ist es nur ein perfides Spiel. Er macht keine Fehler, alles ist von Anfang bis Ende durchdacht, seine große Stärke: Geduld. Doch wie soll die UV-Einheit ihm dann auf die Spur kommen, um dem Morden ein Ende zu setzen?

Es sind grausame Tatorte – jawohl, Mehrzahl – an die Robert Hunter und sein Team gerufen werden. Eine bizarre Mordserie, die einerseits ein Muster erkennen lässt, dann aber doch wieder absolut undurchdringlich erscheint. Ob man es womöglich doch mit mehr als einem Täter zu tun hat? Ob der Brutalität möchte man sich am liebsten vom Geschehen abwenden, doch irgendetwas zieht den Leser immer wieder in den Bann, so dass es nicht einmal möglich ist die Lektüre zur Seite zu legen.

Die Ermittlungen kommen nur schleppend in Gang, was allerdings weniger an den Fähigkeiten der Kommissare, sondern vielmehr an der Finesse des Täters liegt. Er ist immer mindestens einen Schritt weiter als alle anderen, ist wachsam und versteht sich darauf nicht aufzufallen. Im Normalfall würde man einem Charakter mit diesen Eigenschaften seinen Respekt zollen, im Hinblick auf die Grausamkeiten löst sich dies verständlicherweise in Wohlgefallen auf. Umso eifriger hält man sich gerne an Robert Hunter, der einen absolut feinen und wachen Geist besitzt, trotz zeitweiser Unruhe.

Sprachlich sehr eingängig, bleibt dem Leser kaum anderes übrig als regelrecht durch die Seiten zu fliegen. Die Spannung, wenngleich zumeist auf solidem Niveau, kann nicht immer gehalten werden, dafür gerät der eigentliche Fall zuweilen zu sehr in den Hintergrund, wenn es ermittlungstechnisch wieder einmal stockt. Trotz allem ist und bleibt die vorherrschende Atmosphäre durchgängig angespannt und aufgeladen, man weiß nie wann sich das nächste Gewitter entlädt. Ein noch engeres Zusammenspiel aller Elemente und nicht nur das Grundgerüst wäre perfekt.

Chris Carter greift verschiedene Aspekte des menschlichen und sozialen Miteinanders auf, die sich erst im Laufe des Geschehens mit den Ereignissen verbinden lassen. So bekommt man durchaus noch einmal einen anderen Blick auf das Gelesene, wenn man es im Nachhinein einmal Revue passieren lässt.

Bewertung vom 14.03.2021
Der Gesang der Flusskrebse
Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse


ausgezeichnet

Von allen verlassen, lebt Kya jahrelang allein und isoliert im Marschland. Die Bewohner Barkley Coves behandeln sie wie eine Aussätzige, beäugen sie kritisch und misstrauisch. Alles trauen sie ihr zu, sogar Mord. Doch kaum einer hat sich je die Mühe gemacht hinter die Fassade der zerbrechlichen Gestalt zu blicken, ihre Ängste und Sorgen nachzuvollziehen. Muss es erst zum Prozess kommen, damit die Menschen begreifen?

Zunächst noch skeptisch, ob der ungewohnten sprachlichen Darstellung, verliert der Leser sich schnell in der ungewöhnlichen Erzählung rund um das geheimnisvolle Marschmädchen und ihre Leidenschaft zu Flora und Fauna. Poetisch und mit ganz viel Liebe zum Detail erschafft die Autorin eine außergewöhnliche Verbindung zwischen Figuren und Gegebenheiten, nicht nur innerhalb der Geschichte.

Je mehr man sich selbst öffnet, desto facettenreicher und intensiver nimmt man die Beschreibungen wahr und auf. Feinste Schwankungen in der atmosphärischen Darstellung lassen den Leser aufhorchen. Vermutlich schlägt man sich recht früh auf Kyas Seite, sei es um ihr symbolischen Halt zu geben oder auch ‘nur’ aus profanen emotionalen Gründen, trotz allem ist eine unvoreingenommene Sichtweise nicht verkehrt. Es gilt zahlreiche Zeichen zu deuten, die mal mehr mal weniger relevant für den Fortgang des Geschehens, aber immer auf ganz eigene Weise wertvoll, sind.

Einerseits hat man nach der Lektüre unheimlich viel zu sagen, andererseits gibt es kaum ausreichend Worte, um auszudrücken was man gerade erlebt hat. Der Nachklang ist enorm, die Gefühle drohen schier überzulaufen, gleichzeitig kann man sich nicht entscheiden welcher Emotion man nun den Vorrang gibt. Unbeschreiblich und dabei eigentlich doch ganz schlicht.

8 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2021
Der doppelte Monet / Tee? Kaffee? Mord! Bd.1 (1 MP3-CD)
Barksdale, Ellen

Der doppelte Monet / Tee? Kaffee? Mord! Bd.1 (1 MP3-CD)


gut

Als Nathalie in Earlsraven ankommt, um sich mit dem ‘Black Feather’ vertraut zu machen, dem Erbe ihrer Tante – sollte sie dieses annehmen und das beschauliche Café übernehmen wollen – ahnt sie noch nicht, was alles nicht im Testament stand. Doch schnell wachsen ihr nicht nur die Mitarbeiter ans Herz. Als dann auch noch Nathalies detektivischer Spürsinn erwacht, scheint es als würde sie Liverpool zumindest temporär den Rücken kehren. Was aber macht sie nun mit der Erkenntnis, dass in Miss Beresfords Haus seltsame Dinge vor sich gehen?

Wie kann ein Gemälde gleichzeitig da und doch wieder nicht da sein? Selbst wenn es handlungstechnisch gerade nicht um den eigentlichen Aspekt der ersten Folge rund um Nathalie, Earlsraven und das ‘Black Feather’ geht, steht die Frage unterschwellig im Raum. Zumindest der Hörer macht sich schon vom ersten Moment an Gedanken, schließlich würden solche Aussagen doch nicht getätigt, wenn sie nicht noch von Wichtigkeit wären. Oder?

Bevor die Handlung allerdings so richtig in Schwung kommt, ist es erst einmal an der Zeit die Charaktere, die Örtlichkeiten und die damit verbundenen Besonderheiten kennenzulernen. Leider geschieht dies in etwas länglicher Form, weshalb sich durchaus die berechtigte Frage ergibt, wann mit den eigentlich erwarteten Spannungselementen zu rechnen ist. Nichtsdestotrotz verfolgt man die Ereignisse weiter, denn irgendwie hat es einem das Dorf und das Café schon irgendwie angetan. Dieselbe Faszination ergreift auch von Nathalie Besitz, je tiefer sie sich in den Unterlagen und der Geschichte ihres Erbes vergräbt.

Der Plot rund um den Monet und andere Gemälde kommt verhältnismäßig kompakt daher, fesselt den Hörer aber umso mehr. Sicherlich entwickelt man relativ schnell eine erste Theorie, von der abzuweichen man nicht mehr bereit ist, ob man sich aber womöglich doch noch aufs Glatteis führen lässt, zeigt erst der weitere Verlauf.

Vera Teltz setzt die Geschichte atmosphärisch gut in Szene und transportiert sämtliche Emotionen gekonnt zum Hörer, unabhängig und neutral was den dargestellten Inhalt und seine Wichtigkeit für das Gesamtgeschehen angeht.

Ein solider Reihenauftakt, der zumindest Neugierde auf den Folgeband schürt. Dieser allerdings sollte das vorhandene Potential mehr ausschöpfen, damit das Interesse an der Reihe auch weiterhin bestehen bleibt und nicht plötzlich abebbt.

Bewertung vom 06.03.2021
Die Tote im Wannsee / Kommissar Wolf Heller Bd.1
Kellerhoff, Lutz W.

Die Tote im Wannsee / Kommissar Wolf Heller Bd.1


gut

Der Tod einer jungen Mutter, deren Leiche im Wannsee auftaucht, wirft zahlreiche Fragen auf. Kommissar Wolf Heller will den Fall zu einem erfolgreichen Abschluss bringen, stößt dabei jedoch immer wieder auf Hindernisse, sowohl innerhalb der Ermittlungsbehörde als auch außerhalb. Anstatt dass es ihn bremst, stachelt ihn dies bei der Suche nach dem Mörder noch mehr an, sämtlicher Gefahren und möglicher Konsequenzen zum Trotz.

Die Brisanz des Falls rund um die Tote im Wannsee wird für den Leser recht schnell deutlich, auch wenn die konkreten Zusammenhänge noch im Dunkeln bleiben. Auch Wolf Heller spürt, dass die wohl einfachste Lösung, die dafür sorgen würde, den Fall schnellstmöglich abzuschließen, sicherlich nicht die richtige ist. Zeitweise fast schon verbissen kämpft er dafür, den Hinterbliebenen Antworten zu liefern.

Obwohl sein Verhalten, vor allem im privaten Bereich, nicht immer auf Zustimmung seitens des Lesers stößt, sammelt Heller ordentlich Sympathiepunkte dadurch, dass er sich nicht für dubiose Zwecke einspannen lässt und viel hinterfragt. Blindlings zu folgen würde ihm vermutlich zum beruflichen Aufstieg verhelfen, der Gerechtigkeit aber in den Rücken fallen.

Die Verknüpfung zwischen fiktionalen Ereignissen und realen, politischen Gegebenheiten und Charakteren der damaligen Zeit gelingt gut und weckt auch das Interesse des Lesers, wenn man sich ansonsten eher nicht mit der Thematik auseinandersetzt. Nichtsdestotrotz liegt gerade hier auch die Gefahr zu sehr in beschreibende Erzählungen abzudriften und den eigentlichen Fall zu vernachlässigen. Natürlich handelt es sich schlussendlich um ein komplexes Gesamtbild, dennoch droht der bis dato aufgebaute Spannungsbogen immer wieder rapide abzufallen.

Ein solider Auftaktband rund um Wolf Heller, der im Berlin Ende der 1960er versucht sich nicht in festgefahrenen Strukturen zu verlieren und dennoch immer wieder zweifelt..

Bewertung vom 06.03.2021
Der weiße Heilbutt / Thies Detlefsen Bd.9
Koch, Krischan

Der weiße Heilbutt / Thies Detlefsen Bd.9


sehr gut

Die Fredenbüller Besatzung hat ihre angestammten Plätze verlassen, um mal ordentlich auf Amrum auszuspannen. Damit ist es dann allerdings jäh vorbei als ein abgetrennter Fuß angespült und ein riesiger weißer Heilbutt gesichtet wird. Aber wie ermitteln ohne Leiche oder Anhaltspunkte? Trotzdem legt Thies sich ziemlich schnell fest: Das war Mord!

Gerade zu Beginn – und wenn man mit der Welt der Fredenbüller nicht so ganz vertraut ist – prasseln einige Namen auf den Leser ein, die man erst einmal auseinandersortieren muss. Wer gehört zur Stammbesetzung, wer ist mit wem verbunden, wer hat eine einmalige Episodenrolle inne und ähnliches. Allerdings ist man auf Grund des eingängigen Schreibstils recht schnell innerhalb des Geschehens angekommen, so dass sich die Zuordnung fast schon intuitiv ergibt.

Herrlich, und im Grunde ziemlich unerwartet, sind die Anspielungen und Querverweise auf Werke der (Welt-)Literatur. Mal poetisch, mal zum Schmunzeln und manchmal auch so subtil, dass man sie beinahe überlesen könnte, aber doch immer mit dem nötigen Respekt. So entsteht ein wunderbares Zusammenspiel, das sich durch die gesamte Erzählung zieht.

Darüber darf man jedoch nicht den eigentlichen Fall aus den Augen verlieren, auch wenn sich die Ermittlungen zunächst als schwierig erweisen und man schon Sorge hat unverrichteter Dinge von dannen ziehen zu müssen. Oder hat man es womöglich doch mit einem schrecklichen Badeunfall zu tun? Thies und Nicole stecken den Kopf nicht so schnell in den Sand und entdecken langsam aber sicher immer mehr Ungereimtheiten auf der Insel.

Wer nicht nur ordentlich Nordseeluft schnuppern, sondern auch ganz besondere Individuen kennenlernen möchte, ist bei Krischan Kochs Büchern sehr gut aufgehoben. Eingefleischte Fans der Reihe wissen das natürlich bereits. An Gehirnakrobatik für den Leser mangelt es ebenfalls nicht, in schneller Folge muss man selektieren und kombinieren, um sich falltechnisch nicht ausbooten zu lassen.

Bewertung vom 06.03.2021
Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1
Kempen, Sarah M.

Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1


sehr gut

Bedeutende Visionen – davon scheint Sorry Fortune weit entfernt. Zumeist sieht sie Dinge voraus, die in ihrer Nähe stattfinden und unmittelbar bevorstehen, nicht einmal richtig steuern kann sie diese Gabe. Doch nach welchen Kriterien werden Vorhersagen in ihre Kategorien unterteilt? Und wer legt diese überhaupt fest? Für Sorry allerdings ist erst einmal wichtig nicht sofort an ihrem ersten Tag an der Akademie negativ aufzufallen. Aber wie das immer so ist mit guten Vorsätzen und je mehr man sich auf diese versteift…

Staunend und fasziniert nimmt der Leser sofort die Fülle an Informationen zum Thema Wahrsagen auf. Ob mit oder ohne Hilfsmittel, die Fähigkeiten eines jeden Einzelnen sind ebenso individuell wie der Mensch an sich. Dass es trotz dieser besonderen Gabe immer wieder Wettstreite untereinander gibt, scheint unvermeidbar. Der Ehrgeiz manch eines Charakters vergrößert das Ausmaß der Zwistigkeiten jedoch enorm.

Recht früh legt man sich mit Sympathiebekundungen fest, hat allerdings immer auch im Hinterkopf, dass womöglich die ein oder andere Manipulation einspielen kann, man somit durchaus auf der Hut sein sollte, denn nicht immer ist alles so wie es zunächst den Anschein macht.

Die Autorin legt einen schönen Auftaktband vor, der nicht nur Sorry an der Akademie ankommen lässt. Es gibt einige Widrigkeiten, die es zu bekämpfen gilt, sowohl die eigene als auch andere Personen betreffend. Außerdem entspinnt sich eine wundervolle Geschichte zum Thema Freundschaft, die eine Reihe von Emotionen freisetzt, bei Protagonisten wie Lesern gleichermaßen. Vor allem schwebt immer wieder die Frage im Raum, ob man wirklich wissen wollen würde was zukünftig geschieht..

Bewertung vom 28.02.2021
Die Bestie von Grimpen oder Der Hund der Baskervilles / Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street Bd.8 (2 Audio-CDs)
Koppelmann, Viviane

Die Bestie von Grimpen oder Der Hund der Baskervilles / Sherlock & Watson - Neues aus der Baker Street Bd.8 (2 Audio-CDs)


sehr gut

Wer kennt sie nicht, die Legende rund um den Hund der Baskervilles und den Fluch, der auf der Familie lastet? Selbst weniger eingefleischte Holmes-Anhänger werden in der ein oder anderen Weise bereits mit ebenjenem Fall in Berührung gekommen sein. Nun ist es an der Zeit, dass John Watson die Ereignisse schriftlich festhält und dokumentiert was sich auf dem Anwesen in Dartmoor zugetragen hat.

Obwohl Sherlock Holmes sicherlich von Beginn an weiß, dass es keinen Wettbewerb nötig hat, um den besten Detektiv des Landes zu ermitteln, lässt er sich bereitwillig auf das Spiel ein. Vermutlich ahnt er schon im Vorfeld, dass es mehr als nur ein einfaches Rätsel zu lösen gilt. Auch der Hörer merkt ziemlich schnell auf, schließlich ist man inzwischen recht geübt darin Zwischentöne zu lokalisieren und zu selektieren. Theorien entwickeln sich in der Folge wie von selbst, dennoch sollte man gedanklich nicht allzu sehr abschweifen, sondern weiterhin nah an der Erzählung bleiben.

Eine illustre Runde hat sich eingefunden auf dem Anwesen der Baskervilles, so dass man nicht nur Sherlock und Watson bei ihren Nachforschungen und Schlussfolgerungen über die Schulter schaut, sondern auch auf Miss Marple, Hercule Poirot und Charlie Chan trifft. Gemeinsam, so sollte man meinen, kann ihnen nun niemand mehr etwas vormachen, jeder Übeltäter wird entlarvt. Doch ist dem wirklich so? Summieren sich die Fähigkeiten der Teilnehmer oder stechen sie sich gegenseitig aus?

Neben allem Rätselraten spielt natürlich auch der alte Fluch und die Bestie im Moor eine Rolle. Mit Spannung verfolgt der Hörer die Widrigkeiten, mit denen alle Beteiligten zu kämpfen haben und ist bereit den Darstellungen einmal mehr Raum zu geben sich zu entfalten. Was dabei ans Licht kommt, ist teilweise schier unglaublich, und doch muss es sich wohl genau so ereignet haben. Stimmungsvoll beschrieben und soundtechnisch gekonnt untermalt, hat es beinahe den Anschein als würde der Hörer selbst bald dem Grauen gegenüber stehen.

Der berühmteste Fall, verpackt in ein modernisiertes Gewand, und gleichzeitig verwoben mit einem Handlungsstrang, der seit geraumer Zeit den Rahmen sämtlicher Geschehnisse bildet.