Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Janina
Wohnort: 
Schenefeld

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2021
Tage mit Gatsby
Nicolas, Joséphine

Tage mit Gatsby


ausgezeichnet

Zelda Fitzgerald. Wer war diese berühmt-berüchtigte Frau, die in den Roaring Twenties an der Seite ihres Ehemanns F. Scott Fitzgerald die Schlagzeilen der Zeitungen füllte? Eins steht fest, das Buch hat mich neugierig gemacht, mehr über diese schillernde Persönlichkeit zu erfahren. Schaut man sich alte Schwarz-weiß-Aufnahmen an, wirkt Zelda aus heutiger Sicht fast ein wenig bieder und langweilig – doch der Eindruck scheint zu täuschen. Keine Party war zu viel, kein Aufsehen zu groß, kein Luxus zu teuer – die Welt lag ihr zu Füßen. Doch hinter dieser Vergnügungssucht verbarg sich eine Leere, die sie niemals füllen konnte und die sie von Innen zerfraß. Der Wunsch nach einem eigenen künstlerischen Schaffen, heraus aus dem Schatten ihres Mannes zu treten, der mit aller Macht versuchte, genau das zu verhindern, schließlich sollte es nur einen ersthaften Künstler in der Familie geben. Ungeachtet der Tatsache, dass sein eigener Erfolg auf dem Können seiner Frau beruhte, an deren Zeilen und Texten er sich ungeniert für seine eigenen Werke bediente. Wer wäre daran nicht zerbrochen? All das schildert das Buch mit viel Feingefühl, viel Liebe zum Detail und viel Spaß an den wilden 20er-Jahren. Josephine Nicolas ist eine mitreißende Zeitreise gelungen - mit all den Vor- und Nachteilen dieser Ära. Die Leidenschaft der Protagonisten ist spürbar, das Auf und Ab der Ehe, bei der Liebe und Hass manchmal eng nebeneinander liegen, gekonnt geschildert, die Dialoge absolut glaubwürdig. Wahrheit und Fiktion gehen nahtlos ineinander über. Es würde mich nicht wundern, hätte es sich alles genau so abgespielt. Ich habe das Buch sehr genossen – und muss jetzt dringend ein Versäumnis nachholen: „Der große Gatsby“ lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2021
Mado
Franßen, Wolfgang

Mado


sehr gut

Erfrischend anders

Eine Handlung, die nicht gefallen will und die zu keiner Zeit des Buches vorhersagbar ist. Eine Antiheldin, die an ihren Schwächen und an ihrem zugewiesenen Platz im Leben zu ersticken droht. Eine Lebensgeschichte, in der es kein Happy-end gibt, aber zumindest ein Fünkchen Hoffnung. Eine Erzählung von starken Frauen, die auf recht unkonventionelle Weise ihr Leben meistern und immer wieder vor großen Herausforderungen gestellt werden. Zusätzlich noch je eine große Prise Abhängigkeit, Freiheitsdrang, kriminelle Energie, Sucht, Neuanfang, Scheitern, Mord, Loyalität, Gewalt, Selbstfindung, Verletzung… All das ist „Mado“ von Wolfgang Franßen – und gleichzeitig noch viel mehr. Ein Erstlingswerk, das erfrischend anders ist, gerade weil nicht zwanghaft nach der „Jetzt wird alles gut“-Wendung gesucht wird, zum Beispiel in Form einer neuen, alles verändernden Liebe. Vielmehr wird deutlich, die Impulse und Entscheidungen müssen von einem selbst kommen? Ob das gelingt? Wer weiß das schon!

Bewertung vom 27.05.2021
Drei Kameradinnen
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen


sehr gut

Lesenswert

Was mir an diesem Roman zu allererst gefallen hat, ist die frische, ungezügelte Erzählweise, die den Leser oft direkt anspricht und die sich so sehr von anderen Romanen unterscheidet. Ein Sich-Luft-machen, In-der-Wunde-bohren, Ungeschminkte-Wahrheiten-erzählen ohne striktes Kategorisieren, ohne Einteilung in Raster. Die schwere Thematik bringt die Autorin mit einer Leichtigkeit rüber, die ihresgleichen sucht. Spricht gelebten und bewussten Hass gegenüber Minderheiten an, führt uns Szenen des unbewussten Alltags-Rassismus vor Augen, beschreibt das Gefühl, sich zu keiner Gruppe zugehörig zu fühlen, sich ständig infrage zu stellen, und klammert vor allem die Vorurteile beider Seiten nicht aus. Sie hinterfragt, analysiert, beobachtet die Sender und Empfänger – wobei die Grenze manchmal zu verwischen scheint. Dabei lernt der Leser drei beindruckende junge Frauen kennen, die nicht unterschiedlicher sein und die nicht unterschiedlicher durchs Leben gehen könnten. Alle drei haben ihren Weg gefunden, mit der alltäglichen Diskriminierung umzugehen und ihr etwas entgegenzusetzen, und der Leser ertappt sich immer wieder dabei, zu hinterfragen, welcher dieser Wege wohl der beste Weg ist. Eine abschließende Antwort wird es wohl nie geben.
Spannend ist auch, dass die Autorin unablässig Erfindung, Wirklichkeit und Fiktion, Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwebt. Was was ist, bleibt bis zuletzt offen. Das baut Dramatik auf, macht es aber auch an mancher Stelle mühsam, dem Geschehen zu folgen. Zum Teil verliert sich die Geschichte meiner Meinung nach sogar zu sehr in Nebenschauplätzen und Erinnerungen.
Für mich auf jeden Fall ein Buch, dass gleich mehrfach aus der Masse heraussticht.

Bewertung vom 13.05.2021
Enriettas Vermächtnis
Madsack, Sylvia

Enriettas Vermächtnis


gut

Konnte mich nicht ganz überzeugen

Durchhalten war die Devise über eine lange Strecke bei diesem Buch. Nach einem vielversprechenden Start haderte ich dann leider doch etwa 100 Seiten damit, ob ich nun aufhöre oder tapfer weiterlese. Ich habe durchgehalten – und bin am Ende froh darüber. Die Geschichte, die erzählt wird, finde ich nach wie vor spannend und vielversprechend, doch leider fehlte es mir an Spannung, Tiefe und vor allem die Protagonisten konnten mich nicht überzeugen. Den Schönheitschirurg Emilio konnte ich so gar nicht greifen. Sollte er gewollt so ambivalent und unnahbar wirken? Vermutlich. Auch seine Verbindung zu Jana wirkte auf mich oftmals nicht nachvollziehbar und glaubhaft. Bei der Beziehung zwischen Jana und Armando viel es mir schon leichter, doch auch da steckte so viel Ungesagtes zwischen den Zeilen, sodass das (oftmals sehr abrupte) Handeln der Personen nicht immer eindeutig schlüssig war. Noch viel mehr Ungesagtes steckt allerdings in der Lebensgeschichte von Enrietta. Hier hätte ich mir mehr Input gewünscht, da ja das ganze Buch darauf basiert. Doch dieser Handlungsstrang der Geschichte wird eher nebensächlich, stattdessen rückt eine Liebes- und/ oder Dreiecksgeschichte in den Vordergrund.

Bewertung vom 18.04.2021
Als wir uns die Welt versprachen
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


gut

Eine interessante Geschichte mit Höhen und Schwächen

Ich bin ehrlich. Ich musste bei diesem Buch erst einmal ein paar Tage verstreichen lassen, bevor ich mich diesen Zeilen widmen konnte. Und auch jetzt fällt es mir nicht leicht. Einerseits bin ich beeindruckt, wie Romina Casagrande das schwere Schicksal der sogenannten Schwabenkinder gekonnt in ihre Geschichte eingebaut hat. Wie sie deren Geschichte erzählt, ohne emotional oder wertend zu sein. Wie glaubwürdig sie die Ängste und die Freundschaft der Kinder Edna und Jacob rüberbringt.

Doch so sehr mir auch die meisten Rückblicke des Buches gefallen haben, umso mehr hatte ich mit den Handlungssträngen in der Gegenwart so meine Probleme. Ob es nun glaubwürdig ist oder nicht, dass eine fast 90-Jährige zumeist zu Fuß die Strecke von Castelbello in Italien nach Ravensburg in Deutschland zurücklegen kann, ist hierbei nebensächlich. Mein Hadern hatte eine ganz andere Ursache. Immer wieder habe ich mich beim Lesen dabei ertappt, dass mir einzelne Passagen nicht logisch oder rund erschienen, als hätte ich den entscheidenden Satz überlesen. Doch auch bei näherer Betrachtung war keine genauere Erklärung zu finden. So als hätte man beim Korrekturlesen versehentlich zu viel Text rausgestrichen. Das hat mich von Fall zu Fall immer mehr gestört. Denn die Rückblicke in die Vergangenheit machten leider das Fehlen der Tiefe, der Beweggründe, der Wertschätzung ihrer Begegnungen in den Kapiteln der Gegenwart nicht wett. Hier fehlte mir die Liebe zum Detail, die in die Szenen der Vergangenheit eingeflossen waren. Da hätte ich mir mehr Sorgfalt gewünscht, und stattdessen am Nebenstrang mit Max (den ich stellenweise auch eher verwirrend finde) den Rotstift angesetzt. So hat es die Autorin leider nicht geschafft, mich mit diesem Teil des Buches emotional in irgendeiner Weise in den Bann zu ziehen.

Und das Ende des Romans? Ja, es ist nicht das, was ich mir gewünscht hätte? Dennoch ist es ist ein schönes Ende. Doch leider bleiben auch hier viele Fragen offen.

Zum Inhalt: Als die Südtirolerin Edna in einer deutschen Zeitschrift ein Bild ihres Kinderfreundes Jacob sieht, macht sie sich auf den Weg über die Alpen, um eine alte Schuld zu begleichen. Vor einem ganzen Leben mussten Edna und Jacob unter härtesten Bedingungen bei schwäbischen Landbesitzern schuften, wie Tausende arme Bergbauernkinder vor ihnen. Der Zweite Weltkrieg riss sie auseinander. Zu Fuß, mit Bus und Zug und ihrem Papagei Emil im Gepäck, beginnt Edna unbeirrt eine Reise voller berührender und überraschender Begegnungen.

Bewertung vom 09.04.2021
Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Es gibt Bücher, die einen besonders ansprechen, nachdenklich machen und nachhaltig berühren. Zu ihnen gehört für mich „Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“ von Susanne Abel. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die im Buch erzählte Geschichte einige Parallelen zu meiner Familiengeschichte hat. So war auch meine Großmutter im Krieg ein Flüchtlingskind und ist Jahrzehnte später an Demenz erkrankt. Viele kleine Szenen aus dem Buch kamen mir wahrscheinlich deshalb sehr bekannt vor.

In dem Buch wechseln sich zwei Zeitebenen ab, die Spannung aufbauen und gleichzeitig tiefe Einblicke in das Schicksal und die Gefühlswelt der Protagonisten bieten. In der Gegenwart lernen die Leser Tom Monderath kennen, der ein erfolgreicher Nachrichtenmoderator ist und mit der beginnenden Alzheimererkrankung seiner Mutter Greta konfrontiert wird. Ausgelöst durch die Erkrankung verliert die alte Dame immer mehr den Bezug zum Hier und Jetzt und durchlebt ihre schicksalsreiche Kindheit und Jugend während und nach dem zweiten Weltkrieg erneut. Was sie in dieser Zeit erlebt hat, erfahren die Leser in den Rückblicken der zweiten Zeitebene. Die Flucht aus Ostpreußen zusammen mit ihrer Familie vor den Russen, die Angst um den Vater, der seit dem Krieg verschollen ist, der Kampf ums tägliche Überleben… Die Familie findet Zuflucht in Heidelberg. Dort verliebt sich Greta in einen dunkelhäutigen GI. Doch diese Liebe war zu damaligen Zeiten ein großes Tabu. Und das Schicksal schlägt noch erbarmungsloser zu als Greta ein Kind erwartet…

Großartig fand ich die vielen Fakten und Hintergründe, die mit in die Geschichte einflossen. Viele kritische Themen wurden angesprochen und aufgearbeitet – einige Aspekte davon waren mir nahezu unbekannt. Es werden Themen wie der Brown Baby Plan angesprochen, die ich so noch nie in einem Roman gefunden habe. Das breite Themenspektrum machte mir wieder einmal deutlich, wie viel Ungerechtigkeit in diesen Jahren geschehen ist und welche Nachwirkungen sie immer noch auf die Generationen danach haben. Der Schmerz und die Hilflosigkeit der Charaktere waren dabei glaubhaft und nachvollziehbar. Doch gleichzeitig muss ich hier auch ein kleines Aber einschieben, denn durch die Fülle an Fakten machte die Story an einigen Stellen – besonders in der neueren Zeitebene – einen zu konstruierten Eindruck auf mich. Doch das ist Kritik auf hohem Niveau. Und so will und kann ich an dieser Stelle nicht mehr verraten, sondern gebe euch lieber eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.03.2021
Die dritte Frau
Fleischhauer, Wolfram

Die dritte Frau


gut

Ich hatte andere Erwartungen

Es ist nicht einfach, meine Gedanken zu „Die dritte Frau“ in Worte zu fassen. Ich habe es zwar in kürzester Zeit gelesen, aber wirklich packen oder berühren konnte es mich nicht. Hat es meine Erwartungen erfüllt? Da muss ich mit einem klaren Nein antworten. Das ist auf der einen Seite gut, denn die Geschichte war in keinster Weise voraussagbar. Leider hat mich nicht nur der Klappentext, sondern auch mindestens die Hälfte des Buches eine völlig andere Geschichte erwarten lassen. Und ich bin ehrlich, diese Richtung der Story hätte mich wesentlich mehr interessiert.
Es fängt alles wie angekündigt mit den Recherchen und der Historie zu einem geheimnisvollen Gemälde an, in allen Einzelheiten wird über die Personen auf und hinter diesem Gemälde spekuliert. Die vielen Informationen, Personen und historischen Ereignisse sind spannend, teilweise aber auch so verwirrend oder zahlreich, dass ich mich nebenbei bei anderen Quellen informieren musste, um der Handlung folgen zu können. Dennoch war ich enttäuscht, als dieses Rätselraten um das Bild nicht mehr Gegenstand der Handlung war. Stattdessen rückte immer mehr die plötzlich aufkeimende „Beziehung“ der beiden Hauptcharaktere in den Mittelpunkt. Wobei Beziehung das falsche Wort ist, noch weniger trifft es „Liebesgeschichte“, wie es auf dem Klappentext heißt. Ich fand diesen Aspekt des Romans leider nicht schlüssig, nicht nachvollziehbar und auch nicht wirklich spannend. Auf mich wirkte die Story noch nicht rund, unvollendet, teilweise zu konstruiert. Doch bildet euch am besten selbst ein Urteil.

Bewertung vom 14.03.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Einfach euphancholisch!

„Doch unter dieser ersten Schicht wirkte sie verletzlich und manchmal sogar unsicher. Sie konnte mir so ähnlich sein, und sie war das Gegenteil von mir, und wenn meine Stimmung eine leere Fabrikhalle war, dann war sie ein Haufen Kerzen.“

Mein erster Wells. Und was soll ich sagen? Ich finde ihn fantastisch, man könnte auch sagen euphancholisch (Wortschöpfung aus dem Buch: eine Mischung aus Euphorie und Melancholie). Denn genau das bringt es auf den Punkt. Der Mix aus Glück und Schwermut von der ersten bis zur letzten Seite, der einen mitreißt und nicht mehr loslässt. Meiner Meinung nach hat Wells genau den richtigen Ton getroffen. Die Geschichte wirkt bis ins kleinste Detail stimmig, das Buch ist emotional, aber nicht kitschig, es lässt einen in die frühe Kindheit in den 80er-Jahren zurückreisen, ohne diesen Aspekt allzu sehr in den Vordergrund zu drängen, und die Charaktere muss man einfach nur ins Herz schließen, mit all ihren Zweifeln, Sehnsüchten, Träumen und Erkenntnissen. Ich liebe das Buch vor allem, wenn Wells die zwischenmenschlichen Hürden beschreibt, die leisen Zwischentöne während der Interaktionen miteinander, die Gedankenspiele. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Romane des Autors
Zum Buch: Missouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde, verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn zwingt, erwachsen zu werden.

Bewertung vom 24.02.2021
Der Klang der Wälder
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


gut

Erfüllte nicht meine Erwartungen

„Die Töne dehnten sich aus. Sie explodierten, wirbelten durcheinander, jagten sich gegenseitig, verschmolzen zu einem Klang. Wie konnte ein Instrument wie ein Klavier so etwas hervorzaubern? Von einem Blatt zu einem Baum, von einem Baum zu einem Wald bis zu einem Berg. Ich konnte bildhaft vor mir sehen, wie der Ton zu Klang, der Klang zu Musik wurde.“

Als der junge Tomura einem Klavierstimmer bei der Arbeit lauscht, fühlt er sich durch den Klang in die hohen, rauschenden Wälder seiner Kindheit zurückversetzt. Er fasst den Entschluss, das Handwerk des Klavierstimmens zu erlernen, doch bei aller Hingabe ist da doch stets die Angst vor dem Scheitern auf der Suche nach dem perfekten Klang. Als er das Klavier der beiden Schwestern Kazune und Yuni stimmen soll, muss er erkennen, dass es dabei um mehr geht als um technische Versiertheit – und es »den einen« perfekten Klang nicht gibt. Und als er Kazune, die angehende Konzertpianistin, dann spielen hört, spürt er die Bestimmung seines Lebens: ihr Spiel zum Strahlen zu bringen.

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, dann aber beim Lesen festgestellt: Da hatte ich mir mehr erhofft. Auf den ersten 100 Seiten hatte ich sogar mehrmals über einen Abbruch nachgedacht, aber hoffnungsvoll weitergelesen. Es gibt ein paar schöne, poetische Stellen (siehe Zitat oben), aber im Großen und Ganzen plätschert die Story langsam und eher ereignislos vor sich hin. Man könnte jetzt argumentieren, dass gerade diese Schlichtheit und die fehlenden Aufs und Abs den Reiz des japanischen Schreibstils ausmachen. Und ja, das stimmt und das mag ich an anderen Romanen auch sehr. Doch hier fehlte mir das gewisse Etwas, das diese Bücher trotzdem so besonders macht. Obwohl über die Liebe zur Musik und den perfekten Klang gesprochen wird, fehlt mir die Tiefe, das Herzblut, die Leidenschaft. Teilweise wirkte der Schreibstil auf mich zu verhalten, holperig und unausgegoren. Vielleicht war das aber auch beeinflusst durch die Charakterzüge des Hauptprotagonisten, der auf mich einen naiven, unbeholfenen, etwas scheuen und teilweise weltfremden Eindruck macht. Was soll ich sagen, es hat mich leider nicht berührt, obwohl ich die Idee zu dieser Geschichte immer noch besonders und vielversprechend finde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2021
Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


gut

Ich bin normalerweise keine Krimi-Leserin, aber diese Story hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Ein Mord ohne erkennbares Motiv, begangen von einem ruhigen und fürsorglichen Familienvater, ein Anwalt, der versucht, Licht ins Dunkel zu bringen, und dazu sympathische Charaktere – das klang für mich sehr lesenswert. Noch dazu wurde „Die 7. Zeugin“ von zwei erfahrenen Experten geschrieben: Florian Schwiecker, ehemaliger Strafverteidiger und bekannter Thriller-Autor, und Michael Tsokos, Professor für Rechtsmedizin und True-Crime-Thriller-Autor. Die beiden sollten also wissen, wovon sie schreiben. Und tatsächlich sind die Gedanken und Handlungen in diesem Justiz-Krimi, der den Auftakt für eine neue Krimi-Reihe darstellt, absolut nachvollziehbar und glaubwürdig. Naja, fast. Die ersten Kontaktaufnahmen zwischen Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer empfand ich als zu gewollt und konstruiert. Mal abgesehen davon hätte ich – wenn ich es nicht bei der Ankündigung des Buches gelesen hätte - nie gedacht, dass die beiden Herren das zukünftige Ermittler-Duo der Krimi-Reihe bilden werden. Rocco Eberhardt und sein Freund und Privatermittler Tobias Baumann hätten hier eher ins Bild gepasst. Wir werden sehen, wie sich die Konstellationen in den kommenden Bänden entwickeln werden. Doch wie sehr mir die erwähnte Realitätsnähe gefallen hat, täuschte es leider nicht darüber hinweg, dass es mir im gesamten Buch an Spannung fehlte.