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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 380 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2024
Eigentlich bin ich nicht so
Aubert, Marie

Eigentlich bin ich nicht so


ausgezeichnet

Kennt ihr das auch? Ihr wollt eigentlich nichts sagen, aber plötzlich platzt es einfach aus euch heraus? Oder ihr reagiert über, ohne wirklich einen Grund zu haben, und verletzt dabei ausgerechnet die Person, die euch am meisten bedeutet? Ihr sagt Nein, obwohl ihr eigentlich Ja sagen wolltet?

EIGENTLICH BIN ICH NICHT SO
Marie Aubert

Es ist das Wochenende, an dem Linnea in Norwegen ihre Konfirmation feiert. Die Eltern haben einen Catering-Service organisiert. Tischkarten wurden liebevoll gebastelt, Linnea hat eine neue Tracht bekommen, und die Kirschbäume stehen in voller Blüte.
Es könnte ein perfekter Tag werden, wenn nicht …

… Vater Bård nach Linneas Konfirmation die Familie verlassen wollte.
… Bårds Schwester Hanne, die extra mit ihrer Lebensgefährtin angereist ist, durch die vielen Erinnerungen an früher ihr altes Trauma wiedererlebt – damals wurde sie vom ganzen Dorf als „die Dicke“ gemobbt.
… Linnea sich nicht mit ihrer besten Freundin zerstritten hätte und jetzt fürchten müsste, dass diese während der Konfirmation, auf der sie bedient, all ihre anvertrauten Geheimnisse ausplaudern könnte.
… Mutter Ellen es zumindest schaffen würde, die schmutzige Wäsche vom Badezimmerboden zu räumen, damit die Gäste nicht darüber stolpern, wenn sie die Toilette benutzen.

Nur Großvater Nils scheint die Ruhe selbst zu sein. Doch seine gelassene Art treibt die Familie noch weiter auseinander.

Was für eine schöne Geschichte! Marie Aubert hat ein wundervolles Familienporträt des alltäglichen Chaos geschaffen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie das Chaos endet.
Leider war das kleine, feine Buch mit nur 200 Seiten viel zu schnell vorbei. Gerne hätte ich noch länger am schön gedeckten Tisch gesessen, den Familienproblemen gelauscht und ein weiteres Stück der leckeren Torte genossen.

Bewertung vom 06.09.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


sehr gut

Das erste Licht des Sommers
Daniela Raimondi

Raimondi erzählt auf vielschichtige Weise die Geschichte einer Familie über drei Generationen hinweg.

Im Zentrum der Handlung stehen Norma und ihre Familie.

Im ersten Teil der Geschichte wird Normas Kindheit in den 1950er Jahren in der ländlichen Provinz Italiens beschrieben. Sie verbringt viel Zeit mit ihrer Cousine Donata und lernt ihren Jugendfreund Elia kennen, den sie jedoch später aus den Augen verliert. Der zweite Teil wechselt zu Normas und Elias Erwachsenenleben in London. Der Stil wird hier lebendiger, wodurch die Beziehung der beiden intensiver und greifbarer wirkt. Im letzten Teil kehren Norma und die Handlung nach Italien zurück, um sich den Ursprüngen der Familie in Stellata zu widmen.

Die Geschichte rückt neben der Liebesgeschichte mit Elia vor allem die Frauen und ihre Kämpfe in den Mittelpunkt – Mütter und Töchter, die versuchen, ihren eigenen Weg zu finden. Diese Konflikte sind besonders bei Norma, ihrer Mutter Elsa, aber auch bei anderen Frauen der Familie, wie der Großmutter Neve oder der Cousine Maria Luz, präsent und prägen das Generationenporträt entscheidend.

Normas Lebensweg, der sich über fast sieben Jahrzehnte erstreckt, wird mit viel Feingefühl erzählt. Besonders die Beziehung zu ihrer emotional distanzierten Mutter Elsa wird eindrucksvoll geschildert. Trotz der Kälte, die Elsa ihrer Tochter entgegenbringt, begleitet Norma sie bis zu ihrem Tod – eine bewegende Darstellung von Liebe und Pflichtgefühl.

Die Autorin verknüpft geschickt die persönlichen Erlebnisse der Figuren mit den politischen und historischen Entwicklungen sowie den Zwängen, denen italienische Frauen in dieser Zeit ausgesetzt waren.

Obwohl ich Raimondis Vorgänger "An den Ufern von Stellata" gelesen und gemocht habe, fiel es mir anfangs schwer, in das Buch hineinzufinden. Zudem erschien mir die Handlung stellenweise überladen. Doch nachdem ich mich eingelesen hatte, fesselte mich die besondere Liebesgeschichte zwischen Norma und Elia mit ihren Schilderungen in London und Brasilien.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte habe ich das Buch gerne gelesen und möchte es euch als einen tiefgehenden Gesellschaftsroman empfehlen.

Bewertung vom 03.09.2024
Dein Mädchen-Bastelblock
Busch, Nikki

Dein Mädchen-Bastelblock


ausgezeichnet

Der "Mädchen Bastelblock" von Nicki Busch ist ein wahres Bastelparadies, das nicht nur die Herzen von kleinen Mädchen höherschlagen lässt, sondern auch bei Eltern und Großeltern für Begeisterung sorgt.
Der Block bietet eine bunte Mischung aus kreativen Projekten, die sofort zum Basteln einladen, ohne dass viel Vorbereitungszeit erforderlich ist. Dies wird besonders dadurch unterstützt, dass alle notwendigen Materialien wie buntes Papier, Sticker und Vorlagen bereits im Block enthalten sind. Die Anleitungen sind klar und verständlich, sodass Kinder selbstständig basteln können.
Besonders hervorgehoben wird die Vielseitigkeit der Projekte: von einem Türschild über Fingerpuppen bis hin zu Origami-Tieren ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die kräftigen Farben der Papiere und die liebevoll gestalteten Vorlagen tragen zusätzlich zum Spaß bei. Ein Highlight sind die Musterpapiere auf den letzten Seiten, die direkt herausgetrennt und für verschiedene Projekte genutzt werden können. Besonders lobenswert ist, dass der Block nicht nur für Mädchen geeignet ist. Die abwechslungsreichen Bastelideen und die ansprechende Gestaltung machen ihn zu einem Muss für jeden kleinen Bastelfan, unabhängig vom Geschlecht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der "Mädchen Bastelblock" ein ideales Geschenk für Kinder ist, das viele Stunden kreativen Spaß garantiert. Ob als Mitbringsel oder Geburtstagsgeschenk – dieser Bastelblock wird sicherlich immer gut ankommen und sorgt für leuchtende Kinderaugen.
Ein rundum gelungenes Produkt, das in keiner Bastel-Ecke fehlen sollte!
5/ 5

Bewertung vom 03.09.2024
#buch4you: Dein Mädchenbuch: Kreativ durch's ganze Jahr
Busch, Nikki

#buch4you: Dein Mädchenbuch: Kreativ durch's ganze Jahr


ausgezeichnet

„Dein Mädchen Buch - Kreativ durchs ganze Jahr“ von Nikki Busch, illustriert von Christiane Hahn, ist ein wahres Highlight für kreative Köpfe.
Schon das bunte und ansprechende Cover macht neugierig und verspricht eine Vielzahl an spannenden Bastelprojekten.
Das Buch startet mit einer praktischen Übersicht über die benötigten Bastelmaterialien sowie einem hilfreichen Klebstoff-Lexikon, das sogar Rezepte zum Selbermachen von Klebstoff enthält. Anschließend folgen zahlreiche kreative Projekte aus verschiedensten Materialien wie Papier, Bastelhölzern und Naturmaterialien.
Besonders erwähnenswert sind die saisonalen Bastelideen rund um Ostern, Halloween und Weihnachten, die für jede Jahreszeit passende Inspiration bieten.

Die klare Struktur des Buches überzeugt: Die Projekte sind nach Schwierigkeitsgrad sortiert, was es sowohl Anfängern als auch fortgeschrittenen Bastlern ermöglicht, die passenden Herausforderungen zu finden. Ein Stern steht für leichte, zwei Sterne für mittlere und drei Sterne für anspruchsvolle Bastelideen.
Besonders praktisch ist die Verwendung von Alltagsmaterialien wie Blättern, Tannenzapfen oder Klopapierrollen, was das Basteln kostengünstig und umweltfreundlich macht.
Das Buch lockert seine kreativen Anleitungen immer wieder durch kleine Rätsel, Ausmalbilder und Freiflächen zum eigenen Gestalten auf. Auch das Kapitel zum Thema Handlettering und Kalligrafie bietet zusätzliche künstlerische Anregungen.

Das Hardcover mit seinem Gummiband, das als Lesezeichen verwendet werden kann, verleiht dem Buch nicht nur ein hochwertiges Äußeres, sondern auch eine besondere Funktionalität.
Insgesamt ist „Dein Mädchen Buch“ ein farbenfrohes und vielseitiges Bastelbuch, das Kinder ab 10 Jahren begeistert.
Obwohl es als „Mädchenbuch“ angeboten wird, sind viele der Ideen auch für Jungen geeignet, was es zu einem großartigen Geschenk für alle kreativen Kinder macht.

Die Qualität des Buches, gepaart mit den abwechslungsreichen und gut erklärten Projekten, macht es zu einem Must-Have für jeden Bastelfan. Ich möchte euch das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.
5/ 5

Bewertung vom 02.09.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

MITTERNACHTSSCHWIMMER
Roisin Maguire
Wundervoll gelesen von Brigitte Carlsen

Roisin Maguire erzählt in „Mitternachtsschwimmer“ die bewegende Geschichte von Evan, einem Mann, der nach einem schweren Schicksalsschlag alles versucht, um seine zerbrechende Familie zu retten. Um seiner Frau Raum zu geben, zieht er sich in ein abgelegenes Cottage an der irischen Küste zurück. Doch aus den geplanten wenigen Tagen wird durch den plötzlichen Ausbruch des Coronavirus und den darauf folgenden Lockdown ein längerer Aufenthalt.
Evan, der zerbrechliche Großstädter, wird von den Einheimischen des kleinen Küstenortes Ballybrady zunächst mit Argwohn betrachtet. Auch er selbst hat Schwierigkeiten, sich in die Gemeinschaft einzufinden, und die kühle, unnahbare Art seiner Vermieterin Grace verstärkt sein Gefühl der Isolation. Doch als sein achtjähriger gehörloser Sohn Luca unerwartet vor seiner Tür steht, wird Evan mit der Herausforderung konfrontiert, sich erneut als Vater zu beweisen. Überrascht stellt er fest, dass ausgerechnet Grace, die ihm anfangs so fremd und verschlossen erschien, eine besondere Verbindung zu Luca aufbaut.

Evan steht im Zentrum dieses Romans, und seine Entwicklung ist berührend und tiefgehend. Seine innere Zerrissenheit und die langsame Annäherung an seinen Sohn und die Dorfbewohner werden von Maguire feinfühlig und mit großer atmosphärischer Dichte dargestellt. Die irische Küstenlandschaft, die Maguire so lebendig beschreibt, dient hingegen als Spiegel für Graces eigene innere Landschaft – rau, stürmisch, aber auch voller stiller Schönheit und Leben.
Ganz besonders gelungen waren die Charakterzeichnung und die einfühlsame Schilderung der kleinen, schönen Momente zwischen Evan, Luca und Grace.

Fazit:
Der „Mitternachtsschwimmer“ ist eine eindrucksvolle und bewegende Erzählung über Verlust, Heilung und die Suche nach einem Neuanfang, die ich sehr gerne abwechselnd gelesen und gehört habe.
4½/ 5

Bewertung vom 02.09.2024
Die schönste Version
Thomas, Ruth-Maria

Die schönste Version


ausgezeichnet

DIE SCHÖNSTE VERSION
Ruth-Maria Thomas

Der Streit zwischen der Studentin Jella und ihrem zehn Jahre älteren Freund Yannick eskaliert. Seine Hände umklammern ihre Kehle und nehmen ihr die Luft zum Atmen. Erst in letzter Sekunde kann sie sich befreien.
Kurzentschlossen findet sie sich auf dem Polizeirevier wieder, um Hilfe und Zuspruch zu erhalten. Doch da sie Yannick mit einer Pfeffermühle geschlagen hatte – aus Notwehr, damit er aufhört, sie zu würgen – wird ihr vom Polizisten, der sich keine Notizen macht, eine Mitschuld zugeschrieben.
Sie zieht kurzerhand wieder zu ihrem Vater in die Plattenbausiedlung und ist geneigt, Yannick zu verzeihen, denn eigentlich gab es ja auch viele schöne Momente in ihrer Beziehung …

„Und dann. Danach. Das Abtun, als wäre nichts gewesen. Als würdest du übertreiben. Dann wirst du selbst unsicher, zweifelst, bekommst das Gefühl, dass du deiner eigenen Angst nicht mehr vertrauen kannst. Und dann. Wischst auch du es weg, als wäre es nichts, nur ein Teil des Streits, keine lebensbedrohliche Situation, die dich verfolgt, bis in deine Träume.“ (S. 259)


In Rückblicken erfahren wir, wie Jella in einer ostdeutschen Kleinstadt aufwächst, wie ihre Mutter sie und ihren Vater früh verlässt, da sie lieber in Berlin leben möchte. Jella entscheidet sich dafür, bei ihrem Vater zu bleiben. Sie besucht die Schule, lernt dort ihre Freundinnen kennen und verliebt sich mit 15 Jahren in einen sehr viel älteren Jungen, der sie erstmals sexuell unter Druck setzt und erpresst.
Wir erleben mit, wie sie Weihnachten sturzbetrunken einem jungen Mann „Nein“ sagt und dieser das „Nein“ ignoriert.
Als Jella Jahre später Yannick kennenlernt, hoffen wir, dass sie endlich ihre große Liebe gefunden hat und zur Ruhe kommt. Doch schnell erkennen wir als Leser, dass Yannick narzisstische Züge hat, die die verliebte Jella völlig ignoriert.


Was für ein krasser Roman. Dieses Buch über eine toxische Beziehung ist wie ein Paukenschlag und ist zu Recht für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert. Für mich ist es jetzt schon ein großes Highlight.
Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, habe Jella nicht immer verstanden, aber dennoch mit ihr gelitten.
Chapeau, Ruth-Maria Thomas, was für ein Debüt! Ich drücke Ihnen für den Deutschen Buchpreis 2024 fest die Daumen.
5/ 5

Bewertung vom 29.08.2024
Die Ungelebten
Rosales, Caroline

Die Ungelebten


ausgezeichnet

DIE UNGELEBTEN
Caroline Rosales

Jennifer ist Mutter von drei Kindern, sie ist Mitinhaberin und Vollzeitbeschäftigte in dem Familienunternehmen ihres Vaters, besucht Kindergarten- und Schulveranstaltungen, stillt nebenbei ihren Säugling, begleitet Schlagersänger:innen auf deren Tourneen und sorgt nebenbei für das sexuelle Wohlbefinden ihres Mannes Max.
Max ist bei all dem keine Stütze. Er möchte mit der Kindeserziehung nichts zu tun haben, arbeitet in einer nicht florierenden Kanzlei und leidet mit seinem mangelnden Selbstwertgefühl darunter, dass Jennifer die Millionen auf dem Konto hat, obwohl diese kein abgeschlossenes Studium hat.
Als Jennifer eine Nachricht erhält, dass eine ehemalige Schlagersängerin ihren Vater der Vergewaltigung bezichtigt, bricht für Jennifer eine Welt zusammen.

In Rückblicken erfahren wir mehr über Jennifers Kindheit und über ihren Vater Bernd, der ein Platten-Label aufbaute und diesen in ein Imperium verwandelte. Mit einigen Tricks kam Bernd zu Geld, nahm gut-aussehende Frauen unter Vertrag und gab ihnen die Chance, eine Platte aufzunehmen - deren Aufnahme sie allerdings selber finanzieren mussten. Diese kleinen Sternchen am Schlager-Plattenhimmel wurden jedoch von Bernd nicht nur finanziell ausgenommen, sondern auch sexuell …
Drei Monate und zwei Songs später war er ihrer überdrüssig und entließ sie mit den Worten „Du hat es nicht gebracht“ in ihre private Insolvenz.

Wir erfahren, wie Jennifers narzisstischer Vater auch sie manipulierte. Wie er sich von ihrer Mutter scheiden ließ, die Schuld der Trennung ihr zuwies und diese auch vom Gericht bestätigt bekam. Bernd hielt systematisch alle Frauen in seiner Umgebung klein und vernichtete sie, wenn es nicht nach seinem Credo lief.

Was für ein Buch! Selten habe ich so viel Wut beim Lesen eines Buches empfunden, wie bei diesem.
Das ganze Buch ist ein Spiegel der 70/80-Jahre, wo die Männer sich viel zu viel gegenüber den Frauen herausnahmen.
Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Der Schreibstil ist nicht immer leicht. Einige Male musste ich nach hinten blättern, gucken, ob ich wirklich alles verstanden habe - einige Passagen musste ich sogar ein weiteres Mal lesen. In der Mitte wurde mein Herz gebrochen und das Ende hätte ich mir anders gewünscht, passt jedoch perfekt zum Buch.

Ein ganz großes Buch, das ich euch unbedingt empfehlen möchte. Gerne würde ich mehr von der Autorin lesen.
5+/ 5

Bewertung vom 27.08.2024
Tubi Walross
Murschetz, Luis

Tubi Walross


ausgezeichnet

TUBI WALROSS
Luis Murschetz

Für die dicken Walrosse in Eisland gibt es nichts besseres, als in der Sonne zu liegen und sich auf dem Packeis treiben zu lassen. Doch das Eis schmilzt und es wird immer enger auf den treibenden Eisinseln.
Eines Tages fällt ein Walross von dem Eisberg herunter und stürzt ins Meer. Glücklicherweise treibt dort gerade eine kleine Eisscholle, auf die sich das dicke Walross retten kann.
Tagelang treibt es auf dieser Scholle, die jetzt sein neues Zuhause ist. Er schläft und sonnt sich und eigentlich geht es ihm gut, bis immer mehr Schiffe seinen Weg kreuzen und er ein wenig Angst vor ihnen bekommt. Doch als ein heftiger Sturm ausbricht und seine ohnehin viel zu klein gewordene Eisscholle arg ins Wanken gerät, kommt er in Seenot. Nur mit Mühe kann er sich auf einen Container retten, der zuvor von einem Containerschiff gefallen war.
Doch sein Abenteuer ist noch lange nicht zu Ende. Doch wie das Walross zu seinem Namen Tubi kommt, wie er Ludwig, den Leuchtturmwärter und viele kleine Freunde kennenlernt und was das alles mit der goldenen Tuba zu tun hat, das müsst ihr einfach selber herausfinden!

Was für eine gelungene Geschichte von dem Autor Luis Murschetz, den wir bereits von seinem Buch “Der Maulwurf Grabowski“ kennen.
Zart und fein weist der Autor auf unsere Umweltprobleme hin und gibt uns so die Chance, früh mit unseren kleinen Kindern über das Thema „Klimawandel“ zu sprechen. Wie intensiv man das Ganze dann bespricht, bleibt dem Vorleser überlassen.
Für mich ist das ein wichtiges Buch, denn ich finde, dass man nicht früh genug beginnen kann, unserem Nachwuchs das Bewusstsein für unsere Umwelt näherzubringen …
Das Buch wurde liebevoll illustriert und ist für Kinder ab 4 Jahren als Vorlesebuch bestens geeignet.

Große Leseempfehlung von mir.
5/ 5

Bewertung vom 26.08.2024
Phytopia Plus
Zerbe, Zara

Phytopia Plus


ausgezeichnet

PHYTOPIA PLUS
Zara Zerbe

Hamburg um 2040:
Extreme Hitze im Wechsel mit anhaltenden Trockenperioden haben Hamburg zugesetzt. Die Elbe hat die Umgebung verschlickt. Es gibt kaum noch frische Lebensmittel zu kaufen. Die Einzigen, denen es noch möglich ist Frischwaren zu kaufen, sind die Reichen, die in eingezäunten Wohnanlagen mit Bio-Märkten abgeschirmt in den Edelwohngebieten wohnen.

Phytopia Plus ist ein Verfahren, das ermöglicht, das menschliche Bewusstsein zu digitalisieren und in der DNA von Pflanzen zu speichern. Die Drosera AG hat dieses Verfahren entwickelt.
Hier arbeitet Aylin als Aushilfsgärtnerin. Es ist ihre Aufgabe, die Pflanzen mit dem gespeicherten Bewusstsein zu pflegen, Wasserstände zu erfassen und deren Überleben zu sichern.
Gerne hätte sie selbst einen solchen Speicherplatz für das Bewusstsein ihres Großvaters erworben. Doch die Summe von 350.000 Euro, die der Transponder kostet, der erst in die Hirnrinde des Patienten eingesetzt - und nach dem Tode wieder entnommen wird, mit dem Ziel, diese Informationen in die Pflanzen einzusetzen, kann sie nicht aufbringen.
Eines Tages entdeckt sie in einem Gewächshaus eine Veränderung an einer Pflanze: Die Blätter weisen kleine weiße Muster auf. Anstatt ihre Entdeckung zu melden, nimmt sie kurzerhand einen Trieb dieser Pflanze mit nach Hause und beginnt dort eine eigene kleine Pflanzenzucht.
Schnell bemerkt Aylin, dass die Ableger der Pflanze sich wunderbar für viel Geld im Internet verkaufen lassen.
Dass sie das Bewusstsein eines Menschen kopiert und in der ganzen Stadt verteilt, ist ihr zwar bewusst, tangiert sie aber eher peripher.
Ob die Drosera AG von Aylins neuem „Businessmodell“ begeistert ist, müsst ihr allerdings selber herausfinden.

Was für eine starke Geschichte!
Eine Dystopie, die in Hamburg spielt, gesellschaftskritisch ist und auf unsere Umweltprobleme weist, musste ich einfach lesen.
Leicht und locker liest sich das Buch und täuscht des Öfteren über ein erschreckendes Szenario hinweg - von dem ich befürchte, dass es in Hamburg zukünftig so aussehen könnte.
Zara Zerbes Geschichte regt zum Nachdenken an und deshalb möchte ich euch diesen Roman unbedingt empfehlen.
4½/ 5

Bewertung vom 21.08.2024
Bei Licht ist alles zerbrechlich
Solla, Gianni

Bei Licht ist alles zerbrechlich


ausgezeichnet

„Wir wussten nicht, dass wir Motten waren, die sich zu nah ans Feuer wagten: Angezogen vom strahlenden Licht, enden sie mit versengten Flügeln in diesem letzten Tanz, bei dem die Freude die Angst überwiegt.“ (Tolino S. 82)

BEI LICHT IST ALLES ZERBRECHLICH
Gianni Solla

1942:
Davide wächst in Tora e Piccilli, einem kleinen italienischen Dorf, in der Nähe Neapels, als Sohn eines Schweinezüchters, auf. Er ist der Spott der Kinder und Jugendlichen, da er humpelt und den Geruch der Schweine nicht ablegen kann.
Sein Traum ist es, eines Tages wegzugehen, dem Dorf den Rücken zu kehren und den Klauen seines Vaters, dem Patriarchen der Familie, zu entkommen.
Teresa, die Tochter des Seilmachers, teilt mit ihm diesen Traum. Wenn Davide es schafft, sich heimlich aus dem Stall zu entfernen, verbringen sie die Nachmittage gemeinsam. Teresa hat ihm einige Buchstaben gelehrt, denn sein Vater verbot ihm die Schule zu besuchen.
Eines Nachmittags werden ein paar Juden in das Dorf gebracht. Kein anderes Dorf wollte diese haben und auch die Dorfbewohner Toras sind wenig begeistert von diesen Eindringlingen. Doch Davide ist von der äußerlichen Erscheinung des jungen jüdischen Nicolas angetan und sucht seine Nähe. Ganz langsam beginnt eine Freundschaft, die auch Teresa einbindet. Nicolas Vater, einst Lehrer in Neapel, sieht in Davide einen begabten Jungen und lehrt ihm Lesen und Schreiben.
Die zarte Freundschaft der drei jungen Menschen kommt zu einem jähen Ende, als die Deutschen ins Dorf kommen, um alle Juden zu deportieren.

Was für eine zarte und eindringliche Geschichte eines Jungen, der gefangen in seinem oktroyierten Leben ist.
Der erste Teil, der mehr als die Hälfte des Buches ausmacht, konnte mich sofort und ganz für sich einnehmen. Die Beschreibungen waren fein und ausgeschmückt, sie erweckten Bilder in meinem Kopf, die noch lange nachwirken werden.
Der zweite Teil konnte mich hingegen nicht ganz greifen: Diese großen Zeitsprünge und die Geschichte als solche war mir zu farblos, die Erzählungen, rund ums Theater, zu lang. Davide drohte mir zu entgleiten, doch der dritte Teil brachte ihn mir zurück und ich konnte alle Teile als ein großes Ganzes für mich zusammenfügen.

Insgesamt ein tolles Buch. Authentisch und wunderschön geschrieben. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Sollas, die es hoffentlich bald geben wird.
Große Leseempfehlung von mir.
4½/ 5